Dr. Stefan Frank 2729 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2729 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Es kommt aus dem Nichts, an einem eigentlich für einen fröhlichen Ausflug geplanten Wochenende: Profiturnerin Ina Kalweit, eine junge, sportlich fitte Frau, bricht mit einem epileptischen Anfall zusammen. Zum Glück informiert ihr Freund Tim direkt Dr. Stefan Frank, der in der Nachbarschaft wohnt. Zusammen mit den Kollegen in der Waldner-Klinik versucht Dr. Frank, Ina auf Medikamente einzustellen, die die Epilepsie unterdrücken und ihr ein Fortsetzen ihrer Turnkarriere ermöglichen sollen. Schließlich hat Ina ihr ganzes Leben lang nur auf ein Ziel hingearbeitet: eine olympische Medaille. Aber welches Risiko sie eingeht, wird der jungen Frau erst bewusst, als sie im Training nach einer schwierigen Übung erneut einen Anfall bekommt. Was, wenn es das nächste Mal mitten in der Kür am Stufenbarren oder auf dem Schwebebalken passiert? Doch ohne Turnen macht das Leben für Ina keinen Sinn mehr!
Bevor sich eine Depression einschleichen kann, macht Dr. Frank der jungen Frau einen ungewöhnlichen Vorschlag, um eine neue Sicht auf die Dinge zu bekommen - mit überraschendem Ergebnis ...


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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Plötzlicher Rücktritt

Vorschau

Impressum

Plötzlicher Rücktritt

Ihre Epilepsie zwingt Profiturnerin Ina zum Aufgeben

Es kommt aus dem Nichts, an einem eigentlich für einen fröhlichen Ausflug geplanten Wochenende: Profiturnerin Ina Kalweit, eine junge, sportlich fitte Frau, bricht mit einem epileptischen Anfall zusammen. Zum Glück informiert ihr Freund Tim direkt Dr. Stefan Frank, der in der Nachbarschaft wohnt. Zusammen mit den Kollegen in der Waldner-Klinik versucht Dr. Frank, Ina auf Medikamente einzustellen, die die Epilepsie unterdrücken und ihr ein Fortsetzen ihrer Turnkarriere ermöglichen sollen. Schließlich hat Ina ihr ganzes Leben lang nur auf ein Ziel hingearbeitet: eine olympische Medaille. Aber welches Risiko sie eingeht, wird der jungen Frau erst bewusst, als sie im Training nach einer schwierigen Übung erneut einen Anfall bekommt. Was, wenn es das nächste Mal mitten in der Kür am Stufenbarren oder auf dem Schwebebalken passiert? Doch ohne Turnen macht das Leben für Ina keinen Sinn mehr!

Bevor sich eine Depression einschleichen kann, macht Dr. Frank der jungen Frau einen ungewöhnlichen Vorschlag, um eine neue Sicht auf die Dinge zu bekommen – mit überraschendem Ergebnis ...

Endlich war das heiß ersehnte Wochenende da!

Obwohl es noch früh am Morgen war, stand Ina Kalweit schon am geöffneten Fenster und atmete tief die kühle Luft ein, die nach Erde und Laub duftete. Um diese Uhrzeit herrschte noch Stille in der Grünwalder Siedlung, in der sie sich eine Wohnung mit ihrem Freund Tim teilte. Die Sonne kletterte gerade über die Hausdächer und ließ das bunte Laub der Bäume magisch leuchten, tauchte die stillen Straßen in ein goldenes Licht. Was für ein großes Glück, dass auch das Wetter mitspielte!

Zum ersten Mal in ihrem einundzwanzigjährigen Leben wollte Ina ein Wochenende auf einer Berghütte verbringen.

Freizeit war ein Fremdwort für die talentierte Turnerin und ihren Freund. Neben Studium und Arbeit verbrachten sie jeden Tag mehrere Stunden in der Turnhalle und absolvierten ein straffes Training. In den fast dreißig Wochenstunden standen für Ina neben Stufenbarren und Schwebebalken auch Boden und Sprung auf dem Programm. Als Mann trainierte Tim andere und noch zwei Geräte mehr. Beide hatten es in die Nationalmannschaft geschafft, die Hoffnungen ihrer Trainer ruhten auf ihren Schultern. Doch wie alles im Leben hatte auch der Erfolg zwei Seiten. Der immense Druck war seither Inas treuer Begleiter.

Doch an diesen beiden Tagen sollte all das ausnahmsweise einmal keine Rolle spielen. Durch eine glückliche Fügung fand kein Training, kein Wettkampf statt. Nichts stand dem Hüttenbesuch im Weg.

Ina spürte, dass sie nicht mehr alleine war.

»Ist es nicht wunderschön?«, fragte sie versonnen.

Tim warf nur einen kurzen Blick hinaus.

»Hmmm«, brummte er. »Hast du deine Sachen fertig gepackt? In zwanzig Minuten kommt Oli. Genug Zeit, um noch ein paar Dehnübungen auf dem Balkon zu absolvieren.«

»Nicht dein Ernst, oder?« Ina drehte sich zu ihrem Freund um. »Ich wollte noch duschen gehen und die Sachen aus dem Kühlschrank einpacken. Da bleibt keine Zeit mehr für eine Trainingseinheit.« Tim wollte widersprechen, als Ina ihm einen Kuss auf die Wange drückte. »Nicht böse sein«, bat sie und huschte an ihm vorbei ins Bad.

Sicher, sie hatte ihrem Freund viel zu verdanken. Ohne ihn wäre sie niemals so weit gekommen, davon war Ina überzeugt. Tim motivierte sie zum Training, wenn sie einen Durchhänger hatte, verriet ihr wertvolle Tipps und Tricks und baute sie bei Misserfolgen immer wieder auf. Doch an diesem Morgen sträubte sich alles in ihr. Die Vorfreude pulsierte in ihren Adern, ihre fröhliche Singstimme mischte sich mit dem Wasserrauschen. Jetzt noch schnell abtrocknen und anziehen, dann war sie bereit für das große Abenteuer.

Inzwischen hatte Tim seine Übungen beendet und kümmerte sich um den Proviant. Er hörte Inas Schritte.

»Ich glaube, wir haben alles.« Er sah auf die Uhr. »Gut, dass du fertig bist. Es ist nämlich schon drei Minuten vor sieben. Oli kann jeden Augenblick hier sein.«

Eine Antwort bekam er nicht. Ein dumpfer Knall ließ ihn herumfahren. Erschrocken starrte er seine Freundin an. Ina lag vor ihm auf dem Boden, ihr Körper zuckte und krampfte. Schaum trat aus ihrem Mund. Als gelernter Ergotherapeut ahnte Tim schnell, dass er es mit einem epileptischen Anfall zu tun hatte. Er brachte Ina in die stabile Seitenlage, zog das Handy aus der Tasche und wählte mit zitternden Fingern die Nummer des Mannes, der ihm spontan in den Sinn gekommen war.

Schon seit Jahren war der Allgemeinmediziner Dr. Stefan Frank Inas Arzt des Vertrauens. Er kümmerte sich um die Erstversorgung ihrer Sportverletzungen, überwies sie im Falle eines Falles an die Kollegen und übernahm die Operationsnachsorgen. Schweigend lauschte er dem Bericht des jungen Sportlers und versprach, trotz der frühen Stunde sofort zu kommen. Und noch immer krampfte Ina auf dem Boden, eine gefühlte Ewigkeit lang, dabei waren erst drei Minuten vergangen.

»Inchen, geht's dir besser?« Tims Stimme bebte. »Hallo, kannst du mich hören?«

Ina hörte ihn, konnte aber weder antworten noch sich bewegen. Sie wusste nicht, dass sie kurz das Bewusstsein verloren hatte, starrte ihren Freund an und fürchtete, ihm sei etwas passiert. So verstört hatte sie Tim noch nie gesehen. Was war es, das ihm solche Angst einjagte?

Sie wollte sich aufsetzen, doch Tim drückte sie zurück auf das Kissen, das er ihr inzwischen unter den Kopf geschoben hatte. Ina begriff nicht, warum er das tat. Sie wollte doch mit ihren Freunden in die Berge fahren und hatte sich so sehr darauf gefreut!

Weil ihr Leben nur aus Turnen und Lernen bestand, gab es noch so vieles, was sie kennenlernen und erleben wollte. Umso mehr fieberte sie dem Hüttenaufenthalt entgegen, der geplanten Wanderung zum Gipfelkreuz, dem gemeinsamen Kochen und besonders dem Lagerfeuer, das sie am Abend anzünden wollten. Sie hatte sogar ihre Gitarre eingepackt, die seit Jahren in einer Ecke ihres Zimmers verstaubte. Doch jetzt stand plötzlich ein Mann in der Küche, der ihr irgendwie bekannt vorkam. Wenn sie sich doch nur an seinen Namen erinnern könnte!

***

»Sehr gut. Sie sind also wieder ansprechbar!« Dr. Frank kniete neben seiner Patientin und half Ina, sich aufzusetzen.

Ihr Blick irrte umher.

»Was ist denn los mit mir? Warum sind Sie hier? Was ist passiert?«

Noch während sie sprach, strömten Tränen über ihre Wangen. Ina begriff die Antwort ihres Arztes nicht, fühlte aber, wie eine Welt in ihr zusammenbrach. Ihr Verstand war noch nicht richtig klar, aber das Gefühl der Verlorenheit, des Ungewissen war übermächtig.

»Was hat das alles zu bedeuten?«

Ihre Stimme war belegt, die Zunge dick geschwollen. Während ihre Kiefermuskeln sich verkrampft hatten, hatte sie mehrfach darauf gebissen.

Besonnen wie immer machte Dr. Frank seine Arbeit. Er kontrollierte Puls und Blutdruck, hörte Ina ab und stellte Fragen, die sie nicht beantworten konnte. Von dem Moment an, als sie das Bad verlassen hatte, bis zu ihrem Erwachen auf dem Küchenboden konnte sie sich an nichts erinnern.

»Auch wenn es schlimm ausgesehen hat, handelt es sich bei einem epileptischen Anfall nicht um ein lebensbedrohliches Ereignis«, erklärte Dr. Frank schließlich und steckte das Stethoskop zurück in die Arzttasche. »Trotzdem sollten nach diesem Ereignis einige Untersuchungen in der Klinik gemacht werden. Wenn Sie einverstanden sind, rufe ich einen Wagen und lasse Sie in die Waldner-Klinik bringen.«

Für eine Leistungssportlerin wie Ina standen Verletzungen auf der Tagesordnung. Deshalb kannte und schätzte sie Dr. Waldner und sein Team seit langer Zeit. Aber ausgerechnet jetzt?

»Muss das wirklich sein?«, fragte sie sichtlich verzweifelt. »Wir wollten auf eine Hütte in den Bergen fahren und dort das Wochenende verbringen.«

Inzwischen war Oli angekommen, Tim hatte ihn hereingelassen. Sie hörte die beiden Freunde im Wohnzimmer tuscheln.

»Das wäre grober Leichtsinn«, mahnte Dr. Frank. »Krampfanfälle, die eine Störung im Gehirn vermuten lassen, sollten so schnell wie möglich abgeklärt werden«, musste er ihr zu seinem Leidwesen mitteilen. Er wusste, wie hart Ina für ihren Erfolg arbeitete, welchen Verzicht sie dafür auf sich nahm. »Vielleicht macht es die Sache leichter, wenn Sie wissen, dass Sie in Ihrem Zustand vermutlich keine Freude am Wandern hätten.«

Was meinte er damit? Ina wollte gerade nachfragen, als sie ihren Körper langsam wieder spürte. Wegen der Krämpfe schmerzte jeder einzelne Muskel. Sie ballte die Hand zur Faust, als ein neuer Krampf ihren Arm nach hinten drehte, ohne dass sie es verhindern konnte. Erschrocken schrie sie auf.

»Keine Sorge, das sind nur Nachwehen des epileptischen Anfalls. Das geht vorbei«, versuchte Stefan Frank, seine Patientin zu beruhigen.

Ina zitterte am ganzen Leib. Erst nach und nach ging ihr die ganze Tragweite des Geschehens auf.

»Aber ich bin Turnerin«, schluchzte sie auf. »Was, wenn ich meinen Körper nicht mehr im Griff habe? Wenn ich ihm nicht mehr vertrauen kann?«

»Immer mit der Ruhe.« Dr. Franks freundliches Lächeln ruhte auf Inas Gesicht. »So weit ist es noch lange nicht. Wir gehen einen Schritt nach dem anderen. Die Sanitäter bringen Sie in die Waldner-Klinik. Ich folge mit meinem eigenen Wagen. Dort werden die nötigen Untersuchungen gemacht und danach sehen wir weiter.«

Tim kehrte in die Küche zurück. Im Hintergrund fiel die Wohnungstür ins Schloss.

»Oli fährt jetzt los«, teilte er seiner Freundin mit.

»Und du?«, fragte Ina.

»Ich lasse dich doch nicht im Stich. Natürlich komme ich mit in die Klinik.«

Er versuchte, so überzeugt wie möglich zu klingen, doch Ina bemerkte das Bedauern in seinen Augen. Sie konnte es ihm nicht verdenken.

***

Bei ihrer Ankunft in der Klinik wurde Ina bereits erwartet. Die Neurologin Dr. Blerta Fisni nahm die Patientin in Empfang. Nach einer Blutabnahme wurde Ina sofort in die Radiologie gebracht, wo Dr. Körner Aufnahmen des Gehirns anfertigte. Im Anschluss wurden für eine Messung der Gehirnströme zwanzig Elektroden auf Inas Kopfhaut angebracht, zusätzlich drehte ein Assistenzarzt ein Video, um mögliche weitere Anfälle aufzuzeichnen. Außerdem wurden Tim und Ina noch einmal eingehend zum Hergang des Anfalls befragt.

»Erinnern Sie sich an einen Auslöser des Geschehens?«, erkundigte sich Dr. Fisni. »Hatten Sie ein Vorgefühl, dass gleich etwas passieren könnte?«

Ina verneinte beide Male und erklärte: »Es kam aus heiterem Himmel und fühlte sich an wie ein Gewitter im Kopf. Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern.«

Die Neurologin machte sich Notizen und wandte sich an Tim: »Ist Ihnen etwas aufgefallen?«

»An diesem Morgen war Ina besonders gut gelaunt«, erwiderte er. »Und dann passiert ausgerechnet so was. Ohne Vorwarnung!«

Wieder flog Dr. Fisnis Kugelschreiber über das Papier. Schließlich legte sie ihre Unterlagen zur Seite und widmete sich den Aufnahmen aus der Radiologie. Ein Lächeln verzog ihre Lippen.

»Zum Glück können wir einen Hirntumor ausschließen. Auch sonst ist nichts Auffälliges zu erkennen.«

Ina wollte schon aufatmen, als Dr. Fisni ihren Enthusiasmus schweren Herzens bremste.

»Leider bedeutet das nicht, dass wir es nicht doch mit einer Epilepsie zu tun haben.« Sie nahm sich das EEG vor, in dem deutliche Spannungsdifferenzen erkennbar waren, die durch die Entladungen während des Anfalls entstanden waren. »Hier haben wir den Beweis.«

Sie zeigte ihrem Kollegen Dr. Frank die Untersuchungsergebnisse.

»Eindeutig«, bestätigte er. »Das war ganz klar ein epileptischer Anfall.«

Ina sah von einem zum anderen.

»Aber was genau ist Epilepsie denn eigentlich?«, wollte sie wissen.

Die Frage war berechtigt. Auch wenn dieses Wort in aller Munde war, wusste doch kaum jemand, was genau es bedeutete. Dr. Frank war froh, wenigstens in dieser Frage weiterhelfen zu können.

»Bei einer Epilepsie spricht man von einer Erkrankung, bei der das Gehirn oder einzelne Hirnbereiche übermäßig aktiv sind und zu viele Signale aussenden, die die Krampfanfälle auslösen.«

»Und woher kommt das so plötzlich?«

»Dafür kommen verschiedene Ursachen infrage«, fuhr Stefan Frank fort. »Verletzungen, Entzündungen der Hirnhaut oder des Gehirns, Tumoren oder Schlaganfälle können solche überschießenden Reaktionen hervorrufen. Oft lässt sich jedoch keine eindeutige Ursache feststellen.«

Ina konnte es kaum glauben. Vor wenigen Stunden hatte sie noch gesund und munter unter der Dusche gesungen und sich auf das Wochenende gefreut. Und nun saß sie in der Waldner-Klinik auf einer Behandlungsliege, mit schmerzenden Gliedern und einem Kopf randvoll mit Fragen. Welche sollte sie zuerst stellen? Schließlich pickte sie einfach eine davon heraus.

»Wie geht es jetzt weiter?«

Diesmal gab Dr. Fisni die Antwort: »Nur zehn Prozent der Menschen, die einen Anfall haben, werden tatsächlich zu Epileptikern mit weiteren Anfällen. Die Chancen stehen also gut, dass Sie mit dem Schrecken davonkommen.«

Ina war sichtlich verwirrt.

»Das heißt, ich kann jetzt wieder nach Hause gehen?«

Dr. Frank nickte und bot an: »Wenn Sie wollen, nehme ich Sie und Ihren Freund mit zurück. Wir haben ja denselben Weg.«

Dankbar nahm Tim das Angebot an. Wenn er schon nicht wandern gehen konnte, wollte er die unverhoffte Freizeit wenigstens für eine freiwillige Trainingseinheit nutzen.

»Ich will meine neuen Übungen am Reck noch einmal durchgehen«, sagte er auf dem Nachhauseweg zu Ina, die auf der Rückbank neben ihm saß und aus dem Seitenfenster sah. »Du hast doch nichts dagegen, oder?«

»Nein, natürlich nicht.«

Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und nicht gerade überzeugend.

»Kann ich dich auch wirklich alleine lassen?«

Tim sah vor zum Rückspiegel und fing Dr. Franks Blick auf.

Der Arzt wusste, was von ihm erwartet wurde.

»Ich denke nicht, dass etwas dagegenspricht, dass Sie alleine bleiben, Ina.«

»Um mich müsst ihr euch keine Sorgen machen«, versicherte sie matt. »Ich gehe gleich ins Bett und werde den Rest des Tages schlafen. So erschöpft war ich noch nie in meinem ganzen Leben.«

***

»Da bist du ja wieder, mein Schatz!« Mit von der kalten Luft leuchtenden Wangen und funkelnden Augen stand Alexandra Schubert im Garten der altehrwürdigen Villa und stützte sich auf den Rechen. Die Nachmittagssonne ließ ihr hellbraunes Haar glänzen. Für Stefan war sie die schönste Frau der Welt. Ihr Anblick ließ sein Herz höherschlagen und tröstete ihn zumindest ein wenig über das hinweg, was der jungen Ina Kalweit widerfahren war. »Du kommst gerade recht«, sagte Alexandra in seine Gedanken hinein.

Sie deutete auf den ansehnlichen Laubhaufen, den sie in einer Ecke des Gartens aufgehäuft hatte.

»Ich dachte eigentlich, dass du Sehnsucht nach mir hast«, gestand Stefan. »Dabei brauchst du mich nur zum Arbeiten.«

»Das stimmt überhaupt nicht«, widersprach sie in gespielter Empörung. »Obendrein schätze ich es auch sehr, wenn du mich morgens mit Semmeln und Croissants verwöhnst und mir nach einem langen Arbeitstag den Rücken massierst.«

Nur mit Mühe konnte sich Stefan ein Lachen verkneifen. Gerne spielte er das vergnügte Spiel mit und verdrehte die Augen gen Himmel.

»Manchmal frage ich mich, womit ich diese Frau verdient habe.«

Alexandra stellte den Rechen an die Hauswand und legte die Arme um seinen Hals.

»Ach ja? Sagtest du nicht neulich, dass nur das Beste gerade gut genug für dich ist?«

Ehe er eine Antwort parat hatte, verschloss sie seinen Mund mit einem Kuss, der auch noch den letzten Rest seines Kummers zumindest vorerst zum Schweigen brachte.

Genau das war Alexandras Absicht gewesen. Obwohl sie ihr Leben noch nicht lange teilten, war zwischen ihnen schon jetzt ein Band entstanden, das sich Außenstehenden nur schwer erklären ließ. Sie konnte in seinen Augen lesen wie in einem offenen Buch und hatte sofort erkannt, wie es um sein Gemüt bestellt war.