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Chirurgin Dr. Nina Trauberg leidet immer häufiger unter starken Schmerzen in ihren Händen und tut diese als Überleistungserscheinung ab. Doch als ihre Finger während einer OP so verkrampfen und steif werden, dass ihr das Skalpell aus der Hand fällt, weiß sie, dass sie handeln muss. Sie lässt sich untersuchen, und nach einigen Tests ist das Ergebnis ein Riesenschock: Sie leidet unter rheumatischer Arthritis. Das bedeutet das Ende ihrer Karriere. Nina beschließt, die traurige Wahrheit erst mal für sich zu behalten, doch wie lange geht das gut?
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Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Zwischen Skalpell und Schmerz
Vorschau
Impressum
Zwischen Skalpell und Schmerz
Wie lange kann Chirurgin Nina ihr Geheimnis noch verbergen?
Chirurgin Dr. Nina Trauberg leidet immer häufiger unter starken Schmerzen in ihren Händen und tut diese als Überleistungserscheinung ab. Doch als ihre Finger während einer OP so verkrampfen und steif werden, dass ihr das Skalpell aus der Hand fällt, weiß sie, dass sie handeln muss. Sie lässt sich untersuchen, und nach einigen Tests ist das Ergebnis ein Riesenschock: Sie leidet unter rheumatischer Arthritis. Das bedeutet das Ende ihrer Karriere. Nina beschließt, die traurige Wahrheit erst mal für sich zu behalten, doch wie lange geht das gut?
»Ich? Ein Interview geben?«, fragte Nina ihre Schwester ungläubig am Telefon.
»Ist ja nur für die Schülerzeitung«, klärte Laura auf, »du würdest Lilly damit einen Riesengefallen tun.«
Nina lachte. »Meiner Lieblingsnichte kann ich natürlich keinen Wunsch abschlagen. Sag ihr, sie soll mich morgen nach der Schule anrufen oder wenn sie mag, einfach direkt zu mir in die Klinik kommen.«
»Danke, du bist ein Schatz«, bedankte sich Laura.
»Kein Problem. Ich find's ja toll, dass Lilly sich so für meinen Beruf interessiert«, verabschiedete sich Nina und legte auf.
Sie lächelte und trank den letzten Schluck Kaffee, bevor sie ihre Wohnung in Richtung Waldner-Klinik verließ. Lilly, ihre fleißige Nichte, wollte später mal Journalistin werden und hatte ihren Kollegen bei der Schülerzeitschrift erzählt, dass ihre coole Tante eine der besten Chirurginnen Deutschlands sei. Nina wusste nicht, ob das wirklich zutraf, aber sie fühlte sich tief geschmeichelt. Genau wie Lilly vom Schreiben träumte, so hatte Nina immer gewusst, dass sie dazu geboren war, Ärztin zu sein. Wenn Lilly auch nur halb so ehrgeizig war wie ihre Tante, würde sie mal eine fabelhafte Journalistin werden.
»Guten Morgen, Doktor Trauberg«, wurde Nina an der Rezeption der Waldner-Klinik begrüßt.
»Guten Morgen, Frau Lippert«, erwiderte Nina den Gruß und schaute sich im Vorbeilaufen nach der Frau um. »Wie geht es Ihrer Mutter?«
»Schon wieder etwas besser, danke«, antwortete die Empfangsdame überrascht. »Dass Sie sich noch daran erinnern!«
»Das ist doch selbstverständlich«, erklärte Nina, nickte ihr freundlich zu und verschwand im Aufzug.
Das Neonlicht war gnadenlos. Prüfend schaute die Chirurgin ihr Spiegelbild an und strich ihr blondes Haar glatt. Obwohl sie in ihrem Job zu wenig Schlaf bekam, sah man ihr die Belastung kaum an. Sie hatte frische, strahlende Haut, helle, aufgeweckte Augen und ein Lachen, das von Herzen kam. Weil sie sich auf der Arbeit nur selten schminkte, hatte sie sich am Wochenende die Wimpern gefärbt. Ob Dr. Marsmeier es wohl bemerken würde? Nina seufzte. Dafür musste er sie erst einmal aufmerksam anschauen, und so viel Hoffnung wollte sie sich gar nicht erst machen. Der Fahrstuhl kam mit einem leichten Ruck zum Halten und öffnete sich. Ein letzter Blick in den Spiegel, und Nina war bereit für einen neuen Stationstag.
***
»Ah, Doktor Trauberg.« Dr. Waldner winkte Nina in der Mittagspause zu sich.
Die Chirurgin folgte der Aufforderung und ging zielstrebig zu dem Fenstertisch im Bistro. Egal, wie viel los war, die Belegschaft ließ den besten Platz immer frei für den Fall, dass der Leiter der Waldner-Klinik zufällig genau in dem Moment Pause machte und sich auf seinen Lieblingsplatz setzen wollte. Meistens saß Dr. Waldner allein, und alle respektieren, dass er gerne seine Ruhe hatte.
»Doktor Waldner«, sagte sie und setzte sich zu ihm an den Tisch.
Die beiden Ärzte lächelten sich vertraut an und steckten dann ihre Köpfe zusammen. Es gab kaum eine zwischenmenschliche Interaktion, die ihr so guttat, wie die gemeinsamen Pausen mit Dr. Waldner. Nicht nur, dass er ein äußerst gebildeter Mann und hervorragender Mediziner war, er hatte ein riesengroßes Herz und in nahezu jeder Situation Worte der Ermunterung und Motivation für sie übrig. Er war der Grund, warum Nina sich trotz vieler anderer interessanten Jobangebote für die Waldner-Klinik entschieden hatte. Dr. Waldner war ihr seit ihrem Studium ein Mentor gewesen, und sie war stolz darauf, sich für seine Unterstützung mit ihrer Loyalität bedanken zu können.
»Ach ja, und eine Personaländerung gibt es auch noch für Sie«, schloss Dr. Waldner seine Zusammenfassung der letzten Tage ab.
Ninas Herz machte einen kleinen Sprung. Wurde Dr. Marsmeier endlich zu ihr auf die Station versetzt?
»Machen Sie sich keine Hoffnungen, ich spreche nicht von Doktor Marsmeier«, flüsterte Dr. Waldner. »Ich muss sie leider enttäuschen, es handelt sich lediglich um eine neue Pflegekraft.«
Enttäuscht seufzte Nina, ermahnte sich aber sofort.
»Wie kommen Sie überhaupt auf Doktor Marsmeier?«, verstellte sie sich.
Dr. Waldner schmunzelte. »Ja, wie komme ich nur auf ihn?« Er machte eine vielsagende Pause und schaute die Chirurgin eindringlich an. »Die anderen können Sie vielleicht täuschen, aber ich kenne Sie noch als ganz junges Ding. Ich weiß, dass Sie verliebt sind.«
»Ich bin doch nicht verliebt!«, empörte sich Nina.
Die Empörung war sogar echt. Wie hatte sie es zulassen können, dass ihre Schwärmerei so offensichtlich geworden war, dass Dr. Waldner sie schon darauf ansprach?
»Jetzt regen Sie sich mal nicht auf«, beruhigte Dr. Waldner die Kollegin unter Lachen. »Außer mir ist es niemandem aufgefallen, soweit ich weiß.«
»Hoffentlich haben Sie recht«, sagte Nina zerknirscht und gab damit zu, dass ihr Chef mit seinen Aussagen ins Schwarze getroffen hat. »Bitte behalten Sie es für sich, ja?«
»Aber natürlich«, versicherte der Klinikleiter und nickte. »Ich möchte ja selbst nicht, dass unsere lieben Kollegen über die Gefühlswelt der Nina Trauberg sprechen. Die sollen sich alle mal schön auf die Arbeit konzentrieren.«
Dankbar schaute Nina den Chefarzt an und entspannte sich wieder etwas.
»Aber Sie wissen doch, dass er ...«
»Ja, ja, natürlich weiß ich das«, unterbrach Nina ihn und wollte das Thema schnellstmöglich begraben. »Glauben Sie mir: Ich würde niemals versuchen, Doktor Marsweiler in privater Natur anzusprechen oder mit ihm zu flirten. Niemals!«
Dr. Waldner schaute die Chirurgin lange nachdenklich an.
»Und was bringt Ihnen eine Liebe, die sich niemals erfüllen kann?«
Nina wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Es war dieselbe Frage, die ihr ihre Schwester seit nun fast drei Jahren wöchentlich stellte. Und jedes Mal hatte sie keine andere Antwort als ein hilfloses Schulterzucken. Was sollte sie tun? Sie fühlte nun mal so, wie sie fühlte, und Gefühle ließen sich nicht auf Kommando abschalten. Und wenn sie ehrlich war, wollte sie das auch gar nicht. Die Gewissheit, dass aus ihr und ihrem Schwarm kein Paar werden konnte, quälte sie nicht so sehr, wie ihre Schwester es ihr immer unterstellte. Ganz im Gegenteil, manchmal hatte ihre heimliche Schwärmerei auch Vorteile: Sie und Dr. Marsweiler stritten nie, hatten keine ernsthaften Krisen und auch sonst keine Probleme. Was gab es also gegen eine kleine Schwärmerei einzuwenden? Solange sich ihre und Dr. Marsweilers Beziehung in ihrer Fantasie abspielte, tat sie damit niemandem weh.
***
»Und denk dran, Ulrich anzurufen«, rief Alexandra Schubert ihrem Freund Stefan Frank durch die angelehnte Badezimmertür zu.
»Gut, dass du mich daran erinnerst«, bedankte sich Stefan für das Mitdenken. »Ich hätte es glatt vergessen. Soll ich fragen, ob er Ruth auch mitbringen möchte?«
»Das musst du entscheiden«, antwortete Alexa. »Kommt darauf an, ob du eine freundschaftliche Runde willst oder ob dir mehr nach Männerabend zu Mute ist.«
»Männerabend, als ob ...! Was wären wir Männer ohne unsere Frauen? Nein, ehrlich, mit euch beiden zusammen ist es immer viel lustiger.«
Wie auf Kommando steckte Alexa ihren Kopf durch den Türspalt und lächelte ihn frech an.
»Das stimmt. Wenn wir Damen nicht auch ab und zu über normale Dinge sprechen würden, würdet ihr zwei euch die Nacht ausschließlich mit hochspannend und überaus wichtigen Medizinthemen auseinandersetzen«, zog sie ihn auf.
»Ganz genau«, stimmte Dr. Frank ihr zu und machte die Tür nun ganz auf. »Holla, die Waldfee!«
Vor ihm stand Alexa in aufreizender Unterwäsche.
»Ich wollte mich vor dem Mittagessen nur schnell umziehen«, erklärte sie.
»Von mir aus kannst du so bleiben«, sagte Stefan und betrachtete seine Lebenspartnerin mit einem Blick voller Bewunderung und Begehren.
»Das geht nicht. Ich habe eine Verabredung.«
»Ach, ja? Mit wem denn?«, wollte Stefan wissen.
»Mit einem Arzt«, sagte Alexa und schaute ihn verführerisch an. »Mit dem besten Arzt der Welt, um genau zu sein.«
»Interessant. Den würde ich ja gern mal kennenlernen«, amüsierte sich Stefan und zog seine Freundin näher zu sich, um sie zu küssen.
»Wenn wir jetzt so anfangen, kommen wir in unserer Mittagspause sicher nicht mehr zum Essen«, gab Alexa zu bedenken, schmiegte sich aber gleichzeitig hingebungsvoll an ihn.
»Das ist mir egal«, flüsterte Stefan an ihren Lippen und ließ den Träger ihres Seidenunterhemdes über ihre schmale Schulter nach unten gleiten.
***
»Ich dachte, du wolltest erst morgen kommen?«, fragte Nina ganz überrascht, als sie am Nachmittag ihre Nichte an der Klinikrezeption in Empfang nahm.
»Ja, eigentlich schon, aber ich hatte nach dem Unterricht meine erste Redaktionssitzung, und irgendwie bin ich jetzt total hyped«, quasselte Lilly in einer Mordsgeschwindigkeit.
»Was bist du jetzt?«, lachte Nina und verstand nur Bahnhof.
»Hyped«, wiederholte Lilly. »Du kennst hyped nicht? Das ist, wenn man so richtig Bock auf etwas hat und es kaum abwarten kann, bis es losgeht!«
»Ah, ja«, reagierte Nina belustigt. »Na, wenn du so hyped bist, dann solltest du diesem Gefühl auch nachgeben. Wenn du magst, zeig ich dir für den Einstieg deiner Geschichte erst mal die Station, auf der ich arbeite und du kannst mir währenddessen alle Fragen stellen, die dir unter den Nägeln brennen.«
»Klasse!«, jubelte Lilly. »Weißt du, ich wollte eigentlich ein Interview schreiben, weil ich in der Schülerzeitung ganz neu bin, und ich dachte, ein Frage-Antwort-Format ist am leichtesten. Aber auf dem Weg hierher habe ich mir gedacht, dass man das Thema ja viel größer aufziehen könnte.«
»Erzähl mal«, forderte Nina ihre Nichte auf. »Was stellst du dir vor?«
»Ich weiß nicht, ob das geht, aber am liebsten würde ich einen größeren Artikel über Frauen in der Medizin schreiben. Natürlich mit dir als Hauptperson, quasi als Beispiel aus der Praxis. Und der historische Hintergrund interessiert mich auch. Wann gab es die ersten Ärztinnen und wie lief das damals ab – solche Dinge sind doch für die Leserschaft total spannend.«
»Das klingt toll, Lilly«, sagte Nina beeindruckt. »Ich glaube, du solltest bei deinem ersten Artikel genau das machen, worauf du Lust hast. Und was die Rolle der Frauen in der Medizin angeht, kann ich dir einiges erzählen«, sie beugte sich etwas herab und flüsterte, »aber manches davon muss ich dir in einem exklusiven Interview an einem anderen Ort verraten.«
Lillys Augen leuchteten auf.
»Du verrätst aber keine Geheimnisse, oder?«, wollte Lilly gespannt wissen.
»Geheimnisse sind das nicht«, fuhr Nina in einer normalen Lautstärke fort, »aber sagen wir unangenehme Wahrheiten, die nicht jeder männliche Kollege hören will.«
»Cool«, sagte Lilly und schaute ihre Tante beeindruckt an. »Willst du den Artikel dann noch mal lesen, bevor ich ihn bei der Redaktionsleitung abgebe?«
Die Chirurgin zuckte mit den Schultern. »Nur, wenn es dir hilft.«
»Nein, ich meine, damit du überprüfen kannst, ob irgendwas drinsteht, das dir nicht gefällt. Dann streiche ich es raus.«
»Das würde ich mir nicht anmaßen«, versprach Nina, »und außerdem bist du als Journalistin niemandem verpflichtet, nur der Wahrheit. Du willst ja nicht, dass Leute dir reinreden und versuchen, sich möglichst toll darzustellen. Es ist besser, du schreibst genau das, was du beobachtest. Denk nicht daran, ob es mir gefallen könnte.«
»Hm, das wird aber schwer. Mir ist wichtig, was du denkst.«
»Das ist auch in Ordnung. Aber der Artikel soll ja deine Stimme haben und darüber erzählen, was du alles herausgefunden hast. Versprich mir, dass du nur als unabhängige Journalistin schreibst, nicht als meine Nichte!«
Nina streckte Lilly die Hand entgegen und schaute sie ernst dabei an.
»Na, gut, einverstanden«, sagte Lilly und schüttelte ihrer Tante die Hand.
Sofort zog Nina ihre Hand zurück.
»Alles ok?«, fragte Lilly perplex.
»Das hat ganz schön wehgetan«, gab Nina zu und rieb sich die Hand.
»Ernsthaft?«, lachte Lilly. »Also entweder hast du sehr zerbrechliche Finger oder ich bin doch eine Heldin mit Superkraft.«
Nina atmete tief ein und ließ ihre Hand in der Tasche ihres Kittels verschwinden. Sie zwang sich zu einem Lächeln und begann mit dem Rundgang. Sie hatte jetzt keine Zeit für den unangenehmen Schmerz, der sie schon seit einiger Zeit immer mal wieder heimsuchte. Sie riss sich zusammen und ignorierte das Stechen in ihren Fingern. Es nervte sie, dass sie wegen so einer Kleinigkeit nicht genug Aufmerksamkeit für ihre Nichte hatte. Zum Glück ließ der Schmerz nach ein paar Minuten wieder nach, und sie konnte sich ganz auf die aufgeweckte Lilly konzentrieren, die sie mit einer Frage nach der nächsten bombardierte.
***
Nach ihrem Stationsrundgang besuchten sie zusammen das Bistro, um sich mit einem Stück Kuchen zu belohnen.
»Mann, das ist ja ganz schön anstrengend«, stöhnte Lilly, als sie sich mit Nina an einen der runden kleinen Tische gesetzt hatte. »Ich wusste ja gar nicht, wie viel du zu tun hast. Das ist ja Wahnsinn.«
Nina nickte. Sie konnte sich noch gut an die Überforderung erinnern, die sie in ihrem ersten Praxisjahr empfunden hatte. Eine Doppelschicht hatte die nächste gejagt, und sie hatte sich immer wieder selbst mit ihrer Leistungsfähigkeit überrascht. Was ein menschlicher Körper aushielt, wenn es nötig war, war manchmal fast beängstigend. Inzwischen kam sie mit dem wenigen Schlaf und dem hohen Druck, möglichst keine Fehler zu machen, besser zurecht.
»Man gewöhnt sich daran«, erzählte sie Lilly. »Es ist nun mal kein Beruf, in dem man sich entspannen kann. Leerlauf gibt es so gut wie nie. Die Stunde, die ich jetzt mit dir verbracht habe, werde ich später wieder reinholen – und das fällt mir nicht mal auf, weil ich eigentlich immer eine 80-Stunden-Woche habe.«
»Was? Und das tust du dir an?«, rief Lilly aus. Sie konnte es nicht glauben. »Da bleibt ja gar keine Zeit mehr für all die anderen Sachen, die man sonst noch so machen will.«
Nina dachte nach.
»Ehrlich gesagt, gibt es da gar nicht so viel. Die Sachen, die ich am liebsten machen will, finden alle hier in der Klinik statt. Ich liebe meine Arbeit und bin gerne hier.«
»Krass«, wunderte sich Lilly. »Also ich find meinen Job, also die Schule, nicht grad toll und warte eigentlich immer nur, bis es endlich vorbei ist.«
Nina lachte.
»Und was ist mit der Liebe? Ich meine, wenn du so viel arbeitest, dann hast du ja gar keine Möglichkeit, jemanden kennenzulernen«, warf Lilly ein.
»Das ist richtig«, stimmte Nina ihr zu. »Aber das stört mich nicht.«
»Verstehe«, grinste Lilly. »Du hast hier einen Liebhaber.«
»Lilly!«, zischte Nina, musste aber gleichzeitig lachen. »Sag das nicht! Wenn das jemand hört. Ich will nicht, dass du irgendwelche Gerüchte in die Welt setzt.«
»Warum denn nicht?«, erwiderte die Schülerin keck. »Ich meine, das würde dir doch gut stehen. Ein Arzt oder eine Ärztin an deiner Seite, eine heimliche Affäre ...«
»Also, erst mal wäre es keine Ärztin«, stellte Nina klar, »und zweitens will ich nicht, dass Leute denken, ich wäre vergeben, wenn es gar nicht stimmt.«
»Ahaaa«, sagte Lilly langgezogen, »das heißt, du hast jemanden im Auge und willst nicht, dass er denkt, er hätte keine Chance, richtig?«