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Eines Abends im Dezember genießen Tamara und Robin Bendix die Atmosphäre auf dem Christkindlmarkt, als Robins Handy klingelt. Der Kriminalpolizist hat Bereitschaftsdienst und muss aufbrechen. Kurz darauf geschieht das Unglück. Er wird in einen Unfall verwickelt und mit lebensgefährlichen Verletzungen in die Waldner-Klinik eingeliefert. Er muss wegen einer Hirnblutung notoperiert werden. Tamara ist außer sich vor Sorge. Verzweifelt wacht sie Tag für Tag am Krankenbett ihres Mannes, der unter starken Schmerzen leidet.
Als sie die Klinik eines Nachmittags verlassen will, läuft sie auf dem Flur einer ehemaligen Schulkameradin in die Arme. Auf Nachfrage erzählt Johanna Streidl verdattert, dass sie vor Kurzem in der Klinik entbunden hat. Da das Kind etwas zu früh zur Welt kam, muss es noch eine Weile da bleiben. Die beiden Frauen beschließen, sich bald zu treffen. Um die Wartezeit erträglich zu machen, beschließt Tamara einige Tage später, sich auf der Säuglingsstation nach Johannas Tochter zu erkundigen. Doch dort gibt es kein Kind mit Namen Streidl. Damit ist klar, dass Johanna gelogen hat. Aber warum?
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Schicksalsschlag im Lichterglanz
Vorschau
Impressum
Schicksalsschlag im Lichterglanz
Ein glücklicher Dezembertrag endet tragisch
Eines Abends im Dezember genießen Tamara und Robin Bendix die Atmosphäre auf dem Christkindlmarkt, als Robins Handy klingelt. Der Kriminalpolizist hat Bereitschaftsdienst und muss aufbrechen. Kurz darauf geschieht das Unglück. Er wird in einen Unfall verwickelt und mit lebensgefährlichen Verletzungen in die Waldner-Klinik eingeliefert. Er muss wegen einer Hirnblutung notoperiert werden. Tamara ist außer sich vor Sorge. Verzweifelt wacht sie Tag für Tag am Krankenbett ihres Mannes, der unter starken Schmerzen leidet.
Als sie die Klinik eines Nachmittags verlassen will, läuft sie auf dem Flur einer ehemaligen Schulkameradin in die Arme. Auf Nachfrage erzählt Johanna Streidl verdattert, dass sie vor Kurzem in der Klinik entbunden hat. Da das Kind etwas zu früh zur Welt kam, muss es noch eine Weile da bleiben. Die beiden Frauen beschließen, sich bald zu treffen. Um die Wartezeit erträglich zu machen, beschließt Tamara einige Tage später, sich auf der Säuglingsstation nach Johannas Tochter zu erkundigen. Doch dort gibt es kein Kind mit Namen Streidl. Damit ist klar, dass Johanna gelogen hat. Aber warum?
»Oh mein Gott, ist das schön.« Verzückt stand Tamara Bendix am Schlafzimmerfenster und blickte hinaus in den noch jungen Tag.
Der Himmel war von einer zarten Wolkenschicht bedeckt, die das Morgenlicht in sanfte Pastelltöne tauchte. In der Nacht musste es geschneit haben. Die Grünwalder Straßen waren schneebedeckt, Bäume und Laternenpfähle von einer Frostschicht überzogen. Die ersten Sonnenstrahlen ließen die Eiskristalle funkeln wie Diamanten.
»Manchmal denke ich, dass Winter meine Lieblingsjahreszeit ist«, seufzte Tamara.
»Ich erinnere dich daran, wenn du heute Abend wieder zitternd und mit eiskalten Füßen unter der Bettdecke liegst«, erwiderte ihr Mann.
Normalerweise hätte Tamara über so eine Bemerkung gelacht. Doch der Tonfall ihres Mannes war, wie öfter in letzter Zeit, ruppig, fast unfreundlich.
Schlagartig verpuffte ihre festliche Stimmung.
»Da hast du ja Glück, dass du heute Nachtschicht hast und ich das Bett mit meiner Wärmflasche teile«, erwiderte sie schnippisch und verließ das Schlafzimmer.
Einen Moment lang sah Robin seiner Frau mit offenem Mund nach.
»Warte, Tam, das war nicht so gemeint!« Mit einem Satz war er aus dem Bett und eilte hinter ihr her.
Sie hantierte mit der French Press, als er sie von hinten umarmte. Sein schlafwarmer Duft stieg Tamara in die Nase, sie spürte seine Wärme an ihrem Rücken.
»Tut mir leid, mein Schatz. Ich weiß auch nicht, warum ich in letzter Zeit so ungeduldig bin.«
Zweifel und Missstimmung verflogen so schnell, wie sie gekommen waren. Ein Glück, denn Tamara war ausgesprochen harmoniebedürftig und mochte keinen Streit.
»Vielleicht liegt es an deiner Arbeit«, mutmaßte sie und goss das Wasser in die Kanne mit dem Kaffeepulver. »In letzter Zeit musst du so viele Überstunden machen wie nie zuvor.« Aromatischer Kaffeeduft stieg auf. »Ich bin wirklich froh, dass ich hier so einen tollen Job erwischt habe. Dann vermisse ich dich wenigstens nicht ganz so sehr.«
»So ist das also«, scherzte Robin, erleichtert über Tamis Friedfertigkeit. »Und ich dachte, du wartest den ganzen Tag sehnsüchtig auf mich.«
Tamara drehte sich zu ihm um und legte die Arme um seinen Hals.
»Das tue ich ja auch. Aber nur dann, wenn ich nicht gerade Gefahr laufe, mir in die Finger zu schneiden oder eine Sauce zu versalzen.« Nach einem Kuss nahm sie zwei Tassen aus dem Geschirrschrank und schenkte Kaffee ein.
»Was steht heute bei dir an?«, erkundigte sich Robin, während er im Stehen die Nachrichten auf seinem Handy checkte.
»Katharina und ich müssen unbedingt mit der Planung der Weihnachtsfeier beginnen. Immerhin sind es bis dahin nur noch vier Wochen.« Sie nippte am Kaffee und beobachtete nebenbei, wie das Leben vor dem Fenster erwachte.
Auf dem Gehweg huschten Passanten vorbei, eingehüllt in warme Winterjacken und mit Atemwolken vor den Mündern. Tamara lächelte. Der Anblick des friedlichen Wintermorgens erfüllte sie mit Vorfreude auf die bevorstehende Weihnachtszeit.
Besonders freute sie sich auf die gemeinsame Freizeit mit ihren Familien. Und sogar Robin hatte versprochen, freizunehmen und auch keinen Bereitschaftsdienst zu übernehmen. Kein leichtes Unterfangen für einen verheirateten Mann ohne Kinder. Normalerweise gehörten die Feiertage den Kolleginnen und Kollegen mit Nachwuchs. Doch diesmal hatte sein Chef beim Kriminaldauerdienst ein Auge zugedrückt und Robin die Weihnachtsfeiertage frei gegeben.
Das Rumpeln der Müllabfuhr riss sie aus ihren Gedanken.
»Was steht bei dir an?«, fragte sie ihren Mann.
»Das kommt ganz auf die Ganoven an«, erwiderte Robin grinsend, leerte seine Tasse und stellte sie auf Arbeitsplatte.
Tamara runzelte die Stirn. Selbst nach zehn gemeinsamen Jahren hatte er offenbar noch nicht gelernt, dass sie weder sein Kindermädchen noch seine Putzfrau war. Sie überlegte noch, ob sie ihn wieder einmal freundlich, aber bestimmt darauf hinweisen sollte, als seine Stimme aus dem Flur herüberwehte. Offenbar war Robin schon im Begriff, die Wohnung zu verlassen.
»Hast du was von Sabine und Ati gehört?«, rief er. »Wenn ich mich recht erinnere, wollten wir doch mit ihnen und den Bertholds auf den Weihnachtsmarkt gehen.«
»Ich rufe Bine mal an«, versprach Tami und stellte die beiden Tassen in den Geschirrspüler.
»Du bist ein Schatz. Am kommenden Wochenende habe ich Bereitschaft. Aber ich nehme das Diensthandy einfach mit und hoffe, dass nichts passieren wird.«
»Wenn du doch gerufen werden solltest, bringen mich Bine und Atakan bestimmt nach Hause.«
»Klingt nach einem perfekten Plan.« Robin schickte seiner Frau einen Luftkuss.
Kurz darauf fiel die Wohnungstür hinter ihm ins Schloss. Tamara stand in der Küche und starrte in die Richtung, wo er gerade noch gestanden hatte. Wann hatte er aufgehört, sie zum Abschied zu küssen?
***
Die Hintertür zum Hotelrestaurant »Zur Sonne« wurde aufgestoßen. Mit einem Schwall kalter Luft wehte der Landwirt Korbinian Angerer herein.
»Einen wunderschönen guten Morgen!«, rief er gut gelaunt.
Tamara eilte herbei und hielt ihm die Tür zur Küche auf, wo er die Gemüsekisten abstellte. Seine Wangen leuchteten rot vor Kälte, seine Augen strahlten mit seinem Mund um die Wette. Er wischte sich die Hände an der Jeans ab und musterte Tami aufmerksam.
»Du siehst aus wie die Morgensonne persönlich.«
»Deshalb arbeite ich wahrscheinlich auch hier. Nomen est omen«, erwiderte sie lachend und inspizierte die Kisten, die mit frisch geerntetem Wintergemüse gefüllt waren. »Kein Wunder bei all den Köstlichkeiten, die du uns wieder mitgebracht hast.«
Neben dem Kochen war die Planung mit Chefin Katharina ihre absolute Lieblingsaufgabe in dem kleinen Restaurant. Schon überlegte sie, was sie aus Pastinaken, Karotten, Sellerie, Grünkohl und Rote Bete zaubern würde.
Korbinian brachte täglich frisches Gemüse und Kräuter für das Hotelrestaurant, in dem Tamara seit ihrer Heimkehr arbeitete. Milch, Eier und Fleisch bezogen sie ebenfalls in Bioqualität von Bauern aus der Region. Die Speisekarte der Chefin richtete sich danach, was gerade verfügbar war. Nach anfänglichem Gebrummel unter den Gästen war das Konzept schließlich aufgegangen und erfreute sich seit Jahren wachsender Beliebtheit.
»Ich habe noch nie eine Frau erlebt, die Gemüse so verliebt ansieht wie du«, stellte Korbinian in Tamis Gedanken hinein fest. »Gut, dass dein Mann das nicht miterleben muss. Er würde garantiert eifersüchtig werden.«
»Eine großartige Vorstellung«, kicherte sie, und Korbinian lachte mit ihr. »Das klingt, als hättest du das schon am eigenen Leib erfahren.«
»Stimmt auffallend«, erwiderte er leichthin. »Meine Freundin Marie hat mich vor zwei Monaten verlassen. Sie dachte, ich könnte den Winter mit ihr in Marokko verbringen, weil in der kalten Jahreszeit bei uns ja kein Gemüse wächst. Leider musste ich sie eines Besseren belehren.«
Mit einem verwunderten Blick reichte Tamara ihrem Besucher eine Tasse Kaffee.
»Das klingt nicht danach, als ob du sehr traurig über die Trennung wärst.«
Korbinian nippte an seinem Kaffee und zuckte dann mit den Schultern.
»Ehrlich gesagt hätte ich von Anfang an wissen müssen, dass eine Designerin nicht zu einem Landwirt passt.«
»Warum nicht? Ich habe auch Innenarchitektur studiert und liebe es trotzdem, in der Erde zu wühlen oder mich an jungem Gemüse auszuprobieren.«
Korbinian lachte. »Dann bist du wohl eine rühmliche Ausnahme. Dein Mann kann sich wirklich glücklich schätzen.«
»Das tut er auch.« Tamara schickte einen zärtlichen Gedanken an Robin, als sich die Chefin Katharina Brunnhuber zu ihnen in die Küche gesellte.
»Dachte ich es mir doch, dass du meine beste Köchin schon wieder von der Arbeit abhältst«, tadelte sie Korbinian, doch ihre hellblauen Augen blitzten vor Vergnügen, ehe sie sich an Tamara wandte. »Wir bekommen heute neue Gäste, die Halbpension gebucht haben. Außerdem bleibt das Ehepaar aus Amerika noch zwei Tage länger als geplant, weil es ihnen hier so gut gefällt.«
Über mangelnde Auslastung ihres kleinen Hotels konnte sich Katharina selbst im Winter nicht beschweren. Die Bavaria Filmstadt und die Burg Grünwald waren zu jeder Jahreszeit attraktive Ziele. Und auch die Münchner Innenstadt mit ihren zahlreichen Christkindlmärkten war nicht weit entfernt.
Doch Tamara wusste, dass dies nicht die einzigen Gründe waren, warum das Hotel stets gut besucht war.
»Kein Wunder. Du behandelst jeden Gast wie ein Familienmitglied und das Haus ist so heimelig wie ein richtiges Zuhause.«
Katharina legte den Arm um die Schultern ihrer Mitarbeiterin und zog sie an sich.
»Das gelingt mir nur, weil ich eine so großartige, leidenschaftliche Mitarbeiterin wie dich gefunden habe.« Ihre Stimme war so innig, dass Tamara heiß wurde vor Freude. »Hoffentlich wird dein Mann nicht bald wieder versetzt und du bleibst mir noch lange erhalten.«
»Das wünsche ich mir auch so sehr. Aber diesmal hat Robin mir versprochen, dass er sich nicht mehr so weit weg versetzen lässt. Ich habe also gute Chancen, dass ich endlich wieder Wurzeln schlagen kann.«
»Dann steht einem unbeschwerten Weihnachtsfest ja nichts mehr im Wege.« Katharina strahlte von einem Ohr zum anderen, als sie sich an Korbinian wandte. »Und jetzt muss ich dir deine Gesprächspartnerin leider entführen. Es gibt viel zu tun.«
»Da geht es mir nicht anders, auch wenn ich die Arbeit in netter Gesellschaft liebend gerne vergesse«, gestand der Landwirt und verabschiedete sich gut gelaunt.
***
Auch in der Praxis Dr. Frank herrschte schon Weihnachtsstimmung. Ein feiner Duft nach Zimt und Vanille lag in der Luft, der von einem weihnachtlichen Potpourri auf dem Tresen stammte. Aus unsichtbaren Lautsprechern wehten dezente, besinnliche Klänge durch die Praxisräume.
»Mit den allerbesten Grüßen von Frau Quandt«, verkündete Dr. Stefan Frank nach der Mittagspause und servierte seinen Assistentinnen einen Teller mit Stollen und Plätzchen. »Natürlich alles selbstgemacht mit den allerbesten Zutaten«, versprach er feierlich.
Doch anders als sonst ließen sich weder Marie-Luise Flanitzer noch Schwester Martha an diesem frühen Nachmittag zu Begeisterungsstürmen hinreißen.
»Wie soll ick jemals abnehmen, wenn Sie uns ständig so verwöhnen«, beschwerte sich Martha Giesecke nicht ganz ernst gemeint.
»Das ist sehr lieb, aber ich habe wirklich keinen Appetit«, gestand Marie-Luise.
Stefan Frank betrachte die jüngere seiner beiden Helferinnen mit gerunzelter Stirn. Schon am Vormittag war ihm ihre Schweigsamkeit aufgefallen. Wegen des Patienten-Ansturms hatte sich aber keine Gelegenheit ergeben, nachzufragen.
»Ist etwas passiert?«, holte er das Versäumnis nach.
»Eigentlich nicht.« Verstohlen wischte sich Marie-Luise ein Tränchen aus dem Augenwinkel.
»Und uneigentlich?«, verlangte Schwester Martha zu erfahren.
»Ach, ich bin nur traurig, weil meine beste Freundin in eine andere Stadt versetzt wird. Heute Abend ist die Abschiedsparty. Dabei ist mir überhaupt nicht zum Feiern zumute.«
»Oh je, das tut mir natürlich sehr leid für Sie«, bedauerte Stefan Frank. »Hat Ihre Freundin einen Partner, der sie begleitet? Oder lässt sie alles hinter sich?«
»Neles Freund wollte seinen gut bezahlten Job hier in München nicht aufgeben. Deshalb versuchen die beiden es erstmal mit einer Fernbeziehung.«
Dr. Frank nickte nachdenklich. Dieses Thema erinnerte ihn an eine Begegnung vor ein paar Tagen. Gemeinsam mit Alexandra hatte er wie fast jeden Abend eine Runde im Viertel gedreht. Dabei waren ihnen Tamara und Robin Bendix über den Weg gelaufen. Seit ihrer Rückkehr aus Aschaffenburg vor knapp einem Jahr waren die beiden Patienten in der Praxis, brauchten die Hilfe des Allgemeinarztes aber nicht oft.
»In so einem Fall gibt es wohl keine richtige oder falsch Entscheidung.« Er erzählte von dem Gespräch mit dem Ehepaar Bendix. »Tamara Bendix hat offen zugegeben, dass es zwar schön war, das Leben mit ihrem Mann zu teilen. Auf der anderen Seite hatte sie selbst beruflich das Nachsehen. Durch die häufigen Versetzungen ihres Mannes konnte sie nie in ihrem Beruf als Innenarchitektin Fuß fassen und musste sich schließlich mit Aushilfsjobs begnügen.«
»Det ist ja wohl auch keine Lösung, wenn in einer Beziehung immer einer zurückstecken muss«, stellte Schwester Martha fest. »Es sollte schon ein Geben und Nehmen sein, sonst hat so eine Ehe doch keinen Sinn.«
Marie-Luise zuckte mit den Schultern.
»Wenn man wirklich und aufrichtig liebt, ist man zu vielen Opfern bereit«, sinnierte sie.
»Schon möglich.« Schwester Martha konnte der süßen Versuchung nicht länger widerstehen und griff nach einem Zimtstern. »Ick bin auf jeden Fall froh, Single zu sein. Da muss ick keine Opfer bringen und es meckert auch keiner mit mir, wenn ich mal wieder ein paar Pfunde mehr auf die Waage bringe.« Zum Beweis schob sie gleich noch eine Kokosmakrone hinterher und verdrehte genüsslich die Augen.
Marie-Luise lachte sichtlich getröstet, und Stefan Frank zog sich lächelnd in sein Sprechzimmer zurück. Die Stimmung war gerettet, einer erfolgreichen Sprechstunde stand nichts mehr im Wege. Aber vorher wollte er noch mit seinem Freund Dr. Ulrich Waldner telefonieren. Die Frauen hatten einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt beschlossen und überließen es ihren Männern, einen passenden Termin zu finden. Denn eines konnte Stefan Frank mit Fug und Recht behaupten: In der Beziehung mit der hübschen Augenärztin Alexandra Schubert herrschte ein harmonisches Gleichgewicht. Und wenn es nach ihm ging, durfte es für immer so bleiben.
***
Nach den vielen Jahren in der Fremde fühlte sich die Rückkehr nach München für Tamara und Robin an wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Jede Ecke in ihrem alten Viertel weckte Erinnerungen und längst vergessene Gefühle.
»Guck mal, da drüben hat mein erster Freund gewohnt.« Tamara deutete auf ein kleines Haus am Straßenrand. »Und weißt du noch, dort, wo jetzt das Buchgeschäft drin ist, war früher unsere Stammkneipe.«
»Wie könnte ich das je vergessen?«, fragte Robin und erinnerte sich lachend an seinen besten Freund Atakan, der die Kneipe einmal sehr betrunken und mit einem Kleiderständer im Arm statt seiner Freundin hinaus auf die Straße getorkelt war.
So waren es nicht nur die Erinnerungen an die guten, alten Zeiten, die die Rückkehr in die alte Heimat so besonders machten. Es waren die alten Freunde, die noch immer in München lebten und auf Robin und Tamara gewartet hatten.