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Der Sonderpreis für das beliebteste Sportlerpaar des Jahres geht an Stephanie und Michael Meltendorf! Nach dem Sieg der Deutschen Meisterschaft und einer Goldmedaille bei den Olympischen Spielen ist diese Auszeichnung die Krönung ihrer Laufbahn auf dem Eis.
Doch schon kurz nach der Preisverleihung kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall: Stephanie wird von einem Auto angefahren. Ihre Kniescheibe ist stark beschädigt, und sowohl das hintere als auch das vordere Kreuzband sind gerissen. Eine Operation ist unumgänglich.
Stephanie wird mindestens ein Jahr pausieren müssen. Und selbst dann ist es fraglich, ob eine Rückkehr in den Spitzensport möglich ist. Die Siebenundzwanzigjährige fällt in ein tiefes Loch. Wenn sie keine Eiskunstläuferin mehr sein kann - was ist sie dann? Ein Nichts. Eine Versagerin. Eine bedeutungslose Person, die niemand braucht. Sie zieht sich von ihrem Mann zurück und vergräbt ihr Herz unter einer Eisschicht ...
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Herzen unter Eis
Vorschau
Impressum
Herzen unter Eis
Dr. Frank und ein Ehepaar in der Krise
Der Sonderpreis für das beliebteste Sportlerpaar des Jahres geht an Stephanie und Michael Meltendorf! Nach dem Sieg der Deutschen Meisterschaft und einer Goldmedaille bei den Olympischen Spielen ist diese Auszeichnung die Krönung ihrer Laufbahn auf dem Eis.
Doch schon kurz nach der Preisverleihung kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall: Stephanie wird von einem Auto angefahren. Ihre Kniescheibe ist stark beschädigt, und sowohl das hintere als auch das vordere Kreuzband sind gerissen. Eine Operation ist unumgänglich.
Stephanie wird mindestens ein Jahr pausieren müssen. Und selbst dann ist es fraglich, ob eine Rückkehr in den Spitzensport möglich ist. Die Siebenundzwanzigjährige fällt in ein tiefes Loch. Wenn sie keine Eiskunstläuferin mehr sein kann – was ist sie dann? Ein Nichts. Eine Versagerin. Eine bedeutungslose Person, die niemand braucht. Sie zieht sich von ihrem Mann zurück und vergräbt ihr Herz unter einer Eisschicht ...
»Und der Sonderpreis für das beliebteste Sportlerpaar des Jahres geht an – Stephanie und Michael Meltendorf!«
Brausender Applaus setzte ein, die Zuschauer sprangen von ihren Sitzen, und das Licht der Scheinwerfer richtete sich auf Stephanie und Michael, die von einem Mitarbeiter der Festhalle zum Podium geführt wurden, um ihre Auszeichnung entgegenzunehmen.
Stephanie war froh, dass ihr geliebter Michael den Arm fest um ihre Taille gelegt hatte und sie stützte. Sie fühlte sich noch immer wie in einem Taumel und konnte nicht glauben, was hier gerade geschah.
Sie und Michael hatten es geschafft!
Ihr Traum von der Eislaufkarriere war tatsächlich Wirklichkeit geworden!
In den endlosen, quälenden Trainingsstunden, die sie als kleines Mädchen absolviert hatte, während alle anderen Kinder draußen spielten, hatte sie sich Augenblicke wie diesen ausgemalt. Die Vorstellung, einst im Rampenlicht zu stehen, hatte sie alle Mühen, alle Schmerzen, alle Einsamkeit ertragen lassen. Um Freundschaften zu schließen, hatte Stephanie durch ihr hartes Training nie Zeit gehabt, und unter Eiskunstläuferinnen herrschte ein erbitterter Konkurrenzkampf, der so etwas nicht zuließ. Einzig ihre Mutter, die sie allein aufgezogen hatte, war in all den Jahren an ihrer Seite gewesen.
»Du schaffst das, Stephanie«, hatte Marianne Schuster ihre Tochter immer wieder angefeuert, wenn diese nach einem weiteren Rückschlag verzweifelt war und aufgeben wollte. Und sie hatte recht behalten: Stephanie hatte es geschafft.
Als junge Einzelläuferin hatte sie etliche Niederlagen und Rückschläge hinnehmen müssen, und allzu oft hatte sie an ihrem Talent gezweifelt. Dann aber war sie Michael Meltendorf begegnet, und auf einen Schlag hatte ihr ganzes Leben sich verändert.
Michael war damals noch gemeinsam mit seiner ersten Partnerin Jessica von Alvensleben angetreten. Bei Jugendwettkämpfen hatten die beiden einige kleinere Erfolge erzielt, doch seit sie erwachsen waren, hatte die gemeinsame Leistung nachgelassen. Stephanie und Michael hatten sich auf einem Turnier kennengelernt, bei dem sie in der Einzelwertung teilgenommen hatte, und hatten sich praktisch vom Fleck weg ineinander verliebt.
Trotz ihrer Verpflichtungen auf dem Turnier hatten sie eine wunderbare Woche miteinander verbracht. Hinterher hatte für sie beide hatte festgestanden, dass sie sich nie mehr trennen würden.
Anfangs hatte Michael sich Jessica gegenüber verpflichtet gefühlt und war weiter mit ihr bei Wettbewerben angetreten. Zwischen den beiden hatte es jedoch schon seit Längerem einfach nicht mehr harmoniert, und schon bald beschlossen Michael und Stephanie, sich miteinander im Paarlauf zu versuchen.
Es klappte auf Anhieb. Sie waren nicht nur im Leben, sondern auch auf dem Eis wie für einander geschaffen. Und das war umso besser, als man als Eiskunstläufer ja so gut wie keine Freizeit hatte. Wenn man nicht auf Turnieren unterwegs war und den ganzen Rummel miterlebte, war eisenhartes, tägliches Training angesagt.
Und Stephanie und Michael hatten eisenhart trainiert. Wenn andere Paare ihres Alters abends tanzen oder ins Kino gingen, lagen sie früh im Bett, um für die morgendliche Einheit auf dem Eis fit zu sein. Wenn andere sich in einem Restaurant ein üppiges Essen gönnten, hielten sie eine strenge Diät, die den Muskelaufbau förderte und den stark beanspruchten Gelenken nicht schadete.
Selbst ihre eigene Hochzeit war nur eine kurze Zeremonie zwischen zwei Turnieren gewesen, bei der Stephanies Mutter und Dr. Stefan Frank, der Hausarzt, der sie von klein auf betreute, als Trauzeugen fungierten. Dennoch war der Tag, an dem sie ihrem geliebten Michael ihr Jawort gegeben hatte, der glücklichste in Stephanies Leben gewesen.
Bis heute.
Im Grunde war dieser Tag wie eine zweite Hochzeit. So wie andere Paare zum Altar, so schritten Stephanie und Michael zum Podium, wo sie für ihre Errungenschaften gefeiert werden würden.
Sportlerpaar des Jahres!
Nach dem Sieg in der Deutschen Meisterschaft und einer Goldmedaille bei den Olympischen Spielen war diese Auszeichnung die Krönung ihrer Laufbahn. Reporter säumten ihren Weg, Kameras klickten und summten, und von den Rängen ertönte noch immer tosender Applaus. Auf den riesigen Leinwänden wurden Videos von ihren Wettkämpfen eingespielt: Stephanie und Michael auf dem Eis, gekleidet in die Grau- und Silbertöne, die an das Märchen von der Schneekönigin erinnerten, jede Figur in perfekter Harmonie.
»Als wären sie miteinander verwachsen«, hatte eine Zeitung geschrieben, und genau so kam es Stephanie vor. Sie waren zu zweit. Aber sie waren zugleich wie ein einzelnes Wesen. Nie zuvor hatte sie sich von einem Menschen so sehr verstanden und geliebt gefühlt wie von Michael.
Das letzte Bild, bei dem das kurze Video zum Stillstand kam, war letzte Woche nach Abschluss des großen Turniers in Garmisch von ihnen geschossen worden. Es zeigte sie in die gleichen silbrig-eisigen Farben gekleidet inmitten der schon winterhaft verschneiten Landschaft, Arm in Arm und von der Zukunft träumend.
Stephanie liebte dieses Bild.
Es zeigte, wie glücklich sie waren und wie eng sie zusammengehörten – nicht nur auf dem Eis, sondern in jedem Augenblick des Lebens.
Sie hatten das Podium erreicht. Galant beugte Michael sich zu Stephanie herunter und sandte ihr ein Lächeln.
»Wir haben es geschafft, meine Eiskönigin. Wir haben es wirklich geschafft. Nun hält uns nichts mehr auf.«
»Ja, mein Liebster. Wenn ich mit dir zusammen bin, fällt mir nichts ein, das ich nicht schaffen könnte.«
Er lachte zärtlich. Stephanie aber meinte es ernst. Bevor sie Michael begegnet war, war ihr nichts richtig gelungen. Sie war einsam gewesen, hatte niemanden als ihre Mutter gehabt, und die Erfüllung ihrer Träume hatte in unerreichbarer Ferne gelegen.
Dann war er in ihr Leben getreten. Ihr Traummann. Das ganz große Glück. Und seither war nichts mehr unmöglich.
Hier, vor allen Leuten, wollte sie ihn nicht auf den Mund küssen, aber der Blick, den sie tauschten, war leidenschaftlich wie ein Kuss. Und er gab ein Versprechen für später, wenn sie in ihrem Hotelzimmer endlich allein waren. Auch wenn sie zu Tode erschöpft sein würden und die Nacht wie immer viel zu kurz war, würden sie die Handvoll Augenblicke, die sie einander in den Armen lagen, in vollen Zügen genießen.
»Man muss Opfer bringen, wenn man in diesem Sport Erfolg haben will«, hatte Stephanies Mutter ihr wieder und wieder gepredigt. »Der Weg zum Erfolg ist hart und steinig.«
Stephanie war diesen Weg gegangen und brachte diese Opfer – genau wie ihr Mann. Schon morgen früh würden sie unterwegs zu ihrem nächsten wichtigen Wettkampf sein, und über Weihnachten, wenn andere feierten und sich ausruhten, würden sie in einem speziellen Trainingslager an ihrer Kondition arbeiten.
Mit Michael zusammen fühlte sich jedoch nichts davon wie ein Opfer an – und dieser Augenblick, in dem sie ihren bisher größten Erfolg feiern durften, war alles wert!
»Ich liebe dich«, raunte Michael ihr zu, während er sie unter dem Applaus der Massen hinauf auf das Podium führte. »Du bist die schönste von allen, die wunderbarste Frau auf der Welt, und ich bin so unbeschreiblich stolz auf dich.«
»Ich auf dich doch auch.« Strahlend sah Stephanie ihm in die ausdrucksvollen, tiefdunklen Augen, aus denen seine innige Liebe für sie sprach.
»Dir verdanke ich alles«, sagte er. »Das ganze Glück meines Lebens. Um mich bei dir zu bedanken, habe ich ein Geschenk für dich. Ich gebe es dir nachher, wenn wir beide allein sind.«
»Ein Geschenk?« Das größte Geschenk erhielten sie beide doch gerade in diesem Augenblick. Sie hatten es sich selbst zu verdanken, und mehr konnte es eigentlich gar nicht geben. Dennoch war Stephanie aufgeregt und freute sich umso mehr auf die Nacht im Hotel. Ob es Schmuck, Kleidung oder Dinge des täglichen Bedarfs waren – Michael suchte immer so wunderschöne, liebevolle Geschenke für sie aus, die von der Tiefe seiner Gefühle kündeten.
»Und hier präsentieren wir Ihnen nun das neue Traumpaar der Nation«, rief der Moderator ins Mikrofon. »Charmant, bildhübsch und im Eiskunstlauf einfach magisch – Stephanie und Michael Meltendorf!«
Eine Reihe von Funktionären des Eislaufsports kam aufs Podium marschiert. Der erste überreichte Michael ihre Trophäe, die vergoldete Statue eines Eiskunstlaufpaars, und ein zweiter legte Stephanie einen riesigen Blumenstrauß in die Arme.
»Und nun bitte lächeln für die Kameras!«
Das ließen sich Michael und Stephanie nicht zweimal sagen. Sie legten die freien Arme umeinander und lächelten glücklich und verliebt den unzähligen Blitzlichtern und Objektiven entgegen.
Gleich darauf kam ein Mann mit einem Mikrofon, das er als Erstes Stephanie in die Hand drückte. Sie wusste, von ihr wurden ein paar Worte erwartet, doch sie war noch immer so überwältigt, dass sie kaum sprechen konnte.
»Dies ist der schönste Erfolg in meinem Leben«, brachte sie schließlich heraus. Suchend sah sie sich um, ließ ihren Blick über die Menschenmenge gleiten und entdeckte ihre Mutter in der Ehrenloge. »Der Weg hierher war hart und steinig«, fügte sie an, denn das war der Lieblingsausdruck ihrer Mutter. »Dass ich nicht aufgegeben habe, sondern ihn immer weiter gegangen bin, verdanke ich meiner Mutter – Marianne Schuster.«
Stephanies Mutter in ihrer Loge erhob sich, und Applaus brandete auf.
Stephanie wollte das Mikrofon schon an ihren Mann weiterreichen, da fiel ihr noch etwas ein. Sie und ihre Mutter waren allein gewesen, hatten sich ohne Hilfe von Verwandten, Freunden oder gar von Stephanies Vater durchschlagen müssen, und ihre Mutter hatte dazu alle erdenklichen Entbehrungen auf sich genommen. Einen Menschen aber hatte es doch gegeben, der ihnen – oder vor allem Stephanie – geholfen hatte. Einen freundlichen Arzt, der sie aufgebaut und getröstet hatte, sooft ihre Mutter sie in die Praxis gebracht hatte, weil Stephanie sich kraftlos fühlte und aufgeben wollte.
»Und ich danke meinem Hausarzt, Herrn Dr. Stefan Frank!«, rief sie in das Mikrofon. »Eine bessere ärztliche Betreuung, als ich sie bei ihm erlebt habe, kann sich keine Sportlerin wünschen. Der heutige Erfolg, den ich mit meinem Mann teile, gebührt auch diesen beiden Menschen.«
Wieder brandete Applaus auf, und Stephanie hoffte, dass Dr. Frank von ihrer kleinen Würdigung erfahren würde. Er war immer so nett zu ihr gewesen und hatte sie verstanden. Ihm hatte sie ihre kindlichen Sünden anvertraut: einen verbotenen Eisbecher oder ein Stück Schokolade. Eine geschwänzte Trainingseinheit. Anders als ihre Mutter und ihre Trainer hatte er sie nicht dafür verurteilt, sondern gelacht und gesagt, er hoffe, es habe Spaß gemacht.
Stephanie reichte das Mikrofon an ihren Mann weiter.
»Ich möchte auch jemandem danken«, sagte Michael mit seiner dunklen, seidenweichen Stimme. »Ich habe mich in meinem Leben oft allein gefühlt, und der Berg, der vor mir lag, erschien mir viel zu groß. Aber ich bin nicht mehr allein. Ich habe einen Menschen bei mir, mit dem ich mein ganzes Leben teile, und seit dieser Mensch bei mir ist, werden Träume wahr. Sie ist mein größter Traum. Ich verdanke den heutigen Erfolg und alles Glück meines Lebens – meiner wunderbaren Frau Stephanie.«
***
»Einen wunderschönen Abend, mein Liebling. Ist es nicht herrlich, dass heute Freitag ist und wir nichts vorhaben?«
Dr. Stefan Frank hatte die Tür seiner Villa so leise wie nur möglich geöffnet und sich ins Wohnzimmer geschlichen, wo er seine geliebte Lebensgefährtin Alexandra vermutete. Für gewöhnlich war sie nicht häufig vor dem Fernseher anzutreffen. Heute aber, da war Stefan sich sicher, war sie auf dem allerschnellsten Weg aus ihrer Praxis nach Hause geeilt, um sich die Verleihung der Ehrenpreise im Wintersport anzusehen.
Alexandra hatte eine Schwäche für Wintersport. Und für feierliche Zeremonien mit gefühlvollen Reden und Tränen der Rührung.
Stefan hatte sich angeschlichen, um ihr eine Sekunde lang zuzusehen, wie sie ganz beseelt in ihrem Lieblingssessel saß und auf den Bildschirm blickte. Er liebte sie so sehr, und er würde sich niemals ganz daran gewöhnen, dass diese wunderschöne, gefühlvolle Frau zu ihm gehörte. Nun stand er mit einem Strauß roter Rosen hinter ihr und rief ihr seinen Abendgruß zu.
Wie von der Sehne geschnellt sprang Alexandra aus dem Sessel, fuhr zu ihm herum und schlang trotz des mächtigen Blumenstraußes die Arme um ihn.
»Oh, Stefan, ich wünschte, du wärst schon früher gekommen«, rief sie und berührte zärtlich mit ihren Lippen die seinen. »Stephanie und Michael Meltendorf sind gerade geehrt worden. Und ob du es glaubst oder nicht – Stephanie hat dich in ihrer Dankesrede mit so wunderbaren Worten erwähnt!«
»Mich?«, fragte Stefan ungläubig. »Warum denn das? Ich war doch nur ihr Kinderarzt und bin heute ihr Hausarzt. Sofern sie bei all der sportärztlichen Rundumbetreuung überhaupt noch einen braucht.«
»Sie hat gesagt, du bist der beste Arzt, den eine Sportlerin sich nur wünschen kann«, sagte Alexandra. »Lass mich diese herrlichen Blumen, für die ich mich tausendmal bedanke, ins Wasser stellen. Dann zeige ich dir, dass das nicht nur für Sportlerinnen gilt.«
»Darauf komme ich gerne zurück«, sagte Stefan lächelnd und sah Alexandra nach, die mit den Rosen in der angrenzenden Küche verschwand, um eine Vase zu suchen.
Während er darauf wartete, dass sie zurückkam, wanderten seine Gedanken zu Stephanie Schuster, die er gemeinsam mit ihrer Mutter Marianne seit Jahren in seiner Praxis ärztlich betreute.
Stephanie war eines jener Kinder gewesen, bei denen in allerzartestem Alter ein ungewöhnliches Talent entdeckt worden war. So etwas konnte ein Segen sein – aber ebenso ein Fluch. Stefan hatte sich oft gefragt, ob bei der Familie Schuster das eine oder das andere überwog.
Marianne Schuster war wild entschlossen gewesen, die Begabung ihrer Tochter mit allen Kräften, die ihr zur Verfügung standen, zu fördern. Sie stand allein in der Welt. Ihre Familie hatte sie verstoßen, als sie ein uneheliches Kind erwartet hatte, und der Vater des Kindes hatte sich aus dem Staub gemacht. Seither war Marianne nicht mehr in der Lage, Menschen zu vertrauen, und nicht bereit, Freundschaften zu schließen. Ihre Tochter Stephanie aber liebte sie mit einer wilden, allumfassenden Liebe und schreckte für sie vor keinem Opfer zurück.
Zusätzlich zu ihrer Arbeit als Sekretärin hatte sie Aushilfsjobs angenommen, hatte Zeitungen ausgetragen und war putzen gegangen, um die besten Trainer und die modernste Ausrüstung für Stephanie zu finanzieren. Sich selbst gönnte sie nichts, nicht einmal eine Atempause – ihre Tochter sollte es einmal besser haben als sie, sollte alles erreichen, was ein kleines Mädchen sich nur wünschen konnte.