Dr. Stefan Frank 2740 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2740 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Mit ihren neunundzwanzig Jahren zählt Model Sofia langsam zum alten Eisen. Als die Mailänder Modelagentur sie schließlich einberuft, um mit ihr den auslaufenden Vertrag zu besprechen, spürt sie Panik in sich aufsteigen. Ihr ungutes Gefühl bestätigt sich: Die Agentur beendet nach zehn Jahren die Zusammenarbeit.
Sophia ist am Boden zerstört. Sie ruft ihre Freundin Francesca an. Die temperamentvolle Italienerin hat sofort eine Idee: Ihr Bruder ist Manager. Bisher zwar nur für Musikbands, aber so unterschiedlich sind die Branchen schließlich nicht. Entertainment ist Entertainment, oder? Weil Sofia keine andere Option hat, willigt sie ein. Und Carlo enttäuscht sie nicht, er verschafft ihr einen Auftrag nach dem anderen. Gerade als Sofia spürt, dass sie immer häufiger Schmetterlinge im Bauch hat, wenn Carlo in ihrer Nähe ist, bemerkt sie eine beunruhigende Veränderung mit ihrem Körper. Bei einem Videodreh für eine berühmte Rockband kann sie in der Abenddämmerung schlecht sehen und stürzt mehrfach ...


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Seitenzahl: 128

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Sophias letzter Walk

Vorschau

Impressum

Sophias letzter Walk

Das Topmodel erkrankt am Marfan-Syndrom

Mit ihren neunundzwanzig Jahren zählt Model Sofia langsam zum alten Eisen. Als die Mailänder Modelagentur sie schließlich einberuft, um mit ihr den auslaufenden Vertrag zu besprechen, spürt sie Panik in sich aufsteigen. Ihr ungutes Gefühl bestätigt sich: Die Agentur beendet nach zehn Jahren die Zusammenarbeit.

Sophia ist am Boden zerstört. Sie ruft ihre Freundin Francesca an. Die temperamentvolle Italienerin hat sofort eine Idee: Ihr Bruder ist Manager. Bisher zwar nur für Musikbands, aber so unterschiedlich sind die Branchen schließlich nicht. Entertainment ist Entertainment, oder? Weil Sofia keine andere Option hat, willigt sie ein. Und Carlo enttäuscht sie nicht, er verschafft ihr einen Auftrag nach dem anderen. Gerade als Sofia spürt, dass sie immer häufiger Schmetterlinge im Bauch hat, wenn Carlo in ihrer Nähe ist, bemerkt sie eine beunruhigende Veränderung mit ihrem Körper. Bei einem Videodreh für eine berühmte Rockband kann sie in der Abenddämmerung schlecht sehen und stürzt mehrfach ...

»Sophia, Darling!«, rief der Münchner Star-Friseur dem Model schon von Weitem zu.

Sophia zuckte zusammen. Sie mochte es gar nicht, von anderen auf eine übertriebene Art chauffiert zu werden und wollte keine Sonderbehandlung. Sie hatte zwar hart für ihren Erfolg gearbeitet, aber manchmal verfluchte sie die Lebensumstände, für die andere sie beneideten.

»Hallo, Walter«, erwiderte Sophia höflich und ließ eine beinahe theatralische Umarmung und mehrere Luftküsse über sich ergehen.

Sophia kannte Walter schon lange bevor er seinen Friseursalon in der Münchner Maximilianstraße eröffnet hatte. Zugegeben, früher waren die Friseurbesuche nicht so spannend gewesen. Heute gaben sich in dem elegant eingerichteten Salon die Stars und Sternchen die Klinke in die Hand, und ob man wollte oder nicht: Man ging immer mit dem neuesten Klatsch und Tratsch nach Hause. Und auch wenn Sophia sich weigerte, sich an Gesprächen über Gerüchte und Vermutungen zu beteiligen, so hatte sie in der Vergangenheit mehr als einmal von den Insider-Informationen profitiert.

Sobald ihre Modelagentin in Mailand davon erfuhr, dass es bei einem anderen bekannten Model in einer Kampagne gerade nicht gut lief oder es in der Zusammenarbeit mit einem Designer kriselte, wurde versucht, Sophia ins Gespräch zu bringen. Oft mit Erfolg, denn die Menschen arbeiteten gerne mit Sophia – sie war unkompliziert, setzte die Wünsche der Kunden meist problemlos und wie auf Kommando um und vor allem sah sie für ihre neunundzwanzig Jahre immer noch aus wie Anfang zwanzig.

»Na, Liebes, was können wir heute für dich tun? Was steht an?«

Walter verstand es, sie so zu stylen, dass es zum Anlass passte.

»Kampagnen-Casting«, antwortete sie, »die suchen wie immer was Junges, Frisches.«

»Schon verstanden«, erwiderte Walter und rollte sich den Friseur-Trolley seiner Angestellten zurecht.

»Hey«, beschwerte sich diese, »das ist meiner.«

»Das sehe ich. Aber wir haben jetzt keine Zeit für solche Unwichtigkeiten, Sophia muss gleich wieder weiter.«

Die Friseurin schenkte ihrem Chef einen bösen Blick und ging nach hinten ins Lager, um sich einen neuen Trolley zu richten. Sophia wäre am liebsten im Boden versunken.

»Ich hätte auch warten können, bis du alles vorbereitet hast«, sagte sie kleinlaut und setzte sich auf den Friseursessel, der mit weichem, champagnerfarbenem Leder bezogen war.

»Papperlapapp«, erwiderte Walter, »die soll sich nicht so anstellen. Du bist eine wichtige Kundin und hast es eilig.«

»Aber ... ich habe es doch gar nicht eilig«, traute sich Sophia zu sagen.

»Berühmte Menschen haben es immer eilig, Darling!«

Damit war das Thema abgeschlossen, und Sophia gab auf. Es brachte ja doch nichts, sich in Walters Betriebsführung einzumischen. Er tat, was auch immer er für richtig hielt.

»Wer ist denn der Kunde?«, wollte Walter wie nebenbei wissen.

Sophia wusste genau, dass er für Informationen wie diese lebte. Und sie wusste auch, wenn sie es ihm erzählte, würde sich die Nachricht wie ein Lauffeuer in München verbreiten. Ein paar Stunden später würden alle Models, die nicht zum Casting eingeladen waren, beim Castingdirektor auf der Schwelle stehen. Das wollte Sophia auf jeden Fall vermeiden, sie hatte es ja so schon schwer genug, sich gegen die jüngere Konkurrenz durchzusetzen. Dabei konnte sie sich nicht beschweren, noch bekam sie ab und zu die Aufträge, für die sie zum Casting erschien. Aber sie konnte nicht umhin zu bemerken, dass die Konkurrenz ihr mit fortschreitendem Alter immer mehr Angst einjagte. Die richtig gut bezahlten Anzeigen- oder sogar Kampagnenjobs waren rar.

»Gucci? Prada?«, riet Walter ins Blaue hinein. »Oder was Deutsches? Hugo Boss vielleicht?«

Doch Sophia blieb stark.

»Du weißt, dass ich das nicht sagen darf«, redete sie sich heraus. Natürlich durfte sie darüber sprechen, doch sie schob den Grund für ihre generelle Verschwiegenheit gerne auf jemand anderen. »Wenn meine Agentur das mitbekommt, dass ich das weitererzähle ...«

»Ja, ja, ich weiß, dann feuern sie dich. Sind ja ganz schön streng, diese Italiener.«

Sophia war froh, dass Walter zwar viele Kunden aus der Branche hatte und jeden persönlich kannte, aber von dem Geschäft selbst recht wenig verstand. Er gehörte einfach nur gern dazu.

»Möchtest du etwas Neues?«, fragte er. »Vielleicht ganz leichte Stufen? Nur vorne, schau so«, schlug er vor und zückte sein Handy, um ihr ein Foto von seiner Idee zu zeigen.

»Ich vertrau dir«, entschied Sophia. »Solange mich die Frisur jünger und nicht älter macht, hast du freie Hand.«

»Meine Kunst hat noch niemanden älter gemacht!«, stellte Walter klar. Er positionierte sich ernst hinter Sophia und ging in die Hocke, bis sein Kopf fast ihre Schultern berührte. Konzentriert betrachtete er ihr Spiegelbild. »So machen wir's«, entschied er und griff entschlossen nach einer Schere.

Das war Sophias Zeichen: Entspannt schloss sie die Augen und ließ Walter tun, was er am besten konnte. Über die Jahre hatten sich die beiden so gut eingespielt, dass Sophia auch im Halbschlaf auf seine kleinen Berührungen reagierte. Wenn er wollte, dass sie ihren Kopf neigte, klopfte er ihr sanft auf die Schläfe, wenn sie ihren Kopf in den Nacken legen sollte, führte er sie sanft dorthin. Es war wie ein Tanz, der meistens damit endete, dass Sophia tief beeindruckt war, wie schnell Walter etwas so Tolles aus ihren Haaren zaubern konnte.

»Et voilà!«

Sophia öffnete die Augen und brauchte einen Moment, um sich an die scheinwerferartigen Glühbirnen, die den Spiegel umrahmten, zu gewöhnen. Sie blinzelte und stellte erleichtert fest, dass er kaum etwas von der Länge abgeschnitten hatte.

»Nur die Spitzen, ein paar Stufen und die seitlichen Stirnfransen«, fasste Walter sein Ergebnis zusammen.

Es sah großartig aus.

Sophia strahlte. »Danke, Walter. Wie immer perfekt!«

Prüfend schaute das Model ein letztes Mal in den Spiegel und machte ein paar schnelle Posen, um zu überprüfen, ob die Frisur sich ihren Bewegungen anpasste. Sie sah mindestens fünf Jahre jünger aus.

Glücklich bezahlte sie, ließ wie immer ein großzügiges Trinkgeld da und verabschiedete sich von Walter.

»Viel Erfolg bei deinem geheimen Casting«, rief er ihr so laut zu, dass alle es hörten.

Sophia lächelte ihn an. Solange er ihr so toll die Haare schnitt, durfte er ruhig ab und zu mit ihr angeben.

***

Gegen den Castingdirektor war Walter allerdings nichts. Der Friseur schmückte sich vielleicht manchmal mit seiner illustren Kundschaft, doch der heutige Castingdirektor überbot ihn bei Weitem. Gabriel von Garder liebte es, allen Anwesenden am laufenden Band zu erzählen, mit welchen Berühmtheiten er erst gestern zusammengearbeitet hatte. Nach seiner eigenen Aussage war er mit halb Hollywood per Du und auf jeder glamourösen Veranstaltung selbstverständlich eingeladen. Er beachtete Sophia kaum, als sie die Fabrikhalle, in der das Set aufgebaut war, betrat. Seine Assistentin teilte ihr eine Nummer zu, und nun wartete sie brav darauf, an die Reihe zu kommen, während von Garder vor allem sich selbst groß in Szene setzte.

»... und dann sage ich zu ihr: Honey, so wird das nichts! Du wiegst ja inzwischen mehr als deine Mutter«, erzählte er gerade dem Fotografen, der die Probefotos von den Models schoss.

Sophia schüttelte sich. Sie hasste es, wie in der Modebranche über den weiblichen Körper gesprochen wurde. Obwohl sie selbst Glück mit ihrer Figur und ihren Genen gehabt hatte, konnte sie sich vorstellen, wie es für die Mädchen war, die sich ihre Schlankheit hart erarbeiten mussten. Sie hatte in ihrer Karriere zahlreiche von heranwachsenden Frauen kennengelernt, die nicht auf natürliche Weise dünn waren, sondern jede Kalorie zählen und ihre Agentur konstant über ihr genaues Gewicht unterrichten mussten. Von ihnen wurde Sophia oft beneidet. Sie aß, wann sie wollte und schien eine von Natur aus gute Stoffwechselverbrennung zu haben. Außerdem hatte sie endlos lange Beine und zarte, fast zerbrechlich wirkende Arme mit schmalen, langen Fingern.

»Die Nummer achtzehn bitte«, rief der Castingdirektor und übersah Sophia, obwohl sie direkt vor seiner Nase saß, beinahe.

Sophia kannte das Spiel. Vor Jahren hatte sie als Model am untersten Ende der Nahrungskette angefangen und es konnte ihrem Selbstbewusstsein längst nichts mehr anhaben, wenn die Entscheidungsträger versuchten, sie kleinzumachen. Sie ignorierte so ein Verhalten und ließ sich davon nicht verunsichern. Das Wichtigste war, dass sie sich nicht provozieren ließ, arrogant zu werden oder Forderungen zu stellen. Auch wenn sie sich das vermutlich hätte leisten können bei ihrem Erfolg, zog sie es vor, sie selbst zu bleiben: ruhig, höflich und professionell.

»Schön, Sie persönlich kennenzulernen«, sagte sie freundlich und reichte ihm ihre Mappe. Desinteressiert nahm Gabriel von Garder ihr schweres Buch entgegen, in dem ihre erfolgreichsten Fotos gesammelt waren.

»Ich mochte ihre letzte Arbeit in der Vogue sehr«, fügte Sophia hinzu.

»Ach, ja?«

»Ja, die Modestrecke in der Wüste war etwas Besonderes. Ich wusste gar nicht, dass Karina Kurlova noch arbeitet.«

»Nicht für jedermann, meine Liebe. Aber für mich hat sie eine Ausnahme gemacht«, erklärte er überheblich.

In Wirklichkeit war es natürlich nicht allein seine Arbeit. Der Castingdirektor mochte eine große Macht darüber haben, welche Models abgelichtet wurden, aber die Fotos schoss immer noch der Fotograf – doch diese Bemerkung sparte sich Sophia lieber. Immerhin schaute er sie jetzt zum ersten Mal richtig an. Eingehend musterte er sie von oben bis unten, bevor er mit ihr an den langen Tisch ging, der neben der Fotoausrüstung und den Studio-Requisiten stand. Ihre Mappe ließ er ungeöffnet auf den Stuhl fallen, an dem er gesessen haben musste. Die anderen Plätze waren besetzt.

»Das ist ...«

»Sophia«, stellte sie sich den anderen vor, lächelte freundlich und reichte jedem die Hand.

»Sophia also«, wiederholte von Garder und stellte ihr den Rest der Anwesenden vor.

Der Fotograf und seine Stylistin mit den jeweiligen Assistentinnen und natürlich die Verantwortlichen des Modehauses, das die große Kampagne plante. Sophia spürte sofort, dass ihr die Gruppe viel wohlgesinnter war als der unnahbare Castingdirektor.

»Du weißt ja bestimmt worum es geht. Natürlichkeit, Natürlichkeit, Natürlichkeit«, rief von Garder und klatschte dabei laut in die Hände. »Ich würde vorschlagen, du zeigst uns mal, was du kannst.«

Sophia holte tief Luft und entspannte ihre Muskeln. Das, was jetzt kam, war ihre Königsdisziplin. Sie war schon immer ein Naturtalent vor der Kamera gewesen, schon als kleines Mädchen, als sie für kleinere Kataloge gemodelt hatte. Es hatte ihr nie etwas ausgemacht, wenn die meist männlichen Fotografen ihr laut Anweisungen zuwarfen, wie sie sich zu bewegen hatte. Es fiel ihr leicht, genau das zu tun, was gefordert wurde und sie fühlte sich nie unwohl vor der Kamera. Doch bevor sie loslegen konnte, fiel von Garder etwas auf.

»Jetzt hat sie auch noch flache Schuhe an«, stöhnte er.

Sophia erschien zu Castings immer in flachen Schuhen, was bis heute noch nie ein Problem gewesen war. Sie wusste genau, dass er sie verunsichern wollte und ließ es sich nicht gefallen. Verschmitzt zwinkerte sie ihm und den anderen an dem Tisch zu, schlüpfte elegant aus ihren Ballerinas und stellte sich wie auf Knopfdruck auf die Zehen. Sie konnte stundenlang so zubringen – ein weiteres Talent, das ihr vor der Kamera schon oft geholfen hatte. Mit einem schwungvollen und sicheren Gang stolzierte sie auf das aufgebaute Set und bewegte sich so, als würde sie auf unsichtbaren High Heels durch den Raum schweben.

Von Garder war geschlagen. Es fiel ihm schwer, seine Begeisterung nicht zu zeigen, und Sophia musste lächeln. Warum machte er es ihr und sich selbst so schwer? Er wusste doch, dass er sie für den Job wollte und buchen würde. Warum also das alles? Während Sophia über die Unergründlichkeit der Männer in Machtpositionen nachdachte, sah sie, wie der Fotograf und die Stylistin anfingen zu tuscheln. Die Stylistin deutete auf die Mappe, und Sophia wusste, dass sie endgültig gewonnen hatte.

Sie ließ sich von ihrer Agentur nie bei Castings ankündigen, weil sie nicht auf Grund ihres Namens oder ihrer Bekanntheit engagiert werden wollte. Am liebsten waren ihr Aufträge wie diese: Wo niemand sie auf Anhieb erkannte, weil alle mit sich selbst beschäftigt waren. Es machte einfach mehr Spaß, sich einen Job zu erarbeiten, statt ihn einfach zu bekommen.

»Sophia, warum hast du denn nicht gleich gesagt, dass du letzte Saison für Dolce & Gabbana geshootet hast?«, murmelte der Direktor, als er die Mappe nun doch noch öffnete und durchsah. »Ach, du warst das«, erinnerte er sich beim Anblick des zweiten Fotos an ihren erfolgreichen Auftritt der letzten Fashion Show in Mailand, als sie in einem kurzen Zweiteiler für Chanel über den Laufsteg gegangen war.

»Also für mich ist es egal, was Sie bisher gemacht haben. Ich bin kein Fachmann für Models«, sagte der Verantwortliche der Modekette. »Für mich ist nur wichtig, ob sie das transportieren können, wonach wir suchen. Und das können Sie. Sie sind ganz zauberhaft«, schwärmte der alte Mann, der zwar eine Modekette aufgebaut, aber scheinbar wenig Ahnung von dem Wer-ist-Wer der Modebranche hatte.

Sophia mochte ihn sofort.

»Ich würde sehr gern für Sie arbeiten«, gestand sie.

»Sie haben das perfekte Gesicht, jugendlich und doch ernstzunehmend. Irgendwie ... vertrauensvoll. Das gefällt mir. Also, von meiner Seite aus sind Sie engagiert«, entschied der Mann.

»So schnell geht das aber nicht«, mischte sich seine Assistentin ein. »Wir würden uns schon noch die anderen Models anschauen und dann vielleicht ein paar Testbilder machen?«

Der Fotograf runzelte die Stirn.

»Testbilder?«, fragte er und deutete auf die Mappe. »Ich muss Frau Serada nicht testen.«

Sophia versuchte, nicht zu breit zu grinsen.

»Na gut, wenn der Kunde so überzeugt ist, will ich mit meiner Entscheidung ebenfalls nicht zu lange warten«, sagte Gabriel von Garder betont großzügig und gab ihr ihre Mappe zurück. »Wir melden uns dann zeitnah.«

Artig nickte Sophia, bedankte sich für die Zeit und Aufmerksamkeit und verließ das Studio. Was für ein großer, großer Arsch dieser von Garder doch war! Doch er konnte nichts dagegen tun: Der Kunde hatte sich bereits für sie entschieden. Somit hatte sie den Auftrag in der Tasche, da war sie ganz sicher.

***

»Wat schenken wir denn jetzt unserem Chef?«, flüsterte Martha Giesecke ihrer Kollegin Marie-Luise Flanitzer zu, als Dr. Frank seine Praxis zur Mittagspause verlassen hatte.

»Hat er schon wieder Geburtstag?«, wunderte sich Marie-Luise.

»Ick meine doch zu Weihnachten!«, klärte Martha auf. Die rüstige Berlinerin arbeitete schon so lange bei Dr. Frank, dass sie gar nicht mehr zählen konnte, wie viele Weihnachtsgeschenke Dr. Frank bereits von ihr erhalten hatte.

»Hm ... keine Ahnung. Haben Sie eine Idee?«

»Nee, sonst würd ick ja nicht fragen!«, grummelte Martha. »Er schenkt uns immer so tolle Sachen, da dachte ick, wir müssten dieses Jahr mal mit was anderem kommen als immer dem gleichen Gutschein.«

Dr. Frank liebte es, mit seiner Partnerin Alexandra Schubert den Italiener um die Ecke zu besuchen und freute sich immer, wenn seine Praxisschwestern ihm einen Gutschein für einen Besuch schenkten.