Dr. Stefan Frank 2759 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2759 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Dr. Johannes Riedel ist der neue Oberarzt der Säuglingsstation und kommt mit besten Zeugnissen und Erfahrungen an mehreren Kliniken im In- und Ausland. Während in anderen Kliniken aus finanziellen Gründen die Kinder- und Säuglingsstationen geschlossen werden, soll Dr. Riedel dazu beitragen, dass das in der Waldner-Klinik nicht passiert. Er ist entschlossen, sein Bestes zu geben. Doch schon bald gibt es die ersten Differenzen zwischen Johannes und seinen Kollegen. Er ist extrem ehrgeizig, will "seine" Station unbedingt voranbringen und verlangt viel von seinem Team. Privat steht bei Johannes auch nicht alles zum Besten. Weil er nur noch arbeitet und wichtige Vereinbarungen und Termine vergisst, fühlt sich seine schwangere Frau Carolin vernachlässigt. Sie streiten sich immer öfter.
Einige Wochen später wird Dr. Johannes Riedel vom Dienst freigestellt. Verdacht: Er habe die Zahlen bei der Frühchenüberwachung absichtlich manipuliert, um so mehr Gelder zu erhalten. Der Oberarzt beteuert weiterhin seine Unschuld, doch der Verdacht lastet schwer auf ihm. All das tut seiner Ehe nicht gut. Nach einem Streit will Carolin zu ihrer Mutter nach Rosenheim fahren - und verunglückt schwer ...

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Inhalt

Cover

Der neue Oberarzt

Vorschau

Impressum

Der neue Oberarzt

Schon bald steht er unter Verdacht

Dr. Johannes Riedel ist der neue Oberarzt der Säuglingsstation und kommt mit besten Zeugnissen und Erfahrungen an mehreren Kliniken im In- und Ausland. Während in anderen Kliniken aus finanziellen Gründen die Kinder- und Säuglingsstationen geschlossen werden, soll Dr. Riedel dazu beitragen, dass das in der Waldner-Klinik nicht passiert. Er ist entschlossen, sein Bestes zu geben. Doch schon bald gibt es die ersten Differenzen zwischen Johannes und seinen Kollegen. Er ist extrem ehrgeizig, will »seine« Station unbedingt voranbringen und verlangt viel von seinem Team. Privat steht bei Johannes auch nicht alles zum Besten. Weil er nur noch arbeitet und wichtige Vereinbarungen und Termine vergisst, fühlt sich seine schwangere Frau Carolin vernachlässigt. Sie streiten sich immer öfter.

Einige Wochen später wird Dr. Johannes Riedel vom Dienst freigestellt. Verdacht: Er habe die Zahlen bei der Frühchenüberwachung absichtlich manipuliert, um so mehr Gelder zu erhalten. Der Oberarzt beteuert weiterhin seine Unschuld, doch der Verdacht lastet schwer auf ihm. All das tut seiner Ehe nicht gut. Nach einem Streit will Carolin zu ihrer Mutter nach Rosenheim fahren – und verunglückt schwer ...

»Wo bist du nur mit deinen Gedanken, Uli?« Stefan Frank blickte seinen ältesten Freund über das Schachbrett hinweg an. Es stand zwischen ihnen auf dem Terrassentisch – neben zwei Gläsern mit Rotwein, der im Licht der Solarlampen geheimnisvoll schimmerte.

Ulrich Waldner starrte seit mehreren Minuten auf die Figuren, ohne ein Wort zu sagen oder einen Zug zu machen. Stattdessen wirkte sein Blick so verloren, als würde er seine Umgebung nicht einmal wahrnehmen.

Es war ein lauer Sommerabend. Sie saßen auf der Terrasse in der obersten Etage der Waldner-Klinik. Hier befand sich das Penthouse, in dem der Klinikleiter mit seiner Frau lebte.

Stefan Frank war zum Abendessen eingeladen gewesen. Es hatte einen Grillteller mit mediterranem Gemüse und Kartoffelspalten gegeben. Das Essen war gut und reichlich gewesen und der Nachtisch – Kokos-Parfait – war selbstgemacht.

Nach dem Essen hatten sie sich auf die Terrasse begeben, um eine Partie Schach zu spielen und sich zu unterhalten. An diesem Abend mussten sie beide auf ihre Liebsten verzichten. Ruth Waldner war bei einer Weiterbildung und Stefans Freundin traf sich mit einer früheren Schulfreundin zum Yoga. Sie verstanden sich gut, und so hatte Alexandra ihn bereits vorgewarnt, dass es spät werden könnte.

Stefan Frank führte eine Praxis für Allgemeinmedizin im Süden von München, während sein Freund als Chirurg arbeitete und der Privatklinik am Englischen Garten vorstand. Sie waren beide beruflich stark eingespannt, aber das tat ihrer Freundschaft keinen Abbruch. So abgelenkt wie an diesem Abend hatte Stefan Frank seinen Freund lange nicht mehr erlebt.

»Erde an Uli. Bist du noch bei mir?«

»Was?« Sein Freund fuhr hoch. »Oh, entschuldige, Stefan. Ich war gerade in Gedanken.«

»Das ist mir nicht entgangen«, bemerkte Stefan trocken. »Was beschäftigt dich denn so?«

»Unsere Säuglingsstation.« Sein Freund seufzte verhalten. »Unsere Gewinne sind nicht so gut, wie sie sein sollten.«

»Die Gewinne?« Stefan Frank konnte ein leichtes Zucken nicht verhindern. »Mir ist natürlich klar, dass ein Krankenhaus ein Unternehmen wie viele andere ist und dass die Umsätze wichtig sind, trotzdem krümmt sich etwas in mir, wenn Kliniken auf Biegen und Brechen Gewinn abwerfen müssen. Ich finde, die Gesundheit der Patienten sollte im Vordergrund stehen, nicht der schnöde Mammon.«

»Ich teile deinen Standpunkt, Stefan, das tue ich wirklich, aber ohne diesen Mammon könnten keine Gehälter bezahlt oder neue medizinische Apparaturen angeschafft werden.«

»Da ist natürlich etwas dran.«

»Meine Stationen stehen auch alle recht gut da. Bis auf die Kinder- und Säuglingsstation.«

»Damit seid ihr leider nicht allein. Überall im Land werden Säuglingsstationen geschlossen, weil sie angeblich nicht rentabel genug sind.«

»Das stimmt. Wir haben als Privatklinik noch Glück, aber auch wir stehen nicht so sicher da, wie es mir lieb wäre.«

»Befürchtest du etwa, dass die Verwaltung die Schließung festlegen könnte?«

»Diese Gefahr sehe ich durchaus.« Ulrich Waldner nickte bedächtig. »Und das bereitet mir wirklich Bauchschmerzen. Zu uns kommen Patienten nicht nur aus dem ganzen Freistaat, sondern auch von viel weiter her, weil die Versorgung in ihrer Heimat nicht mehr gegeben ist. Das bringt uns an die Grenzen unserer Kapazitäten.«

»Und trotzdem sieht es so schlecht aus?«, hakte Stefan besorgt nach.

»Leider ja. Die Kosten explodieren, und das lässt sich mit dem Betrieb kaum auffangen.« Ulrich Waldner deutete auf die Flasche. »Möchtest du noch etwas Wein, Stefan?«

»Gern. Er ist wirklich wunderbar.«

Ulrich lächelte. »Wir haben ihn aus unserem Urlaub in Dänemark mitgebracht.«

»Ihr Glücklichen. Als wir das letzte Mal dort waren, habe ich mir nur eine Erkältung mitgebracht. Das lässt sich leider nicht vergleichen.« Stefan Frank lächelte schief. Dann bedeutete er seinem Freund, dass er genug eingeschenkt hatte, und drehte sein Glas in der Hand. »Wie ich dich kenne, hast du einen Plan für deine Säuglingsstation, oder?«

»Um ehrlich zu sein, habe ich noch keinen, aber es ist mir gelungen, einen neuen leitenden Oberarzt einzustellen. Etliche Ärzte sind mir in die Forschung abgewandert, als sich ihnen die Möglichkeit bot, weil sie um ihre Stelle fürchten.«

»Verständlich, aber bitter für das Krankenhaus.«

»Das kannst du wohl sagen.«

»Dann ist es ein Glück, dass du jemanden für den Posten des Oberarztes gefunden hast.«

»Er war vorher im St. Annen Klinikum tätig.«

»Wurde die Säuglingsstation dort nicht bereits geschlossen?«

»Leider ja. Darum war er auch verfügbar. Er hat nicht nur eine Schließung seiner Station hinter sich, sondern gleich zwei. Die der Säuglingsstation in Erlabrunn.«

»Du lieber Himmel. Dann hoffen wir mal, dass er hier nicht seine Serie von dreien vollmacht.«

»Beschrei es bloß nicht.« Ulrich Waldner rieb sich den graumelierten Bart.

»Wer ist denn der neue Oberarzt? Kenne ich ihn?«

»Ja, ich glaube, ihr seid euch bereits auf einem Kongress begegnet. Sein Name ist Johannes Riedel.«

»Nicht dein Ernst?!« Entgeistert stellte Stefan Frank sein Glas ab.

»Ich bin davon überzeugt, dass ich mit Dr. Riedel einen guten Griff getan habe. Er kommt mit den besten Zeugnissen und verfügt über Erfahrungen an mehreren Kliniken im In- und Ausland. Er war unter anderem schon in Salzburg und Koblenz tätig. Aber ich sehe dir an, dass du nicht begeistert bist.«

»Nun ja. Ich kenne ihn tatsächlich von Ärztekongressen, und dort war mein Eindruck nicht gerade positiv.«

Ulrich Waldner horchte auf. »Wie das?«

»Ich habe Dr. Riedel als überaus ehrgeizig, ja, beinahe rücksichtslos erlebt. Bei mehreren Vorträgen hat er seine Zeit um weit mehr als eine halbe Stunde überzogen, sodass die Kollegen, die nach ihm dran waren, ihre Vorträge kürzen mussten. Darauf angesprochen meinte er, seine Themen wären wichtiger als die der anderen Ärzte.«

»Und waren sie das?«

»Daran erinnere ich mich nicht mehr, aber das ist auch nicht der Punkt.«

»Nein, ich verstehe, was du meinst. Er ist kein Teamplayer.«

»Genau das befürchte ich.« Nun war es an Stefan Frank, nachdenklich vor sich hin zu blicken.

Das Team der Waldner-Klinik war wie eine Familie. Man stand einander bei und arbeitete Hand in Hand, um die Patienten bestmöglich zu versorgen. Würde das so bleiben, wenn der Oberarzt allein vorpreschte und sich um nichts und niemanden scherte als sich selbst? Bedeutete er die Rettung oder den Untergang für die Säuglingsstation? Das konnte wohl nur die Zeit zeigen ...

Ulrich Waldner gähnte verhalten. »Entschuldige, Stefan.«

»Ist schon gut. Ich bin auch müde. Es war ein langer Tag. Wollen wir die Partie ein anderes Mal beenden?«

»Sehr gern. Wie wäre es am Wochenende?«

»Ich denke, das ließe sich einrichten. Zusammen mit unseren Frauen.«

Stefan Frank erhob sich und reichte seinem Freund die Hand. Der begleitete ihn noch zur Tür, wo sie sich herzlich voneinander verabschiedeten.

Dann fuhr er mit dem Fahrstuhl nach unten und verließ das Klinikum. Draußen wehte ihm der Abendwind den süßen Duft blühender Sommerwiesen entgegen. Eine Stadt wie München schlief niemals, aber der Verkehr hatte merklich nachgelassen.

Stefan Frank hatte sein Auto wohlweislich daheim gelassen, weil er geahnt hatte, dass sein Freund einen guten Tropfen offerieren würde, und so war er nun froh zu sehen, dass ein Taxi ganz in der Nähe in einer Wartebucht stand. Er stieg ein, nannte die Adresse seiner Villa in der Gartenstraße in Grünwald und ließ sich aufatmend in das Polster sinken.

Der Fahrer war ein graubärtiger Mann, der in breitem bayerischen Dialekt von den Streichen seiner drei Enkel erzählte und ihm die Zeit so gut vertrieb, dass sie im Handumdrehen ihr Ziel erreichten.

Stefan bezahlte für die Fahrt, bedankte sich und wünschte dem Fahrer noch eine gute Weiterfahrt, bevor er ausstieg und durch das Tor in seinen Garten trat.

Hier empfing ihn der Duft seiner Rosen, die so wundervoll blühten, dass ihm das Herz aufging. Er liebte es, die Blumen nach seiner Arbeit zu versorgen. Das half ihm, nach einem anstrengenden Tag zu entspannen. Und dann erst die Freude, die es machte, wenn seine Bemühungen von Erfolg gekrönt waren und sich die Knospen zu wunderbaren Blüten öffneten!

Stefan sah das Auto seiner Freundin im Carport stehen. Alexandra war also wieder daheim. Vielleicht konnten sie sich noch ein wenig unterhalten, bevor sie zu Bett gingen. Wie er dieses abendliche Ritual liebte. Sie in seinen Armen zu halten, bevor sie schliefen, diese Nähe, die würde er um nichts in der Welt eintauschen mögen. Alexandra hatte endlich zugestimmt, bei ihm einzuziehen, und er freute sich jeden Tag darauf, zu ihr nach Hause zu kommen.

Er schloss die Haustür auf, stieg nach oben und fand seine Wohnung dunkel und still. Offenbar war Alexandra bereits zu Bett gegangen.

Leise legte er seine Schlüssel ab und schlüpfte aus den Schuhen. Dann machte er sich auf die Suche nach seiner Freundin. Im Schlafzimmer war das Bett bereits zerwühlt und verriet, dass Alexandra sich schon schlafen gelegt hatte.

Doch sie war nirgendwo zu sehen.

Vielleicht hatte sie noch Durst gehabt?

»Alexandra?« Er spähte in die Küche – dann in das Wohnzimmer und das Bad.

Nichts. Keine Spur. Wie überaus seltsam!

»Alexa? Liebes? Wo bist du denn?«

Die letzte Möglichkeit war das Arbeitszimmer, also wandte er sich dorthin um, aber ein Blick hinein verriet ihm: Auch hier war seine Freundin nicht.

Dafür drang plötzlich durch das gekippte Fenster ein Schrei von draußen herein. Der Schrei einer Frau!

»Das kam von hinten«, entfuhr es ihm alarmiert. »Aus dem Garten!«

***

»Liebling? Bist du hier?« Stefan Frank hatte ohne lange zu überlegen den Regenschirm gepackt, der in der Diele gestanden hatte, und war damit hinaus in den Garten gestürmt.

Wenn jemand seine Freundin angriff, würde er es mit ihm zu tun bekommen!

Doch wie sich zeigte, war Alexandra nicht in unmittelbarer Gefahr.

Sie saß im weichen Gras, hielt sich ihren linken Fuß und stöhnte verhalten. Dabei trug sie nichts als ein luftiges hellblaues Nachthemd, das ihre sonnengebräunten Schultern freiließ. Ihre kastanienbraunen Locken waren vom Schlaf zerzaust und sie sah unendlich lieb und reizend aus.

Wäre da nur nicht das Blut an ihrem Fuß gewesen!

Wie der Blitz war Stefan neben ihr und legte ihr einen Arm um die Schultern.

»Was ist denn passiert, Liebes?«

»Oh, Stefan! Wenn ich das bloß wüsste!« Ratlos grub sie die Zähne in die Unterlippe. »Ich habe bin zu Bett gegangen und habe noch ein bisschen gelesen, dann bin ich eingeschlafen. Das Nächste, was ich weiß, ist, dass ein übler Schmerz durch mein Bein fährt und ich hier im Garten stehe.«

»Warte! Du weißt nicht, wie du hierhergekommen bist?«

»Nein. Und mein Fuß ... er blutet wie verrückt.«

Stefan Frank beugte sich vor und kniff die Augen zusammen. Im Garten waren mehrere Lampen verteilt, die tagsüber im Sonnenlicht Energie sammelten und nachts wieder abgaben. In ihrem kühlen Licht glitzerte etwas im Gras ...

»Hier liegen Scherben herum. Glasscherben.«

»Was? Wie kommen die denn in unseren Garten?«

»Wenn ich das wüsste.« Er besah sich die Überreste genauer. »Die gehören zu einer Flasche, und sie liegen unmittelbar neben einem Stein. Vielleicht hat jemand die Flasche über den Zaun geworfen, um sich ihrer zu entledigen, und sie ist zerbrochen.«

Alexandra sah ganz erschrocken zu ihm auf. »So was macht man aber nicht.«

»Nein, da hast du recht.« Er bemerkte, dass sich das Gras rings um ihren Fuß immer dunkler färbte, je mehr Blut darauf fiel. »Ich werde dich jetzt erst einmal reintragen und deinen Fuß verbinden.«

»Du musst mich nicht tragen, Liebling. Ich kann allein laufen.«

»Ich weiß, aber all das Blut auf dem Boden würde meine Patienten morgen früh wohl ziemlich nachdenklich machen, meinst du nicht?«

Seine Bemerkung ließ sie leise auflachen. Er bemerkte, wie die Röte in ihre blassen Wangen zurückkehrte, und nickte zufrieden.

Er nahm sie in seine Arme und richtete sich wieder auf, bevor er sie ins Haus trug.

Seine Praxis war im Erdgeschoss untergebracht. Helle, modern eingerichtete Räume waren es, in denen er nun die Lichter einschaltete, bevor er seine Freundin behutsam auf der Behandlungsliege absetzte. Er holte eine Decke und legte sie ihr sorgsam um, weil sie in ihrem dünnen Nachthemd sicherlich fror. Dann streifte er ein Paar Einmalhandschuhe über und widmete sich ihrem verletzten Fuß.

Er spülte die Wunde und vergewisserte sich, dass keine Scherbe mehr darin war.

»Das sind ziemlich lange Schnitte, aber sie gehen nicht sonderlich tief. Nähen wird also nicht notwendig sein. Ich werde sie klammern, ein Antiseptikum auftragen und deinen Fuß verbinden. Morgen früh schaue ich ihn mir noch einmal an.«

»Danke dir.« Alexandra stieß den Atem aus und kuschelte sich tiefer in die Decke.

»In den nächsten Tagen wirst du den Fuß kaum belasten können. Solche Schnitte können ziemlich lange wehtun.«

»Ich weiß.« Sie seufzte leise.

»Ist dein Tetanusschutz noch aktiv, Liebes?«

»Ja, ist er.«

»Ausgezeichnet.« Er ging behutsam ans Werk. Nachdem er ihren Fuß verbunden hatte, richtete er sich wieder auf. »Und nun erzähl mir bitte noch mal, wie du in den Garten gekommen bist.«

»Wenn ich das wüsste!« Sie schüttelte ratlos den Kopf.

»Also bist du geschlafwandelt?«

»Sieht ganz danach aus, oder?« Unsicher sah sie ihn an.

In seinem Magen bildete sich ein Knoten. Schlafwandeln kam bei Erwachsenen nicht allzu häufig vor. Es konnte ein Warnsignal für ein tiefergehendes Problem sein – eine Depression, eine Epilepsie oder einen Tumor im Gehirn. All diese Möglichkeiten flackerten in seinem Kopf auf. Er schob sie beiseite, wollte sich nicht selbst damit verrückt machen, was alles schiefgehen konnte. Das war jedoch nicht so einfach, wenn es um die Frau ging, die er von ganzem Herzen liebte.

»Hast du noch andere Symptome, Liebes?«

»Ich hatte beim Zubettgehen etwas Kopfweh, aber das war nicht dramatisch.«

Kopfweh. Etwas in ihm ballte sich schmerzhaft zusammen.

»Was, meinst du, hat mich schlafwandeln lassen?«, fragte sie ihn.

»Es könnte am Stress liegen. Du hast eine Menge zu tun... All das kann schon dazu führen, dass der Körper durcheinandergerät. Wir werden das im Auge behalten.«

Alexandra nickte.

Sie blickte auf ihren nunmehr verbundenen Fuß hinunter und wackelte mit den Zehen.

Stefan Frank streifte die Handschuhe ab und räumte noch kurz auf, bevor er seine Freundin nach oben in ihre gemeinsame Wohnung trug.

Sie schmiegte sich an ihn, und sein Herz wurde weit, als er die Wärme spürte, die von ihr ausging. Er legte sie auf dem Bett ab und tupfte ihr einen liebevollen Kuss auf die roten Lippen.

»Hattest du einen schönen Abend mit deiner Freundin?«

»Ja, den hatten wir. Die Yogastunde hat uns richtig ins Schwitzen gebracht, deshalb waren wir hinterher noch ein Eis essen. Irgendwie mussten wir ja die verlorenen Kalorien wieder auftanken.« Sie blinzelte verschmitzt. »Und wie war es bei dir, Liebling?«

»Uli hatte den Grill angeworfen. Wir haben gegessen, draußen gesessen und Schach gespielt.«

»Und wer hat wen in Grund und Boden gestampft?«

»Niemand. Wir haben die Partie gar nicht zu Ende gebracht.« Er trat ans Fenster und zog es weiter auf, um die wunderbar milde Sommerluft hereinzulassen. »Uli war abgelenkt.«

»Warum denn das? Oh, bitte sag nicht, dass er Streit mit Ruth hatte.«

»Nein, nein, keine Sorge, die beiden sind ein Herz und eine Seele ...«

»Ich bin froh, das zu hören.«