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Xenia Camphausen hat jahrelang für ein Wunschkind gekämpft, sich zig künstlichen Befruchtungen erfolglos unterzogen und als sie endlich auf natürlichem Wege schwanger wird, gleicht es einem Wunder. Neun Monate später ist ihre kleine Paula, das süße Wunderkind endlich da. Doch das große Glück scheint unerreichbar. Statt Freude quälen Xenia dunkle Vorahnungen und eine lähmende Angst um das Wohlergehen ihres Babys. Jede Kleinigkeit bringt die Mutter in Panik, und die ständigen Arztbesuche, die nichts ergeben, lassen ihre Ehe mit Julian gefährlich bröckeln. Julian weiß, dass Paula gesund ist, aber Xenia spürt tief in ihrem Inneren, dass etwas nicht stimmt. Der Familienvater fleht seine Frau an, sich endlich therapeutische Hilfe zu suchen und sich ihrer Angststörung zu stellen, doch sie lehnt wieder und wieder ab. Julian verlässt sie daraufhin schweren Herzens. Xenia ist allein. Allein mit ihrem Baby und allein mit ihren Ängsten. Als Paula eines Morgens in ihrem Bettchen liegt undvor sich hin wimmert, droht Xenia die Kontrolle zu verlieren. Ist es wieder nur ihre übertriebene Angst, oder ist ihrer Tochter wirklich ernsthaft krank? Sie fährt zu Dr. Frank, der sofort erkennt, dass es dem Baby wirklich schlecht geht ...
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Süßes Wunderkind
Vorschau
Impressum
Süßes Wunderkind
So lang ersehnt, doch dann wird Baby Paula schwer krank
Xenia Camphausen hat jahrelang für ein Wunschkind gekämpft, sich zig künstlichen Befruchtungen erfolglos unterzogen und als sie endlich auf natürlichem Wege schwanger wird, gleicht es einem Wunder. Neun Monate später ist ihre kleine Paula, das süße Wunderkind endlich da. Doch das große Glück scheint unerreichbar. Statt Freude quälen Xenia dunkle Vorahnungen und eine lähmende Angst um das Wohlergehen ihres Babys. Jede Kleinigkeit bringt die Mutter in Panik, und die ständigen Arztbesuche, die nichts ergeben, lassen ihre Ehe mit Julian gefährlich bröckeln. Julian weiß, dass Paula gesund ist, aber Xenia spürt tief in ihrem Inneren, dass etwas nicht stimmt. Der Familienvater fleht seine Frau an, sich endlich therapeutische Hilfe zu suchen und sich ihrer Angststörung zu stellen, doch sie lehnt wieder und wieder ab. Julian verlässt sie daraufhin schweren Herzens. Xenia ist allein. Allein mit ihrem Baby und allein mit ihren Ängsten. Als Paula eines Morgens in ihrem Bettchen liegt und vor sich hin wimmert, droht Xenia die Kontrolle zu verlieren. Ist es wieder nur ihre übertriebene Angst, oder ist ihre Tochter wirklich ernsthaft krank? Sie fährt zu Dr. Frank, der sofort erkennt, dass es dem Baby tatsächlich schlecht geht ...
»Liebe Familie, liebe Freunde!«, begann Raffael Schneider, der strahlende Gastgeber der glanzvollen Tauffeier, seine Rede an die versammelte Gästeschar. »Wir danken euch allen von Herzen, dass ihr gekommen seid, um gemeinsam mit uns die Geburt unseres Stammhalters zu feiern!«
Xenia Camphausen zwang sich, zu lächeln und den Blick starr auf Raffael, seine Frau Christina und den kleinen Täufling Matteo, den Christina voller Liebe im Arm hielt, zu richten. Die Schneiders waren ihre besten Freunde. Lange Jahre der zermürbenden Kinderwunsch-Behandlung hatten die beiden Paare gemeinsam durchgestanden, und Christina und Raffael hatten es einfach verdient, dass Xenia und ihr Mann Julian sich mit ihnen freuten.
Ebenso wie bei Xenia und Julian lagen auch bei Christina und Raffael verschiedene gesundheitliche Probleme vor, die eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege so gut wie unmöglich machten. Um sich ihren größten Traum dennoch zu erfüllen, hatten sie sich in die Mühlen der modernen Fruchtbarkeitsmedizin begeben. Und das unbeschreibliche Wunder, das alle vier sich so sehnlichst gewünscht hatten, war für die Schneiders schließlich doch noch eingetreten. Nach drei erfolglosen Versuchen mit der In-vitro-Fertilisations-Methode war die neununddreißigjährige Christina beim vierten Versuch schwanger geworden, und neun Monate später war Baby Matteo gesund auf die Welt gekommen.
Das Glück der Eltern, das sich im Grunde ja überhaupt nicht beschreiben ließ, versuchte der frischgebackene Papa Raffael nun in Worte zu fassen:
»Heute ist das schönste Fest, das wir je gefeiert haben«, begann er feierlich, »und Matteos Geburt war der schönste Tag in unserem Leben. Wir drei sind endlich eine Familie geworden, wie wir es uns immer gewünscht haben. Unsere Liebe wurde gekrönt durch ein gemeinsames Kind. Dafür, dass das möglich geworden ist, möchte ich unserem wunderbaren Arzt, Doktor Stefan Frank, der uns durch die gesamte Zeit der Behandlungen auf einzigartige Weise begleitet und unterstützt hat. Und natürlich den Ärzten und Ärztinnen und dem gesamten Personal der Kinderwunschklinik sowie Gynäkologin Dr. Gabriele Beyer-Horn.«
Sämtliche Gäste begannen zu klatschen, und Xenia klatschte am lautesten. Ihr Blick schweifte zur Seite und blieb an dem stattlichen, hochgewachsenen Dr. Stefan Frank und seiner hübschen Lebensgefährtin Alexandra Schubert hängen. Dr. Frank war ihr Hausarzt und zugleich als Geburtshelfer spezialisiert. Vor mehr als zehn Jahren, als Xenia und Julian zum ersten Mal wegen ihres unerfüllten Kinderwunsches zu ihm in die Praxis gekommen waren, hatte er die verschiedenen Probleme bei ihnen beiden diagnostiziert. Auf Xenias Wunsch hin hatte er sich sofort bereit erklärt, sie auf dem steinigen Weg durch die Behandlung zu begleiten.
Sein Verständnis und sein Einfühlungsvermögen waren wirklich einzigartig, und Xenia war über alle Maßen dankbar dafür. Ohne Dr. Franks Unterstützung hätte sie die endlosen Jahre vermutlich gar nicht durchgehalten. Das erhoffte Wunder hatte aber auch der großartige Arzt ihnen nicht geben können: Anders als bei Christina und Raffael hatte die Behandlung bei Xenia und Julian leider nicht zum Erfolg geführt.
Jetzt trat ein sympathisches Lächeln auf Dr. Franks gut geschnittenes Gesicht, und er deutete eine kleine Verbeugung an.
»Keine Ursache, lieber Raffael. Es ist mir eine große Ehre und Freude, dass Sie und Christina sich entschieden haben, mich zum Paten Ihres zauberhaften Matteo zu ernennen. Ich bin entschlossen, dieser verantwortungsvollen Aufgabe gerecht zu werden, und freue mich darauf, diesen kleinen Prachtkerl heranwachsen zu sehen.« Er legte eine Pause ein und sandte Christina Schneider einen liebevollen Blick. »Zu bedanken brauchen Sie sich allerdings nicht bei mir, sondern nur bei einem Menschen«, fuhr er dann fort. »Bei Ihrer Frau.«
»Oh ja!«, rief Raffael strahlend, zog Christina, die seinen Sohn hielt, noch dichter an sich und sah ihr tief und zärtlich in die Augen. »Meiner wundervollen Frau Christina, die keine Mühen, keine Strapazen gescheut hat, um unseren Traum doch noch Wirklichkeit werden zu lassen, werde ich niemals genug danken können. Liebste, du hast mir das schönste Geschenk gemacht, das ein Mann nur bekommen kann. Ich verspreche dir, ich werde ein Leben lang für dich und unseren kleinen Jungen da sein und dir das, was du für unser Glück auf dich genommen hast, nie vergessen.«
Damit griff er in die Brusttasche seines Sakkos, förderte eine kleine, mit Samt bezogene Schmuckschachtel zutage und entnahm ihr einen kostbar funkelnden Ring, den er Christina behutsam, um den kleinen Matteo nicht aufzuwecken, an den Finger steckte. In der Geste lagen unendlich viel Liebe, Dankbarkeit und Bewunderung. Xenia sah die Tränen in den Augen ihrer Freundin glitzern, als sie zu ihrem Mann aufblickte und ein paar leise Worte des Dankes murmelte.
Erneut begannen die versammelten Gäste zu klatschen und ihre Gläser zu heben, um auf das Glück der jungen Familie anzustoßen.
Erschrocken bemerkte Xenia, dass sie selbst nicht klatschte. Eilig holte sie es nach, applaudierte übertrieben laut und hob anschließend ihr Champagnerglas höher als alle anderen. Aber ihre zur Schau gestellte Freude war nur gespielt, und dafür schämte sie sich. Sie wollte sich doch für ihre Freundin freuen! Wenn es ein Paar gab, dass sich die Elternschaft redlich verdient hatte, dann waren es Christina und Raffael.
Und was ist mit uns?, fragte eine bohrende, nagende Stimme in ihren Hinterkopf. Haben wir es etwa nicht verdient? Habe ich nicht ebenfalls keine Mühe, keine Strapaze gescheut und alles auf mich genommen, weil ich so sehr wollte, dass unser Traum Wirklichkeit wird? Und jetzt bin ich fast vierzig und das war es nun?
Anders als die Schneiders hatten Xenia und Julian insgesamt sieben vergebliche Fruchtbarkeitsbehandlungen hinter sich gebracht. Bereits vor der letzten hatte Dr. Frank eindringlich gewarnt und Xenia geraten, ihrem Körper nicht noch einmal eine solche Tortur zuzumuten. Xenia aber hatte sich nicht abhalten lassen. Es gab nichts, was sie für ein Kind nicht getan hätte.
Wenn sie sich quälte, unter Übelkeit litt oder vor Anspannung keinen Schlaf fand, brauchte sie sich nur Julians Gesicht vorzustellen, wenn sie ihm sagte, dass er Vater wurde. Unzählige Male hatte sie sich ausgemalt, wie ihr Mann ihr überwältigt vor Glück in die Augen sah – genauso wie es Raffael gerade bei Christina tat. Diese Vorstellung hatte ihr immer wieder neue Kraft geben.
Einst hatte Julian sie ständig auf solche Weise angesehen. Xenia und er hatten sich als junge Studierende an der Uni kennengelernt und auf den ersten Blick ineinander verliebt. Julian hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er in Xenia die Liebe seines Lebens sah, und sie hatte sich in dieser überwältigenden Liebe rundum aufgehoben gefühlt.
»Ich bin der glücklichste Mann auf der Welt, denn ich habe die wundervollste Frau für mich gewonnen«, pflegte er zu sagen, und mit seinen bewundernden Blicken und einer leidenschaftlichen Umarmung die Worte zu unterstreichen.
An Julians Liebe hatte es für Xenia nie Zweifel gegeben. Sie war sich sicher gewesen, dass ihr Glück für immer halten würde, und schon bald hatten sie begonnen, über ihre Sehnsucht nach einer Familie zu sprechen.
Sowohl Julian als auch Xenia wünschten sich bis heute innig Kinder. Kaum hatten sie nach Abschluss des Studiums ihre ersten Anstellungen – Xenia als Lehrerin und Julian als Ingenieur – angetreten, hatten sie eine Hypothek aufgenommen und sich am Rande des Münchner Bezirks Grünwald ein entzückendes Häuschen gekauft, das mit seinem großen, verwilderten Garten ein wahres Paradies für Kinder darstellte.
Sie waren beide in schwierigen familiären Verhältnissen aufgewachsen und wollten ihren eigenen Kindern die geborgene, unbeschwerte Kindheit schenken, die sie selbst nie gehabt hatten. Sogar auf Namen für das Erstgeborene hatten sie sich bereits geeinigt: Wenn es ein Junge werden würde, sollte es ein Patrick werden. Für ein Mädchen hingegen hatten sie den Namen Paula ausgewählt.
Wie sorglos, wie zuversichtlich und selig waren sie damals gewesen! Ein Paar, das in ihrem gesamten Freundeskreis als unzertrennlich gegolten hatte. Tatsächlich hatten sie bis auf die berufliche Arbeit alles gemeinsam gemacht, hatten jede geteilte Sekunde genossen und sich nacheinander gesehnt, wenn sie getrennt sein mussten.
Die Jahre der vergeblichen Kinderwunschbehandlung, das ständige Schwanken zwischen hochfliegender Hoffnung und grenzenloser Enttäuschung hatten sie beide zermürbt. Immer häufiger hatte Xenia das Gefühl gehabt, dass Julian sich vor ihr zurückzog, mehr und mehr Überstunden machte und abends, wenn er nach Hause kam, nur noch erschöpft und übellaunig ins Bett fiel.
Verstohlen warf sie einen Blick nach der Rechten, wo er mit ein paar anderen Freunden der Gastgeber beim Büfett stand und Raffaels Rede lauschte. Offenbar vermisste er Xenia nicht, und die liebevolle Geste, mit der sein Freund sich soeben bei seiner Frau bedankt hatte, erinnerte ihn nicht an die Zeiten, als auch sie beide noch so innig und verliebt miteinander umgegangen waren.
Selbst die Leidenschaft, die er einst für sie empfunden hatte, schien verschwunden zu sein. Anfangs hatten sie beide nicht genug voneinander bekommen können, sondern hatten sich Nacht für Nacht voller Zärtlichkeit und Begehren geliebt. Die Jahre, in denen es beim Sex jedoch vorwiegend um die Zeugung eines Kindes gegangen war, hatten jedoch auch in diesem Bereich ihre traurigen Spuren hinterlassen. Vor ein paar Wochen hatte Xenia ihren Mann eines Nachts regelrecht bitten müssen, sie im Bett endlich wieder einmal in die Arme zu nehmen.
Sie hatten sich geliebt – aber der Akt hatte nichts von der Intensität, der Erfüllung und Nähe gehabt, die vor Jahren ihre Umarmungen geprägt hatten.
Als sie sich nach dem Höhepunkt voneinander lösten und beieinander liegenblieben, hatte Julian sie nicht wie sonst in den Armen gehalten, sondern war ein Stück von ihr abgerückt.
»Ich muss dir etwas sagen«, hatte er gemurmelt, ohne Xenia anzusehen. »Ich will, dass wir aufgeben. Eine weitere Behandlung mache ich nicht mehr mit. Wir sind weder emotional noch körperlich oder finanziell in der Lage, das Ganze noch einmal durchzustehen und am Ende doch mit leeren Händen dazustehen.«
Für Xenia war es ein Schlag ins Gesicht gewesen. So sehr auch sie die Enttäuschungen belasteten, hatte sie doch niemals auch nur mit dem Gedanken gespielt, aufzugeben. Dass Julian für sie beide so entschieden hatte, bedeutete das Ende ihres Traumes. Sie würden nie Eltern, nie eine Familie werden, würden nie ihr geliebtes Wunschkind in den Armen halten.
Und mit diesem Wissen stand Xenia nun hier in dem geschmückten Restaurant, das ihre Freunde für die Taufe ihres Sohnes gemietet hatten, und sollte sich für die beiden freuen. Stattdessen schmerzte ihr das Herz in der Brust, und ihr wurde übel. Sie war neidisch! Und sie verachtete sich dafür.
Ihr Magen krampfte sich zusammen, so sehr sie dagegen ankämpfte. Was war sie denn nur für eine Freundin? Christina hatte sich doch ebenso sehr wie sie ein Kind gewünscht, und Julian schaffte es ja schließlich auch, sich für seinen Freund zu freuen. Xenia griff nach ihrem Glas, hoffte, wenn sie ein wenig Champagner trank, würde das ihre Stimmung heben, doch das Gegenteil war der Fall. Kaum hatte sie die kühle, perlende Flüssigkeit geschluckt, wurde ihre Übelkeit so stark, dass sie das Glas fallen ließ und sie nur noch aus dem Saal rennen und auf die Damentoilette des Restaurants flüchten konnte.
Sie schaffte es gerade noch, sich über die Toilettenschüssel zu beugen, ehe sie alles von sich gab, was sie an diesem Tag zu sich genommen hatte.
Hinterher blieb sie erschöpft und verzweifelt auf den Knien liegen und konnte nicht verhindern, dass sie weinte. Nie im Leben hatte sie sich derart elend gefühlt. Vor lauter Neid auf ihre Freundin war sie nun magenkrank geworden. Dabei konnte doch Christina nichts dafür, dass sie eine solche Versagerin war, ihrem Mann kein Kind schenken konnte und ihn auch sonst nicht so glücklich machte, dass er gerne zu ihr nach Hause kam.
Ihre Mutter hatte es ihr schließlich vorausgesagt. »Wenn du überhaupt mal einen Mann abkriegst, dann kannst du ihn nicht halten«, hatte sie mehr als nur einmal zu Xenia gesagt. »Was soll ein Mann an einer wie dir schon finden? Du siehst besser zu, dass du allein zurechtkommst.«
Als sie Julian kennengelernt hatte, war Xenia sicher gewesen, dass die Zeit solcher Kränkungen für immer hinter ihr lag. Jetzt aber schien es, als hätte ihre Mutter am Ende doch recht behalten.
Ein leises Klopfen ertönte an der Tür der Toilettenkabine.
»Xenia?«, rief eine sanfte Frauenstimme. »Sind Sie da drinnen? Geht es Ihnen gut?«
Dr. Alexandra Schubert. Die attraktive Augenärztin, mit der Dr. Stefan Frank sein Leben teilte.
»Ich möchte nicht aufdringlich sein«, sagte sie. »Aber Sie sind so schnell aus dem Saal gelaufen, da habe ich mir ein wenig Sorgen gemacht. Lassen Sie mich nur schnell wissen, ob alles in Ordnung mit Ihnen ist und ob Sie Hilfe brauchen.«
»Mir ...«, krächzte Xenia mühsam, »mir ist nur ein wenig übel geworden. Vielleicht habe ich den Champagner zu schnell getrunken, aber es ist schon wieder besser.«
Das war gelogen. Es war überhaupt nicht besser. Xenia wollte sich aufrichten und die Kabine verlassen, um Alexandra Schubert zu beruhigen, aber der kleine Raum drehte sich um sie, und ihren Beinen fehlte jegliche Kraft.
»Ich ... ich komme gleich«, stammelte sie. »Mir geht es gut, ich brauche nur noch ein paar Minuten.« Noch ehe sie das Wort zu Ende ausgesprochen hatte, packte sie erneut ein Würgereiz, und sie spuckte bitte Galle in die Toilettenschüssel.
»Xenia, es geht Ihnen überhaupt nicht gut«, sagte Alexandra Schubert in ihrer ruhigen, gefassten Art. »Sie haben mir heute schon den ganzen Tag den Eindruck gemacht, als sei Ihnen nicht wohl. Und da Ihr Arzt sich schließlich im Raum nebenan befindet, werde ich jetzt gehen und ihn holen.«
***
Von der heutigen Tauffeier hatte sich Stefan Frank einen Tag erwartet, wie er so oft in seinem Berufsalltag als Arzt vorkam: Einen Tag, in dem Freud und Leid einander die Klinke in die Hand gaben.