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Auch wenn es weh tut und alte Wunden aufreißt, Nora will sich erinnern. Sie will sich erinnern an die Geschichte ihrer Vorfahren, solange es noch geht. Und so erzählt sie die Lebensgeschichte ihrer Großmutter Anna, die nicht nur ihr Leben in zwei Weltkriegen bewältigen musste, sondern nach Kriegsende auch noch aus ihrem schlesischen Heimatdorf vertrieben wurde. Ein Schicksal, das zu dieser Zeit viele mit ihr teilten. Doch für Anna waren diese schrecklichen Erfahrungen noch längst nicht alles. Als ältestes von zwölf Geschwistern, war ihr Leben stets von schwerer Arbeit geprägt; die Mutter eine strenge, hartherzige Frau und der Vater schwach. Doch mit Beginn ihrer Ehe soll alles noch schlimmer werden: der Ehemann ein Säufer und Schläger, findet Anna einzig Trost bei ihrem Sohn. Als dieser ihr schließlich genommen werden soll, bricht eine Welt für sie zusammen.
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Seitenzahl: 133
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Heidi Heine
DreckMensch
Leben über zwei Kriege
AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG
FRANKFURT A.M. • WEIMAR • LONDON • NEW YORK
Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit. Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.
©2015 FRANKFURTER LITERATURVERLAG FRANKFURT AM MAIN
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Lektorat: Agnetha Elsdörfer
ISBN 978-3-8372-1697-4
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Anna
Der Erste Weltkrieg
Das Dritte Reich
Die Flucht
Prolog
Nora spürt unter sich das tränennasse Kissen. Alles rebelliert in ihr, alles kommt wieder hoch. Es bekriecht sie wie ein todbringendes Insekt. Sie weiß nicht, wo sie hingehört, sie weiß nur, dass ein Fluch auf ihr liegt. Nach zwölf Jahren blickt sie zurück in ein tiefes, schwarzes Loch, es ist fast keine Erinnerung da. Sie hat gelernt, sich unter einer Zentnerlast zu ducken.
Der psychische Schmerz, so glaubt Nora, hat sich zu einem Schutzschild um ihre Seele gelegt, welcher eine genaue Erinnerung an die Grausamkeit jener Zeit nicht zulässt. Episoden aus der Kindheit offenbaren sich. Episoden, die sie hat in jungen Jahren an sich vorüberziehen lassen ohne merkliche Einschnitte in das Bewusstsein jener noch sorglosen Zeit. Heute, in ihrer Jämmerlichkeit, muss sie daran zurückdenken, an Schicksale unwiederbringlich verlorener, von ihr geliebter Menschen.
Anna
Da war Anna B., ihre Großmutter väterlicherseits. Eine stille, in sich gekehrte Frau − zusammengekrümmt von der Kälte verflossener Jahre. So manches Mal ein Bild der Lächerlichkeit in ihrer Absonderlichkeit für die sie umgebenden Menschen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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