Drei Gay Fantasy Romane über wahre Gefährten Vol. 2 - Chris S. Enibas - E-Book

Drei Gay Fantasy Romane über wahre Gefährten Vol. 2 E-Book

Chris S. Enibas

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Beschreibung


Drei Männer. Drei Tierseelen. Eine Wahrheit: Wahre Gefährten finden einander – gegen alle Regeln der Welt.
In dieser sinnlich-magischen Sammlung vereinen sich drei romantische Fantasygeschichten voller Leidenschaft, innerer Zerrissenheit und tierischer Instinkte. Ob Wolf, Werwolf oder Fuchs – jeder Gestaltwandler kämpft mit seinem Schicksal, seiner Herkunft und dem Verlangen nach dem Einen, der ihn vollständig macht.




Drei Geschichten, drei Wege zur wahren Liebe:
 

  • Gefährten im Schatten
  • Nackte Verführung
  • Der Schöne in den Fängen der Bestie





Gay Fantasy Romance in ihrer wildesten, zärtlichsten und magischsten Form – für alle, die an wahre Verbindung glauben.
 

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Chris S. Enibas

Drei gay fantasy romane über wahre gefährten vol

UUID: 8b2f4daf-52ce-4694-88d2-a0a420ff52e0
Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

GEFÄHRTEN IM SCHATTEN

Kapitel 1: Blut auf dem Moos

Kapitel 2: Gefangen im Licht der Lüge

Kapitel 3 – Das Rudelgericht

Kapitel 4: Der Blick des Alphas

Kapitel 5 – Wölfe riechen Angst

Kapitel 6: Die Spur des Fuchses

Rückblende: Bevor das Blut floss

Kapitel 7: Der Splitterhain

Kapitel 8: Das Schweigen der Krähen

Kapitel 9: Rabenwacht

Kapitel 10: Das Aschezeichen

Kapitel 11: Fluchlinie

Kapitel 12: Bindung & Blut

Kapitel 13: Die Jagd beginnt

Kapitel 14: Der Schwur im Blut

Kapitel 15: Feuerzeichen

Kapitel 16: Das Lied der Krähen

Kapitel 17: Der Riss im Rudel

Kapitel 18: Zwischen Sturm und Schwur

Kapitel 19: Die Warnung

Kapitel 20: Der Pfad aus Asche

Kapitel 21: Heimkehr

Epilog

Nackte Verführung

Kapitel 1: Der Aktzeichenkurs

Kapitel 2: Fell über Herz

Kapitel 3: Heiß und verwirrt

Kapitel 4: Und täglich knurrt der Fuchs

Kapitel 5: Fuchs im Blutrausch

Kapitel 6: Ein Biber und sein Erbe

Der Schöne in den Fängen der Bestie

Kapitel 1 – Entfremdung

Kapitel 2 – Zerrissenheit

Kapitel 3 – Die Jagd beginnt

Kapitel 4 – Die Entscheidung

Kapitel 5 – Versöhnung

Kapitel 6 – Nähe und Hingabe

Kapitel 7 – Erweckung der Bestie

Kapitel 8 – Leidenschaft und Akzeptanz

Kapitel 9 – Happy End

Epilog – Erster gemeinsamer Vollmond

GEFÄHRTEN IM SCHATTEN

Daniel, ein schüchterner Mäuse Gestaltwandler, wird fälschlicherweise beschuldigt, seinen besten Freund getötet zu haben. Als er vor das Rudlgericht geführt wird, offenbart sich ausgerechnet Ben, der Alpha des Wolfsrudel als sein wahrer Gefährte. Doch kann Liebe wachsen, wenn Blut zwischen ihnen steht?

Kapitel 1: Blut auf dem Moos

Nebel hing schwer über dem Waldboden, dämpfte jeden Laut, als wollte der Wald selbst schweigen über das, was geschehen war. Daniel spürte das feuchte Moos unter seinen nackten Füßen und roch den metallischen Geruch, noch bevor er den leblosen Körper sah.

Seine Augen weiteten sich. „Nein … Tilo?“

Der Fuchswandler lag reglos zwischen Farnen und Brombeerranken, sein rotbraunes Fell verfilzt, seine Augen weit offen – starr. Eine Spur aus dunklem Blut zog sich durch das Moos, dorthin, wo sein Bauch aufgeschlitzt worden war.

Daniels Atem stockte. Alles in ihm schrie, er solle weglaufen, doch seine Beine gehorchten nicht. Er konnte den Blick nicht von Tilos leeren Augen wenden.

Ein knackender Ast. Schritte.

Instinktiv drehte er sich um. Zu spät. Drei Wölfe standen da, ihre goldenen Augen auf ihn gerichtet. Einer verwandelte sich mitten im Schritt – ein hochgewachsener Mann mit scharfem Blick und tätowierten Armen trat aus dem Nebel. Der zweite knurrte. Der dritte fletschte die Zähne.

„Was bei den Ahnen …?“, zischte der erste. Sein Blick fiel auf Tilo. Dann auf Daniel – auf dessen zitternde Hände, die voller Blut waren.

„Er hat ihn getötet!“, rief der Wolf mit den Narben über der Brust. „Ich—ich war es nicht! Ich bin gerade erst—“ „Lügner!“, knurrte der dritte und packte Daniel am Arm.

Etwas in Daniel zerbrach in diesem Moment. Nicht nur Tilo war tot. Mit ihm war auch das letzte Stück Sicherheit in seinem Leben gestorben.

„Bringt ihn zu Ben. Der Alpha soll ihn richten.“

Daniel wollte schreien, wollte weglaufen – aber er war nicht schnell genug. Nicht diesmal. Nicht ohne Tilo.

Der Wald war still. Nur der Nebel hörte seine Tränen.

Kapitel 2: Gefangen im Licht der Lüge

Der Weg durch den Wald war eine Qual. Nicht, weil sie ihn verletzten – obwohl die groben Fäuste, die ihn hielten, fest zudrückten –, sondern weil jeder Schritt ihn tiefer in das Territorium der Wölfe führte. Jeder Baum, jeder Geruch, jeder Laut flößte ihm Angst ein.

Daniel war ein Mäusewandler. Klein, flink, gut darin, zu entkommen. Aber hier konnte er nicht fliehen. Nicht jetzt. Nicht mit Tilos Blut an den Fingern – und nicht, wenn das Rudel Recht sprach.

Als sich die Bäume lichteten, öffnete sich vor ihm ein Tal wie eine Narbe im Wald. Steine kreisten wie Zähne um eine Senke – das Rudelgericht. Ein Ort, an dem kein Gesetz der Menschen zählte. Hier galt nur Instinkt, Blut … und Rang.

Daniel wurde mitten hinein gestoßen.

Ringsum saßen Wölfe in menschlicher Gestalt. Große Körper, dunkle Blicke, stilles Drohen. Manche zogen die Nase kraus, andere knurrten leise. Er war eine Maus in einem Käfig voller Raubtiere – und sie rochen seine Angst.

„Das ist er“, sagte der tätowierte Wolf von vorhin. „Am Tatort gefunden. Voller Blut. Kein Zweifel.“

Ein Murmeln ging durch die Menge.

Daniel wollte sprechen, sich verteidigen, doch seine Kehle war wie zugeschnürt. Was hätte er sagen sollen? Ich habe ihn so gefunden? Das klang wie eine Ausrede, die man in einem Krimi hörte. Und diese hier hatten Krallen statt Paragraphen.

Ein Pfiff durchschnitt die Luft. Alle verstummten. Der Rudelpfad öffnete sich – und dann kam er.

Ben.

Der Alpha.

Er war groß, muskulös, sein schwarzes Haar wirkte zerzaust vom Wind, doch seine Haltung war aufrecht und stolz. Seine Augen – dunkelgrau mit einem fast silbrigen Glanz – blieben an Daniel hängen, als wäre er das Einzige, was ihn in diesem Moment interessierte.

Etwas schien die Luft zwischen ihnen zu verändern. Wie ein Prickeln auf der Haut, wie elektrischer Strom, der durch Daniels Adern zuckte. Er sog scharf die Luft ein – und Ben tat dasselbe.

Der Alpha blieb stehen. Stille breitete sich aus. Sein Blick traf Daniel wie ein Blitzschlag – und Daniel wusste: Er hat es gespürt.

Das Band.

Dieses uralte, instinktive Ziehen, das nur Gefährten zueinander empfinden konnten. Es war nicht logisch. Nicht erklärbar. Es war einfach da.

Doch Bens Gesicht veränderte sich nicht. Keine Regung, kein Zucken der Lippen. Er senkte nicht einmal den Blick.

„Was weiß der Angeklagte zu sagen?“, fragte er mit ruhiger, tiefer Stimme.

Daniel zwang sich zu sprechen. Seine Stimme klang rau und dünn. „Ich … ich habe Tilo gefunden. Er war schon … tot.“

Ein älterer Wolf, dessen Bart grau wie Stein war, schnaubte. „Und du warst zufällig dort. Mit Blut an den Händen.“

„Er war mein Freund!“, platzte es aus Daniel. „Ich hätte ihm nie etwas—!“

Ein Knurren ließ ihn verstummen. Ben hob eine Hand, und wieder wurde es still.

Sein Blick glitt über die Versammelten. „Das Rudel fordert Wahrheit. Kein Gekläff. Kein Instinkt. Wir hören alle Seiten.“

Dann wandte er sich erneut Daniel zu – und diesmal war in seinem Blick etwas anderes. Etwas, das nur Daniel sah. Wärme? Neugier? Oder … etwas Tieferes?

„Du wirst in Haft genommen bis zur Vollmondverhandlung. Dann entscheidet das Rudelgericht über Schuld oder Unschuld.“

Daniel nickte schwach. Er hatte keine Wahl. Und doch hallte ein Gedanke in ihm nach, lauter als alles andere:

Er hat es gespürt. Ben ist mein Gefährte.

Aber warum hat er nichts gesagt?

Kapitel 3 – Das Rudelgericht

Die Zelle roch nach feuchter Erde und altem Metall. Daniel saß auf einer Steinplatte, die als Bank diente, die Knie an die Brust gezogen, während über ihm das Heulen des Windes durch die Gitteröffnung fuhr. Er hatte sich nie zuvor so klein gefühlt – nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.

Tilo war tot. Und niemand glaubte ihm.

Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als das Gitter über ihm geöffnet wurde. Zwei Wölfe – wieder in Menschengestalt – traten ein. Der eine bedeutete ihm mit einem knappen Nicken, aufzustehen. Der andere legte ihm Ketten an – aus silberverstärktem Eisen.

„Was … was passiert jetzt?“, fragte Daniel leise.

„Du wirst dem Rudel vorgeführt. Vor dem Heiligen Stein. Der Alpha wird über dich richten.“

Sie führten ihn hinaus. Der Tag war düster, die Wolken hingen tief. Regen drohte, als ob auch der Himmel wusste, was heute geschehen sollte.

Der Platz des Rudelgerichts war voller Gestalten – manche halbnackt, mit Tiernarben auf der Haut, andere in Leder gehüllt, ihre Augen blitzend. Kein Lächeln. Kein Mitgefühl.

Am Rand des steinernen Halbkreises erhob sich ein Monolith – der sogenannte Heilige Stein. Darunter stand Ben, schwarz gekleidet, das Haar vom Wind zerzaust, sein Blick kühl wie Rauch.

Als Daniel in seine Nähe kam, war da wieder dieses Ziehen. Das leise Dröhnen in seiner Brust. Die Ketten schmerzten, aber es war nicht der Grund, warum seine Atmung stockte.

Ben spürte es auch. Das sah Daniel in der flüchtigen Bewegung seines rechten Zeigefingers – wie ein Reflex, ein Zucken, das sofort wieder unter Kontrolle war. Aber er hatte es gesehen.

Und trotzdem sagte Ben nichts. Kein Wort über das Band.

Ein älterer Wolf mit geschwungenem Gehstock trat vor. Seine Stimme klang rau, aber voller Autorität. „Daniel vom äußeren Rand, Mäusewandler, wird der Bluttat an Tilo Rotfell, Fuchswandler, angeklagt. Das Rudel fordert Gerechtigkeit.“

Ein zustimmendes Raunen. Knurren. Manche riefen: „Lasst ihn laufen – wir jagen ihn selbst!“

Ben hob die Hand. Sofort kehrte Ruhe ein.

„Das Rudel wird hören“, sagte er, seine Stimme klar, beinahe sanft. „Der Angeklagte darf sprechen.“

Daniel schluckte. Dann trat er, zitternd, ein paar Schritte vor.

„Ich … ich habe ihn nicht getötet. Ich habe Tilo gefunden. Da war schon Blut … ich habe ihn berührt, ich … wollte nur sehen, ob er noch—“ Seine Stimme brach.

Ein junger Wolf in der Menge fauchte: „Er lügt! Immer lügen die Kleinen!“

„Beweise?“, fragte Ben ruhig.

Der ältere Wolf antwortete: „Die Spuren am Tatort zeigen nur seine Fährte. Niemand sonst.“

„Oder jemand war klug genug, keine zu hinterlassen“, murmelte Ben, kaum hörbar. Doch Daniel hörte es – und starrte ihn an. War das … Zweifel?

Dann wandte Ben sich wieder dem Kreis zu.

„Die Vollmondverhandlung wird in drei Nächten stattfinden. Bis dahin: Einzelhaft. Keine Kontakte.“

Daniel spürte, wie seine Knie weich wurden. Drei Nächte. Allein. In dieser Dunkelheit. Mit der Angst, dass niemand seine Unschuld glaubt – außer vielleicht einem Alpha, der sein Gefährte war … aber nicht den Mut hatte, dazu zu stehen.

Als die Wächter ihn zurückführen wollten, blieb er stehen.

Er hob den Kopf, sah Ben direkt an – und flüsterte: „Du weißt es. Ich weiß, dass du es spürst.“

Ben hielt seinem Blick stand. Nur eine Sekunde – dann wandte er sich ab.

Das war Antwort genug.

Kapitel 4: Der Blick des Alphas

Die Nacht war still – unnatürlich still. Kein Käuzchen, kein Wind in den Blättern. Nur das leise Tropfen von Kondenswasser, das irgendwo an der feuchten Steinwand hinabperlte.

Daniel saß wieder auf der Bank in seiner Zelle. Der Stein unter ihm war kalt, doch seine Gedanken brannten.

Er hätte nichts sagen sollen.

Aber es war aus ihm herausgebrochen. Du weißt es. Ich weiß, dass du es spürst. – Wie töricht klang das jetzt. Als würde ein verängstigter Junge einen Alpha erpressen wollen.

Er war eine Maus. Und Ben? Ein Wolf. Der Alpha des Rudels.

Plötzlich hörte er Schritte. Nicht hastig, nicht schwer – kontrolliert. Jemand stieg die Treppen zur Zelle hinab.

Ein Schatten fiel über die Gitteröffnung. Dann wurde der Schlüssel im Schloss gedreht.

Daniel sprang auf, der Körper gespannt wie ein Draht.

Die Tür öffnete sich – und da stand er. Ben.

In dunkler Kleidung, das Hemd halb geöffnet, das Licht des Fackelhalters warf goldene Reflexe auf seine Wangenknochen.

„Ich wollte dich sehen“, sagte Ben leise.

Daniel wich unwillkürlich zurück. „Wieso? Damit du mich besser einschätzen kannst? Ob ich wirklich ein Mörder bin?“

Ben trat näher. „Nein. Weil ich … wissen wollte, wer du bist.“

Für einen Moment herrschte Stille. Nur ihre Atemzüge erfüllten den Raum.

Daniel blickte ihn an – direkt. Keine Flucht mehr. „Was willst du hören? Dass ich schwach bin? Dass ich Angst habe? Das weißt du doch längst.“

„Ich weiß, dass du lügst“, sagte Ben ruhig.

Daniels Augen weiteten sich. „Was?“

„Du hast keine Angst vor mir. Nicht so, wie du solltest.“ Ben trat noch näher. Ihre Brustkörbe trennten vielleicht zwei Handbreit. „Du bist nervös. Ja. Aber dein Herz schlägt nicht wie das eines Opfers.“

Daniel wollte etwas sagen, doch in diesem Moment streifte Bens Hand aus Versehen seine – und da war es wieder.

Dieses Prickeln. Ein leises Beben in der Luft. Wie Sommerblitze in der Ferne.

Daniel erstarrte. Auch Ben hielt inne.

Ihre Blicke trafen sich – diesmal länger. Offen. Nackt.

„Du hast es gespürt“, flüsterte Ben. Keine Frage. Eine Feststellung.

Daniel atmete flach. „Ich … weiß nicht, was ich gespürt habe. Aber ich weiß, dass ich dir nicht trauen kann.“

Bens Kiefer spannte sich. „Ich werde nicht zulassen, dass du stirbst. Auch wenn das Rudel es verlangt.“

„Warum nicht?“, fragte Daniel. „Weil dein Instinkt es dir sagt? Oder weil ich dein verdammter Gefährte bin?“

Ben schwieg. Dann sagte er leise: „Beides.“

Daniel schluckte.

„Dann sag es ihnen. Sag ihnen, was du weißt.“

Ben sah ihn an, und zum ersten Mal war da keine Kontrolle, kein kalter Blick. Nur Müdigkeit. Schmerz. Und Sehnsucht.

„Wenn ich das tue … bin nicht nur ich verloren. Sondern du auch.“

Er drehte sich um, ging zur Tür – und blieb noch einmal stehen.

„Du bekommst kein faires Urteil. Nicht in drei Tagen. Aber vielleicht … bekomme ich in der Zwischenzeit Antworten.“

Dann war er fort.

Und Daniel blieb zurück – mit zitternden Fingern und einem Herzen, das zum ersten Mal seit langem nicht nur aus Angst pochte.

Kapitel 5 – Wölfe riechen Angst

Der Morgen dämmerte in bleichem Grau. Nebel lag über dem Rudelgrund wie ein Tuch aus vergessenen Träumen, kalt und schwer. Die Zelle wurde geöffnet, bevor Daniel sich aufrichten konnte – diesmal wortlos, grob.

Sie führten ihn hinaus, den alten Pfad entlang. Nicht in Ketten, aber eng flankiert von zwei Wachen. Sie schwiegen. Er auch.

Er dachte an Bens Worte. Du bekommst kein faires Urteil. Und trotzdem war da ein kleines, irrwitziges Flackern von Hoffnung.

Doch als er den Platz der Prüfung erreichte, erstarrte er.

Dutzende Wölfe standen da. Nicht zur Verhandlung – zur Jagd.

„Was soll das?“, fragte er leise, aber niemand antwortete. Nur ein einzelner Wolf trat aus dem Kreis hervor – jung, kantig, mit blitzenden Zähnen: Korrin. Daniels Magen zog sich zusammen. Korrin war bekannt dafür, Grenzen zu testen. Und zu reißen.

„Der Alpha will, dass du dich bewegst“, sagte Korrin, ein falsches Lächeln auf den Lippen. „Der Körper vergisst im Käfig, wie es sich anfühlt, gejagt zu werden.“

„Ich—“ Daniel wollte protestieren, doch ein harter Stoß in den Rücken ließ ihn straucheln.

„Du läufst. Wir folgen.“

Daniel rannte.

Instinkt, nicht Mut, trieb ihn an. Er rannte, stolperte, fing sich, hörte die Schritte hinter sich. Knurren. Lachen. Das Brechen von Zweigen.

Ein Spiel.

Sie machten ein Spiel daraus.

Er duckte sich unter einen Ast, huschte durch Farn, wollte klein werden, unsichtbar – doch das war keine Stadt, kein Abwassergitter, kein vertrautes Labyrinth. Hier gab es nur sie.

Und sie rochen seine Angst.

Korrin war der Erste, der ihn einholte. Ein Schubs, ein Griff ins Genick, kein tödlicher Biss – aber nah dran. Daniel schrie nicht. Er biss die Zähne zusammen, ließ sich nicht fallen.

„Du bist schneller, als du aussiehst“, zischte Korrin, sein Gesicht nur eine Handbreit entfernt. „Aber das reicht nicht, Mäuschen.“

Dann ließ er ihn los. Absicht. Spiel. Revierverhalten.

Daniel taumelte weiter. Nur noch ein Gedanke blieb:

Ben weiß davon. Oder?

Irgendwann stolperte er in eine Senke, keuchte, sein Herz raste, seine Lunge brannte. Er konnte nicht mehr. Und dann – plötzlich – war es still.

Zu still.

Kein Knurren. Kein Jagen. Keine Verfolger.

Stattdessen eine Präsenz.

„Glaubst du, ich hätte das nicht bemerkt?“ Die Stimme kam aus dem Schatten.

Ben.

Er trat aus den Büschen, bleich vor Zorn, die Schultern angespannt. Nicht wie ein Alpha. Wie ein Raubtier am Rande seiner Kontrolle.

„Das war keine Übung. Das war ein Angriff.“

Daniel richtete sich mühsam auf. „Dein Rudel gehorcht dir nicht mehr.“

„Doch“, knurrte Ben. „Aber sie wittern Unsicherheit. Und Angst.“

„Dann hast du also zugesehen? Wie sie mich jagen wie … Beute?“

„Ich habe eingegriffen, bevor Blut floss“, sagte Ben rau. „Mehr kann ich nicht tun. Noch nicht.“

Daniel sah ihn lange an. Trotz allem – oder gerade deshalb – flackerte das Band zwischen ihnen spürbar auf. Es brannte. Zwischen Groll und Nähe. Zwischen Angst und Verlangen.

„Sie werden mich töten, Ben“, flüsterte er.

Ben trat näher. Nur ein Schritt, aber er fühlte sich an wie eine Entscheidung.

„Nicht, wenn ich vorher herausfinde, wer Tilo wirklich getötet hat.“

Daniel hob den Blick. Hoffnung und Zweifel spiegelten sich in seinen Augen.

„Warum tust du das?“

Ben antwortete nicht sofort. Dann sagte er leise: „Weil ich nicht zulassen kann, dass mein Gefährte stirbt. Nicht für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat.“

Kapitel 6: Die Spur des Fuchses

Ben wartete, bis der Vollmond vollständig hinter den Nebelbänken versank, bevor er sich in Bewegung setzte. Kein offizieller Weg, keine Wache – nur das lautlose Streichen durch die Nacht, wie er es als junger Wolf gelernt hatte. Als er noch nicht Alpha war. Als er noch glaubte, Ehre käme von innen.

Der Ort, an dem Tilo tot aufgefunden wurde, lag tiefer im Westwald, außerhalb des Rudelterritoriums – ein neutraler Streifen. Ungewöhnlich für einen Fuchswandler, dort allein zu sein.

Noch ungewöhnlicher, dass niemand die Stelle markiert hatte. Keine Absperrung, kein Schutz gegen Spurenverwischung. Es war, als wolle man vergessen, dass er je dort gewesen war.

Ben kniete sich nieder. Der Boden war hart, aber feucht. Unter dem Laub roch es noch schwach nach Blut – alt, aber eindeutig. Doch da war mehr.

Ein zweiter Geruch. Fast überdeckt. Fast … versteckt.

Ben schloss die Augen, atmete tief durch die Nase. Kiefer. Moos. Erde. Eisen. Und – da war es – etwas Bitteres, Scharfes.

Wermutkraut.

Ein Kraut, das bei Ritualen verwendet wurde. Oder zur Täuschung. Es überlagerte tierische Fährten – und wurde fast nur von Wandlern der Krähenlinie benutzt.

Ben richtete sich langsam auf. Eine Kralle an seinem rechten Finger verlängerte sich reflexhaft – nicht aus Wut, sondern aus Instinkt.

Warum sollte ein Krähenwandler sich an einem Treffpunkt mit Tilo aufhalten? Oder hatte Tilo sie getroffen? Ein geheimer Austausch? Ein Handel?

Oder … ein Verrat?

Ben stand still da, während seine Gedanken wirbelten. Tilo war bekannt gewesen – loyal, wachsam und freundlich zu sein. Aber er hatte auch Kontakte gepflegt, die nicht jeder im Rudel gutgeheißen hätte. Besonders zu kleineren Clans – Raben, Ottern, sogar einem Hyänenrudel im Süden.

Und ausgerechnet der schwächste Wandler im Wald – Daniel – soll ihn getötet haben?

Nein. Die Wunde hatte tief gesessen. Zu präzise. Nicht wie ein Unfall, nicht wie Panik. Wie ein … Signal.

Ben atmete tief durch. Wenn das stimmte, war der Mord nicht persönlich. Sondern politisch.

Und Daniel? War vielleicht einfach nur am falschen Ort gewesen. Oder war genau deshalb dort hingelockt worden.

Als ein Bauernopfer.

Später, im Schutz seines Quartiers, entrollte Ben eine alte Karte. Darauf eingezeichnet: Grenzpfade. Alte Tunnel. Verlassene Übergänge zwischen den Territorien.

Sein Blick blieb an einem eingezeichneten Ort hängen: Der Splitterhain.

Ein einst neutraler Treffpunkt für geheime Versammlungen – seit Jahren verboten, seit einem Vorfall mit dem Hyänenclan.

Tilo war oft dort gewesen, hatte man ihm gesagt. Heimlich.

Wenn Ben dort etwas finden würde, konnte das die ganze Dynamik ändern.

Und es bedeutete: Jemand wollte Daniel als Schuldigen.

Und wenn es jemand aus dem Rudel war … dann war das nicht nur ein Mord.

Es war Hochverrat.