Drei Gay Fantasy Romane über wahre Gefährten Vol. 9 - Chris S. Enibas - E-Book

Drei Gay Fantasy Romane über wahre Gefährten Vol. 9 E-Book

Chris S. Enibas

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Beschreibung


Drei Männer. Drei Tierseelen. Eine Wahrheit: Wahre Gefährten finden einander – gegen alle Regeln der Welt.

In dieser sinnlich-magischen Sammlung vereinen sich drei romantische Fantasygeschichten voller Leidenschaft, innerer Zerrissenheit und tierischer Instinkte. Ob Wolf, Koala oder Kaninchen – jeder Gestaltwandler kämpft mit seinem Schicksal, seiner Herkunft und dem Verlangen nach dem Einen, der ihn vollständig macht.

Drei Geschichten, drei Wege zur wahren Liebe:
 

  • Zähne, Fell und Verlangen
  • Wurzeln aus Blut, Blicke aus Licht
  • Zwischen Fangzähnen und Fluchtinstinkt


Gay Fantasy Romance in ihrer wildesten, zärtlichsten und magischsten Form – für alle, die an wahre Verbindung glauben.
 

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Chris S. Enibas

Drei Gay Fantasy Romane über wahre Gefährten Vol. 9

UUID: 1a6335f4-d654-4e41-9c5c-2c53d8956ad5
Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Zähne, Fell und Verlangen

Kapitel 1 – Wenn der Geruch trifft

Kapitel 2 – Zähne und Zorn

Kapitel 3 – Erdmännchen und der Wolf

Kapitel 4 – Heißer Atem auf kaltem Spiegel

Kapitel 5 – Verbotene Zähne

Kapitel 6 – Der Biss ins Herz

Kapitel 7 – Wenn ein Erdmännchen knurrt

Kapitel 8 – Fell, Fieber, Feuer

Kapitel 9 – Blut schmeckt nach Freiheit

Kapitel 10 – Gefährtenbiss

Epilog – Wenn Zähne leise lächeln

Wurzeln aus Blut, Blicke aus Licht

Kapitel 1 – Der letzte Ast der Kindheit

Kapitel 2 – In die Höhle des Feindes

Kapitel 3 – Der Duft der Wahrheit

Kapitel 4 – Schatten zwischen den Rippen

Kapitel 5 – Wenn die Schuld nach Moschus riecht

Kapitel 6 – Die Narbe unterm Pelz

Kapitel 7 – Zwischen Biss und Beichte

Kapitel 8 – Blut unter der Mondsichel

Kapitel 9 – Der Koala und der König

Kapitel 10 – Aus Eukalyptus wird Eisen

Epilog – Wo Wurzeln und Flügel wachsen

Zwischen Fangzähnen und Fluchtinstinkt

Kapitel 1: Der Jagdinstinkt

Kapitel 2: Panik in den Augen

Kapitel 3: Der Geruch von Angst und Verlangen

Kapitel 4: Nächte voller Hunger

Kapitel 5: Grenzen aus Angst

Kapitel 6: Wenn Nähe zerreißt

Kapitel 7: Der Wolf unter der Haut

Kapitel 8: Wenn Flucht zur Jagd wird

Kapitel 9: Gebunden im Herzschlag

Kapitel 10: Der Biss der Entscheidung

Epilog: Herzschlag zwischen Fell und Haut

landmarks

Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Buchanfang

Zähne, Fell und Verlangen

Michael, dominanter Wolfsgestaltwandler und neuer Zahnarzt des Rudels, rechnet nicht damit, dass sein erster Patient sein Leben verändert. Doch der verängstigte Erdmännchenwandler Bennett ist nicht nur verletzlich – er ist auch Michaels wahrer Gefährte.

Gefangen in einer gewalttätigen Beziehung und misstrauisch gegenüber allem Animalischen, stößt Bennett Michael zunächst von sich. Doch die Anziehung zwischen ihnen ist stärker als Angst – und als Bennetts Vergangenheit sie beide einholt, müssen sie entscheiden, ob sie kämpfen … oder einander verlieren.

Explizit, emotional und voller animalischer Spannung – eine Geschichte über Schmerz, Vertrauen und eine Liebe, die tiefer geht als jeder Biss.

Kapitel 1 – Wenn der Geruch trifft

Michael hatte nie gedacht, dass er jemals beim Anblick eines Patienten ins Schwitzen geraten würde. Nicht in seiner neuen Praxis, nicht nach all den Jahren der Ausbildung, nicht mit dem makellosen Lebenslauf und dem Vertrauen, das man einem Zahnarzt im Rudel automatisch entgegenbrachte. Aber dann kam dieser Geruch. Warm. Verdammt süß. Irgendwie nach Sommerregen, gebrochenem Mut – und einem winzigen Funken Hoffnung, der sich zwischen all dem Leid versteckte.

Und dieser Geruch gehörte ihm.

Michael stand noch mit dem Rücken zur Tür, als es geschah. Ein leises Klingeln, die Anmeldungstür klackte, dann trat jemand ein – und die Luft veränderte sich mit einem Mal. Als hätte jemand alle anderen Gerüche aus dem Raum gelöscht und stattdessen dieses eine Parfum versprüht, das nicht nach künstlicher Blüte, sondern nach Schicksal roch.

Er atmete ein – und wünschte sich im nächsten Moment, er hätte es nicht getan. Seine Hand, eben noch sicher auf dem Metallschrank, zitterte. Sein Herz schlug schneller. Seine Augen färbten sich kurz dunkel, seine Sinne spitzten sich zu wie bei einem Jäger, der endlich seine Beute gefunden hatte.

Er wusste es in diesem Moment.

Ein Gefährte.

Sein Gefährte.

„Herr … Bennett Moore?“ fragte Lara, seine Sprechstundenhilfe, freundlich aus dem Empfangsbereich.

Ein zögerndes „Ja.“ folgte, leise, fast schon wie ein Piepsen. Michael drehte sich endlich um.

Und sah ihn.

Er war klein. Dünn. Zierlich. Die Schultern leicht vorgebeugt, als würde er am liebsten in den Boden sinken. Die dunklen Haare lagen flach auf dem Kopf, und seine Kleidung war so schlicht, dass sie fast zu unsichtbar wirkte. Aber dann waren da seine Augen – riesige, schokoladenbraune Augen, die so viel Schmerz in sich trugen, dass Michael sich instinktiv fragte, wer dieses Wesen so tief verletzt hatte.

Ein Erdmännchenwandler, schoss es ihm durch den Kopf. Viel zu selten. Viel zu verletzlich.

Und viel zu … sein.

„Herr Moore?“ sagte Michael und zwang sich zu einem Zahnarztlächeln, das gerade mal so überzeugend war, dass es nicht wie ein hungriges Zähnefletschen wirkte. „Ich bin Dr. Michael Gray. Willkommen.“

Bennett nickte nur. Kein Händedruck. Kein Blickkontakt.

Aber der Geruch war da. Oh, verdammt, er war da.

Michael unterdrückte ein Knurren.

Der Behandlungsraum war hell, freundlich, mit weichen Grüntönen und warmem Holz ausgestattet – alles so gestaltet, dass sich auch der ängstlichste Patient wohlfühlen konnte. Aber nichts, wirklich gar nichts, bereitete Michael auf das vor, was in den nächsten Minuten geschah.

Bennett saß auf dem Behandlungsstuhl, die Hände fest auf den Oberschenkeln, die Lippen zu einer dünnen Linie gepresst. Seine Augen irrten durch den Raum wie ein Tier in der Falle. Und Michael, der starke Wolf, spürte plötzlich selbst etwas wie Beklemmung – nicht aus Angst, sondern aus einem verdammten, heißen Ziehen, das sich in seinem Bauch zusammenrollte.

„Ich werde Ihnen nicht wehtun, versprochen“, sagte Michael ruhig, während er die Handschuhe überzog. „Nur ein Blick. Kein Bohren. Kein Schmerz. Okay?“

Bennett nickte wieder. Nur dieses eine Nicken. Wie eine kaputte Schallplatte. Und dann – ganz kurz – trafen sich ihre Blicke.

Und es war wie ein Blitzschlag.

Michael sog scharf die Luft ein. Nicht wegen der Augen, sondern wegen dessen, was dahinter lag. Panik. Misstrauen. Schuld. Und ein leiser Schatten von – Angst?

Die innere Stimme des Wolfs schrie.

„ Wer hat ihn so gemacht? Wer hat UNSEREN Gefährten so gebrochen?“

Michael musste sich zwingen, nicht sofort zu fragen. Nicht sofort zu reagieren. Stattdessen beugte er sich vorsichtig vor, untersuchte Bennetts Mund, machte ein paar harmlose Bemerkungen über Zahnstein und zu wenig Kalzium. Er war Zahnarzt, verdammt noch mal. Er hatte einen Eid geschworen.

Aber der Wolf in ihm kratzte an seinen Nerven.

Und sein Schwanz – ja, der auch – war nur ein Hauch von Selbstbeherrschung entfernt, sich in der Hose zu regen.

Als Michael sich wieder aufrichtete, geschah es.

Ein blasser blauer Fleck blitzte unter dem Kragen von Bennetts Shirt hervor. Direkt am Schlüsselbein. Rund. Alt. Aber nicht alt genug, um nicht mehr sichtbar zu sein.

Michael hielt für den Bruchteil einer Sekunde den Atem an.

„Ist das …?“, wollte er fragen, aber er biss sich auf die Zunge. Seine Fäuste ballten sich. Seine Zähne schmerzten vom Druck, mit dem er das Knurren unterdrückte.

„Danke …“, flüsterte Bennett. „Ich … ich komme dann … nochmal. Irgendwann.“

Michael nickte stumm.

Er war Zahnarzt. Er war ein Alpha. Er war ein verdammter Wolf.

Aber in diesem Moment war er nur eins:

Besessen.

Und bereit, die Zähne zu zeigen – für ihn.

Die Tür fiel hinter Bennett leise ins Schloss, aber in Michaels Kopf hallte sie nach wie ein Donnerschlag. Sekunden verstrichen, in denen er nur dastand, die Hände immer noch in den Handschuhen, die Brust gehoben vom zu schnellen Atmen, der Unterkiefer so fest geschlossen, dass seine Zähne sich gegeneinander pressten.

Der Stuhl, auf dem Bennett gesessen hatte, roch noch nach ihm.

Und Michael… Michael war verloren.

„Alles in Ordnung, Doc?“ Laras Stimme riss ihn zurück. Sie stand im Türrahmen, den Tablet-PC in der Hand, ihre rot lackierten Fingernägel tippten ungeduldig darauf herum. „Der nächste Patient ist in zwanzig Minuten da.“

„Ja… alles gut“, log er.

Aber nichts war gut.

Er riss sich die Handschuhe von den Händen, wusch sich mit kaltem Wasser die Finger, als könnte er diesen Geruch abwaschen – diesen verdammten, süßen, intensiven Duft, der sich wie eine zweite Haut auf ihn gelegt hatte. Die Mischung aus Angstschweiß und etwas so Persönlichem, dass er sich fast schämte, es zu erkennen. Dieses Aroma von verletztem Stolz. Von zerbrochener Nähe. Und von… Unterwerfung?

Er packte sich am Waschbeckenrand, starrte in sein eigenes Spiegelbild – ein Alphawolf, Mitte dreißig, markantes Gesicht, dunkles Haar, gestutzter Bart, scharfer Blick. Ein Mann, der wusste, wer er war. Und der trotzdem gerade zitterte, als hätte ihm jemand das Rudel entrissen.

„Ein Erdmännchen“, flüsterte er sich selbst zu. „Ein kleiner, geschundener Erdmännchenwandler.“

Ein Gefährte.

Sein Gefährte.

Und dieser Gefährte hatte blaue Flecken unter dem Kragen.

Michael verließ das Behandlungszimmer, aber die Gedanken verfolgten ihn. Noch in seinem Büro, beim Durchsehen der Patientenakte, blieb sein Blick immer wieder an Bennetts Bild hängen. Der Ausweis-Scan zeigte ein junges Gesicht, ernster Blick, Jahrgang: 1996. Keine Notizen zu Vorerkrankungen, aber dafür ein Hinweis: "Angstpatient. Möglichst behutsam behandeln."

Behutsam.

Michael knurrte leise.

Er war nicht behutsam. Nicht, wenn es um Gewalt gegen seinen Gefährten ging.

„Komm runter“, murmelte er. „Du kennst ihn nicht. Noch nicht.“

Aber die Wut saß tief. Und sie war nicht nur Wut. Sie war Eifersucht. Besitzanspruch. Verlangen.

Denn da war jemand, der ihm zuvorgekommen war.

Dominic. So stand es in der Akte als Notfallkontakt. Michael tippte den Namen ins System. Keine weiteren Informationen. Kein Nachname, keine Adresse. Nur eine Mobilnummer. Er speicherte sie ab – mit einem Markierungspunkt in rot. Er würde warten. Aber nicht ewig.

In der Küche der Praxis warf er sich einen starken Kaffee ein, lehnte sich gegen die Theke und ließ die Gedanken wandern.

Was, wenn Bennett sich nie traute, wiederzukommen?

Was, wenn er noch Jahre in dieser Beziehung blieb – gezeichnet, verängstigt, gebrochen?

Was, wenn ihn jemand wirklich so sehr verletzte, dass er nie Vertrauen zu einem anderen Mann – zu ihm – fassen könnte?

Die Vorstellung ließ Michaels Haut kribbeln. Nicht vor Angst. Sondern vor Zorn. Vor Machtlosigkeit. Vor diesem tiefen, brennenden Wunsch, etwas zu tun.

Er starrte auf seine Hand, auf die feinen Linien in der Haut. Wie oft hatte er mit dieser Hand gebohrt, geschliffen, aufgeklärt? Wie oft war sie Werkzeug gewesen, nie Waffe?

Doch was, wenn sie es sein musste?

Was, wenn er jemanden zu Fall bringen musste, um seinen Gefährten zu befreien?

Der Wolf in ihm heulte leise.

Und Michael ließ ihn gewähren.

Nur dieses eine Mal.

Am Abend, lange nach Feierabend, saß er allein in seiner Wohnung. Die Praxis war geschlossen, der Kiefer war entspannt, aber sein Herz raste noch immer. Auf dem Sofa lag ein zerknautschtes T-Shirt – seins, frisch gewaschen, aber plötzlich schien es nach nichts zu riechen. Nicht im Vergleich zu diesem einen Duft. Der sich eingeprägt hatte in sein Bewusstsein. In seine Sehnsucht. In seinen Trieb.

Er wusste, was als Nächstes kommen musste.

Nicht sofort.

Aber bald.

Er würde Bennett wiedersehen.

Und dann… würde er nie wieder zulassen, dass ihn jemand mit blauen Flecken verließ.

***

Michael lag im Dunkeln. Die Decke lag zu schwer auf seinem Körper, obwohl er sich nackt hingelegt hatte, in der Hoffnung, die Hitze in seinem Inneren zu zähmen. Es funktionierte nicht. Kein bisschen.

Die Haut auf seinen Handflächen prickelte noch immer, als hätte er Bennetts Gesicht berührt. Seine Lippen brannten von unausgesprochenen Worten. Und sein Körper… sein Körper war eine tickende Bombe, irgendwo zwischen Schutzinstinkt und Verlangen.

Er starrte an die Decke, doch was er sah, war Bennetts Blick – diese Mischung aus Angst, Verletzlichkeit und einem Hauch von Nähe, der wie ein geplatzter Traum zwischen ihnen geschwebt hatte. Und dann war da der Geruch. Dieser verdammte Geruch.

Michael hatte noch nie so gelitten – wegen nichts als einem Duft.

Er war ein Wolf. Er war ein Alpha. Er hätte Kontrolle haben sollen.

Aber stattdessen lag er da, atmete flach, während sein Schwanz hart gegen den Stoff des Lakens drückte und sich sein Inneres nach etwas sehnte, das nicht einfach mit einem Orgasmus verschwinden würde. Nicht diesmal. Nicht bei ihm.

Er wollte Bennetts Angst nicht. Er wollte seine Nähe. Seine Stimme. Seinen Blick, wenn der Schmerz verschwinden würde. Er wollte ihn lachen sehen. Und schreien – aber vor Lust, nicht vor Angst.

Michael schloss die Augen.

Und in der Dunkelheit roch er ihn wieder. Als wäre Bennetts Seele in seiner Matratze eingebrannt.

Zur gleichen Zeit, nur ein paar Straßen weiter:

Bennett saß am Fenster. Im Schlafzimmer war es still. Dominic schlief. Oder tat zumindest so. Der Alkohol hatte ihn irgendwann sediert. Aber Bennett blieb wach.

Ein leiser Wind strich über die Dächer, trug ein paar der Straßengerüche zu ihm herauf – nasses Pflaster, Rauch, Regenluft.

Und darunter… ganz kurz… bildete er sich ein, einen Wolf zu riechen. Nicht aggressiv. Nicht bedrohlich.

Sondern warm. Stark. Einladend.

Sein Körper schmerzte. Seine Wange pochte. Und trotzdem war da dieses Beben in seiner Brust, das nichts mit Schmerz zu tun hatte.

Er hatte sich noch nie nach einem Zahnarzt gesehnt. Noch nie nach einem Mann, der nichts sagte – und doch alles fühlte.

Michael hatte ihn angesehen, als wäre er mehr als ein Schatten. Als wäre er jemand. Jemand, für den es sich lohnte, zu bleiben.

Er zog die Knie an, legte das Kinn darauf, und zum ersten Mal seit Langem wünschte er sich, berührt zu werden.

Nicht mit Gewalt.

Sondern mit Absicht.

Und irgendwo zwischen den Straßen, zwischen Herz und Hunger, wussten beide:

Es war nur der Anfang.

Aber keiner von ihnen würde je wieder schlafen können, ohne an den anderen zu denken.

Kapitel 2 – Zähne und Zorn

Michael roch ihn, bevor er ihn sah.

Nicht in Wirklichkeit. Nicht mit der Nase. Aber sein Instinkt hatte ihn gespeichert – wie ein eingebranntes Gedächtnis aus Haut, Angst und etwas so Zartem, dass es in dieser Welt kaum überleben konnte. Der Geruch von Bennett hing an seinen Gedanken wie Nebel an einem Wintermorgen, durchdringend und träge, schwer zu vertreiben. Und verdammt gefährlich.

Denn Michael war ein Wolf. Und Wölfe vergaßen nicht. Vor allem nicht, wenn es um ihren Gefährten ging.

Die Praxis war seit Tagen ausgebucht, seine Hände arbeiteten wie von allein, seine Zähne pressten sich hinter einem falschen Lächeln zusammen, sobald jemand fragte, ob alles okay sei. Niemand sah, wie oft er in seinem Büro saß und Bennetts Patientenakte aufrief, als könnte der Bildschirm ihm Antworten geben, die der Mann selbst ihm nicht gegeben hatte.

Warum hatte er solche Angst?Warum war er so dünn, so still?Und warum – verdammt noch mal – hatte er blaue Flecken unter seinem Shirt?

Michael hatte Wut in sich. Keine plötzliche, feurige Explosion – sondern etwas viel Tödlicheres: eine stille Glut, die brannte, je länger er wartete.

„Er hat nicht angerufen“, murmelte Lara, als sie ihm am vierten Tag einen Kaffee hinstellte. „Wen meinst du?“ Michael spielte den Ahnungslosen. „Den kleinen Hübschen. Der Erdmännchenwandler mit den großen Augen. Angstpatient. Wie hieß er gleich?“

„Bennett.“ Der Name brannte wie ein Kuss auf der Zunge. „Genau. Der sah aus, als würde er nie wieder einen Arzt besuchen, aber irgendwie auch so, als würde er sich wünschen, jemand würde ihn retten.“

Michael sagte nichts. Weil sie Recht hatte. Und weil es ihn beinahe wahnsinnig machte.

Am Abend – zu spät, um es noch als „Zufall“ durchgehen zu lassen – fuhr er in das Viertel, in dem Bennett laut Akte wohnte. Es war nicht gut. Nicht direkt gefährlich, aber schäbig, laut, voll von Menschen, die ihren Zorn auf andere abwälzten.

Und dort lebte sein Gefährte.

Zwischen kaputten Klingeln und vergitterten Fenstern, Graffiti und billigen Pizzerien, wo das Fett in der Luft hing wie Hoffnungslosigkeit auf Haut.

Er blieb im Auto sitzen, beobachtete den Eingang eines alten Wohnhauses. Keine Bewegung. Kein Licht. Nur ein Gefühl.

Und dann kam er. Bennett.

Er trug dieselbe alte Jacke. Dieselbe gebückte Haltung. Die Tasche über der Schulter. Aber diesmal war er nicht allein.

Ein Mann ging neben ihm. Groß. Breit. Dunkle Haare, kalte Augen. Der roch nach Raubtier. Ein Leopard.

Michael sah, wie der Mann Bennett anfasste – nicht zärtlich, sondern besitzergreifend. Eine Hand in den Nacken, ein Daumen zu nah an der Wange, ein Flüstern, das keine Zärtlichkeit kannte.

Michael knurrte. Leise. Aber es war da.

Er stieg nicht aus. Noch nicht. Er wartete, bis die Tür ins Schloss fiel. Dann starrte er ins Leere.

Das war also Dominic.

Der Mann, der Bennett berührte, als wäre er ein Besitz. Der Mann, dessen Name in der Notfallakte stand. Der Mann, der blaue Flecken auf Bennetts Haut hinterließ.

Und Michael wusste: Er konnte nicht einfach warten. Nicht mehr.