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Der Dachsgestaltwandler Austin wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich seine wahre Liebe zu finden – doch seine Unsicherheit wegen seiner Figur und seine Angst, nicht begehrenswert genug zu sein, lassen ihn an diesem Traum verzweifeln. Als der mächtige Brillenbär-Alpha Anthony, der Halbbruder des Rudelführers, ins Revier kommt und Austin begegnet, flammt das unentrinnbare Gefährtenband zwischen ihnen auf.
Anthony ist sofort von einem alles verzehrenden Besitztrieb erfüllt, während Austin versucht, den Gefühlen zu entkommen, die ihn gleichermaßen ängstigen wie berauschen. Doch je mehr Austin sich entzieht, desto rasender wird Anthonys Eifersucht – bis er bereit ist, jeden Rivalen aus dem Weg zu räumen.
Zwischen Verlangen, Unsicherheit und der unbezähmbaren Dominanz eines Alphas beginnt ein gefährliches Spiel aus Hingabe und Leidenschaft, in dem Austin erkennen muss, dass wahre Liebe nicht sanft, sondern wild und unaufhaltsam sein kann.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Kapitel 1 – Sehnsucht im Schatten
Kapitel 2 – Besuch des Fremden
Kapitel 3 – Unruhige Nächte
Kapitel 4 – Der Blick des Alphas
Kapitel 5 – Erster Sturm der Begierde
Kapitel 6 – Der gebrochene Dachs
Kapitel 7 – Fesseln aus Instinkt
Kapitel 8 – Zerrissene Herzen
Kapitel 9 – Kampf um den Gefährten
Kapitel 10 – Im Bann der Liebe
Epilog – Nach dem Sturm
Titelseite
Inhaltsverzeichnis
Buchanfang
Der Morgen roch nach kaltem Tau und nasser Erde, und irgendwo in der Ferne bellte ein Wolf, nur ein einziges Mal, kurz und klar, bevor die Geräusche des Rudellebens die Stille verschluckten. Austin zog den Reißverschluss seiner Jacke höher und blieb auf dem Pfad stehen, der zwischen den alten Kiefern hindurchführte. Über den Boden kroch Nebel, feucht und schwer, und legte sich auf seine Schuhe. Er mochte diesen Weg; hier war er allein, unsichtbar fast, nur ein Teil der Landschaft, so, wie er es mochte und doch hasste.
Manchmal fragte er sich, ob irgendjemand im Rudel überhaupt bemerkte, dass er fehlte, wenn er sich morgens davonschlich, um die Grenze zu kontrollieren. Als Dachsgestaltwandler war er nicht der Lauteste, nicht der Stärkste und sicher nicht der Schnellste. Er war… nützlich, das ja, zuverlässig vielleicht – aber unscheinbar. Und unscheinbar zu sein war ein Fluch, wenn man heimlich hoffte, jemand würde einen einmal ansehen, als wäre man mehr als ein Schatten im Hintergrund.
Austin atmete tief durch, spürte, wie sich seine Lunge mit der kalten Luft füllte. Es brannte ein wenig, aber das Gefühl hielt ihn wach. Sein Tier in ihm, der Dachs, war ruhig heute, zufrieden mit der Routine. Nur der Mensch in ihm war rastlos. Er dachte an die Paare im Rudel, an das Lachen am Lagerfeuer, an die kleinen Berührungen, die Blicke, die so mühelos zwischen ihnen flossen – dieses selbstverständliche „Wir“, das ihn gleichzeitig berührte und schmerzte.
Er hatte aufgehört zu zählen, wie oft er sich vorgestellt hatte, wie es wäre, jemanden zu haben, der ihn mit genau dieser Wärme ansah. Jemanden, der seine Macken nicht übersah, sondern sie liebte. Aber je älter er wurde, desto schwerer fiel es ihm, an dieses „irgendwann“ zu glauben.
Im Rudel war er der ruhige Typ mit dem freundlichen Lächeln, der gute Zuhörer, der nie zu viel sagte und sich oft zu früh entschuldigte. Es war leicht, ihn zu mögen und noch leichter, ihn zu übersehen.
Er trat gegen einen Stein, sah ihm nach, wie er über den Pfad hüpfte und dann im feuchten Moos verschwand. Vielleicht war er selbst so – etwas, das man kurz wahrnahm, bevor es wieder verschwand.
Auf dem Rückweg zum Rudelhaus war die Sonne bereits aufgegangen, goldenes Licht brach sich in den Zweigen. Stimmen klangen vom Trainingsplatz herüber, das Schlagen von Holz auf Holz, das Lachen der jüngeren Wandler, die ihre Kräfte maßen. Austin blieb kurz stehen und beobachtete sie, wie sie sich schubsten, lachten, übermütig waren. Sein Herz zog sich leicht zusammen. Er konnte kämpfen, klar, aber er tat es nicht gern. Er mochte Ordnung, Struktur, Routine – Dinge, die ihn sicher fühlen ließen.
„Austin! Alles gut?“ rief eine Stimme und er hob den Blick. Es war Jamie, einer der Wölfe, breitschultrig, freundlich, immer mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Klar,“ antwortete Austin, zwang sich zu einem Lächeln. „Nur auf der Morgenrunde.“
Jamie nickte, klopfte ihm beim Vorbeigehen auf die Schulter, und Austin wusste, dass die Geste freundlich gemeint war, aber sie fühlte sich an wie eine Erinnerung: Du gehörst dazu, irgendwie – aber nicht richtig.
Drinnen im Haupthaus war es warm, Holzgeruch und Kaffee in der Luft. Er nahm sich eine Tasse, setzte sich an den langen Tisch und starrte in den Dampf. Die Gespräche um ihn herum waren lebendig, vertraut, und doch fühlte er sich, als säße er in einer anderen Welt. Er hörte, wie jemand vom bevorstehenden Besuch sprach – der Halbbruder des Alphas würde kommen, ein Bärengestaltwandler, hieß es, riesig, still, respekteinflößend. Austin dachte nicht weiter darüber nach. Besucher kamen und gingen; sie interessierten sich selten für ihn.
Er trank den Kaffee aus, spülte die Tasse und zog sich dann in die kleine Werkstatt zurück, in der er die halbe Zeit seines Lebens verbrachte. Holz, Metall, Werkzeuge – Dinge, die keine Erwartungen hatten, die funktionierten, wenn man sie nur richtig behandelte. Hier war er sicher. Hier sprach niemand über Gefährtenbande, über Schicksal oder Liebe.
Doch als er sich über den Werktisch beugte, um ein Stück Holz zu glätten, schob sich ein Gedanke in sein Bewusstsein, leise, beharrlich: Wie wäre es, wenn jemand seine Hände auf diese legte, nicht, um zu zeigen, wie es „richtig“ ging, sondern einfach, weil er ihn berühren wollte?
Austin schloss die Augen, atmete langsam aus. Er war nicht dumm. Er wusste, dass Fantasien nichts änderten. Aber sie waren das Einzige, was ihn nachts warm hielt.
Seine Freunde sagten manchmal, er müsse sich mehr öffnen, unter Leute gehen, jemandem eine Chance geben. Aber sie verstanden nicht, dass es nicht so einfach war, wenn man das Gefühl hatte, zu viel und zu wenig zugleich zu sein – zu leise für Aufmerksamkeit, zu sensibel für Zurückweisung.
Er wischte über die Werkbank, zählte seine Werkzeuge, nur um sich zu beschäftigen. Draußen schrie jemand seinen Namen. „Austin! Der Alpha will dich sehen!“
Er runzelte die Stirn, wischte sich die Hände ab und ging hinaus. In der Mitte des Platzes stand sein Alpha, umringt von mehreren Rudelmitgliedern. Die Luft vibrierte vor Energie; ein fremder Duft lag darin, schwer und erdig, vertraut und doch neu.
„Ah, Austin!“ rief der Alpha, als er ihn sah. „Morgen kommt mein Halbbruder Anthony zu Besuch. Er bleibt ein paar Wochen hier.“
Austin hob den Blick – und sah seinen Alpha an. Ein leises, höfliches Lächeln spielte um seine Lippen.
Für einen Moment vergaß Austin zu atmen. Etwas in seinem Innern zog sich zusammen, als hätte jemand eine unsichtbare Saite in ihm berührt.
„Freut mich,“ brachte er hervor, und seine Stimme klang dünner, als er wollte.
Sein Alpha nickte, musterte ihn einen Moment zu lang, als würde er etwas suchen, das nur er sehen konnte. Dann drehte er sich wieder seinem restlichen Rudel zu und ließ Austin stehen.
Austin wusste nicht, warum sein Puls raste. Vielleicht war es nur Nervosität, vielleicht lag es an dem Blick, an der Art, wie sein Alpha ihn kurz gemustert hatte, ruhig, aber durchdringend, als wäre Austin keine zufällige Randfigur, sondern ein Rätsel, das er lösen wollte.
Den Rest des Tages verbrachte Austin damit, diesen Gedanken zu verdrängen. Er arbeitete länger als sonst, blieb bis in den Abend in der Werkstatt, doch immer wieder tauchte das Bild in seinem Kopf auf – diese Augen, dieser ruhige, schwere Atem, der ihn fast aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.
Als er später allein in seiner kleinen Hütte saß, hörte er draußen das Heulen des Rudels. Es klang vertraut, sicher, und doch schwang darin ein Ton, der ihn seltsam unruhig machte, als würde etwas auf ihn zukommen, das er nicht aufhalten konnte.
Er legte sich auf das schmale Bett, die Hände hinter dem Kopf, und starrte an die Decke. In der Dunkelheit tasteten seine Gedanken nach Wärme, nach einem Herzschlag neben seinem, nach einem Blick, der ihn sah.
Er wusste nicht, warum dieser Tag sich anders anfühlte. Vielleicht, weil dieser Halbbruder kommt und er selbst sich plötzlich fühlt, als wäre er keine leere Stelle in der Menge, sondern jemand, den man bemerken musste.
Und irgendwo in ihm, tief unter all der Vorsicht und den alten Selbstzweifeln, glomm ein Funke auf. Klein, aber lebendig.
Eine Ahnung, dass das Schicksal ihn endlich bemerkt hatte.
Der Tag hatte eine seltsame Schwere, als läge etwas in der Luft, das jeder spürte, aber keiner benennen konnte. Schon seit dem frühen Morgen war Unruhe im Rudel; Stimmen wurden lauter, Schritte eiliger, jeder versuchte, alles ordentlich und präsentabel zu halten. Wenn der Halbbruder des Alphas kam, bedeutete das immer etwas.
Austin stand am Rand des Hofes und beobachtete, wie die anderen sich bewegten – geschäftig, konzentriert, stolz. Er hatte den Auftrag, den Außenbereich zu kontrollieren, das Tor zu überprüfen, die Begrenzung neu zu markieren. Nichts, was eigentlich große Aufmerksamkeit erforderte, und doch spürte er in sich eine eigentümliche Nervosität, ein kaum erklärbares Kribbeln, das sich unter seiner Haut festsetzte.
Der Wind trug den Geruch von Erde und nassem Holz heran, und unter all dem mischte sich ein neuer Duft – schwer, tief, fremd. Ein Geruch, der etwas in ihm auslöste, das er nicht verstand. Sein Tier, sonst so ruhig, zuckte wachsam auf, als wäre dieser Geruch ein Ruf, den nur er hören konnte.
