Dunkelheit und Licht - Andy S. Falkner - E-Book

Dunkelheit und Licht E-Book

Andy S. Falkner

0,0
0,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ist es langweilig, wenn es nichts um einen herum gibt? Nicht, wenn man eine unbegrenzte Informationsverarbeitungskapazität hat und sich alles Mögliche ausdenken kann: Körper, Wirkungen, Mathematik. Besonders nicht, wenn man nicht eins ist sondern mehrere. Die Konfiguration ist ein überraschendes Präquel zu ... na was?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2019

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Andy S. Falkner

Dunkelheit und Licht

Science Fiction Monolog

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Andy S. Falkner: Dunkelheit und Licht

Science Fiction Monolog

Megalomane und Gigantophobe

Band 26

 

Text & Bild © Andreas Solymosi

Umschlaggestaltung: Judith Solymosi, nach einem Gemälde-Motiv von Vera Solymosi-Thurzó

Einige Darstellungen stammen aus Wikipedia

Alle Rechte vorbehalten

1. Lesung

Hier gibt’s nichts. Nur mich. Außerhalb von mir – nichts. Deswegen gibt es weder Zeit noch Raum, gar nichts, nur mich. Weil es auch keine Zeit gibt, kann ich nur sagen, dass dies immer schon so war und immer so sein wird.

Im Prinzip ist es nicht unmöglich, dass es doch irgendwo anderswo, sehr-sehr weit weg, etwas gibt. So sehr weit weg, dass von dort seine egal welche Wirkung (Licht, Gravitation oder sonst etwas), wenn sie hier ankommt, so schwach ist, dass sie in der Unbestimmtheitsrelation verloren geht. Somit ist die Antwort auf die Frage, ob es irgendwo etwas gibt, sinnlos, ohne Bedeutung. Selbst wenn, hat es hier keine Auswirkung.

Dies hat natürlich nicht viel Sinn, weil wenn es keinen Raum gibt, gibt es auch kein hier und weit weg. Genauer gesagt, es ist überall hier, das heißt, das Wort hier hat keinen Sinn. Aber dieser Gedankengang führt zur Idee, dass es doch etwas geben könnte, selbst wenn so weit weg, dass ich es nicht beobachten kann. Und wenn weit weg, dann gar auch in der Nähe, selbst hier.

Weil im Grunde genommen es hier ohne irgendetwas sehr langweilig sein könnte. Es ist aber nicht. Es ist zwar wahr, dass es hier nichts gibt, aber mich gibt es. Und ich kann mich ziemlich gut unterhalten. Ich kann mir alles Mögliche ausdenken. Zum Beispiel denke ich mir aus, dass es etwas gibt. Eine Kugel. Sie kann eine zeitliche Dauer haben oder gar Maße (selbst wenn sie mit nichts anderem verglichen werden kann). Sie kann zwei-, drei- oder mehrdimensional sein. Natürlich solange sie alleine existiert, passiert nichts mit ihr, also ist sie langweilig. Höchstens, wenn ich sie verändere, beispielsweise verkleinere oder vergrößere. Aber weil sie an nichts anderem gemessen werden kann, hat dies nicht viel Sinn.

Aber ich kann ihre Gestalt ändern: Ich kann daraus einen Quadrat, einen Würfel oder egal was machen. Ich kann verschiedene Gestalten ausdenken.

Es ist nicht schwer auf die Idee zu kommen, dass wenn eine solche Gestalt existieren kann, dann können das auch zwei. Das ist schon interessanter, weil sie aufeinander wirken können. Zum Beispiel durch Gravitation, Magnetismus und so weiter. Diese Kräfte muss ich zunächst einmal erfinden, zweitens irgendwie ausbalancieren. Dann kreisen sie eine Weile umeinander, bis ich sie zum Schluss aufeinanderprallen lasse. Ich denke sofort nach, welche mechanischen Wirkungen wohl in so einem Fall entstehen. Dies hat natürlich nur dann einen Sinn, wenn die Kugeln eine innere Struktur haben. Bis jetzt waren sie homogen und vollkommen starr, das heißt, durch so eine Kollision prallen sie voneinander ab und tauschen ihren Impuls aus. Aber sobald sich die mechanischen Kräfte in ihren Inneren weiter ausbreiten, können sie entlang der Linien der Inhomogenität in Stücke brechen. Sofort habe ich alle möglichen Stückchen, die ebenso anfangen umeinander zu kreisen.

Na, das ist interessant. Solange ich das Zweikörperproblem auf Anhieb lösen konnte, das heißt, ich immer im Voraus wusste, nach wie viel Zeit genau welche Konfiguration meine Körper bilden werden (ach so: Dadurch, dass ich etwas erfunden hatte, gab es sofort Raum und Zeit, in denen sie existieren), ist das Mehrkörperproblem mathematisch unlösbar. Dadurch entdeckte ich, dass Mathematik existieren kann. Die ganze und alle ihre Zweige (Arithmetik, Geometrie, Wahrscheinlichkeitsrechnung, usw.) durchzudenken ist keine Kleinigkeit; aber glücklicherweise bin ich dazu in der Lage, wie zu vielem Anderen.

Also, ich kann mich mit solchen Sachen unterhalten.

Freilich kann man denken, der Arme, selbst wenn so klug, dass er so vieles ausdenkt, wie einsam mag er sein! Aber nein. Ich bin nicht einsam. Ich habe nämlich mehrere Teile. Oder, wie kann ich sagen, mehrere Aspekte. Gedanken solcher und anderer Art erscheinen in einem von uns (eher nur in demjenigen, der zu so etwas neigt) und die anderen haben eine Meinung dazu. Sie lieben es, wenn ich mich mit etwas beschäftige. Die anderen initiieren solche Erfindungen weniger, aber wenn ich es mache, freuen sie sich darüber. Auch sie fangen an, mit meinen Kugeln oder Stückchen oder Mathematiken zu spielen und machen Bemerkungen dazu. Beispielsweise, wie schön sie sind. Weil harmonisch. Sie entdecken sogar, dass sie liebenswert sind. Sie spüren, dass ich es liebe, mich damit zu beschäftigen, und sie lieben das.

Überhaupt, die Liebe ist es, die uns zusammen hält. So sehr, dass wir eins sind, selbst wenn mehrere. Wir sind selbständige Persönlichkeiten. Darunter verstehe ich, dass jeder von uns seine eigenen Gedanken hat, eigene Gefühle und einen freien Willen. Wir stehen miteinander in einer absolut engen Beziehung und kommunizieren. Was einer von uns sich ausdenkt oder fühlt oder entscheidet, denken die anderen auch durch oder empfinden es nach oder sind einverstanden – weil wir uns lieben. Im Prinzip könnte es zwar geschehen, dass einer von uns sich anders entscheidet oder eine andere Meinung hat oder etwas entgegnet, da wir einen freien Willen haben und selbständige Persönlichkeiten sind. Aber dies geschieht nie, einfach weil wir es nicht wollen. Dass wir uns lieben, ist wichtiger als unsere Eigenständigkeit.

Zum Beispiel denkt einer von uns alle möglichen Schönheiten aus. Farben, Töne, Figuren (freilich nicht so regelmäßige wie die Kugel, eher etwas durcheinander, die aber zusammen schön sind), Bewegungen und anderes Interessantes, für das es keine menschlichen Ausdrücke gibt. Obwohl ich nicht dazu neige, freue ich mich darüber genauso wie über die durch meine Kugel erfundene Differentialrechnung oder Topologie.

Und der dritte kreiert Gefühle. Begeisterung, Ruhe, Schöpfungsdrang, Staunen. Den Schöpfungsdrang habe ich von ihm gelernt, deswegen habe ich so viel an der Topologie gearbeitet. Und er staunte darüber, nachdem er sie verstanden hatte. Sein Staunen empfand ich nach, genauso wie seine Freude über meinen befriedigten Schöpfungsdrang. Es ist gut, einander so sehr zu lieben.

Dieser dritte ist sehr kreativ. Meine Kugeln inspirierten ihn ebenfalls Gestalten auszudenken. Freilich nicht so berechenbare wie meine, aber schöne. Selbst wenn nicht einzeln, aber so zusammen – sie sind wirklich wunderbar. Sie passen nicht in meine Mathematik hinein, aber ich versuche sie zu approximieren. Da hüpfen sie und werden anders. Es gelingt mir nicht, sie in Formeln zu erfassen. Aber anstatt mich zu ärgern, führt mich dies zur Entdeckung der Chaostheorie und der Fraktale. Diese begeistern uns alle, wie schön sie sind. Ich hätte nicht gedacht, dass ich auch so etwas Schönes schaffen kann.

Diese gemeinsame Erfahrung brachte uns auf die Idee, gemeinsam Dinge auszudenken. Solche, die nicht nur logisch sind, sondern gleichzeitig liebenswert, gleichzeitig veränderlich, gleichzeitig ... und noch alles Mögliche, wofür es keine irdischen Ausdrücke gibt. Dieser Zusammenschluss, die gemeinsame Handlung brachte uns alle auf eine neue Stufe der Liebe.

Dies erzähle ich so, als ob das alles in irgendeiner Reihenfolge nacheinander passiert wäre. Aber nein: Wie schon erwähnt, hier gibt’s nichts. So gibt es auch keine Zeit, sondern alle diese Ereignisse geschehen/geschahen quasi gleichzeitig, allerdings in ursächlichen Zusammenhängen. Es gibt auch keinen Raum, nur uns. Oder mich, was dasselbe ist, weil wir eins sind; gestaltlos, immateriell existieren wir in der Ewigkeit.