Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
"Ach … Deutscha!", tobte er. "… Du bist Deutscha … Alles immer korrekte, alles organisierte … Du Deutscha makste nie was verkehrta, hä? Maksta alles immer ricktik hä? Was maksta du, wenn du Schulden hast und die ganze Tresor volla Geld? Du betest eine Ave Maria und nimmsta Geld und gibsta späta zurück!"
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 25
Veröffentlichungsjahr: 2015
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Ji Rina
ECKTA RUBINO
Dieses eBook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
1
ECKTA RUBINO
3
Impressum
1
ECKTA RUBINO
Ich konnte ihm nicht mehr vertrauen. Die Vorfälle der letzten Monate hatten mir gezeigt, was mir blühen würde, wenn ich mich wieder auf ihn einließe. Da half auch der versöhnliche Blick meiner Mutter nichts, so wie sie vor uns stand in ihrer zementverschmutzten Hose – Helm aufm Kopf, Hammer in der Hand – und diesem Ausdruck, als sei doch alles halb so schlimm.
Ich wüsste jetzt gar nicht, wo ich anfangen sollte zu erzählen. Aber eins ist sicher: Das Letzte, was er mir eingebrockt hatte, war der absolute Höhepunkt gewesen. Nie hätte ich mir vorgestellt, dass er sich zu so etwas herablassen würde, nie erträumt, dass er es wagen würde. Wie sollte ich da in sein Hotel zurück? Zurück zu dieser Horde deutscher Gäste, die nur darauf warteten, mich an den Pranger zu stellen und mir den Prozess zu machen.
Da stand er nun mit seinem Sunnyboy-Grinsen, so als ob er noch nie etwas verbrochen hätte. Die 20 Kilometer zum Haus meiner Mutter war er gefahren, weil er mich dringendst brauchte. Sein Hotel und die fluchenden Gäste – anscheinend weit weg, abgeschoben im Hintertürchen seiner Erinnerungen. Er hasste es, sich Problemen zu stellen. Und deshalb war ihm nichts Besseres eingefallen, als meine Mutter zu überreden, mich zu ihm zurückzuschicken.
Meine Mutter stand gerade auf dem Dach und deckte es mit Ziegeln. Sie hatte sich diese Baracke in Norditalien gekauft, um sie auszubauen. Und das tat sie nun. Das heißt, sie tat es seit zwei Jahren. Hier ein Stein, da ein Stein, dazwischen ein Schichtchen Mörtel. Auch jetzt sah ich noch keine Veränderung, außer dass zwei neue Fenster und eine Tür eingebaut waren, aber die Böden und Wände waren noch nicht verputzt, das Dach nur halb gedeckt. Begann man den Ausbau eines Hauses nicht von unten? Kam das Dach nicht zuletzt?
Wenn ich sie fragte, warum sie denn nicht ein paar Bauarbeiter engagierte, antwortete sie: »Die können das nicht.«
Egal. Ich saß also unten im sogenannten Wohnzimmer zwischen Zement und Sandsäcken und Coco, dieser Nervensäge von Rauhaardackel, als plötzlich die Tür aufsprang.
»Hallo, ist deine Mama da?«
Fassungslos sah ich ihn an. Schon wieder hier? Wie wagte er es? Und überhaupt: meine Mutter? Warum musste er immer mit ihr reden, wenn es um meine Angelegenheiten ging? Ich gab ihm nicht mal eine Antwort, zuckte nur mit den Achseln und blickte in eine andere Richtung. Aber dann kam meine Mutter auch schon vom Dach gekrochen, zog sich ihre Maurerhandschuhe von den Händen und begrüßte ihn in ihrer überschwänglichen Art.
»Signor Scippooone! Welch eine Überraschung!«
Eine Frechheit. Sie wusste doch genau Bescheid. Ich hatte ihr das letzte von ihm gedrehte Ding in jeder Einzelheit erzählt, und sie hatte den Kopf geschüttelt und zugegeben, er sei ein hoffnungsloser Fall. Und jetzt? Diese Begeisterung? Oh doch, ich kannte sie. Sie war ja meine Mutter.