Ein Dorf wie viele andere - Chris Baca - E-Book

Ein Dorf wie viele andere E-Book

Chris Baca

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Beschreibung

Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs schweigen die Waffen und der kleine Wolfgang muss mit seiner Mutter und seinen Großeltern die oberschlesische Heimat verlassen. Sie landen schließlich im Rheinland, im Heimatdorf seines in Russland vermissten Vaters, wo sie eine der ersten Flüchtlingsfamilien »aus dem Osten« sind. In einer Melange aus schlesischen Traditionen und rheinischer Gelassenheit verbringt Wolfgang seine Kindheit, in einem Dorf, das wie so viele andere ist – bis auf seine Eigenheiten. Viele Jahre später berichtet er seinem Neffen Chris von jugendlichen Abenteuern, langen Fußmärschen zur Schule und ganz Alltäglichem in den ersten Jahren nach dem Krieg.

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Seitenzahl: 225

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Chris Baca

Ein Dorf wie viele andere

Bis auf seine Eigenheiten

Ein rheinländisches Memoir

Chris BacaEin Dorf wie viele andereBis auf seine EigenheitenEin rheinländisches MemoirEifeler Literaturverlag 2025

Die Namen der aufgeführten Personen sind frei erfunden.

Die Örtlichkeiten und Ereignisse sind relevant, haben jedoch namentlich keine Bedeutung.Impressum

1. Auflage 2025

© Eifeler Literaturverlag

In der Verlagsgruppe Mainz

Alle Rechte vorbehalten

Printed in Germany

Eifeler Literaturverlag

Verlagsgruppe Mainz

Süsterfeldstraße 83

52072 Aachen

www.eifeler-literaturverlag.de

Gestaltung, Druck und Vertrieb:

Druck & Verlagshaus Mainz

Süsterfeldstraße 83

52072 Aachen

www.verlag-mainz.de

Abbildungsnachweis (Umschlag):

https://www.rheinhunsrueck-bild.de/detail/heuernte1051831008.html

Print:

ISBN-10: 3-96123-098-6

ISBN-13: 978-3-96123-098-3E-Book:ISBN-10: 3-96123-130-3

ISBN-13: 978-3-96123-130-0

Kapitel 1: Ein Dorf wie viele andere

Es war ein Dorf wie viele andere – bis auf seine Eigenheiten. Ein rein katholisch geprägtes Dorf im Rheinland mit vielleicht fünfzehnhundert Einwohnern. Mit ein paar unspektakulären historischen Relikten wie ein offener Bach, der mal als Teil eines Schutzsystems gegen fremde Eindringlinge gedient hatte, später als Antrieb für eine Mühle; eine richtige Villa mit Park im Privatbesitz; ein ehemaliges Militärhospital, von den Einheimischen »Lazarett« genannt; aus politischen Anlässen an markanten Stellen gepflanzte Lindenbäume, darunter Bänke, hauptsächlich von Dorf-Opas genutzt; ein Heiligenhäuschen am Fronleichnam-Prozessionsweg. Im Ortskern eine richtig alte, von einer ursprünglichen Art Burg um- und ausgebaute Kirche, urkundlich vor ungefähr achthundert Jahren erstmals erwähnt. Drumherum zwei Gasthäuser.

Der Zweite Weltkrieg war vorbei, die Amerikaner hatten ihre Besatzungszone an die Franzosen übergeben und es passierte schon mal, dass noch kleine und große, in Tarnfarbe bemalte und abgasstinkende Militärfahrzeuge ratternd und Aufsehen erregend über das bucklige Kopfsteinpflaster durch die engen Straßen fuhren. Zum Schrecken der Erwachsenen und zur Neugier der Halbwüchsigen. Die Kleinen klammerten sich verängstigt an die vom Radau alarmierten Mütter, Omas und Opas. Junge Väter gab es nicht mehr so viele. Sie waren im Krieg geblieben. Gefallen, vermisst oder noch nicht aus der Gefangenschaft zurückgekehrt. Fast alle Familien waren in irgendeiner Form betroffen. Das Dorf schien grau, es roch muffig nach zerbombten Häusern und dem vielen herumliegenden Schutt. So auch in den Städten, die es teilweise noch heftiger getroffen hatte. Es gab wenig Blumen, dafür blühten der Schwarzmarkt und die Tauschgeschäfte. Die Gesichter der Leute wirkten abgekämpft und leer. Kaum mal war launige, farbige Kleidung zu sehen. Die Alten gingen immer schon oft in Schwarz. Und zwar nicht nur bei festlichen Anlässen und Beerdigungen. Ab und zu sah man Frauen, die mal eine Pause von der Hausarbeit einlegten und mit abgetragenen, ausgeblichenen Kittelschürzen vor dem Haus standen und Ausschau hielten, ob vielleicht eine Nachbarin auch auf der Suche nach Neuigkeiten war. So konnte man sich gut von Haus zu Haus unterhalten, bevor es wieder zurück in die Küche ging. Die Wohnzimmer wurden häufig geschont, die Polstermöbel schon mal mit Decken gegen Staub geschützt, und bei Kälte wurde in diesen Zimmern nur an großen Feiertagen, wie zum Beispiel Weihnachten, geheizt. Es gab Wichtigeres zu tun als an die zwar schönen, aber zu dieser Zeit banal wirkenden Dinge zu denken. Die Schäden waren ringsherum präsent, körperlich und seelisch.

Das Spülwasser wurde mancherorts wie gewohnt aus dem Fenster in die Straßenrinne gekippt, und zufällig Vorbeigehende mussten sich mit einem Sprung vor der schmutzigen Brühe retten. Heringe legte der Lebensmittelhändler im Hof vor dem Laden selbst ein, man konnte dabei zusehen. Die Dorfälteste, welche auf einhundert Jahre geschätzt wurde, soll sich hauptsächlich von trockenem Schwarzbrot, Pellkartoffeln und Salzheringen ernährt haben. So wurde jedenfalls gemunkelt. Die zwei, drei Kramläden, die es gab (auch Tante-Emma-Läden genannt), boten alles Wichtige an, das man zum Leben brauchte: Lebensmittel, Schreibzeug, Dinge für den Haushalt, ein paar Textilien, Kurzwaren. Letzteres waren Artikel wie Druckknöpfe, Reißverschlüsse, Kordel, Nähzeug. Dann gab es noch sogenannte Kolonialwaren. Das waren besondere Spezialitäten aus fernen Ländern: Tabak, Kakao, Kaffee, Tee und einiges mehr. Süßigkeiten für die Kinder gab es kaum. Ein paar Drops bedeuteten schon großes Kinderglück. Ersatzweise genoss man es, ganz wenig von dem kostbaren Zucker aufs Margarinebrot zu streuen. Lecker! Große, schwere, zum Verzehr ungeeignete Eisstangen wurden herangekarrt, um den so unverzichtbaren Nahrungsmitteln bei Wärme ein wenig das Überleben zu verlängern oder aber, um die in der Stube oder manchmal aus Platzgründen sogar im Hof aufgebahrten Leichname noch ein wenig frisch zu halten.

Bäcker, Metzger, Schreiner, Klempner: Wichtige Berufe und einheimische Kleinbetriebe, die dringend in der Aufbruchszeit benötigt wurden.

Ein adrett aussehender, freundlicher Mann, der sich etwas anders bewegte und äußerte, als man es von den Norm-Männern gewöhnt war, wurde hinter vorgehaltener Hand als »Schnucki« bezeichnet. Biologische Zusammenhänge waren weitgehend unbekannt oder wurden schlicht verdrängt. Es war eine der Tabuzonen.

Als es wegen der Zeitnähe des Kriegsendes und dem Anblick der vielen Zerstörungen möglich war, das Down-Syndrom eines Kindes bei Nachfragen aus falschem Schamgefühl heraus mit: »Das arme Kind ist bei einem Bombenangriff kurzzeitig verschüttet gewesen«, zu erklären. Dieses neu erworbene Wissen wurde dann gerne weiteren Nachforschenden genauso mitgeteilt und die meisten gaben sich mit dieser Erklärung zufrieden. Nur der eine oder andere grübelte, ob das wirklich der Wahrheit entsprach.

Es war die Zeit, als sich Hunger, Trauer, Hoffnung und Überlebensfreude vermischten.

Kapitel 2: Ankunft als Flüchtling

Der kleine Wolfgang – genauer gesagt der noch sehr kleine Wolfgang – bekam von alledem nicht viel mit. Er war nach der Flucht mit Mutter Inge aus Oberschlesien in diesem kleinen Dorf im Rheinland erst einmal bei Verwandten untergekommen. Er kannte, wenn man es mal so reduziert ausdrücken will, keine andere Welt als die ihn umsorgende Mutter. Sein Vater – Walter – war als Lehrer und Nazigegner vom Rheinland nach Schlesien strafversetzt worden. Er hatte sich dort in Inge verliebt und sie geheiratet. Dann wurde er kurzerhand zum Militär eingezogen und schon bald in Russland als vermisst gemeldet. Dabei blieb es leider und er konnte seinen neugeborenen Sohn nicht mehr kennenlernen.

Von der Flucht selbst hatte das Kind nichts mitbekommen, es war ja noch viel zu klein.

Inges Schwiegervater Josef hatte dafür gesorgt, dass sie und Wolfgang nach der Flucht erstmal im Elternhaus ihres vermissten Mannes unterkamen. Die den Einheimischen vom Sehen her völlig fremden Menschen, die plötzlich als Flüchtlinge auftauchten, wurden zwar mit der gegenüber Unbekannten angeborenen Skepsis und Neugier, aber trotzdem freundlich aufgenommen. Dieses unsichere Verhalten war ja durchaus verständlich. Der rheinische Teil der Familie hatte die junge, aus Schlesien stammende Inge nur mal bei einem kurzen Besuch anlässlich eines Heimaturlaubs von Walter kennengelernt. Bis dahin hatte sich der Kontakt lediglich aufs Briefeschreiben beschränkt.

Hier in der neuen Unterkunft, in Walters Elternhaus, gab es den strengen und gleichzeitig gütigen Großvater Josef, für den es selbstverständlich war, der Frau und Walters kleinem Sohn eine vorläufige, sichere Bleibe zu geben. Er verdiente seinen Unterhalt neben ein wenig Feldarbeit hauptsächlich durch einen kleinen Verkaufsladen. Seine eigene Frau, also Wolfgangs Großmutter, war schon lange tot.

Dann lebten im Haushalt noch Onkel Erich, ein Bruder des im Krieg vermissten Vaters, und seine Frau Helga. Ihre beiden Jungs, die ein paar Jahre älter waren als Wolfgang, waren für den kleinen Mitbewohner als Spielkameraden nicht so richtig geeignet. Übrigens kam später noch eine überraschend spätgeborene Cousine hinzu. Für die aus dem Osten geflüchteten Neuankömmlinge war schnell ein Zimmer im ersten Stockwerk hergerichtet worden, und in der Wohnküche, wo gekocht, gegessen und gewohnt wurde, mussten dann alle etwas zusammenrücken. Um den Umgang miteinander leichter zu machen, bemühte sich Inge kräftig, sich den Sitten und Gebräuchen der Familie anzupassen, ohne die schlesischen Wurzeln zu vergessen. Keine leichte Aufgabe für die junge Witwe; schon allein der fremde Dialekt machte ihr lange zu schaffen und führte zu einigen Missverständnissen.

Das bei den Katholiken selbstverständliche tägliche Tischgebet vor und nach dem Mittagessen wurde jeweils vom Großvater in Gang gesetzt. Ansonsten war während der Mahlzeit absolutes Schweigen das Gebot. Danach erst durfte sich wieder unterhalten werden.

Den ständig im Käfig auf dem Fenstersims hin und her hüpfenden Kanarienvogel störten diese Rituale gar nicht. Er wartete förmlich darauf, dass wieder drauflosgeplappert wurde. Immer nur auf die Stundenschläge der an der Wand hängenden, tiefbraunen Pendeluhr zu warten, war ja auch nicht so aufregend, denn der tiefe Klang konnte ihn ganz und gar nicht animieren. Interessanter für den gelbgrünen Sänger war dann eher das hellklingende, wiederkehrende Gebimmel der Ladenglocke im Raum nebenan. Denn dort, von der Wohnküche nur durch eine mit einem Glasfenster versehene Tür getrennt, befand sich der kleine Verkaufsraum, in welchem nur bedient werden musste, wenn ein Käufer ihn betreten und sich durch das Glöckchenläuten bemerkbar gemacht hatte.

Mittendrin in diesem ganzen Gebilde bewegte sich der kleine Wolfgang. Diejenigen, die ihm drinnen und draußen begegneten, sahen nur das arme, bemitleidenswerte Flüchtlingskind. Den blonden, offensichtlich guterzogenen, von seiner Mutter sorgfältig gescheitelten, einfach, aber sauber gekleideten kleinen Jungen, der noch nicht begreifen konnte, was die Welt um ihn herum alles verändert hatte. Er nahm es einfach so hin, hatte auch keine andere Wahl. Aber war das nicht großartig? Aus dem eigenen Garten hinterm Haus gab es leuchtende, süße Erdbeeren, Kirschen, Pflaumen, Äpfel, Birnen. Besonders die Himbeeren hatten es ihm angetan.

Seine Mutter konnte begeistert in einen knackigen, saftigen Apfel beißen. So viel schönes, frisches Obst hatte sie in ihrer Heimat Schlesien nicht zu Gesicht bekommen. Da dominierten die Kohlehalden die Obstfelder.

Man befand sich auf dem Land, beschenkt mit Kartoffel-, Obst- und Gemüseanbau. Gelegentlich gab es für Wolfgang sogar etwas Süßes von Nachbarn oder Besuchern. Möglicherweise aus Mitleid. Die meisten hatten seinen Vater – wie in einem kleinen Dorf normal – gekannt.

Die Zeit verging, und der Junge hatte sich inzwischen so weit entwickelt, dass er schon intensiv die nähere Umgebung erkundete. Die Unterhaltung funktionierte in einer sprachlichen Mischung aus Hochdeutsch und Platt (eine Art von Dialekt oder Mundart). Ein Zusammenspiel aus schlesischen und rheinischen Elementen. Die Großen waren mit wichtigen, überlebensnotwendigen Dingen beschäftigt, und der kleine Mann entdeckte langsam die Nachbarschaft, in der die Bauern in ihren Höfen seltsame, neugierig machende Gerätschaften rumstehen hatten.

»Was ist das? Was macht man damit?«, waren die wiederkehrenden Fragen, die, wenn es die Zeit erlaubte, gerne beantwortet wurden.

Es waren einfach Arbeitsmittel für den Ackerbau, die er mit fortgeschrittenem Alter als Egge, Pflug, Heuwender oder Kartoffelernter kennenlernen sollte. Hier im Freien fristete allerdings oft ein Misthaufen sein ödes, stinkendes Dasein. Da wurde mal kurz die Nase gerümpft, aber egal, für das Kind war alles total aufregend. Die Menschen mit den kleinen Höfen beherbergten Ziegen, Hühner, Gänse und Kaninchen. Da durfte er auch schon mal beim Füttern helfen und zur Belohnung die Tiere streicheln. Vielleicht gabs noch eine Katze zum Mäusefangen oder einen Wachhund an einer langen Kette. Bei angebundenen Hunden musste man besonders vorsichtig sein, die nehmen ihre Aufgabe oft ausgesprochen ernst. Die Warnung der Halter musste man unbedingt beherzigen.

Die Leute mit den großen Höfen hatten Ställe mit meist einem Arbeitspferd, mehreren Kühen und Schweinen. Im Stall tummelten sich auch gerne Schwalben, die ihre Nester in die Ecken unter die Decke geklebt hatten und den nervigen Fliegen als leckere Mahlzeiten hinterherjagten. Wenn der Nachwuchs Hunger hatte, sah man die gelben Schnäbel weit aufgesperrt und laut piepend weit über dem Nestrand hängen. Das war doch was für den kleinen Tierfreund. Hier war er auch immer ein gern gesehener, durch sein junges Alter Hoffnung verbreitender Besucher, der die Tiere, die es gefahrlos zuließen, beobachten, streicheln und liebhaben durfte. Er brauchte ja noch nicht wie die Großen richtig zuzupacken. Gucken, fragen, sich was erklären lassen; ein dick geschmiertes Marmeladenbrot und eine Tasse warme Milch, das waren richtige Glücksmomente. Hier verbrachte er gerne seine Zeit. Es gab in der Nähe nicht so viele Gleichaltrige zum Spielen und weiter weg – das konnte die fürsorgliche Mutter nicht dulden. Er war zufrieden und fühlte sich aufgehoben.

Kapitel 3: Der Sturzbach

Einmal jedoch hatte er Riesenglück. Von pechschwarzen, ein richtiges Dach bildenden, tiefhängenden Wolken und furchterregendem lautem Gewittergrollen angekündigt, bewegte sich in kürzester Zeit rasend schnell ein Sturzbach durch die leicht abschüssige Wohnstraße. Mangels ausreichender Kanalisation gab es überall an den Straßen im Dorf seitliche Abflussrinnen, die aber bei Weitem nicht mehr das sich ansammelnde, auftürmende Wasser aufnehmen konnten, sodass bald die ganze Straße überschwemmt war. Gegenüber des Wohnhauses, also in dem Haus, in dem Wolfgang vorläufig zu Hause war, hatte der Jungbauer Mattes, um überhaupt noch in und aus dem Hof zu kommen, ein langes, stark schwankendes Brett, welches er auf die Schnelle im Schuppen gefunden hatte, über die vollgelaufene Straßenrinne gelegt. Wolfgang hatte es geschafft, sich trotz strömenden Regens klammheimlich aus dem Haus zu schleichen, um gegenüber bei Tante Greta wie so oft ein leckeres Wurst- oder Marmeladenbrot zu ergattern. Mit klitschnassen Schuhen gelangte er zu dem schnell installierten, hölzernen Übergang, hielt in der Mitte kurz an und wippte fröhlich los, nicht bemerkend, wie gefährlich hoch der gurgelnde Sturzbach mittlerweile angeschwollen war. Und inmitten seiner lustigen Wippaktion auf dem wackligen Steg verlor er plötzlich das Gleichgewicht und tauchte in das wild gewordene Wolkenbruch-Bachbett ein. Für einen Größeren kein Problem, aber für so einen kleinen Kerl?

Mattes, der zufällig einen Blick vom Hof auf die überflutete Straße warf, sah nur noch eine Wollmütze wegschwimmen, raste hinterher, griff danach und erwischte im letzten Moment das sich unter der Mütze befindende, kleine, schnell abdriftende Geschöpf.

»Um Gottes willen! Ein kleines Kind!«

»Aber … das ist doch der Wolfgang von gegenüber! Glück gehabt! Mehr als Glück gehabt! Verdammte Kiste!«

Er schleppte den weinenden Knirps auf die andere Straßenseite zu seiner in große Panik geratenen Mutter und den anderen, mittlerweile aufmerksam gewordenen Leuten, die sich schützend um ihn scharten und das gerettete Opfer dann mit kaltem Wasser vom vielen matschigen Treibsand, den der wild gewordene Bach die ganze Straße runter mitgenommen hatte, befreiten.

»Hoffentlich eine Lehre für weitere, übermütige Abenteuer«, meinten einige der dazugekommenen Alten.

»Aber er ist doch noch so klein«, kommentierten andere.

»Hauptsache, es ist noch einmal gut gegangen!«

Mutter Inge war so fertig, dass sie gar nichts mehr sagen konnte.

Alle waren heilfroh, den jungen Menschen vor dem möglichen Ertrinken gerettet zu haben und bedankten sich überaus herzlich bei dem aufmerksamen Nachbarn Mattes, der glücklicherweise trotz des grausamen Unwetters zufällig mal rausgeschaut und damit das Richtige getan hatte. Ich glaube nicht, dass Wolfgang noch lange an diese Rettungsaktion dachte. Erst Jahre später wurde ihm durch Schilderungen bewusst, welch Riesenglück er damals gehabt hatte. Es gab in der näheren Umgebung noch so viel Neues zu entdecken und zu erkunden. Er wurde liebevoll umsorgt, hatte immer guten Appetit, und wuchs und gedieh.

Kapitel 4: Die Großeltern

Es war eine harte, große Opfer verlangende Nachkriegszeit. Aber was blieb einem übrig? Man arrangierte sich mit den Dingen und versuchte, das Beste daraus zu machen.

Oma Maria und Opa Willi, die Großeltern, die zusammen mit Wolfgang und seiner Mutter Inge geflüchtet waren, hatten im selben Ort, Gott sei Dank, eine eigene, bescheidene Unterkunft gefunden. Oma war gelernte Schneiderin und konnte sich durch Näharbeiten vor Ort bei den Bauern sozusagen über Wasser halten. Ihre Rente und die ihres Mannes war verdammt knapp. Sie bekam dann irgendwann aber endlich eine eigene, alte und etwas klapprige Singer Nähmaschine, die beim Niedertreten des Pedals – das nannte sich Fußantrieb – einen ganz schönen Radau machte und in der eigenen Wohnung hinter den dünnen Wänden gelegentlich die Nachbarn nervte. Am schlimmsten war es, wenn zwar selten, doch hin und wieder, eine Bekannte, die ebenfalls aus Schlesien geflüchtet war, auftauchte, und sich Omas Maschine kurz auslieh. Also im kleinen Wohnzimmer der Großeltern malträtierte. Man half sich gegenseitig, so gut es ging. Diese Frau namens Dora schien das Nähen wohl besonders gut machen zu wollen und hämmerte wie besessen und mit Affentempo mit ihren hochhackigen Schuhen auf dem Pedal herum und verdoppelte damit den Lärm eines normalen Nähvorgangs. Oma und Opa verdrehten die Augen und die Nachbarn taten sich danach für eine Weile mit dem Grüßen schwer. Na ja, Oma wollte halt Entgegenkommen zeigen. Von Flüchtling zu Flüchtling.

Jedenfalls konnte Oma auch für sich selbst und die Angehörigen das ein oder andere neu nähen oder flicken.

Wolfgang trug aber auch gebrauchte Kleidung, die Oma von den Bauern für ihren Enkel geschenkt bekam, weil sie deren größeren Kindern nicht mehr passte; mal eine kurze Hose, mal ein Hemd oder einen Pullover. Und sie machte dann alles mit ein paar Stichen passend. Sogar einen kleinen, blaugestreiften Schlafanzug mit schwarzen Knöpfen hatte sie dem Enkel für sein Lieblingskuscheltier, einen struppigen Teddy, genäht. Es war dann auch sein geliebter ›Struppi‹.

Wolfgang freute sich ebenso über neue Schuhe, die er von freundlichen Leuten geschenkt bekam. Schuhe, die für ihn zwar neu waren, aber natürlich gebraucht und in den seltensten Fällen so richtig passten. Einmal war es damit besonders schlimm. Während eines Spaziergangs mit Opa Willi drückten die geschenkten Treter bei jedem Schritt mehr und mehr. Es war kaum noch zum Aushalten. Aber es half kein Jammern. Opa, der das Gezeter langsam satthatte, wusste sich nicht anders zu helfen, als alte Geschichten vom ersten Weltkrieg auszugraben. Und obwohl er normalerweise ein milder und freundlicher Opa war, bestand er gnadenlos darauf, dass ein richtiger Junge sowas einfach aushalten müsse.

»Im Krieg ist das bei den langen Märschen ständig passiert! Da haben wir manchmal sogar in die Stiefel reingepinkelt, damit das Leder weicher wurde. Also nicht lange lamentieren, sondern einfach weiter!«

Das mit dem Reinpinkeln verstand der gequälte Wanderer nun überhaupt nicht, und er schüttelte sich vor Ekel: »Igitt! So eine Sauerei! Und das soll helfen?«

»Ich denke schon«, antwortete Opa, leicht verunsichert.

»Und jetzt nicht groß darüber nachdenken, sondern los!«

Aber das ganze Gerede half nicht. Es ging mit den fremden Schuhen einfach nicht mehr voran. Wolfgang zog die verfluchten Dinger aus und schleppte sich mit blutenden Zehen barfuß zurück. Die Mutter erkannte schnell das Problem und beruhigte ihren Sohn in dem Bewusstsein, dass auch dieser Zustand letzten Endes dem elenden Krieg zuzuschreiben war.

»Ich mache Wasser warm und du stellst deine Füße für eine Weile in die Schüssel. Das wird denen guttun. Morgen schau ich mal, ob wir nicht doch Schuhe finden, die dir nicht zu eng sind«, sagte sie ihm aufmunternd ins Gesicht und drehte sich schnell traurig um.

Aber was war mit dem Opa los? Vielleicht hatten ihn schreckliche Erinnerungen eingeholt und er war einfach mit der Situation überfordert. Dieser Vorfall war in Wolfgangs Kopf ziemlich lange hängengeblieben. Wie konnte der sonst so liebe Opa nur …? Keine Ahnung.

Die mittlerweile ausgeweiteten Erkundungen in der Nachbarschaft gingen weiter. Es gab ja so viele spannende Dinge zu entdecken.

Es war Ostern. Schnell hatte Wolfgang gelernt, dass sich die geschenkten Ostereier von Tante Christa und Onkel Herbert – die Erwachsenen aus der Nachbarschaft waren damals für die Kinder alles Tanten und Onkel – viel besser in einem kleinen Rucksack nach Hause tragen ließen als sie auf den kleinen Händen mühsam zu balancieren. Denn bei dieser holprigen Technik kam es schnell zu Eierunfällen. Die Idee mit dem Rucksack konnte er gewinnbringend weiter verwerten. Er marschierte nämlich jetzt auch direkt mit dem Rucksack auf dem Rücken zu den anderen umliegenden Bauernhöfen und siehe da: es lohnte sich. Wenn der Rucksack voll war mit hartgekochten, bunten und teilweise mit Zwiebelschalen gefärbten Eiern, konnte man ihn zwischendurch ja schnell nach Hause tragen, auspacken und neue Versuche starten, um ihn zu füllen. So hatte er ein richtiges Oster-Erfolgserlebnis und war vollgestopft mit hartgekochten Eiern und Schokoladen-Hasen. Wohlgemerkt, nicht nur der Rucksack, sondern auch der kleine Magen. Dass die Ostereier-Völlerei in Kombination mit viel Schokolade einen bremsenden Einfluss auf seinen Verdauungstrakt bewirkten, merkte er dann später.

Kapitel 5: Kommunikationszentren

Mittlerweile konnte man dem Jungen auch schon kleine Aufgaben zutrauen. So drückte Onkel Erich ihm ein paar abgelatschte braune Schuhe unter ein Ärmchen und schickte ihn damit zwei Häuser weiter zum Dorfschuster.

»Der sieht dann schon, was gemacht werden muss«, sagte er nur.

»Du weißt doch bestimmt, wo der Schuster wohnt? Auf dieser Straßenseite. Das zweite Haus rechts!«

Es handelte sich bei den Schuhen unverkennbar um die mit den stark abgelaufenen Absätzen. Wolfgang machte die paar Schritte zu der – von allen so genannten – Schusterbude. Aber nach dem kurzen, dreistufigen Treppenaufgang im Innenhof gelangte er an die etwas offenstehende und stark in die Jahre gekommene blassgraue Eingangstür und sah beim Reingehen erstmal nichts. Und zwar gar nichts. Die Bude war vom Zigarren- und Pfeifenrauch dermaßen vollgequalmt, dass er fast nur hineinstolperte, zusätzlich von einem schmalen Sonnenstrahl stark geblendet, der in dem verdreckten Fenster gegenüber tatsächlich eine winzige, fast saubere Öffnung gefunden hatte, um diese zu durchdringen. Es hockten, soweit er das in dem stinkenden Nebel erkennen konnte, so drei, vier Männergestalten auf wackligen Stühlen und murmelten in einem ihm noch unverständlichen Dialekt, zusätzlich erschwert durch die in den Mündern herunterhängenden Zigarren und Pfeifen. Vielleicht waren die Zähne vom Qualmen genauso wacklig und gelbbraun wie die harten Stühle, auf denen sie saßen? Den umherwabernden speziellen rheinländischen Dialekt, von den Einheimischen kurz und bündig ›Platt‹ genannt, musste er noch lernen. Er hielt dem Schuster, der an seinem Hammer in der Hand, den Nägeln im Mund, seinem kleinen Amboss und seiner verschmutzten Schürze fast als einziger in dem Nikotinnebel deutlich zu erkennen war, nur die Schuhe unter die Nase und … er brauchte gar nichts zu sagen. Der Meister wusste offensichtlich direkt Bescheid. Es schien so, als ob er die Schuhe schon persönlich kannte.

Das, was der Junge noch nicht wissen konnte und was ihn auch nicht interessiert hätte: Die Schusterbude war in dem Dorf, neben Kirche und Wirtshaus, ein weiteres, wichtiges Kommunikationszentrum. Hier sprach man in der Hauptsache über Dorfangelegenheiten:

»Habt ihr gehört, die Lisbeth ist schon wieder schwanger.«

»Was? Das sieht man ihr aber gar nicht an!«

»Ist aber so!«

»Übrigens, der Kirchenchor hat bald sein Jahreskonzert. Ist jemand von euch dabei?«

»Weiß noch nicht genau, wir müssen erst die Kartoffeln raffen, vielleicht hauts ja zeitlich noch hin!«

»Ja, ja, alles nicht so einfach. Die liebe Arbeit.«

Das alles kam bei dem noch sprachlich ungeübten Flüchtlingskind, mit dem sich seine Mutter zu Hause nur auf hochdeutsch unterhielt, lediglich als auf ›Platt‹ gesprochene Wortfetzen an. Den Rest konnte er gedanklich in etwa hinzureimen. Auch die in den Mündern hängenden Qualmerzeuger dämpften die Verständlichkeit.

Wichtiger Gesprächsstoff waren auch immer die Neuigkeiten, die der sogenannte Dorfausrufer lauthals mitgeteilt hatte. Ein Gemeindediener, der, wenn es was Wichtiges für die Bewohner zu berichten gab, durch die Straßen lief und sich als Erstes mit einer kräftigen Glocke bemerkbar machte. Dann wartete er kurz, bis ein paar Leute die Nase rausstreckten, und jetzt konnte er mit seiner kräftigen Stimme die Verkündung starten. Hoffentlich fuhr nicht gerade ein Traktor oder eine andere lärmende Maschine vorbei, denn dann musste er eine Pause einlegen oder notfalls nochmal von vorne anfangen, was er mit giftigem Blick und leisem Fluchen begleitete. Erst Jahre später leistete sich die Gemeinde an geeigneten Punkten angebrachte Lautsprecher, die den Dienst des Ausrufers quäkend und nicht selten abgehackt übernahmen, eingeleitet durch ein kräftiges Knackgeräusch. So zum Beispiel: »Bitte alle mal herhören. Es spricht der Gemeindediener. Im Auftrag unseres Bürgermeisters teile ich mit, dass nächste Woche am Dienstag das Wasser von circa acht bis elf Uhr vormittags abgestellt wird. Könnte notfalls auch etwas länger dauern. Es geht leider nicht anders wegen wichtiger Reparaturarbeiten. Also bitte dran denken und etwas Vorrat in Gefäße füllen. Übrigens auch nachzulesen an der Aushangtafel neben dem Gemeindeamt. Dann wünsche ich jetzt noch einen schönen Tag.«

Schnell tauchte die Frage auf, ob diese Modernisierung wirklich eine Verbesserung gebracht hatte. Man war geteilter Meinung.

»Ein bisschen Modernisierung kann wohl nicht schaden.«

»Ja schon, wenn nur die Technik besser funktionierte.«

Weitere Kommunikationszentren waren die Kirche und die zwei dicht daneben liegenden Gasthäuser.

Die im gotischen Stil erbaute katholische Kirche lag mitten im Ortskern und war, da sie noch aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammte, schon etwas Besonderes. Vermutlich war der Grundstein sogar noch viel früher gelegt worden. Man spricht vom zwölften Jahrhundert, was aber nicht mehr so ganz genau zu rekapitulieren ist.

Diese beiden, im Mittelpunkt des Ortes gelegenen Lokalitäten, also Gotteshaus und Gasthäuser, dienten neben ihren Hauptzwecken, nämlich die Kirche für die geistliche Erbauung und die beiden Gasthäuser für das Nachfüllen des Magens und angenehme Unterhaltung, auch weiteren, bedeutsamen Dorfangelegenheiten. In der Kirche gab es die gute Möglichkeit, zu kontrollieren, wer seinen christlichen katholischen Pflichten regelmäßig nachging, wer sich durch Zurückhaltung beim Tuscheln während des Gottesdienstes selbst zu disziplinieren wusste, und darüber nachzugrübeln, wem eigentlich ein gelegentlich auftauchendes fremdes Gesicht zuzuordnen war. Nicht zu vergessen das Ausschauhalten nach der aktuellen Mode. Das war traditionsgemäß besonders effektiv am zweiten November, dem auf Allerheiligen folgenden Tag Allerseelen. Der Stichtag für die Vorführung der neuen Winterkollektion der Damenwelt. Und zwar bei der feierlichen Prozession zum außerhalb des Dorfes gelegenen Friedhof. Selbst wenn das schöne, fast sommerliche Wetter eine eher leichte Bekleidung erfordert hätte. Aber die Tradition war stärker.

Sonntags, wenn generell die meisten Kirchenbesucher anwesend waren, hatten nach dem letzten Amen, begleitet von einem kleinen Glockengebimmel, auch die Gasthäuser kurz danach viel zu tun. Neben dem üblichen Wirtshausbetrieb gab es nämlich noch eine weitere, wichtige Funktion. Die Kneipen waren an diesem kirchlich verordneten Ruhetag eine Art Männerwartezimmer mit Umtrunk. Ein gemütlicher, durststillender, ritueller Aufenthalt. Allerdings spätestens eine Stunde nach dem Kneipenbesuch wurde öfter auf die Uhr geschaut. Die Frauen dieser Herren waren nämlich gewohnheitsgemäß unmittelbar nach Beendigung der Messe nach Hause geeilt, in der Hoffnung, dass der in der Röhre schon schmorende Sonntagsbraten die richtige Stufe erreicht hatte. Wenn noch nichts vorbereitet war und die Zeit davonrannte, gerieten die Ärmsten schon fast in Hektik, denn die alkoholgestärkten Männer wollten zur ausgemachten Zeit pünktlich den duftenden Braten auf dem Tisch haben. Das war die Tradition, zumindest bei einem Teil der Familien. Ordnung musste sein. Lapidar ausgedrückt: Ein faires Miteinander von Kirche und Welt, von Geist und Körper.

Neben diesen baulich nicht zu übersehenden Lokalitäten im Ortszentrum gab es noch weitere, unterhaltsame Treffpunkte. Wie etwa der Ort für eine dringend notwendige oder einfach wohltuende Erneuerung der Kopfgestaltung: Den Friseur.

Friseurmeister Höfer war noch so richtig vom alten Schlag und bevorzugte den 08/15-Topfschnitt. Einmal ringsherum gleichmäßig die Schere ansetzen, schwätzen, Haare kürzen, schwätzen, den Hals sauber mit einem knatternden Elektroteil ausrasieren, schwätzen und fast schon fertig. Nur noch mit dem Sprühflaschen-Zerstäuber ein bisschen Duft über das Haupt jagen. Gut! Er war nämlich ein reiner Herrenfriseur und man konnte sich damals noch so verkaufen.

»Machen wir`s lang oder kurz? Ich denke, wie immer.«

Diese Abteilung war ruck zuck abgehandelt.

Es gab in dem Laden den einen Friseur und den einen Friseurstuhl. Einen hydraulischen, mit Fußpedal höhenverstellbaren, drehbaren und fixierbaren Friseurstuhl – von manchen auch Friseursessel genannt – aus Kunststoff, mit vom Leben gezeichneten Chromteilen wie Füßen und Armlehnen. Hierher wurde auch der kleine Wolfgang geschickt, weil auch einige andere Mitglieder der männlichen Verwandtschaft bei Herrn Höfer schon lange treue Kunden waren. Da konnte nicht viel schiefgehen. Aber Wolfgang bekam selbstredend den in der Ecke wartenden Kinderstuhl. Aus dunkelbraunem, abgeschabtem Holz, drehbar wie ein Klavierstuhl, mit halbrunder Rückenlehne und etwas zerrissener Sitzfläche. Die Überreichung eines Fünfzigpfennigstücks zusammen mit einem »Dankeschön« beendete die haarige Angelegenheit. Für die wartende Kundschaft gab es vier eigentlich ausgediente, harte Stühle, auf denen man nicht gerade bequem die Zeit mit Klatsch und Tratsch oder Zeitunglesen verbringen durfte.

Etwas moderner gestaltete der Friseurmeister Kraft seinen Laden. Es gab drei Friseursessel und gelegentlich sogar eine Aushilfe. Der Raum war größer, es gab eine etwas abgegrenzte Warteecke mit dezent gepolsterten Stühlen, und da es sich um einen Herren- und