Ein Weihnachtskuss für Clementine - Karen Swan - E-Book
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Ein Weihnachtskuss für Clementine E-Book

Karen Swan

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Beschreibung

Die schönsten Geschenke kann man nicht kaufen.

Clementine Alderton ist die Sorte Frau, die jeder zur Freundin haben – oder lieber gleich selbst sein möchte: schön, reich und glücklich. Männerherzen fliegen ihr mühelos zu, und sie ist der Mittelpunkt jeder Londoner Party. Doch Clementine hütet ein dunkles Geheimnis. Gerade als ihre sorgsam aufgebaute Fassade zu bröckeln beginnt, erhält sie ein Jobangebot als Inneneinrichterin im verträumten Hafenstädtchen Portofino. Clementine sagt zu – die Reise nach Italien scheint wie die Lösung all ihrer Probleme. Wenn man davon absieht, dass sie in der Vergangenheit schon einmal dort war und sich eigentlich geschworen hatte, nie wieder zurückzukehren ...

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Buch

Clementine Alderton, von allen nur »Clem« genannt, ist Ende zwanzig, blond und stolziert mit ihren endlos langen Beinen als sexy Single durch das aufregende Londoner Nachtleben. Sie ist die Sorte Frau, die jeder zur Freundin haben – oder lieber gleich selbst sein – möchte: schön, reich und glücklich. Männerherzen fliegen ihr mühelos zu, und sie ist der Mittelpunkt jeder Party. Doch Clementine hütet ein dunkles Geheimnis. Und gerade als ihre sorgsam aufgebaute Fassade langsam zu bröckeln beginnt, erhält sie von einem attraktiven Fremden ein vielversprechendes Jobangebot: Sie soll als Inneneinrichterin dabei helfen, eine alte Villa im verträumten Hafenstädtchen Portofino auf Vordermann zu bringen. Clementine sagt zu – die Reise nach Italien scheint wie die Lösung all ihrer Probleme. Wenn man davon absieht, dass sie in der Vergangenheit schon einmal dort war und sich eigentlich geschworen hatte, nie wieder zurückzukehren …

Weitere Informationen zu Karen Swan

sowie zu lieferbaren Titeln der Autorin

finden Sie am Ende des Buches.

Karen Swan

Ein

Weihnachtskuss

für Clementine

Roman

Übersetzt

von Gertrud Wittich

Die Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel

»Christmas at Claridge’s« bei Pan Books, an imprint of

Pan Macmillan, a division of Macmillan Publishers Limited,

London, Basingstoke and Oxford.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung November 2014

Copyright © 2013 by Karen Swan

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2014

by Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München,

unter Verwendung der Originalgestaltung

Umschlagbild: Graeme Purdy/Getty Images;

Ayal Ardon/Trevillion Images

Redaktion: Anita Hirtreiter

LT · Herstellung: Str.

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN: 978-3-641-14548-4

www.goldmann-verlag.de

Für Andrew und Eilidh,

die sich dieses Buch unterwegs auf der M6

bestimmt wieder laut vorlesen werden.

Prolog

April 2003

Sie fuhr erschrocken aus einem tiefen, traumlosen Schlaf hoch. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. An dem schmalen Fenster über ihr flatterten die dünnen blauen Baumwollvorhänge wie ein in die Falle geratener Vogel. Finstere Gewitterwolken jagten über den hellen Mond und tauchten das Zimmer in flackernde Dunkelheit. Reglos lag sie da und beobachtete das Flattern des Vorhangs, lauschte dem unheimlichen Heulen des Windes, der das nahe Meer aufwühlte und einen feinen Sprühnebel zum offenen Fenster hereinwehte, der ihr dünnes Bettlaken durchnässte, sodass es an ihr klebte wie ein Leichentuch.

Wieder knallte es, und sie zuckte zusammen – nicht etwa, weil es besonders laut war, sondern weil es nicht hierhergehörte. Das Gewitter war angekündigt, sämtliche Vorsichtsmaßnahmen waren getroffen, alles war festgemacht, alles verriegelt. Das Gartentor war zugekettet, dafür hatte sie selbst gesorgt.

Sie richtete sich im Bett auf und blickte kniend aus dem Fenster, die Augen schmal vor dem peitschenden Sturm. Ihr langes dunkles Haar umwehte ihr Gesicht wie bei einem Medusenhaupt. Dort unten knallte das Gatter erneut gegen den Metallpfosten, wurde aufgeweht, machte sich zur nächsten Attacke bereit. Ihr Blick richtete sich aufs Meer dahinter, auf dem sich die Wellen wie wilde weiße Rösser gegen die schwarzen Basaltfelsen zu werfen schienen, angetrieben vom Trommeln des Gatters, das die Seekavallerie zum Angriff führte. An Schlaf war so nicht mehr zu denken …

Sie schwang die Beine aus dem Bett. Ihre nackten Füße berührten den kalten Steinfußboden. Rasch schlüpfte sie in ihr dünnes weißes Baumwollnachthemd mit den Pünktchen, auf das sie zuvor wegen der nächtlichen Schwüle verzichtet gehabt hatte. Lautlos öffnete sie die Schlafzimmertür und warf einen Blick hinaus auf den langen Gang. Alles lag in dunkle Schatten getaucht, durchbrochen nur vom kapriziösen Tanz der Wolken. Von unten drang das Ticken einer alten Standuhr herauf. Leichtfüßig rannte sie die Treppe hinunter. Ihre Füße machten dabei ein ganz leises, klatschendes Geräusch, das nur die Mäuse hören konnten.

Wie ein Gespenst huschte sie durch die Küche, hob automatisch die Hand, um den Schlüssel vom Haken neben der Hintertür zu nehmen. Aber der Haken war leer. Zögernd drückte sie die Klinke herunter. Die Tür war unverschlossen.

Unschlüssig blieb sie einen Moment stehen, lauschte angestrengt nach Geräuschen, die verrieten, dass tatsächlich jemand bei diesem Sturm vor die Tür gegangen war, doch nichts rührte sich, alles schien zu schlafen. Aber … ihr Blick fiel auf die Türklinke … jemand war wach. Sie holte tief Luft und trat nach draußen. Der heiße Wind packte und rüttelte sie, sodass sie sich instinktiv vorbeugte und gegen die unsichtbaren Finger stemmte. Sie sah sich um. Der Wind peitschte ihr das Haar ins Gesicht, und sie musste ihr Nachthemd mit einer Hand loslassen, um sich das Haar hinters Ohr zu streichen, damit sie überhaupt etwas sehen konnte. Niemand da. Sie war allein. Die Hühner hatten sich in einer Ecke ihres Geheges zusammengedrängt, die Bäume wedelten hektisch mit ihren kahlen Ästen. Von der gescheckten streunenden Katze mit der orangeroten Schwanzspitze und den orangeroten Augenbrauen war keine Spur. Sie lief über den mit Mosaiksteinchen gepflasterten Weg, der von Olivenbäumen und Zypressen überschattet wurde, die sich im Vorbeigehen vor ihr zu verbeugen schienen. Auch die wilden Gänseblümchen, die in der Trockensteinmauer wuchsen, winkten ihr wie wild mit ihren Köpfchen zu.

Sie erreichte das Gatter und konnte es gerade noch packen, bevor es erneut zugeschleudert wurde. Sie streifte die Schlaufe wieder über den Pfosten und bückte sich nach der Kette, um es erneut zu verschließen, wie sie es schon vor Einbruch des Gewitters getan hatte. Aber Kettenschlösser gingen nicht so einfach von alleine auf, nicht einmal ein Sturm wie dieser konnte eine solche Kette zerreißen. Man brauchte schon einen Schlüssel, um es zu öffnen. Und der hing normalerweise am Haken neben der Küchentür. Also wer war da draußen?

Ihr Blick glitt suchend über den schmalen Landstreifen, der das Haus von der steinigen Küste trennte. Doch nirgends war ein Boot zu sehen, das sich losgerissen hatte, oder ein umgestürzter Baum, die möglicherweise der Grund sein konnten, warum jemand mitten in der Nacht diesem Sturm trotzen sollte. Plötzlich verschwand der Mond hinter den Wolken, und es wurde stockdunkel. Sämtliche Schatten verschmolzen mit der Nacht. Der Wind zerrte mit einem siegessicheren Heulen an der einsamen Villa.

Diese Dunkelheit war der Grund, warum sie es sah: ein ganz schwaches Aufflackern wie von einer einzelnen Kerze, weiter unten, den Pfad entlang, der zum Meer hinabführte. Sie stemmte das Gesicht in den Wind und hielt ihren Blick entschlossen an diesem Flackern fest. Niemand ging freiwillig bei diesem Wetter raus. Etwas stimmte nicht.

Sie ließ die Kette mit einem schweren Klirren fallen und öffnete das Gatter. Mit einem raschen Sprung überquerte sie die schmale Straße und tauchte in den Schutz der überhängenden Feigenbäume ein, die einen Tunnel über dem Küstenpfad bildeten. In breiten Terrassen lief der Weg dort hinunter zur Küste, hinunter zu den Bars und Veranden und jenseits davon zum kleinen gepflasterten Hafen mit seinen malerischen Booten.

Ein feiner Sprühregen lag in der Luft – ein Resultat des aufgepeitschten Meers – und durchnässte ihr Haar und ihr dünnes Nachthemd, das dem Wind trotzend an ihrem Körper klebte. Sich blind an den zackigen Felsen vortastend, machte sie sich auf den Weg nach unten, geleitet von dem schwachen Flackern, das, wie sie jetzt sah, aus dem hohen schmalen Turm drang, der an einem Ende des kleinen Hafens aufragte. Zum Glück führte dieser dunkle Weg direkt zu einer Treppe hinunter in den Hafen. Erst dort ging es nicht weiter: Eine Tür verschloss den Zugang zu der kleinen Betonplattform, von der aus man im Meer schwimmen konnte.

Desorientiert durch die flackernden, jagenden Wolkenschatten erreichte sie die Treppe schneller als erwartet und wäre beinahe kopfüber hinuntergefallen. Sie musste sich an den Felsen festklammern, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und rieb sich dabei die Unterarme auf. Sie kniff einen Moment lang die Augen zu und umklammerte die aufgeschürften Arme. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Das wäre beinahe schiefgegangen. Auf einmal zitterte sie vor Kälte. Hier unten war sie vor dem heißen Wind aus der Sahara geschützt und fror nun in ihrem dünnen, nassen Hemd.

Ein Laut – eine Art Schluchzen? – ließ sie erschrocken aufhorchen. Sie lauschte angestrengt. Ein Geräusch, als würde Haut über Stein reiben, und dann ein scharfes Kratzen wie das Verrücken eines Möbelstücks. Sie schlug die Hand auf den Mund wie als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme. Schwere Atemzüge, ein Keuchen, drangen an ihr Ohr.

Sie stand da wie zur Salzsäule erstarrt. Was immer sich da abspielte, was immer dort vor sich ging, hatte nichts mit dem Gewitter zu tun. Die schmalen, schießschartenähnlichen Fenster der Treppe besaßen Gitterstäbe, waren ansonsten aber den Elementen schutzlos ausgeliefert. Die Stufen jedoch führten gebogen wie eine Wirbelsäule nach unten. Von dort, wo sie stand, konnte sie den Hafenboden nicht erkennen. Was immer sich da im Dunkel der Nacht, im Wüten des Sturms abspielte, es geschah im Verborgenen.

Sie warf einen Blick zurück in die undurchdringliche Finsternis. Sie wusste, dass sie umkehren sollte. Wusste, dass, was immer da vor sich ging, nichts mit ihr zu tun hatte. Das ging sie nichts an. Sie war achtzehn Jahre alt, hatte das ganze Leben noch vor sich.

Das Keuchen wurde lauter, verzweifelter … Sie wandte sich um. Bloß weg hier.

»Hilfe …!« Wie ein Hauch drang es in der Dunkelheit an ihr Ohr – und nur an ihres.

Mit weit aufgerissenen Augen fuhr sie herum, einer Panik nahe. Hatte man sie gehört? Hatte sie sich verhört? Bei dem Wind konnte man sich leicht täuschen. Aber ihre Augen, die täuschten sich nicht. Alles in ihr schrie danach, auf Teufel komm raus umzukehren, drei Stufen auf einmal zu nehmen und die Treppe hinaufzurennen, zurück in die vergleichsweise sicheren Arme des Sturms. Angst drang von dort unten zu ihr herauf, sie spürte es ganz deutlich. Wie Efeuranken kam sie angekrochen, um sie zu umschlingen.

Noch war sie unentdeckt, unsichtbar und doch bereits Teil des Geschehens. Ihr Verstand rief ihr zu wegzulaufen, doch schon setzten sich ihre Füße in Bewegung, führten sie gegen ihren Willen weiter nach unten in die Stille, während über ihr der Sturm toste. Zitternd wie Espenlaub ging sie voran, in dem Bewusstsein, dass sie sich mit jedem Schritt weiter von ihrem Weg entfernte.

Sie bog um eine Ecke. Zwei Augenpaare starrten ihr entgegen. Und sie trat heraus aus der Finsternis.

Silvester 2013

1. Kapitel

Das Handy in der roten Lederhülle summte und ließ Clem aufschrecken, die gedankenverloren aus dem Fenster schaute und dem Regen zusah. Seufzend las sie die Textnachricht.

Wo steckst du? Wenn du in fünf Minuten nicht da bist, komm ich dich holen!

Einen Absender gab es nicht, aber das war auch nicht nötig, denn Stella und sie schrieben einander pausenlos. Ihr Blick fiel auf den Beutel aus Seide, den sie im Schoß hielt, dann wieder hinaus in die dunkle, regnerische Nacht. Es war schon halb zehn, und sie hatte hoch und heilig versprochen, um acht Uhr da zu sein. Sie liebte Partys, aber Silvester hasste sie. Was sie betraf, war es die zweitschlimmste Nacht des Jahres.

Weiß nicht, was ich anziehen soll, textete sie.

Die Antwort kam umgehend. Unsinn! Den Paillettenrock und den Mohairpulli, das hatten wir doch ausgemacht! Jetzt aber dalli!

Clem musterte ihren bronzefarbenen Minirock, in dem ihre noch braun gebrannten Beine extralang wirkten, und den wollweißen Mohairpulli, der ihr lasziv von einer gebräunten Schulter hing. Stella wusste immer, wenn sie schwindelte.

Ja, aber was für Schuhe …, simste sie lahm, um ein wenig Zeit zu gewinnen. Sie trug die zum Rock passenden bronzefarbenen High Heels, in denen sie mit ihren knapp eins achtzig jetzt jeden durchschnittlichen Mann überragte. Abermals fiel ihr Blick aus dem Fenster und auf die Pfützen, die sich draußen auf dem Pflaster bildeten. Es goss wie aus Kübeln. Stella wohnte zwar nur ein paar Straßen weiter, aber bei dem Wetter wäre sie trotzdem durchnässt, wenn sie zu Fuß hinginge. Und an Silvester ein Taxi zu kriegen – vor allem in Notting Hill –, war so gut wie unmöglich.

Wieder summte das Handy. Die Schlangenlederpumps. Übrigens, Josh ist gerade aufgetaucht, und eine vollbusige Blondine in einem knappen roten Kleid hat sich an ihn rangemacht.

»Was?«, kreischte Clem, dass es nur so durch die leere Wohnung hallte. Mit einer Geschwindigkeit, die einen unsichtbaren Beobachter verblüfft hätte, sprintete sie in ihr Schlafzimmer und watete suchend über den mit Klamotten bedeckten Fußboden, der ihr als Schmutzwäschekorb diente. Wo war ihre Handtasche? Und welche Jacke sollte sie nehmen? Die mit dem Hasenfell? (Oder »Lapin«, wie Stella es bezeichnete, was in Clems Ohren wie ein exotischer Tee klang.) Grübelnd hielt sie sie hoch. Sie hatte sie letzte Woche spontan auf dem Flohmarkt in der Portobello Road erstanden, aber kurz darauf im Regen angehabt, und das Fell sah nun aus, als ob das arme Karnickel an Myxomatose eingegangen wäre. Hm.

Und es wollte nicht aufhören zu regnen. Sie rannte ins Wohnzimmer zurück und nahm die ungefütterte Lederjacke vom Haken an der Haustür. Sie hatte ein Schweinegeld gekostet, und sie konnte sich nicht genau erinnern, ob sie sie schon wasserfest gemacht hatte. Aber darüber konnte sie sich später Gedanken machen, jetzt war keine Zeit dazu. Josh war auf der Party. Er war dort und sie nicht. Und ein Vamp mit einem Riesenbusen hatte sich an ihn rangemacht – Clem wollte verdammt sein, wenn sie sich die zwei Monate und neunzehn Tage Mühe, die sie in Joshs Eroberung gesteckt hatte, durch so eine kaputt machen ließ. Es war ihr gelungen, ihn davon zu überzeugen, dass sie mehr war als ein oberflächliches Partygirl.

Sie steckte Schlüssel und Handy ein und knallte die Tür hinter sich zu. Doch sofort kehrte sie wieder um und schloss erneut auf. Verblüffend schnell – wenn man bedachte, dass sie Zehn-Zentimeter-Absätze trug – rannte sie zum Kühlschrank. Der Billecart-Salmon-Champagner hatte jetzt genau die richtige Temperatur. Zumindest in diesem Fall kam ihr unterwegs die arktische Außentemperatur entgegen. Schade bloß, dass bei dem Regen ihre Wimperntusche verschmieren, die Lederjacke Flecken bekommen und ihr die Haare feucht am Kopf kleben würden.

O Mann, ja, ihre Haare. Was sie brauchte, war ein Hut! Sie rannte in Toms Zimmer und schnappte sich den Akubra, der immer oben auf seinem Kleiderschrank lag. Sie warf einen abschließenden Blick in den Spiegel, und dabei bemerkte sie das Fahrrad in der Ecke seines Zimmers. Ihre Gedanken rasten. Nein, das war eine blöde Idee, selbst für eine wie sie. Tom würde sie umbringen. Sie an den Ohrringen aufhängen und …

… wirft ihr Haar über die Schulter und streckt ihren Busen raus.

Clem kreischte erneut auf, und Shambles, ihr Hauspapagei, fiel prompt von der Stange. Sie machte einen Hechtsprung auf das Rad zu. Zur Hölle mit Tom. Dies war ein Notfall.

Die Straßen lagen verlassen da, die Geschäfte hatten längst geschlossen, und die Leute feierten entweder zu Hause oder im Pub, wo’s warm und trocken war. Der Asphalt glänzte im Schein der Straßenlampen, als ob er sich eine nasse Haut übergestreift hätte. Clem lachte entzückt auf, während sie, die Beine hochgezogen, durch eine Pfütze radelte, dass es nur so spritzte.

Das Fahrrad war – trotz Stange – perfekt für sie. Ihre schon legendären langen Beine fanden mühelos die Pedale, und selbst einhändig ließ es sich leicht lenken. So eins wollte sie auch haben. Damit konnte man sich ganz leicht durch den Flohmarkt schlängeln, und auch im Hyde Park wäre sie in wenigen Minuten. Vielleicht sollte sie es anstatt mit Joggen ja mal mit Fahrradfahren versuchen?

Sie bog rechts in die Ladbroke Grove ein und nahm die Dritte links zu den Oxford Gardens. Dort hüpfte sie auf den Gehsteig und hätte dabei beinahe einen Fußgänger über den Haufen gefahren, der nichtsahnend durch den Regen hetzte. Er fluchte ihr auf Französisch hinterher. Aber Clem hatte weder Zeit noch Lust, sich zu entschuldigen. »Was haben Sie auch hier draußen zu suchen!«, rief sie ihm empört über die Schulter zu. »Haben Sie keine Freunde? Ihretwegen hätte ich fast meine Flasche fallen lassen!«

Eine Minute später hatte sie Stellas Wohnung erreicht und schwang anmutig das Bein vom Sattel, als würde sie von einem Pferd steigen. Dann kramte sie rasch ihren Schminkspiegel hervor und überprüfte ihr ruiniertes Make-up. Hm. Gar nicht so schlimm. Die Wimperntusche war zwar ein wenig verwischt, doch das war ihr ohnehin lieber. Sie mochte den Flittchenlook. Ihre Wangen waren vom Wind gerötet, und auch das Aquamarin in ihren blaugrünen Augen stach hervor, was sonst nur der Fall war, wenn sie weinte. Aber weinen wollte sie heute Abend bestimmt nicht, o nein.

Die Tür war unverschlossen, aber sie musste sich dennoch dagegenstemmen, weil der Gang voll von trinkenden, lachenden und schwatzenden Partygästen war. Es gab nicht genug Platz, um das Fahrrad dort an die Wand zu lehnen, ihr Blick fiel allerdings auf die gebogenen Haken der Wandleuchter, an denen sich ein Rennrad perfekt aufhängen ließe …

»He, hallo!«, rief sie einem Typen in einem grauen T-Shirt über die laut hämmernde Musik hinweg zu. »Könnten Sie …?«, flehte sie mit ihrer sinnlich-heiseren Stimme und deutete auf die Wandlüster. Seine Miene und der Blick, mit dem er ihre nackte Schulter musterte, die aus dem wollweißen Mohairpulli hervorragte, verrieten, dass er sogar einen Traktor für sie aufgehängt hätte, wenn sie es von ihm verlangt hätte.

Mit einem dankbar-neckischen Lächeln wandte sie sich von ihm ab und drängte sich durch die Gäste zum lang gestreckten, schmalen Wohnzimmer, wo die beste Stimmung herrschte. Auch hier war es derart voll, dass man sich kaum rühren konnte. Doch als sie auftauchte, teilte sich die Menschenmenge wie von selbst. Interessierte Blicke richteten sich auf sie, denn sie sah in ihrem tropfenden Hut und mit der leicht zerzausten Erscheinung immer noch besser aus als jede andere Frau im Zimmer. Sie entdeckte Stella beim Kamin, wo sie beschwipst Wodka in kleine Gläser füllte.

»Wo ist er?«, fragte Clem anstelle einer Begrüßung. Sie nahm sich ein Glas und kippte es in einem Zug herunter.

Stella tat ungerührt dasselbe. Beide nahmen sofort ein zweites zur Hand. »In der Küche. Du hast dir ja vielleicht Zeit gelassen.« Stella verbarg ihre Besorgnis hinter einer misstrauischen Schnute. Ihre grünen Augen musterten die Freundin durchdringend.

Clem kümmerte sich nicht darum. »Und wer ist diese Tussi?«

»Keine Ahnung. Sie tanzt, als ob sie was eingeworfen hätte, und flirtet ohne Rücksicht auf Verluste.« Sie stießen klirrend an und tranken ihre Gläser in einem Zug aus.

»Hm. Wie sehe ich aus?«

Stella musterte sie mit einem raschen Blick von Kopf bis Fuß. Immerhin war sie ihre Modeberaterin und zeichnete für den heutigen Look verantwortlich. Beide waren sich einig, dass Stella das Auge, Clem jedoch die Beine hatte.

»Einfach umwerfend. Ich hasse dich. Der Hut ist gut, den lass mal auf. Du kriegst einen Bonuspunkt fürs Styling«, antwortete sie und zupfte Clems nussbraune Locken zurecht, die sich an ihre Schultern schmiegten. Clem sah sich um. Die meisten Gesichter kannte sie. Fünf Meter entfernt entdeckte sie ihren Bruder Tom mit seiner Freundin Clover. Er lehnte am Sofarücken, ein Bier in der Hand und sein übliches freundliches Grinsen auf dem gut aussehenden Gesicht, und unterhielt sich angeregt mit seinen Rugby-Kumpeln. Clover streichelte gewinnend seinen Nacken. Clem duckte sich unwillkürlich. Gewöhnlich war es Clover, der sie aus dem Weg ging, aber diesmal war sie nicht scharf darauf, ihrem Bruder allzu schnell über den Weg zu laufen.

Stella reichte ihr ein Glas Grey Goose. »Du hast was aufzuholen«, sagte sie streng. Clem trank und wischte sich dann mit dem Handrücken den Mund ab. Dabei beobachtete sie, wie sich eine geschmeidige Brünette an Freddie Haywood, ihren vorletzten Ex, heranmachte.

»Na, tut’s dir nicht doch leid?«, bemerkte Stella, die Clems Blicken gefolgt war. Auch Freddie sah unwillkürlich zu Clem hin.

»Was? Dass ich mit Freddie Schluss gemacht hab? Sei doch nicht blöd.« Clem wandte sich grimmig ab.

»Ich versteh immer noch nicht, warum ihr euch getrennt habt. Ihr habt so gut zueinandergepasst.«

Clem warf ihrer Freundin einen verärgerten Blick zu. »Wir waren schon drei Wochen über der normalen Deadline, die ich mir für Beziehungen setze. Außerdem simst er mit dem Mittelfinger und zieht dreimal hintereinander dieselben Sweats zum Joggen an.«

»Du doch auch«, kam prompt die Antwort.

»Stimmt doch gar nicht!«, protestierte Clem. Aber es stimmte natürlich. Sie war berüchtigt dafür, immer noch was in der Schmutzwäsche zu finden, wenn Not am Mann – oder der Frau – war. Tom behauptete immer, er könne erst ausziehen, wenn sie es geschafft hatte, mit der Waschmaschine umzugehen.

»Na ja, ich finde es jedenfalls schade«, sagte Stella schulterzuckend und versenkte die Hand in einer Schale mit Chips. »Ihr wart doch so glücklich miteinander. Und er ist immer noch verrückt nach dir, das sieht jeder.«

»Wie auch immer«, fauchte Clem, das Thema genervt abschließend, »jetzt steh ich eben auf Josh. Der ist viel reifer und rücksichtsvoller. Und er hat den Durchblick. Von dem kann ich was lernen. Der macht einen besseren Menschen aus mir.«

Stella erstickte fast an ihren Kartoffelchips. »Kacke! Du stehst doch bloß auf ihn, weil er seit langem der Einzige ist, der dir nicht gleich zu Füßen liegt.«

»Stimmt ja gar nicht.«

»Stimmt doch. Zugegeben, er sieht gut aus, aber wem kann man schon trauen, der einen erstklassigen Job in der Finanzbranche hinschmeißt, um den Telefonseelsorger zu spielen? Außerdem hat er das Saufen aufgegeben, um jedes zweite Wochenende an irgendwelchen Triathlons teilzunehmen, das ist doch nicht normal … Also pass auf, Mädel, pass auf!«

»Aber mit dem könnte ich reifen. Wachsen.«

Stellas Gesichtsausdruck war so ungläubig, dass selbst Clem schuldbewusst mit den Schultern zuckte. An so eine Möglichkeit glaubten beide nicht.

»Der wird dir doch eh bald zu langweilig. Obwohl du ihn scheinbar davon überzeugt hast, dass du nach der Uni in einem Tierheim ausgeholfen hast und nur Kammermusik auf deinem iPod hörst – wir beide wissen, dass du es mit der Wahrheit nicht allzu genau nimmst. Du gibst dich für jemanden aus, der du nicht bist. Das kann nicht gut gehen, glaub mir.«

»Muss es ja auch nicht«, antwortete Clem mit einem zynischen Grinsen, »jedenfalls nicht für lange. Ich bin ja nicht auf der Suche nach dem Mann fürs Leben.«

»Na, da bist du aber die einzige Neunundzwanzigjährige in ganz London, die das nicht ist.« Stella schenkte sich noch einen Wodka ein. Über Clems entblößte Schulter blickend graste sie mit Kennermiene das vorhandene Männerangebot ab. »Aber ich hab keine Zeit, mich mit dir über deine selbst gemachten Probleme zu streiten. Ich hab noch keinen für Mitternacht. Wird Zeit, dass ich mir einen suche. Wenn du dir so sicher bist, dass Josh dein Mr Momentan ist, dann hol ihn dir doch.« Stella versetzte ihrer Freundin einen harten Klaps auf den Po und machte sich mit schwingenden Hüften davon. Sie hatte einen Mann in hautengen Jeans und Trilby ins Visier genommen.

Clem schaute ihr hinterher. Sie mochte ja die Beine und die Killeraugen haben, doch die temperamentvolle kleine Stella hatte den E-Cup-Busen und die unverschämt schmale Wespentaille. Schmunzelnd beobachtete Clem den hingerissenen Gesichtsausdruck des Mannes. Ihm fiel buchstäblich die Kinnlade herunter, und schon zappelte er wie ein Fisch am Haken – na, eine von ihnen war für heute Nacht jedenfalls versorgt. Es wurde Zeit, dass auch sie sich auf die Jagd machte: Der Wodka rauschte bereits durch ihre Adern, und es galt den Super-GAU in der Küche zu verhindern.

Die Party war in vollem Gang. Die Musik dröhnte, das Parkett vibrierte. Sie stürzte sich ins Getümmel. Wenn es eins gab, was sie wirklich gut konnte, dann war es Partymachen. Keine Party in der näheren und weiteren Umgebung kam ohne sie aus. Sie tauchte tiefer ein in das Meer aus lachenden Mündern, glasigen Augen und lüsternen Blicken, den geröteten Wangen, den fliegenden Haaren. Jetzt war sie in ihrem Element. Alles tanzte und wiegte sich im Takt zur rhythmischen Musik, man schmetterte den Text mit und reckte betrunken die Faust in die Luft. Nur einer nicht.

Seine Reglosigkeit hob ihn aus der Menge hervor. Sie reckte unmerklich das Kinn, um ihn unter der Krempe ihres Huts besser erkennen zu können und um ihn mit einem Blick aus ihren umwerfenden Augen zu umgarnen. Er stand an die Wand gelehnt und musterte sie aus nicht weniger umwerfenden eisblauen Augen. Ah, auch er war ein Jäger, so wie sie. Ohne den Blick von seinem Gesicht abzuwenden, registrierte sie sein hellblaues Hemd, das sich über breite Schwimmerschultern spannte, und das graue Jackett mit dem schwarzen Lederrevers, das sowohl klassisch wie lässig wirkte – und ziemlich teuer gewesen sein musste. Er hatte dichte, gerade Brauen, ein kantiges Kinn und dunkelblondes Haar, das, wenn nass, braun wirken musste. Hohe Wangenknochen vervollständigten das Bild. Clem konnte sich vorstellen, wie sich die Haut darüber spannte, wenn – falls – er mal lächelte.

Dann wurde ihr schwarz vor Augen.

»He! Wer hat gesagt, dass du dir den nehmen darfst? Das ist ein Erbstück, schon vergessen?«, sagte eine ihr wohlbekannte männliche Stimme neben ihrem Ohr.

Clem schob sich eilends den Hut aus dem Gesicht. Jetzt war der ganze schöne Zauber ruiniert! »Bloß weil er Dad gehört hat, macht ihn das noch lange nicht zur Kostbarkeit, Tom«, sagte sie gereizt und spähte an ihrem Bruder vorbei zu dem Fremden. Er starrte sie zwar noch immer an, aber eher amüsiert als leidenschaftlich. Irgendwas an ihm kam ihr bekannt vor …

»Ich hänge nun mal an ihm, und er bedeutet mir was, aber das kümmert dich wohl nicht, was?« Ihr Bruder schnalzte missbilligend mit der Zunge. Clover kam nun auch angeschwebt, frisch und natürlich, inmitten all der hartgesottenen urbanen Partygänger, die einem neuen Jahr im Modeviertel der Hauptstadt entgegenfieberten. Sie schenkte Clem ein gepresstes Lächeln.

»Ach, jetzt werd nicht sentimental. Es ist ein Hut, weiter nichts. Und draußen regnet’s, falls es dir entgangen sein sollte.«

»Und du willst ja schließlich perfekt aussehen für Josh, oder?«, neckte Tom sie.

»Du hast’s erfasst.«

»Na, dann freu dich«, sagte Tom und konnte das Lachen kaum zurückhalten.

Clem trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Was soll das heißen?«

»Bloß dass er sich großzügig an Stellas Punsch bedient hat. Offenbar hat ihm jemand weisgemacht, dass das die alkoholfreie Variante ist.«

»An Stellas Punsch?«, echote Clem erschrocken. Stellas Bacardi-Wodka-Tequila-Punsch war berühmt-berüchtigt, um nicht zu sagen, legendär. »Aber so was wie eine alkoholfreie Variante gibt’s auf Stellas Partys doch gar nicht. Die hat noch nie in ihrem Leben Fruchtsaft getrunken. Das heißt, wenn Wodka drin war, natürlich schon.«

»Wir wissen das …«, sagte Tom grinsend. Seine Augen funkelten ein wenig glasig. Auch er hatte bereits einiges getrunken. »Ah, wenn man vom Teufel spricht! Josh, wie läuft’s, Mann?«

Zu Clems Entsetzen kam Josh nun schwankend auf sie zu. Er musste sich an Wänden, Möbelstücken und Schultern festhalten, um nicht umzukippen. Als er Clem erreichte, hielt er inne und wiegte sich in einem Takt, der nichts mit der Musik zu tun hatte.

»Ach, Scheiße, Clem …«, lallte er. »Mir reicht’s, hast mich lang genug hingehalten.« Er beugte sich vor, um sie zu küssen, stieß dabei jedoch unglücklicherweise an die steife Krempe ihres Huts und musste zu Clems größter Verlegenheit mit gespitzten Lippen einige Sekunden verharren, bevor der Hut nachgab und sein Mund auf den ihren fiel, sodass man das Aneinanderstoßen ihrer Zähne hörte.

Clem geriet unter seinem Gewicht unwillkürlich ins Taumeln. Josh klebte an ihr, Tom und Clover kriegten sich kaum ein vor Lachen, und das Ganze war an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten. Erst das mit dem Hut und jetzt auch das noch … Den Fremden konnte sie abschreiben …

Ein lautes, erschrockenes Aufkeuchen ließ sie zusammenfahren. Sie stieß Josh von sich und sah zu Tom auf. Der war kreidebleich geworden, und auch das allzeit bereite Grinsen war ihm vergangen. Er hielt den Atem an und umklammerte den Hals seiner Bierflasche so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten und Clem Angst hatte, sie könne jeden Moment zerbrechen.

»Was hast du getan?«, würgte er hervor.

Clem musste seinem Blick nicht folgen, um zu wissen, dass er das Fahrrad entdeckt hatte, das an den Wandleuchtern hing.

»Es hat geregnet«, flüsterte sie. Sie hatte gewusst, dass er sauer sein würde, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht schnitt ihr tiefer ins Herz als offener Zorn. Seinem Blick wie an einer Schnur folgend beobachtete sie, wie seine Augen über den rosigen, in karamellbraunes Leder gekleideten Rahmen glitten, der nun Wasser- und Bierflecken aufwies, auf den mit Stiften gekritzelt und auf dem Zigaretten ausgedrückt worden waren. Man konnte die Löcher sehen, unter denen sich das vergoldete Skelett abzeichnete.

Eine schwere Stille quoll zwischen ihnen auf wie ein Atompilz. Als er schließlich sprach, klang seine Stimme wie ein entferntes Poltern, wie eine Bombe, die weit weg gezündet wurde. »Du hast wohl nicht daran gedacht, dass dieser Prototyp 135.000 Pfund gekostet hat, was?«

Clem fiel die Kinnlade herunter.

»Einhundert – fünfunddreißig – tausend«, wiederholte er langsam. »Es ist mit Roségold überzogen und mit echten, beschissenen Diamanten besetzt! Ein Ausstellungsstück! Es war nie dazu gedacht, benutzt zu werden! Ich hab’s in mein Zimmer gestellt, weil ich’s nicht in der Werkstatt hätte lassen können, ohne dass die Versicherung von mir verlangt hätte, einen verdammten Wachdienst zu engagieren! Und du sagst, du bist damit zu ’ner Party geradelt, weil’s geregnet hat!«

»Ich hab nicht nachgedacht. Ich war in Panik, weil Josh sich an eine andere rangemacht hat.«

Toms normalerweise gutmütiger Blick richtete sich voll tiefer Verachtung auf den Volltrunkenen an Clems Seite, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, geschweige denn ihrer Unterhaltung folgen.

»Und – war’s das wert?«, fragte er mit triefendem Sarkasmus. Ob seine Verachtung mehr Josh galt oder ihr, war nicht ganz klar.

Clem schüttelte den Kopf. »Es tut mir so leid, Tom. Ich wusste ja nicht, dass es so teuer … Ich mach’s wieder gut, ich versprech’s.«

»Und wie genau?«

Sie zuckte zusammen. Beide wussten, dass dies, ihr neuestes Desaster, nicht wiedergutzumachen war.

»Wir wollten es auf der Expo in Berlin zeigen. Es sollte das zentrale Ausstellungsstück werden. Es kommen Leute bis aus China, um es sich anzusehen.«

»Ich werde es abstottern. Ich arbeite ohne Bezahlung«, bot sie verzweifelt an.

»Das würde doch bloß bedeuten, dass ich dann die ganze Miete und deine Lebensmittel auch noch bezahlen muss.« Er streckte seine Hand nach Clover aus. Sie ergriff sie eifrig und streichelte tröstend – besitzergreifend – mit dem Daumen seinen Handrücken. Er schüttelte den Kopf. »Ich versteh dich einfach nicht, Clem. Du hast alles, was man sich nur wünschen kann, und doch baust du in einer Tour bloß Mist. Ich hab’s satt, mit anzusehen, wie du dich wie eine verwöhnte, unreife Göre aufführst, die immer nur an sich selbst denkt. Wach auf, und werd endlich erwachsen!«

»Tom, ich …«, begann sie, aber er drückte ihr seine halb volle Bierflasche in die Hand und stürmte davon, Clover wie eine Fahne hinter sich herziehend.

Clem biss sich auf die Lippe. Mit Tränen in den Augen schaute sie ihm hinterher, sah, wie er das lädierte Rad von der Wand hob, die Leute grob aus dem Weg stieß und ging. In diesem Moment geriet Josh ins Kippen und fiel bäuchlings über einen Sitzsack. Clem musterte ihn einen Moment lang verzweifelt, dann fiel ihr der mysteriöse Fremde mit den breiten Schwimmerschultern wieder ein. Doch der war, ebenso wie ihr Bruder und die Aussicht auf einen guten Rutsch ins neue Jahr, verschwunden.

2. Kapitel

Auf dem Heimweg regnete es sogar noch stärker. Nicht, dass Clem das noch gemerkt hätte. Sie hatte die Wodkaflasche geleert, und das hatte ihren Schmerz ebenso wirkungsvoll betäubt, als ob ihr Streit mit Tom gar nicht stattgefunden hätte. Lediglich die – wie sich nun herausstellte, unbehandelte – Lederjacke, aus der gemächlich Tannin aufs helle Parkett tropfte, gab einen Hinweis darauf, wie wüst das Wetter draußen gewesen sein musste. Entweder das, oder sie hatte in der Jacke ein Vollbad genommen – wie sie sich kannte, kein Ding der Unmöglichkeit. Sie hatte schon Schlimmeres angestellt.

Sie stöhnte. Sie schien auf dem Wohnzimmersofa zu liegen, und alles drehte sich um sie. Ihre Finger gruben sich in den Schaffellüberzug, der sie tröstete wie ein Kuscheltier. Der seidene Umschlag war zu Boden gefallen, sein kostbarer Inhalt, Gott sei Dank, noch unberührt. Sie musste ihn verstecken, bevor Tom zurückkam. Es war furchtbar leichtsinnig von ihr gewesen, ihn einfach so …

Tom. Sie sah sich mit einem von Mascara verklebten Auge um. Er weckte sie normalerweise mit der Nase – genauer gesagt, er briet ihr eins seiner fabelhaften Spiegeleiersandwiches, und es gab nichts, was ihre Übelkeit wirkungsvoller vertrieb und sie schneller wieder auf die Beine brachte. Aber kein Geräusch war zu hören, das benutzte Geschirr von gestern stand noch da, wo sie es zurückgelassen hatte, und die Eier versteckten sich und ihre heilende Wirkung im Kühlschrank.

Sicher war er noch bei Clover, redete sie sich ein. Draußen war’s ja noch dunkel. Am besten legte sie sich wieder hin und schlief ihren Rausch aus. Durst. Sie hatte Durst. Erst mal musste sie einen Schluck Wasser trinken.

Shambles, die Papageiendame, kreischte freudig auf, als sie sah, dass Frauchen sich endlich rührte.

»Sexanddrugsandrockandrollsexanddrugsandrockandroll.«

Clem zuckte zusammen und nickte dem Papagei, der auf seiner Stange im Käfig saß, beschwichtigend zu. Jetzt bloß keine lauten Geräusche. Sie fuhr sich mit einer Hand durchs feuchte, zerzauste Haar, und dabei fiel ihr Blick auf den total verformten Akubra, den sie, wie sie nun erst bemerkte, als Kopfkissen benutzt hatte.

»O weh, Shambles«, murmelte sie und versuchte ihn wieder einigermaßen in Form zu bringen. »Was wird Tom sagen? Hättest mich echt warnen können.«

»Wo’s die Fernbedienung?«, plapperte der Papagei.

»Mmgh.«

Clem nahm eine Handvoll Körner aus der Schale auf dem runden Sofatisch, öffnete die Käfigtür und streute sie hinein. Sie ließ das Türchen offen, damit Shambles rausfliegen und sich ein bisschen strecken konnte. Dann wankte sie zum Spülbecken.

Ein Schlüssel wurde ins Türschloss gesteckt, und sie drehte sich ängstlich um. Zwei riesige blaue IKEA-Tüten wurden hereingeschoben, was ihr verriet, dass dahinter Stella kam und nicht Tom. Stella war so oft hier, dass sie inzwischen ihren eigenen Hausschlüssel bekommen hatte.

»Hallöchen!«, keuchte Stella und warf die Tüten von sich wie eine Kegelkugel. Als sie Clem erblickte, die verwirrt und zerzaust am Spülbecken stand – im Slip und in dem Pulli von gestern (wenigstens hatte sie einen Slip an) –, blieb sie abrupt stehen. »Mann, du siehst ja üüübel aus.«

»Glaub mir, mir ist auch üüübel«, ächzte Clem. »Gut, dass du da bist. Du könntest mir nicht vielleicht dieses Eierdings machen?«

»Was meinst du? Eierlikör?«

»Igitt, nein, da müsste ich kotzen.«

»Ach, du meinst Toms spezielles Katerfrühstück?«

»Ja, das meine ich.« Clem gab den Widerstand gegen die Schwerkraft auf und ließ sich seufzend auf einen Küchenstuhl sinken. Sie barg den Kopf in den Händen. »Wieso bist du überhaupt schon auf?«

Stella ließ die Tüten im Eingang stehen und begann sich in der Küche zu schaffen zu machen. Nur eine angehende Modedesignerin wie sie konnte in einem derartigen Outfit auftauchen und trotzdem cool aussehen: Kimonomantel, seidene Pyjamahose und ein ellenlanger Schal. Dabei hatte sie gestern nicht nur Clem, sondern auch den Großteil von Toms Rugby-Mannschaft unter den Tisch getrunken. Wie ihr eins achtundfünfzig kleiner Körper den Alkohol verarbeitete, war nicht nur Clem ein Rätsel.

»Was heißt hier schon? Es ist fünf Uhr!«

»Nachmittags?«

Stella grinste entzückt. »War ’ne tolle Party, was?« Sie maß den Erfolg ihrer Partys immer am Grad von Clems Betrunkenheit und an der Anzahl der Gäste, die am nächsten Morgen noch bewusstlos bei ihr herumlagen. »Hab heute früh noch sieben Leute vom Boden gekratzt«, erklärte sie stolz. »Der Letzte ist erst vorhin gegangen, aber der hatte auch einen besseren Grund zu bleiben als die andern.« Sie zwinkerte Clem schelmisch zu und schlug ein paar Eier in die Pfanne, um die Röte in ihren Wangen und das Leuchten in ihren grünen Augen zu überspielen.

»Dann hat ja wenigstens eine von uns gepunktet«, bemerkte Clem bitter. »Was … was ist eigentlich aus Josh geworden?«

»Ist so gegen zehn umgekippt und hat in der Badewanne gepennt. Ich musste Toms Kumpel bitten, ihn von dort zu entfernen. Danach hat er das Sofa mit Beschlag belegt. Aber als ich heute früh aufgewacht bin, war er schon weg. Bestimmt radelt er bereits den Mount Snowdon hinauf, möchte ich wetten.« Sie machte ein mitfühlendes Gesicht. »Ich hab’s dir ja gesagt: Trau keinem Antialkoholiker!«

Die Eier zischten und knisterten im heißen Öl.

»Na gut, dann halte ich mich von jetzt an nur noch an verheiratete Männer und an Elitestudenten mit Drogenproblemen, da weiß man wenigstens, woran man ist.«

Shambles kam aus ihrem Käfig geflattert und nutzte den heißen Aufwind von der Pfanne, um ein wenig herumzufliegen. Dann ließ sie sich auf dem Küchenfensterbrett nieder. Clem beobachtete sie halbherzig, sie war mit ihren Gedanken woanders. Schon fünf? Normalerweise sollte Tom längst hier sein. Clems Befürchtungen wuchsen. Also doch kein Streit wie jeder andere.

»Was stimmt nicht mit mir, Stell? Wie kommt’s, dass ich andauernd Scheiße baue? Ich bin eine weibliche Desasterzone.«

»Bist du nicht! Du bist ein weibliches Kraftfeld und ziehst alles in deiner Umgebung an. Und manchmal gerät der Wirbel eben einfach ein bisschen außer Kontrolle, das ist alles«, meinte Stella, während sie mit geschickten Händen ein perfektes Spiegelei auf eine Scheibe Toast manövrierte. Dann reichte sie ihrer mitgenommenen Freundin die tropfende Köstlichkeit. »Iss, dann geht’s dir gleich besser.«

Clem stieß einen zufriedenen Seufzer aus und machte sich über den Toast her. Stella wusste immer, wie sie ihre Freundin wieder aufmuntern konnte. Sie war ein freches Finchley-Girl. Aufgezogen wurde sie von ihrem Vater, nachdem sie ihre Mutter im Alter von vier Jahren verloren hatte. Sie besaß eine muntere, mütterliche Natur, die Clems Ängste besänftigte und sie auf den Boden zurückholte, wenn mal wieder alles aus dem Ruder gelaufen war. Sie hatten sich am St. Martin’s College kennengelernt, wo Stella Fashion Design und Clem Modejournalismus und Marketing studiert hatte. Sie waren vom ersten Moment an unzertrennliche Freundinnen gewesen. Clem war von einem der arroganteren Studenten, Taylor Dart, als Model für seine Still-Life-Fashion-Installation, die er in einer Autowerkstatt abhielt, angeheuert worden. Und da er nichts vom Schneidern verstand, hatte ihm Stella bei den letzten Anproben aushelfen müssen. Und da hatte es über dem ärmellosen Kleid, das er für Clem vorgesehen gehabt hatte, zwischen den beiden jungen Frauen klick gemacht, und eine Freundschaft fürs Leben war entstanden.

Stella besaß, im Gegensatz zu Taylor, einen sicheren Instinkt dafür, was Frauen tragen wollten – und mehr noch, wie sie sich fühlen wollten. Sie hatte mit ihrer Abschlussarbeit einiges Aufsehen erregt und wurde seitdem von Modejournalisten und Designern im Auge behalten. Stella hatte zuerst bei Topshop eine Lehre begonnen und dann bei Burberry weitergemacht. Doch schon bald hatte sie es satt, ihre besten Ideen an andere weiterzugeben, die damit eine Menge Geld machten. Und als Clem wie beiläufig erwähnte, ihre Freundin Katy – die einen Blumenstand besaß – habe gemeint, dass auf dem Flohmarkt in der Portobello Road ein Stand frei werden würde, hatte Stella ohne zu zögern zugegriffen. Es war zwar nicht der Modeladen in der Westbourne Grove, von dem sie träumte, doch zumindest hatte nun alles, was sie verkaufte, ihr eigenes Label, und der Markt in Notting Hill war einer der berühmtesten auf der Welt und ein Fashion-Mekka.

Stella ging zu den Tüten, die sie mitgebracht hatte, und hob einen Stoffballen heraus. Sie war wirklich begabt, und ihr Stand war immer gut besucht. Clem hatte dort eine Weile gearbeitet, aber nachdem zum dritten Mal in Folge die Hälfte von Stellas Kollektion geklaut worden war, weil Clem entweder flirtete oder in der Umkleidekabine ein Nickerchen machte, war man übereingekommen, dass es das Beste war, wenn sie lediglich ihren fabelhaften Körper der Modewelt zur Verfügung stellte.

Clem stand auf und zog ihren Pulli aus. Nur im Slip stand sie in der Küche, während Stella sie in einen zarten altrosa Chiffonstoff mit einem Schmetterlingsmuster wickelte.

»Uh, der gefällt mir«, murmelte Clem und schaute zu, wie Stella den Stoff mit ein paar geschickten Handgriffen feststeckte. »Was willst du draus machen?«

»Weiß noch nicht, mal sehen«, murmelte Stella mit Stecknadeln im Mund und hob Clems Arme.

Clem warf einen Blick zu den Wohnungen gegenüber. Die alte Mrs Crouch, die seit ihrer Geburt in der Portobello Road lebte – also seit über siebzig Jahren –, schnitt gerade etwas Basilikum von einem Kräutertopf auf ihrem Fenstersims. Clem winkte ihr zu. Die alte Dame war es gewohnt, Clem in leicht bekleidetem (oder unbekleidetem) Zustand zu sehen, und zuckte nicht mit der Wimper.

»Sollten wir dieses Jahr nicht vielleicht ein paar gute Vorsätze haben?«, bemerkte Clem, während Stella den Stoff über ihren Brüsten straffte und feststeckte.

»Wozu das denn? Wir sind doch perfekt, so wie wir sind.«

»Hm.«

Stella drehte Clem um neunzig Grad herum, sodass sie nun auf die Wand starrte, an der die Schwarzweißfotos hingen, die sie von sich und Tom gemacht hatte, als sie in einer Phase war, in der sie unbedingt eine professionelle Fotografin hatte werden wollen. Da war sein liebes Gesicht mit der schmalen Zahnlücke vorn, die Frauen so unwiderstehlich fanden, und dem lockigen Haar, das ihm immer auf einer Seite ins Gesicht fiel. Tom war sich seiner Wirkung auf Frauen gar nicht bewusst, er war seit fünf Jahren mit Clover zusammen und treu wie ein Hundewelpe. Er hatte ihr nur deshalb noch keinen Heiratsantrag gemacht, weil er sich um sie, Clem, Sorgen machte und warten wollte, bis sie ihren Platz im Leben fand.

»Ich sollte mich wohl ändern, denke ich«, sinnierte sie. »Tom ist diesmal echt sauer. Ich hab’s mir gründlich mit ihm verscherzt.«

»Ach, der hat dir doch inzwischen längst verziehen«, wiegelte Stella ab, »der ist nicht nachtragend. Hab selten einen Menschen gesehen, der weniger nachtragend ist als er.«

»Er sagt, dass ich endlich erwachsen werden soll.«

»Aber du bist doch erwachsen«, protestierte Stella, als ob der Vorwurf ihr gälte. »Du wohnst in dieser tollen Wohnung …«

»Mit ihm – und er hat sie Mum und Dad abgekauft. Seinem Bruder Miete zu zahlen, ist, als müsse man sein Taschengeld zurückgeben.«

»Und du hast ’nen tollen Job.«

»In seiner Firma.«

Stella setzte sich auf die Hacken und sah mit einer Miene zu Clem auf, die verriet, sie solle sich nicht so anstellen.

»Siehst du, was ich meine? Ich kann nicht mal kochen. Ihr müsst mir was zum Essen machen, du oder Tom, ansonsten gibt’s nur Take-away.«

»Oder gar nichts«, bemerkte Stella vorwurfsvoll. Sie kannte Clems Desinteresse an Essen, das teilweise für ihre spektakuläre Figur verantwortlich war.

»Hab nicht mal den Führerschein gemacht. Ich bin auf Bus und Taxi angewiesen, wenn ich mal irgendwo allein hinmuss.«

»Ja, aber was willst du denn in London mit einem Auto? Parkplätze gibt’s nicht, du würdest schon am ersten Tag abgeschleppt werden. Oder vergessen, wo du das Auto hast stehen lassen.«

»Aber was ist, wenn ich mal aufs Land raus will?«

Stella schaute sie derart schmerzerfüllt an, dass Clem schon glaubte, sie habe eine Stecknadel verschluckt.

»Ja, ja, schon gut, ist ziemlich unwahrscheinlich. Aber ich könnte ja mal … na ja, nach Clapham oder so wollen.«

»Du wagst dich doch nie südlich vom Hyde Park, östlich der Ladbroke Grove, westlich der Westbourne Grove oder nördlich von North Kensington. Das ist nun mal dein Revier. Was willst du auch woanders?«

Clem seufzte. »Aber ich finde trotzdem, dass ich dieses Jahr ein paar gute Vorsätze haben sollte. Für Tom. Eine bessere Schwester werden, eine bessere Mitbewohnerin und Angestellte. Ein besserer Mensch.«

»Ja, also, was willst du tun?«

»Weiß nicht.« Clem starrte hinüber in Mrs Crouchs Wohnung, in der jede Oberfläche entweder von Spitzendeckchen oder von Porzellanfigürchen bedeckt war. »Ich könnte mir vornehmen, einmal pro Woche die Wohnung zu putzen.« Ihr Blick fiel auf das schmutzige Geschirr auf der Anrichte, glitt über die Mode- und Klatschzeitschriften, die überall herumlagen, und auf die Lederjacke, deren Saft immer noch still ins Parkett sickerte. Und erst der Saustall in ihrem eigenen Zimmer …

Stella verzog das Gesicht. »Ach, nimm dir lieber eine Putzfrau. Man muss es ja nicht gleich übertreiben.«

»Ja, du hast recht«, stimmte Clem ihr erleichtert zu, »ich werde eine Putzfrau für uns anheuern. Und kochen lernen.«

Stella hob ihre sorgfältig gezupften Brauen.

Clem hielt einen Zeigefinger hoch. »Ein Gericht. Ich werde lernen, ein Gericht zu kochen.« Ihr kam ein Gedanke. »Lasagne. Das ist Toms Lieblingsspeise. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass es wirklich so schwierig sein soll, eine Béchamelsoße zu machen.«

»Na gut, da mache ich mit, vorausgesetzt, du findest einen schönen Italiener, der’s dir beibringt. Was noch?«

»Ich mache den Führerschein. Hätte ich schon vor Jahren tun sollen.«

Stella machte ein Gesicht, als ob sie in eine Zitrone beißen würde. »Na gut, wenn’s dich glücklich macht.«

»Ich möchte es mit Tom einfach wiedergutmachen. Ich hab’s satt, andauernd jedermanns liebste Enttäuschung zu sein.«

»He!«, protestierte Stella und klatschte Clem ein Stück Stoff gegen das Bein. »Jetzt hör aber auf! Du bist ein wunderbarer Mensch, und wir wollen dich gar nicht anders haben. Vor allem Tom. Der ist doch ein totaler Softie, wenn’s um dich geht.«

»Ich weiß, aber das sollte er nicht sein müssen. Er sollte stolz auf mich sein, und ich sollte ihm eine Hilfe sein, nicht eine Last. Ich bin ihm ein Stein am Bein.«

»Ein Klotz am Bein«, korrigierte Stella, die sich wieder ihrer Arbeit widmete.

»Sag ich doch.«

3. Kapitel

Clem stand auf der Türschwelle und klingelte erneut. Das Läuten hallte bis tief in das große magnolienfarbene Haus hinein. Es dauerte nicht lange, und sie hörte die gedämpften Schritte ihres Vaters jenseits der imposanten schwarzen Haustür.

Sie setzte ein Lächeln auf, während die Riegel, einer nach dem anderen, zurückgeschoben wurden. Sie war diesmal also die Erste. Dieser Bruch mit der Tradition freute sie weniger, als es normalerweise der Fall gewesen wäre. Tom war gestern den ganzen Tag lang nicht nach Hause gekommen. Ihr graute immer mehr vor dem Wiedersehen mit ihm.

»Häschen«, sagte ihr Vater und sah schmunzelnd auf sie herab. Er war der Einzige, der sie immer noch bei ihrem alten Kosenamen nannte, obwohl sie inzwischen eine Kreditkarte besaß (die natürlich überzogen war) und mehrere Flaschen Wodka im Gefrierfach hatte. Mit seinen sechsundsechzig Jahren war er immer noch über eins neunzig groß. Die Größe hatte sie von ihm, ebenfalls den trockenen Humor und die entspannte, lässige Art. Den ganzen Rest hatte ihre Mutter zu verantworten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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