Eine Leiche für den Barista - Marco Malvaldi - E-Book

Eine Leiche für den Barista E-Book

Marco Malvaldi

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  • Herausgeber: Piper ebooks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Mit seiner Toskana-Krimi-Reihe um den Barbesitzer Massimo und dessen vier kriminalistisch veranlagte Stammgäste liefert der italienische Bestsellerautor Marco Malvaldi beste Urlaubslektüre. Augenzwinkernd, liebenswert und mit viel italienischem Flair bietet auch „Eine Leiche für den Barista“, der sechste Band, viel dolce vita, wenig Mord und herrlich sympathische Protagonisten.   Neuer Gesprächsstoff für die »vier Alten« in Massimos BarLume: Am Strand in der Nähe von Pineta wurde die Leiche einer jungen Frau mit merkwürdigen Tattoos gefunden. Das Opfer kann bald identifiziert werden: Es handelt sich um die Ukrainerin Olga, die als Altenpflegerin gearbeitet hat. Der erste Verdacht fällt auf ihren Ehemann, der, gerade aus dem Gefängnis entlassen, für seine Gewalttätigkeit bekannt ist. Doch Massimo und seine geliebte Kommissarin Alice Martelli wissen: Nicht immer ist die einfachste Lösung eines Falls die richtige.   »Malvaldi (...) gelingt es wunderbar, Charaktere und Atmosphäre und das sommerliche Leben und Treiben in einem italienischen Touristenort einzufangen.«, Buchkultur Krimi Spezial   „Was Malvaldis Bücher auszeichnet, ist sein herrlicher, ebenso lockerer wie bissiger Humor. Ein Lesevergnügen ersten Ranges.« General-Anzeiger

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Inhalt

Cover & Impressum

Zitat

Anfang

Eins

Zwei

Drei

log2(16)

Zwischen Vier und Fünf

Fünf plus Zugabe

Sechs, auch halb sieben

Acht

Neun

Zehn

Hab mich verzählt

Elf (wie die Rückennummer von Pulici)

Elf und was dazu

Liebster Massimo

Drei Tage vor zwölf

Zwölf

Epilog

Zum Schluss

Eins

». . . So weit also die feierliche Ansprache des Präsidenten an die Fans. Sein Programm lautet: von Anfang an einen Markt entwickeln, der es Pisa erlaubt, den Klassenerhalt in der Serie B zu schaffen, vielleicht sogar mit höheren Ambitionen, die unsere Mannschaft dorthin zurückbringen, wo sie ihren angestammten Platz hat. Doch das alles beginnt erst morgen. Heute ist für Pisa der Tag der drei ›S‹: S wie Serie B, S wie spektakulärer Erfolg, S wie Sektkorkenknallen.«

Mit einem letzten dümmlichen Lächeln senkte der Journalist das Mikrofon, während um ihn herum ein knappes Dutzend Kurzarbeiter hüpfte und sang, beglückt davon, einmal nicht den Montag vom Sonntag unterscheiden zu können.

»Eins hat er noch vergessen, S wie ›saudumm‹«, bemerkte Pilade weit weniger enthusiastisch. »Was gibt’s denn da zu jubeln . . .«

»Wirklich wahr.« Aldo schüttelte den Kopf. »Wenn man bedenkt, dass wir zu Zeiten Anconetanis eine Macht waren.«

»Hör ihn dir an«, schnaubte Ampelio und drehte sich vom Fernseher weg. »Wir pfeifen schon auf dem letzten Loch, ein Haufen Leute ist noch schlechter dran – deshalb strampeln sie sich ja ab, um zu uns zu kommen –, und er quatscht von Romeo Anconetani.«

»Ich habe nur auf das geantwortet, was Pilade gesagt hat«, verteidigte sich Aldo und zog die Schultern hoch. »Bei der WM 98, ich weiß es noch genau, da waren der Kapitän von Brasilien und der Kapitän von Argentinien beides ehemalige Spieler von Pisa.«

»Ja, das waren noch Zeiten«, stimmte Ampelio zu. »Jetzt kommt vielleicht der Kapitän von Libyen zu uns und der von Syrien. Aber nicht im Fußball, sondern im Tontaubenschießen. Und die schießen nicht auf Scheiben, sondern auf Leute.«

Ein Augenblick der Stille folgte.

Nach den Regeln des Kontrapunkts in der Bar müsste sich in diesem Moment eigentlich der Rechte Rentner einschalten, ein grundlegendes Instrument in einschlägigen Kompositionen, und eine schöne Modulation in Dur über das Thema spielen: »Die Muslime sind doch alle Verbrecher – vom Irak bis nach Saukerl-Arabien –, die gehören alle rausgeschmissen, gehören die, anstatt dass man dieses Pack weiter massenweise hereinlässt, sehen Sie doch auch so?« Aber auch die Alten blieben an dieser Stelle kurz stumm, im Wissen, dass dies bis vor Kurzem der Moment von Gino Rimediotti gewesen wäre.

So wie es Gino bis vor Kurzem zugekommen wäre, die wichtigsten Nachrichten aus dem Tirreno vorzulesen, mit einer Stimme, die in Großbuchstaben unerbittlich voranschritt, es sei denn, sie stieß auf eine unbotmäßige Vokabel aus einer fremden Sprache.

Nur gibt es diese Stimme unglücklicherweise nicht mehr.

Verehrte Leserin, schütteln Sie nicht den Kopf. Und Sie, lieber Leser, nehmen Sie die Hand wieder aus der Tasche. Ich habe gesagt, die Stimme gibt es nicht mehr. Die Stimme und nur die Stimme. Rimediotti selbst ist weiterhin da; er kann nur nicht mehr reden wie früher. Das liegt an einem Eingriff an seiner Halsschlagader, bei dem brandgefährliche atherosklerotische Ablagerungen entfernt werden mussten. Die Operation ist gut verlaufen, weshalb das Gehirn des guten Gino weiterhin eine ausreichende Blutzufuhr bekommt. Allerdings musste sich der Chirurg, um an den Arterien herumfuhrwerken zu können, erst einen Weg durch Muskeln, Nerven und anderes physiologisches Material bahnen. Daher hat Rimediotti jetzt zum Sprechen eine kleine Taste zu drücken, so wie bei einem Radio, jedoch einem, das jämmerlich eingestellt ist.

Der krumme Finger senkte sich auf die Taste, und einen Augenblick später brachte Rimediotti hervor:

»Ghhörfrn-alle-rausfwsgeworrfen.«

»Ach, so ein Glück«, bemerkte Pilade und wandte ebenfalls die Augen vom Fernseher ab. »Da ist ja der Rächer in der Nacht. Gino, wir haben 2016, nicht 1936.«

»Schfwson-gut. Dasfw-heißt – ich-denk-dasfw-schon-seitfwachtzig-Jahren. Hab-ich-schfwson-immer-gedacht.«

»Eben«, mischte sich Ampelio ins Gespräch. »Also, ich würde ja von dem Chirurgen mein Geld zurückverlangen. Erstens denkst du immer noch so einen erbärmlichen Blödsinn zusammen wie vorher. Und zweitens hat dir der Mann Röhren eingesetzt. Wir haben 2016, da geht das doch alles mit Transistor.«

»Apropos Transistor, schau mal kurz auf den Fernseher.«

»Wieso, hat das Bild Streifen?«

»Nee, aber ist das nicht dein Haus?«

Ampelio drehte synchron zu den drei anderen den Kopf. Auf dem Bildschirm war nicht direkt Ampelios Haus zu sehen, aber ein Ort in unmittelbarer Nähe, der Strand von Sassi Amari, eine der weniger hässlichen Buchten von Pineta. Ein kleiner Sandstrand im Schutz einiger spitzer Felsen, der zu fortgeschrittener Frühjahrszeit ein idealer Badeplatz gewesen wäre. Nur dass wir a) erst Ende April haben, und da ist es noch ein bisschen kalt, b) in der Nähe des Hafens von Livorno sind, und da ist das Wasser nicht sonderlich sauber, und c) uns in Pineta befinden, und deshalb liegt eine Leiche am Strand.

Rund um die Leiche, die man unter eine Plane gebettet hatte, gingen mehrere Gestalten irgendwelchen Aufgaben nach, während aus dem Off eine Stimme informierte:

»Die tragische Entdeckung machte ein Fischer am heutigen Vormittag, als er an seiner üblichen Angelstelle bei den Klippen die Leiche der Frau bemerkte. Der lebloseKörper, geschunden von den Klippen, auf die ihn die Gezeiten geworfen hatten, nachdem er für unbestimmte Zeit im Wasser getrieben war, wurde anschließend von den zuständigen Mitarbeitern des Gerichtsmedizinischen Instituts geborgen . . .«

»Wasfws, schwemmt’s-die-Fflücht-lingjetzfwschon-bisfwshierher?«

»Na klar. Wo die wohl herkam, aus Sardinien?«

»Hm, man kann nie wissen«, analysierte Aldo. »Auf Sardinien gibt’s ja auch ’nen Haufen Muslime. Aber soweit ich weiß, machen die alle auf Scheich. Da kommt so leicht keiner nach Pineta.«

»Leck-michfws . . .«

»Es handelt sich um den Leichnam einer Frau, dem Augenschein nach zwischen zwanzig und dreißig Jahren. Genaueres zu sagen ist angesichts des Zustands der Leiche schwierig. Im gesamten Umland wird um Mithilfe bei der Identifizierung der jungen Frau gebeten. Sachdienliche Hinweise . . .«

». . . erfolgen bitte schleunigst, ich muss nämlich verreisen«, sagte eine Stimme, während sich hinter ihr die Glastür schloss.

»Oh, Signorina Alice. Wie geht’s?«

Bevor sie antwortete, trat Alice zu dem Hocker am Tresen und legte ihre Handtasche darauf, einen Lederbeutel von quasi-lateinamerikanischer Machart und beunruhigenden Ausmaßen. Dann stieß sie einen erleichterten Seufzer aus und sah Aldo an.

In einem Punkt war Alice Martelli, seit über zwei Jahren stellvertretende Polizeichefin von Pineta und seit etwas weniger als einem Jahr Massimos offizielle Freundin, sich mit besagtem festen Freund völlig einig: Sie hassten sinnlose Fragen. Eine solide Grundlage für eine entstehende Beziehung, da die beiden in allen anderen zentralen Punkten – wünschenswerte Anzahl von Freunden, politische Haltung, Kleidungsstil und anderes – einander exakt entgegengesetzt schienen.

»Wie es einem so geht mit einer nicht identifizierten Leiche am Bein, wenn man eigentlich für eine Woche nach Portugal will.«

»Na, Portugal ist doch auch nächste Woche noch da.«

»Ampelio, ich weiß, zu Ihrer Zeit bei der Eisenbahn hat man achtmal im Jahr Urlaub gemacht, mit einem Tag Vorankündigung. Aber sehen Sie, ich arbeite bei der Polizei. Wenn ich meinen Urlaub nicht ein Jahr vorher beantrage, bekomme ich keinen. Und manchmal reicht noch nicht mal ein Jahr Vorlauf.«

Gewiss würde die Kommissarin die Unterhaltung gerne fortsetzen; als sinnloses Gerede wird bekanntlich oft das der anderen angesehen. Doch just in diesem Augenblick ging tief unten in ihrer Handtasche der Walkürenritt los.

Hätte man zu Ampelios Zeiten aus einer ledernen Handtasche Wagnermusik dröhnen hören, so hätte wahrscheinlich jemand den Exorzisten gerufen. Heutzutage kann so etwas nicht einmal die schreckhafteste Jungfer erschüttern, geschweige denn Alice.