Eine Sommernacht und wir - T.C. Daniels - E-Book

Eine Sommernacht und wir E-Book

T.C. Daniels

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Beschreibung

Nachdem sich Blake von seinem toxischen Freund getrennt hat, flüchtet er aus New York. In seinem Ferienhaus an der Küste South Carolinas erhofft er sich Ruhe, um sich voll und ganz auf seinen Job konzentrieren zu können. Doch ein Einbrecher, der es sich in seinem Haus gemütlich gemacht hat, torpediert seine Pläne gleich am ersten Tag. Statt den obdachlosen jungen Mann jedoch der Polizei zu übergeben, trifft er mit ihm ein Arrangement. Und das liegt ganz sicher nicht daran, dass er sich zu dem wesentlich jüngeren Mann hingezogen fühlt. Auf keinen Fall. Mit winzigen Schritten nähern sich die beiden einander an und Adam beginnt Blake zu vertrauen. Sie erleben eine unbeschwerte Zeit zusammen und entwickeln Gefühle füreinander, mit denen keiner von ihnen gerechnet hat. Doch es gibt einen Grund dafür, dass Adam auf der Straße lebt und Blake hat damit mehr zu tun, als er ahnt … Teil 2 der "Die Liebe und Wir"-Reihe. Der Band kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Allerdings könnte es sein, dass du bereits bekannte Charaktere wiedertriffst. Wenn das nicht reicht, bekommst du auch noch eine Liebe mit Altersunterschied, Zombies, Rum, Käsetoasts und Sommerfeeling.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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EINE SOMMERNACHT UND WIR

T.C. DANIELS

INHALT

Vorwort

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Epilog

Danksagung

VORWORT

Eine Sommernacht und wir ist Teil der Und Wir - Reihe. Die Bücher bauen nicht aufeinander auf, sie müssen nicht in der richtigen Reihenfolge gelesen werden. Für uneingeschränkten Lesegenuss empfiehlt es sich aber, die Bücher in dieser Reihenfolge zu lesen:

Der Schneesturm und Wir (Jamie & Hudson)

Unsere Leidenschaft und Wir (Kurzgeschichte, Jamie & Hudson & Blake)

Eine Sommernacht und Wir (Adam und Blake)

IMPRESSUM

* * *

1. Auflage

Copyright © 2023 T.C. Daniels

Covergestaltung: Catrin Sommer Rauschgold.com

T.C. Daniels

Korrektorat: Matti Laaksonen

T.C. Daniels

c/o WirFinden.Es

Naß und Hellie GbR

Kirchgasse 19

65817 Eppstein

Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors. Personen und Handlungen sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Markennamen sowie Warenzeichen, die in diesem Buch verwendet werden, sind Eigentum der rechtmäßigen Besitzer.

Kontakt: [email protected]

www.tcdaniels.com

EINS

* * *

Blake

Er war gestern Abend spät angekommen und nach der über zehnstündigen Fahrt einfach nur erschöpft ins Bett gefallen. Das erste, das er am darauffolgenden Morgen tat, war, eines der bodentiefen Fenster zur Seite aufzuschieben. Sofort erfüllte die salzhaltige Luft des Ozeans den Raum. Es war zwar noch früh, die Sonne ging gerade erst auf, dennoch war der Wind warm und angenehm.

Blake atmete tief durch und schloss die Augen. Genau so hatte er es sich vorgestellt. Warme Sommertage, das Geräusch der Wellen, laue Sommernächte und sehr viel Arbeit. Arbeit, die ihn von seinen privaten Problemen ablenken würde, die ihn vergessen ließ, dass sein Leben nur noch ein Scherbenhaufen war.

Blake war noch nicht bereit, die Scherben zusammenzufegen. Er würde sie einfach eine Weile dort liegen lassen, in seiner Wohnung in New York, und wenn er zurückkehrte, würde es vielleicht nicht mehr so wehtun.

Blake fand, dass das ein toller Plan war. Er ging in den Eingangsbereich, in den er gestern seine Tasche gestellt hatte. In ihr befanden sich die Unterlagen, der Laptop, eine nagelneue Playstation und ein paar Snacks. Er trug alles in die Küche und legte die Tasche daneben auf den Tresen.

Die Snacks würden ihn nicht lange satt machen, weshalb er später noch würde einkaufen gehen müssen. Eine Banane, die bereits braune Flecken aufwies, ein paar Reiswaffeln und eine halbvolle Flasche Mineralwasser waren alles, was er im Moment zur Verfügung hatte.

Sein Körper dürstete nach heißem, starkem Kaffee, aber er wollte lieber die Energie des Augenblicks nutzen und sich auf die kommenden Arbeitstage vorbereiten. Außerdem verspürte er gerade keinerlei Lust darauf, sich unter Menschen zu begeben, daher begnügte er sich erstmal mit dem Wasser und der Banane.

Während des Essens zog er seine Notizen für das Drehbuch hervor, das zu schreiben auf dem Plan stand. Es war eine Verfilmung eines äußerst erfolgreichen Playstation-Games und Blake gespannt, wie ihm die Aufgabe gelingen würde.

Zu ihm gehörte ein ganzes Team aus Drehbuchautoren, doch er wollte sich selbst erst mal mit dem Spiel vertraut machen. Kurzentschlossen hatte er sich deshalb eine Playstation gekauft und würde während seines Aufenthaltes dieses Spiel einmal komplett durchspielen. Das war eine interessante Herausforderung für einen Noob wie ihn. Er hatte noch nie zuvor eine Konsole besessen und auch nie den Wunsch danach gehabt. Die Gamer-Generation war an ihm vorübergegangen. Als Teenager war er lieber ins Kino gegangen oder hatte seine Nase stundenlang in allen möglichen Büchern vergraben.

Tamagotchis, Game Boys und alle anderen technischen Gerätschaften waren nie seine Welt gewesen. Und ausgerechnet er war für die Serienadaption eines Konsolenspiels verpflichtet worden.

Blake lächelte bei dem Gedanken, welch merkwürdige Wege das Leben manchmal einschlug, als ein Geräusch aus dem oberen Stock ihn aufmerken ließ.

Blake lauschte, konnte aber nichts mehr hören, weshalb er sich wieder seinen Notizen zuwandte, die man bestenfalls mager nennen konnte.

Es lag wirklich eine Menge Arbeit vor ihm.

Blake hörte erneut ein Geräusch und stieß sich von der Anrichte ab. Er ließ die Bananenschale in den Müll fallen, ehe er sich langsam auf die Treppe zubewegte, die in den oberen Stock des Hauses führte.

Er zuckte zusammen, als er plötzlich ein Paar nackter Füße die Treppe herunterkommen sah. Es folgte eine Jeans, die ihre besten Tage längst hinter sich hatte und nicht recht zu den Temperaturen in South Carolina passen wollte. Der Eindringling trug ein weißes, enganliegendes, langärmliges Shirt, das sich an die schmalen Konturen seines Körpers schmiegte.

Zuletzt erblickte er sein Gesicht, und Blake hielt für einen Moment den Atem an. Der junge Mann hatte dunkelbraune, glänzende Locken, ein schmales Gesicht, dessen Konturen er schon fast als hager bezeichnen würde, eine gerade Nase, dunkle Augen und den vermutlich verführerischsten Mund aller Zeiten.

Der Mann, der so vollkommen selbstverständlich die Treppen herunterkam, als würde er hier wohnen, blieb abrupt stehen und für ein paar wenige Sekunden sahen sie einander einfach nur an.

Blake wusste nicht, was ihn mehr schockierte: den Mann in seinem Ferienhaus anzutreffen, in das er ganz offensichtlich eingebrochen war, oder seine blendende Schönheit, die ihn vollkommen in seinen Bann zog.

Und dann ging alles ganz schnell. Der junge Mann sprang die verbliebenen fünf Stufen in einem herunter und raste auf die offene Tür zu. Blake setzte sich gleichzeitig in Bewegung, hechtete nach vorn und brachte den Einbrecher zu Fall. Der zappelte und wand sich unter ihm, doch Blake hielt ihn mit aller Kraft fest.

»Hör auf!«, zischte er.

Sie rangen weitere Minuten miteinander, bis der Widerstand des Einbrechers nachließ und er schließlich ganz still unter ihm liegenblieb. Blake hatte sein Bein um die des Jungen geschlungen, um ihn besser fixieren zu können. Seine Arme lagen um seine breite, muskulöse Brust. Nur sein Rucksack klemmte zwischen ihnen und verhinderte, dass ihre Körper sich aneinanderschmiegten.

»Ich lass dich jetzt los. Du wirst aufstehen und dich auf das Sofa setzen«, sagte er mit der ganzen Strenge, die er in so einer Situation aufbringen konnte.

»Fick dich!«, stieß der Junge unter ihm hervor. Wie alt mochte er sein? Er konnte nicht mal zwanzig Jahre alt sein. Verdammt jung und verdammt kriminell.

»Ich kann auch gleich die Polizei rufen.«

»Bis die Bullen hier sind, bin ich längst weg«, erwiderte der unverschämte Einbrecher kampflustig.

Blake verstärkte seinen Griff um seine Brust und versuchte, den Geruch zu ignorieren, der von ihm ausging. Frisch geduscht verband sich sein Duft jetzt mit dem des Ozeans zu einem sehr verführerischen Bouquet. Blake atmete ganz flach und lehnte den Kopf etwas zurück, weil er sich sonst vermutlich noch näher zu dem Fremden gebeugt und an ihm geschnuppert hätte wie ein kranker Irrer.

Blake räusperte sich. »Wie wäre es, wenn wir einfach mal miteinander reden«, sagte er friedfertig und meinte es genau so.

»Ja klar«, erwiderte der junge Mann bissig und versuchte erneut, sich zu befreien.

Seine körperliche Aktivität stellte vollkommen komische Dinge mit Blake an. Dinge, die nicht passieren sollten, weil sie unangemessen und irrational waren.

»Halt verdammt noch mal still«, knurrte er dem Jungen ins Ohr. Wie durch ein Wunder gehorchte der und blieb still liegen.

»Wenn du wegen mir jetzt einen Ständer kriegst, raste ich aus«, sagte der Junge leise gegen den Boden.

Blakes Wangen wurden warm und er flehte seinen Körper an, sofort mit diesem Wahnsinn aufzuhören, mit dem er angefangen hatte. Er hatte recht. Eine Erektion in dieser Situation war vollkommen unangebracht und könnte ihn echt in Schwierigkeiten bringen, vor allem weil er immer noch auf ihm lag.

»Wenn ich jetzt von dir runter gehe, wirst du dich dann aufs Sofa setzen und dich mit mir unterhalten?«

»Wie wäre es, wenn ich einfach verschwinde und wir vergessen, was geschehen ist?«

»Du weißt, dass das nicht geht«, erwiderte Blake.

»Und warum bitte nicht?«

»Weil … du könntest Sachen gestohlen haben.«

Der junge Mann lachte auf. Seine Stimme klang jetzt viel tiefer und ihr Timbre schickte kleine Schauer durch Blakes Körper.

»Hier gibt es nichts zu stehlen. Ich habe noch nie ein so leereres Haus bewohnt wie dieses. Es sieht aus wie ein Museum. Und wenn ich deinen Fernseher geklaut hätte, dann hättest du das längst bemerkt.«

»Es ist ein Ferienhaus, deshalb ist es so leer«, verteidigte sich Blake.

»Es ist unpersönlich, steril und ungemütlich«, erwiderte der Junge.

Blake rollte sich von ihm hinunter und erhob sich. Dann streckte er die Hand aus und wartete, bis der Junge sie nach langem Zögern ergriff und ebenfalls aufstand.

Er warf ihm einen hitzigen Blick zu und machte einige Schritte rückwärts in Richtung der offen stehenden Fensterwand, während Blake seine Haare nach hinten schob und ihn beobachtete.

»Dann geh halt«, sagte er. Ihm fiel auf, wie ausgemergelt und dünn der junge Mann aussah, auch wenn er eine breite Brust und Schultern hatte. Man sah ihm an, dass er einst in guter Form gewesen war, doch ganz offensichtlich in letzter Zeit etwas gelitten hatte.

Blake bemerkte das Zögern in den Augen des jungen Mannes. Er umfasste den Gurt seines Rucksackes fester und wich einen weiteren Schritt zurück.

»Ich habe nichts geklaut«, sagte er, machte kehrt und rannte aus Blakes Haus.

Blake beobachtete, wie er über den Sand rannte, bis er irgendwann aus seinem Blickfeld verschwand. Er seufzte, dann ging er in den oberen Bereich seines Hauses und sah sich um.

Soweit er sehen konnte, fehlte in keinem der Zimmer etwas. Er war nicht mal sicher, in welchem der zwei leeren Schlafzimmer der Mann geschlafen hatte, denn beide Betten waren feinsäuberlich gemacht. Er konnte noch nicht lange hier gewesen sein, denn die Putzfrau hätte ihn bemerkt, als sie vorgestern das Haus auf seine Ankunft vorbereitet hatte.

Im Badezimmer entdeckte er zwei benutzte Handtücher, die zwar feucht, jedoch ordentlich zusammengelegt im Wäschekorb lagen. Ansonsten gab es keine weiteren Hinweise auf seinen geheimnisvollen Besucher.

Blake ging wieder zurück ins Erdgeschoss und entschied, dass es jetzt wirklich an der Zeit für einen Kaffee war. Für seinen Geschmack war das Zusammentreffen mit dem unwillkommenen Gast wirklich genug Aufregung für einen ganzen Urlaub gewesen.

Er verschloss die Fensterfront und sperrte damit das Geräusch der Wellen aus, schnappte sich Geldbeutel und Autoschlüssel und fuhr kurz darauf die Straße entlang, die ihn in das Städtchen bringen würde, wo er Kaffee, leckeres Essen und all die Sachen bekam, auf die er gerade Lust hatte.

Blake stellte den Wagen auf einem zentralen Parkplatz ab, ehe er die nur wenig belebte Main Street von Ann Harbor entlang ging, an der nicht nur mehrere Cafés und Restaurants lagen, sondern auch Souvenirläden, Spezialitätenläden und Kosmetiksalons.

Als er gerade zielstrebig auf sein Lieblingscafé zuging, entdeckte er eine Gestalt, die ihm nur allzu bekannt vorkam. Barfuß und hungrig schaute er durch das Schaufenster des Cafés.

Blake bemerkte, wie die wenigen Leute auf der Straße ihm verhaltene Blicke zuwarfen. Der Junge mochte nicht ungepflegt aussehen, doch seine Kleidung und abgemagerte Erscheinung verrieten, dass er gerade eine harte Zeit durchmachte und definitiv nicht in diese Stadt gehörte, in der sich vornehmlich wohlhabende Touristen aufhielten.

Verdammt.

Blake ging näher, räusperte sich geräuschvoll, um den Jungen nicht zu erschrecken, und schob die Hände in die Hosentaschen.

Der junge Mann fuhr trotzdem zu ihm herum und starrte ihn an. Sofort scannten seine Augen die Umgebung ab, ganz offensichtlich auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit.

Blake hob beschwichtigend eine Hand. »Hey, ich …«

»Hast du die Bullen gerufen?«

»Nein. Ich wollte nur einen Kaffee trinken.«

Der junge Mann starrte ihn unentschlossen an, dann über seine Schulter hinweg zum Café, als ob er zu entscheiden versuchte, was er als nächstes tun sollte.

»Du siehst aus, als könntest du auch einen Kaffee vertragen«, wagte Blake vorzuschlagen. »Wie wäre es, wenn du mit mir rein kommst und ich lade dich ein?«

»Warum?« Tiefstes Misstrauen ummantelte dieses eine Wort.

»Weil … weil ich Geld habe und du nicht?«, fragte Blake.

Der Junge schnaubte und umfasste den Gurt seines Rucksacks noch fester. »Ich brauch keine Almosen.«

»Okay«, erwiderte Blake. »Willst du jetzt einen Kaffee, oder nicht?«

»Ich …« Der Junge zögerte, dann leckte er sich über die Lippen. Das deutlich vernehmbare Knurren seines Magens füllte die angespannte Luft zwischen ihnen.

»Ich geh schon mal vor, du kannst einfach reinkommen und bestellen. Du musst mich nicht mal ansehen, oder so tun, als würdest du mich kennen.«

»Cool. Ich kenne dich nämlich auch nicht«, erwiderte der junge Mann mit ätzender Stimme.

Blake schnaubte und betrat das Café. Wie immer wurde er von Wilma, der Besitzerin, freudig begrüßt.

»Und ich dachte schon, ich würde dich dieses Jahr nicht mehr sehen«, sagte sie mit einem breiten Lächeln. »Warst du im Sommer unterwegs?«

»Ja, hatte einiges zu tun.«

»Verstehe. Wo hast du Nolan gelassen?«

Die Erwähnung seines Ex-Freundes ließ Blake zusammenzucken. Er griff nach seiner Geldbörse und öffnete sie angelegentlich, in der Hoffnung, etwas Zeit zu schinden. Schließlich aber seufzte er und holte tief Luft. »Wir haben uns getrennt. Ich habe mich getrennt.«

Ein betroffener Ausdruck legte sich auf Wilmas Gesicht. Trotz ihrer grauen Haare wirkte sie viel jünger, was vermutlich auch an ihrem beinahe faltenlosen Gesicht lag.

»Das tut mir leid, mein Lieber.«

»Schon gut. Es ist … besser so.«

Wilma nickte. »Manchmal ist es das.«

»Das Ferienhaus gehört uns beiden, ich weiß also noch nicht, wie es damit weitergehen wird.« Blake schluckte. Er liebte das Haus, er liebte Ann Harbor und seine Einwohner und wenn es nach ihm ging, würde er es behalten. Aber Nolan hatte nicht gut auf ihre Trennung reagiert. Er konnte Blakes Entscheidung nicht nachvollziehen. Er wollte sie nicht nachvollziehen. Und deshalb machte er Blake jetzt das Leben schwer.

Entschlossen, die trüben Gedanken abzuschütteln, nahm er den Kaffeebecher entgegen, den Wilma ihm reichte. Schwarzer Kaffee mit einem Schuss Sojamilch.

Wie immer.

»Danke. Hör mal. Vielleicht kommt gleich noch der junge Mann dort draußen herein und bestellt einen Kaffee. Seine Rechnung geht auf mich.«

Wilma sah an ihm vorbei nach draußen. Sie kniff die Augen zusammen und musterte den Jungen. »Bist du sicher?«

»Äh … ja.«

»Er hat keine Schuhe an.«

Blake lächelte. »Es ist ja auch warm draußen.«

»Hör mal, der Junge sieht aus, als würde er nichts Gutes im Schilde führen. Vielleicht wäre es besser, wenn ich Theo Bescheid gebe, damit er ihn etwas im Auge behält.«

Blake schüttelte schnell den Kopf. Auch wenn der Junge in sein Haus eingebrochen war, wollte er ihn nicht in Schwierigkeiten bringen. Das Letzte, was er wollte, war, einen Cop auf ihn zu hetzen. Warum auch immer. »Das ist nicht nötig. Wirklich. Er … er macht grad einfach nur eine harte Zeit durch … schätze ich.« Vielleicht fühlte er sich deshalb so zu ihm hingezogen. Weil Blake genau wusste, wie man sich fühlte, wenn man eine harte Zeit durchmachte. Es fühlte sich an, als würde sie niemals wieder enden, als gehörte die Traurigkeit von jetzt an dazu. Der Verlust und die Leere.

Blake schnaubte. Er sollte wirklich aufhören, in Selbstmitleid zu versinken. Seine Trennung von Nolan war der logische letzte Schritt in einer ganzen Reihe von Demütigungen und schlechten Entscheidungen gewesen. Er würde schon irgendwie klarkommen.

Nichtsdestotrotz hatte Nolan fast zehn Jahre zu seinem Leben gehört und es tat weh, einen Menschen daraus zu entfernen.

»Gib ihm einfach den Kaffee und was er sonst noch so bestellt.«

Wilma nickte. »Also gut.«

»Danke.«

Blake setzte sich an einen der Tische im hinteren Bereich des Cafés und schnappte sich die Tageszeitung. Der junge Mann stand noch immer vor dem Schaufenster und Blake beschloss, ihn zu ignorieren. Es war seine Entscheidung. Seine ganz allein.

Auch wenn es ihm nicht leichtfiel, konzentrierte er sich auf die Lektüre der Zeitungsartikel, die ihn weit weniger fesselten als der geheimnisvolle Einbrecher vor dem Café. Irgendwann hörte er, wie Wilma sich mit jemandem unterhielt. Auch wenn seine Neugier beinahe übersprudelte, sah er nicht auf.

Die Zeitung war das Interessanteste, was er jemals gelesen hatte. Zweifellos.

Eine Bewegung auf der anderen Seite des Tisches ließ ihn aufsehen. Zu seinem Erstaunen hatte sich dort der junge Mann hingesetzt. Er stellte eine Tasse vor sich ab, in der ein Teebeutel schwamm.

»Danke«, sagte der junge Mann und ließ den Blick durch den Raum schweifen.

»Gern geschehen. Nur Tee? Was ist mit Muffins? Die sind verdammt lecker.«

»Tee reicht«, beharrte der junge Mann. Er spielte mit dem Etikett des Teebeutels und hielt den Kopf gesenkt. »Tut mir leid, dass ich in dein Haus eingebrochen bin. Deine Alarmanlage ist echt scheiße.«

Blake schmunzelte. »Du denkst also, ich sollte nachrüsten?«

»Auf jeden Fall.«

»Okay. Ich werde das in Betracht ziehen.«

Der junge Mann sah auf und ihm direkt in die Augen. Ihr Blick verhakte sich und für einen Moment gab es nur sie beide.

Blake hielt unwillkürlich den Atem an und schluckte. Die Intensität des Blickes des Mannes war … berauschend. Er war geheimnisvoll und gleichzeitig machte es ihn verlegen, wie er auf ihn reagierte.

»Also … wenn du den Tee ausgetrunken hast, wirst du dir dann ein anderes Haus mit schlechter Alarmanlage suchen?«

Der Junge zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«

»Und wie lange machst du das schon?«

»Einbrechen?«

Blake nickte.

»Keine Ahnung. Eine Weile?«

»Vorhin hast du gesagt, du hättest das noch nie gemacht.«

Der Junge verdrehte die Augen. »Da habe ich halt gelogen.«

»Wie heißt du?«

Die Augen des jungen Mannes verzogen sich zu schmalen Schlitzen, durch die das Misstrauen deutlich sichtbar war. »Warum willst du das wissen?«

»Weil ich sonst nicht weiß, wie ich dich ansprechen soll.«

Mehrere Sekunden vergingen, in denen er vermutlich seinen nächsten Schritt abzuschätzen versuchte. »Adam«, sagte er schließlich leise.

Blake legte den Kopf schief. »Ist das dein richtiger Name?«

»Wen interessiert’s?«

»Mich.«

»Und wie heißt du?«

»Blake.« Er streckte Adam die Hand entgegen und wartete so lange, bis der sie ergriff. »Es freut mich, dich kennenzulernen, Adam«, sagte er und zu seinem Erstaunen meinte er es wirklich so. Es war nett, den jungen Mann nun bei einem Namen nennen zu können.

Adam.

Der passte irgendwie zu ihm.

»Okay, Adam, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe Hunger.«

»Du musst das nicht tun«, warf Adam ein.

Blake runzelte die Stirn. »Was denn?«

»Nett zu mir sein. Mir Sachen kaufen. So tun, als würde es dir gar nichts ausmachen, dass jemand in dein Haus eingebrochen ist.«

Blake lächelte. »Ich gebe zu, es macht mir nicht nichts aus, dass du bei mir eingebrochen bist. Aber ich schätze mal, du bist einer der ordentlichsten Einbrecher, die man sich so wünschen kann. Ich meine – du hast sogar deine Handtücher zusammengelegt.«

Adam errötete und ließ wieder den Blick durch den Raum schweifen.

»Also … lass mich dir Essen kaufen, und von mir aus können wir auch noch neue Schuhe für dich besorgen.«

»Das ist nicht nötig«, widersprach Adam schnell.

»Hast du denn Schuhe?«

Wieder errötete er, wieder wich er seinem Blick aus.

»Siehst du. Also, lass uns einfach ein bisschen Kram kaufen und dann sehen wir weiter.«

»Das musst du nicht«, wiederholte Adam. »Wirklich. Ich komme schon klar.«

»Gut. Das denke ich mir. Aber wäre es nicht schön, wenn es einen Vormittag lang … etwas leichter wäre?«

Jetzt starrte Adam ihn an, dann nickte er schließlich. »Ja. Schon.«

»Gut. Dann lass uns erst mal dafür sorgen, dass wir etwas Ordentliches essen, und anschließend gehen wir einkaufen.«

ZWEI

* * *

Adam

Sie bestellten Rühreier und Waffeln bei Wilma. Auf Blakes Drängen hin suchte Adam sich auch noch mit roten Wangen einen Orangensaft aus und wählte einen Obstsalat.

Als Wilma mit ihren vollbeladenen Tellern kam und sie gemeinsam aßen, sagte keiner von ihnen ein Wort, bis sie fertig waren. Blake wischte sich den Mund mit der Serviette ab und lehnte sich zurück. Er klopfte sich ein paarmal auf den flachen Bauch und seufzte zufrieden. »Das war so gut.«

Adam lehnte sich ebenfalls zurück. Es ging nichts über einen vollen Magen. Er war jetzt viel besser gelaunt und die pochenden Kopfschmerzen hatten etwas nachgelassen. »War es. Vielen Dank.«

»Hör auf, dich zu bedanken«, mahnte Blake mit der Selbstverständlichkeit eines Mannes, der nicht wusste, dass eine einzige Mahlzeit alles verändern konnte.

Adam wartete, bis Wilma ihre Teller abgeräumt hatte, dann warf er Blake einen ernsten Blick zu. »Ich weiß immer noch nicht genau, warum du so nett zu mir bist, aber … ich habe gelernt, dass niemand so etwas tut, nur aus reiner Nächstenliebe.«

»Nicht?«, fragte Blake und lehnte sich vor. Er faltete die Hände und hielt seinen Blick fest.

»Nein. Niemand tut das. Ich wollte einfach … ich wollte dir nur sagen, dass ich nicht mit dir ins Bett gehen werde. Nicht für Geld, nicht für Schuhe und auch nicht für Eier.«

Blake hob die Augenbrauen. »Jetzt bin ich aber enttäuscht.«

Bitterkeit zog durch Adams Innerstes, zumindest so lange, bis Blake loslachte. Dann runzelte er die Stirn.

»Es tut mir leid, dass du anscheinend schon Erfahrungen in diese Richtung machen musstest«, sagte Blake, als sein Lachen verklungen war. Er wurde wieder ernst. »Ich wünschte, das wäre nicht so. Aber ich bin nicht auf der Suche nach Sex. Himmel, im Grunde habe ich keine Ahnung, was ich hier wirklich tue. Du warst nur plötzlich da und irgendwie … ich habe die Möglichkeit dir zu helfen. Es tut mir nicht weh. Und dir erleichtert es das Leben. Also mach es nicht kaputt.«

»Es ist nur besser, wenn man sich vorher einigt und jeder Bescheid weiß«, murmelte Adam. Vertrauen war ein Gut, das er nicht mehr im Übermaß besaß.

»Da hast du recht«, bestätigte Blake. »Darf ich dir noch eine Frage stellen?«

Adam wollte Nein sagen, zuckte dann aber mit den Schultern. Er könnte die Frage immer noch unbeantwortet lassen.

»Wie alt bist du?«

»Fünfundzwanzig.«

Blake legte den Kopf schief. »Blödsinn.«

Adam spürte, wie seine Wangen warm wurden. Lügen war einfach nicht sein Ding, egal wie oft er es probierte.

Blake lehnte sich vor. »Wie alt?«, hakte er ernst nach.

»Zweiundzwanzig.« Adam verdrehte die Augen.

Blake lehnte sich wieder zurück und war offensichtlich zufrieden mit seiner Antwort. »Gut. Danke.«

»Und du?«, fragte Adam nun mit einem herausfordernden Tonfall.

Blake grinste. »Fünfundvierzig.«

»Wow.«

Blake zeigte mit dem Finger auf ihn. »Nicht so frech, Jungspund.« Er erhob sich und trat zu Wilma an die Kasse.

Adam beobachtete ihn. Wie er mit Wilma sprach und sie anlächelte. Er schien nett zu sein. Mehr als das. Er hatte ihn nicht an die Polizei ausgeliefert, keine Anzeige erstattet oder ihn auf eine andere Weise schlecht behandelt. Trotzdem schwelte in Adam noch immer das Misstrauen. Er war zu nett, zu freigiebig. Niemand war so. Er musste aufpassen. Aber es war schwer, Essen abzulehnen, wenn die letzte Mahlzeit schon so verdammt lange zurücklag. Es war schwer, menschliche Gesellschaft abzulehnen, wenige Momente, in denen er nicht allein war.

Nachdem er gezahlt hatte, verabschiedeten sie sich von Wilma und Adam folgte Blake aus dem Café. Sie standen mitten in der Sonne, die jetzt um die Mittagszeit ganz schön warm war – trotz des Windes, der vom Meer in die Stadt getragen wurde.

»Du brauchst nicht nur Schuhe«, sagte Blake entschieden und sah an seinem Körper hinab. »Sieh dich an. Du schwitzt dich zu Tode.«

Adam schnaubte. »Das Shirt ist weiß. Das heißt, es reflektiert die Sonne.«

»Blödsinn. Du brauchst Shorts und T-Shirts.«

»Bald kommt ohnehin der Winter«, widersprach Adam.

Blake lächelte, und verdammt, dieser Mann hatte wirklich ganz unglaublich nette Lachfältchen. Er sah nicht aus, wie einer dieser schmierigen Wichser, die ihm im vergangenen Jahr an die Wäsche gegangen waren und die ein Nein mit einem Ja verwechselten. Er kaufte ihm einfach so Kaffee und Essen, und das, obwohl er in sein Haus eingebrochen war.

Adam weigerte sich noch immer beharrlich, zu glauben, dass er wirklich den einzigen uneigennützigen Menschen auf dieser Welt getroffen hatte. Irgendwann würde auch Blake sein wahres Gesicht zeigen. Das Beste wäre es, wenn er sich zu diesem Zeitpunkt bereits irgendwo anders befand. In Sicherheit. So sicher, wie man auf der Straße eben sein konnte.

»Dort drüben gibt es Klamotten, die Kids in deinem Alter tragen wollen«, sagte Blake und deutete auf einen Sport-/Skaterladen, in dem nur die hippsten Klamotten verkauft wurden.

---ENDE DER LESEPROBE---