Touchdown - Trust me - T.C. Daniels - E-Book

Touchdown - Trust me E-Book

T.C. Daniels

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Gefühlsmensch trifft auf Bindungsphobiker Vor den Trümmern seiner gescheiterten Beziehung stehend, flüchtet Gabriel Foster nach Crystal Lake. Im Diner seines Freundes zu arbeiten, sich auf sein Training und seinen Hund zu konzentrieren, scheint die perfekte Ablenkung von seinem Liebeskummer zu sein. Dass er in der kleinen Stadt auf den bekanntesten Quarterback des Landes trifft, stand nicht auf seinem Plan. Auch nicht, dass Austin ihm mit seiner quirligen, lebensfrohen Art und der frechen Klappe irgendwie den Kopf verdreht. Zwischen Klippensprüngen und Sommergewittern, ungewollten Dates und schlagzeilenträchtigen Küssen verbringen sie den Sommer ihres Lebens. Dumm nur, wenn plötzlich Gefühle im Spiel sind. Und ein Geheimnis, das niemals gelüftet werden darf ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



TOUCHDOWN

TRUST ME

T.C. DANIELS

INHALT

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

Epilog

Nachwort

Danksagung

Für J. und alle anderen, die irgendwann einmal zweifeln.

Du bist genug und du bist perfekt.

1

Gabe

Ja, er befand sich auf der Flucht, und dafür würde er sich nicht entschuldigen.

Sein Plan war perfekt: Er wäre Lionel ein guter Freund, indem er für ein paar Wochen das Marriotts führte, während der zusammen mit seiner Familie mal wieder ein paar freie Wochen genießen konnte. Gabe konnte nicht mal mit Sicherheit sagen, wann Lionel zuletzt Urlaub gehabt hatte. Die Zwillinge waren jetzt sechs Jahre alt, hatten sie Crystal Lake jemals für längere Zeit verlassen?

Wie auch immer, ein Diner zu führen stand nicht auf seinem Lebensplan, und das würde sich auch nicht ändern, aber für ein paar Wochen versetzte es ihn in eine andere Realität. Es gab ihm die Gelegenheit, durchzuatmen, und sein ganzes bisheriges Leben, das sich in den vergangenen Wochen Stück für Stück in Luft aufgelöst hatte, zu vergessen.

»Komme gleich!«, rief Gabe einem älteren Ehepaar zu, das gerade das Marriotts betrat und sich nach einem freien Tisch umsah. Es herrschte Hochbetrieb, die Leute wollten zu Abend essen, bevor sie eine Bootstour auf dem See machten oder in ihren Ferienhäusern den Tag ausklingen ließen. Es war wahnsinnig viel los, die Lautstärke ohrenbetäubend – und er hatte keinen Koch.

Er war komplett am Arsch. Das Marriotts bot keine komplizierten Gerichte an, doch gleichzeitig zu kochen, zu servieren, abzukassieren und abzuräumen überstieg seine nicht mehr als rudimentären Fähigkeiten im Gastgewerbe.

Gabe rotierte, so schnell er konnte, verfluchte Lionel, der für den heutigen Abend keinen Back-Up eingeplant hatte, sodass er auf die Schnelle keinen Ersatz besorgen konnte.

Er. War. Erledigt.

Aus dem Augenwinkel registrierte er, dass zwei weitere Gäste eintraten und eine andere Gruppe lautstark begrüßten, außerdem schob sich ein einzelner Mann mit einem Rucksack durch den vollen Gastraum und ergatterte einen der letzten leeren Plätze an der Theke.

Gabe hetzte in die Küche, um die Burger-Pattys zu wenden, doch schon der Geruch sagte ihm, dass er wohl einen Moment zu lang draußen gewesen war. Die eine Seite der Fleischplatte war kohlrabenschwarz und verbrannt.

Er fluchte und warf die Pattys in den Müll, bevor er neue auf die Bratplatte legte. Öl spritzte in die Höhe und besprenkelte seinen Unterarm, was höllisch schmerzte.

Gabe unterdrückte einen weiteren Fluch und hetzte wieder nach draußen. Dort bereitete er hektisch eine neue Kanne Filterkaffee vor, bemerkte im Augenwinkel eine Bewegung, doch dachte er sich nichts dabei. Im Vorbeigehen schnappte er sich die andere, noch halbvolle Kaffeekanne von der Warmhalteplatte, wandte sich um und stolperte über Mac, seinen Dalmatinerrüden, der sich offenbar entschieden hatte, das Büro zu verlassen, in dem er gewöhnlich schlief, während Gabe im Gastraum arbeitete. Gabe hatte so viel Schwung, dass er nicht innehalten konnte. Irgendwie gelang es ihm, Mac nicht zu treten, dafür taumelte er mehrere Schritte vorwärts, ehe er zu Boden ging. Die Kaffeekanne entglitt seiner Hand und zerschellte ein paar Meter weiter auf dem Küchenboden.

»Mac! Sitz!«, rief Gabe hastig, als er mitbekam, wie sein Hund in seine Richtung sprang, weil für ihn gerade alles nach einem sehr lustigen Spiel aussah. Scherben in Hundepfoten waren ein Horrorszenario, an das er gar nicht weiter denken wollte.

»Komm her, mein Junge«, sagte plötzlich eine Stimme in seiner Nähe. Ein Mann war zu ihnen gekommen, griff nun nach Macs Halsband und zog ihn weg von der Unfallstelle. »Kannst du aufstehen?«, fragte er an Gabe gewandt, während er Macs geflecktes Fell beruhigend streichelte.

»Ja«, murmelte Gabe und erhob sich, darauf achtend, nicht selbst in eine der spitzen Glasscherben zu treten.

Der gesamte Raum war verstummt, die Leute betrachteten die kaffeebespritzte Wand und ihn, wie er sich langsam aufrichtete. Sein Hemd war voll mit Kaffee, ansonsten war jedoch glücklicherweise nichts passiert.

»Ich halte den Hund fest und du wischst die Scherben auf«, sagte der Mann plötzlich. Gabe zuckte zusammen, er hatte nicht bemerkt, dass er inzwischen neben ihn getreten war. Das Stimmengemurmel an den Tischen setzte wieder ein, Gabe war nicht länger der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, und das war auch verdammt gut so. So bekam niemand mit, wie er den wohl hübschesten Kerl aller Zeiten anstarrte. Er stand direkt neben ihm, roch himmlisch und sah ihn fragend und auch ein bisschen amüsiert an.

Gabe wollte etwas sagen, irgendetwas, aber er brachte kein Wort heraus. Stattdessen starrte er in seine tiefblauen Augen und auf das freundliche, offene Lächeln, dass der Fremde ihm jetzt schenkte. Er hatte zwei Grübchen in den Wangen und kleine Fältchen in den Augenwinkeln, die davon erzählten, dass er gerne lachte.

»Nicht nötig«, sagte Gabe schnell, denn direkt, nachdem er ihn vielleicht einen Augenblick zu lange abgecheckt hatte, setzte sein Verstand wieder ein. Er wusste natürlich, wer dieser Mensch war. Was zur Hölle tat Austin Perkins in Crystal Lake?

»Ich glaube schon. Wenn du nicht aufpasst, läuft dein Hund in die Scherben, und dann hast du den Salat.«

»Ja, ich weiß, ich wollte …«

»Hast du einen Besen und eine Schaufel hier?«

»Ich sagte doch, dass ich keine …«

Austin legte den Kopf schief und grinste. »Ich habe dich gehört, das ändert aber nichts daran, dass dort hinten Scherben liegen und sich quer durch den Raum verteilen. Ich halte Mac fest und du putzt. Das ist keine große Sache.«

Weil er Recht hatte, ging Gabe ohne weiteren Protest in die Küche und holte Besen und Schaufel aus einer kleinen Kammer. Austin hielt Mac noch immer an seinem Halsband fest, obwohl der leise winselte, als Gabe sich um die Scherben kümmerte.

Er würde einen neuen Besen kaufen müssen. Und eine Kaffeekanne. Und er brauchte Aushilfen! Und während ihm all diese Gedanken durch den Kopf schossen, sah er über seine Schulter und starrte direkt auf den Hintern des derzeit erfolgreichsten Quarterbacks von ganz Amerika.

Austin hatte sich zu Mac hinuntergebeugt und redete leise mit ihm. Gabe war es völlig egal, was er sagte, hauptsache, er blieb in genau der Position stehen und … Austin richtete sich auf und drehte sich um, weshalb Gabe schnell wegsah und die letzten Scherben aufkehrte.

»Okay, ich glaube, ich habe alles erwischt.« Er entsorgte die Scherben und sah Austin an. Er konnte einfach nicht wegsehen, es kam ihm vor, als würde dieser Mann ihn magnetisch anziehen. Er trat zu Austin und Mac und streichelte seinem Hund über den Kopf. Der hechelte los, sodass sein Überbiss deutlich sichtbar wurde.

Kleines Monster.

»Ich bringe Mac besser mal wieder nach hinten«, sagte Gabe und wollte sich abwenden, denn er hatte wirklich viel zu tun, doch da griff Austin nach seinem Handgelenk und hielt ihn zurück. Er griff nach seinem Handgelenk! Gabe sah auf ihre miteinander verbundenen Körper hinunter, betrachtete sie voller Faszination, noch ehe er den Druck von Austins Fingern wahrnahm, der mehr als angenehm war. Seine Hände waren riesig und warm und fühlten sich wahnsinnig gut an.

»Brauchst du irgendwie Hilfe? Es sieht ein bisschen … naja … chaotisch bei dir aus«, sagte Austin und sah sich um. Gabe folgte seinem Blick, entdeckte jede Menge Tische, die noch nicht mal ihre Bestellung aufgegeben hatten, ungeduldige Gesichter und Getuschel.

»Nein, ich …«

»Ich könnte dir in der Küche helfen. Du versorgst die Leute hier draußen und ich kümmere mich um …« Er hielt inne und schnupperte in die Luft. »Hier riecht es verbrannt.«

Gabe fluchte, riss sich von ihm los und sprintete zurück in die Küche. Die nächsten Burger-Pattys waren verbrannt und landeten bei den anderen im Müll. Heute war ein beschissener Tag! Der beschissenste Tag aller beschissenen Tage in einem Jahr voller beschissener Tage, um genau zu sein.

Als er sich umdrehte, entdeckte er Austin, der gerade eine Schürze vom Haken neben der Tür nahm und sie um seinen wirklich hinreißenden, perfekt trainierten Körper band. Gabe fragte sich unwillkürlich, ob die Leute dort draußen auch schon bemerkt hatten, welche Prominenz sich gerade im Marriotts aufhielt.

Natürlich waren die Einwohner von Crystal Lake das inzwischen auf eine gewisse Art gewohnt, immerhin war Ethan Leland hier aufgewachsen und lebte seit einigen Jahren wieder in der kleinen Stadt, zusammen mit seinem Ehemann Jake. Er hatte bestimmt immer mal wieder alte Freunde aus der NFL zu Besuch. Wahrscheinlich war Gabe der einzige Mensch, der so komisch auf Austin Perkins reagierte.

»Was tust du da?«, fragte er und zwang sich, seine Überlegungen zu unterbrechen.

»Helfen«, sagte Austin und grinste. Er trat näher, und der Geruch seines Parfüms umschmeichelte Gabes Nase. Er hatte noch nie so etwas gerochen. Es war männlich und warm und holzig. Einfach betörend.

»Ich glaube nicht, dass das Gesundheitsamt …« Er suchte händeringend nach einem Grund, warum Austin unbedingt und sofort von hier verschwinden musste.

Austin lachte auf. »Komm schon! Wir sind hier in Crystal Lake. An einem Freitag Abend. Kein Gesundheitsamt ist hier, nur du, dein Hund und das riesengroße Chaos in diesem Diner. Willst du wirklich keine Hilfe?«

»Oh! Der Hund!« Gabe wollte an Austin vorbeieilen, doch der hielt ihn auf.

»Ich habe ihn wieder ins Büro gebracht. Sag einfach ja«, sagte er dann mit schmeichelnder Stimme. Er schmunzelte und wartete mit schräggelegtem Kopf, bis Gabe einknickte.

»Also gut«, seufzte er.

»Geht doch«, frohlockte Austin. Er sah sich um, betrachtete die Fritteuse, die Bratplatte, die vermutlich einen ganzen Vulkan aus Öl spritzen würde, sobald man etwas darauf legte, und all das ungewaschene Geschirr, das sich im Waschbecken stapelte.

»Okay. Du: raus. Versorg die Leute mit Getränken und nimm ihre Bestellungen auf. Habt ihr eine kleine Karte?«

»Ja, aber …« Gabe hielt inne. »Gibst du mir gerade in meinem Diner Anweisungen?«

»Irgendjemand muss das Schiff vor dem Sinken bewahren und im Moment bist das nicht du. Gib den Leuten die kleine Karte, mehr schaffen wir heute nicht.«

»Aber …«

»Raus«, befahl Austin. Die Lachfältchen in seinen Augenwinkeln waren wieder da, und Gabe folgte seiner Anweisung. Raus. Weg von ihm.

* * *

»Was ist das?«, fragte Austin und deutete auf den Schwung an Papierzetteln, die Gabe gerade fein säuberlich mit Magneten an den dafür vorgesehenen Wandschrank gehängt hatte.

»Die Bestellungen.«

»Brauche ich nicht. Es reicht, wenn du mir in die Küche rufst, was du brauchst.«

»Aber …«

»Ernsthaft. Lass den Papierkram weg. So arbeite ich nicht.«

Gabe verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief, während Austin mit fliegenden Händen den Bacon wendete und gleichzeitig ein Omelett auf einen Teller schob. »Hat jemand ein Omelett bestellt?«

»Das würdest du wissen, wenn du auf die Zettel sehen würdest.«

Austin lachte auf und schüttelte den Kopf. »Wenn du wirklich genug Zeit hast, jetzt mit mir darüber zu diskutieren, dann sollte ich vielleicht verschwinden, denn anscheinend brauchst du doch keine Hilfe.«

»Ich brauche Hilfe, aber es nützt niemandem etwas, wenn du am Ende die Hälfte der Bestellungen vergisst.«

»Da hast du recht. Doch das wird nicht passieren.«

»Weil du ab sofort mit den Zetteln arbeitest?«

Austin strich sich die Hände an seiner Schürze ab und sah ihn eindringlich an. »Meine Arbeitsweise oder keine Arbeitsweise. Du kannst es dir aussuchen.«

»Ich mag nicht, wie bestimmend du gerade bist«, erwiderte Gabe trotzig. Das hier war sein Diner. Zumindest sowas in der Art. Er war der Boss und hatte das Sagen, und nur weil ein erstklassiger Quarterback überraschend in Crystal Lake aufschlug und sich zufällig als sein rettender Engel herausstellte, bedeutete das noch lange nicht, dass er alles tun würde, was er verlangte.

Sie sahen einander für einen Moment lang schweigend an, dann seufzte Gabe. »Ich bringe Zettel und werde laut sagen, was bestellt wurde.«

»Perfekt.« Austin klatschte in die Hände und reichte ihm dann mit einem feierlichen Gesichtsausdruck den Teller mit dem Omelett. »Ein Omelett für irgendjemanden.«

Gabe zog eine Grimasse, nahm den Teller und ging nach draußen.

Während des gesamten Abends hielt er sich an ihre Vereinbarung. Er las die Zettel mit den Bestellungen laut vor und hängte sie dann auf. Halb erwartete er, dass Austin Mist baute und sie am Ende ein riesiges Durcheinander aus falschen Bestellungen haben würden, die sie nicht zuordnen konnten, doch das passierte nicht.

Austin schien ein fantastisches Gedächtnis zu besitzen. Ohne Probleme arbeitete er alles mühelos in der richtigen Reihenfolge ab. Wann immer Gabe einen Blick in die Küche warf, war Austin konzentriert am Braten, Schneiden und Brutzeln, als hätte er nicht sein Leben lang in der NFL gespielt, sondern an einem Herd gestanden.

Der Abend war schneller vorübergegangen als ein Wimpernschlag. Nachdem auch der letzte Gast das Diner verlassen hatte, drehte Gabe das Schild herum und schloss die Tür hinter sich. Es war kurz nach elf Uhr, aber ihm war glasklar, dass er noch ewig hier drin festhängen würde, bis alles aufgeräumt war.

Nachdem er nach Mac gesehen hatte, ging er in seiner Begleitung nach hinten in die Küche, wo Austin stand und gerade mit dem Abwasch begonnen hatte. Er schüttelte den Kopf und trat neben ihn. Der Duft seines Parfüms war nicht mehr so ausgeprägt, aber noch immer wahrnehmbar, neben dem Geruch nach Frittierfett und Öl. Seine dunkelblonden Haare waren verstrubbelt, doch das Lächeln war noch nicht verschwunden.

»Ich mache den Rest. Wirklich«, sagte Gabe nachdrücklich.

»Was? Bist du verrückt? Sieh dir mal an, wie viel Geschirr das ist. Warum gibt es hier drin eigentlich keine größere Spülmaschine?«

»Weil … keine Ahnung.«

»Okay, dann lass mich anders fragen: Wo ist Lionel?«

Austin war scheinbar nicht das erste Mal in Crystal Lake, sonst würde er Lionel nämlich nicht kennen.

»Er ist im Urlaub und ich bin seine Vertretung.«

»Das erklärt vieles.« Austin lächelte und tauchte seine Arme bis zu den Ellenbogen in das schäumende Wasser. »Und was ist passiert, dass du heute Abend so in die Bredouille geraten bist?«

»Meine Köchin ist ausgefallen und ich hatte niemanden, der für sie einspringen konnte.«

»Das ist scheiße.«

Gabe grinste. »Ist es. Danke, dass du mir den Arsch gerettet hast.« Er schnappte sich ein Handtuch und nahm das nasse Geschirr entgegen, dabei achtete er sorgfältig darauf, dass sich weder ihre Finger, noch sonst irgendwelche Körperteile berührten. Wenn es eins gab, das er in den letzten Wochen gelernt hatte, dann, dass sexuelle Anziehung nichts war. Überhaupt nichts. Und Austin war die personifizierte sexuelle Anziehung.

»Nicht dafür. Es hat Spaß gemacht, mal wieder in einer Küche zu stehen.«

»Weil dir sonst immer alles geliefert wird?«, hakte Gabe nach.

Austin lachte. »Okay, ich war mir nicht sicher, aber scheinbar hast du mich erkannt.«

»Ich bitte dich«, schnaubte Gabe und stellte den Topf in den Schrank. »Es gibt niemanden, der dich nicht erkannt hat.«

»Dann begrüße ich die Art und Weise, wie zurückhaltend die Leute waren.«

»Sie sind okay.«

»Ja.« Austin reichte ihm eine Pfanne. »Ich habe als Schüler in einem Diner wie diesem gejobbt. Ich war der schnellste Küchenjunge der Welt, das kann ich dir sagen.« Er grinste jetzt und Gabe merkte ihm an, wie stolz er auf seine vergangenen Heldentaten war. Als er nichts darauf erwiderte, sah Austin ihn von der Seite an, und dieser eine Blick reichte, um seinen gesamten Körper zum Kribbeln zu bringen.

Holy Shit!

»Du weißt jetzt ziemlich viel von mir, aber ich rein gar nichts von dir. Verrätst du mir deinen Namen?«

»Meinen … wie bitte?«

»Deinen Namen. Wir hatten keine Zeit uns vorzustellen, also … ich habe keine Ahnung, wie du heißt.«

Gabe lachte auf. Das war verrückt und ihm überhaupt nicht aufgefallen. »Gabe. Ich heiße Gabe.«

»Gabe für Gabriel?«

Er nickte. Irgendwie fehlten ihm ein wenig die Worte, seit Austin in das Diner gekommen war. Er fühlte sich seltsam befangen und wäre am liebsten einfach nur allein.

Sie beendeten den Abwasch recht schnell, und er hatte sich gerade daran gemacht, die Stühle auf die Tische zu stellen, damit er morgen früh schneller beim Putzen wäre, als er das Pling der Mikrowelle vernahm. Gleich darauf kam Austin mit zwei dampfenden Tellern in der Hand heraus.

»Abendessen, Liebling!«, flötete er vergnügt und stellte beide Teller auf den Tresen. Mac folgte ihm auf den Fuß und beobachtete ihn hechelnd.

Okay, das war richtig nett von ihm. Gabes Magen fand das auch, weil er prompt in diesem Moment knurrte. Sie setzten sich an den Tresen und aßen schweigend. Mac wich keinen Zentimeter von Austin, sondern beobachtete ihn ununterbrochen, was überhaupt nicht üblich für ihn war. Mac war eigentlich nur auf eine Person fixiert. Gabe.

Als Austin fertig gegessen hatte, seufzte er auf und fuhr sich über den Bauch. »Das war der beste Burger, den ich jemals gegessen habe.«

Gabe musste lachen. »Eigenlob stinkt.«

Austin zuckte nur mit den Schultern, ging dann mit beiden Tellern zurück in die Küche und spülte sie ab, während Gabe die Arbeiten im Gastraum beendete. Als sie fertig waren, war es bereits nach Mitternacht. Mac schnüffelte an Austins Hosenbein, und der tätschelte ihm völlig selbstverständlich den Kopf. Sah ganz nach Liebe auf den ersten Blick aus.

»Okay, also … soll ich dich irgendwo hinbringen? Ins Hotel, oder …« Er hatte keine Ahnung, wo er sonst wohnen könnte.

»Ach, ich werfe Ethan und Jake jetzt aus dem Bett. Wenn sie hören, dass ich heute Abend nett zu dem Mann aus dem Diner gewesen bin, werden sie bestimmt nicht so wütend darüber sein.«

»Also … Jake und Ethan sind noch im Urlaub. Sie bereisen mit Harlow und Leo für ein paar Wochen Europa.«

Das erste Mal an diesem Abend verschwand das allgegenwärtige verschmitzte Lächeln Austins Gesicht. »Oh.«

»Ich sag dir was: Du kannst heute bei mir auf der Couch schlafen. Und morgen rufst du die beiden an oder nimmst dir ein Hotelzimmer, oder sonst etwas.«

Austin nickte langsam. »Klingt nach einem guten Plan.«

2

Austin

Sie verließen das Diner, und nachdem Gabe abgeschlossen hatte, ging er um die Hausecke herum auf eine Treppe zu, die nach oben führte. Er schloss auf und gleich darauf standen sie in einem winzigen Appartement. Es war zweckmäßig und ohne Schnickschnack eingerichtet, und Austin ging davon aus, dass Gabe nur während seiner Vertretungszeit hier lebte.

»Hey, was machst du denn, wenn du nicht gerade im Chaos versinkst?«, fragte er, als er seinen Rucksack neben der Tür auf den Boden gestellt hatte. Der verärgerte Blick, den Gabe ihm auf seine Frage hin zuwarf, war ziemlich niedlich. Wenn er raten müsste, würde er sagen, dass er in der Werbebranche unterwegs war. Er würde dorthin passen, mit seinem akkurat gestutzten Bart und der Brille mit schwarzem Rand. Er sah stylisch und unnahbar aus, wie eben einer der Kerle aus der Werbung. In seinem Schrank hingen sicherlich jede Menge Hemden in weiß und vielleicht sogar rosa, und die enganliegenden Hosen würden ihn noch heißer aussehen lassen, als es die ausgebeulte Jeans jetzt schon tat.

»Ich bin Lehrer«, sagte Gabe in diesem Moment und katapultierte ihn damit zurück in die Gegenwart. Lehrer. Jede Menge schmutziger Fantasien schossen ihm in den Kopf, und auf einmal wurde ihm warm. Sehr warm.

»Wow.« Das klang jetzt vielleicht einfallsloser, als es gedacht war. »Und was lehrst du?«

»Mathematik und Sport.« Gabe wandte sich ab und trat an einen Wandschrank, aus dem er ein Kissen und eine Wolldecke nahm. Aus einem anderen holte er ein weißes Leintuch und drapierte es über der Couch.

»Es sieht nicht sonderlich bequem aus, aber für eine Nacht sollte es reichen.«

Kam es nur ihm so vor, oder betonte Gabe die Worte eine Nacht besonders deutlich?

»Ich bin nicht anspruchsvoll«, sagte Austin, woraufhin Gabe schnaubte. »Was?« Er war nett und höflich, aber irgendwie hatte Austin das Gefühl, dass er Gabe verärgert hatte, was komisch war, denn er hatte ihm ja schließlich vorhin aus der Patsche geholfen.

»Dort vorne ist das Badezimmer, gegenüber die Küche. Ich versuche leise zu sein, wenn ich morgen früh nach unten gehe«, sagte Gabe, ohne auf Austins Frage einzugehen. »Mac muss noch kurz raus«, setzte er hinzu, und im nächsten Moment hatte er das Appartement schon wieder verlassen.

Austin sah sich um, inspizierte das altmodische Badezimmer und die funktionalste, liebloseste Küche aller Zeiten, ehe er sich auf das Sofa setzte. Er war müde, der Flug und die anschließende Fahrt mit dem Taxi nach Crystal Lake waren lang gewesen. Der Abend hatte zwar eine überraschende Wendung genommen, indem er auf Gabe getroffen war, den heißesten Lehrer, den er jemals kennengelernt hatte, aber jetzt saß er hier und war allein. Das war eigentlich einer der Gründe, warum er überhaupt hierhergekommen war. Weil er auch in Seattle allein herumgesessen hätte. So richtig allein.

Während seine ehemaligen Teamkameraden nämlich ins Trainingslager aufgebrochen waren, war er zurückgeblieben. Mit einer Karriere, die viel zu früh geendet hatte, ohne Familie, ohne Freunde, denn sein Leben hatte sich immer nur in der Mannschaft abgespielt. Dort waren die Menschen, die ihm viel bedeuteten und alles über ihn wussten. Na ja, zumindest fast alles.

Austin schnappte sich die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Er wollte nicht über sein Leben oder all die Menschen nachdenken, die nach und nach daraus verschwinden würden, weil es einfach so lief. Er hatte seinen Vertrag mit den Seattle Pirates und gleichzeitig seine Karriere zum Ende der letzten Saison beendet und war dabei auf eine Menge Unverständnis von allen Seiten gestoßen. Vor allem seine Coaches und die Manager aus der Chefetage hatten ihm einige gute Angebote gemacht, damit er seinen Vertrag nicht beendete. Vielleicht hatte die chronische Entzündung seiner Achillessehne ihm letztendlich aber dabei geholfen, vorzeitig aus dem Vertrag zu kommen. Er war gerade erst auf dem Weg zum Höhepunkt seiner Karriere gewesen, hatte mitten im Leben gestanden. Aber nachdem seine Assistentin schwanger geworden war, hatte sich ihm die Frage gar nicht gestellt. Ohne Marsha gab es keinen Austin Perkins. Nicht in der NFL. Und im Grunde auch sonst nirgends.

Eine Formel, die leicht zu berechnen war, was aber nicht bedeutete, dass es deshalb weniger schmerzte.

* * *

Gabe

Austin schlief, als er zurückkam. Gabe schaltete den Fernseher aus und war einen Moment sogar versucht, ihn zuzudecken, doch dann tat er es doch nicht. Er benutzte so leise wie möglich das Badezimmer, ehe er sich in sein Bett stahl und an die Decke starrte. Er lauschte auf die Geräusche, die Mac am Fußende seines Bettes verursachte, ehe der Hund eine bequeme Position gefunden hatte und eingeschlafen war.

Wie so oft in den Nächten der letzten Wochen war ihm Schlaf nicht vergönnt. Stattdessen rauschten seine Gedanken zurück in sein altes Leben. Ja, er war Lehrer für Sport und Mathematik, seine Schüler hatten ihn gemocht, und er war ziemlich gut in seinem Job gewesen.

Doch dann waren Dinge passiert. Dinge, die er sich nicht mal in seinen schlimmsten Albträumen ausgemalt hätte. Dinge, die ihm den Boden unter den Füßen weggezogen hatten und sein gesamtes Leben, alle seine Pläne, Wünsche und Träume in Frage gestellt hatten.

An diesem Abend fühlte er sich besonders von den Ereignissen der letzten Wochen wieder eingeholt. Er hatte wirklich schwer daran gearbeitet, alles zu vergessen, sich nur auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Und dann war Austin ins Marriotts spaziert und hatte ihn daran erinnert, dass er keine leblose Hülle war, sondern immer noch ein Mann, der auf andere, attraktive Männer reagierte.

Als Footballfan hatte er – natürlich – Austins Karriere mitverfolgt und auch die eine oder andere Schlagzeile mitbekommen. Austin war einer jener Männer, die man nicht einfangen konnte. Als erster und einziger geouteter bisexueller aktiver Spieler in der NFL, war die Presse besonders scharf auf ihn. Täglich wurde er abgelichtet, mit neuen Begleitungen an seiner Seite, wie er sein Leben genoss und Spaß hatte. Gabe wollte nicht wissen, wie viele gebrochene Herzen seinen Weg pflasterten.

Obwohl er Austin eigentlich gar nicht kannte, verkörperte der all das, was Gabe verabscheute und ganz schnell hinter sich lassen wollte.

* * *

Er konnte nicht länger als zwei Stunden geschlafen haben und fühlte sich wie gerädert, als sein Wecker klingelte. Die Gedanken waren wie auf einem siebenspurigen Highway durch seinen Kopf gejagt. Nur die pure Erschöpfung hatte ihm schließlich ein paar wenige Minuten leichten Schlafs geschenkt.

Es war kurz vor vier Uhr früh, und heute brauchte er all seine Disziplin, um sich aus dem Bett zu schälen. Gabe schlüpfte in seinen Neoprenanzug, der ihn vor der empfindlichen Kälte des Wassers schützen würde, ehe er zum Hafen hinunter ging. Bereits an seinem ersten Tag hatte er eine Stelle entdeckt, an der er problemlos ins Wasser steigen konnte. Er schwamm immer früh, weil niemand sonst um diese Zeit hier war. Die Fähre würde ihre erste Fahrt erst kurz nach sechs Uhr machen und die Motorboote ankerten schweigend, nur von sanften Wellen bewegt.

Es war still hier draußen, und Gabe schaffte es, seine Gedanken einzig und allein auf seine Schwimmtechnik und seine Atmung zu fokussieren. Es tat gut, dass es für eine Stunde nichts anderes gab als den Weg durch das Wasser. Als passionierter Iron Man-Teilnehmer gehörte das tägliche Training zu seinem Leben wie der morgendliche Kaffee. Er liebte die Herausforderung, die Härte, sogar die Überwindung, die es oft brauchte. Aber am meisten liebte er, dass die Kids sich davon inspirieren ließen. Im letzten Jahr hatte seine Klasse an einem Halbmarathon teilgenommen, was wirklich aufregend gewesen war. Jeder einzelne von ihnen hatte gesehen, was er erreichen konnte, wenn er kontinuierlich an sich arbeitete und niemals aufgab.

Ein Rat, den er sich vielleicht hin und wieder selbst zu Herzen nehmen sollte.

Nach dem Schwimmtraining schlich er sich zurück in die Wohnung. Er duschte schnell und fütterte Mac, dann machten sie ihre Morgenrunde, ehe er das Marriotts aufschloss. Nachdem er die Böden gereinigt hatte, bereitete er den Teig für die Buttermilch-Pancakes nach Lionels Rezept zu, nahm die Lieferung der Bagels, Muffins, Donuts und verschiedener Brotsorten vom Lieferanten entgegen, die er in der Vitrine ausstellte. Lou war auch heute Morgen als seine Köchin eingeteilt, doch Gabe ging davon aus, dass ihre Grippe seit gestern noch nicht besser geworden war. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war eine kranke Angestellte, die die Gäste ansteckte. Es war klüger, wenn sie sich erst vollständig auskurierte, bevor sie den Dienst wieder aufnahm.

Das bedeutete jedoch gleichzeitig, dass er wieder allein war. Er konnte sich nicht entscheiden, was schlimmer war: morgens allein zu sein oder abends. Morgens kam viel Laufkundschaft vorbei, die schnell und effizient bedient werden wollte, bevor sie anfing zu arbeiten. Die Frühstücks-Leute kamen später, das würde ihm vielleicht einen kleinen Puffer verschaffen.

Die altmodische Glocke über der Tür des Diners bimmelte und Gabe sah stirnrunzelnd auf, denn um diese Zeit hatte sich noch nie ein Gast hierher verirrt. Offiziell hatte das Diner noch nicht mal offen.

»Komme ich zu spät?«, fragte Austin. Seine Augen waren noch klein und schlaftrunken, und sogar so sah er heiß aus. Austin, frisch geliefert von seinem Sofa.

Fuck.

»Zu spät wofür?«, hakte Gabe nach.

Bevor Austin antworten konnte, wurde er bereits von Mac begrüßt, der aus dem Büro gekommen war und jetzt schwanzwedelnd um Austin herumsprang. Gabe blinzelte, weil er seinen Hund so nicht kannte. Er war zu jedem freundlich, aber nie so übermütig.

»Na, für die Morgenschicht.«

Gabe blinzelte. »Du …?«

»Hast du denn einen Ersatz?« Austin kam näher. Seine Haare waren im Nacken noch feucht und kräuselten sich, während sein Körper nach Duschgel roch. Nach seinem Duschgel.

»Also, ich … nein«, gab Gabe dann zu.

»Gut. Ich möchte eine Vorab-Bezahlung in Form eines riesigen Kaffees, dann werde ich dir helfen.«

»Zu gütig«, murmelte Gabe und betätigte die Kaffeemaschine. Er wäre dumm, wenn er Austins Angebot ausschlagen würde. Er hatte bereits gestern bewiesen, dass er gut in der Küche zurechtkam und ihm damit den Arsch gerettet.

»Wo warst du heute Morgen?«, fragte Austin, als er an seinem Kaffee nippte.

»Schwimmen«, erwiderte Gabe. Er war nett. Wirklich. Auf eine einfache Art war er ausgesprochen nett und unkompliziert. Aber Gabes innerer Radar sprühte längst Funken vor lauter Überlastung.

Sei. Zur. Hölle. Nochmal. Vorsichtig.

»Schwimmen«, wiederholte Austin. »Im See?«

»Ja.«

»Warum?« Er klang so fassungslos, dass Gabe lachen musste.

»Ich muss trainieren.«

»Du schwimmst?«

»Schwimmen, Radfahren, Laufen«, zählte Gabe auf.

»Triathlon?«

»Iron Man.«

Austin nickte anerkennend und ließ seinen Blick über Gabes Körper gleiten. Ihm wäre es viel lieber, wenn der augenblicklich damit aufhören würde, denn es war, als würden seine Augen jede seiner Nervenzellen einzeln antippen, sodass sie zu vibrieren begannen, bis sein gesamter Körper ein einziges, aus dem Takt geratenes Stromwerk zu sein schien.

Er wandte sich schnell ab, und schenkte sich selbst einen Kaffee ein.

»Okay, du bist also klug, denn du bist Lehrer. Du bist sportlich, weil du für den verdammten Iron Man trainierst, und du bist diszipliniert, denn du stehst um vier Uhr morgens auf, und dann machst du auch noch guten Kaffee. Ich mag dich, Mann. Auch wenn ich mich neben dir faul und nichtsnutzig fühle.«

Gabes Wangen wurden warm und er erwiderte nichts darauf. Stattdessen ging er in die Vorratskammer und tat so, als würde er die Vorräte überprüfen. Als Austins Stimme plötzlich hinter ihm erklang, zuckte er zusammen.

»Soll ich die Bagels bestreichen?«

»Das wäre toll. Ich habe die Cheese Cream bereits zubereitet.«

»Okay.« Austin hatte sich wieder eine Schürze umgebunden und trat jetzt an die Arbeitsplatte. Gabe wäre am liebsten aus dem Raum geflüchtet, aber sie mussten so viel wie möglich schaffen, bevor die ersten Gäste kamen, also arbeiteten sie schweigend, was aber nicht bedeutete, dass Gabes Körper nicht jede Bewegung und jedes leise Geräusch, das Austin machte, wahrnahm.

---ENDE DER LESEPROBE---