Einfach Dual - Rainer Jaeckle - E-Book

Einfach Dual E-Book

Rainer Jaeckle

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Beschreibung

Dual - Plattenspieler? Ja klar, ich habe auch noch einen. Dual scheint noch nicht vergessen zu sein. und war über Jahrzehnte hinweg eine wirkliche Erfolgsgeschichte. Das Buch "Einfach Dual" wurde im März 2017 erstmalig veröffentlicht. Ich habe weiter recherchiert. Noch mehr Details und Bilder sind jetzt in der 4. überarbeiteten Auflage enthalten. Mein Ziel war, zumindest eine kleine schmale Brücke vom Schwarzwald über die dort entstandene Plattenspielerkultur bis hin zur Heimat meiner Familie zu schlagen. Und das mit Hilfe von Protagonisten, dem unbekannten Schreiber und eigenen Erinnerungen. Vielleicht wird dabei eine vergangene , aber ganz besondere Zeit wieder ein wenig lebendig und erfahrbar.

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Rainer Jaeckle

Einfach Dual

Mein Großvater war von Anfang an dabei

Das Hauptwerk in St. Georgen. Das Bild hing viele Jahre im Büro meines Vaters in Meßkirch.

Ausgabe vom 13. November 2020

Texte: © Copyright by Rainer Jaeckle

Umschlaggestaltung: © Copyright by Rainer Jaeckle

Verlag: Rainer Jaeckle, Beim Kastenkamp 6, 28844 Weyhe

E-Mail: [email protected]

Homepage: www.rainerjaeckle.de

Internet: www.einfachdual.blogspot.com

Druck: Epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Homepage: www.epubli.de

Inhalt

Zu diesem Buch

Die Fabrikanten Steidinger

Kreatives, wagemutiges Unternehmertum

Ein Überblick

Zeichen des Wandels

Drei Generationen führen Dual

An Weihnachten war Dual immer das Thema

Wo Dual-Mitarbeiter damals Urlaub machten

Der Gesangsverein gehörte auch dazu

Die Trompete von Josef Steidinger

Dual-Firmenausflug in den 50-iger Jahren

Der unbekannten Schreiber

Meine Aufzeichnungen

Feinmechanisches Geschick

Christians Militärzeit

Streit mit Tobias Bäuerle

Die neue Firma „Gebrüder Steidinger“

Christian Steidinger ist Mitbegründer von PE

Der Durchbruch für Dual

Die beiden Brüder im Streit

Die Trennung der Brüder

Harte Zeiten

Der Übergang in die Privatwirtschaft

Herr Knecht - ein Glücksfall für Dual

Betriebsführer und Gefolgshaft arbeiten zusammen

Mein Vater und „sein“ Werk 2

Das 10-jährige Dual-Jubiläum in Meßkirch

Bürgermeister Schühle lobt Dual

Das Werk 2 bekommt die Note sehr gut!

Dual-Start in der Meßkircher Haber-Halle

Die eigene Fabrik

Slogan „Unsere Mutti profitiert, Vati ist Dual rasiert“

Das 15-jährige Dual-Jubiläum in Meßkirch

Dual-Betriebsleitung und Meßkircher Stadtrat

Mein Cousin erzählt mir oft Dual

Andreas Martin: „Meine Erinnerungen an Dual“

Rosa Groß: Ein lieber Brief

Rosa Groß: „Vom sterbenden Schwan“

Rosa Groß: „Betriebsrats-Notizen“

Dual und der SV Meßkirch

Das Programm erinnert an den damaligen Zeitgeist

Ich mag Dual einfach

Quellenverzeichnis

Zu diesem Buch

Ich schreibe diese Erinnerungen nieder, weil meine Familie eng mit der Firma Dual verbunden ist. Mein Großvater, Johann Jäckle, war Werkführer der Firma Gebrüder Steidinger in St. Georgen.

Mein Vater, Helmut Jäckle, war Betriebsleiter des Zweigwerks in Meßkirch. Die ganze Verwandtschaft arbeitete entweder bei Dual oder Perpetuum Ebner. Das gilt nicht für mich. Meine Tätigkeit in der Firma beschränkte sich auf einen Ferienjob während meiner Schulzeit im Dual - Stammwerk in St. Georgen.

Das „Gesicht“ von Dual. Das Stammwerk in St. Georgen.

Wenn sich die Familie früher traf, war das beherrschende Thema immer Dual. Ich kann ein Lied davon singen. Als Kind und Jugendlicher habe ich das Geschehen bei Dual aus der Distanz aber auch aus der Nähe mitverfolgen können.

Sei es durch die schlechte Laune des Vaters, weil bei Dual gerade etwas nicht so lief, wie er sich das vorstellte oder weil ich das Privileg besaß, als Beifahrer von Herrn Szembeck mit dem blauen, großen Dual-Mercedes-Laster von Meßkirch über das Zweigwerk in Mönchweiler auf noch holprigen Straßen nach St. Georgen mitfahren zu dürfen.

In 2016 bin ich zufällig bei der Durchsicht der Unterlagen meines früh verstorbenen Vaters, er wurde nicht einmal 60 Jahre alt und starb 1984, auf die Firmengeschichte gestoßen, die ein unbekannter Schreiber verfasst hat. Sie hat mich beim Lesen richtig gefesselt. Ich dachte plötzlich an Apple, an Silicon Valley und an High-Tech.

Ich bin ja auch gebürtiger Schwarzwälder, aber das, was Christian Steidinger, der Gründer, da losgetreten hat, erinnerte mich an Steve Jobs. Das hätte ich jemandem in dem vermeintlich beschaulichen und trägen Schwarzwald nicht zugetraut. Jetzt wollte ich einfach mehr über die Vergangenheit wissen. So entstand die nachfolgende Geschichte über Dual und die Familie Jäckle.

Die Fabrikanten Steidinger

Mein Vater hat ein Album über Dual angelegt, in welches er Fotos, Dokumente und Zeitungsausschnitte eingeklebt hat. Die Fotos hat er noch mit Fotoecken, wie es damals in den 60-iger und 70-iger üblich war, eingeklebt.

Kreatives, wagemutiges Unternehmertum

Aus einem seiner Alben stammt der nachfolgende mit Schreibmaschine geschriebene Text auf Pergamentpapier.

Ich möchte nachfolgend Text wiedergeben. Er beschreibt die Schwarzwälder mit Ihren Fähigkeiten, die Voraussetzung waren für den späteren Erfolg von Dual

Ursprung

Die Vorfahren des Gründers unseres Werkes, Christian Steidinger, waren echte, handwerkstüchtige Schwarzwälder ganz so, wie sie in alten Chroniken geschildert werden. Unendlich fleißig, voller Ideen, verschlossen zwar, mit eigenem Sinn doch freiheitsliebend mit einem Hang, ins Weite zu ziehen und die Welt kennenzulernen.

In einem kleinen Schwarzwaldhaus im Grumpenloch, unweit von St. Georgen im Stockwald, betrieben die Voreltern eine Werkzeugmacherei für Uhrmacher, stellten Reibahlen aller Sorten her, Nadeln für Spindelbohrer und verschiedene Uhrmacher-Hilfswerkzeuge. Sie fertigten diese Dinge mit viel Geschick und Fleiß, unermüdlich, unter Mitarbeit der ganzen Familie und fast immer ohne Gesellen, nicht zuletzt, weil sie fürchteten, dass sie das Geheimnis selbsterdachter Geräte verlieren könnten.

Die Familie Steidinger aus dem Grumpenloch stand an der Spitze fortschrittshungriger Uhrmacher. Ihre Werkzeuge waren in der Uhren-Hausindustrie im ganzen Schwarzwald und darüber hinaus bekannt. Zeiten wirtschaftlicher Not half die kleine Landwirtschaft zu überwinden.

Der oft gerühmte, weltweite Sinn des Schwarzwälders zeichnete spürbar auch die alten Steidinger aus. Sie folgten der heimatlichen Tradition, trugen ihre Uhren selbst in der Krätze auf dem Rücken bis zum Balkan, wobei einer der Vorväter von einer der vielen Reisen, die er wohl im Frühjahr antrat, die Heimat nicht wiedersehen sollte. Er liegt in Ungarn in Debrezyn begraben.

Die Chronik berichtet, dass im stillen Haus im Grumpenloch die erste Spindelbohrmaschine mit Teilscheibe zum Bohren der Hohltriebstöcke für Schwarzwälder Uhren erfunden und angefertigt wurde. Es handelte sich um eine Konstruktion, die für die Uhrmacherei einen großen Fortschritt bedeutete und deshalb die Geschicklichkeit der Steidinger weithin berühmt machte.

Noch der Vater des Gründers, der gleichfalls Christian hieß, wohnte im Stockwald, zog aber nach seiner Verheiratung ins Städtlein St. Georgen hinein und stellte, wie sein Vater, Werkzeuge her. Man nannte ihn den Spindel-Christian, eben wegen der Fabrikation seiner berühmten Spindeln.

Ein Überblick

Die Bücher von Alfred Kotschenreuther über Dual und PE sind rar auf dem Büchermarkt. Trotzdem ist es mir gelungen über Ebay das Buch „Aufstieg und Niedergang der St. Georgener Phono-Industrie“ von 1984 zu erwerben. Darin ist eine Chronologie der Ereignisse rund um Dual und PE bereits enthalten. Nachfolgend in Abgrenzung zu diesem „Standardwerk“ versuche ich, die wichtigsten Ereignisse aus den Unterlagen meiner Familie abzuleiten und damit auch andere Schwerpunkte zu setzen.

1890 Die Steidinger waren noch nicht den Fabrikaten-Status in St. Georgen. Das Zeitalter der Industrialisierung hatte St. Georgen aber schon erreicht. Die Dampfmaschine hat schon Einzug gehalten. Es gab schon eine Reihe von Unternehmen wie die Uhrenfabrik Tobias Bäuerle, J.G. Weiser, die Werkzeugmaschinen fertigten oder die Gebrüder Heinemann, die Dampfmaschinen, sogenannte Lokomobile, einsetzten und bis zu 100 Arbeiter hatten.

An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Exkurs machen, um anhand eines Beispiels, das wagemutige und einsatzfreudige Unternehmertum damals in St. Georgen aufzuzeigen. Der nachfolgende Auszug stammt aus dem Lebenslauf von Christoph Heinemann, den ich in den Unterlagen meines Vaters gefunden habe.

Ich(Anm.: Christoph Heinemann)und Heinrich(Anm.: sein Bruder) sahen uns das „Maschinle“ an, es gefiel uns gut, aber Göringer (Anm.: Verkäufer) hatte keine Zeit, und wir mussten uns die Sache auch überlegen und schauen, wo Geld hernehmen. Wenn meine Kinder und Enkel in dem alten Hauptbuch vom Jahre 1866 nachlesen, wie armselig Bruder Heinrich das Geld von Mutter zurückbezahlte, und wie wir beide später das Kostgeld für unsere Arbeiter ihr zurückbezahlten, dann werden sie sehen, wie schwer wir angefangen haben.

Wir beide, Heinrich und ich, hatten keine Ruh mehr, und so brachten wir endlich das Geld soweit zusammen. Bruder Heinrich fuhr Mitte September wieder nach Rippoldsau und erhandelte das Lokomobil frank Hausach für 550 Markt.

Es wurde der Tag festgelegt, wann Göringer das Lokomobil nach Hausach bringt und möglichst etwas früh am Vormittag, da wir es mit dem Fuhrwerk in Hausach abholen lassen wollten. Löwenwirt Haas hatte zwei Pferde, und wir bestellten ihn zum Holen.

Der Knecht fuhr hier früh weg und war um 9 Uhr schon in Hausach. Bruder Heinrich fuhr mit dem ersten Zug nach dorten und passte alles gut ab. Am Bahnhof wurde die Lokomobil mit dem Kranen auf unser Fuhrwerk gebracht und so konnte der Knecht schon um 11 Uhr in Hausach abfahren.

Bruder Heinrich kam mit der Bahn heim. Wir glaubten nun, dass der Knecht mit Fuhrwerk längstens um 8 Uhr abends hier wäre, was auch möglich gewesen wäre, alleine der Knecht, Mathisle Schwarzwälder, ein Lump, hat öfter angekehrt, und so kam er nicht.

Ich und Bruder Heinrich nahmen eine Laterne und gingen suchen bis halbwegs Nußbach, aber trafen ihn nicht und gingen wieder heim. Am anderen Vormittag um 10 Uhr kam er endlich an, und wir waren froh, dass nichts passiert war.

Während des Abladens und Hinunterschaffens zwischen den Häusern von Bruder Heinrich und Hafner Staiger war das halbe Dorf gekommen, da die wenigstens ein Lokomobil oder eine Dampfmaschine gesehen hatten, außer einer Lokomotive.

Der Vater des Gründers von Dual hieß ebenfalls Christian und wohnte im Stockwald. Er stellte Werkzeuge für die Schwarzwälder Uhren her.Das nachfolgende Bild habe ich in den Unterlagen meines Vaters gefunden.

1900 Im Wohnhaus der Steidinger an der Sommerauer Straße in St. Georgen erfolgt die Fabrikation der Wassermessräder, von Stahl- und Messingankern, Balance-Wellen und anderen Uhrenteilen. 8 Mitarbeiter sind beschäftigt.

Im Vordergrund Christian Steidinger und im Hintergrund seine Söhne Christian und Josef.

1906 Die Brüder Christian und Josef Steidinger arbeiten ab sofort zusammen unter einem Dach. Sie beschäftigen 25 Mitarbeiter.

1907 Die von den beiden Brüdern geführte Firma heißt „Gebrüder Steidinger, Fabrik für Feinmechanik“. Grammophonlaufwerke werden erstmalig in eigener Regie gefertigt.

1911 Christian und Josef Steidinger trennen sich. Josef richtet sich seine eigene Laufwerkproduktion ein. Daraus entsteht später das Unternehmen Perpetuum Ebner.

Aus dem Postkartenalbum meines Großvaters.

1914 Es beginnt der I. Weltkrieg.Nur wenige Frauen und Männer stehen dem Betrieb noch zur Verfügung Die Werkführer Johann Jäckle und Schwörer gehören der Landwehr an und können im Betrieb weiterarbeiten.

1916 Christian Steidinger ist auf der Suche nach Arbeit und zieht einen Auftrag für Hufstollen an Land

1917 Der Betrieb wird vergrößert. Die kaufmännische Leitung liegt bei Moritz Diegel.

1918 Ende des I. Weltkriegs. Aufstände in Deutschland. Ein Arbeiterrat wird im Unternehmen eingesetzt.

1919 Normalisierung. Die Produktion von Grammophonlaufwerken wird wiederaufgenommen. Geschäftsführer sind jetzt Christian Steidinger und Moritz Diegel. Emil Knecht, der geniale Konstrukteur, stößt zum Unternehmen.

1923 Die Nachfrage nach Laufwerken nimmt zu. Neubau in der Luisenstraße.

1927 Das Radio beginnt den Einzug in die zunehmend elektrifizierten Häuser. Emil Knecht versucht, sich die Elektrizität auch für seine Konstruktionen nutzbar zu machen.

Wie entstand der Name Dual? Auf der Herbstmesse wird eine Neuheit präsentiert: der Dual-Motor! Es handelt sich hierbei um eine Kombination aus Federlaufwerk und Elektromotor.

Ferner wird Schallplattenwiedergabe über Radio möglich gemacht. Emil Knecht entwickelt hierfür den magnetischen 'Pick-Up' (Tonabnehmersystem). Von nun an werden die Dualmotoren mit den Pick-Up's und elektrischen Ausschaltern zu einer Einheit, dem Phonochassis, zusammengebaut.

1928 Die Entwicklung von Elektromotoren wird vorangetrieben. Dabei hilft der neu eingestellte Hermann Papst.

1935 Das Markenzeichen der Firma ist Dual. Das Unternehmen heißt jetzt „Dual-Gebrüder Steidinger“.

1933 Christian Steidinger zieht sich aus dem Unternehmen zurück. Sein Führungsstab zu dem damaligen Zeitpunkt war: Martin Meister (Finanzen), Eugen Grieshaber (Vertrieb), Oskar Schlegel (heute würde man sagen Controlling), Johann Jäckle (Betrieb) und Leo Schlegel (Maschinen).

Die Söhne von Christian Steidinger sind nun folgenden Bereichen zugeordnet: Richard (Montage), Willi (Schreinerei), Kurt Anton (Einkauf), Erwin (Verkauf), Siegfried (Betriebsingenieur).

Eine alte Aufnahme von St. Georgen. Sie stammt auch aus dem alten Album meines Großvaters. Im Hintergrund die evangelische Kirche. Rechts in dem großen Haus war früher die Feuerwehr untergebracht. Danach auf der rechten Seite, fast auf der Höhe der Kirche, kam die Konditorei und Cafe „Kammerer“. Das war Kult und dort trafen sich die St. Georgener.

Blick auf die evangelische Kirche.

1934 Emil Knecht übernimmt die Entwicklungsabteilung.

1937 Christian Steidinger, der Gründer, stirbt. Die Leitung des Unternehmens übernehmen Oskar (Verwaltung) und Siegfried Steidinger (Technik).

1939 Beginn des II. Weltkriegs. Produktionsumstellung auf kriegswichtige Güter. Im Laufe der nächsten Kriegsjahre sterben Willi Steidinger, Eugen Grieshaber und Moritz Diegel.

1945 Kriegsende. Dual findet zurück zur Normalität.

Ein neues Dual Produkt: Die Dynamo-Taschenlampe. Sie ist Tauschobjekt und ersetzt Bargeld.