Eisenzahn und Feenstaub - Margarethe Alb - E-Book

Eisenzahn und Feenstaub E-Book

Margarethe Alb

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Beschreibung

Da stimmt man einmal zu, einen Aushilfsjob anzunehmen, der trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit zusätzlich noch ein paar Tage Erholung am Meer verspricht. Und schon findet Marie sich auf einer kleinen Insel hockend wieder. Mit einer Meute einjähriger Drachenwelpen. Die Frechdachse sollen zur neuen Aufzuchtstation im Krater der Vulkaninsel Nissiros gebracht werden, wo sie ihre ungestüme Jugend verbringen werden, ohne große Schäden anzurichten. Aber einer der Welpen ist mit einem missgebildeten Maul zur Welt gekommen. Dieses Drachenkind wird Marie wieder mit zurücknehmen müssen. Oder behält sie es gar als Hausdrachen? Und was ist mit dem kranken Findelkind, welches der Welpe pötzlich anschleppt? Fragen über Fragen. Und das alles kurz vor Weihnachten. Na dann, Frohes Fest!

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Inhalt

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MEPHISTOS WELT

Was Euch erwartet…

Nachwort des Vorworts

1

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Marie starrte zunehmend genervt auf den knallgelben Schreibblock mit dem Logo eines lokalen Getränkemarkts vor ihr. Einzig eine säuberlich ausgefüllte Spalte mit zwölf Namen hatte sie zustande gebracht. In zwei Stunden, wohlgemerkt. Sie war schon wieder genervt von diesem Weihnachtsrummel, obwohl die Vorweihnachtszeit gerade mal so in den Kinderschuhen steckte.

Marie hatte sich doch glatt eingebildet, dass es ihr hier, unter der hellen Sonne des Mittelmeeres leichter fallen würde, die genialen Ideen für die besten Weihnachtsgeschenke aller Zeiten sammeln zu können. Aber daraus wurde wohl doch nichts.

Seufzend schob sie den Block zurück und warf den Stift daneben. Vor dem Fenster räkelte sich eine der gestreiften Katzen, die sie offenbar mit dem kleinen Häuschen übernommen hatte, in der Novembersonne. Der Ausblick war mitsamt der Katze himmlisch. Nach einem Regentag erstrahlte der Garten mit seinen Olivenbäumen und dem gerade wieder sprießendem Gras in frischen Farben. Dahinter hatte das Meer eine tiefblaue Farbe angenommen.

Nur vereinzelte Wattewölkchen trübten das helle Blau des weiten Himmels darüber. Sie sollte eigentlich glücklich und zufrieden sein. Aber was bedeutete das schon. Marie gäbe wer weiß was darum, durch kalten Schneematsch zu waten und den Schal eng um den Hals ziehen zu können. Aber man hatte sie hierher geschickt, um von ihrem Studium und den beiden Nebenjobs einmal so richtig auszuspannen und nebenbei eine winzige Aufgabe zu erledigen. Allerdings hatte Frau Margarethe versäumt ihr mitzuteilen, dass sie etwas anderes unter winzig verstand, als andere Wesen.

Der alten Verantwortlichen über die frechen Jungdrachen Mitteldeutschlands fiel es womöglich leicht, die Aufsicht über eine Gruppe einjähriger Welpen zu halten. Aber Marie war längst nicht so abgebrüht oder erfahren wie sie. Die Jungtiere machten ihr das Leben rund um die Uhr schwer. Nicht, dass diese ungehörig oder bissig wären, aber es war einfacher, einen Sack Flöhe beieinander zu halten.

Gerade eben war die Gruppe geschlossen unterwegs. Von ihrem Platz aus konnte Marie beobachten, wie die fünf armlangen Welpen sich im Fischen versuchten. Wieder und wieder tauchten die kleinen, spitzen Schnauzen ins, an einer seichten Stelle türkisblaue, Meer ein, um qualmend und dampfend wieder aufzutauchen.

Offenbar mussten sie erst noch lernen, dass ihre Feuerstrahlen sich nicht für die Jagd unter Wasser eigneten. Einer ihrer Schützlinge versuchte sich gerade an einem besonders steilen Sturzflug, der mit viel aufsteigendem Dampf und einem funkenniesenden Drachen endete. Marie verlies ihren Beobachtungsposten und trat durch die weit offenstehende Tür auf die kleine Terrasse und ging die kleine Treppe hinunter zum Strand.

Die groben Kiesel glänzten, noch feucht vom Regen der letzten Nacht, erstaunlich farbenfroh in der schräg stehenden Sonne. Sie suchte sich einen der größeren runden Steine am Ufer heraus, legte ihr Tuch darauf und ließ sich nieder. Sie hatte kaum die Augen geschlossen, um sich die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen, als etwas nasses glitschiges ihr direkt in den Schoß platschte. Ein hohes Kreischen bestätigte ihr das Unglück. Einer der Welpen hatte sie mit seinem ersten eigenschnauzig gefangenen Fisch beglückt. Sie schlug die Augen auf und grinste trotz des zappelnden Fisches auf ihrer Hose. Ausgerechnet der Kleinste ihrer Truppe hatte es zuerst verstanden, dass er zuschnappen und nicht rösten musste. Fröhlich flatternd machte er sich bereits daran, seinen Erfolg zu wiederholen.

Kurz darauf hatte es auch der Rest der Gruppe begriffen und allesamt lagen sie zufrieden schmatzend im Sand. Der Anblick entschädigte Marie beinahe für die Anreise auf das kleine Inselchen irgendwo in der Ägäis. Der Trip war für sie horrormäßig anstrengend gewesen.

Zwar hatte Margarethe alles ziemlich perfekt vorbereitet, aber mit Welpen draconischer Arten zu reisen war eben nichts für Wesen mit schwachen Nerven.

Margarethe und ihr hexisches Gegenstück Anna Dragoner, die beim Amt für fantastische Lebensformen eigentlich für Hausdrachen verantwortlich zeichnete, hatten sämtliche Genehmigungen besorgt.

Die Welpen waren von ihnen durchgeimpft worden und geeignete Transportboxen hatten sie ebenfalls zur Verfügung gestellt, aber niemand hatte Marie wirklich auf die Reise vorbereitet. Vor allem, weil sie vorher nie mit Draconiden zu tun gehabt hatte. Eigentlich hatte auch keiner ihrer Lebenspläne Drachen inkludiert gehabt, bevor Margarethe mit der Bitte, einen Urlaub mit der Überstellung der Welpen zu verbinden, an sie herangetreten war.

Der Flug von Frankfurt nach Athen war noch vergleichsweise glatt verlaufen. Die Hexe hatte das Verladen der Transportboxen überwacht und die Papiere mit der Airline besprochen. Die Welpen hatten kurz zuvor jeweils einen Brocken Fleisch mit einem leichten Sedativum bekommen und gingen als vergleichsweise Nachzuchten von Waranen für den Athener Zoo auf die Reise.

*****

Marie hatte in der Businessclass Platz genommen und ein gutes Buch gelesen. Lizanne Renards erotischer Thriller „Leonora“ hatte sie bis zur Landung gefesselt und sogar kurzzeitig ihre Schützlinge im Frachtraum vergessen lassen.

Mit dem Entladen der Boxen begann dann ihr ganz persönlicher Thriller. Hatte sie sich beim Schmökern in „Leonora“ schon gegruselt, war die Realität noch einmal etwas ganz anderes. Vor allem war sie irgendwie irreal.

Das Beruhigungsmittel wirkte nämlich nur ganz genau bis zu dem Augenblick, als sie die Boxen im Laderaum des, bereits von Deutschland aus gemieteten, Kleintransporters untergebracht hatte.

Kaum hatte Marie das Navi ihres Handys programmiert und den Motor gestartet, ging das Theater hinter ihr los. Mit dem Erreichen des Athener Zoos, den sie tatsächlich anfahren musste, war auch die letzte der angeblich draconidengeeigneten Reiseboxen in ihre Einzelteile zerlegt worden.

Was wohl ganz normal war, wie ihr der bereits wartende Tierarzt lachend bestätigte. Dieser warf den Welpen rasch einige präparierte Fleischbrocken zu und schoss mit dem Blasrohr zusätzlich Betäubungspfeile auf die Jungtiere ab. Es dauerte dann auch nur haargenau ein Tässchen des teerdicken, starken Kaffes lang, bis lautes, Schnarchen aus dem Laderaum drang.

Nacheinander trugen mehrere Tierpfleger die schlaff durchhängenden Drachen in die etwas speziell ausgestattete Tierklinik des Zooparks.

Soweit Marie informiert war, handelte es sich bei dieser um Europas einzige Klinik, die auf die Behandlung und Vorsorge für Draconiden spezialisiert war. Was bedeutete, dass auch Margarethe den, hin und wieder auftretenden, mitteldeutschen Nachwuchs nach Athen schaffte, oder den Doc sogar nach Thüringen einfliegen ließ. Da die Kleinen aber zur neuen Aufzuchtstation auf die kleinen Insel Nissiros in der östlichen Ägäis gebracht werden sollten, hatte sich der Besuch bei Doktor Nikolaos in Athen geradezu angeboten.

Jahrtausendelang waren die Jungtiere während ihrer Flegeljahre zum Feuerberg, dem heutigen Stromboli, gebracht worden. Dort konnten sie den Umgang mit ihren Kräften, vom Menschen ungestört, erlernen und sich auszuprobieren. Vor einiger Zeit hatte Italien allerdings dann beschlossen, dass die Einkünfte aus der touristischen Erschließung der Vulkaninsel den Nutzen als Drachenhort überwogen und die uralten Verträge gekündigt.

In einer geheimen Sitzung des EU-Parlamentes war man dann dem Vorschlag einiger griechischer Abgeordneter gefolgt und hatte dem Aufbau eines Hortes auf der kleinen, kaum bewohnten Insel mit dem riesigen Vulkankrater zugestimmt. Der verantwortliche Experte, ein gewisser Dr. Hephi Deos, war schon am Stromboli der Leiter der Drachenhorte gewesen und hatte nun eine neue Station in der Ägäis unter sich.

„Die Jungs und Mädels schauen recht gut aus. Fünf von ihnen sind zur sofortigen Auswilderung im Hort gut geeignet. Aber diese hier,“ der Doc deutete auf einen Welpen mit einer besonders farbenfrohen Zeichnung, „wird außerhalb der Fürsorge menschenartiger Wesensformen nicht überleben können.“ Wie bitte? Nicht auch noch das. Mit zusätzlichen Komplikationen konnte Marie nicht auch noch umgehen. Im Geiste verfluchte sie Margarethe, die ihr diesen Auftrag ja aufgedrückt hatte.

Marie starrte die kleine Dame an. Gerade in dieses Tier hatten Margarethe und Anna Dragoner große Hoffnungen gesetzt, war sie doch einer der letzten Nachfahren des berühmten Fafnir, von dem schon die Nibelungenlieder und die Edda berichteten.

„Schau, ihr Gebiss.“ Der Tierarzt zog die Lefzen der Kleinen zur Seite und entblößte einen wahren Irrgarten aus krummen Zähnchen. Jetzt war klar, warum der Welpe nicht richtig fraß und viel dünner und kleiner war als seine Artgenossen. Die hatte bei dem Gewirr im Schnäuzchen gar keine Chance, richtig zu reißen und zu schlingen. Die Zähnchen standen so verquer, dass sogar der Weg zum Schlund eingeengt wurde.

„Ich kann ihr helfen, aber das wird nicht einfach. Wir müssen einige Zähne entfernen und die verbleibenden richten. Dann wird sie zumindest fressen können, wenn auch nicht jagen. Das Gebiss wird für immer eine ihrer Schwachstelen bleiben. Die einzig andere Alternative wäre, sie von zukünftigem Leid zu erlösen. Ein normales Drachenleben wird sie nie haben. Es gibt nur diese Alternativen. Entweder ich behandle sie, aber trotzdem würde sie in der Zukunft nicht eigenständig jagen können, oder ich beende es hier und jetzt.“

Marie schluckte.

„Ich werde gleich mit Margarethe reden und es ihr mitteilen. Dann kann entschieden werden, was passiert. Das Tier ist ziemlich wertvoll und daher vermute ich, dass sie der Behandlung zustimmen wird.“

Marie griff zum Smartphon und wählte Margarethes Nummer.

Kurz darauf stand fest, dass die Kleine gerettet werden musste und einer der Tierpfleger legte sie in eine Box, die mit kuscheligen Lavabrocken ausgelegt war.

*****

Nun saß Marie also auf einem winzigen Eiland fest, solange die Welpen in Quarantäne waren. Diese war Pflicht für alle nach Nissiros zu bringenden Draconiden. Einzig Fafnirs Urururenkelin fehlte noch, da die Kleine noch ein Weilchen in der Klinik bei Doktor Nikolaos bleiben musste. Die Zähnchen zu richten war wohl eine aufwendige Behandlung, die nicht allzu häufig vorgenommen wurde. Daher hatte auch der nette Doc kaum Erfahrung damit, wie die Welpen darauf reagierten.

Die verbliebenen fünf Drachenkinder hatten es sich zwischen den sonnenwarmen Steinen am Rand der kleinen Bucht bequem gemacht und verdauten rülpsend ihre Beute. Während sich Marie in die Hängematte zurückzog, die irgendjemand zwischen zwei Olivenbäumen direkt hinter dem Strand aufgehangen hatte, stiegen immer wieder Funkengarben von dort auf, wo die Welpen, den Geräuschen nach zu urteilen, nicht nur ruhten, sondern auch inbrünstig miteinander rauften. Es quiekte und zischte und manchmal stieg Rauch auf, wenn die Flammenstrahlen aufs Meer trafen. Aber Marie wusste inzwischen, dass sie sich darum keine Sorgen machen brauchte. Das, was die Kurzen da spuckten, hatte höchstens die Kraft eines Feuerzeugs. Und zwischen den Steinen der Bucht gab es keinerlei trockenes Gras oder ähnlich leicht entflammbare Stoffe. Bis die Nacht hereinbrach konnte sie es sich daher erlauben, die Gedanken schweifen zu lassen. Was sie wieder zu den ungelösten Rätseln brachte, was sie zum Weihnachtsfest verschenken sollte. Als nur minimal elfenblütiger Mensch war sie in beiden Welten beheimatet. Sie hatte jede Menge Freunde in der sogenannten paranormalen Gemeinschaft, nannte aber auch viele Menschen ihre Freunde, die gar nichts von den Wesen wussten, die so bewusst unerkannt zwischen ihnen lebten. Das machte gerade Feiertage manchmal zu wirklichen Herausforderungen. Man musste wirklich ganz genau darauf achtgeben, wen man wann einlud. Es war für die nicht menschlichen Wesen dämlich, wenn sie sich verstellen mussten und für sie blöd, wenn sie einem ihrer Freunde erklären musste, dass die Dinge, die sie eben gesehen hatten, auf den letzten Schnaps zurückzuführen waren. Maries Eltern hatten sie eigentlich auf der menschlichen Seite der Gesellschaft großgezogen und Marie hätte nie etwas von der anderen Seite erfahren, wenn nicht eine Cousine ihrer Großmutter Marie in die Geheimnisse der magischen Teile der Verwandtschaft eingeführt hätte. Nur deshalb hatte sie Leandra zur Freundin bekommen, die nun wieder die Enkelin der Schwägerin jener Cousine war und eine reinblütige Waldelfe. Später hatte ihre Mutter ihr dann gebeichtet, dass auch ihre geliebte Patentante sich mehr im magischen Teil der Gesellschaft bewegte.

Aber das war im Augenblick alles nur nebensächlich, denn Sorgen über die Gästeliste der Weihnachtstage hin oder her, diese Grübeleien brachten sie auf der Suche nach Geschenkideen nicht einen Schritt weiter.

Das tiefe Brummen eines Motors, welches gleichzeitig mit dem Verstummen der Geräusche aus Drachenrüpelecke daher ging, ließ Marie aus ihrer gemütlichen Lagerstatt hochschrecken. Ein ihr fremder Mann war dabei, eine kleine Jacht an dem Anlegesteg zu vertäuen, der die Bucht an der den Drachen abgewandten Seite begrenzte. Den Welpen zu pfeifen, damit sie zum Haus kamen, hatte keinen Sinn mehr. Marie konnte nur hoffen, dass die kleinen Racker sich instinktiv ruhig verhielten, bis der Besucher die Insel verlassen hatte.

Marie strich ihr Shirt glatt und trat auf den ganz in schwarz gekleideten Besucher zu. Dieser hatte inzwischen die Motoren der Jacht ausgeschaltet und war dabei, eine große Aluminiumbox aus dem Bauch des Schiffes zu stemmen.

„Bist du Marie Buchwald?“ Marie nickte grinsend.

„Ich heiße Buchenwald, aber ja, die bin ich.“ Er wuchtete die Box auf den Steg und steckte einen alt aussehenden Schlüssel in eines der massiven Schlösser am Deckel der Kiste. Während er diesen drehte, murmelte er lateinische Worte in den ebenfalls tiefschwarzen Fünftagebart. Der Deckel schwang von Zauberhand auf. Marie kannte das schon, sonst hätte auch sie an Halluzinationen geglaubt, wie es einige ihrer Studienkollegen nach der letzten Geburtstagsfeier im Hause Buchenwald von sich glaubten.

„Hast du den kleinen Drachen für meine Gruppe dabei?“ Aus der Kiste stiegen einige Qualmkringel auf, als der Magier dicke, feuerfeste Handschuhe überzog und hineingriff. Der