Ella Löwenstein - Eine Welt voller Wunder - Gesa Schwartz - E-Book
SONDERANGEBOT

Ella Löwenstein - Eine Welt voller Wunder E-Book

Gesa Schwartz

0,0
8,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 8,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Grandioser Auftakt einer fantastischen Kinderbuchreihe über magische Wesen, die unerkannt mitten unter uns sind.

Tanzender Schnee – so riecht Magie für Ella Löwenstein. Aber damit nicht genug: Sie kann außerdem magische Wesen sehen! Denn sie ist eine Feenflüsterin. Und die Geschöpfe der Anderwelt brauchen ihre Hilfe …

Egal ob Feen, Nixen oder Traumsammler – Ella weiß, dass es sie gibt. Doch normal findet sie das selbst nicht. Denn welche Zehnjährige stolpert schon auf dem Schulweg über einen schlafenden Troll oder wird von einem fliederfarbenen Kobold verfolgt?
Und Heidekobold Kasimir erweist sich als äußerst hartnäckig. Er benötigt dringend Ellas Hilfe und nimmt sie mit auf seine gefährliche Mission in die Anderwelt. Für Ella beginnt eine unvergleichliche Reise in eine Welt voller Wunder, in deren Verlauf eines klar wird: Kobold Kasimir ist erst der Anfang!

Alle Bände der Ella Löwenstein -Reihe:
Ella Löwenstein – Eine Welt voller Wunder (Band 1)
Ella Löwenstein – Ein Meer aus Magie (Band 2)
Ella Löwenstein – Ein Wald der Wünsche (Band 3)
Ella Löwenstein – Ein Fluss der Fantasie (Band 4)
Ella Löwenstein – Ein Feenreich aus Farben (Band 5)

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 118

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

© 2021 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlagbild und Vignetten: Bente Schlick (www.benteschlick.com)

Umschlaggestaltung: Maria Proctor, Würzburg

aw + ah · Herstellung: AJ

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-24947-2V002www.cbj-verlag.de

Ein fantastisches Geschenk

Als Ella Löwenstein von der Schule nach Hause kam, traute sie ihren Augen nicht. Mitten auf der Straße saß ein Troll und schnarchte. Er war fast so groß wie das kleine gelbe Haus, in dem Ella mit ihren Eltern lebte, und versperrte ihr den Weg dorthin. Sein zottiges schwarzes Haar reichte bis auf seinen Rücken hinab. Sein massiger Körper bebte jedes Mal, wenn er die Luft ausstieß. Und seine langen scharfen Zähne ragten über seine Lippen wie Wildschweinhauer. Er sah wirklich furchterregend aus. Jedem gewöhnlichen zehnjährigen Mädchen wäre bei seinem Anblick angst und bange geworden. Aber Ella Löwenstein war kein gewöhnliches Mädchen.

Ihre Augen waren tintenblau. Ihre Nase saß so frech in ihrem Gesicht, als würde sie einem Gnomenkind gehören. Ihr blondes Haar fiel wild und ungezähmt über ihre Schultern, wenn sie es nicht wie jetzt in zwei Zöpfen bändigte. Und angst und bange wurde ihr angesichts dieses Trolls schon lange nicht mehr. Dafür hatte sie ihn schon viel zu oft gesehen und ihm sogar heimlich einen Namen gegeben: Fridolin. Natürlich wusste sie nicht, ob er wirklich so hieß, denn er hatte noch nie mit Ella gesprochen. Normalerweise versteckte er sich vor den Menschen im angrenzenden Wald. Aber manchmal, wenn er sich den Bauch mit Blaubeeren vollgeschlagen hatte, fiel er unvermittelt in einen tiefen Schlaf. Ella hatte schon oft gesehen, wie er an den unmöglichsten Orten friedlich geschlummert hatte.

Doch jetzt war er zu weit gegangen. Hier mitten auf der Straße war es gefährlich. Andere Menschen konnten den Troll nämlich nicht sehen, was aber ja nichts daran änderte, dass er trotzdem mitten auf der Straße hockte. Und wenn ein Mensch mit einem Troll zusammenstieß – egal ob nun zu Fuß, auf dem Rad oder im Auto –, war das nicht gesund, so viel konnte Ella sich denken. Leider war so ein Trollschlaf ausgesprochen tief. Nichts und niemand konnte Fridolin wecken. Nun … fast nichts. Denn es gab etwas, das Fridolin noch lieber mochte als Blaubeeren.

Ella schaute über die Schulter. Bei dem, was sie nun vorhatte, konnte sie keine Zeugen gebrauchen. Schon gar nicht die schreckliche Friederike aus ihrer Klasse, die sie seit einer Ewigkeit auf dem Kieker hatte. Gemeinsam mit ihrer Handballclique ließ Friederike keine Gelegenheit aus, Ella zu ärgern, und zu allem Übel wohnte sie im Haus nebenan. Aber noch war niemand zu sehen. Schnell streifte Ella ihren Rucksack ab, holte eine Pfefferminzstange aus der Tasche ihrer roten Jacke und lief auf Fridolin zu.

Den Trick mit dem Pfefferminz hatte sie zufällig herausgefunden, als sie Fridolin zum ersten Mal im Wald begegnet und er geradewegs auf sie zugekommen war. Vor lauter Schreck hatte sie ihren Rucksack fallen gelassen und war geflüchtet. Denn dass Trolle kleine Menschenkinder zum Fressen gernhatten, wusste sie aus all den Märchenbüchern, die sie gelesen hatte. Erst mit einigem Abstand hatte sie sich umgedreht und gesehen, dass Fridolin sich laut schmatzend über ihren Rucksack hergemacht hatte. Sein einziges Interesse hatte den Pfefferminzstangen darin gegolten. Und auch jetzt sog er gierig die Luft ein, als Ella sich mit der Stange in der Hand näherte.

Fridolin roch nach Blaubeeren, Moos … und tanzendem Schnee. Ella nannte diesen Schneegeruch den Duft von Magie. Sie hatte ihn schon oft wahrgenommen, wenn sie Wesen wie Fridolin nähergekommen war. Anderwesen, wie ihr Vater sie nannte. Geschöpfe, die gewöhnliche Menschen nicht sehen konnten und die doch Seite an Seite mit ihnen lebten. All die Kreaturen, an die andere Kinder in Ellas Alter längst nicht mehr glaubten und die in ihrem Leben doch so präsent waren wie der Wind und der Regen. Normalerweise hielt Ella sich von diesen Wesen fern. Aber wenn ein riesiger Troll den Weg nach Hause versperrte, hatte man keine Wahl.

Heftiger Wind blies Ella entgegen, als Fridolin ausatmete, und intensives Blaubeeraroma flutete über sie hinweg. Stöhnend richtete der Troll sich auf, die Augen noch halb geschlossen. Ella wedelte mit der Stange in der Luft herum und tänzelte dann über die Straße auf den Wald zu. Sie fuchtelte, hüpfte und winkte, bis Fridolin die Stange in ihrer Hand entdeckte. Endlich trabte er los. Die Erde unter Ellas Füßen bebte. Doch erst als Fridolin die Hand ausstreckte, schleuderte Ella die Stange so weit sie nur konnte in den Wald hinein.

Wie ein Hund, der eine Wurst witterte, rannte Fridolin der Pfefferminzstange hinterher. Ella lächelte, als er ein freudiges Grunzen ausstieß und sich über seine Leibspeise hermachte. Es war so leicht, einen Troll glücklich zu machen.

Kaum hatte sie das gedacht, hörte sie ein Kichern. Und hatte es ein riesiger Troll nicht geschafft, ihr einen Schrecken einzujagen, bildete sich bei diesem Geräusch eine Falte zwischen ihren Brauen. Ella holte tief Luft und drehte sich um. Vor ihr stand Friederike – umringt von ihren Freundinnen.

»Wieso läufst du denn so schnell?« Friederike hielt mit Ella Schritt, ihre Handballclique folgte dicht auf. »Willst du uns nicht noch mal deinen seltsamen Tanz von eben zeigen? Das sah wirklich elegant aus!«

Die Mädchen lachten und Ella biss die Zähne aufeinander. Was hätte sie auch sagen sollen? Dass Friederike froh sein konnte, nicht von Fridolin zerquetscht oder gefressen worden zu sein? Dann hätten die anderen sie erst recht für verrückt erklärt. Kein normales Mädchen konnte Trolle sehen, die auf Straßen schliefen. Oder überhaupt Trolle. Für Friederike musste es so ausgesehen haben, als hätte Ella den Verstand verloren und mitten auf der Straße einen seltsamen Pfefferminzstangen-Tanz aufgeführt.

»Komm schon«, rief Friederike. »Zeig meinen Freundinnen, was du sonst so tust, wenn keiner hinsieht!«

Keiner außer dir, hätte Ella fast erwidert. Denn Friederike tat nichts lieber, als heimlich andere Leute zu beobachten. Leider hatte sie Ella durch dieses unhöfliche Hobby schon einige Male bei scheinbar merkwürdigen Dingen gesehen. Früher, als Ella noch nicht begriffen hatte, dass die Anderwesen meist kein Interesse daran hatten, mit Menschen Kontakt zu haben, hatte sie hin und wieder versucht, mit ihnen zu sprechen. Und da Friederike die Anderwesen wie jedes andere Mädchen nicht sehen konnte, hatte es für sie so gewirkt, als hätte Ella mit der Luft geredet. Seitdem hielt sie Ella für durchgeknallt und ärgerte sie, wann immer sie die Gelegenheit dazu hatte. Bis vor den Sommerferien hatte Ella das nicht so sehr gestört, denn da war ihre beste Freundin Hannah noch da gewesen. Aber nun war Hannah in Süddeutschland bei ihrem Vater und Ella musste sich allein durchschlagen. Und allein, das war sie tatsächlich. Wer wollte schon mit einer Verrückten befreundet sein?

»Sprich doch eine Runde mit dem Baum da«, rief Friederike jetzt. »Er hat dir bestimmt viel zu erzählen. Sicher hat er schon viele Verrückte wie dich gesehen!« Wie aufs Stichwort setzten ihre Freundinnen ein: »Ella ist verrü-ückt! Ella ist verrü-ückt!«

Ella konnte nicht länger an sich halten. Wütend drehte sie sich um. »Der Baum hat garantiert schlauere Dinge zu sagen als du – aber das ist ja auch nicht schwer!«

Sie bemerkte die Zornesflecken, die Friederikes Gesicht noch roter machten, als es ohnehin schon war. Dann fuhr sie herum und rannte los.

»Wovor läufst du denn weg?«, schrie Friederike ihr hinterher. »Hast du Angst vor den wütenden Trollen im Wald? Hier, bring ihnen Kastanien mit! Als Gastgeschenk!«

Selbst ein wütender Fridolin wäre Ella lieber gewesen als die Horde kreischender Mädchen, die ihr jetzt nachrannte. Kastanien zischten an ihr vorbei, schmerzhaft traf ein Geschoss ihren Hinterkopf. Endlich erreichte sie das kleine gelbe Haus. Sie öffnete das Gartentor, sprintete den Kiesweg durch den verwilderten Vorgarten entlang und warf die Haustür hinter sich ins Schloss.

Sofort umfing Ella die beruhigende Wärme ihres Zuhauses. Dumpf prasselten die Kastanien von außen gegen die Tür. Dann herrschte Stille. Ella war ganz außer Atem und befühlte die Beule, die sich an ihrem Hinterkopf bildete. Sie war heilfroh, Friederike und den anderen entkommen zu sein – und allem, was da draußen noch herumlief und ihr das Leben schwer machte. Hier drinnen gab es nur ihre Eltern und sie. Jetzt konnte sie …

KRRRAAAWUMMS!

Sie erschrak so sehr, dass sie einen Satz nach vorn sprang. Dann stieß sie die Luft aus. Eins stand fest: Nicht nur Trolle konnten gehörigen Lärm machen. Väter waren darin mindestens genauso gut.

Ella ging geradewegs zum Arbeitszimmer ihres Vaters. Arbeitszimmer klingt seriös, sagte ihr Vater immer, und das bedeutet so ungefähr ernsthaft. Aber das Zimmer sah alles andere als seriös oder so ungefähr ernsthaft aus. Überall standen Musikinstrumente kreuz und quer durcheinander, Notenblätter lagen ohne Ordnung auf dem Boden und mittendrin saß ihr Vater Edgar mit zerzausten Haaren vor dem Schlagzeug und kritzelte auf einem Stück Papier herum. Die Dielen des alten Hauses knarzten, als Ella durch die Tür trat, und ihr Vater schaute auf.

Er schob sich die kleine runde Brille zurück auf die Nase. »Du bist aber früh dran!«

Ella ließ sich in den abgenutzten Sessel fallen, in dem sie ihrem Vater schon seit sie klein war beim Proben zusah. Er war Musiker und spielte in einer Band. Außerdem arbeitete er als Musiklehrer, was dazu führte, dass es in dem kleinen gelben Haus ständig krawummste. »Jap«, sagte sie. »Bin gelaufen. Und du arbeitest seit Neustem auf dem Boden?«

Ihr Vater fuhr sich durchs Haar. »Ich bin heute scheinbar noch zerstreuter als sonst. Seltsamerweise sind all meine Stifte verschwunden und ein Schlagstock fehlt auch. Diesen Bleistiftstummel habe ich im Geigenkasten gefunden, ist das zu glauben?«

»Das liegt wohl am Alter«, gab Ella zurück.

Ihr Vater grinste. »Da magst du recht haben.« Sein Blick wurde forschend, und Ella merkte, dass sie sich den Hinterkopf rieb. »Friederike, die Schreckliche?«, fragte er nur.

Ella nickte. Ihr Vater war bestens unterrichtet, was ihre Schwierigkeiten mit ihren Mitschülern betraf – und auch über die Gründe dafür. Früher konnte ich auch Anderwesen sehen, sagte er manchmal. Aber irgendwann verlernt man das. Manche nennen es Erwachsenwerden. Er sah bei diesen Worten immer ein bisschen traurig aus.

Ella berichtete ihm, was passiert war, und seufzte. An Tagen wie diesem konnte sie es kaum erwarten, erwachsen zu werden.

»Wir könnten eine Kastanienschleuder bauen«, sagte ihr Vater aufmunternd. »Friederike würde der Hintern wehtun, darauf wette ich, wenn sie an unserem Haus vorbeikäme.«

Ella lächelte müde. »Lustige Vorstellung, aber ich komme schon zurecht. Bald ist Wochenende, da gibt sie vielleicht etwas Ruhe.« Zwar glaubte Ella selbst nicht so recht daran, doch sie wollte ihre Angelegenheiten allein regeln. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie das anstellen sollte. Gegen Friederike und die Handballtussis kam sie einfach nicht an.

»Apropos Ruhe«, sagte ihr Vater. »Deine Tante war da. Das Bild da hat sie für deine Mutter und mich gemalt und dir diesen bezaubernden Strauch geschenkt. Ich kann mich kaum entscheiden, was ich scheußlicher finde.«

»Oha«, entfuhr es Ella. Das Gemälde war ein Wirrwarr aus grellen Farben und sollte möglicherweise eine Tomate darstellen. Oder einen Elefanten mit Tutu. So genau konnte Ella das nicht sagen, aber sie sah ihre Tante Carlotta vor sich, wie sie mit Feuereifer daran gearbeitet hatte: die lilagefärbten Locken mit einem Pinsel hochgedreht, Farbkleckse auf den Wangen und ein beseeltes Lächeln im Gesicht. Carlotta war Malerin, bemühte sich darum, alles so naturgetreu wie möglich darzustellen, und schleppte zu diesem Zweck immer wieder allerhand Natur in ihre Wohnung, was ihr unter anderem bereits eine Ameisenplage und den nächtlichen Besuch eines Hirschkäfers in ihrem Badezimmer eingebracht hatte. Gleichzeitig versuchte sie regelmäßig, etwas mehr Heimeligkeit in das Haus ihres Bruders zu bekommen. Zum Beispiel, indem sie ihm sage und schreibe gleich zwölf Salzlampen auf einmal zukommen ließ, die für bessere Luft sorgen sollten und nun das komplette Wohnzimmer in eine Wellnessoase verwandelten. Oder durch merkwürdige Geschenke wie den Heidestrauch, der bedauernswert zerzaust vor dem Bild stand.

»Sie hat ihn ausgegraben, ist das zu glauben?« Ellas Vater schaute mit einer Mischung aus Anteilnahme und Fassungslosigkeit auf das Gestrüpp. »Eigenhändig und verbotenerweise, um ihn dir als Geschenk mitzubringen. Er braucht etwas Pflege, aber ist er nicht lieblich?, hat sie mich gefragt. Sie meint es ja gut und vielleicht ist das die Hauptsache. Ich habe mich jedenfalls ausreichend für dich bedankt.«

Ella betrachtete den zerrupften Strauch, der eindeutig schon bessere Tage erlebt hatte. Wenn sie ehrlich war, sah er genauso aus, wie sie sich fühlte. »Ein wirklich fantastisches Geschenk.«

»Du kannst es immerhin auf dem Kompost entsorgen«, meinte ihr Vater. »Das Gemälde fällt garantiert unter Sondermüll. Zu allem Überfluss hat Carlotta deine Mutter und mich für Samstag zu einer Vernissage eingeladen. Begegnung im Morgengrauen hat sie sie genannt, was auch immer damit gemeint ist. Jedenfalls werden wir in aller Herrgottsfrühe losfahren und erst spät zurück sein. Ich freue mich jetzt schon.« Er seufzte tief. »Sei so gut und befreie mich zumindest von dem Strauch. Dann schaffe ich es vielleicht, das Lied zu Ende zu schreiben und rechtzeitig mit der Pizza fertig zu sein, bevor deine Mutter nach Hause kommt.«

Der Gedanke an Pizza hellte Ellas Stimmung schlagartig auf. Während ihr Vater sich wieder über seinen Zettel beugte, schnappte sie sich den Strauch und verließ das Zimmer.

Es dämmerte bereits. Bald würde ihre Mutter Henriette von der Arbeit kommen und dann würden sie gemeinsam in der Küche sitzen und selbst gemachte Pizza essen. Nach dem Vorkommnis mit dem Troll und Friederike würde dieser Tag also immerhin einen schönen Abschluss finden.

Mit dem Blumentopf in den Händen, ging Ella zur Hintertür, die hinaus in den Garten führte. Der Heidestrauch versperrte ihr die Sicht, so groß war er, und der Topf schien mit jedem Schritt schwerer zu werden. Kurz vor der Tür hielt sie inne und schaute auf den Strauch hinab.