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ERLENSCHILD ist eine Novelle aus der Welt der spannenden Romantic-Fantasy-Reihe DAS GEHEIMNIS VON CONNEMARA, kann aber auch unabhängig von der Saga gelesen werden.
Colleens Welt steht auf dem Kopf. Noch vor Kurzem war das Feenmädchen Dienerin im Palast der Sidhe-Königin und wäre nie auf den Gedanken gekommen, ihre sogenannte Berufung infrage zu stellen oder sich gar gegen die Königin aufzulehnen. Jetzt lebt sie gemeinsam mit Tio im Lager der Anti-Royalisten, die vom charismatischen Fionn angeführt werden.
Obwohl sie anfangs sehr damit beschäftigt ist, frisch verliebt zu sein, fällt ihr bald auf, dass es gar nicht so einfach für sie sein wird, ihren Platz unter den Rebellen zu finden. Wie soll ein zierliches junges Mädchen einem Haufen Krieger helfen? Um sich irgendwie nützlich zu erweisen, beschließt Colleen, die entlaufene Menschensklavin Rosie unter ihre Fittiche zu nehmen.
Doch ist Rosie wirklich die, für die sie sich ausgibt? Bringt Colleens Naivität sogar die gesamte Anti-Royalisten-Bewegung in Gefahr? Oder kann sie am Ende zu ihrer besonderen Begabung stehen und Fionn und den Rebellen zeigen, was in ihr steckt?
Du hast noch nicht genug von der Connemara-Saga? Lass dich ein letztes Mal in die magische Anderswelt entführen. Jetzt »kaufen« klicken und ERLENSCHILD lesen.
ERLENSCHILD gibt es übrigens auch als Taschenbuch. Darin enthalten ist die Kurzgeschichte ESPENGEIST. – CONNEMARA-SAGA: ERLENSCHILD UND ESPENGEIST, erschienen bei BoD, 2018.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2017
Felicity Green
Erlenschild
Das Geheimnis von Connemara
Novelle
© Felicity Green
2. Auflage 2018
www.felicitygreen.com
Veröffentlicht durch:
A. Papenburg-Frey
Schlossbergstr. 1
79798 Jestetten
Umschlaggestaltung: CirceCorp design–Carolina Fiandri, circecorpdesign.com Coverbild: Depositphotos ©heckmannoleck, FlexDreams, DanFLCreativo
Korrektorat: Wolma Krefting, bueropia.de
Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder teilweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden und verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
www.felicitygreen.com
Kapitel eins
Kapitel zwei
Kapitel drei
Kapitel vier
Wie geht es weiter?
Selke Heart
Die Autorin
Hunger.
Das Bedürfnis der vielen Männer und der paar Frauen am Tisch war so überwältigend, dass Colleen es nicht ausblenden konnte. Das junge Feenmädchen saß mit hochgezogenen Schultern und gesenktem Kopf auf einer Bank, eingequetscht zwischen ihrem Freund Tio und einem Krieger der Anti-Royalisten. Zaghaft streckte sie die Hand nach einem knusprig gebratenen Hasenschenkel aus, doch jemand anders kam ihr zuvor. Der Mann schnappte ihr das köstlich duftende Fleisch vor der Nase weg, ohne überhaupt zu merken, dass auch sie es darauf abgesehen hatte. Es gab noch andere Speisen auf den Platten in der Mitte des Tisches, aber Colleen traute sich nicht, zu fragen, ob man ihr etwas reichen würde. Ohnehin war es so laut im Speisesaal, dass ihre leise Stimme wahrscheinlich untergegangen wäre. Die Rebellen, die hier zum Abendessen versammelt waren, redeten alle durcheinander. Sie schmatzten und rülpsten. Gierig stopften sie das Essen in sich hinein. Man hatte das Abendessen auf die späte Stunde verschoben, weil alle auf Fionn, den Anführer, warteten, der heute von einer wichtigen Mission zurückkommen sollte. Doch der Empfangstrupp, der im Tal Glenariff am Fuße der Eisenberge auf Fionn wartete, hatte noch niemanden gesandt, um anzukündigen, dass der Anführer zurück war. Und so hatte man schließlich ohne ihn angefangen. Alle fieberten seiner Ankunft entgegen und die Stimmung war deshalb besonders aufgeladen. Nach mehreren Tagen Abwesenheit, während der die Krieger nicht viel zu tun gehabt hatten und immer rastloser geworden waren, brauchten sie, ja, gierten sie nach einer Aufgabe. Der Hunger, den sie spürten, machte Colleen sich bewusst, war nicht nur ein Hunger nach Essen. Die Anti-Royalisten dürstete es nach Aktion; sie wollten endlich kämpfen.
Den Sidhe, die es wagten, sich gegen ihre Königin und die Adligen aufzulehnen, lag das Kämpfen schließlich auch im Blut. In einer Welt, in der Feen schon seit frühester Kindheit indoktriniert wurden, nicht gegen ihre sogenannte Berufung aufzumucken, gab es nur wenige, die so etwas wagten – wenn man schließlich dazu geboren war, Diener, Bauer, Weber oder sonst was zu sein, kam man nicht auf die Idee, die gehobenere gesellschaftliche Stellung anderer zu hinterfragen. Die wenigen Männer und Frauen, die Fionn davon überzeugen konnte, die Vormachtstellung der Königin und der Adligen infrage zu stellen, waren mutige, selbstbewusste Kämpfertypen. Genau das Gegenteil von Colleen. Kein Wunder also, dass sie sich hier so fremd fühlte.
Tio warf ihr einen Seitenblick zu und füllte ihr dann etwas von seinen gestampften Kartoffeln auf den Teller. Dankbar lächelte sie ihn an und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Ein, zwei Sekunden lang fühlte sie nichts als die Liebe, die von ihm ausging. Er brauchte sie. Sie wollte sich gerne in diesem schönen Gefühl sonnen, doch sie musste es abblocken, um nicht zu viel zu fühlen. Der Hunger der Männer und Frauen am Tisch war einfach zu stark und sie konnte es nicht aushalten.
Sie hätte niemals gedacht, dass ihre Begabung als Dienerin, als Cailín, ihr einmal solche Schwierigkeiten bereiten würde. Eigentlich war sie immer sehr stolz darauf gewesen, wie gut es ihr gelang, die Bedürfnisse anderer intuitiv zu spüren. Sie hatte ihre Berufung nie infrage gestellt, sondern hatte sich gefreut, gut darin zu sein. Bis ihr Alice den Floh ins Ohr gesetzt hatte, dass sie vielleicht nicht dazu bestimmt war, andere zu bedienen, sondern mehr aus sich machen konnte. In Alices Welt, der Menschenwelt, konnte jeder selber bestimmen, wie sein Leben aussehen würde, hatte ihr Alice erzählt. Wieso sollten es denn die Sidhe nicht können? Je mehr sie sich mit Alice angefreundet hatte, desto weniger unterschiedlich waren ihr Feen und Menschen vorgekommen. Und im Rausch der Flucht aus dem Palast der Königin – noch nie hatte sie so etwas Aufregendes erlebt und sie selbst hatte die Entscheidung dazu getroffen! – hatten sie noch keine Zweifel geplagt, das Richtige getan zu haben. Die mitreißenden Reden des charismatischen Rebellen-Anführers hatten ihr übriges getan. Die ersten Tage hier waren wie ein Fieber gewesen. Doch mittlerweile sah sie alles wieder etwas nüchterner.
Obwohl sie immer noch froh war, mit Alice hier hergekommen zu sein, allein schon, weil sie so mit Tio zusammensein konnte, war sie sich allmählich nicht mehr sicher, ob Alice recht gehabt hatte. Sie konnte nichts anderes, als eine Cailín zu sein und ihre Fähigkeiten waren hier völlig nutzlos. Tio, beispielsweise, war ein Fahrer. Er hatte die seltene Begabung, die mit einer Art Batterie betriebenen Gefährte per Handauflegen anspringen zu lassen. Deshalb hatten die Anti-Royalisten, zu denen auch Tios Bruder gehörte, schon seit Langem versucht, Tio zu rekrutieren. Die anderen hier am Tisch hatten bestimmt ebenso nützliche Fähigkeiten, viele wahrscheinlich welche, die ihnen im Kampf helfen würden. Was hatte sie, Colleen, hier schon beizutragen? Und Alice war auch nicht mehr da. Sie war in die Welt der Menschen zurückgekehrt und hatte sie hier allein gelassen. Colleen hatte hier nur Tio und sonst niemanden. Was tat sie hier bloß?
Colleen wurde aus ihren Gedanken gerissen, als für eine Sekunde lang Totenstille im Raum herrschte. Alle schauten in Richtung Tür. Fionn war endlich zum Fort auf dem Gipfel des Berges Lurigethan zurückgekehrt und wurde nun mit tosendem Beifall empfangen. Im Speisesaal war es jetzt noch lauter als zuvor. Die Anti-Royalisten grölten und schrien, als Fionn sich seinen Weg zum Kopf des Tisches bahnte und sich dort auf einen Stuhl stellte. Es wäre nicht nötig gewesen; groß und breitschultrig wie er war, hatte er auch so genügend Präsenz. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Auch Colleen konnte ihre nicht abwenden. Fionns muskulöse Arme und Beine glänzten vor Schweiß und er atmete schwer, so als ob er den Berg hochgelaufen wäre. Seine breite Brust hob und senkte sich, während er wieder zu Atem kam. Die blauen Augen blitzten unter dem roten Haarschopf auf, der ihm in die Stirn fiel. Er hob die Hand, um den anderen anzudeuten, zu schweigen. Augenblicklich wurde es still. Die Luft vibrierte vor Anspannung.
»Wie ihr alle wisst, haben wir von Alice, dem Menschenmädchen, das von Königin Morrigan entführt wurde, einiges über Morrigan und ihre Machenschaften erfahren. Die Dienerin Colleen, die Alice mutigerweise zur Flucht verholfen hatte, hat uns in allen Einzelheiten vom Königspalast berichtet, in dem Alice festgehalten wurde und wo Colleen seit ihrer Kindheit in Anstellung gewesen war. Wertvolle Informationen, danke, Colleen!«
Fionn nickte Colleen zu und alle schauten sie an. Sie merkte, dass ihr die Röte in die Wangen stieg und neigte den Kopf, damit ihre glatten, langen, hellblonden Haare wie ein Vorhang vor ihr Gesicht fielen und es versteckten. Sie war dankbar, dass Fionn sogleich fortfuhr und wieder die Aufmerksamkeit der Männer und Frauen im Raum auf sich lenkte.