Erste Liebe auf Mallorca: Sonne, Sand und ein Geheimnis
Jugendroman ab 12 Jahren: Liebe & Abenteuer
Mirko Kukuk
Inhalt
Titelseite
Prolog
Kapitel 1: Kofferpacken und Vorfreude
Kapitel 2: Landung auf der Insel
Kapitel 3: Der erste Strandtag
Kapitel 4: Ein unerwarteter Blickkontakt
Kapitel 5: Die erste Begegnung
Kapitel 6: Mallorquinische Nächte
Kapitel 7: Das Leuchten in Mateos Augen
Kapitel 8: Gemeinsame Abenteuer
Kapitel 9: Erste Zweifel und Gespräche mit Lea
Kapitel 10: Ein alter Schatz und eine Legende
Kapitel 11: Der erste Hinweis
Kapitel 12: Die Antwort aus Hamburg
Kapitel 13: Neue Herausforderungen und alte Karten
Kapitel 14: Ein Abschied und ein Versprechen
Kapitel 15: Ferne Zeichen, nahe Hoffnung
Kapitel 16: Die Rückkehr nach Mallorca
Kapitel 17: Die Fahrt ins Ungewisse
Kapitel 18: Die Nachwirkungen des Abenteuers
Kapitel 19: Ein Licht in der Ferne
Kapitel 20: Der Herbst ruft
Epilog
Nachwort:
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Impressum:
Prolog
Das Meer hatte schon immer Geschichten geflüstert. Von alten Seefahrern, die den Sternen folgten, von verborgenen Inseln, die im Nebel tanzten, und von Schätzen, die nicht aus Gold waren, sondern aus Wissen. Auf Mallorca, wo die Sonne das tiefe Blau des Mittelmeers küsste und die Berge alte Geheimnisse bewahrten, lauerte eine solche Geschichte. Sie war in das Leinen einer vergilbten Seekarte eingewoben, in die Notizen eines Fischers, der an Wunder glaubte, und in die Herzen einer Familie, die über Generationen hinweg die Hoffnung nicht aufgab.
Nina, ein Mädchen aus der grauen Weite Hamburgs, suchte nach Abenteuern, nach einer Melodie, die ihr Leben erfüllte. Sie wusste nicht, dass eine zufällige Begegnung auf einer Ferieninsel ihr Schicksal für immer verändern würde. Sie würde nicht nur die Schönheit Mallorcas entdecken, sondern auch die Liebe zu einem Jungen, der die Sprache des Meeres verstand. Ein Junge, der das Erbe einer uralten Suche in sich trug.
Diese Geschichte ist eine Reise. Eine Reise über das azurblaue Meer, durch uralte Legenden und die Tiefen des menschlichen Herzens. Sie handelt von Vertrauen, von der Kraft der Hoffnung und davon, wie das Unmögliche möglich wird, wenn man nur fest genug daran glaubt. Es ist die Geschichte einer Suche, die weit über das Finden einer verborgenen Insel hinausgeht – es ist die Entdeckung eines wahren Schatzes, der in den stillen Momenten zwischen zwei Menschen liegt, vereint durch ein gemeinsames Geheimnis und den Ruf des Unbekannten.
Kapitel 1: Kofferpacken und Vorfreude
Das kleine Notizbuch, das Nina von ihrer besten Freundin Lea zum Geburtstag bekommen hatte, lag offen auf ihrem mintgrünen Schreibtisch. Jede Seite roch noch leicht nach frischer Tinte und einem Hauch von Vanille – Leas Idee, um ihre gemeinsame „Bucket List Sommer 2025“ besonders zu machen. Nina hatte mit einem breiten Grinsen ihre Hand daraufgelegt. Ein Kribbeln durchfuhr sie, wie so oft in den letzten Wochen, wenn sie an die bevorstehenden Abenteuer dachte. Nicht mehr lange. Nur noch eine Nacht.
„Mallorca“ stand in ihrer ordentlichen Mädchenhandschrift ganz oben auf der Liste, umrahmt von kleinen, mit Fineliner gezeichneten Palmen und glitzernden Wellen. Darunter folgten Punkte wie „Am Strand schlafen (heimlich!)“, „Einen Spanier kennenlernen (mind. 17, gutaussehend)“, „Surfen lernen (oder es zumindest versuchen)“ und „Das beste Eis der Welt essen“. Einige dieser Punkte hatte Lea wohl eher für sich selbst hinzugefügt, dachte Nina schmunzelnd. Das mit dem Spanier zum Beispiel. Lea war ein Freigeist, immer auf der Suche nach dem nächsten Kick, dem nächsten Lacher, dem nächsten Schwarm. Nina hingegen war die Ruhigere, die Nachdenklichere, diejenige, die Dinge lieber plante, bevor sie sich kopfüber hineinstürzte.
Aber dieser Sommer sollte anders werden. Sie spürte es. Ein Gefühl, das sich seit Wochen in ihrem Magen festgesetzt hatte, eine Mischung aus Nervosität und unglaublicher Vorfreude. Es war nicht nur der Urlaub an sich – sie war schon oft mit ihren Eltern verreist. Aber Mallorca war anders. Es war das erste Mal, dass sie das Gefühl hatte, nicht nur einen Urlaub zu machen, sondern wirklich auf ein Abenteuer zu gehen. Und das mit Lea an ihrer Seite, die selbst den langweiligsten Busfahrt in eine Comedy-Show verwandeln konnte, machte es nur noch besser.
Sie schob das Notizbuch beiseite und musterte den Inhalt ihres Koffers. Oder besser gesagt: die sorgfältig gefalteten Stapel auf ihrem Bett, die darauf warteten, in den Koffer zu wandern. Drei Badeanzüge (einer davon brandneu, leuchtend türkis und noch mit Etikett versehen), unzählige Shorts, luftige Kleider, Tanktops in allen erdenklichen Pastellfarben. Ihre Sommergarderobe war komplett. Selbst ihre Eltern hatten sich dieses Mal entspannt gezeigt, als sie vorschlug, nur noch eine kleine Reisetasche als Handgepäck mitzunehmen. Kein Schimpfen über das Gewicht, keine Diskussionen über zu kurze Röcke. Das war ein gutes Zeichen.
Ninas Eltern, Professor Dr. Holger und Dr. Claudia Steiner, waren sonst eher auf der konservativen Seite. Ihr Vater war ein renommierter Wirtschaftsprofessor an der Universität Hamburg, ihre Mutter eine erfolgreiche Architektin mit eigenem Büro. Sie lebten in einer wunderschönen Altbauwohnung im schicken Harvestehude, hatten einen goldenen Retriever namens Sherlock und ein Leben, das so geordnet war wie die Bücherregale in Vaters Arbeitszimmer. Pünktlichkeit, Disziplin, gute Noten – das waren die Tugenden, die in der Familie Steiner hochgehalten wurden. Nina liebte ihre Eltern, keine Frage. Aber manchmal wünschte sie sich ein bisschen mehr Spontaneität, ein bisschen mehr Chaos. Oder einfach nur, dass ihre Mutter nicht bei jedem ihrer Sommeroutfits prüfend die Augenbrauen hochzog.
Doch dieses Mal war alles anders. Vielleicht lag es daran, dass ihre Eltern selbst eine Auszeit brauchten. Die letzten Monate waren stressig gewesen, sowohl beruflich als auch privat. Nina hatte das gespürt. Das leise Knistern, das manchmal in der Luft lag, wenn ihre Eltern abends bei einem Glas Wein auf dem Balkon saßen und dicke Akten wälzten. Ein Familienurlaub war überfällig, und Nina hatte das Gefühl, dass Mallorca nicht nur für sie, sondern auch für ihre Eltern eine Chance war, wieder zueinander zu finden.
Sie zog einen mintgrünen Bikini aus dem Stapel und hielt ihn hoch. Der Stoff fühlte sich kühl und glatt an. Sie stellte sich vor, wie sie darin am Strand lag, die Sonne auf der Haut, das Geräusch der Wellen im Ohr. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Dieses Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit, das sie schon jetzt packte, war fast schon überwältigend.
Ihre Gedanken schweiften zu Lea. Lea war ihre absolute Seelenverwandte, ihr Fels in der Brandung, ihre persönliche Comedy-Show. Sie kannten sich, seit sie in den Kindergarten gingen, hatten die Schulbank geteilt, die ersten peinlichen Partys überstanden und sich durch so manche Herzschmerz-Krise geholfen. Lea war das komplette Gegenteil von Nina – wild, spontan, laut, aber unglaublich loyal und mit einem Herz aus Gold. Sie hatte das besondere Talent, Nina aus ihrer Komfortzone zu locken, sie dazu zu bringen, Dinge zu tun, die sie sich alleine nie getraut hätte. „Du brauchst mehr Chaos in deinem Leben, Nina!“, hatte Lea immer gesagt. „Sonst wirst du noch zur kleinen Professorin Steiner mit siebzig. Und das wollen wir doch nicht, oder?“
Nina kicherte leise bei dem Gedanken. Lea hatte recht. Ein bisschen mehr Chaos würde ihr guttun. Besonders jetzt, wo sie 15 wurde und das Gefühl hatte, am Rande eines großen Sprungs zu stehen. Der Übergang von Mädchen zu „New Adult“, wie Lea es nannte. Sie war nicht mehr das kleine Mädchen, das sich an Mamas Hand klammerte. Sie war bereit für mehr. Mehr Verantwortung, mehr Entscheidungen, mehr… erste Male.
Das Klingeln ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken. Es war ein Videoanruf von Lea. Typisch Lea. „Na, du Pack-Queen!“, rief Lea, ihr Gesicht füllte den gesamten Bildschirm. Ihre blonden Locken waren noch feucht vom Duschen und sie trug ein viel zu großes T-Shirt. Im Hintergrund war ein Berg von Kleidung zu sehen, der eher einem Wäscheladen glich als einem Kinderzimmer. „Bist du schon fertig? Ich bin kurz vorm Nervenzusammenbruch. Ich hab nichts anzuziehen!“ Nina lachte. „Lea, du hast mehr Klamotten als ganz Zara zusammen. Und nein, ich bin noch nicht ganz fertig. Ich hab alles schön säuberlich gefaltet und sortiert.“ „Ach, du Perfektionistin!“, seufzte Lea gespielt dramatisch. „Ich seh schon, du bist bereit für den großen Auftritt. Ich muss nur noch meine zehn Millionen Bikinis irgendwie in diesen winzigen Koffer quetschen. Und mein komplettes Schminkzeug. Und meine drei Paar Lieblingssandalen. Und…“ „Und du wirst es schaffen“, unterbrach Nina sie lächelnd. „Hauptsache, du vergisst deinen Reisepass nicht.“ „Niemals! Der liegt hier direkt neben mir, bewacht von Captain Fluffykins“, sagte Lea und schwenkte das Handy, um eine kleine Stoffkatze zu zeigen, die auf ihrem Pass thronte. „Sag mal, hast du nochmal an unsere Liste gedacht? Ich hab da so ein Gefühl, dass dieser Urlaub der Knaller wird. Ich meine, Mallorca! Sonne! Meer! Und… Spanier!“ Lea zwinkerte in die Kamera. Nina spürte, wie ihre Wangen warm wurden. Das mit dem Spanier. Sie hatte ja schon immer ein Faible für dunkle Haare und braune Augen gehabt, aber die Jungs in Hamburg waren alle so… bekannt. So vorhersehbar. In Spanien, das wusste sie, waren die Männer anders. Leidenschaftlicher. Temperamentvoller. Zumindest in den Filmen.
„Ich hab dran gedacht“, sagte Nina leise. „Aber denk dran, Lea, wir sind auch mit meinen Eltern da. Und wir wollen uns nicht gleich am ersten Tag Ärger einhandeln.“ „Ach Quatsch! Deine Eltern sind doch ganz entspannt, diesmal. Dein Papa hat mir gestern am Telefon fast ein Witz erzählt! Ein Witz! Hab ich noch nie erlebt“, sagte Lea. „Und Mama Steiner hat mir sogar einen Keks angeboten. Also, alles im grünen Bereich. Wir sind quasi undercover unterwegs. Und wer weiß, vielleicht findest du ja deinen Märchenprinzen, während ich den Strand unsicher mache.“ Nina verdrehte die Augen, aber ein Schmetterling flatterte in ihrem Magen. Märchenprinz. Der Gedanke war kitschig, aber auch irgendwie… aufregend.
Sie verabschiedeten sich, Lea versprach, spätestens um sieben Uhr morgens vor ihrer Tür zu stehen, und Nina machte sich wieder an den Koffer. Sie faltete das letzte Sommerkleid zusammen und legte es vorsichtig hinein. Ganz obenauf legte sie ihr kleines, mintgrünes Notizbuch. Der Gedanke, die Punkte auf der Liste abzuhaken, erfüllte sie mit einem kindlichen Eifer. Doch ein Punkt, der nicht auf der Liste stand, schwirrte in ihrem Kopf herum: „Sich selbst finden.“ Oder vielleicht einfach nur, ein bisschen mutiger zu sein, ein bisschen freier.
Als der Koffer endlich geschlossen war, setzte sie sich auf das Bett und sah aus dem Fenster. Der Hamburger Himmel war grau und nieselig, die typische Hamburger Sommerstimmung. Doch morgen früh würde alles anders sein. Morgen würde sie aufwachen und die Sonne würde durch ihr Fenster scheinen. Sie würde den Geruch von Salz und Sonnencreme riechen. Und das Rauschen des Meeres würde sie in den Schlaf wiegen.
Sie legte sich ins Bett, das Gefühl der Vorfreude war fast schon schmerzhaft intensiv. Sie schloss die Augen und stellte sich Mallorca vor: türkisfarbenes Wasser, goldener Sand, der Duft von Pinien und Salz in der Luft. Und irgendwo dazwischen, vielleicht, wartete das Abenteuer. Das Abenteuer, das alles verändern würde. Das Abenteuer, das sie in eine neue Version ihrer selbst verwandeln würde. Und vielleicht, nur vielleicht, wartete da auch der gutaussehende Spanier, der ihre kleine Bucket List Sommer 2025 noch um einen entscheidenden Punkt ergänzen würde. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie langsam in den Schlaf glitt, getragen von den Bildern eines sonnigen, unvergesslichen Sommers.
Kapitel 2: Landung auf der Insel
Der Wecker hatte noch nicht einmal geklingelt, da war Nina schon hellwach. Ein Blick auf die Digitaluhr zeigte 5:45 Uhr. Der Himmel über Hamburg war noch immer ein tristes Grau, doch in Ninas Brust pulsierte eine aufgeregte Energie, die alle Müdigkeit vertrieb. Sie sprang aus dem Bett, das Gefühl, etwas Großes stünde bevor, ließ sie nicht los. Heute war der Tag. Der Tag, an dem das Abenteuer begann.
Sie schlüpfte in ihre Lieblingsjogginghose und ein weiches T-Shirt, band ihre Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und huschte ins Badezimmer. Ein schneller Blick in den Spiegel zeigte ihr blasse Haut und noch etwas verschlafene Augen, aber das Lächeln, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitete, war echt und strahlend. Nach einer erfrischenden Dusche, die den letzten Rest Nachtschlaf vertrieb, zog sie sich das für die Reise ausgewählte Outfit an: eine luftige Leinenhose und ein schlichtes weißes T-Shirt. Praktisch und bequem für den Flug.
Als sie in die Küche kam, duftete es bereits nach frischem Kaffee und Toast. Ihre Mutter, elegant wie immer, saß schon am Tisch und blätterte durch eine Zeitung, während ihr Vater am Herd stand und Rührei zubereitete. Sherlock, der Golden Retriever, lag schläfrig unter dem Tisch und wedelte träge mit dem Schwanz, als Nina den Raum betrat.
„Guten Morgen, Schatz“, sagte ihre Mutter und legte die Zeitung beiseite. „Gut geschlafen?“ „Viel zu gut, Mama. Ich bin schon total aufgeregt!“, erwiderte Nina und schnappte sich einen Toast. „Das merkt man dir an“, lachte ihr Vater. „Du strahlst ja richtig. Das ist schön zu sehen. Ich hoffe, der Urlaub tut uns allen gut.“
Die Stimmung am Frühstückstisch war ungewohnt gelöst. Keine Diskussionen über verschütteten Orangensaft, keine mahnenden Worte wegen zu langsamen Essens. Es war, als ob die Vorfreude auf Mallorca eine friedliche Blase um sie gelegt hätte. Selbst Sherlock schien die Entspannung zu spüren und schnarchte zufrieden vor sich hin.
Pünktlich um 6:30 Uhr hörten sie ein energisches Klopfen an der Haustür. Lea. Natürlich. Nina grinste und sprintete zur Tür. Lea stand da, die riesige Reisetasche über der Schulter, eine kleine Umhängetasche mit Captain Fluffykins darauf baumelte an ihrer Seite. Ihre Augen strahlten vor Aufregung.
„Da bin ich! Pünktlicher als die Deutsche Bahn!“, rief Lea und zog Nina in eine feste Umarmung. „Bist du bereit für das Abenteuer deines Lebens, Nini?“ „Bereiter denn je!“, flüsterte Nina zurück.
Der Abschied von Sherlock war kurz, aber herzliche. Ninas Eltern verstauten das Gepäck im Taxi, und schon saßen sie auf dem Weg zum Hamburger Flughafen. Die Fahrt verlief in einer Mischung aus aufgeregtem Geplapper von Nina und Lea und den ruhigeren Gesprächen ihrer Eltern. Nina sah aus dem Fenster, wie die Stadt langsam erwachte, und wusste, dass sie für eine Weile nicht hierher zurückkehren würde. Das Gefühl der Freiheit wurde mit jedem Kilometer stärker.
Am Flughafen herrschte bereits reges Treiben. Menschenmassen schoben sich durch die Hallen, die Luft war erfüllt vom Geruch von Kaffee, Desinfektionsmittel und der nervösen Energie des Reisens. Nina war es gewohnt, mit ihren Eltern zu fliegen, doch dieses Mal fühlte es sich anders an. Sie war nicht nur die Tochter, die mit ihren Eltern in den Urlaub flog. Sie war Nina, die 15-jährige, die mit ihrer besten Freundin ein Abenteuer erwartete.
Der Check-in und die Sicherheitskontrolle verliefen reibungslos. Nina war froh, dass ihre Eltern alles so gut organisiert hatten. Während sie durch die Duty-Free-Shops bummelten, hielten Lea und sie Ausschau nach Kleinigkeiten, die sie gebrauchen könnten – eine neue Sonnenbrille, eine witzige Zeitschrift, die die Flugzeit verkürzen würde.
Endlich saßen sie im Flugzeug. Nina hatte einen Fensterplatz erwischt, Lea direkt daneben. Ihre Eltern saßen in der Reihe davor. Als der Flieger abhob und die Hamburger Skyline unter ihnen verschwand, spürte Nina eine Welle der Euphorie. Sie war auf dem Weg. Auf dem Weg nach Mallorca.
Der Flug war erstaunlich kurzweilig. Nina und Lea unterhielten sich über ihre Pläne für den Urlaub, lachten über peinliche Geschichten aus der Schule und malten sich aus, wie ihr Traum-Spanier aussehen könnte. Nina vermied es, allzu kitschige Details zu erwähnen, aber der Gedanke an einen Jungen mit dunklen Haaren, braunen Augen und einem unwiderstehlichen Lächeln ließ sie nicht los.
Dann kam die Durchsage: „In Kürze beginnt der Landeanflug auf Palma de Mallorca.“ Nina drückte ihr Gesicht gegen das Fenster. Unter ihnen breitete sich ein atemberaubendes Panorama aus. Das tiefblaue Mittelmeer, das in der Sonne glitzerte, schroffe Felsenküsten, die sich ins Wasser stürzten, und dazwischen kleine, weiße Häuser, die wie Zuckerguss auf der grünen Landschaft verteilt waren. Palmen wiegten sich im Wind, selbst aus dieser Höhe konnte man sie erkennen. Die Insel wirkte wie ein leuchtend grüner Edelstein, umgeben von einem Meer, dessen Farben von tiefem Azur bis zu schillerndem Türkis reichten.
„Oh mein Gott, Nina!“, rief Lea begeistert und stieß sie an. „Sieht das geil aus! Das ist ja noch schöner als auf den Postkarten!“ Nina konnte nur nicken. Die Bilder in ihrem Kopf, die sie sich ausgemalt hatte, verblassten im Vergleich zur Realität. Es war nicht nur schön, es war anders. Die Luft flimmerte schon aus der Höhe, ein Gefühl von Hitze und Trockenheit, das so anders war als die feuchte Kühle Hamburgs.
Als das Flugzeug sanft auf der Landebahn aufsetzte und die Reifen quietschend den Boden berührten, brach ein kleiner Applaus in der Kabine aus. Nina spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie waren da. Endlich.
Die Hitze schlug ihnen entgegen, als sie die Gangway herunterstiegen. Es war eine trockene, warme Umarmung, erfüllt vom Duft von Pinien, Salz und einer undefinierbaren, süßlichen Note, die Nina noch nie zuvor gerochen hatte. Sie zog tief die Luft ein und fühlte sich sofort lebendig. Die Sonne schien gleißend vom wolkenlosen Himmel, und der Flughafen von Palma de Mallorca war ein geschäftiger Ameisenhaufen von Menschen, die in alle Richtungen strömten.
Ihr Gepäckband zu finden, war eine kleine Herausforderung in dem Gewühl, aber Ninas Vater, routiniert wie immer, navigierte sie sicher durch die Menschenmassen. Als sie ihre Koffer endlich in Empfang genommen hatten, wartete bereits ein Mietwagen auf sie. Ihr Hotel, das „Hotel Espléndido“, lag an der Westküste der Insel, in einem kleinen Küstenort namens Port de Sóller. Ihre Mutter hatte es sorgfältig ausgewählt – ein elegantes Boutique-Hotel mit Meerblick, fernab des Massentourismus. Ein ruhiger Ort, um die Seele baumeln zu lassen. Perfekt für ihre Eltern. Und hoffentlich auch für Lea und sie, um von dort aus ihre eigenen kleinen Erkundungen zu starten.
Die Fahrt vom Flughafen dauerte etwa eine halbe Stunde. Die Landschaft zog an ihnen vorbei, eine Mischung aus kargen, roten Feldern, Olivenhainen und immer wieder der Blick auf das azurblaue Meer. Nina lehnte den Kopf an die Scheibe und ließ die Eindrücke auf sich wirken. Sie sah kleine Fincas mit roten Dächern, gesäumt von leuchtend bunten Bougainvillea, und im Hintergrund erhoben sich die imposanten Berge der Serra de Tramuntana. Es war eine atemberaubende Schönheit, die sie so nicht erwartet hatte.
Als sie schließlich in Port de Sóller ankamen, war Nina sofort fasziniert. Der Ort schmiegt sich malerisch an eine geschützte Bucht, umgeben von Orangen- und Zitronenbäumen. Eine alte Straßenbahn ratterte gemütlich am Hafen entlang, wo kleine Fischerboote neben eleganten Yachten schaukelten. Das Hotel Espléndido lag direkt an der Promenade, eine helle, elegante Fassade mit großen Balkonen, die alle zum Meer zeigten.
„Wow!“, entfuhr es Lea, als sie aus dem Auto stiegen. „Das ist ja mal eine Ansicht! Fast schon zu schick für uns, Nini.“ Nina musste lachen. „Quatsch. Ist doch perfekt! Dann können wir uns mal wie echte Promis fühlen.“
Der Empfang im Hotel war herzlich. Eine freundliche Dame an der Rezeption, deren Deutsch mit einem charmanten spanischen Akzent versehen war, begrüßte sie aufs Wärmste. Nina und Lea hatten ein gemeinsames Zimmer im zweiten Stock, direkt neben dem ihrer Eltern. Als sie die Tür öffneten, stockte Nina der Atem.
Das Zimmer war hell und geräumig, mit einem großen Balkon, von dem aus man direkt auf das Meer blickte. Der Duft von Salz und frischer Meeresbrise strömte herein. Zwei bequeme Betten, ein kleiner Tisch mit Stühlen und ein großes Badezimmer machten den Raum perfekt. Aber der Blick… der Blick war das Beste. Das tiefe Blau des Mittelmeers, das sich bis zum Horizont erstreckte, unterbrochen nur von ein paar vorbeiziehenden Segelbooten.
Lea stürmte sofort auf den Balkon. „Nini, sieh dir das an! Wir haben Meerblick! Pure Luxus-Vibes! Das ist ja… unglaublich!“ Nina trat neben sie. Die Sonne wärmte ihre Haut, der Wind spielte leicht mit ihren Haaren. Sie atmete tief ein und spürte, wie sich die Anspannung der letzten Wochen in ihr löste. Ein Gefühl von Leichtigkeit und purer Glückseligkeit durchflutete sie.
„Ich glaube, das ist der schönste Ort, an dem ich je war“, sagte Nina leise, fast ehrfürchtig. „Absolut!“, stimmte Lea zu. „Das ist der Anfang von etwas Großem, Nina. Ich spüre es! Sonne, Sand… und wer weiß, was noch alles!“ Sie grinste Nina verschwörerisch an.
Nina grinste zurück. Sie stellte sich vor, wie sie auf diesem Balkon sitzen würden, die Sonne auf der Haut, den Geruch des Meeres in der Nase. Die Bucket List Sommer 2025 schien plötzlich nicht mehr nur eine Liste zu sein, sondern ein Versprechen. Ein Versprechen für einen Sommer voller Abenteuer, Freundschaft und vielleicht… ja, vielleicht auch der ersten Liebe. Mallorca, sie war bereit für dich.
Kapitel 3: Der erste Strandtag
Der Duft von Kaffee und frisch gebackenen Croissants wehte Nina am nächsten Morgen aus dem Schlaf. Sie rieb sich die Augen und blinzelte ins helle Sonnenlicht, das durch die geöffneten Balkontüren strömte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es bereits nach neun war. So lange hatte sie in Hamburg selten geschlafen, selbst am Wochenende nicht. Aber die salzige Meeresluft und das sanfte Rauschen der Wellen hatten sie in einen tiefen, erholsamen Schlaf gewiegt.