»Es tut mir leid: Ich bin wieder ganz Deiner Meinung« - Achim Engelberg - E-Book

»Es tut mir leid: Ich bin wieder ganz Deiner Meinung« E-Book

Achim Engelberg

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Beschreibung

Der marxistische Historiker und sein konservativer Verleger. Ein ungewöhnliches Kapitel deutscher Geistesgeschichte

Es war eine unwahrscheinliche Freundschaft, die den konservativen Verleger Wolf Jobst Siedler aus West-Berlin mit dem marxistischen Historiker Ernst Engelberg in Ost-Berlin verband – eine Freundschaft, die alle Mauern überwand und überstand. Auf der Grundlage eines langjährigen Briefwechsels schildert Ernst Engelbergs Sohn Achim diese einzigartige publizistische und menschliche Liaison.

Wolf Jobst Siedler gründete gerade seinen eigenen Verlag, als er 1980 den renommierten Ost-Berliner Historiker Ernst Engelberg kennenlernte. Dieser verfasste zu jener Zeit seine epochale Bismarck-Biographie – überraschend schnell gelang es dem West-Berliner Verleger und Preußen-Kenner, den Autor und sein großes Werk für den Siedler Verlag zu gewinnen. Beharrlich gegen alle politischen Bedenken und Behörden setzte Siedler die parallele Veröffentlichung in Ost und West im Herbst 1985 durch. Es sollte ein publizistisches Ereignis werden.

Über die Jahre hinweg entwickelte sich eine tiefe persönliche Zuneigung – und auch Siedler, der an seinem literarisch-essayistischen Werk arbeitete, schickte seine Manuskripte von West- nach Ost-Berlin. Der intellektuelle Austausch vor dem Hintergrund einer Welt im Umbruch gehört zu den faszinierenden Kapiteln deutscher Geistesgeschichte.

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Es tut mir leid: Ich bin wieder ganz Deiner Meinung

Wolf Jobst Siedler und Ernst Engelberg:Eine unwahrscheinliche Freundschaft

Dargestellt von Achim Engelberg

Siedler

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Erste Auflage

September 2015

Copyright © 2015 by Siedler Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Rothfos + Gabler, Hamburg

Lektorat und Satz: Ditta Ahmadi, Berlin

ISBN 978-3-641-15903-0

www.siedler-verlag.de

Inhalt

LANGSAME ANNÄHERUNG

EINE FREUNDSCHAFT IN ZEITEN DER »DRITTEN TECHNOLOGISCHEN REVOLUTION«

FRÜHLING EINER NEUEN EPOCHE, HERBST ZWEIER LEBEN

Wolf Jobst SiedlerDEM GEIST DER ZEIT GENÜGEN OHNE DEM ZEITGEIST ZU ERLIEGEN

Ernst EngelbergREDE ZU BISMARCKS 100. TODESTAG

EDITORISCHE NOTIZ UND DANK

ANHANG

VERÖFFENTLICHUNGEN

PERSONENREGISTER

BILDNACHWEIS

LANGSAME ANNÄHERUNG

I.

Dass sie beide die Wiedervereinigung lange vor dem Mauerfall vollzogen hätten, stand für Wolf Jobst Siedler fest. Und Ernst Engelberg bemerkte in einem Brief an den Verleger, dass man sich nach manchen weniger guten Erfahrungen hin und wieder frage, welche menschlichen Beziehungen von Dauer seien, und gerade im Alter von ungewöhnlichen Freundschaften berührt ist.

Die beiden Männer – der »linke Tory« Siedler im Westen und der Marxist Engelberg im Osten – gehörten nicht derselben Generation an, stammten aus verschiedenen Regionen Deutschlands und scheinen sich politisch sehr voneinander unterschieden zu haben. Was also verband den am 5. April 1909 im badischen Haslach in eine politisch links orientierte Familie geborenen Engelberg mit dem bürgerlich-preußischen Siedler, der am 17. Januar 1926 in Berlin das Licht der Welt erblickte?

Als sie sich kennenlernten, waren sie durch die Mauer getrennt, lebten in gegnerischen Lagern des Kalten Krieges. Doch der Keim ihrer Freundschaft lag in viel älteren Schichten deutscher und europäischer Historie wie Lebensart.

Einmal wettete Wolf Jobst Siedler, er könne geraume Zeit auf dem Kurfürstendamm flanieren, ohne einem Herrn mit Krawatte zu begegnen. Wäre er Ernst Engelberg dort begegnet, hätte er verloren. Wäre es um die Maximilianstraße in München oder den Jungfernstieg in Hamburg gegangen, hätte er ebenfalls verloren. Nach dem Sinn seiner Wette gefragt, meinte Wolf Jobst Siedler, es gehe im Grunde nicht um Kleidervorschriften, sondern um die Entbürgerlichung der Gesellschaft. Berlin sei amorph geworden, Bürgertum und Kleinbürgertum, selbst die Arbeiterwelt kaum noch erkennbar: »Vieles aus der Literatur ist deshalb nicht mehr verständlich. Die Welt Fontanes ist ebenso verschwunden wie die Welt von Döblins ›Berlin Alexanderplatz‹.«1 Verantwortlich machte er die nazistische Gewaltherrschaft, die diese Welt vernichtete.

Theresia und Wilhelm Engelberg, die Eltern des Historikers. Wilhelm war Druckereibesitzer, Zeitungsverleger und Heimathistoriker. Er nannte sich einen Achtundvierziger-Demokraten und gründete 1890 den SPD-Ortsverein.

Privatbesitz Familie Engelberg

Ernst Engelberg und Wolf Jobst Siedler teilten ein prägendes Grunderlebnis: In der Nazi-Zeit schwebte der eine als »Hochverräter«, der andere als »Wehrkraftzersetzer« in Lebensgefahr. Sie wuchsen in Familien auf, in denen erinnerungswürdige Traditionen vorgelebt wurden. Bildungsbürgerliche Überlieferungen waren bei den Siedlers inhärent: Wolf Jobst Siedler ist ein Nachkomme Johann Gottfried Schadows, der die Quadriga auf dem Brandenburger Tor schuf, wie des Komponisten Carl Friedrich Zelter, einem der wenigen engen Freunde Johann Wolfgang von Goethes. Aber auch die alte jüdische Familie der Gersons verband sich mit den Siedlers, worauf der Verleger ebenfalls großen Wert legte. In dem Umfeld, in das Ernst Engelberg hineinwuchs, wirkte die badische Revolution von 1848/49 nach, an der die Urgroßmutter Genoveva Eisenmann wie der Großvater Julius Engelberg beteiligt gewesen waren. Letzterer gab damals sogar sein adliges »Von« ab. Der Vater Wilhelm bezeichnete sich selbst oft als einen Achtundvierziger-Demokraten. Bei Ausbruch der Novemberrevolution 1918 hisste er spontan eine rote Fahne am markanten Erker seines Hauses im Zentrum von Haslach.

Elisabeth und Wolf Jobst Siedler, die Eltern des Verlegers. »Selbst am Strand von Misdroy«, so kommentierte der Sohn das Foto, »trug mein Vater das Monokel, ohne das er nicht denkbar war.«

Privatbesitz Familie Siedler

II.

Am 1. Mai 1933 steht Ernst Engelberg mit versteinertem Gesicht im roten Wedding am Straßenrand, sieht auf die Marschierenden und hört ganz neue Töne: Ja, wenn der Hitler Arbeitsplätze schaffe … Wenn er Arbeitsplätze schaffe … In der Hoffnung auf Arbeitsplätze und damit auf eine sichere Existenz verdrängen die Menschen in dem traditionsreichen Berliner Arbeiterbezirk die Verfolgungen der sogenannten Novemberverbrecher, also der Revolutionäre des 9. November 1918. Wenn er nur Arbeitsplätze schafft!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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