Falkenrache - Chris Svartbeck - E-Book

Falkenrache E-Book

Chris Svartbeck

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Beschreibung

Man sagt den Mehme nach, dass sie ein Drachengedächtnis haben. Kränkungen werden von ihnen weder vergessen noch vergeben, egal, wie lange sie zurückliegen. Die Beziehungen zwischen ihnen und dem karapakischen Königshaus sind deshalb bestenfalls schlecht. Und die Abneigung ist gegenseitig. Als jedoch Na-Ochone, der letzte der Mehme-Barone, vom König zutiefst gedemütigt wird, ist das Maß voll. Na-Ochone schwört blutige Rache. Eine Rache, der selbst die Zauberer wohlwollend gegenüberstehen. Allerdings haben die Mehme ihr Familienmotto nicht ohne Grund: Traue niemals einem Zauberer!

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Falkenrache

Spiegelmagie Band 9
Chris Svartbeck
©Chris Svartbeck 2021
Machandel Verlag
Charlotte Erpenbeck
ISBN 978-3-95959-331-1
Bildquelle cover: romankybus /www. 123-rf.com
Titelvignette: 4ek/www.shutterstock.com

Alle Personen, Namen und Vorkommnisse in diesem Buch

sind rein fiktiv und haben keine Vorlage in unserer realen Welt.

Was allerdings sehr wohl in unserer realen Welt vorkommt,

sind die diversen kleinen und großen Katastrophen

Vorwort

Der Falke ist ihr Wappen. Sie tragen ihn selbstbewusst trotz der Schande, die er über sie gebracht hat, denn ihr Stolz ist das Einzige, was ihnen nach der Verbannung ihrer Sippe an die Südgrenze Karapaks geblieben ist. Aber wie lange kann die Fehde der Mehme mit dem Königshaus noch andauern, bevor sie komplett ausgelöscht werden?

Zur zeitlichen Einordnung:

Dieses Buch spielt mehrere Jahrhunderte nach dem Band "Falkenblut", aber noch rund 200 Jahre vor dem Band "Königsfalke"

Hinweis: 

Karapak ist eine gewalttätige, extrem patriarchalische Welt. Das Leben eines Mannes gilt wenig, das von Frauen und Kindern noch weniger, und eine falsche Geste kann Kriege auslösen. 

Dass die Zauberer ebenfalls über Leichen gehen, ist noch ihre liebenswürdigste Seite.

Schlechte Nachrichten

„Das ist nicht dein Ernst!“ Großmeister Ro starrte Ze Braunhand fassungslos an.

„Kein einziger?“

„Kein einziger!“, bekräftigte Ze.

Ro sank fassungslos auf den Schemel. Das fehlte gerade noch. Die Kristallkammer war seit dem Aufstand chronisch unterbesetzt. Es hatte ihn mehr als drei Menschengenerationen Zeit gekostet, sie auch nur einigermaßen wieder arbeitsfähig zu bekommen. Aber wenn jetzt auch noch der Rohstoff fehlte ...

„Hast du in den Eisbergen nachgesehen? In den östlichen Himmelsbergen? Und im Süden?“

„Vom Nordmeer bis in die letzte Spitze der Drachenschwanzberge. Nichts. Nirgends. Kein einziger Drache mehr.“

Der letzte Sucher hatte noch Drachen fliegen sehen. Zugegeben, nur zwei sehr müde, alte Drachen, aber trotzdem ...

Das war wie lange her? Ro rechnete nach. Achtzehn Regenzeiten. Das bedeutete, sie hatten keine Jungen mehr gezeugt.

Und ohne junge Drachen gab es auch keine jungen Zauberer.

Ro wurde heiß und kalt zugleich. Sie waren die letzten. Außerhalb dieser kristallinen Wände gab es keinen einzigen Zauberer der ersten Generation mehr. Keine Verstärkung. Keinen Nachwuchs. Sie hatten ihren Ursprung verloren.

Und damit die Quelle ihrer Kraft.

Ro spürte, wie sich eine eisige Faust um ihn schloss. Wie sollte er das den anderen erklären?

Mit einer schroffen Handbewegung entließ er Ze Braunhand. Dann trat er an die Wand, zog mit dem Zeigefinger eine kaum sichtbare Linie nach. Die Wand wurde wasserklar.

Tief unter ihm lag Sawateenatari, ausgebreitet und übersichtlich wie eine Landkarte. Weit genug weg, dass er weder von dem Dreck noch von dem Lärm belästigt wurde. Nah genug, um alles im Auge zu behalten. Auch ... Ros Blick wanderte zu dem höchsten Punkt der Anhöhe, auf der die Stadt gegründet worden war. Schlanke Türme, trutzige Mauern. Der Palast. Die einzige andere Quelle der Zauberei, die Karapak verblieben war.

Und tabu.

Dieser verdammte Pakt. Welcher Sandteufel hatte ihn damals bloß bewogen, so einem hirnverbrannten Blödsinn zuzustimmen? Gewaltentrennung. Pah! Wo doch sowieso ein Zauberer auf dem Thron saß. Aber die Kristallkammer hatte es geschrieben und geschworen. Keine Einmischung in die Politik oder in Belange des Königshauses. Also konnte er von dort keinen Nachschub bekommen. Keine Zauberer und erst recht keine neuen Spiegel. Von den sehr wenigen Mitgliedern abgesehen, die freiwillig kamen, war die Nahne-Sippe für ihn sakrosankt.

Allerdings nur so lange, wie sie das Königshaus stellten.

Das musste nicht für immer sein.

Vielleicht ergab sich ja eine Möglichkeit ...

Ro war bereit, geduldig darauf zu warten. Mit Warten kannte er sich aus. Das hatte er schon einmal über ein paar Jahrhunderte bewiesen. Und gegebenenfalls konnte er ja etwas nachhelfen, wenn es zu lange dauerte.

Im Schatten

„...und Tariki hat definitiv zu viel für sein neues Pony bezahlt!“

Akiana drückte sich tiefer in die Nische und zog ihr Schultertuch über den Kopf. Mit etwas Glück würden ihre jüngeren Brüder sie für eine der Dienerinnen halten und nicht beachten.

„Das Pony hatte aber das Flussuferrennen gewonnen!“

„Klar hat es. Graf Mischekoko soll schließlich die anderen Reiter kräftig bestochen haben, dass sie ihre Ponys zurückhielten.“

„Schlauer Sandteufel!“

Schritte und Gespräch verklangen. Akiana atmete auf. Ihre Brüder hatten sie nicht bemerkt. Vorsichtig streckte sie den Kopf aus der Nische und spähte den Flur entlang. Niemand in Sicht. So lautlos wie möglich folgte sie den Prinzen.

Onkel Toleke wartete bereits im Lilienhof auf seine Schüler. Sehnsüchtig dachte Akiana an die Zeit, als sie noch offen am Unterricht teilnehmen konnte. Onkel Toleke hatte nie kapiert, dass sie nur ein Mädchen war. Was, wie ihr Vater ihr mit grimmiger Miene mitgeteilt hatte, daran lag, dass Toleke kein besonders starker Zauberer war. Der kleine Zauber, der ihre Haare immer wieder abbrechen ließ und somit kurz hielt, hatte ausgereicht, Toleke in die Irre zu führen, und er hatte nicht einmal bemerkt, dass sie überhaupt einen Zauber auf sich gelegt hatte. Bei ihm, hatte ihr Vater hinzugefügt, wäre sie mit derartigen Narrheiten niemals durchgekommen. Und falls sie das je noch einmal versuchen sollte ...

Er hatte seine Drohung nicht aussprechen müssen. Akiana hatte mehr als eine Frau im Sommerharem sterben sehen, die den Unmut ihres jähzornigen Vaters erregt hatte. Selbst einer seiner Söhne hatte erfahren müssen, zu was ihr Vater fähig war. Ihr jüngster Bruder Piritoka war kaum fünf Jahre alt gewesen, als die junge Katze, mit der er so gerne spielte, dem Vater zwischen die Beine lief und ihn ins Straucheln brachte. Akiana hatte das wutverzerrte Gesicht ihres Vaters gesehen, als er Piritoka befahl, dem unnützen Tier auf der Stelle die Kehle durchzuschneiden. Ihr Bruder hatte es nicht fertiggebracht und zu weinen begonnen. Da hatte der Vater die Katze ergriffen und ihr vor den Augen des Kleinen den Kopf abgeschnitten.

Und dann hatte er das Gleiche mit ihrem Bruder getan.

Hastig verdrängte sie die Erinnerung und konzentrierte sich auf das, was Onkel Toleke gerade erklärte. Trugbilder, wie schon seit sechs Tagen. Trugbilder waren überaus nützlich. Ihre Mutter liebte es, Trugbildschmuck zu tragen. Der echte Schmuck war ihr viel zu schwer, den benutzte sie nur zu besonders feierlichen Anlässen.

Onkel Toleke allerdings zählte gerade einige Beispiele für eine viel nützlichere Anwendung auf. Zum Beispiel, dass man damit einem einfachen Stock das Aussehen eines gefährlichen Schwertes geben konnte.

„Wenn die Illusion gut genug ist, glaubt dein Gegner sie. Und wenn er sie fest genug glaubt, vermag ihn selbst eine bloße Illusion zu töten.“

„Und wenn er sie nicht fest genug glaubt?“

„Dann braucht ihr zusätzlich zu der Illusion noch eine Transformation. Selbst Holz vermag zu schneiden, wenn man ihm eine scharfe Kante verleiht. Aber so weit seid ihr noch nicht. Versucht bitte erst einmal die Illusion.“

Akiana pflückte sich ein Oleanderblatt aus dem nahen Pflanzkübel und konzentrierte sich. Drei Herzschläge später hielt sie einen schlanken, nadelspitzen Dolch in der Hand. Töten würde sie damit nicht können. Blätter waren einfach nicht so stark wie Holz. Andererseits ... Waren nicht Blatt wie Holz Produkte einer Pflanze? Wenn die Pflanze das eine wie das andere erschaffen konnte, war es vielleicht möglich, beides ineinander umzuwandeln. Sie konzentrierte sich erneut. Das Trugbild in ihrer Hand wurde schwerer, größer, passte seine Form ihren Gedanken an. Vorsichtig fühlte sie mit der anderen Hand die Klinge entlang. Tatsächlich. Echtes Holz.

„Es geht nicht!“

Die Jammerstimme Nolokatas ließ Akiana aufsehen. Ihr zweitältester Bruder hatte immer Schwierigkeiten mit den magischen Übungen.

„Du konzentrierst dich nicht genug“, tadelte Onkel Toleke. „Hier, ich zeig dir noch einmal, wie es geht. Schau auf meine Aura!“

„Wie soll ich die in der Sonne überhaupt sehen können?“

Akiana unterdrückte ein frustriertes Stöhnen. Eine Aura zu sehen war doch nun wirklich ein Kinderspiel.

Ihr Onkel unterdrückte sein Stöhnen nicht. „Hast du überhaupt etwas von dem begriffen, was wir jetzt seit acht Monden machen? Du bist nicht bei der Sache. Pass besser auf. Mach das so!“

Schon wieder folgte eine Konzentrationsübung. Akiana runzelte die Stirn. Ihr Onkel mochte Auren sehen können, lesen konnte er sie aber offenbar nicht. Sonst hätte er längst bemerkt, dass Nolokata keineswegs zu faul war zum Lernen. Er war nur schlichtweg unfähig zu höherer Magie. Nolokatas magische Fähigkeiten waren nicht größer als die jener Bastarde, die ihr Vater mit jeder vollkommen unmagischen Sklavin zeugen konnte.

Akiana starrte auf ihren Trugbild-Dolch. Und wenn sie sich jetzt verteidigen müsste? Ihre Brüder mochten Kraft genug haben, auch mit einem hölzernen Dolch zu stechen und zu schneiden, sie nicht. Sie brauchte mehr. Behutsam griffen ihre Gedanken erneut nach dem Dolch. Das Material wehrte sich. Holz und Metall waren natürliche Feinde. Mit einem Seufzer griff sie nach der Lebensenergie des Oleanders und zwang das Holz, ihren Wünschen zu gehorchen. Dann ließ sie das Trugbild fallen. Noch lebenswarm, aber bereits zu tödlicher Kühle erkaltend, lag ein reales Ebenbild des Trugbildes in ihrer Hand. Sie strich sanft mit der Fingerspitze über die Schneide. Hinter ihr fielen die letzten Blätter des verdorrten Oleanders zu Boden.

Toleke lächelte, während seine Schüler sich mit einer Verbeugung verabschiedeten. Er lächelte noch immer, während er sie davongehen sah. Erst als der letzte von ihnen außer Sicht war, erlaubte er seinen Gesichtsmuskeln, sich zu entspannen. Auf keinen Fall durften die jungen Prinzen merken, wie wenig er von ihnen hielt. Immerhin würde einer von ihnen in nicht allzu ferner Zukunft sein König sein. Toleke tippte auf Ajitaka. Er war intelligent, ehrgeizig und, was vermutlich am wichtigsten war, trotz aller offensichtlichen Mängel der beste Zauberer dieser Generation. Ausgestattet mit einem ausreichenden Mangel an Rücksicht, um diese Zauberkraft gegebenenfalls erbarmungslos gegen seine Brüder und Halbbrüder einzusetzen.

Na schön, vielleicht doch nicht der beste Zauberer, wies Toleke sich in Gedanken zurecht. Seine jüngere Schwester Akiana war eindeutig stärker. Sie führte mit ihren sieben Jahren bereits Zauber aus, deren Grundzüge ihre älteren Brüder noch nicht einmal ansatzweise begriffen hatten. Und sie wusste genau, wie sie an die dazu nötige Kraft herankam. Toleke hatte den verdorrten Oleander bemerkt.

Dummerweise war Akiana nur ein Mädchen, dazu bestimmt, in wenigen Jahren bereits verheiratet zu werden. Was effektiv jeder Ausbildung ein Veto setzte. Zumal, seit ihr Vater es ihr ausdrücklich verboten hatte, weiterzulernen.

Natürlich lauschte Akiana jetzt heimlich seinem Unterricht. Und Toleke tat so, als ob er es nicht bemerkte. Jemand, der so stark war, musste einfach ein Mindestmaß an Ausbildung bekommen. Die Kleine wäre sonst eine Gefahr für sich und den ganzen Palast. Aber es war eben auch wirklich nur ein Mindestmaß. Mehr würden ihre Brüder ohnehin nie kapieren, folglich würde er die Themen höherer Magie auch nicht im Unterricht ansprechen. Akiana würde niemals ihren Fähigkeiten entsprechend ausgebildet werden können.

Toleke seufzte. So eine Verschwendung von Potenzial! Wenn Akiana ein Junge wäre ... Seine Gedanken wanderten zu ihrem Onkel Gorato, dem älteren Bruder Ajitakas. Wenn er jemals einen guten Schüler gehabt hatte, dann ihn. So ein Talent war in der Politik geradezu verschwendet. Er hatte dem Jungen geraten, in die Kristallkammer einzutreten. Den Berichten nach war er ein äußerst fähiger Zauberer geworden. Großmeister Ro hatte es sich nicht nehmen lassen, einen Teil seiner Ausbildung persönlich zu überwachen.

Großmeister Ro hätte vermutlich auch Akiana gerne in den Kristalltürmen gesehen. Nur dass Toleke sich verdammt sicher war, dass sein königlicher Bruder ihm den Kopf abreißen würde, wenn er es wagte, noch eines der königlichen Kinder für die Kristallkammer zu rekrutieren. Und wer weiß, womöglich war das sogar besser für das Mädchen. Schließlich hatte es seit mehr als vierhundert Jahren keine Frau mehr geschafft, die Ausbildung zu überleben.

Trotzdem ...

Er dachte an den schlanken, spitzen, tödlichen Metalldolch in ihrer Hand. Ein Dolch, geformt aus einem Oleanderblatt. Akiana hätte es schaffen können.

Toleke seufzte noch einmal abgrundtief, bevor er sich mühsam erhob und seinen arthritischen Körper in Bewegung zwang. Hoffentlich hatte sein Leibsklave den Mohntee bereits aufgegossen. Das war das Einzige, was sowohl seine Schmerzen linderte als auch süßen Schlummer schenkte.

Früher sollten die Zauberer imstande gewesen sein, Krankheiten wie die seine zu heilen.

Früher.

Heute wussten sie nur noch, wie man tötet.

Wie sein Bruder, der König, mit jedem neuen Feldzug unter Beweis stellte.

Narren, allesamt.

Akiana wartete, bis die schleifenden Schritte verklungen waren. Dann erst setzte sie sich selbst wieder in Bewegung. Ob Onkel Toleke sie bemerkt hatte? Vermutlich nicht. Er hatte kein einziges Mal zu ihr herüber gesehen.

Andererseits – Onkel Toleke hatte andere Wahrnehmungsmöglichkeiten als nur seine Augen. Wenn er sie also doch bemerkt hatte? Ein Glück, dass er ihren Vater, seinen Bruder, nicht besonders gut leiden konnte. Die beiden sprachen nur das Nötigste miteinander. Toleke würde sie vermutlich nicht verraten.

Lautlos huschte sie den Gang entlang, bog dann in den Orchideengarten ab und schlüpfte schließlich durch die kleine Pforte in den Pfauenhof. Hier war zurzeit niemand, die Pfauen waren in der Mauser und sahen wenig attraktiv aus. Hier konnte sie in Ruhe weiter üben.

Ajitaka

Es war niemals gut, wenn der König seine Söhne zu sich befahl. Ajitaka fühlte, wie sein Magen sich verknotete. Letztes Mal war er gnädig davongekommen. Hatte lediglich einen Verweis kassiert dafür, dass er mit einem seiner Freunde gewürfelt und verloren hatte.

„Wir sind Zauberer“, hatte sein Vater ihm mit finster zusammengezogenen Augenbrauen erklärt. „Wir beeinflussen das Schicksal eines ganzen Landes. Da solltest du doch wohl wenigstens fähig sein, zwei so kleine Würfel zu beeinflussen. Ein Nahne verliert nicht!“

In den folgenden Zehntagen war der Vater seines Freundes am Hof irgendwie in Ungnade gefallen und kurz danach mit seiner ganzen Familie auffällig hastig aus der Hauptstadt verschwunden.

Und Ajitaka hatte beim nächsten Spiel mit Hilfe seiner Zauberkräfte gemogelt.

Wieder und wieder ging er in Gedanken durch, was er in den letzten Monden gemacht hatte. Aber da war nichts, was seinem Vater unangenehm aufgefallen sein konnte, oder? Hatte er einen Fehler gemacht und es nicht bemerkt? Das wäre fast noch schlimmer.

Sein Vater hatte ihn in die Wappenkammer rufen lassen. Jenem Raum, in dem traditionell die Kriegsrüstungen, Waffen und Wappenfahnen der Nahne aufbewahrt wurden. Die glasierten Ziegel der Wände waren so rot wie der Fuchs auf dem königlichen Wappen.

Der König stand breitbeinig mitten im Raum, als Ajitaka eintrat. Drei weitere seiner Söhne waren bereits anwesend, und auch die restlichen fünf kamen jetzt.

Ajitaka atmete auf. Offenbar ging es nicht um Bestrafung.

Ein stechender Blick aus königlichen Augen traf ihn. Es kostete seine ganze Selbstbeherrschung, diesen Blick ruhig zu erwidern. Ajitaka sah, dass mehrere seiner Brüder die Augen niederschlugen.

Sein Vater nannte ihre Namen, befahl ihnen, an die Wand zurückzutreten.

Nur Ajitaka, Kohomeka und Nolokata standen noch vor ihrem Vater.

Der Vater öffnete die Hand. Drei kleine Feuerkugeln rollten heraus, flogen auf seine Söhne zu. Kohomeka ließ die Feuerkugel an einer magischen Barriere zerplatzen. Ajitaka sandte seine Kugel gegen die Decke, wo sie in einem Funkenregen zerstäubte. Nolokata war, wie immer, zu langsam. Die Kugel traf seine Brust. Schmerzerfüllt jaulte er kurz auf, als das Feuer ihn versengte, rührte aber keine Hand und blieb stoisch stehen.

Sein Vater musterte ihn abschätzig. „Unbrauchbar als König. Aber jemand wie du wäre vermutlich ein brauchbarer Feldherr. Geh, melde dich in der Kaserne der Garde. Ab sofort ist dein Platz dort.“

Nolokata drehte sich auf dem Absatz um und ging hinaus. Ajitaka spürte deutlich die Erleichterung seines Bruders. Kaserne, das bedeutete, dass er von den anstrengenden, langweiligen Übungsstunden bei Onkel Toleke befreit war. Genau das, was Nolokata immer gewollt hatte. Auf dem Schlachtfeld würde er glücklicher sein als im Palast.

Der Vater wandte sich Ajitaka zu. „Du reagierst brauchbar, aber zu schwach. Ich dachte, du hättest mehr von mir. Sollte ich mich so getäuscht haben, als ich dich zu meinem Thronerben ernannte?“

Er ließ seinen Blick über die versammelten Söhne wandern. „Hat Toleke euch bereits einen Seelenspiegel machen lassen?“

Ajitaka und Kohomeka bejahten mit einer Handbewegung.

„Und womit?“

Ajitaka spürte Schweißperlen auf seiner Stirn. Er war froh, dass sein Bruder antwortete. „Wir haben mit Mäusen gearbeitet.“

„Mäuse!“, sagte sein Vater verächtlich. „Das ist etwas für Schwächlinge, nicht für einen zukünftigen König. Eure Spiegel sollten Menschen sein. Mäuse sind viel zu schwach für Kriegszauber.“

Sein Blick fixierte Kohomeka. „Willst du anstelle von Ajitaka König werden?“

„Natürlich!“, entfuhr es Kohomeka.

Ein spöttisches Lächeln umspielte kurz die königlichen Lippen. „Dein Spiegel!“

Kohomeka zückte wortlos seinen Arbeitsspiegel.

Ein Wink seines Vaters. „Tihomeka!“

Der jüngste seiner Söhne löste sich von der Wand und kam unsicher zurück in die Raummitte.

„Da steht dein zukünftiger Spiegel. Sieh zu, dass du ihn vernünftig formst.“

Kohomeka war leichenfahl geworden. Die Hand, die den Spiegel hielt, zitterte. Ajitaka spürte einen Anflug von Mitleid. Kohomeka und Tihomeka waren Söhne der gleichen Mutter. Jeder im Palast wusste, wie sehr Tihomeka an seinem älteren Bruder hing und wie stark Kohomekas Zuneigung zu seinem jüngeren Bruder war.

Kohomeka hob den Spiegel.

Tihomeka begann zu weinen, lautlos, aber er blieb gerade stehen, sah seinem Bruder ins Gesicht.

Der Spiegel kam näher. Die Gestalt des Jungen zitterte unter dem unsichtbaren Sog.

Kohomekas Arm fiel herab, der Sog des Spiegels erlosch. „Ich kann es nicht.“

„Dann kannst du auch kein König sein. Ein König darf keine Schwäche zeigen. Niemals.“

Zitternd blieb Kohomeka vor seinem Vater stehen

Der Kopf des Königs fuhr herum, er nahm Ajitaka in den Blick. „Kannst du es besser?“

Wenn Ajitaka eines sicher wusste, dann die Tatsache, dass Tihomeka so oder so verloren war. Sein Vater würde ihn niemals lebend aus dem Raum entlassen. Das einzige, was er für ihn tun konnte, war, ihm ein schnelles Ende zu geben. Wortlos zückte Ajitaka seinen eigenen Spiegel, trat zu seinem jüngeren Bruder und berührte ihn mit seinem Spiegel.

Es war überraschend leicht. Ajitaka spürte kaum Widerstand. Und dann war der Spiegel in seiner Hand groß und schwer und voller Energie.

„Sieht fast so aus, als ob du doch noch der nächste König auf Karapaks Thron sein wirst.“

Ajitaka fror beim Tonfall der väterlichen Stimme. Es war noch nicht vorbei, der König noch nicht zufrieden.

„Allerdings braucht Karapak einen König, der kämpfen kann. Kannst du es?“ Sein Vater deutete auf Kohomeka. „Da steht dein Gegner! Einer von euch beiden wird der zukünftige König. Der andere verlässt diesen Raum nur noch als Spiegel.“

Er trat zurück.

„Fechtet es untereinander aus. Jetzt.“

Der Kampf konnte nur unfair sein. Kohomeka wusste das so gut wie Ajitaka. Ein Seelenspiegel gegen einen armseligen Arbeitsspiegel. Kohomeka hatte keine Chance. Aber er war verzweifelt, und die Verzweiflung trieb ihn zu einem letzten, machtvollen Aufbäumen. Ajitaka spürte, wie sein Spiegel den kleineren Arbeitsspiegel seines Bruders leer sog. Er spürte, dass bereits mit der ersten Berührung das Schicksal seines Bruders besiegelt war. Und dann ... dann verbündeten die Energien seines noch lebenden Bruders sich mit denen, die bereits im Spiegel steckten, und Kohomeka griff ihn ein letztes Mal an, packte ihn, versuchte, ihn mit in den Spiegel zu zerren. Einen fürchterlichen Moment verspürte Ajitaka nichts als Panik. Dann erinnerte er sich, fokussierte. Der Zugriff seines Bruders glitt ab, die angreifenden Energien wurden in den Spiegel gesogen. Zum ersten Mal in seinem Leben war Ajitaka aufrichtig dankbar für die endlosen Konzentrationsübungen, die Onkel Toleke ihnen immer und immer wieder auferlegt hatte.

Zwei Atemzüge, und schon war es vorbei. Der Spiegel lag schwer in seiner Hand. Makellos glatt die Oberfläche, spröde und rau die Umrahmung, dumpfe Verzweiflung darunter. Und als er von dem Spiegel hochsah, blickte er in das zufrieden lächelnde Gesicht seines Vaters.

Mit diesem Spiegel war Ajitaka endgültig der auserwählte, beneidete Thronerbe. Mit diesem Spiegel war er dauerhaft eine Gefahr für seine Brüder. Und mit diesem Spiegel loderte in ihm ein Hass gegen seinen Vater, den nur der Tod beenden konnte.

Der Sommerharem reagierte wie gelähmt. Seit Generationen hatte es nicht mehr eine so gnadenlose Probe für die Thronbewerber gegeben. Die Frauen flüsterten nur noch. Die Kinder wagten nicht einmal das. Die Mutter der beiden toten Prinzen, die Zweite Gemahlin, schrie einmal auf, als sie vom Schicksal ihrer Kinder hörte. Dann legte sie ihre Festkleidung an, ließ sich von ihrer Zofe kunstvoll schminken, schmückte sich mit allem, was ihre Truhen hergaben, schickte dann ihre Dienerinnen und Sklavinnen fort und bestieg alleine und unbegleitet den großen Eckturm an der Flussseite. Mit klopfendem Herzen stand Akiana im Pfauenhof, sah in der Ferne die winzig erscheinende Gestalt ihrer Tante, deren Geschmeide mit jeder Bewegung in der Sonne glitzerte, sah sie dort stehen, oben auf dem Turm, viele Herzschläge lang. Und sah sie verschwinden.

Es hieß, ihre Leiche sei von den Leuten aus dem Flussviertel ausgeplündert worden, bevor die Wachen sie erreichen konnten, und man habe sie halb entkleidet vorgefunden. Akiana wusste, was ihre Tante damit bezweckt und erreicht hatte. Ihr Tod würde für immer einen Flecken der Schande auf der Ehre ihres Gatten, des Königs, hinterlassen.

Es dauerte bis zur Regenzeit, bevor sich das Leben im Sommerharem einigermaßen wieder normalisierte, und es wurde nie wieder das gleiche.

Nichts für Frauen

Fast sehnte Akiana die Tage zurück, an denen sie noch neun Brüdern hatte ausweichen müssen, wenn sie etwas lernen wollte.

Jetzt hatte einer ihrer Brüder den Palast verlassen, zwei waren tot, und die restlichen versuchten, sich so unauffällig wie möglich fern von jedem Geschehen zu halten, das sie in Kontakt mit ihrem Vater bringen konnte.

Alle, bis auf einen: Ajitaka. Der zukünftige König war auch der einzige, der von Onkel Toleke noch unterrichtet wurde. Die anderen waren auf Befehl des Königs vom weiteren Unterricht verbannt.

Ajitaka lernte jetzt Kriegszauber. Zauber, die mit Spiegeln gemacht wurden, und die Tod und Zerstörung bedeuteten.

Akiana war ratlos. Nicht nur, dass es merkwürdigerweise schwieriger war, einem einzigen Bruder auszuweichen, als zuvor neun. Diese Spiegelzauber gingen auch weit über das hinaus, was sie konnte. Und dabei würde es auch bleiben, wie sie ziemlich schnell begriff, wenn sie sich nicht irgendwie einen Spiegel verschaffen konnte. Nur dass sie leider nicht einfach zu Onkel Toleke hin spazieren und um einen Spiegel bitten konnte, wie ihre Brüder es getan hatten.

Sie versuchte es trotzdem. Aber bereits der erste Lähmzauber, den sie an einer Katze ausprobierte, ließ sie so schlapp und ausgelaugt zurück, dass sie vier Tage lang ihren Pavillon nicht mehr verließ. Bei Ajitaka hatte das so leicht ausgesehen. Aber er hatte ja auch Spiegel. Mehrere, kleine und große, wie er selbst vor Onkel Toleke geprahlt hatte.

Ob man Spiegel auch selbst herstellen konnte?

Akiana versuchte es mit einer polierten Metallscheibe. Danach mit einer polierten Fliese. Und danach mit einem gläsernen Untersetzer.

Nichts funktionierte. Es musste mehr an diesen Spiegeln sein als nur die glänzende Oberfläche.

Der Zufall kam ihr zur Hilfe.

Akiana saß, wie fast jeden Tag, vor dem ockerfarbenen Papier, das für ihre kalligrafischen Übungen bestimmt war, und malte geduldig Pinselzeichen für Pinselzeichen. Ihre Handschrift war makellos, wie die anderen Frauen immer wieder betonten, aber makellos war nicht perfekt. Sie schrieb nur ein kleines Gedicht heute, über die Vergänglichkeit der Blumen. Wie zur Bestätigung ihrer Schriftzeichen fiel plötzlich von der Rose, die auf ihrem Tisch stand, ein Blütenblatt herab. Ein zweites folgte.

Akiana runzelte die Stirn. Die Blüte hatte ihre Symmetrie verloren. So sollte ihr Tisch nicht aussehen. Ein kurzer Blick – nein, keiner ihrer Dienerinnen war in Reichweite. Vermutlich schliefen sie, wie die meisten Menschen im Sommerharem um die Zeit der größten Mittagshitze. Sollten sie weiterschlafen. Eine einzelne Rose konnte Akiana sich durchaus selbst holen.

Kurz darauf stand Akiana vor dem Rosenbusch, ein kleines Messer in der Hand, und überlegte, welche Blüte am besten passen würde. Schön waren sie alle, aber die meisten waren bereits zu weit geöffnet, um mehr als ein oder zwei Kerzen auf ihrem Tisch zu überstehen. Und Knospen mochte sie nicht. Schließlich entschied sie sich für eine einzelne Blüte, die ein Stück aus dem Busch herausragte und gerade erst voll erblüht war. Vorsichtig durchtrennte sie den Stängel und nahm die Rose mit zwei Fingern auf. Der Reststängel, der jetzt kahl und nutzlos aus dem Busch ragte, sah hässlich aus. Einen Moment überlegte sie, ihn abzuschneiden, aber das funktionierte nicht. In der einen Hand hielt sie das Messer, in der anderen die Blüte, und sie wollte die Blüte nicht weglegen, ihre perfekte Form mochte sonst Schaden leiden. Ihr fiel Onkel Tolekes Unterricht wieder ein. Damals, der Oleander ...

Die Hand, die das Messer hielt, berührte den herausragenden Stängel. Das hier erforderte Präzisionsarbeit. Der Oleander war verdorrt und dann in kleine Stücke zerkrümelt. Hier sollte aber nur ein einzelner Zweig zerstört werden. Vorsichtig tasteten ihre Gedanken nach der Lebenskraft der Pflanze. Der Rosenbusch wehrte sich unverhofft kräftig, es gelang Akiana nicht, die Lebenskraft einfach zurückzudrängen. Schließlich riss ihr Geduldsfaden, und sie zog sie einfach aus dem Stängel heraus.

Ein bisschen zu viel, wie sie feststellen musste. Vor ihren Augen zerfiel der halbe Busch zu Staub.

Das Sonnenlicht reflektierte auf der Messerklinge. Ein ausgesprochen merkwürdiger Reflex. Akiana sah genauer hin. Das wirkte wie ... Hastig zog sie den Daumen zurück, der schon fast die schimmernde Fläche berührt hatte. Wenn das stimmte, was sie vermutete ...

Das Messer lag auf dem Papier, zugedeckt mit einem dünnen Seidentuch. Irgendwie drang das Schimmern selbst durch das Tuch hindurch. Akiana betrachtete es, ängstlich und fasziniert zugleich. Sollte das Geheimnis wirklich so einfach sein? Eine reflektierende Fläche plus Lebenskraft ergab einen Spiegel, mit dem man zaubern konnte? Dann wäre sie jetzt in der Lage, die ganzen Aufgaben mitzumachen, die Onkel Toleke ihrem Bruder Ajitaka stellte. Interessante Aufgaben. Wichtige Aufgaben. Nur musste sie es dann auch wieder schaffen, unbemerkt den Unterricht zu belauschen. Was schwierig werden würde, denn selbst wenn Onkel Toleke sie nicht bemerkte, ihr Bruder passte mit Sicherheit besser auf.

Ein fallendes Blütenblatt riss sie aus ihren Gedanken. Was ...

Die Blüte sah aus, als ob sie kurz vor dem endgültigen Verblühen war. Wie war das möglich? Ein weiteres Blatt fiel, der Stängel begann sich schwach nach unten zu krümmen. Mit Grauen begriff Akiana. Der Messerspiegel sog das Leben aus der Blüte. Was, wenn er das auch bei ihr tat? Oder bei ihren Dienerinnen, wenn die nichtsahnend in den Pavillon kamen?

Es gab nur eine Person, zu der sie sich mit diesem Problem trauen konnte. Onkel Toleke.

Zwischen den dicken Steinwänden des Palastes war es kühler als in den Pavillons des Sommerharems. Ein kaum wahrnehmbarer Lufthauch wehte durch die offenen Fensterschlitze. Die zarten Seidenvorhänge kräuselten sich wie die Oberfläche eines Teiches. Trotz der kühleren Luft war es auch im Palast ruhig, Akiana begegnete niemandem außer zwei Sklaven, die mit Krügen durch die Gänge eilten.

Onkel Toleke pflegte mittags immer ein wenig zu ruhen. Akiana zögerte, als sie vor seiner Tür stand. Sollte sie ihn wirklich wecken? Ein alter Mann wie er hatte seine Ruhe verdient. Sie hob halb die Hand, um zu klopfen, senkte sie dann wieder. Nein, vielleicht doch lieber nicht. Womöglich war er zornig, wenn sie ihn störte, und würde sie gar nicht erst anhören.

Doch noch bevor sie sich abwenden konnte, wurde die Tür geöffnet. Onkel Toleke sah sie an, seufzte und sagte nur: „Komm herein.“

Akiana gehorchte.

Ihr Onkel setzte sich auf einen der gepolsterten Hocker, gab ihr mit einer Geste zu verstehen, dass auch sie sich setzten sollte. „Erzähl mir, was passiert ist.“

Sie begann, zögernd zunächst, dann schneller, bis es aus ihr heraussprudelte. „... und deshalb denke ich, dass aus dem Messer ein Spiegel geworden ist, aber ich verstehe nicht, warum er die Rosenblüte zerstört hat. Ich meine, er hat sie doch überhaupt nicht berührt! Wie soll ich mit einem Spiegel arbeiten, der sich so benimmt?“

„Du sollst mit überhaupt keinem Spiegel arbeiten.“ Onkel Tolekes Stimme war sehr ernst, sehr nachdrücklich. In seinem Blick glaubte sie Bedauern zu sehen. „Es hat seinen Grund, dass ihr Frauen nicht in der Zauberei ausgebildet werdet. Insbesondere nicht im Gebrauch von Spiegeln. Aber zunächst zu deiner Frage. Der Spiegel hat die Rose zerstört, weil er aus dem Messer gemacht wurde, mit dem du die Blüte geschnitten hast. Dadurch besaß er bereits eine starke Affinität zu der Blüte. Und er hätte sie auch über größere Entfernung töten können. Ich bin ziemlich sicher, wenn du zurückgehst, wirst du den ganzen Rosenbusch verdorrt vorfinden. Spiegel müssen niemanden berühren, um zu töten. Es ist nur einfacher, wenn sie Kontakt haben.“

Akiana schluckte. Tausend weitere Fragen brannten bereits in ihr, aber sie traute sich nicht, sie zu stellen.

„Es gibt natürlich einen Grund, weshalb ihr Frauen nicht als Zauberinnen ausgebildet werdet. Nicht nur Spiegel ziehen Lebenskraft an sich. Auch Zauberer. Und je stärker und je besser ein Zauberer ausgebildet ist, desto stärker zieht er auch Lebenskraft an sich. Ihr würdet euch gegenseitig schaden.“

Jetzt begehrte Akiana doch auf. „Aber das ist unlogisch. Ihr Männer seid doch auch Zauberer, und ihr lebt zusammen, ohne dass es euch umbringt!“

„Weil wir alle ausgebildet sind. Weil wir gelernt haben, uns abzuschirmen und zu schützen.“

„Das könnten wir Frauen doch auch lernen!“

„Ihr vielleicht. Aber was ist mit den Kindern? Sie sind zu jung, das zu lernen, und wenn sie es lernen könnten, wären sie zu schwach. Was glaubst du, weshalb es den Sommerharem gibt? Und weshalb es ihn nur hier, im Palast, gibt, und nirgends sonst? Nur in der Nahne-Sippe sind alle von Zaubererblut. Würden wir, wie es die Nichtmagischen tun, mit unseren Frauen und Kindern zusammenleben, würden das weder die Frauen noch die Kinder lange überleben. Schlimmer noch, die Kinder würden gar nicht erst geboren. Sie würden bereits im Mutterleib sterben. Der Bann in den Palastmauern wurde nicht ohne Grund eingewoben. Er schützt euch. Der äußere Bann schützt die Stadt, der innere den Sommerharem.“

Der Messerspiegel entglitt Akianas zitternden Händen. „Das heißt ... wenn ich diesen Spiegel im Sommerharem behalte, tötet er meine jüngeren Geschwister?“

„Ja.“

Sie schaute auf die glitzernde Schneide, die so klein und unschuldig zu ihren Füßen lag. „Dann müsste ich diesen Spiegel im Palast aufbewahren?“

„Nein.“ Onkel Tolekes Stimme klang jetzt geradezu grimmig. „Du musst diesen Spiegel vernichten. Sofort.“

„Aber ... warum?“

„Was glaubst du, was passiert, wenn die anderen Männer deiner Familie von diesem Spiegel erfahren?“ Er beugte sich vor, sah sie fast beschwörend an. „Du würdest keine zwei Tage überleben. Überleg doch mal! Eine Frau, deren Zauberkraft so stark ist, dass sie ohne Anleitung einen Spiegel schaffen kann, wird immer in Versuchung sein, sich auf diese Art zu schützen. Damit aber würdest du niemals imstande sein, auch nur ein einziges Kind auszutragen, und wärst damit für deinen Vater wertlos. Er könnte dich nicht mehr verheiraten.

Schlimmer noch. Du bist stärker als jeder deiner Brüder, vielleicht mit Ausnahme von Ajitaka. Du könntest jeden von ihnen besiegen. Eine Schande für die ganze Familie. Dem würden sie unbedingt zuvorkommen wollen. Deine schwächeren Brüder würden versuchen, dich zu ihrem Seelenspiegel zu machen. Dann wären es ihnen möglich, Ajitakas Position erfolgreich herauszufordern. Ajitaka würde das um jeden Preis verhindern wollen, aber nicht, um dich zu schützen. Er würde seinerseits versuchen, dich in seinen Seelenspiegel zu bannen. Damit wäre er nämlich stark genug, euren Vater herauszufordern. Die einzige Möglichkeit für ihn sicher zu sein, dass nicht umgekehrt sein Vater auf die Idee kommt, ihn als Spiegel in einem seiner zahllosen Kriege zu verbrauchen, wie er es bereits mit zwei Thronanwärtern vor Ajitaka gemacht hat.

Und sollte mein Bruder es vor seinen Söhnen erfahren – glaub mir, du wärst schneller ein Spiegel, als du schreien kannst.“

Akiana sackte zusammen. Sie bekam kaum noch Luft. In was hatte sie sich da hineinmanövriert?

„Und jetzt vernichte deinen Spiegel!“

Ihr zaghaftes „Wie?“ war nur ein Hauch.

Onkel Toleke machte eine ungeduldige Handbewegung. „Such dir etwas aus. Hier steht ja genug Kram herum. Verwandle es, solange, bis die Kraft deines Spiegels aufgebraucht ist.“

Sie brauchte eine ganze Kerze, bis sie den kleinen Keramik-Kerzenhalter in schimmernde Bronze umgewandelt hatte. Eine weitere halbe Kerze, bis aus der Schreibfeder ein pfauenblaues, hauchdünnes Seidentuch geworden war. Dann lag nur noch der Griff des Messers in ihrer Hand. Onkel Toleke schnappte sich den Griff und ließ ihn zu Wasser zerrinnen. „Besser, wir hinterlassen keine Spuren“. Er musterte sie streng. „Vergiss, was du getan hast. Denk nie wieder daran. Du kannst dir keinen Fehler mehr erlauben.“

Während Akiana hinausging, hörte sie ihn noch brummen „Und ich übrigens auch nicht.“

Sie hatte eindeutig mehr als nur sich selbst gefährdet.

Hatte Akiana zuvor nur ihren Vater gefürchtet, so fürchtete sie jetzt auch ihre Brüder. Und ihr Schlaf war von Alpträumen durchsetzt.

Das Buch

Einen halben Mond nach der nächsten Regenzeit trafen schlechte Nachrichten aus dem Norden ein. Die Nordmänner hatten die kalte Jahreszeit genutzt, nicht nur einen, sondern gleich vier karapakische Handelsposten zu überfallen. Umgehend sammelte der König seine Truppen. Das konnte er den Nordmännern unmöglich straflos durchgehen lassen, zumal unter den Toten eines der Handelsposten auch ein Adeliger aus dem Haus Kirasa-Poetoni war. Ein Haus, in das zwei Schwestern des Königs eingeheiratet hatten.

Es war geradezu eine Erlösung für Akiana. Alle ihre Brüder würden den Vater begleiten. Und die Nordlande lagen weit, weit weg. Ihr Vater würde mehrere Monde fortbleiben. Mehrere Monde, in denen sie ohne Angst leben konnte.

Wie die anderen Frauen des Sommerharems schickte auch sie ihrem Vater und ihren Brüdern die üblichen formellen Segensworte und Wünsche für ein gutes Gelingen. Im Gegensatz zu den anderen Frauen aber betete sie nicht in dem kleinen Gartentempel für ihre wohlbehaltene Rückkehr. Und dann waren die Männer der königlichen Familie fort, bis auf Onkel Toleke, und es kehrte Ruhe in den Palast ein.

Die Gelegenheit für Akiana, Onkel Toleke ein zweites Mal aufzusuchen.

Sie erschrak, als sie ihn sah. Sein Gesicht war eingefallen, sein Haar schütter und grau. Er bemerkte ihr Erschrecken und lächelte gequält. „Ich weiß, meine Kleine, ich sehe nicht mehr besonders gut aus.“

Akiana war ratlos. Klar, Onkel Toleke war älter als ihr Vater. Aber so viel älter dann auch wieder nicht. „Was ist dir passiert?“

„Der König ist mir passiert. Er hat seinen Spiegel für den Feldzug bei mir aufgeladen.“

„Aber der König ist dein Bruder! Und du hast dein Leben in der Kristallkammer aufgegeben, um seine Kinder zu unterrichten!“

Onkel Toleke kam näher, schwer auf einen Stock gestützt. „Warum glaubst du, dass er auf seinen Bruder mehr Rücksicht nimmt als auf seine Söhne?“

Eine Eisenfaust krallte sich um Akianas Herz. „Ajitaka?“

„Was denkst du, warum dein Vater alle seine Söhne mitnimmt auf seinen Feldzug? Seine eigene Lebenskraft ist nach all diesen Feldzügen mit ihren Kriegszaubern fast erschöpft, seine Spiegel schwach. Er braucht seine Söhne als Reserve. Wenn es ihm dienlich ist, wird er sie ohne Bedenken im Kampf verbrauchen. Bessere Kampfspiegel als Männer mit Zaubererblut wird er nicht kriegen. Er wird erst die Schwächeren verbrauchen. Aber bevor er eine Niederlage akzeptiert, muss auch Ajitaka herhalten.“

„Aber der Thron braucht doch einen Erben!“

„Dein Vater kann jederzeit neue Söhne zeugen.“ Onkel Toleke sprach nur leise, aber die Bitterkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören. Er schwankte leicht.

Akianas Hand schoss vor, ihn zu stützen.

„Nein! Rühr mich nicht an!“

Akiana zog erschrocken ihre Hand zurück.

„Wenn du mich berührst, könnte ich in Versuchung kommen, meine verschwundene Lebenskraft durch deine zu ersetzen.“

„Oh.“ Bedeutete das, dass Onkel Toleke sie tatsächlich mochte?. „Aber was wird jetzt aus dir?“

„Nichts. Ich gehe zurück in die Kristallkammer. Mein Bruder hat mir mehr als deutlich gemacht, dass ich hier nicht mehr am richtigen Platz bin.“ Er lächelte müde. „Keine Angst, Kind, ich werde nicht so schnell sterben. Die Kristallkammer ist ein guter Energiesammler. Dort wird meine Lebenskraft wieder hergestellt werden.“

Er seufzte. „Ich habe dort einen Turm, weißt du? Einen schönen, hohen Turm, von dem aus ich mehr als fünf Biegungen des Tsaomoogra sehen kann. Manchmal fliegen die Falken um die Spitze des Turmes. Ich werde mich in meinen Turm begeben, über das Land schauen und ruhen. Ein paar Jahre, ein paar Jahrzehnte – es spielt keine Rolle. Und wenn ich irgendwann wieder aus dem Turm hervorkomme, wird mein Bruder nicht mehr sein als eine schlechte Erinnerung.“

„Sehe ich dich dann wieder?“

„Ich fürchte, nein“, sagte er. „In den Türmen verstreicht die Zeit anders. Auch dich wird es dann nicht mehr geben. Vielleicht sehe ich deine Kinder. Vielleicht deine Kindeskinder.“

Der Stock klackte auf dem gefliesten Boden. Tack ... tack ... tack ... Onkel Toleke ging zu dem Tisch, auf dem mehrere große Bücher lagen. Nach kurzem Überlegen zog er ein relativ dünnes aus einem der Stapel hervor. Mit dem Buch in der Hand kehrte er zurück und reichte es ihr. „Ich glaube, da steht etwas drin, was dich interessieren könnte. Wenn dein Vater ohne seine Söhne zurückkehrt, wirst du es brauchen. Wenn nicht – nun, du kannst es immer noch für deine Kinder nutzen. Ich glaube nämlich nicht, dass außerhalb des königlichen Palastes irgendein Adeliger lebt, der die Kosten auf sich nehmen würde, um seine magiebegabten Kinder tatsächlich von einem Zauberer unterrichten zu lassen. Du weißt genug, um es notfalls selbst zu können. Dieses Buch wird dir dabei helfen. Sie zu, dass es niemand außer dir zu sehen kriegt.“

Er ging schwerfällig zum Tisch zurück. Dort drehte er sich noch einmal um. „Der Abschied wird für keinen von uns leichter, wenn du wartest. Nun geh schon!“

Akiana sagte nichts. Sie wusste, Onkel Toleke sah ihre Aura, so wie sie die seine sah. Er machte sich nicht mehr die Mühe, seine Zuneigung zu verbergen. Sie verbeugte sich tief und verließ den Raum.

Onkel Toleke verließ den Palast bereits am nächsten Morgen. Aber erst einen halben Mond später traute sich Akiana, das Buch zu öffnen. Es war handschriftlich verfasst, ganz offensichtlich von Onkel Toleke selbst. Kurze, präzise Anweisungen, wie man magiebegabte Kinder zu unterrichten hatte, ohne dass sie sich selbst oder andere Menschen dabei umbrachten. Und einige einfache Zauber, die man auch ohne Spiegel ausführen konnte, zusammen mit der Warnung, sie nicht allzu häufig einzusetzen, weil jeder Zauber ein Stück der eigenen Lebenskraft verbrauchte. Zauber, die nützlich waren, wenn man es mit Menschen zu tun hatte, deren Hauptinteresse vermutlich daraus bestand, einem zu schaden. Tarnzauber, Spionagezauber, Schutzzauber, rasche Übermittlung von Nachrichten und dergleichen mehr. Akiana prägte sich genau ein, was in dem dünnen Büchlein stand. Der Tag mochte kommen, an dem sie das Buch nicht mehr besaß, es vielleicht sogar zerstören musste. Sie durfte nichts davon vergessen. Vor allem nicht, wie sie ihre Aura manipulieren konnte. Weder ihr Vater noch ihre Brüder durften jemals herausfinden, wie stark ihre Zauberkraft war. Sonst wäre ihr ein Schicksal als Spiegel sicher.

Der Gegner im Norden

Während des langen Ritts nach Norden war die Stimmung gedrückt. Kämpfe gegen die Nordmänner bedeuteten regelmäßig starke Verluste. Ajitakas Brüder waren schweigsam, und wenn sie doch einmal sprachen, dann schroff und abweisend. Die Chancen, dass sie von diesem Feldzug nicht zurückkehren würden, waren mehr als groß. Seit in der Bevölkerung kaum noch starke magische Talente geboren wurden, waren die Könige Karapaks dazu übergegangen, Reserven für ihre Kampfspiegel unter ihren eigenen Kindern zu suchen. Ajitaka war sich verdammt sicher, dass sein Vater diese Reserve nutzen würde. Die Aura des Königs zeigte nur zu deutlich, wie wenig Kraft ihm noch verblieben war.

Allerdings war er selbst jetzt noch bedeutend stärker als fast alle seine Söhne. Ajitaka war sich nicht einmal sicher, dass er selbst genug Magie besaß, um im Fall der Fälle gegen seinen Vater zu bestehen.

Es war kalt hier im Norden. Die Soldaten froren, die Offiziere froren, die Königssöhne froren. Der König fror nicht, der trug ein mit Magie aufgeladenes Gewand, das ihm angenehme Wärme spendete.

Auf der Höhe der Grauen Schluchten begann es zu regnen. Regen in der Trockenzeit? Ajitaka war mehr als schockiert. War die Kälte vorher lästig gewesen war, wurde sie jetzt mehr als unangenehm. Durch die nasse Kleidung drang die Kälte noch leichter. Nach der ersten Nacht in einem kalten Zelt auf noch kälterem Boden schuf Ajitaka aus einem herumstreunenden Dorfhund einen Seelenspiegel und sorgte dafür, dass er einen magischen Schutzschuld bekam, der den Regen ab- und die Kälte fernhielt. Sein Vater gab keinen Kommentar dazu. Er lächelte nur spöttisch.

Drei Tage machten sie in eine Befestigung am Grenzfluss Halt. Auch wenn mehr als die Hälfte der Gebäude beim letzten Überfall zerstört worden war, hatten sie hier doch wenigstens ein notdürftiges Dach über dem Kopf und eine warme Küche.

Am vierten Tag klarte der Himmel auf. Der König gab Befehl zum Aufbruch.

Der Wind war weiterhin kalt, doch die Sonne schien. Und weit und breit kein Zipfel von den Nordmännern zu sehen. Die Laune der Soldaten hob sich.

Die des Königs wurde immer schlechter.

Am späten Vormittag des elften Tages öffnete sich die hügelige Landschaft zu einer weiten grünen Ebene. Der König befahl anzuhalten. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er das Gelände. „Wo immer die Nordmänner sind, dort sind sie ganz offensichtlich nicht. Irgendetwas stimmt hier nicht. Schlagt das Lager auf. Mit extra Palisaden und vierfachen Wachen.“

Die Soldaten tauschen beunruhigte Blicke. Die Söhne des Königs warteten stoisch, bis ihr Vater sie zu sich in das königliche Zelt rief.

Er musterte sie finster. „Es ist völlig unmöglich, dass die Nordmänner unser Eindringen in ihr Land nicht bemerkt haben. Sie beobachten uns, das spüre ich. Vermutlich wollen sie uns eine Falle stellen. Oder sie haben es bereits getan, und wir haben es nicht bemerkt.“ Er legte einen Spiegel vor sich auf den Klapptisch. Einen Arbeitsspiegel von ungefähr Handgröße. Ein Wink seiner Hand. „Sahotep!“

Der jüngste seiner anwesenden Söhne trat mit unsicheren Schritten an den Tisch. „Hast du schon einmal mit einem Spiegel spioniert?“ Der junge Mann bejahte mit einer zittrigen Geste.

„Weißt du, wie man mit einem Spiegel Energiesignaturen findet?“

„Onkel Toleke hat uns darin unterrichtet.“

Der König deutete auf den Arbeitsspiegel. „Ich habe vorhin einen Fährtensucher ausgeschickt. Versuch über den Spiegel, seinen Standort zu finden.“

Mit sichtlicher Erleichterung nahm Sahotep den Spiegel auf und aktivierte ihn. Es dauerte ungefähr zwanzig Herzschläge, bis er ihn vorsichtig wieder auf den Tisch sinken ließ. „Der Fährtensucher ist im Südwesten, ungefähr zweitausend Pferdelängen entfernt.“

„Offenbar war Toleke doch zu etwas nütze.“ Der König griff nach dem Spiegel. Und berührte damit seinen Sohn.

Sahotep war so überrascht, dass er nicht einmal aufschrie, als der Spiegel ihn aufsog.

„Ihr anderen könnt gehen. Alle, außer Ajitaka.“

Er wartete, bis er mit seinem ältesten Sohn alleine im Zelt war. „Was denkst du, warum ich das getan habe?“

„Weil es einfacher ist, einen Spiegel etwas ausführen zu lassen, was er bereits kennt.“

Einen Moment sah der König fast zufrieden aus. „Richtig. Ich werde versuchen, mit diesem Spiegel die Nordmänner zu finden. Deine Aufgabe wird es sein, dafür zu sorgen, dass ich nicht gestört werden.“

Ajitaka ging wortlos an den Eingang des Zeltes und stellte sich davor. Hinter ihm war es zunächst ruhig. Dann hörte er den Atem seines Vaters, hörte ihn nach und nach lauter werden, dann ein Keuchen und Klirren.

„Nichts“, hörte er ihn schließlich sagen. Vorsichtig drehte er sich wieder um. Der Spiegel war nur noch ein formloser Metallklumpen, sein Vater sah müde und um Jahre gealtert aus. „Da draußen ist etwas, aber es versteckt sich hinter einer magischen Barriere. Beim nächsten Versuch brauche ich einen stärkeren Spiegel.“