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Yvonnes Leben liegt in Scherben, seit sie ihr Haus in Potsdam verlassen musste - ausgerechnet für die neue, junge Geliebte ihres Mannes. Nun lebt sie mit ihren beiden Kindern, Josie und Tim, in Berlin und hofft insgeheim, dass Lambert zur Vernunft kommt und zu seiner Familie zurückkehrt. Doch der scheint ganz vernarrt in die erst einundzwanzigjährige Sina mit der Traumfigur und dem langen blonden Haar. Sogar Josie, gerade mal fünfzehn, findet ihre neue Stiefmutter ziemlich cool. Und selbst Yvonne fällt es schwer, der jungen Frau wirklich böse zu sein. Sina bemüht sich aufrichtig um Harmonie und kann schließlich nichts dafür, dass Lambert sich für sie und gegen Yvonne entschieden hat. Während Yvonne noch darum kämpft, sich mit der neuen Situation abzufinden, begeht Sina einen schlimmen Fehler, der Josie in große Gefahr bringt. Wird das die Familie endgültig zerreißen?
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
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Yvonne kämpft für sich, ihre Kinder und ein neues Leben
Von Daniela Sandow
Yvonnes Leben liegt in Scherben, seit sie ihr Haus in Potsdam verlassen musste – ausgerechnet für die neue, junge Geliebte ihres Mannes. Nun lebt sie mit ihren beiden Kindern, Josie und Tim, in Berlin und hofft insgeheim, dass Lambert zur Vernunft kommt und zu seiner Familie zurückkehrt. Doch der scheint ganz vernarrt in die erst einundzwanzigjährige Sina mit der Traumfigur und dem langen blonden Haar.
Sogar Josie, gerade mal fünfzehn, findet ihre neue Stiefmutter ziemlich cool. Und selbst Yvonne fällt es schwer, der jungen Frau wirklich böse zu sein. Sina bemüht sich aufrichtig um Harmonie und kann schließlich nichts dafür, dass Lambert sich für sie und gegen Yvonne entschieden hat.
Während Yvonne noch darum kämpft, sich mit der neuen Situation abzufinden, begeht Sina einen schlimmen Fehler, der Josie in große Gefahr bringt. Wird das die Familie endgültig zerreißen?
Das Quietschen des Aufzugs erschreckte Yvonne. Obwohl sie schon seit drei Monaten hier lebte, hatte sie sich immer noch nicht daran gewöhnt. Sie konnte hören, wie sich die Aufzugstüren öffneten, vernahm Schritte auf dem Flur, die an ihrer eigenen Wohnungstür vorbeigingen.
Anfangs hatte sie jedes Mal gehofft, es wäre Lambert, der ihr sagte, dass er sich geirrt hatte. Dass es nicht Sina sei, die er liebte, sondern nur sie, Yvonne, und dass sie bitte sofort mit den Kindern nach Hause zurückkehren solle.
Inzwischen hatte sie sich damit abfinden müssen, dass das nicht passieren würde. Aber es tat immer noch weh, auch wenn sie irgendwann aufgehört hatte, darauf zu hoffen, dass die Schritte vor ihrer Tür stehen blieben.
Sie seufzte leise, dann begann sie, den Frühstückstisch abzuräumen. Das benutzte Geschirr stellte sie in die Spülmaschine, den Aufschnitt zurück in den Kühlschrank. Zum Schluss goss sie sich den restlichen Kaffee ein, trat ans Fenster und blickte hinaus.
Seit der Trennung von Lambert lebte sie mit den Kindern in einem der schönen Altbauten im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg – einer großzügigen Wohnung in einem Gründerzeithaus. Die Wohnung gehörte zwar Lambert, doch er überließ sie ihr und den Kindern mietfrei. Dazu überwies er jeden Monat großzügige Unterhaltszahlungen auf ihr Konto.
»Weil er ein schlechtes Gewissen hat«, murmelte Yvonne. »Und das mit Recht.«
Wann hatte sie eigentlich angefangen, mit sich selbst zu reden?
»Seit du dich so unsagbar einsam fühlst«, gab sie sich selbst die Antwort – und das nicht zum ersten Mal. Es geschah immer häufiger. Und in immer kürzeren Abständen.
Sie war fast erleichtert, als das Klingeln ihres Handys sie aus ihren Gedanken riss, bis sie auf das Display sah. Einen Moment lang zögerte sie, dann nahm sie das Gespräch an.
»Sina ... Was gibt es?«
»Toll, dass du da bist!« Sinas Stimme klang wie immer überschwänglich. »Ich wollte fragen, ob ich Josie zum Shoppen einladen darf.«
Yvonne runzelte die Stirn. »Du fragst doch sonst nie, ob du meine Tochter mitnehmen kannst.« Ihre Überraschung war echt. »Dabei weißt du genau, dass ich nicht gutheiße, wie sehr du sie mit teuren Geschenken überschüttest.«
Sinas Lachen klang verlegen. »Ich will dich wirklich nicht ärgern, Yvonne, ganz bestimmt nicht. Aber Josie freut sich immer so, und dann kann ich einfach nicht anders.«
Sina war die Frau, die ihr den Mann genommen hatte. Aber so sehr Yvonne es versuchte – sie konnte sie einfach nicht hassen. Sie war genau die Frau, die all das verkörperte, was den meisten Männern gefiel – jung, wunderschön, mit einem Traumkörper und taillenlangem, blondem Haar. Und gleichzeitig so natürlich und liebenswert, dass auch Frauen sie mochten.
»Du sagst ja gar nichts mehr«, sagte Sina zögernd. »Bist du jetzt böse auf mich?«
Ich wäre es gern, aber ich kann nicht, schoss es Yvonne durch den Kopf. Laut sagte sie nur: »Nein.«
»Dann bist du es hoffentlich auch nicht, wenn du erfährst, warum ich dich wirklich anrufe. Es geht nicht nur darum, dass ich Josie zum Shoppen einlade. Wir wollen in den neuen Fashionstore nach Mitte. DeliaStar tritt dort persönlich auf.«
»Wer ist DeliaStar?« Yvonne runzelte die Stirn.
Sina schnappte hörbar nach Luft. »Das ist DIE Fashion-Influencerin! Die musst du doch kennen! Josie verehrt sie. Ich übrigens auch.«
»Wahrscheinlich bin ich einfach zu alt, um solche Leute zu kennen«, erwiderte Yvonne trocken.
»Ja, das glaube ich auch«, sagte Sina arglos und ohne jede Spur von Boshaftigkeit. Trotzdem verschlug es Yvonne für einen Moment die Sprache. Sina hingegen redete einfach weiter.
»Es ist nämlich so, dass DeliaStar gegen elf Uhr auftritt und ...«
»... dann ist Josie noch in der Schule«, unterbrach Yvonne sie.
»Ja, ich weiß ...« Sina verstummte kurz. »Ich dachte, sie könnte heute die letzten beiden Stunden schwänzen.«
Auf keinen Fall! Nicht für so einen Unsinn!
Doch wieder sprach Yvonne ihre Gedanken nicht laut aus. Natürlich konnte sie es nicht erlauben, dass Josie die Schule schwänzte. Aber sie hatte es satt, ständig die Spielverderberin zu sein, während Josie ihren Vater und dessen Freundin inzwischen regelrecht auf ein Podest stellte.
Plötzlich kam ihr eine Idee, und ein breites Grinsen huschte über ihr Gesicht. Sie wusste genau, dass auch Lambert nicht begeistert davon wäre, wenn seine Tochter den Unterricht verpasste.
»Das entscheide ich nicht allein«, sagte sie betont gelassen. »Frag doch einfach Lambert, ob er damit einverstanden ist.«
»Ja, wenn das für dich okay ist, mache ich das.« Sina klang zufrieden mit der Lösung. »Aber du bist nicht böse, wenn Lambert zustimmt?«
»Nein, bin ich nicht«, versicherte Yvonne. Sie war sich sicher, dass Lambert ihrer gemeinsamen Tochter niemals erlauben würde, die Schule zu schwänzen.
♥♥♥
Tims Schulweg war kurz, und er musste keine Straße überqueren. Trotzdem stand Yvonne jeden Mittag am Fenster und wartete, bis er am Ende der Straße um die Ecke bog. Erst dann atmete sie erleichtert auf. So auch heute.
In Potsdam war Tim ebenfalls allein zur Schule gegangen, doch Yvonne hatte sich dort nie so viele Sorgen gemacht wie jetzt in Berlin. Das lag zum Teil daran, dass sie selbst noch nicht mit der veränderten Situation zurechtkam – doch für Tim war es noch schwieriger. Der Junge war still geworden. Er beschwerte sich nicht, aber Yvonne spürte, wie unglücklich er war.
Als sie auf dem Weg zur Küche durch den Flur ging, sah sie sich selbst im Garderobenspiegel. Sie blieb stehen, betrachtete sich nachdenklich.
»Du könntest dich mal wieder schminken«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild und seufzte leise.
Ihre roten Locken waren achtlos zu einem lockeren Knoten am Hinterkopf gebunden, ein paar Strähnen hatten sich bereits gelöst. Ihre grünen Augen wirkten matt, hatten den früheren Glanz verloren. Die dunklen Schatten unter ihren Augen erzählten von dem Schmerz, der immer noch irgendwo in ihr pochte. Von schlaflosen Nächten und der immer wiederkehrenden Frage, wie sie sich ihr zukünftiges Leben vorstellte.
Wollte sie wirklich Tag für Tag in dieser Wohnung verbringen und die Wartezeit auf die Kinder mit Hausarbeiten ausfüllen?
In Potsdam hatte sie stundenweise in dem Blumenladen ihrer Freundin gearbeitet. Nicht weil sie es nötig hatte, sondern weil es ihr Spaß bereitet hatte. Weil sie gerne mit Menschen zusammen war. Die Erinnerungen an diese Zeit waren kaum noch zu ertragen. Abrupt wandte sie sich ab und ging weiter in die Küche.
Die Bolognese köchelte noch auf dem Herd, die Spaghetti hatte sie bereits abgegossen. Als sie hörte, wie Tim die Wohnungstür aufschloss, rief sie: »Ich habe dein Lieblingsessen gekocht.«
»Hab keinen Hunger«, kam es mürrisch zurück. Kurz darauf fiel die Tür zu Tims Zimmer ins Schloss.
Yvonne folgte ihm.
Tims Schulranzen lag achtlos auf dem Boden. Er saß auf seinem Bett und starrte vor sich hin. Als sie das Zimmer betrat, schaute er nur widerwillig auf.
»Was ist passiert?«, fragte Yvonne.
»Nix!« Das war inzwischen seine Standardantwort.
»Und wieso hast du dann keinen Appetit? Du liebst doch Spaghetti mit Bolognese.«
Er zog die Stirn in Falten, um deutlich zu machen, dass sie ihn nervte. »Ich hab jetzt einfach keinen Hunger.«
»Na ja, wir müssen ja auch noch warten, bis Josie nach Hause kommt.« Yvonne setzte sich neben ihn und legte einen Arm um seine schmalen Schultern. Er versteifte sich kurz, aber er ließ es zu.
»Was ist denn los mit dir?«, fragte sie leise. »Ist die neue Schule so schlimm?«
Tim starrte lange auf seine Schuhspitzen, bevor er sie flehend ansah: »Können wir nicht wieder nach Hause?«
Yvonnes Herz zog sich schmerzhaft zusammen. »Du weißt doch, dass das nicht geht. Sina wohnt jetzt bei Papa ...«
»Wir müssen ja nicht bei Papa wohnen. Aber wir können doch irgendwo eine Wohnung suchen!« Sein Gesicht nahm einen trotzigen Ausdruck an. »Ich will nicht in diesem doofen Berlin bleiben.«
»Es gab in Potsdam keine freie Wohnung.« Das stimmte nicht so ganz, aber die Wohnungen, die zur Verfügung gestanden hatten, konnte Yvonne sich selbst mit Lamberts großzügigen Unterhaltszahlungen nicht leisten. In Berlin wohnten sie mietfrei.
Aber Yvonne konnte Tims Schmerz nur zu gut nachvollziehen. Auch ihr war es schwergefallen, ihr Zuhause zu verlassen, und sie vermisste es sehr. Die schöne Villa, die sie selbst liebevoll eingerichtet hatte. Der Blick auf den See, das Gezwitscher der Vögel am Morgen. Und vor allem das unbeschwerte Familienleben, bevor die neue Frau in Lamberts Leben trat. Dieser Moment hatte ihren und Lamberts gemeinsamen Traum zerstört ...
Yvonne hatte erbittert mit ihm gestritten und verlangt, dass er mit Sina in die Berliner Wohnung zog, damit sie mit den Kindern in Potsdam bleiben konnte.
Doch Lambert hatte abgelehnt. Er hatte darauf bestanden, dass er die Villa für repräsentative Zwecke brauchte. Geschäftsbesuche könne er schließlich schlecht in die Berliner Wohnung einladen. Und es war klar geworden, dass er sie nicht in seiner unmittelbaren Nähe wollte.
Es ging dabei weniger um die Kinder als um Yvonne selbst. Lambert kannte sie lange genug, um zu wissen, dass ihre Selbstbeherrschung Sina gegenüber nur eine Fassade war, die jederzeit zusammenbrechen konnte.
»Wenn du dich mit Sina vertragen würdest, könnten wir alle zusammen in Papas Haus wohnen«, riss Tims Stimme sie aus ihren Gedanken. Fast so, als wüsste er, was ihr gerade durch den Kopf gegangen war.
Yvonne blickte ihn überrascht an. »Ich vertrage mich doch mit ihr.«
»Aber du magst sie nicht.« Diesmal schwang ein leiser Vorwurf in Tims Stimme mit. »Und das merkt sie. Und wir merken das. Und dann merkt es ganz bestimmt auch Papa. Dabei ist sie wirklich nett. Eigentlich könnten wir doch alle eine große Familie sein.«
Wie sollte sie ihrem Sohn nur erklären, dass es für sie unmöglich war, mit der Freundin ihres Ex-Mannes unter einem Dach zu leben? Yvonne sah in Tims hoffnungsvolles Gesicht und suchte vergeblich nach Worten.
Zum Glück wechselte Tim von sich aus das Thema. »Ich glaube, ich hab jetzt doch ein bisschen Hunger.« Fragend schaute er seine Mutter an. »Dauert es noch lange, bis Josie nach Hause kommt?«
Yvonne lächelte. »Es dauert noch, bis sie aus der Schule kommt. Wir fangen ohne sie an.«
Auf dem Weg in die Küche blieb Tim plötzlich stehen. Offensichtlich war er immer noch bei der Idee einer großen Familie. »Du kannst ja nochmal darüber nachdenken«, schlug er altklug vor. »Papa will bestimmt auch, dass wir alle zu ihm nach Hause kommen.«
Yvonne schluckte schwer. Sie wusste es besser. Doch als sie sich vorstellte, wie Tim diesen Vorschlag auch Lambert unterbreitete, konnte sie sich ein Lachen kaum verkneifen.
♥♥♥
Josie wartete bereits auf sie. Sie war nicht besonders groß, trug eine enge Jeans und darüber ein angesagtes Top. Ihre braunen Haare waren ebenso lang wie Sinas und fielen über ihre Schultern. Rechts und links hatte sie einen dünnen Zopf geflochten. Josies Kummer war die Zahnspange, die sie immer noch tragen musste. Aber hoffentlich nicht mehr lange.
Sie hatte sich weit genug von der Schule entfernt, um nicht zufällig von einem Lehrer entdeckt zu werden.
Sina brachte ihren roten Sportwagen mit einem Ruck zum Stehen und grinste stolz, als Josie die Beifahrertür aufriss. »Na, wie hab ich das gemacht?«
Josie verstaute ihren mit Stickern verzierten Rucksack im Fußraum und ließ sich auf den Sitz fallen. »Ich hätte nie gedacht, dass Mama damit einverstanden ist.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf, immer noch fassungslos über ihr Glück.
»War sie auch nicht.« Sinas Grinsen wurde noch breiter, als Josie sie erschrocken ansah.
»O Mann, dann kriege ich richtig Ärger!« Josies Tonfall war jetzt vorwurfsvoll. »Du hast doch geschrieben, dass du alles geregelt hast!«
»Hab ich«, antwortete Sina selbstzufrieden und ließ Josie einen Moment lang zappeln, bevor sie vom Gespräch mit Yvonne erzählte.
»Aber du hast Papa gefragt, oder?« Josie wollte sichergehen.
»Natürlich! Was denkst du denn?« Sina sah sie ernst an, bevor sich das Grinsen wieder auf ihrem Gesicht ausbreitete. »Ich habe Lambert angerufen und gefragt, ob ich dich aus der Schule abholen und mit dir nach Mitte fahren darf. Er war etwas genervt, weil er zu einem Meeting musste. Also hab ich ihm gesagt, dass Yvonne nur zustimmt, wenn er auch einverstanden ist. Und zack – er hat sofort Ja gesagt.« Sie lachte. »In dem Moment hätte er zu allem Ja gesagt, nur um mich loszuwerden.«
Josie brach in Gelächter aus. »Genial! Du hast Mama und Papa ausgetrickst. Aber wenn die miteinander reden, fliegt das auf.«
Sina winkte lässig ab. »Das krieg ich schon hin. Ich wollte deinem Vater alles erklären, aber er hatte keine Zeit, mir zuzuhören.« Sie zuckte die Schultern.
»Glück gehabt«, erwiderte Josie trocken. »Papa hätte mir das Schuleschwänzen nämlich niemals erlaubt, und Mama wusste das. Deshalb hat sie gesagt, du sollst ihn fragen. Sie wollte dich reinlegen.«
»Egal!« Sina startete den Motor mit einem energischen Dreh des Schlüssels. »Ich freu mich, dass du dabei bist. Ohne dich wäre es nur halb so lustig geworden.«
♥♥♥
Josie kam nicht nach Hause!
Yvonne wartete noch eine halbe Stunde, bis sie ihr eine SMS schickte: Wo bleibst du?
Die Antwort kam schnell: Das weißt du doch, du hast schließlich mit Sina telefoniert. DeliaStar ist übrigens cool.
Yvonne war fassungslos. Du hast die Schule geschwänzt???
Die nächste Antwort erfolgte als Sprachnachricht: »Jetzt mach bloß keinen Stress, Mama! Du hast zu Sina gesagt, dass du nicht sauer bist, wenn Papa es mir erlaubt. Und das hat er. Außerdem hatte ich in den letzten beiden Stunden nur Geschichte. Ich hab also nichts Wichtiges verpasst.«
»Wieso darf Josie die Schule schwänzen und ich nicht?«, wollte Tim prompt wissen. Er saß immer noch mit Yvonne am Küchentisch und hatte jedes Wort gehört.»Josie darf das nicht und du auch nicht.«
Tim wollte sich mit dieser Antwort offensichtlich nicht zufriedengeben und öffnete bereits den Mund, doch Yvonne kam ihm zuvor.
»Was hältst du davon, wenn wir Maren und Noah einladen?«
Die Ablenkung klappte auf Anhieb. Tim starrte sie zuerst mit offenem Mund an, dann breitete sich allmählich ein Lächeln über sein Gesicht aus. »Echt? Wann?«
»Wir müssen die beiden fragen, wann sie Zeit haben.«
In seiner Begeisterung, seinen besten Freund aus Potsdam wiederzusehen, vergaß Tim sogar das Eis, das es zum Nachtisch gab. »Können wir sofort anrufen?«
»Ja, natürlich.« Yvonne hielt ihr Smartphone noch in der Hand. Bevor sie wählen konnte, kam eine neue SMS von Josie: Bist du jetzt doch sauer?
Bin ich nicht, schrieb sie zurück und ergänzte in Gedanken: Jedenfalls nicht auf dich. Aber Lambert würde sich am Wochenende einiges anhören müssen, wenn er die Kinder abholte!