Silvia-Gold 250 - Daniela Sandow - E-Book

Silvia-Gold 250 E-Book

Daniela Sandow

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Beschreibung

Ein letztes Mal schmiegt Emily sich an Bens warmen Körper. Sie möchte dieses Gefühl der Geborgenheit ganz fest in sich aufnehmen, denn schon bald muss sie ihn für immer loslassen. Am nächsten Morgen beginnen im renommierten Bascom Palmer Eye Institute in Florida die Voruntersuchungen für die Operation, die Ben sein Augenlicht zurückgeben soll. So sehr Ben diesen Tag herbeigesehnt hat, so sehr fürchtet Emily ihn. Denn er darf niemals erfahren, dass seit einem Unfall Narben ihre Wange zeichnen - Narben, die auch ihre Seele geprägt haben. Wenn Ben seine Augen zum ersten Mal öffnet, wird Emily längst verschwunden sein ...

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Seitenzahl: 120

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Berühr mich!

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Berühr mich!

Wo das Herz erkennt, was die Augen nicht sehen können

Von Daniela Sandow

  

Ein letztes Mal schmiegt Emily sich an Bens warmen Körper. Sie möchte dieses Gefühl der Geborgenheit ganz fest in sich aufnehmen, denn schon bald muss sie ihn für immer loslassen. Am nächsten Morgen beginnen im renommierten Bascom Palmer Eye Institute in Florida die Voruntersuchungen für die Operation, die Ben sein Augenlicht zurückgeben soll. So sehr Ben diesen Tag herbeigesehnt hat, so sehr fürchtet Emily ihn. Denn er darf niemals erfahren, dass seit einem Unfall Narben ihre Wange zeichnen – Narben, die auch ihre Seele geprägt haben. Wenn Ben seine Augen zum ersten Mal öffnet, wird Emily längst verschwunden sein ...

»Die Kiste ist gar nicht so schlecht, oder?« Hendrik warf ihr einen kurzen Blick zu, konzentrierte sich dann wieder auf die Straße.

»Das habe ich auch nie behauptet. Ich finde es einfach nur unnötig, dass du nach einem Jahr schon wieder ein neues Auto gekauft hast.«

Emily ärgerte sich immer noch über diese Anschaffung, zumal Hendrik die Entscheidung allein getroffen hatte, ohne das mit ihr abzusprechen. Die Summe, die er dafür bezahlt hatte, war in Emilys Augen geradezu utopisch.

»Als hätten wir in nächster Zeit nicht genug Ausgaben«, warf sie ihm vor. Genau heute in vier Wochen wollten sie heiraten. Am Mittag trafen sie sich mit seinen Eltern zum Essen.

Hendrik tätschelte lachend ihr Knie. »Baby, Geld spielt keine Rolle.«

Das war wahrscheinlich ein Punkt, in dem Hendrik und sie sich nie einig werden konnten. Er kam aus einem reichen Elternhaus, hatte sich niemals Sorgen um sein Auskommen machen müssen, während Emily, die nach dem frühen Tod ihrer Eltern in einem Kinderheim aufgewachsen war, früh für ihren Lebensunterhalt hatte sorgen müssen. Seit zwei Jahren arbeitete sie bei einer international operierenden Klassifizierungsgesellschaft in der technischen Dokumentations- und Übersetzungsabteilung. Neben fließendem Englisch beherrschte Emily auch Französisch, besonders im technischen Bereich.

Sie verzichtete heute auf weitere Diskussionen, der Tag war einfach zu schön.

Die Sonne stand hoch am Himmel und tauchte die Allee in goldenes Licht. Das flirrende Spiel der Blätter schuf tanzenden Schemen auf die Fahrbahn.

Für einen Moment ließ sie sich in das sanfte Wechselspiel von Licht und Schatten hineinziehen. Fast hätte sie sogar die Nervosität wegen des bevorstehenden Treffens mit Hendriks Eltern vergessen. Bis Hendrik das Gaspedal weiter durchtrat.

»Hendrik, kannst du bitte langsamer fahren? Wir haben doch Zeit.«

Er lachte unbeschwert. »Ich muss doch mal kurz überprüfen, was der Wagen hergibt, und die Straße ist ganz frei.« Anstatt langsamer zu fahren, beschleunigte er die Geschwindigkeit sogar noch.

Emilys Unbehagen steigerte sich zur Angst. Sie klammerte sich mit einer Hand am Haltegriff an der Tür fest – und dann zerschnitt ein Kreischen die Luft, das Geräusch von Reifen, die den Halt verloren.

Die Idylle der Allee zersplitterte in einen rasenden Albtraum.

Der Wagen schleuderte. Unkontrollierbar wie ein Spielzeug in einer unsichtbaren Faust. Zeit schien sich zu verlangsamen, die Geräusche wurden zu einer schrillen Tonfolge: das Krachen von Metall, das Splittern von Glas, Emilys entsetzter Schrei – und dann war da nur noch Stille.

Schreckliche, allumfassende, unerträgliche Stille.

Die goldene Sonne, die eben noch so warm gewesen war, warf lange Schatten über das zerstörte Fahrzeug, als hielte die Welt den Atem an.

♥♥♥

Emily fuhr hoch. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, und ihr Atem ging schnell, unregelmäßig. Es war nur ein Traum ... Ein Albtraum, der sie seit zwei Jahren nicht losließ. Der Moment des Unfalls erschien ihr jedes Mal so real, als wäre es gerade erst passiert. Das Kreischen der Bremsen, das ohrenbetäubende Krachen – es hallte in ihrem Kopf wider wie ein endloses Echo.

Sie zog die Beine an, schlang die Arme um ihre Knie und starrte in die Dunkelheit des Schlafzimmers. Der Schmerz tief im Innern war unverändert. Es war kein einfacher Traum, es war die Erinnerung, die sie unbarmherzig verfolgte.

Emily wusste, dass sie die nächsten Stunden nicht mehr würde schlafen können. Sie schob sie die Decke zur Seite und erschauerte im ersten Moment, als ihre Füße den kühlen Boden berührten.

Sie schlüpfte in ihre Hausschuhe, ging nach nebenan ins Bad und schaltete die Lampe an. Das grelle Licht ließ sie im ersten Moment blinzeln.

Langsam trat sie an den Spiegel heran. Es war der einzige in der ganzen Wohnung, weil er in die Wand eingelassen war und sie ihn nicht entfernen konnte.

Ihr Blick wanderte unweigerlich zu den Narben, die sich wie stumme Zeugen des Unfalls vor zwei Jahren über ihre rechte Wange und Schläfe zogen.

Sie hob die Hand, zögerte und ließ die Fingerspitzen dann doch vorsichtig über die unebene Haut gleiten. Ein Schauer lief ihr über den Rücken – nicht wegen der Berührung, sondern wegen der Erinnerungen, sie schlagartig überfielen: Hendrik, wie er vor ihr gestanden hatte, die Arme verschränkt, sein Gesicht eine Maske aus Kälte. Sie erinnerte sich an den Klang seiner Stimme, ruhig und doch so schneidend, als er sagte: »Es tut mir leid, Emily, aber ich ekle mich vor dir.«

Die Worte hallten in ihrem Kopf wider, als hätte er sie gerade erst ausgesprochen. Sie spürte wieder dieses Gefühl, als würde der Boden unter ihr nachgeben, als würde die Luft aus ihren Lungen gepresst. Sie erinnerte sich an den Ausdruck in seinen Augen – keine Wut, keine Trauer, nur diese unerträgliche Distanz, und zu diesem Zeitpunkt war ihr klar geworden, warum er sie nicht einmal im Krankenhaus besucht hatte. Dabei hatte sie geglaubt, es wäre sein Gewissen gewesen. Der Gedanke daran, dass er den Unfall verschuldet hatte.

»Das funktioniert so einfach nicht mehr«, hatte er gesagt, bevor er sich umgedreht hatte und gegangen war.

Emily hatte ihn nicht aufgehalten. Sie konnte es nicht. Stattdessen war sie einfach stehen geblieben, ihre Arme schützend um sich geschlungen, während die Stille sie zu erdrücken drohte.

Zurück im Hier und Jetzt wandte Emily den Blick vom Spiegel ab. Ihre Finger glitten wieder über die Narben, als wollte sie sie wegwischen, doch sie wusste, dass sie bleiben würden – genauso wie die Erinnerung an Hendriks Worte.

Emily strich mit der Hand über die rauen Wände ihrer kleinen Wohnung. Sie liebte diesen Ort, weil er überschaubar und sicher war – ein Refugium, das sie vor der Außenwelt schützte.

Es war ein Dachgeschoss-Apartment mit schrägen Wänden, die dem Raum eine warme, fast behagliche Enge verliehen. Die Einrichtung war schlicht: ein gemütliches Sofa in Erdtönen, ein kleiner Schreibtisch voller Notizen und Bücherstapel, ein schmaler Esstisch, an dem nur selten jemand Platz nahm und den sie auch als Arbeitsplatz zweckentfremdet hatte.

An den Wänden hingen keine Bilder – nur ein Kalender, der stets auf denselben Monat eingestellt war, als wäre die Zeit stehen geblieben.

Das Herzstück ihres kleinen Reichs war jedoch die Dachterrasse.

Emily trat durch die Glastür hinaus und atmete tief ein. Hier spürte sie so etwas wie einen Anflug von Freiheit. Die Stadt lag unter ihr, ein Meer aus flimmernden Lichtern, das in der Ferne mit dem sternklaren Himmel verschmolz. Es war wunderschön – und es war weit weg.

Die Nacht war still, abgesehen von einem gelegentlichen Auto in der Ferne oder dem Rauschen des Windes, der über die Dächer strich.

Emily ließ ihren Blick über die Stadt gleiten. Sie liebte es, die Lichter aus der Ferne zu betrachten. Hier oben war sie unsichtbar, eine stumme Beobachterin der Welt.

Nach ein paar Minuten wurde ihr in ihrem dünnen Nachthemd zu kalt. Sie ging zurück ins Wohnzimmer, schloss die Terrassentür und setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Der alte Holzstuhl knarrte leise unter ihrem Gewicht, ein vertrautes Geräusch inmitten der stillen Nacht.

Hier an ihrem Arbeitsplatz, der wie der Esstisch übersät mit Fachbüchern und Notizblöcken war, verbrachte sie die meisten Stunden des Tages – ihr Fenster zur Welt, aber auch ihre Schutzbarriere davor.

Sie schaltete die Lampe auf dem Schreibtisch ein, und schon wurde die unmittelbare Umgebung in ein warmes Licht getaucht, während der Rest des Zimmers in einem sanften Halbdunkel blieb.

Emily schaltete ihren Laptop ein und wartete auf das vertraute Summen des Geräts und das Aufflackern des Startbildschirms.

Auf dem Bildschirm erschienen die Dokumente ihres aktuellen Projekts – die Erläuterungen zum Einbau eines Treppenlifts. Sie arbeitete inzwischen als freiberufliche Übersetzerin.

Emily griff nach einem Notizblock, auf dem bereits mehrere technische Begriffe in sauberer Handschrift aufgelistet waren. Ihre Finger glitten über die Tastatur, fast automatisch, während sie begann, die nächsten Absätze zu übersetzen. Ihre Welt war auf diesen Schreibtisch geschrumpft, auf die Worte, die sie schrieb, und die Stimmen am Telefon, die sie ab und zu hörte.

Hin und wieder fehlten ihr die Kollegen von früher. Die Arbeit in dem großen Büro, die Geräusche, das Lachen und die Gespräche. Doch sie war unfähig gewesen, dorthin zurückzukehren. Hier in ihrer Wohnung gab es keine neugierigen Blicke, keine unausgesprochenen Fragen, keine Mitleidsfloskeln.

Hier war sie einfach nur Emily – die Übersetzerin, die Stimme am Telefon, die Fachfrau für technische Dokumentationen. Eine Identität, die nicht von Narben gezeichnet war.

♥♥♥

Erst in den frühen Morgenstunden war Emily wieder ins Bett gegangen und sofort eingeschlafen. Diesmal war es ein tiefer, traumloser Schlaf, bis sie ein Geräusch weckte.

Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass es ihr Telefon war, das neben ihr auf dem Nachttisch lag. Sie richtete sich leicht auf, griff danach und nahm das Gespräch an.

»Winter« Ihre Stimme war noch ein wenig heiser vom Schlaf.

»Sommer ...« Ihr Anrufer verstummte, dann begann er zu lachen. »Ich heiße wirklich Sommer.«

Emily lachte ebenfalls. »Und ich heiße wirklich Winter, aber das sollten Sie ja wissen. Ich setzte voraus, dass Sie wissen, wen Sie anrufen.«

»Ja, doch irgendwie ist es mir da nicht aufgefallen, dass es irgendwie witzig ist ... Also, Winter und Sommer.« Er räusperte sich. »Ich fange wohl am besten noch einmal von vorn an. Guten Morgen, Frau Winter.«

Emily mochte seine Stimme, sie war tief und freundlich.

»Mein Name ist Ben Sommer. Ich bin auf der Suche nach einer Übersetzerin.«

»Jaaaa«, erwiderte Emily gedehnt. Eigentlich hatte sie genug Aufträge bis zum Ende des Jahres. Aber die Stimme des Mannes ...

Sie hörte ihn lachen. »Und ich hoffe, Sie sagen mir jetzt, dass ich die richtige Frau für diese Arbeit gefunden habe.«

Ich habe vorerst keine Kapazitäten mehr frei, erwiderte sie in Gedanken. Laut jedoch sagte sie: »Das kommt auf den Umfang an.«

»Es geht um die technische Beschreibung einer Spezialmaschine für die Papierverarbeitung, die verschiedene Aggregate beinhaltet, die alle gesondert aufgeführt werden müssen. Zum Beispiel die Paketstapelauslage, Querschneider, Bogeneinschießer ...« Er unterbrach sich selbst, lachte wieder. »Es ist wohl ziemlich umfangreich.«

Ich muss absagen!

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen Auftrag in dieser Größenordnung noch einplanen kann.«

»Schade. Sie wurden mir von einem Geschäftsfreund sehr empfohlen. Simon Dentler.«

Obwohl sie diesem Kunden, wie allen anderen, nie persönlich begegnet war, erinnerte Emily sich sofort. »Die CNC-Drehmaschine.«

»Ja, genau. Er war sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit. Vor allem aber auch Simons Kunde, für den die Maschine und damit Ihre technische Übersetzung bestimmt war.«

Emily antwortete nicht sofort. Ihr war klar, dass sie diesen Auftrag eigentlich konsequent ablehnen musste. Nicht nur, weil es zeitlich bei ihr sehr schwierig werden würde, sondern wegen Ben Sommer selbst. Die Faszination, die dieser Mann bereits durch das Telefon auf sie ausübte, war einfach nicht gut für sie.

»Lehnen Sie bitte nicht ab«, sagte er in diesem Moment. Ganz so, als hätte er ihre Gedanken erraten. »Ich finde, wir würden so gut zusammenpassen.«

Was für eine Formulierung! Sie spürte einen wohligen Schauer auf ihrer Haut.

Wieder lachte er. »Winter und Sommer, das geht doch perfekt zusammen.«

Emily musste nun auch lachen, stimmte aber trotzdem nicht zu. Noch nicht.

»Bis wann muss der Auftrag erledigt sein?«

»Ich ... Na ja ...«

»Ich verstehe«, sagte Emily trocken. »Am liebsten vorgestern.«

»Ganz so schlimm ist es nicht.« Ben Sommer schien sekundenlang nachzudenken. »Wir liefern die Maschinen in drei Monaten aus. Wenn Sie mit der Übersetzung bis dahin nicht ganz fertig sind, reichen wir sie einfach nach.«

Emily bemühte sich jetzt um einen professionellen Tonfall. »Könnten Sie mir ein paar Details zu den Anforderungen nennen?«

»Natürlich.« Ein leises Lächeln schwang in seiner Stimme mit, und Emily ertappte sich dabei, dass sie jetzt ebenfalls wieder lächelte.

»Die Maschine ist ein Modell der neuesten Generation in unserem Werk. Deshalb müssen wir die Übersetzung so präzise wie möglich halten. Es könnte gelegentlich Rückfragen geben – ich hoffe, das ist kein Problem.«

»Nein, überhaupt nicht.« Wieso ließ sie sich auf all das überhaupt noch ein? Sie konnte diesen Auftrag einfach nicht annehmen ...

»Das heißt, ich kann auf Sie zählen?« Die Freude in seiner Stimme berührte sie tief. »Ich freue mich so sehr darauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«

»Ganz meinerseits«, murmelte Emily. Es war einfach nicht gut, wie sehr diese Stimme etwas in ihr bewegte.

»Ich schicke Ihnen dann alles per E-Mail zu. Wenn sich danach Fragen ergeben, können wir gerne wieder miteinander telefonieren.« Er verabschiedete sich von ihr.

Als Emily das Handy zurück auf den Nachttisch legte, spürte sie, wie schnell ihr Herz immer noch schlug. Es war nur ein Telefonat gewesen, ein einfacher beruflicher Kontakt. Aber dennoch blieb der Klang seiner Stimme in ihrem Kopf wie ein zarter Nachhall.

♥♥♥

»Pst!« Carina legte den Zeigefinger über die Lippen, als es an der Tür klingelte.

»Warum?«, flüsterte ihr Bruder Paul. »Wer ist das?«

»Pst«, zischte Carina erneut.

Wieder klingelte es, doch Carina rührte sich nicht. Selbst dann nicht, als es laut gegen die Tür pochte und eine erboste Männerstimme rief: »Ich weiß, dass Sie da sind, Frau Holm.«

Erneutes Sturmklingeln – dann war es plötzlich ruhig. Zu ruhig ...

Carina legte den Finger wieder warnend über ihre Lippen. »Der ist noch da«, flüsterte sie. »Der tut nur so, als wäre er weg.«

»Wer?«, flüsterte Paul.

»Herr Kolb, mein Vermieter«, fiel Carina ihm ebenso leise ins Wort. »Der will die Miete für die letzten beiden Monate haben. Ich hab das Geld aber nicht.«

»Mist!«, stieß Paul hervor.

Viel zu laut, wie Carina fand. Prompt klingelte es auch wieder an der Tür.

»Frau Holm!«, rief der Mann hinter der Tür.

»Du kannst mich mal«, flüsterte Carina.

»Du kannst ihm nicht immer aus dem Weg gehen«, sagte Paul ebenso leise.

»Ich kann es aber versuchen!«

An der Tür war es wieder ruhig, und dann waren plötzlich polternde Schritte zu hören.

Carina rannte zum Fenster und schaute durch die Gardine nach draußen. »Er steigt in sein Auto«, bemerkte sie zufrieden. »Bis nach dem Wochenende habe ich Ruhe.«