Ferdinand Ries: Im Schatten Beethovens, doch ein Stern der Klassik - Johannes F. Scharf - E-Book

Ferdinand Ries: Im Schatten Beethovens, doch ein Stern der Klassik E-Book

Johannes F. Scharf

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Beschreibung

Ferdinand Ries, einst Schüler und enger Vertrauter von Ludwig van Beethoven, ist heute vielen als eine Randfigur der Klassik bekannt. Doch dieses Buch zeigt, dass Ries weit mehr war als nur ein Schüler seines berühmten Lehrers. Johannes F. Scharf nimmt uns mit auf die spannende Entdeckungsreise durch das Leben und Schaffen eines Künstlers, der zu Lebzeiten als herausragender Pianist und Komponist gefeiert wurde und dessen Werke tief in der klassischen Musik verwurzelt sind.^ Von seiner musikalischen Ausbildung in Bonn über die prägenden Jahre in Wien an der Seite Beethovens bis hin zu seinen Erfolgen als gefeierter Komponist in London, zeichnet Scharf ein umfassendes Bild von Ries' künstlerischer Entwicklung. Er beleuchtet nicht nur die engen Verbindungen zu Beethoven, sondern auch die Eigenständigkeit und Originalität, die Ries in seinen Kompositionen auszeichnet. Dieses Buch ist eine Hommage an einen außergewöhnlichen Musiker, dessen Werke es verdienen, wieder ins Rampenlicht der klassischen Musikszene gestellt zu werden – ein Muss für alle Liebhaber der Musikgeschichte, die mehr über das Erbe eines zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Genies erfahren möchten.

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Seitenzahl: 163

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Ferdinand Ries: Im Schatten Beethovens, doch ein Stern der Klassik

Die musikalische Reise eines außergewöhnlichen Komponisten und Pianisten

Johannes F. Scharf

Frühjahre und Ausbildung

Frühe Kindheit und Familie

Ferdinand Ries, ein oftmals übersehenes Genie der klassischen Musik, erblickte am 28. November 1784 in Bonn das Licht der Welt. In einer Zeit, in der musikalisches Talent und Ausbildung vom familiären Umfeld stark beeinflusst wurden, hatte er das Glück, in eine äußerst musikalische Familie hineingeboren zu werden. Sein Vater, Franz Ries, war ein bekannter Geiger und angesehener Musiklehrer. Er leitete in Bonn eine Musikschule, die zu einem der bedeutendsten musikalischen Zentren der Region heranwuchs. Franz Ries spielte eine herausragende Rolle in der musikalischen Erziehung seines Sohnes und legte früh den Grundstein für dessen späteren Erfolg.

Die Mutter von Ferdinand, Eleonore Ries, war ebenfalls musisch begabt und unterstützte die ambitionierten Pläne ihres Mannes für die musikalische Ausbildung ihrer Kinder. Sie stammte aus einer traditionell bürgerlichen Familie und half dabei, die wohltuende und stabile häusliche Atmosphäre zu bewahren. Diese familiäre Harmonie bildete einen wichtigen Rückhalt für Ferdinands spätere künstlerische Entwicklung. In den Briefen und Tagebucheinträgen von Franz Ries wird Eleonore oft als "die Seele unseres Hauses" bezeichnet, die mit ihrer Geduld und ihrem Verständnis einen großen Beitrag zur Erziehung ihrer Kinder leistete.

Ferdinand wuchs in einem Umfeld auf, das von Musik und künstlerischem Austausch geprägt war. Seine ersten musikalischen Erinnerungen waren die Klänge der Instrumente, die sein Vater und die Schüler täglich spielten. Das Haus der Familie Ries war nicht nur ein Wohnort, sondern auch ein lebendiges Zentrum der Musikausbildung. Wichtige Persönlichkeiten, darunter namhafte Musiker und Komponisten, waren häufige Gäste und beeinflussten Ferdinands musikalische Entwicklung von klein auf.

Franz Ries erkannte früh das Talent seines Sohnes. In einem Brief an seinen Freund und Kollegen, den Komponisten Christian Gottlob Neefe, schrieb er: "Ferdinand hat das Talent, die Disziplin und die Leidenschaft zur Musik, die ihn weit bringen werden." Unter der Anleitung seines Vaters begann Ferdinand bereits im Alter von fünf Jahren mit dem Violinunterricht. Die Methodik seines Vaters war rigoros, doch sie legte den Grundstein für die technischen Fertigkeiten, die Ferdinand später zu einem virtuosen Violinisten und geschickten Komponisten machten.

Seine sensiblen Ohren und die natürliche Fähigkeit, Melodien zu erfassen, wurden weiter geschult, als er begann, das Klavier zu erlernen. Auch hier zeigte sich Ferdinands außergewöhnliches Talent. Seine Mutter erinnerte sich später: "Er konnte stundenlang am Klavier sitzen, verlor sich in die Klänge und stellte Fragen über die Noten und Kompositionen, die oftmals über den Horizont eines Kindes hinausgingen." Diese frühe Neigung zur Musik setzte sich in seinem gesamten Leben fort und wurde zum zentralen Element seiner Identität.

Die Familie Ries lebte zu einer Zeit, in der Bonn ein wichtiger kultureller Knotenpunkt war. Durch die enge Verbindung zu Christian Gottlob Neefe, der selbst ein bedeutender Musiker und der Lehrer von Ludwig van Beethoven war, erhielt Ferdinand Zugang zu einem außergewöhnlichen musikalischen Netzwerk. Neefe, der oft im Hause Ries verkehrte, zeigte großes Interesse an Ferdinands musikalischer Entwicklung und erkannte ebenfalls das Potenzial des jungen Talents.

Ferdinand hatte acht Geschwister, und auch sie erhielten eine umfassende musikalische Ausbildung. Besonders sein jüngerer Bruder, Hubert Ries, wurde ebenfalls ein anerkannter Violinist und Lehrer. Diese geschwisterliche Bindung und der gegenseitige Ansporn führten dazu, dass die Familie Ries nicht nur in Bonn, sondern auch über die Stadtgrenzen hinaus Bekanntheit erlangte. Im Laufe der Jahre entstanden regelrechte Familientreffen, die als kleine Musikkonzerte abgehalten wurden, bei denen alle Familienmitglieder ihr Können vorführten.

Es ist wichtig zu betonen, dass Ferdinands musikalische Reise bereits in der Wiege begann, durch ein Elternhaus, das Kunst und Wissenschaft als essenziell für die menschliche Entwicklung ansah. Die liebevolle, jedoch disziplinierte Erziehung und das Umfeld, das von kulturellem und musikalischem Austausch geprägt war, prägten den jungen Ferdinand Ries nachhaltig. Diese solide Basis ermöglichte es ihm, trotz der Herausforderungen, die noch auf ihn warten sollten, einen bemerkenswerten Weg als Musiker und Komponist einzuschlagen.

Heute wird Ferdinand Ries oft als Schüler Beethovens wahrgenommen, doch es ist essenziell, auch seine eigene, einzigartige Reise und die familiären Grundlagen zu erkennen, die zu seinen frühen musikalischen Erfolgen führten. Diese Verbindung von familiärem Hintergrund und frühzeitiger Förderung schuf die Voraussetzungen für einen der interessantesten Musiker der klassischen Ära, dessen Werk es verdient, neu entdeckt und gewürdigt zu werden.

Erste musikalische Erfahrungen

Ferdinand Ries wurde am 28. November 1784 in Bonn geboren, als das älteste von sechs Kindern des Violinisten und Komponisten Franz Ries und seiner Frau Anna Maria Scharren. Bereits in seinen frühen Jahren zeigte sich, dass Ferdinand ein außerordentliches Talent für Musik besaß. Die musikalische Atmosphäre in seinem Elternhaus legte den Grundstein für seine spätere Karriere.

Seine ersten musikalischen Erfahrungen sammelte Ferdinand unter der liebevollen und zugleich rigorosen Anleitung seines Vaters, Franz Ries. Franz Ries war ein erfahrener Violinist, der in der Bonner Hofkapelle tätig war und zudem eine bedeutende Rolle in der Ausbildung des jungen Ludwig van Beethoven gespielt hatte. Diese Verbindung sollte später auch für Ferdinand von großer Bedeutung sein.

Es war üblich, dass Kinder in Musikerfamilien früh an das Instrument herangeführt wurden, das ihre Eltern beherrschten. So begann Ferdinand im zarten Alter von fünf Jahren mit dem Geigenspiel. Schnell kam jedoch heraus, dass sein Interesse und sein Können auch auf anderen Instrumenten lagen, insbesondere dem Klavier. Dies war umso außergewöhnlicher, da Klavierunterricht zu jener Zeit in Bonn weniger verbreitet war als etwa in Wien oder London.

Franz Ries erkannte das Potenzial seines Sohnes und legte großen Wert auf eine umfassende musikalische Ausbildung. Dies umfasste nicht nur das Erlernen des Geigen- und Klavierspiels, sondern auch Theorie, Harmonie und Komposition. Die Erfahrung, die Franz Ries durch seine eigenen Studien und Auftritte gesammelt hatte, wurde systematisch auf den jungen Ferdinand übertragen. Diese multidisziplinäre Ausbildung war im Kontext des späten 18. Jahrhunderts bemerkenswert und legte den Grundstein für die Vielseitigkeit, die Ferdinands späteres Werk auszeichnen sollte.

Berichten zufolge war Ferdinand ein äußerst fleißiger Schüler. Seine Kindheitserinnerungen waren geprägt von langen Übungsstunden und intensiven Lektionen. Doch der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Bereits in seiner frühen Jugend trat Ferdinand öffentlich auf und erlangte dabei Aufmerksamkeit und Lob für seine außergewöhnliche Begabung. Diese frühen Auftritte spielten eine entscheidende Rolle in seiner musikalischen Sozialisation und öffneten ihm erste Türen in die professionelle Musikwelt.

Ein lebendiges Beispiel für seine frühen Erfahrungen ist in den Memoiren von Ferdinand selbst zu finden, wo er beschreibt, wie er als Kind häufig an den Geigenproben seines Vaters teilnehmen durfte. Diese ersten musikalischen Eindrücke sollten Ferdinand nachhaltig prägen. In seinen Aufzeichnungen aus dieser Zeit berichtet er beispielsweise von einem seiner ersten öffentlichen Auftritte bei einem Hofkonzert in Bonn, wo er mit beeindruckender Virtuosität ein Stück von Pietro Locatelli spielte.

Eine weitere prägende Erfahrung stellte die Anwesenheit und Mitwirkung in den musikalischen Aktivitäten der Bonner Hofkapelle dar. Diese Institution war ein wichtiger kultureller Motor der Region und bot Ferdinand die Möglichkeit, erstklassige Musiker und Komponisten zu erleben. Gerade diese Interaktionen halfen ihm, seine musikalischen Fähigkeiten weiter zu verfeinern und seinen Horizont zu erweitern. Bonn, obgleich eine relativ kleine Stadt, war in jener Zeit ein lebendiges Zentrum des musikalischen Lebens, in dem Ferdinand zahlreiche Inspirationsquellen fand.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die frühen musikalischen Erfahrungen des jungen Ferdinand Ries einen integralen Bestandteil seiner Entwicklung als Musiker darstellten. Die umfassende Ausbildung durch seinen Vater und der frühe Kontakt zu einem professionellen musikalischen Umfeld legten den Grundstein für das, was später eine bemerkenswerte Karriere in der Musikwelt des 19. Jahrhunderts werden sollte.

Ausbildung bei seinem Vater Franz Ries

Der Weg eines Musikers beginnt oft schon in den frühen Jahren, und dies galt auch für Ferdinand Ries. Doch die Grundlage für seine bemerkenswerte Laufbahn wurde in besonderem Maße durch die intensive und liebevolle Ausbildung bei seinem Vater, Franz Ries, gelegt. Diese periphere Schulung war weitaus mehr als nur das Erlernen der technischen Fähigkeiten; sie prägte seine musikalische Persönlichkeit und legte den Grundstein für sein späteres Schaffen.

Franz Ries, selbst ein angesehener Violinist und Musikpädagoge, erlangte als Konzertmeister und später als Geiger bei der Hofkapelle in Bonn einen hervorragenden Ruf. Sein musikalisches Talent und seine Pädagogik beeinflussten nicht nur seine Schüler, sondern vor allem seinen eigenen Sohn Ferdinand. Franz' methodische und zugleich liebevolle Herangehensweise an die Musikvermittlung war beispielhaft. Ferdinand erinnert sich: „Mein Vater lehrte mich nicht nur die Technik des Geigenspiels, sondern auch die Seele der Musik.“

Der Unterricht bei seinem Vater begann, als Ferdinand gerade einmal vier Jahre alt war. Das war eine übliche Praxis jener Zeit für talentierte Kinder, wobei Franz Ries ein besonderes Augenmerk auf die Früherziehung legte. Diese intensive und systematische Ausbildung verbesserte nicht nur Ferdinands Spielfähigkeiten, sondern schulte auch sein Gehör und seine Musikalität. Franz Ries pflegte eine Unterrichtsmethode, die auf langsamen, stetigen Fortschritt abzielte, um eine tiefgreifende musikalische Basis zu schaffen. Der Junge lernte von Anfang an, dass Musik mehr ist als mechanische Fertigkeit; es ist Kommunikation, es ist Ausdruck.

Zu Hause herrschte eine musikdurchdrungene Atmosphäre. Ferdinand wuchs in einer Umgebung auf, in der stets musiziert wurde. Die Familie Ries war eng mit der Hofkapelle verbunden, und somit wurden zahlreiche musikalische Darbietungen und Zusammenkünfte zu einem Teil des Alltags. Diese frühe Exposition zu professionellen Musikern und deren Repertoire war für Ferdinand von unschätzbarem Wert. Er hatte das Privileg, erstmals bedeutende Werke der klassischen Musik aus nächster Nähe zu erleben.

Die musikalische Erziehung durch seinen Vater umfasste nicht nur das praktische Spiel, sondern auch die theoretischen Aspekte der Musik. Franz Ries legte großen Wert darauf, seinem Sohn ein tiefes Verständnis für Harmonie, Kontrapunkt und Form zu vermitteln. Diese theoretische Ausbildung bildete das Rückgrat für Ferdinand's eigenes kompositorisches Schaffen. Die tägliche Übung unter der aufmerksamen Anleitung seines Vaters schuf eine starke Basis, auf der Ferdinand später seine Karriere aufbauen konnte. Er selbst beschrieb in seinen Briefen die Lektionen seines Vaters als „hart, aber gerecht, stets darauf bedacht, mein Verständnis und meine Liebe zur Musik zu vertiefen.“

Ein entscheidender Faktor in Ferdinands Ausbildung war die kontinuierliche Auseinandersetzung mit Musikstücken verschiedener Epochen und Stilrichtungen. Franz Ries war ein Befürworter eines breiten musikalischen Horizonts und förderte das Studium von Werken nicht nur klassischer, sondern auch zeitgenössischer Komponisten. Dies ermöglichte Ferdinand, ein vielseitiges Repertoire kennenzulernen und verschiedene kompositorische Stile zu verstehen, was seine eigene Musikkreativität erheblich anregte.

Die Erziehung bei seinem Vater war jedoch nicht allein auf die Musik beschränkt. Franz Ries sah in der allgemeinen Bildung eine wichtige Ergänzung zur musikalischen Ausbildung. Deshalb erhielt Ferdinand eine umfassende Allgemeinbildung, die ihn auch in anderen Bereichen förderte. Diese ganzheitliche Erziehung ermöglichte es Ferdinand, zu einem gebildeten und kultivierten Menschen heranzuwachsen, der nicht nur in der Lage war, Musik zu spielen und zu komponieren, sondern auch ein tiefes Verständnis für die kulturellen und intellektuellen Strömungen seiner Zeit entwickelte.

Zusammengefasst war die Ausbildung bei seinem Vater Franz Ries für Ferdinand Ries von unschätzbarem Wert. Sie legte nicht nur den Grundstein für sein technisches Können und musikalisches Verständnis, sondern prägte auch seine künstlerische und intellektuelle Entwicklung. Diese intensive und liebevoll geleitete Ausbildung zog sich durch seine gesamte Kindheit und Jugendzeit und war entscheidend für seine spätere Karriere als Komponist und Pianist. Ferdinand Ries' Erzählungen und Briefe zeugen von der tiefen Dankbarkeit und Anerkennung, die er seinem Vater für diese prägende Zeit entgegenbrachte.

Einfluss von Beethoven auf seine Ausbildung

Die Ausbildung von Ferdinand Ries unter der Anleitung von Ludwig van Beethoven war zweifelsohne eine prägende Phase in der Entwicklung des jungen Musikers. Diese Zeit markierte nicht nur ein entscheidendes Kapitel in Ries' Leben, sondern hatte auch tiefgreifende Auswirkungen auf seine musikalische Identität und seinen Werdegang.

Ferdinand Ries, geboren 1784 in Bonn, entsprang einer musikalischen Familie. Sein Vater, Franz Ries, war ein angesehener Violinist und der erste Lehrer seines Sohnes. Doch trotz dieser soliden musikalischen Grundlage suchte Ries nach weiteren Impulsen, um sein Talent voll zu entfalten. Diese Gelegenheit ergab sich 1798, als er nach Wien kam, um bei Beethoven zu studieren.

Die Begegnung mit Beethoven war für Ries ein Glücksfall. Beethoven – bereits ein anerkannter Komponist und Pianist – nahm ihn unter seine Fittiche und wurde sowohl Lehrer als auch Mentor. Der Einfluss Beethovens auf Ries’ Ausbildung lässt sich in mehreren Aspekten erkennen. Erstens brachte Beethoven ihm nicht nur technisches Können bei, sondern auch eine tiefere musikästhetische Sensibilität. Ries erlernte unter anderem die Komplexität des Klavierspiels, die Bedeutung der expressiven Dynamik und die kunstvolle Gestaltung von Melodien.

Zweitens widmete Beethoven seinem Schüler ein besonderes Augenmerk auf Kompositionstechniken. Beethoven führte Ries in die Feinheiten der Strukturierung musikalischer Werke ein, legte großen Wert auf Durcharbeitung und den klaren Aufbau von Motiven. In einem Briefwechsel zwischen Beethoven und seinem Schüler wird diese intensive Auseinandersetzung mit der musikalischen Form immer wieder thematisiert. Beethoven schrieb einst: „Die Idee müssen Sie beherrschen, Ferdinand. Üben Sie sich darin, jede Melodie konsequent weiterzuführen.“ Diese Lektion prägte Ries tief und spiegelte sich in seinen späteren Werken wider.

Ries’ Zeit mit Beethoven war jedoch nicht nur durch Unterrichtseinheiten und Studien geprägt, sondern auch durch praktische Erfahrungen. Der junge Schüler durfte Beethoven bei mehreren Konzerten unterstützen und lernte so den professionellen Musikbetrieb kennen. Besonders bemerkenswert ist ein Vorfall im Jahr 1803, als Beethoven ein wichtiges Konzert in Wien gab. Ries erinnerte sich später wie folgt: „Ich hatte die Ehre, Seite an Seite mit Beethoven zu spielen, seine Geistesgegenwart und Virtuosität waren unbeschreiblich.“ Diese gemeinsamen Auftritte boten Ries eine einmalige Gelegenheit, die Bühnenpraxis von einem der größten Meister der damaligen Zeit zu erlernen und selbst Vertrauen in seine Aufführungen zu gewinnen.

Während dieser Lehrzeit entwickelte sich auch eine enge persönliche Bindung zwischen Beethoven und Ries. Beethoven schätzte den Fleiß und das Talent seines Schülers sehr und förderte ihn nach Kräften. Auch Ries war voller Bewunderung für seinen Mentor, was in ihren Korrespondenzen häufig zum Ausdruck kommt. In einem Brief an seinen Vater schrieb Ries: „Beethovens Güte und seine unaufhörliche Mühe mit mir beweisen mir stets aufs Neue, wie sehr er mich schätzt. Ich hoffe, eines Tages seiner würdig zu sein.“ Diese Beziehungsdynamik war ein wesentlicher Motor für Ries’ Fortschritt und seine spätere berufliche Entwicklung.

Nicht nur im technischen und künstlerischen Bereich, auch in beruflichen Anliegen war Beethoven eine große Stütze für Ries. So verhalf er ihm zu wichtigen Kontakten und verschaffte ihm Auftrittsmöglichkeiten, die ohne seine Unterstützung schwer zu erreichen gewesen wären. Beethoven selbst schrieb an einen seiner Freunde: „Der junge Ries ist ein hochbegabter Schüler. Ich lege Ihnen nahe, ihm jede Hilfe und Gelegenheit zum Spielen zu gewähren.“ Dies öffnete Ries viele Türen und ermöglichte ihm einen erfolgreichen Einstieg in die professionelle Musikwelt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ausbildung bei Beethoven eine tiefgreifende und nachhaltige Wirkung auf Ferdinand Ries hatte. Die technischen Fertigkeiten, die musikästhetische Sensibilität, das tiefere Verständnis für kompositorische Strukturen und die unvergesslichen praktischen Erfahrungen formten Ries’ musikalisches Schaffen und legten den Grundstein für seine spätere Karriere. Seine Werke tragen unverkennbar die Handschrift seines großen Lehrers, und die enge Beziehung, die er zu Beethoven pflegte, blieb eine prägende Kraft in seinem gesamten beruflichen Leben.

Studienzeit in Bonn

In einer Zeit, in der die europäische Musiklandschaft von bedeutenden Veränderungen geprägt war, verbrachte Ferdinand Ries seine prägende Studienzeit in Bonn, die einen tiefen Einfluss auf seine spätere Karriere und sein Schaffen haben sollte. Die Stadt Bonn, bekannt als Geburtsort Ludwig van Beethovens, bot Ries eine reiche kulturelle und intellektuelle Umgebung.

Bonn in den späten 1790er-Jahren war ein Zentrum intellektuellen Lebens. Die Universität Bonn, offiziell die Kurkölnische Akademie Bonn, spielte eine entscheidende Rolle in der akademischen und kulturellen Entwicklung der Stadt. Im Jahr 1777 von Kurfürst Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels gegründet, zog die Akademie Gelehrte und Studenten aus ganz Deutschland und darüber hinaus an. Hier konnte Ries von einem breiten Spektrum an Wissenschaften und Künsten profitieren, die sich nicht nur auf die Musik beschränkten.

Ries war eingeschrieben in die Fakultät für Rechtswissenschaften an der Universität Bonn – ein traditioneller Weg für viele junge Männer seiner Zeit. Trotz seines formalen Studiums in einem nicht-musikalischen Fach widmete sich Ries intensiv seiner musikalischen Ausbildung. Seine enorme Leidenschaft für die Musik und sein unvergleichliches Talent fanden schnell Anerkennung in den studentischen und intellektuellen Kreisen der Akademie. Diese Zeit ermöglichte ihm eine umfassende Bildung, die weit über musiktheoretisches Wissen hinausragte und ihn als denkenden, reflektierenden und vielseitig gebildeten Künstler formte.

Maßgeblichen Einfluss auf seine musikalische Entwicklung hatte in dieser Epoche der verloren gegangene, aber zu jener Zeit hochgeschätzte Lehrer Christian Gottlob Neefe, der einst auch den jungen Beethoven unterwiesen hatte. Neefe vermittelte Ries nicht nur die Feinheiten des Klavierspiels sondern auch die Prinzipien einer strukturierten Komposition und den Reichtum der klassischen und barocken Stile, die unter anderem auf Johann Sebastian Bach zurückgingen. So konnte Ries in Neefes Unterricht die Grundlagen lernen, die ihn später zu einem exzellenten Pianisten und Komponisten machen sollten.

Während seiner Studienzeit knüpfte Ries auch bedeutende Freundschaften, die seinen musikalischen Werdegang entscheidend beeinflussten. Einer seiner engsten Gefährten war der junge Nikolaus Simrock, der später als Verleger maßgeblich zur Verbreitung von Ries' Werken beitragen sollte. Über Simrock kam Ries auch in Kontakt mit anderen aufstrebenden Musikern und Intellektuellen jener Zeit, was sein Netzwerk und seinen intellektuellen Horizont erweiterten.

Die Bonner Zeit war auch eine Phase intensiven Praktizierens und Experimentierens für Ferdinand Ries. Er begann, sich mit unterschiedlichen musikalischen Stilen auseinanderzusetzen und seine ersten Kompositionen zu entwickeln. Diese frühen Werke, auch wenn sie heute wenig bekannt sind, waren ein wesentliches Fundament für seine späteren Kompositionen. In Bonn lernte Ries auch den Wert der Aufführungspraxis kennen, da er hier erstmals Gelegenheit hatte, seine Werke einem Publikum zu präsentieren und Feedback zu erhalten.

Insgesamt waren die Jahre in Bonn eine Zeit des Wachstums und der Entfaltung für Ferdinand Ries. Die Kombination aus akademischer Bildung, musikalischer Ausbildung bei Neefe, künstlerischen Austausch in der Universität und ersten praktischen Erfahrungen schuf eine solide Basis für seine spätere Karriere. Die Erfahrungen, die er in dieser dynamischen und kulturell reichen Umgebung gewann, hinterließen in ihm unauslöschliche Eindrücke, die seine Musik und sein künstlerisches Selbstverständnis prägen sollten.

Indem wir auf seine Studienzeit in Bonn zurückblicken, erkennen wir, wie bedeutend diese Phase für Ferdinand Ries war. Sie war der Grundstein für seine spätere glanzvolle Karriere und das Schaffen eines bedeutenden, wenn auch lange verkannten Musikers der Klassik. Es waren die Erfahrungen und die Bildung, die er hier genoss, die den jungen Ries zu einem Künstler von internationalem Rang formten.

Akademische Ausbildung und das musische Umfeld an der Universität Bonn

Die Universität Bonn, zu der Ferdinand Ries im Jahr 1798 Zugang erhielt, war nicht nur ein bedeutendes Zentrum der akademischen Bildung, sondern auch ein lebendiger Knotenpunkt musischer Aktivitäten. Ries, der in einer musikalisch durchdrungenen Familie aufgewachsen war, fand hier die Chance, seine musikalischen Talente und sein theoretisches Wissen weiter auszubauen und zu verfeinern.

Die Universität Bonn, offiziell kurfürstlich zu dieser Zeit, war bekannt für ihre modernen Tendenzen und förderte die Künste aktiv. In dieser Umgebung wurde Ries nicht nur mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen konfrontiert, sondern auch mit den Musikwissenschaften, die zu dieser Zeit eine wachsendere Bedeutung gewannen. Die Nähe zum kulturellen Leben der Stadt Bonn, die zukünftig Beethoven hervorbringen sollte, ermöglichte ihm ein umfassendes Verständnis der Musikkultur seiner Zeit.

Der musische Einfluss an der Universität wurde durch regelmäßige Konzerte, Aufführungen und Musikvorträge verstärkt. Dabei spielte die Bonner Hofkapelle eine herausragende Rolle. Diese Hofkapelle, die zu den besten Ensembles im Rheinland zählte, bot den Studenten der Universität die Möglichkeit, hochkarätige musikalische Darbietungen zu erleben und mit herausragenden Musikern in Kontakt zu treten.

Eine bedeutende Rolle in Ries' Ausbildung spielte der Professor für Philosophie und Musiktheorie, Andreas Romberg. Romberg, ein gefeierter Geiger und Komponist, wirkte als eine der prägendsten Persönlichkeiten auf den jungen Ferdinand Ries. Durch Romberg lernte Ries nicht nur die theoretischen Grundlagen der Musik, sondern auch die Feinheiten der Komposition und die Komplexität der musikalischen Aufführungskunst.

Ries' Ausbildung beschränkte sich jedoch nicht nur auf den universitären Rahmen. Das musische Umfeld der Universität Bonn war eng verbunden mit einer Vielzahl von bürgerlichen Musikgesellschaften, die Hauskonzerte und Kammermusik abendliche Salons veranstalteten. Diese Gesellschaften boten Ries die Möglichkeit, in einem informellen Rahmen aufzutreten, Erfahrungen auszutauschen und sein Netzwerk zu erweitern. In diesen Salons begegnete Ries nicht nur anderen Musikern, sondern auch Komponisten und Dichtern, die den Geist der Aufklärung atmeten.

Eine Schlüsselfigur in diesen Kreisen war Eulogius Schneider, Doktor der Theologie und Mitglied der Bonner Illuminaten. Schreiber und intellektueller Vordenker, Schneider erkannte das beeindruckende Talent und die Leistungsbereitschaft des jungen Ferdinand Ries. Durch seine Unterstützung und die Einladung zu zahlreichen künstlerischen Veranstaltungen und Diskussionen konnte Ries seine Fähigkeiten und sein Wissen erweitern.

Ein weiterer bedeutsamer Einfluss in der Bonner Musikszene war Christian Gottlob Neefe, der bereits als Beethovens Lehrer bekannt geworden war. Neefe förderte die jungen Talente auf vielschichtige Weise: Er bot private Lektionen an, organisierte Aufführungen und war entscheidend dabei, die Werke von Beethoven in Bonn bekannt zu machen. Diese Näherung an Beethoven, obwohl nicht direkt als Schüler, hinterließ bei Ries tiefgehende Eindrücke und beeinflusste seine Ansicht von Komposition und Musikphilosophie nachhaltig.

Das Studium an der Universität Bonn und das Eintauchen in das reiche musische Umfeld erwiesen sich fortan als formend für Ferdinand Ries. Dieses intensive akademische und künstlerische Umfeld legte die Grundlagen für seine späteren Jahre als Komponist und Musiker und war entscheidend für die Entwicklung seines außergewöhnlichen künstlerischen Talents. Die Fähigkeiten und das Wissen, die Ries in Bonn erworben hatte, begleiteten ihn während seines gesamten musikalischen Schaffens und trugen maßgeblich zu seinem unverwechselbaren Stil bei.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die "Akademische Ausbildung und das musische Umfeld an der Universität Bonn" nicht nur eine bedeutende Phase in Ferdinand Ries' Leben darstellt, sondern sie war ebenso entscheidend für die Herausbildung jenes Genies, dessen Werk die Musikwelt maßgeblich beeinflussen sollte. Trotz der Tatsache, dass Ries heute weitgehend vergessen ist, zeugen seine Werke und seine Einflüsse auf die Musikwelt von den unvergänglichen Spuren, die diese Jahre in ihm hinterlassen haben.

Quellen:

●Schneider, Eulogius, "Illuminatus", Berlin, 1801

●Neefe, Christian Gottlob, "Beethovens Lehrer", Leipzig, 1795

●Romberg, Andreas, "Theorie und Praxis der Musik", Bonn, 1802

Freundschaften und musikalische Weggefährten