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1974. Westpapua. Professor Joachim Fredemann entkommt verstümmelt einem unbekannten Kannibalenstamm. Traumatisiert kehrt er nach Hamburg zurück. Dort ist er nur von einem einzigen Gedanken besessen: Er muss seine Tochter Monika aus den Händen der Wilden befreien. Für Joachim beginnt eine Odyssee, die ihn an seine persönlichen Grenzen bringt. Wird er Monika lebendig wiedersehen? Und ... welche brutalen Regeln gelten für einen deutschen Akademiker in den Tiefen des undurchdringlichen Dschungels?
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Seitenzahl: 44
Veröffentlichungsjahr: 2025
Sabine und Thomas Benda
Fleisch
Ein packendes und mitreißendes Abenteuer/Drama – eine Konfrontation zwischen Zivilisation und der puren Natur.
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Fleisch
1. Ein blutiger Anfang
2. Alles tun, um zu überleben
3. Die Narben der Zivilisation
4. Ein Kampf gegen Windmühlen
5. Wenn sich das Grauen wiederholt
6. Ich, der Besondere
7. Die Feier
8. Die Göttin und der Besondere
9. Gedanken an uns, die Zivilisierten
Über die Autoren:
Impressum neobooks
Abenteuer/Drama
Sabine & Thomas Benda
IMPRESSUM
© 2025 Sabine Benda, Thomas Benda
Korrektorat und Lektorat: Sabine Benda
Coverdesign: Sabine Benda
Sabine und Thomas Benda
Josef-Schemmerl-Gasse 16
A-2353 Guntramsdorf
E-Mail: [email protected]
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.
Hinweis der Autoren: Unsere Bücher sind nur für Erwachsene geeignet!
30.09.2025
Hamburg, im Jahre 1974, war in diesem Moment ferner als fern.
So entsetzlich fern.
Hamburg schien auf einem anderen Planeten zu sein.
Die Nacht im Dschungel war ein feuchtes, stickiges Tuch, das sich um alles legte, ein lebendiger Organismus aus Geräuschen, die sich zu einem einzigen, bedrohlichen Summen verdichteten. Das Lager der Expedition war eine kleine, zerbrechliche Insel im Meer der Dunkelheit, nur spärlich beleuchtet von einem erlöschenden Feuer. Der Geruch von feuchter Erde und verwesendem Laub hing schwer in der Luft, vermischt mit dem scharfen, animalischen Gestank, der sich langsam näherte.
Sie kamen aus dem Nichts, Schatten in Schatten, lautlos wie der Tod selbst. Die Wilden, ihre Körper mit Lehm und Blut bemalt, glitten durch das Unterholz, ihre Augen glühten im schwachen Licht. Ein plötzlicher Schrei zerriss die Stille, ein markerschütternder Laut, der in den tiefsten Ästen des Dschungels widerhallte. Es war der Schrei einer Frau, jung, blond, ein Schrei, der von panischer Angst und unerträglichem Schmerz zeugte. Monika.
Der Überfall war brutal, ein chaotisches Gemisch aus Schreien, Schlägen und dem metallischen Klang von Klingen, die auf Fleisch trafen. Männer kämpften verzweifelt, ihre Gesichter verzerrt von Wut und Todesangst. Doch die Übermacht war erdrückend. Körper fielen zu Boden, Glieder zuckten im Todeskampf, das Blut sickerte in die durchnässte Erde und vermischte sich mit dem Regen. Die junge Frau wurde von starken Händen gepackt, ihre Schreie wurden zu einem erstickten Wimmern, als sie in die Dunkelheit gezerrt wurde, verschluckt vom Dschungel, der nun ihr Gefängnis war.
Als der erste, fahle Schein des Morgengrauens durch das dichte Blätterdach brach, erwachte einer der Forscher. Sein Kopf dröhnte, sein Körper schmerzte. Er richtete sich mühsam auf, seine Augen suchten nach seinen Kameraden. Überall lagen sie, reglos, blutüberströmt, ihre Gesichter zu fratzenhaften Masken des Grauens erstarrt. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Dann spürte er einen unerträglichen Schmerz in seinem Arm. Er blickte hinunter und sah nur einen blutenden Stumpf, wo einst seine Hand gewesen war. Im Kampf war sie ihm abgeschlagen worden. Mit zitternden Fingern riss er seinen Gürtel von seiner Hose und wickelte ihn fest um den Stumpf, um die Blutung zu stoppen. Die Welt verschwamm vor seinen Augen, er sank wieder in die Bewusstlosigkeit, gefangen in den Albträumen der vergangenen Nacht. Immer wieder sah er sie vor sich, die blonde Frau, ihr Gesicht verzerrt von Angst, ihre Schreie, die in seinem Hirn widerhallten. Ein Name ging dabei immer wieder durch seinen Kopf, ein leises, verzweifeltes Flüstern: Monika.
Der Dschungel Westpapuas hatte tatsächlich eine eigene Sprache, das wusste ich nun. Es war nicht nur ein Flüstern aus Blättern, das Rascheln unsichtbarer Kreaturen oder das ferne Grollen eines Gewitters. Es war auch das Echo meiner eigenen Angst, das schlagende Herz eines Mannes, der alles verloren hatte. Die Luft war immer noch dick, aber jetzt stank sie nicht nur nach Verfall und Leben, sondern auch nach dem schweißnassen Geruch meiner eigenen Verzweiflung. Jeder Atemzug war eine Qual, und doch sog ich ihn ein, diesen feuchten, erdigen Geruch, der sich untrennbar mit dem Schock über Monikas Schicksal verband.
Ich rannte, stolperte, fiel. Die Wurzeln des Dschungels waren wie lauernde Schlangen, bereit, mich zu Fall zu bringen. Über mir bildete das dichte Blätterdach ein undurchdringliches Gewölbe, durch das nur spärliche Lichtflecken drangen. Es war eine ewige Dämmerung hier unten, ein grünbrauner Schleier, der jede Orientierung erschwerte. Der Boden war weich und feucht, bedeckt mit verrottetem Laub, das bei jedem Schritt einen leisen, ekelhaften Schmatzlaut von sich gab. Ich spürte das Krabbeln unsichtbarer Insekten auf meiner Haut, aber es gab keinen Platz für Ekel. Nur der Drang. Der Drang, zu entkommen, zu überleben. Für Monika.
Der Schmerz in meinem mit meinem Gürtel abgebundenen linken Arm war ein brennender, pochender Albtraum. Es war, als ob ein glühendes Eisen mein Fleisch zerfetzte, bei jedem Schlag meines panischen Herzens. Ich sah nicht hin. Ich konnte nicht. Das Bild des zerfetzten Stummels war in meinem Kopf eingebrannt, ein Symbol für meine eigene Zerbrechlichkeit, für die jähe Zerstörung meiner zivilisierten Existenz. Wie konnte ein Mensch überleben, der so grundlegend verstümmelt war? Ein Professor, dessen Leben aus Büchern und Theorien bestand, nun reduziert auf ein Tier, das um sein nacktes Überleben kämpfte.
