Frag den Weltenbummler! Israel, Jordanien, Dubai und Abu Dhabi, Katar, Oman und Ausflüge nach Kuwait und Bahrain - Carsten Weidling - E-Book

Frag den Weltenbummler! Israel, Jordanien, Dubai und Abu Dhabi, Katar, Oman und Ausflüge nach Kuwait und Bahrain E-Book

Carsten Weidling

0,0

Beschreibung

Klar staunt man in Dubai und Abu Dhabi, findet den Oman und Katar spannend, besucht in Jordanien Petra, schwimmt im Toten Meer, wundert sich durch Kuwait und Bahrain und erlebt wahrlich Religion. Aber weicht in dieser so anderen Welt der Humor dann nicht der Ehrfurcht? Bei allem Respekt: Oh nein! Wenn in Jerusalem Touristen riesige Holzkreuze rumschleppen, in Jordanien das Taxi den Geist aufgibt, mitten in der Wüste das Handy ertrinkt, einem in Bahrain stolz die erste Ölpumpe als Nationalheiligtum gezeigt wird, in Kuwait Handgranaten Salz- und Pfefferstreuer sind, in Katar vollverschleierte „Groupies“ zu traditioneller Musik tanzen und Surfbretter in Abu Dhabi die sehr umfangreichen Strandregeln erklären, muss man einfach lachen. Und dass man so quasi nebenbei Islam und Judentum etwas besser versteht und die Menschen hier ins Herz schließt, macht die ganze Reise dann auch noch wundervoll.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 254

Veröffentlichungsjahr: 2023

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Immer aktuelle Reisen, Fotos & Videos, kommende Bücher, Hörbücher, Merchandising, Lesungen & Co. hier:

www.carstenweidling.de

@carsten_weidling

Ganz besonders möchten wir Ihnen die buchbaren ONLINE-LESUNGEN und Video-Ratgeber von „Deutschlands witzigstem Weltenbummler“, Carsten Weidling, ans Herz legen. Ganz persönlich, live, von überall auf der Welt. Für Sie oder als Geschenk. Für Ihre Reisegesellschaft, Ihre Firma oder Ihr Reisebüro. Zur Reisevorbereitung und/ oder während Ihrer Reise.

Bei jeder Online-Lesung gibt es für Sie ein E-Book Ihrer Wahl gratis dazu. Und ein Teil des Honorars geht als Spende an:

Mehr dazu auch auf:

www.carstenweidling.de

www.mitteldeutscherverlag.de

1. Auflage

© 2023 mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)

www.mitteldeutscherverlag.de

Alle Rechte vorbehalten.

Gesamtherstellung: Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)

ISBN 978-3-96311-801-2(ebook)

Printed in the EU

INHALT

Carsten, der Appetithäppchentyp

Kein Khaki sein!

Sie reisen nach Israel? – Glückwunsch, sehr gute Entscheidung!

Urlaub in Israel? – Aber hallo!

Eine faustdicke Überraschung

Essen in Israel

Aha-Effekte

Das Tor in eine andere Welt

Sightseeing Old Jerusalem

Wo ist sie nur, die Mauer?

Ein Berg Geschichte

Der dritte Weg

Strahlende Christen

„Aus“ gehen

Israel in drei Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Meine Kippa

Mini-Anekdote 2: Schweiger am Strand

Mini-Anekdote 3: Bitte jeder nur ein Kreuz!

Das Stempeldilemma

Zu viel zu sehen

Soll ich dahin?

Wo geht’s hier raus?

Weltenbummlersterne • Klos & Co.

Sie reisen nach Jordanien? – Glückwunsch, gute Entscheidung!

An-, nicht weiterkommen

Stadtbesichtigung auf Krampf

Petra besuchen

So viel Salz

Jordanien, mein Pannenland

Daheim beim Taxifahrer

Akaba

Touristin sein

Alles richtig machen

Bevor wir weiterziehen, …

Weltenbummlersterne • Geld & Co.

Sie reisen nach Dubai & Abu Dhabi – Glückwunsch, gute Entscheidung!

Dubai? Warum?

Sie können auch alt

Wohl ein Auswanderermuss

Da ist das Ding!

Dubai in vier Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Worauf ich wirklich stehe

Mini-Anekdote 2: Die Rolltreppe ins Nichts

Mini-Anekdote 3: Der Kreis

Mini-Anekdote 4: Unerwartete Gefahr

Ich muss das mal fragen

Kapiert!

Es ist alles Gold, was glänzt

Die Palme, die Erde, das Hotel

Mal einen trinken gehen?

Frau sein in den Emiraten

Benimm-Zeugnis

Strandregularien

Kuscheliges Abu Dhabi

Ich Öl

Problem Religion?

Moment mal!

Nimm den Bus

Im Kontakt

Was ist was?

Weltenbummlersterne • Wichtig & Co.

Sie reisen nach Katar? – Glückwunsch, gute Entscheidung!

Regelwerk Katar

Augencontest

Märchenreise

Das Hummus-Muss

Nur der Ehrgeiz

Katar in drei Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Fußballtest

Mini-Anekdote 2: Band und Groupies

Mini-Anekdote 3: Kuriose Perle

Was für ein Museum!

Sandspiele

Islam lernen

Sport in der Wüste

Fischer und Perlentaucher

Sandcharts

Dinieren und Lauschen

Die hübsche Salita

Souvenirs?

Sie reisen in den Oman? – Glückwunsch, gute Entscheidung!

Wieso nicht?

Im Oman ankommen

Unterwegs

Einheimische haben recht

Wieso nur immer Kamele?

Geständnis

Erlebnis- und Schattensuche

Endlich, DER Sandtipp für die gesamte Region

Ausflug Kuwait

Ausflug Bahrain

Und nun vergessen Sie alles wieder …

„Weniger sorgen, mehr reisen!“ – Mein ewiger Appell

Weltenbummlersterne • Weltwertung

Und ganz zum Schluss: Meine gänzlich persönliche Weltwertung

Reisen und Gutes tun

CARSTEN, DER APPETITHÄPPCHENTYP

Hallo, wenn Sie mögen, bin ich Ihre Reisevorhut. Ihr Ein-Mann-Spähtrupp.

Ich bin seit vielen Jahren unterwegs, weil ich ganz entspannt lächelnd unseren wundervoll bunten Planeten kennenlernen und ein bisschen an der Weltoberfläche kratzen will. Mehr nicht! Ganz ehrlich, ich habe noch nie ein Land verlassen und gesagt: „Jetzt kenne ich das Land, nun weiß ich Bescheid und kann andere aufklären.“ Wer Ihnen so etwas verspricht, träumt. Ich versuche nicht, Ihr Reiseführer zu sein, sondern eher der, der Sie mit einem neuen Land verkuppelt. „Hey Land, neue Reisende. Hey Reisende, ein neues Land. Umarmt euch, lernt euch kennen!“ Ja, alles was ich Ihnen nach gut 12 Jahren Reisen in aktuell fast 120 Ländern und nach meinen Leben in einigen davon bieten kann, ist meine humorvolle, gelassene und überaus glückliche Sicht auf die von mir bereisten Länder. Sehr nah, sehr persönlich, sehr ehrlich. Ich bin Ihr Appetithäppchentyp, der Ihnen Lust auf den eigenen Reisehauptgang machen möchte, Sie für neue Reisen ohne unangemessene Sorgen motivieren will. Und kann.

Es ist paradox. Die Deutschen, Schweizer und Österreicher reisen extrem viel, und haben dennoch ständig wachsende Reisesorgen und Reisezweifel. Schon lange vor Corona und jetzt noch mehr. Mir ist auf der ganzen Welt nicht das kleinste Unheil geschehen. Selbst in Gegenden nicht, die Sie wahrscheinlich eher aus den Nachrichten als aus Reisekatalogen kennen. Und ich werde Ihnen sagen, wieso. In hunderten kleinen, wahren Geschichten meiner Buchreihe. Also Lust machen und Sorgen nehmen aus erster Weltenbummlerhand! Sich nicht zu wichtig und ernst zu nehmen, offen zu bleiben, ist der Schlüssel.

Was man als konsequenter Weltenbummler halt so für Tattoos hat

Reisen heißt eben nicht Sorgen, Sehenswürdigkeiten und Reiserücktrittsversicherungen. Reisen bedeutet hinzuschauen, hinzufassen, hinzuriechen, hinzuschmecken und das Neue und Spannende einzuatmen. Zu entdecken, wie wundervoll diese Länder und ihre Menschen sind. Und wie nah. Der Reiz des neuen Landes ist diese Mischung aus atemberaubend Schönem, kurios Fremdem, spannendem Erleben und kopfschüttelndem Gelächter, das Sie überall auf dieser so verrückten und großartigen Welt ernten können, wenn Sie nur Herz, Augen und Geist offenhalten. Und mit den Menschen sprechen.

Carsten Weidling on tour

Wir sollten nicht daran zweifeln, dass andere Länder und deren Menschen gastfreundlich, offen und herzlich sind. Angst blockiert das Hirn. Humorlosigkeit lähmt uns. Reisen, selbst sehen, selbst hören, selbst erleben, öffnet uns. Klug, informiert und vor allem mit Humor und Gelassenheit.

Also:

„Weniger sorgen,

mehr reisen!“

Ich bin für Sie schon mal vorgereist.

KEIN KHAKI SEIN!

Bevor Sie ins Flugzeug steigen und alles falsch machen, was deutsche Touristen falsch machen können, nehmen Sie bitte Ihre albernen Khaki-Cargo-Shorts wieder aus dem Koffer! Sie wollen doch keiner von „denen“ sein! Ich nenne diese Leute „Khakis“. Khakis sind das, was bei Harry Potter die Muggel sind. Leute, die in unserem Fall die Magie des Reisens nicht kennen oder nicht verstehen. Diese Khakis tragen nicht nur gern Khaki-Cargo-Hosen, sondern gar passende Hüte und sogar Hemden und Blusen, die so viele Taschen haben, dass sie ihr eigenes Handgepäck sind. „Reise-Muggel“ sind weder Abenteurer noch Entdecker, auch wenn sie sich anziehen, als würden sie als Erstexpedition durch den Dschungel robben, um vermeintlichen Waldbewohnern das Recht auf Brückentage näher bringen zu wollen. Khakis haben die ganze Reise über Sorgen. Vor fremden Klos, unbekanntem Essen, jeder noch so absurden Gefahr eines anderen Landes und jeder möglichen Art von Betrug. Denen rufe ich tröstend zu: „Die Welt ist nicht böse!“

Doch die Khakis sind überall. Khakis haben Seifen und Kulis im Handgepäck, nur weil ihnen irgendwer erzählt hat, dass man sich gerade in abgelegenen Gebieten über kleine Gastgeschenke freut. Die geschlechtliche Differenzierung unter den Khakis ist schleichend. Doch besonders Khaki-Männchen denken, sie werden auf Reisen zu Alexander von Humboldt, Livingstone oder Columbus, obwohl sie daheim um Hilfe rufen, um eine Spinne in der Wanne tot zu duschen. Die Frauen der Art Khaki glauben, in ihnen steckt ein Hippiemädchen, aber ihre bleichen Füße sagen, dass sie ihr Leben doch nur dröge unter Neonröhren und nicht hüftschwingend am Strand verbringen.

Khakis halten fremde Länder für „Urlaubsländer“ und latschen selbst durch Millionenmetropolen mit Klamotten, als wäre alles in ihrem Urlaub automatisch Strandgebiet. Bewaffnet mit Multifunktionsrucksäcken, als würde die Wasserversorgung außerhalb des eigenen Heimatorts nie sicher sein. Khakis lassen am Flughafen ihre ranzigen Koffer in Schutzfolie einpacken, nur um sie dann am Kofferband noch schwerer von den anderen unterscheiden zu können. Khakis rechnen jede Restaurantquittung nach. Khakis wissen nichts über das Reiseland, aber alles über Reiserücktrittsversicherungen. Khakis fotografieren als Erstes bestehende Schäden im Hotelzimmer, um „sicherzugehen“. Khakis glauben, alle Fremden wollen sie nur betrügen und seien „nur hinter unserem Geld her“. Khakis halten alles außerhalb ihres Ortes für Wildnis und würden gern das Brotmesser als Notmachete mit ins Handgepäck nehmen. Kurz, Khakis haben von nichts eine Ahnung, wollen aber die Welt missionieren. Ach, und Khakis: Marco Polo hatte auch keine hellblaue Nackenrolle dabei. Also bitte!

Alle, die jetzt das Buch noch nicht mit den Worten „Was glaubt der Vogel denn, wer er ist?“ weggelegt haben, sind herzlich willkommen, mit mir oder mir nach zu reisen. SIE SIND QUALIFIZIERT! Glückwunsch! Denn Sie wissen bereits, Reisen ist besser als auf Ihrem Balkon wegzudämmern und sich einzureden, dass das ja auch ganz interessant sei. – Ist es nämlich nicht! Selbst wenn er dieses Jahr so rebellisch blau statt wie sonst gelb bepflanzt sein mag. Ja, Sie wissen, dass wir alle über die Jahre zu empfänglich für Ängste und Sorgen geworden sind. Besonders dem Fremden, Ungewohnten gegenüber. Sie sorgen sich schlicht etwas weniger und wissen auch, dass fehlende Sprachkenntnisse nur selten Reisezweifel wert sind. Auch ich spreche die allerallerwenigsten Sprachen der Welt und komme durch. Ja, ich habe sogar erkannt, oft steigt die Lebensqualität, wenn man die Sprache um sich herum nicht versteht. Denken Sie mal im nächsten deutschen Bus darüber nach. Alles Unverständliche auf Reisen kann auch exotische Urlaubsuntermalung sein. Der gesprochene Soundtrack zur Tour. Der Erholungsfaktor der Unverständlichkeit. Das ist der Punkt: Khakis haben Angst, wir Reisenden genießen den Unterschied. Wissen Sie, was noch hinzukommt? Man liebt uns Deutsche in der Welt. Für all die Klischees. Pünktlichkeit, Qualität, Zuverlässigkeit, Spießigkeit, manchmal für unsere Blässe, immer für unseren Fußball, unser Bier und unsere Autos. Aber nicht für unseren Geiz, Khaki-Cargo-Shorts und den ewigen Missionarsmodus.

In diesem Zusammenhang: Hallo Reisende aus Österreich und der Schweiz! Sie dürfen sich dem gern anschließen, denn in der Welt werden Sie ohnehin als „eine Art Deutsche“ wahrgenommen, sorry. Und mal ehrlich, ist es nicht viel leichter, immer zu nicken, wenn man Sie im Ausland für einen Deutschen hält, als ständig zu erklären, dass Austria nicht Australien ist, und Switzerland nicht Schweden oder Swasiland?

Wem in meinen Büchern Beschreibungen von „unverzichtbaren Sehenswürdigkeiten“ und „total geheimen Geheimtipps“ fehlen, sollte sich von einem cleveren Freund oder einer schlauen Freundin in die Kunst des Googelns einweihen lassen. Denn alle Sehenswürdigkeiten wurden schon beschrieben und echte „Geheimtipps“ kennt naturgemäß ja eh keiner. Es sind die kleinen Geschichten, die einem ein ganzes Land erklären. Waren Sie schon immer! Dazu gibt es dann noch meine Sterne, die Ihnen zeigen, was Ihr persönlicher Weltenbummler unter anderem über Toleranz, Preise, Sicherheit und Klos in allen Ländern denkt.

Stand heute habe ich in 12 Jahren 114 Länder nahezu ohne Probleme bereist, weil ich meine eigenen „5 Weltreiseregeln“, immer befolgt habe:

Habe Respekt und keine Angst!Sprich mit den Menschen!Entdecke für dich Neues, doch tue nichts Dummes!In Kunstmuseen, Kneipen, privaten Küchen, Rotlichtvierteln und Casinos lernt man am meisten über das Selbstverständnis eines Landes. Also geh da hin, aber nur, wenn du damit nicht gegen Regel 3 verstößt.Belehre niemanden, höre zu, lerne und staune!

Plus Bonusregel: Habe Spaß, genieße das Fremde und lache viel, besonders zusammen mit den Einheimischen. Denn keine Sehenswürdigkeit auf all meinen Reisen war wunderbarer als das gemeinsame Lachen überall auf dieser Welt.

IN JEDEM LAND!

SIE REISEN NACH ISRAEL?

GLÜCKWUNSCH, SEHR GUTE ENTSCHEIDUNG!

URLAUB IN ISRAEL? – ABER HALLO!

Es ist nichts falsch daran, schön an Ost- oder Nordsee zu urlauben, sich Deutschland, Österreich und die Schweiz anzusehen, Strandurlaub auf Mallorca zu machen oder sich eine tolle Zeit auf dem Balkon zu gönnen. Aber man kann ja auch mal etwas anderes erleben, Weltgeschichte sehen und trotzdem im Mittelmeer planschen.

Israel gehört zweifelsohne zu jenen Ländern, bei denen Sie ein „Ach, ja wirklich?!“ ernten können, wenn Sie den Freunden und Kollegen von Ihren Urlaubsplänen erzählen. Aber seien Sie sich sicher, wenn Sie aus Israel wiederkommen und erzählen, was Sie gesehen und erlebt haben, hören Sie noch viel öfter „Ach, ja wirklich?!“

Möchten Sie wissen, was mich zu einem begeisterten Israel-Reisenden gemacht hat? – Der Umstand, dass noch keiner da war, den ich kannte. Ich hörte zu viel Ängstlichkeit, Viertelwissen, Gerede und Nachgeplapper des Geredes. Das wollte ich selbst sehen. Ich würde Ihnen Israel nicht so ans Herz legen, wenn ich auch nur eine einzige üble Erfahrung in diesem Land gemacht hätte. Ja, selbst wenn ich auch nur einmal schräg angequatscht worden wäre, würde ich es Ihnen erzählen. Sie müssen in Israel nur Ihre Augen öffnen und Ihren Geist, Ihr Herz öffnet sich dann ganz von allein.

Und regen Sie sich bitte nicht über schärfere Grenzkontrollen und bewaffnete Sicherheit auf, die sind leider nötig und schützen auch Sie.

Wissen Sie, ich habe etwas auf meinen vielen Reisen um die Erde gelernt und das nenne ich „Erwartungshaltungs-Management“. Wenn Sie überall deutsches Essen und deutsche Regeln erwarten, ist der Balkon schon der richtige Urlaubsort für Sie. Kein Problem.

Doch wenn Sie versuchen zu verstehen, warum in jedem Land andere Dinge wichtig sind, man von verschiedenen Völkern nicht erwarten kann und darf, was man von den Leuten auf dem Nachbarbalkon zuhause erwartet, wenn Sie verstanden haben, dass die Welt und die Menschen bunt sind, werden Sie ein anderes Reisen erleben. Und Sie können mit dem richtigen „Erwartungshaltungs-Management“ viel weniger enttäuscht werden und werden dafür viel öfter überrascht und begeistert.

Ist dies eine Reiseempfehlung für Israel? – Unbedingt!

Ist dies eine Empfehlung, Geist und Herz zu öffnen? – Hundertprozentig!

Viel Spaß in Israel!

EINE FAUSTDICKE ÜBERRASCHUNG

Die Einreise nach Israel war schon mal etwas anders als jede andere meiner vielen Einreisen in andere Länder. Nicht, dass ich wirklich Probleme hatte, aber nach dem kurzen Flug musste ich am Flughafen allerlei Fragen beantworten.

Meine liebste Frage war die nach dem Geburtsort meiner Eltern. Die unbegründet finster dreinschauende Grenzerin konnte dann nichts mit der Antwort „Nordhausen und Pisau“ anfangen. Nun, sicher wollte sie nur Deutschland hören und nicht die wirklichen Geburtsorte meiner Eltern, doch das war mir zu langweilig.

Die Art des Willkommens allerdings war nicht überraschend, das weiß man ja, und stellt sich bei Ein- und Ausreise in und aus Israel ein. Die Überraschung folgte nur kurz darauf.

In Tel Aviv stolperte ich unversehens in die größte LGBTQ-Parade Israels. Ups!

Man denkt ja an vieles, wenn man an Israel denkt, aber mit einer bunten Schwulenparade und dem Davidstern auf der Regenbogenflagge hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Es war ein kurioses Gefühl. Ich weiß nicht, wie oft ich schon etwas über den Davidstern gehört hatte, aber meistens mit dem Unterton der deutschen Scham bezüglich der Geschichte. Dass der nun auf den Regenbogenflaggen dieser Community prangte, unter denen halbnackte Juden tanzten, bedurfte einer kleinen Zeit der Einsicht, dass das Leben natürlich auch in Israel im Jetzt angekommen ist. Als ich meinen Kopf bezüglich der Normalität in Israel recht schnell neu kalibriert hatte, kam viel Spaß bei den Schwulenveranstaltungen am Strand von Tel Aviv auf und ich feierte einfach mit. Ich dachte, ich bin zwar nicht schwul, aber dafür ja auch kein Jude, irgendwie gleicht sich das aus. Nicht? Auch egal, wo gibt es mehr Jägermeister?!

Überhaupt ist Tel Aviv – also „Der Hügel des Frühlings“ – eine sehr junge Stadt. Nun scheint die Stadt, die erst 1909 gegründet wurde, auch hauptsächlich von jungen Menschen bevölkert zu sein. Man sieht viele von ihnen, die am Strand rumliegen, essen gehen, trinken und Spaß haben. Auch in der paradenfreien Zeit. Es war irgendwie kurios. Das ganz normale Leben, das es natürlich und selbstverständlich auch hier wie überall auf der Welt gibt oder geben sollte, ließ mich staunen, weil ich seit 40 Jahren anderes hörte, wenn es um Israel ging. Irgendwie war dies wie ein heilsamer Schock in erster Minute. Rückblickend bin ich auch froh, zuerst in Tel Aviv und nicht in Jerusalem – und besonders in Old Jerusalem – gewesen zu sein. Tel Aviv hat mich erst einmal nach 40 Jahren „Hören und Lernen“ auf das Normalmaß eines dann natürlich doch modernen Landes gebracht.

Aber ein hämmernder Gedanke ließ sich nicht sofort aus meinem überraschten Hirn verdammen:

Nun mal ganz langsam, Israel, so einfach kann ich nicht alles an Vorurteilen und Halbwissen über Bord werfen.

So kann das nicht bleiben! Wenn ich nun noch eine Schwulenparade über den Tempelberg ziehen sehen würde, oder ein kleines Techno-Happening vor der Klagemauer, wäre das zu viel für mich.

Doch zum Glück wurde meine Reise durch Israel ganz anders.

ESSEN IN ISRAEL

Welcher Region verdanken wir eigentlich die Redewendung „Alle Köstlichkeiten des Orients“? Isst man in Israel, könnte man durchaus auf dieses Land tippen, da man hier wirklich hervorragend essen kann. Schaut man aber auf die Geschichte des Landes, sieht es eigentlich ganz anders aus. Man sagt, dass es so etwas wie eine eigenständige und authentische Küche Israels gar nicht gibt. Dafür aber haben die Vorfahren, die aus über 80 Ländern nach Israel eingewandert sind, das Beste aus aller Welt mitgebracht.

So kann man in Israel wunderbar französisch oder jemenitisch, marokkanisch oder österreichisch, russisch oder polnisch, argentinisch oder ungarisch essen. Gern quasi orientalisch abgeschmeckt. Doch natürlich kann man sich besonders an Hummus und Kebab laben. Und die Falafel gilt manchen als der israelische „National-Snack“.

Wenn Sie ganz nah rangehen, können Sie das sogar im Buch riechen

So stellt sich Israel mehr als eine Wanderschaft durch die kulinarische Welt dar als ein Einheitsgericht, wie es viele Länder zum Beispiel in Mittelamerika sind.

Herauszuheben ist noch die gute Qualität der Weine.

Auch wenn „herauszuheben ist …“ klingt wie vom affektierten Chefkoch einer Frittenbude, der gerade ein „Kochbuch für Versicherungsmakler“ schreibt. Sorry. Was ich eigentlich sagen will: Die Küche Israels ist vielseitig und Sie sollten sich hier mal so richtig durch die Welt kosten.

Und vergessen Sie dabei nicht, auch koscheres Essen zu versuchen. Um mal etwas Basiswissen zu zitieren und so statt wie ein Frittenkoch wie ein Oberlehrer zu klingen. Folgende Aspekte sind für die koschere Küche grundlegend:

Die Unterscheidung von erlaubten und nicht erlaubten Tieren.

Das Verbot des Blutgenusses.

Die Aufteilung in „fleischige“, „milchige“ und „neutrale“ Lebensmittel.

Nun ja, letztlich werden Sie ganz normal essen gehen und dann feststellen, dass es einfach diverse Dinge nicht gibt. Koscher zu essen ist letztlich keine große Herausforderung. Wirklich koscher zu kochen in einer normalen Küche zuhause allerdings schon. Denn wussten Sie zum Beispiel, dass koschere Tiere nur jene sind, die zweigespaltene Hufen haben und Wiederkäuer sind? Dass es auch koscheren Wein gibt, obwohl das ein rein pflanzliches Produkt ist? Dass es auch koschere Gummibärchen gibt, die keine Gelatine aus Schweineprodukten enthalten? Und dass beim Zubereiten von koscherem Essen kein Hilfsmittel mit etwas in Kontakt treten darf – wie Pfannen oder Messer –, das auch für die Zubereitung von nicht koscherem Essen verwendet wurde?

Also wie Sie sehen, heißt der Tipp für das Essen in Israel: Probieren Sie so viel Sie können, aber lassen Sie den Versuch – wenn es nicht nötig ist – koscher zu kochen.

AHA-EFFEKTE

Wenn man ein paar Tage in Israel ist und vergessen hat, was man ständig in den Nachrichten über dieses Land hört, hat man alles richtig gemacht. Die vielleicht latent vorhandene Angst hat sich tiefer in den Körper zurückgezogen, die Nachrichtenbilder verschwinden aus dem Kopf. Auch sämtliches Schulwissen um Davidsterne, geschichtliche Unmenschlichkeiten und großes Leid wichen der sichtbaren Lebensfreude, dem guten Wetter und hoffentlich den netten Begegnungen unterwegs. Und dann passieren so kleine Dinge, die einen wieder kurz zusammenzucken lassen, die einen erinnern und nicht vergessen lassen, dass all die Nachrichtengeschichten nicht von der Jahrhundertwende stammen, sondern lebendiger Alltag sind. Es ergab sich, dass ich einmal ausgerechnet dann in Tel Aviv war, als eine Fußball-WM lief. Zunächst war ich schwer beeindruckt, dass man eine schöne Strandregion mit großen Leinwänden und Stuhlreihen für das gemeinsame Schauen des Fuß-ballspektakels vorbereitet hatte. Es lief ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft und ich freute mich auf das Spiel. Es waren mit mir viele Menschen zum Schauen gekommen. Darunter auch einige Deutsche, die in Israel leben und auch einige Reisende. Die Mannschaften liefen auf der Leinwand ein und stellten sich mit stolz geschwellter Brust auf. Die gegnerische Mannschaft wurde vorgestellt und geehrt, indem man ihre Nationalhymne spielte. Applaus auf der Leinwand, Vorfreude in den Stuhlreihen. Dann standen die Deutschen stramm!

Plötzlich eine kurze Verwunderung beim Weltenbummler. Denn als die deutsche Hymne im fernen Stadion lief, wurde im israelischen Fernsehen noch mal zu den Kommentatoren geschaltet, die ein paar – sicherlich unabdingbare – Fakten zum Spiel erwähnten. Die deutsche Nationalhymne am Strand von Tel Aviv über die Lautsprecher zu dröhnen, sollte dann wohl doch nicht sein. Ich verstand und lernte.

Ein anderes Mal hatte ich einen wundervollen Tag in Jerusalem. Nicht nur, dass ich gerade wunderbare Dinge gesehen hatte und tief versunkene Menschen religiöse Rituale feiern sah, ich hatte mich auch gerade mit zwei sehr charmanten jungen Frauen aus Haifa unterhalten, die es toll fanden, hier einen Deutschen zu treffen.

Da schlich sie an uns vorbei. Sehr hübsch, sehr jung, mit Badeschlappen. Und eine Kalaschnikow geschultert, die mit dem Lauf um ihre Beine baumelte, als wäre es ihre neue Lieblingshandtasche. Ich weiß gar nicht, was mich mehr weckte, die Tatsache, dass diese offensichtliche Soldatin hier so schwer bewaffnet Wache schieben musste, oder die Selbstverständlichkeit, mit der sie diese Waffe trug.

Israel ist einfach anders.

DAS TOR IN EINE ANDERE WELT

In meinem Fall hieß das Tor in eine andere Welt „Damaskus-Tor“ und es führte mich nach Old Jerusalem.

Mein Hotel lag in Old Jerusalem und wenn ich richtig nachgesehen habe, gibt es überhaupt nur fünf Hotels in Old Jerusalem. Und sie scheinen alle ehrwürdig und alt zu sein. Ehrlich, Old Jerusalem ist vor allem eins: „old“! Dass ich nun in eine andere, alte Welt eintauchen würde, erkannte ich schon auf dem Weg dahin, bei der Suche nach einem Taxifahrer. Denn als klar wurde, wohin ich musste, wollte mein Taxifahrer schon mal nicht hinfahren. Er sagte, weil es zu kompliziert sei und weil man in die Stadt sowieso nicht reinfahren dürfe. So ging mir das noch zwei Mal und ich fragte mich schon, welch ach so komplizierte Verkehrsregeln sie da nur haben könnten. Mein nächster Taxifahrer meinte aber, dass meine gescheiterten Taxiversuche sicher Juden gewesen seien und sie deswegen nicht in das muslimische Gebiet fahren wollten. Das ging ja gut los!

In jedem Fall stimmte es, dass man nicht mit dem Auto nach Old Jerusalem reinfahren konnte und so hatte ich das Vergnügen, meinen prallen Reisekoffer eine Viertelstunde vom Damaskus-Tor aus durch die engen Gassen von Old Jerusalem zu schieben. Hier also Reisetipp Nummer 1 für Jerusalem: Haben Sie einen Rollkoffer!

Doch was man alleine schon bei der Rollkofferarie über Holperpflaster sieht, ist beeindruckend. Die Händler mit ihren bunten und überfüllten Ständen überall, die duftenden Gassen, die unterschiedlichsten Menschen vieler Religionen – außer halt jüdischen Taxifahrern – wunderbar. Aufregend!

Die Altstadt ist in je ein jüdisches, christliches, muslimisches und armenisches Viertel gegliedert und von einer Mauer umgeben. Und das alles Verbindende scheint der Geruch von 1000 Gewürzen zu sein, der aus den Marktständen strömt und sehr passend die duftende Ergänzung des so bunten und ungewohnten Treibens ist.

Man sieht auf den ersten Blick, welche Geschichte diese Stadt hat. Man kann hier Geschichte atmen und schmecken bei jedem Schritt. Und habe ich zugegebenermaßen in manchen Orten dieser Welt Schwierigkeiten, für meine Bücher ausreichend Sehenswürdigkeiten zu empfehlen, so kann man in Jerusalem eigentlich fast nur „ganz Old Jerusalem“ als Einheit vorstellen. Um die ganze Bedeutung der Stadt für die Religionen und die volle Bedeutung der Stadt in der Geschichte der Menschheit zu verstehen, müsste man wohl für eine Weile hierherziehen.

Die Stadt wurde 1800 vor Christus das erste Mal schriftlich erwähnt, und von König David über Herodes den Großen, Kaiserin Helena, Karl dem Großen, Sultan Selim I., David Ben Gurion bis Schimon Perres haben unzählig viele Menschen und historische Figuren hier ihre Spuren hinterlassen. Wie auch ein gewisser Jesus Christus. Man weiß nicht, wo man hier mit Staunen anfangen soll und wird ganz sicher kaum ein Ende finden können. Jerusalem, und da eben besonders Old Jerusalem, ist tief beeindruckend und man atmet aus allen Steinen Geschichte.

Und dann stehst du plötzlich im süßesten Hotel der Welt. Und wenn das nicht, dann im süßesten in der Gegend – da gibt es nur fünf. Mein Hotel war das „Hotel Hashimi“. Und nur mal zur Einordnung, an welchem historischen Ort man sich nun befindet: Das Hotel wirbt damit „Das neueste Hotel von Old City“ zu sein. Baujahr 1740. Gerechnet nach dem wohl berühmtesten Gast der Stadt.

SIGHTSEEING OLD JERUSALEM

Wenn man durch Old Jerusalem läuft, um sich „ein wenig“ umzuschauen, merkt man recht schnell, dass dies ein quasi unmögliches Unterfangen ist. Ich habe in vielen Städten dieser Erde meine Erkundungstouren unternommen und in vielen Städten weiß man schon am Nachmittag nicht mehr, was man sich anschauen soll. In Jerusalem, und da eben besonders im alten Teil, ist das gänzlich anders. Mein Hotel lag wahrlich in der Mitte von der Mitte der Mitte. – Für alle, die das noch nicht verstanden haben. Das heißt: Zentral! So habe ich mich aufgemacht, um Old Jerusalem zu Fuß – wie sonst, in der autobefreiten Stadt? – zu erkunden.

Na, das sind doch mal historische Sehenswürdigkeiten!

Zwei Tage bin ich fast nicht zum Stehen gekommen. Es ist einfach zu viel, was man hier sehen kann und sehen muss.

Mal ein Vergleich. Als ich Bahrain – nur drei Länder weiter – besuchte, hat man sich alle Mühe gegeben, mir die Sehenswürdigkeiten dieses Landes zu zeigen. Aber als zwei der „Höhepunkte“ ein Baum in der Wüste und eine kleine Ölpumpe irgendwo waren, die mir groß als „Tree of Life“ und „Erste Ölpumpe des Landes und somit Start des Wohlstandes“ präsentiert wurden, saß ich fast schon wieder im Flieger.

Und nun Jerusalem. Auch hier ein Beispiel. Ich bin kein Christ, doch wenn man plötzlich vor einer Tür steht, an der ein Schild mit der Aufschrift „Raum des letzten Abendmahls“ prangt, nimmt man das schon ganzkörperlich zur Kenntnis. Da durchfluten einen Eindrücke, Gefühle, geschichtliche Erinnerungen, Bilder von Leonardo da Vinci, Geschichtsstunden und überraschenderweise für mich als Atheist sogar Bibelstellen, dass man gar nicht weiß, ob man wach ist oder träumt oder in der Geschichte plötzlich den Rückwärtsgang eingelegt hat. Ich habe über viele Sehenswürdigkeiten in der Welt gestaunt, Jerusalem habe ich gefühlt. Tatsächlich, Jerusalem war für mich sowohl eine emotionale wie geistige als auch körperliche Erfahrung.

Dann läuft man irgendwann weiter und steht vor einer anderen Tür. Und man sieht ein Schild daran. Und man traut sich ja kaum noch hinzuschauen. Dann tut man es, und erkennt was? Dass man unvermittelt vor dem Raum steht, in dem die Jungfrau Maria geboren worden sein soll.

Ich kann mir kaum vorstellen, was das für einen gläubigen Christen bedeuten muss. Aber auch wenn man eben nicht diesem Glauben zugehörig ist, man staunt, man ist beeindruckt und man erliegt – wenn man sich darauf einlässt – auch dieser historischen Aura.

Also weiter! Und was ist das dort wieder? Ahhh, das Grab von König David. Na klar. Und hier ist Jesus gewesen? Da hat er geweint, dort das Kreuz getragen. Schlicht beeindruckend. Reisen Sie nach Jerusalem und Sie werden die Möglichkeit haben, ebenso ergriffen zu sein, wie ich es war. Ich bin nicht dazu angetreten, Ihnen Sehenswürdigkeiten rauszusuchen. Alle Sehenswürdigkeiten der Welt wurden schon tausende Male beschrieben. Manche in dieser Stadt sogar in einem Buch – ich weiß nicht, ob Sie von dem je gehört haben – „Bibel“ genannt. Wozu ich aber angetreten bin, ist für Sie schon mal vorzureisen, um Ihnen kleine Appetithäppchen zu reichen. Und um Ihnen zu sagen, wie sich ein Ort für mich angefühlt hat. Jerusalem: Ergreifend!

WO IST SIE NUR, DIE MAUER?

Selbstverständlich wollte ich auch die Klagemauer in Jerusalem sehen. Ich gebe zu, ich stelle mich immer ein bisschen verklemmt an, wenn es darum geht, Orte zu besichtigen, die anderen Menschen so wichtig sind und die sie auch wirklich nutzen. Es beschert mir immer ein bisschen ein flaues Gefühl, ich könnte jetzt in einem Tempel, einer Moschee, einem Schrein oder in einer Kirche etwas stören, weil das Gotteshaus oder das gerade ausgeführte Ritual schlicht nicht für mich gedacht ist.

Doch ich versuche natürlich auch, all das zu sehen, was anderen Menschen so wichtig ist und sie dadurch vielleicht ein bisschen besser zu verstehen. Ich passe mich also den Regeln an und verschwinde – sehr zu meinem eigenen Erstaunen – in einer Art Besuchermasse und löse mich praktisch auf, nur um niemanden beim Ausüben seiner Religion zu stören. Welcher auch immer.

Nun war ich als Nichtchrist in Jerusalem und wollte also auch die Klagemauer sehen, einen der wichtigsten Orte des Judentums. Denn kein Christ zu sein schließt nicht aus, auch nicht jüdisch zu sein.

Ein Problem hatte ich dabei in meinem Touristenwahn völlig übersehen. Die Arroganz des Reisenden hatte mich mal wieder eingeholt. Denn um die Klagemauer zu finden, muss man erst einmal wissen, wie die Klagemauer heißt.

In Hebräisch wusste ich das freilich nicht, doch es war auch alles in Englisch ausgeschildert. Schließlich stand am Grab von David auch „King David‘s Tomb“. Doch wie konnte die Klagemauer auf Englisch heißen? „Wailing Wall“?? „The Wall of Wailing“?? Eher nicht. Wie gesagt, ich war an diesem Tag ein bisschen dämlich unterwegs und ein Blick in einen Reiseführer meiner Wahl hätte mich vor einer kleinen Blamage bewahrt. Aber eben mit der Arroganz im Gepäck, weltweit meine Ziele gefunden zu haben, versuchte ich mich auf Englisch durchzufragen, ohne das richtige Wort dafür zu kennen. Doch wie beschreibt man einen solchen Ort? Als den Ort, an dem …? Nee!

Oder der Ort, nahe bei …? Nee, auch nicht. Es war ein kleines Desaster und ich habe mich ein bisschen für mich selbst geschämt.

An dieser Stelle mal ganz kurz ein Reisetipp der völlig anderen und zugegeben leicht verqueren Art. Immer wenn ich mich auf Reisen in einem fremden Land in Englisch ein bisschen dämlich verhalte, sage ich danach, ich bin Ami oder im Zweifel Franzose. Nur um Schaden von der Heimat abzuwenden.

Nun gut, irgendwann war jemand clever genug, aus meinem dümmlichen Gestammel herauszuhören, wohin ich wollen könnte und klärte mich auf. Das, was wir nur als Klagemauer kennen, heißt schlicht „The West Wall“ oder auf Deutsch „Die westliche Mauer“. Und zwar ist es die westliche Mauer des zweiten Jerusalemer Tempels. Mein Unwissen war mir sofort so peinlich – Weltenbummler, von wegen! – dass ich mich erst einmal hinsetzte und mir eine Nachhilfestunde via Google gab. „Den ersten Tempel hat schon Nebukadnezar II. zwischen 597 und 587 vor Christus zerstört. Der zweite Tempel wurde unter Herodes II. gebaut und dann durch die Römer 70 nach Christus zerstört.“ Ja, hier muss man in anderen geschichtlichen Dimensionen denken. Und hier eben finden wir die Klagemauer. Okay, dann los!