Frag den Weltenbummler! Südkorea, Peking und Shanghai, Hongkong und Macau, Taiwan - Carsten Weidling - E-Book

Frag den Weltenbummler! Südkorea, Peking und Shanghai, Hongkong und Macau, Taiwan E-Book

Carsten Weidling

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Beschreibung

Das Motto war: „Bevor China ganz zu uns kommt, fliege ich mal besser hin!“ Doch ist China China? Chinesisches Neujahr mit einer chinesischen Familie zu feiern, war schon mal sehr chinesisch. Dabei vom „Platz des himmlischen Friedens“ vertrieben zu werden, irgendwie auch. Irre, dass man in Hongkong zwar winzige Hotelzimmer bekommt, aber die Drachen riesige Löcher in Hochhäusern. Irre traumhaft die Nächte am Bund von Shanghai und irre wild die Casinonächte in Macau. Völlig irre, mit welcher Inbrunst man ihm in Peking Taiwan als Teil Chinas erklärte und wie man in Taipeh auf diesen Gedanken reagierte. Da fühlt sich die Reise nach Südkorea, dem modernen Vorbild für ganz Asien, gleich so viel entspannter an. Zwischen wunderbarem Essen, Kultur, Farbenwahn, tollen Menschen und schöner Natur. Zumindest bis ihn ein Besuch der Demilitarisierten Zone weit zurück in seine Vergangenheit an eine andere gruselige Grenze führte. Irre halt!

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1. Auflage

© 2024 mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)

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Gesamtherstellung: Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)

ISBN 978-3-96311-803-6 (ebook)

Printed in the EU

INHALT

Der Appetithäppchentyp

Kein Khaki sein!

Sie reisen nach Südkorea? Glückwunsch, gute Entscheidung!

Mein Koffer

Was willst du, Seoul?

Sag mal, dein Bart …?

Sehenswürdigkeiten und Sauerstoffflaschen

Zwei Begegnungen

Was knallt denn da?

Wie kommen Koreaner ins Casino?

Meine Koreandertaler

Ich hol ihn nicht raus!

Na, wo ist sie denn?

Hauptsache hell und bunt

Mauern überall

Öffentliche Kunst

Südkorea in drei Mini-Anektoden

Mini-Anekdote 1: Das Vogelcafé

Mini-Anekdote 2: Koreanischer Hardrock

Mini-Anekdote 3: Warum nur immer Cartoons?

Vorbild Südkorea

Busan & Co.

Schreiben nach Zahlen

Ich mach mit!

Endlich mal wieder ein Knöpfchenklo

Basteln auf dem Flughafen

Koreanisches PS

Weltenbummlersterne • Klos & Co.

Sie reisen nach Peking und Shanghai? Glückwunsch, gute Entscheidung!

Kleines, chinesisches Vorspiel

Ich packe meinen Koffer

Gleich mal ein Neujahrsfest

Das sind echt viele

Die größte Treppe der Welt

Nur hier gibt’s Ente!

Prostitution müssen sie noch lernen

Taxifahrer – mal wieder!

Hier kommt die Kunst her

Der Cartoon-Polizist

Die Straße mit dem Panzer

Schall und Rauch

Zufällige Teezeremonie

Moderne trifft Historie

Clubbing in Peking

Mein Smog-Tipp

Peking in drei Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Skorpione am Spieß

Mini-Anekdote 2: Der ertappte Jungfotograf

Mini-Anekdote 3: Es darf ruhig mal ein Pokal mehr sein

Shanghai – der Bund und Lin

Chinesische Medizin

Häuserkraxeln in Shanghai

Heimliche Weltmeister

Was könnte das richtige Souvenir sein?

Chinesische Sprichwörter

Das glaubt mir kein Mensch

Weltenbummlersterne • Geld & Co.

Sie reisen nach Hongkong und Macau? Glückwunsch, gute Entscheidung!

Wem gehört das eigentlich?

Wer es eng ma …

Freunde, horizontal, nicht vertikal!

Von Fischen und Vögeln

Was für ein Untermieter

Nehmen Sie die Rolltreppe!

Hongkong in drei Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Es lebe das Zarte!

Mini-Anekdote 2: Richtig pinkeln

Mini-Anekdote 3: Jetzt mal ganz ruhig

Was ist denn das?

Mehr Land!

Suchbild

Eine Skyline!

Eine Fähre – zwei Welten

Blöd gewonnen

Das neue Vegas

Alles nur Fassade?

Talente und Hobbys

Reinstolpern geht vor Suchen!

Wie sehr ist Hongkong Asien?

Sprichwortwette

Weltenbummlersterne • Wichtig & Co

Sie reisen nach Taiwan? Glückwunsch, gute Entscheidung!

China?

Nach oben!

Gucken gehen

Mjam

Kunst und Magengrummeln

Warmes Wasser geht immer

Ist da noch mehr?

Was Taipeh nicht ist

Die alles erklärende Frau

PS: Was ist eigentlich mit Tibet?

Und nun vergessen Sie alles wieder …

Weniger sorgen, mehr reisen! – Mein ewiger Appell

Weltenbummlersterne • Weltwertung

Und ganz zum Schluss: Meine ganz persönliche Weltwertung

Reisen und gutes Tun

CARSTEN, DER APPETITHÄPPCHENTYP

Hallo, wenn Sie mögen, bin ich Ihre Reisevorhut. Ihr Ein-Mann-Spähtrupp.

Ich bin seit vielen Jahren unterwegs, weil ich ganz entspannt lächelnd unseren wundervoll bunten Planeten kennenlernen und ein bisschen an der Weltoberfläche kratzen will. Mehr nicht! Ganz ehrlich, ich habe noch nie ein Land verlassen und gesagt: „Jetzt kenne ich das Land, nun weiß ich Bescheid und kann andere aufklären.“ Wer Ihnen so etwas verspricht, träumt. Ich versuche nicht, Ihr Reiseführer zu sein, sondern eher der, der Sie mit einem neuen Land verkuppelt. „Hey Land, neue Reisende. Hey Reisende, ein neues Land. Umarmt euch, lernt euch kennen!“ Ja, alles was ich Ihnen nach gut 12 Jahren Reisen in aktuell fast 120 Ländern und nach meinen Leben in einigen davon bieten kann, ist meine humorvolle, gelassene und überaus glückliche Sicht auf die von mir bereisten Länder. Sehr nah, sehr persönlich, sehr ehrlich. Ich bin Ihr Appetithäppchentyp, der Ihnen Lust auf den eigenen Reisehauptgang machen möchte, Sie für neue Reisen ohne unangemessene Sorgen motivieren will. Und kann.

Was man als konsequenter Weltenbummler halt so für Tattoos hat

Es ist paradox. Die Deutschen, Schweizer und Österreicher reisen extrem viel, und haben dennoch ständig wachsende Reisesorgen und Reisezweifel. Schon lange vor Corona und jetzt noch mehr. Mir ist auf der ganzen Welt nicht das kleinste Unheil geschehen. Selbst in Gegenden nicht, die Sie wahrscheinlich eher aus den Nachrichten als aus Reisekatalogen kennen. Und ich werde Ihnen sagen, wieso. In hunderten kleinen, wahren Geschichten meiner Buchreihe. Also Lust machen und Sorgen nehmen aus erster Weltenbummlerhand! Sich nicht zu wichtig und ernst zu nehmen, offen zu bleiben, ist der Schlüssel.

Reisen heißt eben nicht Sorgen, Sehenswürdigkeiten und Reiserücktrittsversicherungen. Reisen bedeutet hinzuschauen, hinzufassen, hinzuriechen, hinzuschmecken und das Neue und Spannende einzuatmen. Zu entdecken, wie wundervoll diese Länder und ihre Menschen sind. Und wie nah. Der Reiz des neuen Landes ist diese Mischung aus atemberaubend Schönem, kurios Fremdem, spannendem Erleben und kopfschüttelndem Gelächter, das Sie überall auf dieser so verrückten und großartigen Welt ernten können, wenn Sie nur Herz, Augen und Geist offenhalten. Und mit den Menschen sprechen.

Carsten Weidling on tour

Wir sollten nicht daran zweifeln, dass andere Länder und deren Menschen gastfreundlich, offen und herzlich sind. Angst blockiert das Hirn. Humorlosigkeit lähmt uns. Reisen, selbst sehen, selbst hören, selbst erleben, öffnet uns. Klug, informiert und vor allem mit Humor und Gelassenheit.

Also:

„Weniger sorgen, mehr reisen!“

Ich bin für Sie schon mal vorgereist.

KEIN KHAKI SEIN!

Bevor Sie ins Flugzeug steigen und alles falsch machen, was deutsche Touristen falsch machen können, nehmen Sie bitte Ihre albernen Khaki-Cargo-Shorts wieder aus dem Koffer! Sie wollen doch keiner von „denen“ sein! Ich nenne diese Leute „Khakis“. Khakis sind das, was bei Harry Potter die Muggel sind. Leute, die in unserem Fall die Magie des Reisens nicht kennen oder nicht verstehen. Diese Khakis tragen nicht nur gern Khaki-Cargo-Hosen, sondern gar passende Hüte und sogar Hemden und Blusen, die so viele Taschen haben, dass sie ihr eigenes Handgepäck sind. „Reise-Muggel“ sind weder Abenteurer noch Entdecker, auch wenn sie sich anziehen, als würden sie als Erstexpedition durch den Dschungel robben, um vermeintlichen Waldbewohnern das Recht auf Brückentage näher bringen zu wollen. Khakis haben die ganze Reise über Sorgen. Vor fremden Klos, unbekanntem Essen, jeder noch so absurden Gefahr eines anderen Landes und jeder möglichen Art von Betrug. Denen rufe ich tröstend zu: „Die Welt ist nicht böse!“

Doch die Khakis sind überall. Khakis haben Seifen und Kulis im Handgepäck, nur weil ihnen irgendwer erzählt hat, dass man sich gerade in abgelegenen Gebieten über kleine Gastgeschenke freut. Die geschlechtliche Differenzierung unter den Khakis ist schleichend. Doch besonders Khaki-Männchen denken, sie werden auf Reisen zu Alexander von Humboldt, Livingstone oder Columbus, obwohl sie daheim um Hilfe rufen, um eine Spinne in der Wanne tot zu duschen. Die Frauen der Art Khaki glauben, in ihnen steckt ein Hippiemädchen, aber ihre bleichen Füße sagen, dass sie ihr Leben doch nur dröge unter Neonröhren und nicht hüftschwingend am Strand verbringen.

Khakis halten fremde Länder für „Urlaubsländer“ und latschen selbst durch Millionenmetropolen mit Klamotten, als wäre alles in ihrem Urlaub automatisch Strandgebiet. Bewaffnet mit Multifunktionsrucksäcken, als würde die Wasserversorgung außerhalb des eigenen Heimatorts nie sicher sein. Khakis lassen am Flughafen ihre ranzigen Koffer in Schutzfolie einpacken, nur um sie dann am Kofferband noch schwerer von den anderen unterscheiden zu können. Khakis rechnen jede Restaurantquittung nach. Khakis wissen nichts über das Reiseland, aber alles über Reiserücktrittsversicherungen. Khakis fotografieren als Erstes bestehende Schäden im Hotelzimmer, um „sicherzugehen“. Khakis glauben, alle Fremden wollen sie nur betrügen und seien „nur hinter unserem Geld her“. Khakis halten alles außerhalb ihres Ortes für Wildnis und würden gern das Brotmesser als Notmachete mit ins Handgepäck nehmen. Kurz, Khakis haben von nichts eine Ahnung, wollen aber die Welt missionieren. Ach, und Khakis: Marco Polo hatte auch keine hellblaue Nackenrolle dabei. Also bitte!

Alle, die jetzt das Buch noch nicht mit den Worten „Was glaubt der Vogel denn, wer er ist?“ weggelegt haben, sind herzlich willkommen, mit mir oder mir nach zu reisen. SIE SIND QUALIFIZIERT! Glückwunsch! Denn Sie wissen bereits, Reisen ist besser als auf Ihrem Balkon wegzudämmern und sich einzureden, dass das ja auch ganz interessant sei. – Ist es nämlich nicht! Selbst wenn er dieses Jahr so rebellisch blau statt wie sonst gelb bepflanzt sein mag. Ja, Sie wissen, dass wir alle über die Jahre zu empfänglich für Ängste und Sorgen geworden sind. Besonders dem Fremden, Ungewohnten gegenüber. Sie sorgen sich schlicht etwas weniger und wissen auch, dass fehlende Sprachkenntnisse nur selten Reisezweifel wert sind. Auch ich spreche die allerallerwenigsten Sprachen der Welt und komme durch. Ja, ich habe sogar erkannt, oft steigt die Lebensqualität, wenn man die Sprache um sich herum nicht versteht. Denken Sie mal im nächsten deutschen Bus darüber nach. Alles Unverständliche auf Reisen kann auch exotische Urlaubsuntermalung sein. Der gesprochene Soundtrack zur Tour. Der Erholungsfaktor der Unverständlichkeit. Das ist der Punkt: Khakis haben Angst, wir Reisenden genießen den Unterschied.

Wissen Sie, was noch hinzukommt? Man liebt uns Deutsche in der Welt. Für all die Klischees. Pünktlichkeit, Qualität, Zuverlässigkeit, Spießigkeit, manchmal für unsere Blässe, immer für unseren Fußball, unser Bier und unsere Autos. Aber nicht für unseren Geiz, Khaki-Cargo-Shorts und den ewigen Missionarsmodus.

In diesem Zusammenhang: Hallo Reisende aus Österreich und der Schweiz! Sie dürfen sich dem gern anschließen, denn in der Welt werden Sie ohnehin als „eine Art Deutsche“ wahrgenommen, sorry. Und mal ehrlich, ist es nicht viel leichter, immer zu nicken, wenn man Sie im Ausland für einen Deutschen hält, als ständig zu erklären, dass Austria nicht Australien ist, und Switzerland nicht Schweden oder Swasiland?

Wem in meinen Büchern Beschreibungen von „unverzichtbaren Sehenswürdigkeiten“ und „total geheimen Geheimtipps“ fehlen, sollte sich von einem cleveren Freund oder einer schlauen Freundin in die Kunst des Googelns einweihen lassen. Denn alle Sehenswürdigkeiten wurden schon beschrieben und echte „Geheimtipps“ kennt naturgemäß ja eh keiner. Es sind die kleinen Geschichten, die einem ein ganzes Land erklären. Waren Sie schon immer! Dazu gibt es dann noch meine Sterne, die Ihnen zeigen, was Ihr persönlicher Weltenbummler unter anderem über Toleranz, Preise, Sicherheit und Klos in allen Ländern denkt. Stand heute habe ich in 12 Jahren 114 Länder nahezu ohne Probleme bereist, weil ich meine eigenen „5 Weltreiseregeln“, immer befolgt habe:

1. Habe Respekt und keine Angst!

2. Sprich mit den Menschen!

3. Entdecke für dich Neues, doch tue nichts Dummes!

4. In Kunstmuseen, Kneipen, privaten Küchen, Rotlichtvierteln und Casinos lernt man am meisten über das Selbstverständnis eines Landes. Also geh da hin, aber nur, wenn du damit nicht gegen Regel 3 verstößt.

5. Belehre niemanden, höre zu, lerne und staune!

Plus Bonusregel: Habe Spaß, genieße das Fremde und lache viel, besonders zusammen mit den Einheimischen. Denn keine Sehenswürdigkeit auf all meinen Reisen war wunderbarer als das gemeinsame Lachen überall auf dieser Welt.

IN JEDEM LAND!

SIE REISEN NACH SÜDKOREA?

GLÜCKWUNSCH, GUTE ENTSCHEIDUNG!

MEIN KOFFER

Südkorea hatte in meinem ewig andauernden Weltcasting um die besten Reiseländer einen schlechten Start erwischt. Sicherlich keinen so schlechten Start wie ihn vermutlich Afghanistan, Tschad oder der Nachbar Nordkorea haben würden – falls ich da endlich auch mal hinreisen könnte –, doch es lief bei meiner allerersten Ankunft im so hoffnungsvoll erwarteten Südkorea nicht eben günstig. Schuld war die Lufthansa. Nun gut, nicht unbedingt ein koreanisches Unternehmen. Also noch nicht, wer weiß das schon bei einem so aufstrebenden Land. Ich war mit einem sogenannten „Round the World“-Ticket in der Hauptstadt Seoul angekommen und hatte bis zu jenem Zeitpunkt ausschließlich wunderbare Erfahrungen damit gemacht. Nach Seoul war ich aber schon mit einem dezent schlechten Gewissen geflogen. Wenn man sich ein „Round the World“-Ticket und/oder ein Asienrundflugticket kauft, spart man zwar Geld, ist aber auf die Launen der Fluggesellschaften angewiesen. So buchten sie mich in diesem Fall von Tokio nach Seoul über Peking. Mit oder ohne Blick auf den Atlas – je nach ihrer Geografiezensur in der Schule – ergibt das in keinerlei Hinsicht Sinn. Zudem stempelte mich dieser absurde Rundflug zum Umweltsünder und zerstörte meine Ökobilanz so sehr, dass ich nun Strecken bis zu 5.000 Kilometer mit dem Fahrrad bewältigen müsste, um das jemals wieder auszugleichen. Damit der Unsinn auch ja ausgereizt wird, beschloss die Vorsehung oder ein dümmlicher Kofferträger, meinen Koffer in Peking erst einmal verschwinden zu lassen. Es kann aber auch sein, dass mein Koffer schlicht ein stärker ausgeprägtes Umweltbewusstsein hat als die mich um die Welt buchenden Airlines und er somit schlicht „NEIN“ vor sich hin kofferte und stehen blieb.

Man konnte mich kaum erwarten

So wurde ich in Seoul von einer sehr netten Koreanerin mit meinem Namen auf Pappe begrüßt. Ich fühlte mich sofort geehrt und wollte – da noch ahnungslos – staunen, dass mich Südkorea noch besser begrüßte als Japan. Allerdings war besagte koreanische Bodenangestellte nur dazu aufgestellt worden, um mir eben zu sagen, dass mein Koffer in Peking sei. In Nordkorea hätte ich das ja noch als eine Art Spende angesehen, hier entbehrte es aber jeglichem Sinn. Es sei denn, wie gesagt, meinem ökologisch überraschend klar denkenden Koffer war aufgefallen, dass wir beide einen Umweg von 8,5 Stunden zu nehmen hatten, und stieg in Peking mit einem trotzigen „Pfff!“ aus dem Rennen aus.

Es half alles nichts und außer wilden Vermutungen blieb mir nichts anzustellen. Man versicherte mir mehrfach, eindringlich und mit asiatisch-schuldiger Miene, dass mein Koffer spätestens am nächsten Tag da sein würde. Nun gut, auch in Hotels gibt es Zahnbürsten und was brauchte ich an diesem Abend schon noch?

Zum Trost oder als Zeichen, dass es auch Gutes an Südkorea gibt und ich das Kofferdilemma nicht als schlechtes Zeichen für ein spannendes Land nehmen sollte, drückte mir der weibliche, koreanische Hiob vom Bodenpersonal eine Broschüre zu Südkorea in die Hand, die vielleicht nicht Unterhosen und Rasierapparat ersetzen konnte, doch aber meine ebenfalls verschollene Abendlektüre. Ich lächelte, dankte und am Abend las ich.

Und das zu Lesende sah auch alles sehr erfreulich aus. Deutsche, Österreicher und Schweizer benötigen – zumindest in coronafreien Zeiten – für bis zu drei Monate Aufenthalt kein Visum, es sind keine gesundheitlichen Vorsorgen nötig, der südkoreanische Won ist eine stabile Währung und man mag uns im Land. Es leben fast 52 Millionen Menschen in Südkorea, etwa 70 Prozent der Fläche ist gebirgig, es gibt keine größeren natürlichen Seen im Land, dafür aber Wasser rundherum. Denn Süd-Korea grenzt an drei Seiten ans Meer: Im Osten ans „Japanische Meer“ – das man in Südkorea lieber das „Ostmeer“ nennt, weil man sich mit den Japanern doch immer mal ein bisschen um Name und Begriffe streiten muss –, im Süden an die „Korea-Straße“ – gegen deren Namen offensichtlich niemand was hat –, und im Westen an das „Gelbe Meer“ – was zwar bezüglich einer regionalen Zuordnung kein schwieriger Name ist, aber bei dem sicher auch demnächst ein paar politisch Überkorrekte kommen und ihn für einen diffamierenden Namen halten.

Südkorea liegt in einer gemäßigten Klimazone, was dank Minusgraden im Winter eine Durchschnittstemperatur übers Jahr von circa 11,5 Grad ausmacht. Es gibt hier deutlich weniger Naturkatastrophen und vor allem Erdbeben als in Japan und ich bin sicher, das reiben die Koreaner und Koreanerinnen den Menschen in Japan auch gern, wenn auch leise, unter die Nase.

Es gibt viele Religionen in Südkorea und sogar etwas mehr Christen als Buddhisten. Die heutige Flagge des Landes gibt es seit 1950 und sie zeigt die koreanische Version von „Yin und Yang“ und wird von den vier Zeichen für Himmel, Wasser, Erde und Feuer umgeben. Also ich fand es wirklich nett, dass man mich gleich zu Beginn so ein bisschen auf dieses spannende Land mit seiner bewegten Geschichte zum Beispiel zu Japan und natürlich zu Nord-Korea eingestimmt hat. Der Kofferbote weckte mich am nächsten Morgen. Ich glaube, meinen Koffer vor Wiedersehensfreude lächeln gesehen zu haben. Frisch motiviert durch die Familienzusammenführung mit Bruder Samsonite freute ich mich nun auf Südkorea, mit und ohne Bindestrich zwischen Süd und Korea.

Jaja, ich sehe Sie verwundert oder herablassend über meine innige Beziehung zu meinem Koffer lächeln. Aber dieser Koffer war neben einer Jacke und meinem Kuschelkissen – ich kann Sie schon wieder grinsen sehen! – das Einzige, was so ein bisschen Zuhause auf Weltreise war. Für immerhin viele Jahre. Da will man ihn doch nicht an die Chinesen verlieren.

WAS WILLST DU, SEOUL?

Mein erster und schneller Spaziergang durch Seoul stellte mich sogleich vor ein Problem. Ich verstehe diese Stadt nicht. Sie will irgendwie etwas anderes sein, als sie ist, oder auch gar nichts. Manche Städte wie Johannesburg sagen dir: „Hau ab!“, manche Städte wie Buenos Aires, San Francisco oder St. Petersburg umarmen dich. Manche sind Großstädte und manche kleine und charmante Städtchen. Manche Städte sind im Aufbruch wie Saigon, Panama City, Rangun oder Havanna. Und manche Städte scheinen dem Verfall preisgegeben, wie einige in den USA, Afrika und irgendwie auch wieder Havanna. In manchen Städten sind die Menschen nur noch „busy“ und in anderen Städten leben sie in den Tag hinein. Hier in Seoul stimmt das alles nicht. Es schien mir auf den ersten Blick eine Stadt der Mittelmäßigkeit. Mein schnelles Zwischenresümee, „Seoul, warum?“, drängte sich auf.

Da steht er und hämmert

Seoul wirkt mehr wie eine bodenständige und ein bisschen vergessene Stadt. Vielleicht nicht zu Unrecht. Vielleicht aber doch. Selbstverständlich ließ ich nicht locker und eilte, Seoul zu entdecken. Und zwar in der Reihenfolge von den Königen und Kaisern bis zum Fußvolk. So viel Respekt muss schon sein. So standen als Erstes die Paläste auf der Besichtigungsliste. Man muss doch wissen, wie ein Land mit sich, seiner Geschichte und seinem Selbstverständnis umgeht. Will man das über Südkorea wissen, heißt es eben, sich in Palästen zu tummeln.

In Seoul gibt es von den ursprünglich sechs Palästen der Joseon-Dynastie noch fünf. Allesamt sehenswert. Ich entschied mich vorerst für den „Gyeongbokgung“. Was so viel bedeutet, wie „Palast der strahlenden Glückseligkeit“. Nicht dass die anderen Paläste mit Namen wie „Palast der glänzenden Tugend“ und „Palast der ungestörten Harmonie“ weniger einladend wären, aber mir war – mal wieder – mehr nach Glückseligkeit als nach Tugend und Harmonie.

Hier hat man natürlich sofort ein ganz anderes Gefühl. Die Geschichte wird nach wie vor wahrgenommen und auch hochgehalten. Das alles wirkt nicht besonders aufgesetzt und macht auch den Eindruck, als wäre das moderne Südkorea wirklich daraus erwachsen. Aber auch hier scheint das wieder nur die halbe Wahrheit zu sein. Südkoreaner scheren sich wohl im Alltagsleben recht wenig um ihre kulturellen Ursprünge und sind bemüht, Karriere zu machen. Oh Mann, ich wurde einfach nicht schlau aus dieser Stadt.

Wenn man zum Beispiel in Thailand, Kambodscha und anderen Ländern Südostasiens die berührbare Geschichte sieht, die so vielfältig zum Beispiel als Gebäude, als Kleidung, ja auch als in die Neuzeit übernommenes Leben präsent ist, so erkennt man, dass sie von den Menschen geliebt wird. Hier hatte ich den Eindruck, dass man zwar angemessen stolz auf die eigene Geschichte ist, aber sie eben als gegeben hinnimmt und weitergeht. Man will lieber modern sein und der Welt zeigen, dass es einen zwischen Japan und China auch noch gibt, ist aber wiederum viel ruhiger und ein bisschen farbloser als diese beiden großen Stiefgeschwister.

Doch diese zunächst ernüchternde Erkenntnis hatte dann auch gleich die für mich richtige Erklärung und somit meinen persönlichen Fahrplan für diese Stadt und dieses Land in sich. Denn wenn die Südkoreaner und da besonders die Seouler schon eine – zumindest für mich – differenzierte Beziehung zur Geschichte und einen solchen Drang nach vorne hatten, so wollte ich dies auch als richtungsweisend hinnehmen. Ich nenne das, besonders auf Reisen, „Erwartungshaltungsmanagement“. Ab diesem Zeitpunkt war ich also nicht mehr auf der Suche nach der Geschichte im Land. Ich war auch nicht mehr auf der Suche nach der absoluten Modernität. Ich war nur noch auf der Suche nach dem Selbstverständnis dieses Landes. Und das Selbstverständnis Südkoreas schien sich für mich sehr schnell an vier Ländern auszurichten. Am Konkurrenzkampf zu China und Japan, und besonders am ewigen Schmerz mit Nordkorea. Und quasi in einer Fußnote im sehr ambivalenten und dennoch durchaus freundschaftlichen Verhältnis zur USA. Also war ich – und das ist wie immer meine ganz persönliche Sicht auf ein Land – in einem Land angekommen, das wie wenige auf diesem Erdenrund nur im Vergleich zu diesen vier anderen Staaten existiert und sich genau zwischen diesen Vieren positionieren will.

Sie mögen sicherlich eine ganz andere Meinung haben, aber nachdem ich diesen Merksatz für mich und meine Reisen nach und durch Südkorea gefasst hatte, und beinahe alles daran maß, verstand ich es besser, genoss ich es mehr und verliebte mich täglich mehr in Südkorea und auch in Seoul.

SAG MAL, DEIN BART …?

Im „Palast der strahlenden Glückseligkeit“, dem „Gyeongbokgung“, erlebte ich etwas Kurioses, Witziges und irgendwie Verräterisches. Ich wollte in diesem farbenprächtigen Palast eine bunte, nachgestellte Wachablösung sehen, die dort regelmäßig zelebriert wird. Das ist schon deswegen eine gute Idee, weil der Palast an sich schon sehr beeindruckend ist und durch das kleine südkoreanische Spektakel noch aufgewertet wird.

Er wurde im Jahr 1395, drei Jahre nach Gründung der Joseon-Dynastie, fertiggestellt. Mit der Fertigstellung wurde die Hauptstadt der Dynastie vom heutigen Kaesong nach Hanyang verlegt – was einer der relativ vielen ehemaligen Namen von Seoul ist. Der Palast mit dem optimistischen Namen diente bis zu seiner Zerstörung im Imjin-Krieg im Jahr 1592 als Residenz des Königs. Erst im Jahr 1868 wurde er im fünften Herrschaftsjahr von König Gojong wieder errichtet. So! Nun wissen Sie auch das! Ich frage es dann später ab!

Nun sollte ich auch noch das Glück haben – das allerdings ein berechenbares Glück ist, da diese Zeremonien täglich stattfinden –, diese Wachablösung zu erleben. Die wundervollen Kostüme und die netten Hüte versuchen, einen in eine längst vergangene Zeit weitab vom koreanischen High-Tech-Denken zu führen. Und das gelingt auch kurzzeitig und man denkt nicht an LG und Samsung, wenn man all die farbenfrohe Pracht in mehr als Ultra-Mega-Giga-HD sieht – nämlich im Original.

Zudem bot es ein recht entlarvendes Schauspiel. Hat man sich erst einmal an die prächtigen Fahnen, die großartigen Uniformen und die glänzenden Goldapplikationen gewöhnt, sieht man eben doch irgendwann nur noch die Studenten, die sich lieber hier einen Euro – also je nach Kurs zwischen 1.200 und 1.500 WON – dazuverdienen, als im Kostüm eines Fußballmaskottchens durch die koreanischen Stadien zu springen.

Zunächst einmal schliefen 50 Prozent der studentischen Fahnenschwenker auf der Stelle fast stehend ein, kaum dass ihre Fahnen ruhen durften. Es ist genau jener typische, immer überarbeitete Blick, den man besonders in Japan und Korea so oft antrifft. Und so ganz langsam schien sich auch der eine oder andere angeklebte Bart von dem flaumfreien Jungmännerbäckchen der koreanischen Jugend zu lösen. Ich hatte einen riesigen Spaß am sympathischen Outing. Studenten, die im Zweitoder Viertjob halb schlafend so lange Fahnen schwenkten, bis ihre Fake-Bärte von den Wangen rutschten. Es war passend unecht. So halbgar. Es war so „Seoul“.

So nahm das historische Spektakel für mich eine überraschende Wende, denn nun wettete ich mit mir selbst, welcher der Klebebartträger als Erster seinen Kunsthaargesichtspelz verlieren würde und wann das geschehen sollte. Ob dabei hektische Fahnenschwenkbewegungen einen größeren Einfluss hätten als die klimatischen Bedingungen inklusive Wind? Und in welchem Maße würde der Bartverlierer in koreanischer Scham versinken? Und als kleine Extrawette: Ob man es dann auf billigen chinesischen Bartkleber schieben können würde.

Ich habe aber alle Wetten gegen mich verloren. Alle Bärte der Fahnenschwenker blieben dran. Wenn auch einige nur noch auf Halbmast flatterten.

SEHENSWÜRDIGKEITEN UND SAUERSTOFFFLASCHEN

Dank eines neuen deutschen Bekannten in Seoul wurde ich ganz schön durch die Stadt geschleift. Ich machte also alles mit, was man als Neuer in der Stadt zu erleben hat. Und es war wunderbar.

Keine Ahnung, was er schreibt, aber es ist schön

Und natürlich lauert da ein Tipp für Sie. Wenn Sie die Chance haben, suchen Sie sich einen „Auskenner“ und lassen Sie sich bei der Hand nehmen. Besser können Sie eine neue Stadt nicht entdecken. Wir deutschsprachigen Reisenden haben dabei den Vorteil, dass es sehr viele deutsche sogenannte Expats gibt – also Mitarbeiter, die von ihren Firmen irgendwo auf der Welt stationiert sind. Wenn Sie die Chance haben, einen solchen kennenzulernen oder sogar schon einen kennen, nutzen Sie ihn! Was er oder sie Ihnen zeigen wird, kann ich Ihnen nicht mitgeben, und normale Reiseführer schon mal gar nicht. Denn diese Menschen schleifen Sie für gefühlte drei Sekunden zu Sehenswürdigkeiten, die sie selbst nicht mehr die Sojabohne interessieren, und zeigen Ihnen dann Stunden und Tage das wahre Leben einer fremden Welt. Übrigens ist dies durchaus ein Geben und Nehmen. Denn Sie werden überrascht sein, wie gern sich diese Expats der Chance hingeben, ihrem Leben kurz zu entfliehen, das selbst im exotischsten Land schnell ein stinknormales und recht alltägliches geworden ist. Ihr Job dabei ist dann lediglich, keine Spaßbremse zu sein. Mein neuer Freund in Seoul hieß Holger und er hatte aber mal so richtig Lust, mir Weltenbummler – und wohl auch sich selbst mal wieder – zu zeigen, dass Südkorea und besonders Seoul die beste Wahl unter allen möglichen Auswandererländern gewesen ist und immer noch war.

Nur noch schön

Bevor ich irgendetwas zu sehen bekam, gingen wir erst einmal essen. Holger führte mich in ein Restaurant, in dem ein Grill auf jedem Tisch steht, für den man sich hauptsächlich relativ fettes Fleisch in dünnen Scheiben bestellt und sie darauf brät. Es nennt sich „Bulgogi“ – was übersetzt „Feuerfleisch“ heißt – und besteht aus Rindfleisch, das vorher in eine wunderbare süßliche Marinade mit Sojasauce und Frühlingszwiebeln eingelegt wurde. Es war fettig, spritzte umher und war köstlich. Besonders wenn man es traditionell vom Grill in Salatblätter mit allerlei Leckerei packte, kurz in Sojasauce tunkte und dann in den Mund schob. Wunderbar. Dazu gab es allerlei Gemüse und reichlich Bier.

Südkorea scheint sich auch beim Essen mittels der Essstäbchen als besonders und eigenständig darstellen zu wollen. Denn sind die japanischen Stäbchen edel und die chinesischen schlicht, so sind die koreanischen eher nüchtern, praktisch, kalt und – was ein Stäbchenalleinstellungsmerkmal sein könnte – fast immer aus Metall.

Holger war danach – zünftig mit Essensresten und Fett bespritzt wie ich – sehr bemüht, mir die Schönheiten seiner neuen Stadt zu zeigen. So sahen wir neben einigen ansehnlichen Tempeln und modernen Olympiaanlagen auch diverse sehr kunstfertige Kalligrafen und den unvermeidlichen Stolz Seouls, den 236,7 Meter hohen Fernsehturm „N Seoul Tower“ mit seinen Aussichtsplattformen und einem Drehrestaurant.

Nach einem weiteren leckeren, fettigen und diesmal scharfen und schweinefleischhaltigen Zwischenstopp besuchten wir letztendlich auch noch die Festungsanlage Namhansanseong. Übersetzt heißt das „Festung des Berges südlich des Han“ und man muss neidlos anerkennen, dass man in Korea wirklich verstanden hat, Dingen großartige Namen zu geben. Diese Festung liegt ungefähr 30 Kilometer außerhalb von Seoul und gilt als beliebtes Naherholungs- und vor allem Wandergebiet.

Und hier kam ich mal wieder aus dem Staunen nicht raus. Denn es ist auch ein Ort, an dem man, asiatisch dezent vor sich hin schmunzelnd, die koreanische Mentalität ein kleines bisschen besser zu erkennen meint. Die umgebenden Berge laden zu geschmeidigen Spaziergängen und netten Wanderungen ein. Die Koreaner und Koreanerinnen aber scheinen alles, was sie tun, für sehr wichtig zu halten und möchten gut vorbereitet sein. So kaufen sie sich offensichtlich zuvor eine Ausrüstung, die sie wohl locker einen veritablen Gipfel in den Anden besteigen lassen könnte. Sich passend auszurüsten und vorzubereiten scheint eine Art Lebensmotto in Südkorea zu sein. Ihr persönlicher Weltenbummler hat dazu drei Theorien: 1. Genetik. 2. Die immerwährende Präparation auf einen Angriff Nordkoreas. 3. Der leise Plan Südkoreas, Japan und China einzuholen, zu überholen und gegebenenfalls einzugemeinden. (Mehrfachnennungen möglich!) Und alles beginnt wohl mit der richtigen Kleidung und einer ausreichenden Marschverpflegung. Ich war fasziniert. Ach ja, das Gebiet selbst ist auch ganz hübsch.

Ich wollte dort auch eigentlich meine Beobachtungen und Analysen fortsetzen und noch so lange warten, bis der erste Sauerstoffflaschen tragende Metallstäbchen-Koreaner auf nahezu gnadenlosen 480 Metern über dem Meeresspiegel auftauchen würde, da zog mich Holger aber schon wieder in eine kleine Gaststätte. Es muss die fünfte oder sechste an diesem Tag gewesen sein. Diesmal reichte er mir etwas, was man wohl traditionell trinkt, wenn man so eine Wanderung – oder aus koreanischer Sicht, eine Gipfelerstürmung in Vorbereitung der Weltherrschaft – abschließt. Unter Weglassung des Gipfelunsinns gönnten wir uns also auch total unverdient diese flüssige Belohnung sofort. Der eher dickflüssige und weißliche Tee soll zwar dabei helfen, sich nach derartigen Strapazen zu erholen, mir half es allerdings nicht, mich in Korea zu verlieben. Ich fand das Gebräu scheußlich. Da man in Korea – wie in eigentlich ganz Asien – aber den Fehler immer zuerst bei sich sucht und auch immer gute Miene zum bösen Tee macht, trank ich, genoss oscarreif und stellte fest, dass man ganz sicher die bergigen Strapazen im Vorfeld erlebt haben muss, um dieses gewöhnungsbedürftige Gebräu genießen zu können.

Danach war die erste Stadtbesichtigung beendet und es wurden fortan nur noch Bars aufgesucht. Denn, wie gesagt, das ist der Haken am Tipp, sich einen Auskenner zu suchen. Er wird die Chance auch nutzen, mal mit einem guten Grund seiner Frau für ein paar Stunden zu entkommen und ein paar Läden zu besuchen, in die er sonst nicht darf.

ZWEI BEGEGNUNGEN

Ich werde ja in meinen Büchlein nicht müde zu erwähnen, dass Sie mit den Menschen vor Ort sprechen sollten. Nutzen Sie bitte jede Gelegenheit, auf diese sehr persönliche Art ein Land wirklich kennenzulernen und stecken Sie bitte nicht fest in der Zweierbeziehung oder Reisegruppe, mit der Sie unterwegs sind! Die typischen „Schatz, was machen wir morgen?“-Gespräche eines Pärchenurlaubs bringen Sie nicht weiter. Jedes Gespräch mit einem Einheimischen aber sofort.