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Wer nach diesem Buch nicht nach Südostasien aufbricht, hat kein Herz! Weltenbummler Weidling blieb gleich zwei Jahre in Thailand hängen. Wie oft er von hier aus besonders nach Vietnam, Laos und Myanmar aufbrach, lässt sich im Stempelwust seiner Pässe nicht mehr ausmachen. Menschen, Essen, Wetter, Natur, Meere und Eigenartiges hielten ihn fest und lassen uns nun staunen. Todesmutige Tuk-Tuk-Fahrer, ihn ungläubig anstaunende Laotinnen, sehr unterschiedliche Massagen, vietnamesische Mopedschwärme, kurioser Kommunismus hier, noch kurioseres Nachtleben da, und DER Expander in einem Nationalmuseum. Südostasien zum verliebten Dauerschmunzeln. Plus bewegende buddhistische Rituale und Bauten, politische Neuanfänge und Wirrungen, und teils Millionen in den eigenen Hosentaschen. Und dann jene Strände, die einen nicht zurück unter die Büro-Neonröhren lassen wollen. Zeit aufzubrechen!
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Seitenzahl: 280
Veröffentlichungsjahr: 2023
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1. Auflage
© 2023 mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)
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Alle Rechte vorbehalten.
Gesamtherstellung: Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)
ISBN 978-3-96311-798-5 (Broschur) / 978-3-96311-799-2 (ebook)
Printed in the EU
INHALT
Carsten, der Appetithäppchentyp
Kein Khaki sein!
Sie reisen nach Thailand? Glückwunsch, sehr, sehr gute Entscheidung!
Geben Sie Bangkok eine Chance!
„Jai yen yen!“
Die Sache mit dem Wai
Heimatliche Warnungen
Das berühmte Lächeln
Ein Farang sein
Thais und ihre Medienmacken
Wahre das Gesicht!
Das größte No-Go!
Beten im Gleisdreieck
DAS China-Town
„Ahh“, „Ohh“ und „Aua“-Massagen
Essen, Essen und noch mehr Essen
Mein Erleben mit dem Golden Mount
Khaosan Road – warum?
Ach, dieser Teil des Nachtlebens
Blass ist gut
Der schönste Strand? – Also ehrlich!
Der Tempel und du
Phuket oder Pattaya?
Oder doch der Norden?
Wunderbares Essen trifft gruseliges Essen
Meine Liebe Thailand
Weltenbummlersterne • Klos & Co.
Sie reisen nach Vietnam?Glückwunsch, sehr gute Entscheidung!
Motorisierte Moskitoschwärme
Es geht auch wärmer
Weise sein
Dachterrassen
Hauptsache, das Gesicht bleibt, wo es ist
Wenn endlich Ruhe einzieht
Von Schläuchen und Christus
Mekong-Delta
Beeindruckt
Stolzes Hanoi
Frauen ansprechen in Asien
Ach schau an, der Ernst!
Ein Männertraum wird wahr
„Ich hätte gerne zwei Kilo ‚Hammer und Sichel‘“
Straßenküchen und Diskotheken
Vietnam in drei Mini-Anekdoten
Mini-Anekdote 1: Der kleine Bräutigam
Mini-Anekdote 2: Kopfsprechgesang
Mini-Anekdote 3: Warum nicht mal ein Pool auf der Kreuzung?
Wirr
Nehmt Kunst mit!
Soll ich, oder soll ich nicht?
Weltenbummlersterne • Geld & Co.
Sie reisen nach Rumänien? Glückwunsch, gute Entscheidung!
Die Sache mit dem Visum
Erkenntnisse einer Taxifahrt
Land der Verwirrung
Sie muss es ja wissen
V.I.P.
Anmutig und wissend – Minnie!
Der Charme eines Rockes
Nachtleben! – Nachtleben?
Entspannung im Stadtkern
Meine, deine Shwedagon-Pagode
Der Kreis der Harmonie
Myanmar in drei Mini-Anekdoten
Mini-Anekdote 1: Eine schlechte Angewohnheit
Mini-Anekdote 2: Sicher ist sicher
Mini-Anekdote 3: So ’n Hals!
Was für ein Park
Die wilde Ringbahn um Rangun
Also was nun, Myanmar?
Weltenbummlersterne • Wichtig & Co.
Sie reisen nach Laos? Glückwunsch, gute Entscheidung!
Der Staat und ich
Hotelerwartungen
500 Sicheln zum Ziel
Laoten? Laoten!
Englisch als Quiz
Nationalmuseum und das Ding des Chefs
Nachts am Mekong
Was bitte zum Buddha ist ein Buddha-Park?
Typisches vs. Überraschung
Kleinstadtfeeling
Aktion Rauchfrei
Nächtliche Not
Eine Bitte
Zocken, Schwimmen, Golfen
Laos in zwei Mini-Anekdoten
Mini-Anekdote 1: Der blöde Gong von Si Saket
Mini-Anekdote 2: Essen als Bausatz
Geständnis
Und nun vergessen Sie alles wieder …
„Weniger sorgen, mehr reisen!“ – Mein ewiger Appell
Weltenbummlersterne • Weltwertung
Und ganz zum Schluss: Meine gänzlich persönliche Weltwertung
Reisen und Gutes tun
CARSTEN, DER APPETITHÄPPCHENTYP
Hallo, wenn Sie mögen, bin ich Ihre Reisevorhut. Ihr Ein-Mann-Spähtrupp.
Ich bin seit vielen Jahren unterwegs, weil ich ganz entspannt lächelnd unseren wundervoll bunten Planeten kennenlernen und ein bisschen an der Weltoberfläche kratzen will. Mehr nicht! Ganz ehrlich, ich habe noch nie ein Land verlassen und gesagt: „Jetzt kenne ich das Land, nun weiß ich Bescheid und kann andere aufklären.“ Wer Ihnen so etwas verspricht, träumt. Ich versuche nicht, Ihr Reiseführer zu sein, sondern eher der, der Sie mit einem neuen Land verkuppelt. „Hey Land, neue Reisende. Hey Reisende, ein neues Land. Umarmt euch, lernt euch kennen!“ Ja, alles was ich Ihnen nach gut 12 Jahren Reisen in aktuell fast 120 Ländern und nach meinen Leben in einigen davon bieten kann, ist meine humorvolle, gelassene und überaus glückliche Sicht auf die von mir bereisten Länder. Sehr nah, sehr persönlich, sehr ehrlich. Ich bin Ihr Appetithäppchentyp, der Ihnen Lust auf den eigenen Reisehauptgang machen möchte, Sie für neue Reisen ohne unangemessene Sorgen motivieren will. Und kann.
Es ist paradox. Die Deutschen, Schweizer und Österreicher reisen extrem viel, und haben dennoch ständig wachsende Reisesorgen und Reisezweifel. Schon lange vor Corona und jetzt noch mehr. Mir ist auf der ganzen Welt nicht das kleinste Unheil geschehen. Selbst in Gegenden nicht, die Sie wahrscheinlich eher aus den Nachrichten als aus Reisekatalogen kennen. Und ich werde Ihnen sagen, wieso. In hunderten kleinen, wahren Geschichten meiner Buchreihe. Also Lust machen und Sorgen nehmen aus erster Weltenbummlerhand! Sich nicht zu wichtig und ernst zu nehmen, offen zu bleiben, ist der Schlüssel.
Was man als konsequenter Weltenbummler halt so für Tattoos hat
Reisen heißt eben nicht Sorgen, Sehenswürdigkeiten und Reiserücktrittsversicherungen. Reisen bedeutet hinzuschauen, hinzufassen, hinzuriechen, hinzuschmecken und das Neue und Spannende einzuatmen. Zu entdecken, wie wundervoll diese Länder und ihre Menschen sind. Und wie nah. Der Reiz des neuen Landes ist diese Mischung aus atemberaubend Schönem, kurios Fremdem, spannendem Erleben und kopfschüttelndem Gelächter, das Sie überall auf dieser so verrückten und großartigen Welt ernten können, wenn Sie nur Herz, Augen und Geist offenhalten. Und mit den Menschen sprechen.
Carsten Weidling on tour
Wir sollten nicht daran zweifeln, dass andere Länder und deren Menschen gastfreundlich, offen und herzlich sind. Angst blockiert das Hirn. Humorlosigkeit lähmt uns. Reisen, selbst sehen, selbst hören, selbst erleben, öffnet uns. Klug, informiert und vor allem mit Humor und Gelassenheit.
Also:
„Weniger sorgen, mehr reisen!“
Ich bin für Sie schon mal vorgereist.
KEIN KHAKI SEIN!
Bevor Sie ins Flugzeug steigen und alles falsch machen, was deutsche Touristen falsch machen können, nehmen Sie bitte Ihre albernen Khaki-Cargo-Shorts wieder aus dem Koffer! Sie wollen doch keiner von „denen“ sein! Ich nenne diese Leute „Khakis“. Khakis sind das, was bei Harry Potter die Muggel sind. Leute, die in unserem Fall die Magie des Reisens nicht kennen oder nicht verstehen. Diese Khakis tragen nicht nur gern Khaki-Cargo-Hosen, sondern gar passende Hüte und sogar Hemden und Blusen, die so viele Taschen haben, dass sie ihr eigenes Handgepäck sind. „Reise-Muggel“ sind weder Abenteurer noch Entdecker, auch wenn sie sich anziehen, als würden sie als Erst-expedition durch den Dschungel robben, um vermeintlichen Waldbewohnern das Recht auf Brückentage näher bringen zu wollen. Khakis haben die ganze Reise über Sorgen. Vor fremden Klos, unbekanntem Essen, jeder noch so absurden Gefahr eines anderen Landes und jeder möglichen Art von Betrug. Denen rufe ich tröstend zu: „Die Welt ist nicht böse!“
Doch die Khakis sind überall. Khakis haben Seifen und Kulis im Handgepäck, nur weil ihnen irgendwer erzählt hat, dass man sich gerade in abgelegenen Gebieten über kleine Gastgeschenke freut. Die geschlechtliche Differenzierung unter den Khakis ist schleichend. Doch besonders Khaki-Männchen denken, sie werden auf Reisen zu Alexander von Humboldt, Livingstone oder Columbus, obwohl sie daheim um Hilfe rufen, um eine Spinne in der Wanne tot zu duschen. Die Frauen der Art Khaki glauben, in ihnen steckt ein Hippiemädchen, aber ihre bleichen Füße sagen, dass sie ihr Leben doch nur dröge unter Neonröhren und nicht hüftschwingend am Strand verbringen.
Khakis halten fremde Länder für „Urlaubsländer“ und latschen selbst durch Millionenmetropolen mit Klamotten, als wäre alles in ihrem Urlaub automatisch Strandgebiet. Bewaffnet mit Multifunktionsrucksäcken, als würde die Wasserversorgung außerhalb des eigenen Heimatorts nie sicher sein. Khakis lassen am Flughafen ihre ranzigen Koffer in Schutzfolie einpacken, nur um sie dann am Kofferband noch schwerer von den anderen unterscheiden zu können. Khakis rechnen jede Restaurantquittung nach. Khakis wissen nichts über das Reiseland, aber alles über Reiserücktrittsversicherungen. Khakis fotografieren als Erstes bestehende Schäden im Hotelzimmer, um „sicherzugehen“. Khakis glauben, alle Fremden wollen sie nur betrügen und seien „nur hinter unserem Geld her“. Khakis halten alles außerhalb ihres Ortes für Wildnis und würden gern das Brotmesser als Notmachete mit ins Handgepäck nehmen. Kurz, Khakis haben von nichts eine Ahnung, wollen aber die Welt missionieren. Ach, und Khakis: Marco Polo hatte auch keine hellblaue Nackenrolle dabei. Also bitte!
Alle, die jetzt das Buch noch nicht mit den Worten „Was glaubt der Vogel denn, wer er ist?“ weggelegt haben, sind herzlich will-kommen, mit mir oder mir nach zu reisen. SIE SIND QUALIFIZIERT! Glückwunsch! Denn Sie wissen bereits, Reisen ist besser als auf Ihrem Balkon wegzudämmern und sich einzureden, dass das ja auch ganz interessant sei. – Ist es nämlich nicht! Selbst wenn er dieses Jahr so rebellisch blau statt wie sonst gelb bepflanzt sein mag. Ja, Sie wissen, dass wir alle über die Jahre zu empfänglich für Ängste und Sorgen geworden sind. Besonders dem Fremden, Ungewohnten gegenüber. Sie sorgen sich schlicht etwas weniger und wissen auch, dass fehlende Sprachkenntnisse nur selten Reisezweifel wert sind. Auch ich spreche die allerallerwenigsten Sprachen der Welt und komme durch. Ja, ich habe sogar erkannt, oft steigt die Lebensqualität, wenn man die Sprache um sich herum nicht versteht. Denken Sie mal im nächsten deutschen Bus darüber nach. Alles Unverständliche auf Reisen kann auch exotische Urlaubsuntermalung sein. Der gesprochene Soundtrack zur Tour.
Der Erholungsfaktor der Unverständlichkeit. Das ist der Punkt: Khakis haben Angst, wir Reisenden genießen den Unterschied. Wissen Sie, was noch hinzukommt? Man liebt uns Deutsche in der Welt. Für all die Klischees. Pünktlichkeit, Qualität, Zuverlässigkeit, Spießigkeit, manchmal für unsere Blässe, immer für unseren Fußball, unser Bier und unsere Autos. Aber nicht für unseren Geiz, Khaki-Cargo-Shorts und den ewigen Missionarsmodus.
In diesem Zusammenhang: Hallo Reisende aus Österreich und der Schweiz! Sie dürfen sich dem gern anschließen, denn in der Welt werden Sie ohnehin als „eine Art Deutsche“ wahrgenommen, sorry. Und mal ehrlich, ist es nicht viel leichter, immer zu nicken, wenn man Sie im Ausland für einen Deutschen hält, als ständig zu erklären, dass Austria nicht Australien ist, und Switzerland nicht Schweden oder Swasiland?
Wem in meinen Büchern Beschreibungen von „unverzichtbaren Sehenswürdigkeiten“ und „total geheimen Geheimtipps“ fehlen, sollte sich von einem cleveren Freund oder einer schlauen Freundin in die Kunst des Googelns einweihen lassen. Denn alle Sehenswürdigkeiten wurden schon beschrieben und echte „Geheimtipps“ kennt naturgemäß ja eh keiner. Es sind die kleinen Geschichten, die einem ein ganzes Land erklären. Waren Sie schon immer! Dazu gibt es dann noch meine Sterne, die Ihnen zeigen, was Ihr persönlicher Weltenbummler unter anderem über Toleranz, Preise, Sicherheit und Klos in allen Ländern denkt.
Stand heute habe ich in 12 Jahren 114 Länder nahezu ohne Probleme bereist, weil ich meine eigenen „5 Weltreiseregeln“, immer befolgt habe:
Plus Bonusregel: Habe Spaß, genieße das Fremde und lache viel, besonders zusammen mit den Einheimischen. Denn keine Sehenswürdigkeit auf all meinen Reisen war wunderbarer als das gemeinsame Lachen überall auf dieser Welt.
IN JEDEM LAND!
SIE REISEN NACH THAILAND?
GLÜCKWUNSCH, SEHR, SEHR GUTE ENTSCHEIDUNG!
Bangkok ist eine meiner Lieblingsstädte dieser Welt
GEBEN SIE BANGKOK EINE CHANCE!
Bevor es mit Thailand losgeht, hier zunächst ein flehentlicher Aufruf für Bangkok!
Denn ein normales Gespräch mit zurückgekehrten Thailand-Urlaubern verläuft meist so: „Und, wie gefiel dir Thailand?“ – „Superschön, die Menschen sind toll, das Essen sehr lecker, das Wetter großartig, die Tempel aufregend, die Strände wundervoll.“ – „Und mochtest du Bangkok?“ – „Ach na ja, nicht so sehr. Es war tierisch heiß und stickig, viel zu voll, zu laut und irgendwie nervig.“
Wenn das so ist, waren Sie die ersten zwei Tage in Bangkok und sind dann nach Nordthailand oder zum Strand gereist. Woher ich das weiß? Nun, liebe Thailandneulinge, das weiß ich, weil das fast alle tun und Sie so Bangkok nicht mögen können! Wissen Sie eigentlich, welches bittere Unrecht Sie dieser Stadt antun? Da kann ich ja Bangkok von hier aus weinen und schluchzen sehen und hören. Denken Sie doch mal ein bisschen mit! Da brechen Sie nun also – möglichst in einer kalten europäischen Jahreszeit – nach Thailand auf. Sie kommen nach mindestens elf Stunden Flug und fünf bis sechs Stunden Zeitverschiebung in Bangkok an. Sie erleben also auch einen Temperaturanstieg zwischen 10 und 40 Grad binnen elf Stunden. Sie sind übermüdet, noch von Job und Flug gestresst und schleppen einen Jetlag vor sich her. Dann lassen Sie sich durch den dichten Verkehr einer jeden geschäftigen Metropole ins Hotel fahren und ziehen gleich mal los, um auch ja keinen Urlaubstag zu verpassen.
Blöde Idee, lassen Sie das!
Denn siehe da, hier in Bangkok leben ja tatsächlich fast zehn Millionen Menschen. Und von denen sind auch echt viele unterwegs. Wie, bitte schön, sollen Sie denn Bangkok mögen können?
So also die flehentliche Bitte: Geben Sie dieser wunderbaren und aufregenden, pulsierenden asiatischen Metropole eine Chance! Landen Sie in Bangkok, ruhen Sie sich im Hotel aus, gönnen Sie sich eine Massage, schwimmen Sie eine Runde im Hotelpool, essen Sie leicht und lecker und fliegen oder fahren Sie halbwegs frisch zum Strand weiter und erholen Sie sich. Und DANN – DANACH! – verbringen Sie die LETZTEN und nicht die ERSTEN Tage Ihres Urlaubs in Bangkok. Ausgeruht und etwas eingelebt haben Sie nun die Kraft, die Ruhe und die Offenheit, um hier ein paar Ihrer wundervollsten Urlaubserinnerungen zu sammeln. Bangkok kann ein Traum sein. Versauen Sie es nicht!
Ich danke Ihnen recht herzlich für Ihr Verständnis.
Auch im Namen Bangkoks!
Khop Khun Krab.
„JAI YEN YEN!“
Wer lange genug hier ist, hat nur zwei Möglichkeiten: Diese Worte wirklich in sich aufzunehmen und zu leben oder sie zu hassen.
„Jai yen yen!“ „Jai yen“ bedeutet, „Kühle dein Herz“ und die Wiederholung soll der Aufforderung wohl Nachdruck verleihen. Grundsätzlich ist das natürlich eine sehr angenehme Idee, sich nicht wegen jedes kleinen Problems gleich heiß zu machen und sich über Dinge aufzuregen, die man entweder nicht ändern kann oder die der Mühe nicht wert sind. Das meiste regelt sich ohnehin von alleine. Sehr viele Thais gehen davon aus, dass zum Schluss ohnehin alles Buddha regeln wird und man sich also nicht zu sehr aufzuregen oder anzustrengen hat. Und wenn nicht, bleibt ja zur Not noch das nächste Leben. Eine entspannende Weltsicht.
Auf der anderen Seite lähmt diese nette Idee natürlich auch vieles und es ist als Asienfrischling mit Stresslandhintergrund manchmal schwer, einer gewissen – nun ja – Lahmarschigkeit nichts entgegensetzen zu können. Mit welcher Motivation Sie auch immer Thailand besuchen, „Jai yen yen“ sollte also auch Ihre erste Regel werden. Immer. Man wird Sie testen! Wenn Sie zum Beispiel in Bangkok fünf oder mehr Taxifahrer anhalten und fragen mussten, ob einer Sie zu diesem oder jenem Ziel bringen würde, und es alle ablehnen, weil es zu weit, der Verkehr zu dick ist oder ihn gerade Frau, Buddha oder Schuhe derart drücken, dass Ihr Ziel keinesfalls das seine sein kann; dann müssen Sie eben Ihr Gemüt runterkühlen, anstatt ihm ins Gesicht zu springen oder mit den uns Deutschen mitgegebenen Missionarsansprüchen zu erklären, was eigentlich sein Job ist und dass er die Augen bei der Berufswahl hätte aufhalten sollen.
Also heißt es stattdessen lächeln und eben:
„Jai – yen – yen!“
Zudem lauert da noch ein anderes Wort, das Sie kennen sollten. „Sanuk“ ist ein Wort für „Spaß“ oder auch „Vergnügen“. Und auch beim Taxifahrer geht Sanuk vor Arbeitseifer. Denn macht etwas keinen Spaß, hat also keinen Sanuk, macht man es nicht gern oder auch gar nicht. Das ist ja irgendwie auch konsequent und da kommt man nicht dagegen an. Schon gar nicht mit deutschem Effizienzdrang. Zumal ein Gespräch mit einem aufgewühlten, empörten und möglicherweise überdies auch noch lauten Farang – also Ausländer fern allen genderns, denn so etwas wie ein/e Farang*in gibt es nicht – nun so gar nichts an Sanuk hat. Sie wissen, was folgt?
Richtig! „ JAI – YEN – YEN!“
Neben Sanuk ist das andere wichtige Wort „Sawai“. Meist wird es gleich doppelt, also „Sawai, Sawai“ gesagt, und meint so etwas wie „Wohlbefinden“ oder „angenehmes Gefühl“. Selbst im lauten, hektischen und durchaus geschäftstüchtigen Bangkok bekommt man also nur schwerlich eine Dienstleistung, die dem Servicepersonal weder Sanuk bringt, noch Sawai Sawai fühlen lässt. Selbst den durchweg männlichen Taxi-fahrern geht es da nicht anders, und so steht man dann eben eine gefühlte Ewigkeit am Straßenrand und muss sich von Taxifahrern leise, aber bestimmt klarmachen lassen, dass man zwar der „Farang“ mit dem Geld in der Tasche ist, aber der Fahrer nun mal das Lenkrad in der Hand hält. So fährt er weg, Sie bleiben stehen, er lächelt selbstverständlich und Sie pressen ein „Jai yen yen!“ in sich hinein! Besser ist das!
Für den Verkehr in Bangkok ist „Jai yen yen“ der beste Tipp
DIE SACHE MIT DEM WAI
Den Respekt der thailändischen Menschen untereinander sieht man am deutlichsten und am schnellsten am Wai. Der „Wai“ ist der Gruß oder auch der Dank, den man ausdrückt, indem man die beiden Handflächen zusammenlegt und sie entweder auf Nasenhöhe oder je nach Rang und Lebensalter des Gegenübers noch höher hebt. Gern auch mit einer leichten bis tiefen Verbeugung. Je höher man den Wai ausführt und je tiefer man sich verbeugt, desto höher wird der Gegenüber respektiert. Bitte übertreiben Sie es nicht! Eine Verkäuferin in einem kleinen Laden weiß gar nicht, wie sie Ihnen antworten soll, wenn Sie sie mit Ihrem übertriebenen Gruß schon in einen königlichen Rang erhoben haben. Und da man Mitglieder der königlichen Familie ja eh nie zu Gesicht bekommt, muss man die Hände nur dann sehr hoch halten, wenn man einem Mönch gegenübersitzt. Mönche erwidern übrigens den Wai aufgrund ihrer hohen Stellung niemals. Nicht einmal dem König gegenüber. Also fangen Sie nicht an, auf den Mönch sauer zu sein, weil er nicht zurückgrüßt. Das muss er nicht und das wird er nicht. Und wie zum Henker soll man auch auf einen lächelnden buddhistischen Mönch sauer sein? Das können nur Leute, die nachts um drei als Einzige an einer roten Fußgängerampel stehen bleiben.
(Erwischt?)
Im Alltag ist das mit dem Wai allerdings etwas komplizierter. Eine ungeschriebene Regel für „Farangs“ – also „Ausländer“ ist, lass den Wai einfach weg! Kein Thai nimmt das einem Farang übel. Macht man ihn nämlich, sollte man schon wissen, wem welcher Respekt und somit welcher Wai zusteht. So sind eben auch Kellnerinnen oder Hotelangestellte etwas verwirrt, wenn der Farang ordnungsgemäß mit einem Wai gegrüßt wird, der aber mit einem noch würdigeren Wai antwortet. Das steht dem kleinen und untergebenen Personal nicht zu und so geben sie sich verwirrt. Gerade in Regionen, in denen nicht so viele von uns Farangs rumlaufen wie in Bangkok.
In Bangkok übrigens wundert man sich über den eigentümlichen Farang nur noch selten, man hat dort schon zu viele kuriose Ausgaben von Touristen erlebt. Viele Menschen, die in Bangkok leben, haben sich mittlerweile auch an die manchmal schrecklichen Farangklamotten und die aus ihrer Sicht teils intensiven Faranggerüche so sehr gewöhnt, dass sie auch einem zu würdigen Wai von einem Gast nicht mehr wirklich erstaunt gegenüberstehen.
Besonders Kurioses sieht man immer im Nachtleben von Bangkok, wenn sich männliche Pauschaltouristen ausgerechnet jenen Bargirls, die in den Bars keine weitere Funktion haben, als sie zu unterhalten und auch sie mit einem seligen Lächeln zu versehen, mit einem Wai nähern, der selbst den König zum Lächeln brächte. Und der lächelt nie, weil – nun ja – König halt!
Man sollte sich in den Bars nichts vormachen. Egal wie selbstbewusst zum Beispiel eben diese Barmädchen auftreten, sie wissen genau, dass sie in Thailand auf einer der untersten Stufen der Gesellschaft stehen und von niemanden mehr mit einem Wai bedacht werden müssen. Schon mal gar nicht von einem automatisch immer reichen und automatisch immer höherstehenden Farang.
Ich weiß, da durchzuckt es uns Reisende schon mal heftig und der innere Aufschrei für Gleichheit bahnt sich den Weg durch den eigenen Körper. Doch stoppen Sie ihn, bevor er Ihren Mund verlässt. Sie werden das nicht ändern. Und vor allem würden Sie genau jene jungen Frauen in Verlegenheit bringen, denen Ihre innere Gleichstellungsbeauftragte eigentlich helfen wollte.
Jetzt seien Sie nicht so erschrocken, das ist eben die Sicht der Thais auf uns. Und wie schon gesagt, fühlt man dann zumindest die, na ich will nicht „Kasten“ sagen, aber die „Strukturen“, die eben vom Königshaus und den Mönchen angeführt werden, und dann mit Alter, Erfolg, Bildung, Reichtum immer weiter abgestuft werden und so eben auch den entsprechenden Wai nach sich ziehen.
Den Gruß initiiert eigentlich immer jener, der unter dem zu Grüßenden steht. Auch wenn es Ihnen vielleicht unangenehm sein sollte, aber die thailändischen Menschen nehmen einfach mal an, dass Sie, wenn Sie nicht gerade viel jünger oder der spezielle Thailänder nicht offensichtlich auf einer sehr hohen Stufe steht, über ihm stehen. Das heißt, in den meisten Fällen wird es genügen, wenn Sie den Wai der Thais mit einem leichten Kopfnicken und einem Lächeln beantworten. Auch ist es natürlich schön, wenn Sie einen Gruß verbal erwidern können. So sagen Sie als Frau „sawadii kah“ und als Mann „sawadii khrap“.
Wird eine respektierte, sitzende Person gegrüßt, so gehört es zum guten Ton, dass gleichzeitig der Kopf geneigt oder auch eine leichte Verbeugung ausgeführt wird. Der Gruß kann im Sitzen, Stehen, Gehen und sogar im Liegen ausgeführt werden. Unter Freunden oder bei Personen, die sich sehr gut kennen, wird diese Formalität nicht strikt eingehalten. Wenn Sie Thailänder und besonders Thailänderinnen bei der Ausführung des Wai beobachten, wird Ihnen das Herz aufgehen. Denn diese eigentlich ja standardisierte Begrüßung wird nicht etwa ruckartig und dienstbeflissen ausgeführt, sondern sehr oft recht grazil und beinahe in Zeitlupe. Gepaart mit einem Lächeln und einer leichten Verbeugung, ist das alles sehr charmant und irgendwie einladend. Man möchte fast diesen Gruß als mal wirklich sinnvolles Mitbringsel mit nach Hause nehmen und gegen den oft zu ruppigen und vor allem zu nahen Händedruck eintauschen.
Übrigens, dass sogar der vor den McDonald’s-Läden aufgestellte Ronald McDonald-Clown die Hände zur Begrüßung zu einem Wai faltet, ist eine kleine Ehrerbietung an Thailand. Und zudem ein beliebtes Fotomotiv für Touristen.
HEIMATLICHE WARNUNGEN
Man hatte mich in Deutschland vor drei Dingen in Bangkok gewarnt. Nein, nicht nur gewarnt, man hat mir dringend von ihnen abgeraten. Von Eis in Getränken, vom Besuch der Rotlichtviertel und dem Fahren mit einem Tuk Tuk. So fuhr ich in der ersten Nacht mit dem Tuk Tuk mitten ins Rotlicht und trank ein paar eisgekühlte Getränke.
Ehrlich, es ist mal Zeit für Entwarnungen. Eis kann man sich in Thailand immer ganz beruhigt in die Gläser packen lassen, da es ein Gesetz gibt, das vorschreibt, dass nur gekauftes und somit industriell und sicher hergestelltes Eis verwendet werden darf. Ein riesiger Vorteil zu vielen anderen wundervollen Urlaubsorten dieser Welt. Die Rotlichtviertel kann man, wenn man denn mag, auch beruhigt besuchen, denn im Normalfall wird Ihnen hier nichts passieren, wonach Sie sich nicht ohnehin sehnen. Und was die Tuk Tuks betrifft, ist es auch nicht so schlimm, wie Ängstliche meinen. Ja, manchmal sind sie recht hurtig unterwegs und man hat – sagen wir mal – ein deutliches Gefühl des Fahrens und des Lebens.
Aufpassen sollte man nur – wie so oft im Leben –, wenn ein Angebot zu verlockend ist. So bieten eifrige Fahrer der witzigen und so typischen Dreiräder gern stundenlange Fahrten für nur 20 Baht an. Hier ist eine gesunde Skepsis mehr als angebracht. Schließlich sprechen wir hier je nach Wechselkurs von um die 50 Eurocent. Die Fahrt selbst wird dann auch wirklich nicht mehr als 20 Baht kosten, doch sie wird Sie überall halten lassen, wo der Fahrer es will. Und er hätte es gern vor diversen Schmuckläden, Schneidern oder anderen Gewerbetreibenden, die ihm eine Provision zahlen. Nur zu, wenn Sie glauben, dies ist die angemessene Art, Bangkok kennenzulernen, werden Sie vielleicht auch Ihren Spaß haben. Wer aber von A nach B und das möglichst direkt möchte, sollte das dem Fahrer sagen und in jedem Fall vorher einen Preis vereinbaren. Also nutzen Sie ruhig die Tuk Tuks, auch wenn die Taxen angenehmer, klimatisiert und meistens auch preiswerter sind – zumindest, wenn das Taximeter eingeschaltet wurde. Sie können in allen großen Städten viel mit Taxi und Tuk Tuk erleben.
Ich zum Beispiel wollte mit dem Tuk Tuk ein paar Tempel in Bangkok besuchen. Da empfiehlt sich schon beim Start eine genauere Zielangabe. Schließlich gibt es in Bangkok mehr als 400 „Wats“, also buddhistische Tempel und Klöster.
Ich hatte allerdings einen Fahrer mit Todessehnsucht erwischt, der es fürchterlich eilig hatte oder sich wie ein Cowboy in der freien Prärie fühlte. „Yeeehaaaa!“ Das Problem: Es gibt nichts Freies auf den Straßen von Bangkok! Keine Prärie! Nein, nicht ein Stückchen Prärie! Null-Prärie-Strategie in Bangkok! Das war ihm egal! Wie auf einem wilden Hengst preschte er durch den Stadtverkehr dieser Irrsinnsmetropole. Es schlug mich nach links, es schlug mich nach rechts. Bremste er, kam ich ihm nah, jagte er los, entfernten wir uns. Egal, was ich sagte, er raste. Und das nicht ungeschickt. Er presste sich mit dem Gefährt durch derart schmale Gassen zwischen fahrenden Autos, bei denen ich nicht mal Platz sah, mich ohne Tuk Tuk durchzudrücken. Ich ritt wie auf einem Faden durchs Nadelöhr des Bangkoker „traffic jam“. Noch nie hatte ich ein Ziel so schnell erreicht wie mit ihm. Ich stieg aus, bezahlte ihm wohl mehr eine Überlebensprämie als das Fahrgeld, wich vom Fahrgerät und sah ihn rasend in der Blechlawine verschwinden.
„Ja, keine Sorge, ich bin noch da!“
Aber ich wusste, das hier war gar nicht mein Ziel. Das wollte ich ihm aber nicht sagen. Ich nahm ein anderes Tuk Tuk und fuhr weiter zum ersehnten Wat. Genüsslich, ruhig, langsam, überlebend kam ich im Tempel an.
Endlich hatte ich etwas, für das es sich zu beten lohnte.
DAS BERÜHMTE LÄCHELN
Der ultimative Erlebnistipp für Thailand? – Machen Sie mal was falsch!
Ehrlich, machen Sie doch einfach mal einen kleinen Fehler in Thailand und schauen Sie, was passiert!
Die Thais werden es mit einem Lächeln quittieren und wissen, dass sie uns da etwas voraushaben, etwas besser wissen, aber es uns nie mitteilen. Das Lächeln ist in diesem für sein Lächeln ja berühmten Land nicht nur der Schlüssel zu allem Guten, es ist auch die Bremse für alles Schlechte. Eigentlich lächeln in diesem Land alle, außer dem König. Er ist so hochgestellt, dass – na, wie gesagt, König halt!
Meist ist das Lächeln einfach nur ein Lächeln, das eine angenehme Situation schaffen soll, entspannt und alle zu möglichst jeder Gelegenheit das Gesicht wahren lässt. Doch so wie die Verkäuferinnen und die Beamten lächeln, lächeln aber auch erwischte Verbrecher auf jedem Zeitungsbild. Allein durch das Lächeln will man zeigen, dass das alles nicht so schlimm ist und man einander doch verzeihen soll. Die Thais lächeln sich einfach durch ein möglichst leichtes Leben. Lächeln soll Reibungen im Alltag vermeiden und das tut es auch. Es soll das Gegenüber besänftigen und alles, was man sagt, in einem freundlichen Licht erscheinen lassen. So können alle ihr Gesicht wahren und lächelnd von dannen ziehen. Ist das nicht zauberhaft?
Viel gelächelt wird in Thailand also auch, um eigene oder fremde Fehltritte zu verharmlosen. Das macht alles sanfter und weniger schlimm. Und es funktioniert. Egal, was zum Beispiel die Kellnerin falsch an den Tisch bringt oder welche – nun sagen wir – „schlecht geschätzte“ Auskunft man bekommen hat, wenn sich dann ein Thailändergesicht oder besser ein noch mehr einnehmendes Thailänderinnengesicht öffnet, die Lippen auseinandergehen und die weißen Zähne ein ebensolches Lächeln zeigen wie die blitzenden Augen, kann man nicht mehr böse sein. So hat das Lächeln in Thailand – dem Land des Lächelns – eine wirkliche Universalfunktion.
Peinliche Situationen werden ebenso weggelächelt wie zum Beispiel Absagen. Die oft gehörten „Don’t have“, „Have not“ oder „Cannot“ werden immer mit einem Lächeln und nicht mit dem besorgten oder schuldbewussten deutschen Gesicht begleitet. So fühlen sich beide Seiten mehr Sawai und alles ist gut.
Uns fällt es mit dem urdeutschen Hang zur Schadenfreude manchmal schwer, ein Lächeln nicht misszuverstehen, das einem die Thais schenken, wenn man selber in einen Fettnapf getreten ist. Sie machen sich damit nicht über dich lustig, sondern zeigen dir: „Kein Problem!“ Thais lächeln aber auch, um ein eigenes Unwohlsein zu überspielen oder um Kontakt aufzunehmen.
Kompliziert? – Nun ja, wenn man nicht genau weiß, warum jemand lächelt, kann man mit einem ebenso freundlichen Lächeln als Antwort in keinem Fall etwas falsch machen. Mit der Methode sind Sie schon viel mehr ein Thai, als Sie glauben mögen.
Doch was, wenn mal was richtig daneben geht? Wenn man sich mal wirklich mit den Menschen hier streiten sollte – bitte, ohne dabei laut zu werden! –, wird in den allermeisten Fällen ein Lächeln sowohl als Einsicht als auch als Entschuldigung gewertet. Nur wer eben laut wird, verliert sein Gesicht. Es ist eigentlich ganz einfach: Harmonie geht vor!
Brüll hier nicht rum!
Das Lächeln stört unsereins manchmal, wenn man mal etwas wirklich aussprechen und auch ausdiskutieren möchte. Den deutschen Ausdiskutierwahn versteht man in Thailand aber mal so gar nicht. Und auch nicht, warum alles so lange, so tief und so umfassend besprochen werden muss, bis man weiß, wie das damals mit der Zeugung des Gesprächspartners vor sich ging. Es ist den Menschen hier wirklich durch und durch ein Rätsel, warum man sich in eine komplizierte Situation reinlabern sollte, wo man doch mit einem Lächeln alles zukitten könnte. Und so steht unsereins mit deutscher Wut in Bauch und der gelernten Sehnsucht nach einem gemeinsam gefundenen Ergebnis im Kopf irgendwo im persönlichen Reiseparadies rum, und kann die ach so wohldurchdachten, geschichtlich fundierten, psychologisch halbwegs ausgegorenen und wohl fair reflektierten, rhetorisch der Brillanz nahen und grammatikalisch korrekten Argumente nicht vortragen, weil das thailändische Gegenüber die Deeskalation mittels Lächelns bevorzugt. Frechheit, thailändische! Ja, das macht uns verrückt, doch man hat hier keinen so ausgeprägten Reflektionswunsch, ist nicht wirklich der größte Diskutant oder gar Diskutantin der Welt und an Auseinandersetzungen beinahe nie interessiert. Und schon gar nicht mit Ihnen, von dem man hier nicht annimmt, dass Sie die thailändische oder auch nur die asiatische Sicht verstehen könnten, und überdies ohnehin bald wieder weg sind. Also, ihr deutschen Argumentenschleudern: Mundwinkel hoch, den eigenen Teil – gern auch in sich hineingrummelnd – denken und Harmonie und Gesicht bewahren! So macht das Lächeln, in all seinen vielen Formen und mit all seinen Gründen, im normalen Alltag das Miteinander schon angenehm und reibungsarm. Und glauben Sie mir, Sie wollen nicht immer wissen, was die Thais gerade wirklich über Sie denken, wenn sie lächeln. Also lächeln Sie sich ruhig durch Thailand. Lächeln ist ja so gesund!
Ach übrigens, ich habe lange in Bangkok mit einer thailändischen Frau zusammengelebt. Da gibt es natürlich schon mal ein Ende des Lächelns, denn besonders Thailänderinnen können sehr selbstbewusst sein. Doch eines hätte es nie gegeben, dass irgendetwas davon für den anderen peinlich oder gar beleidigend gewesen wäre. Und schon mal gar nicht öffentlich! Niemals!! Wenn es mit meiner damaligen Freundin doch hinter unserer Tür etwas lauter wurde, hatten wir eine kleine Vereinbarung, die immer half. Anstatt wie sonst auf Englisch zu sprechen, haben wir Deutsch und Thailändisch gestritten. Sie glauben gar nicht, wie das die Stimmung rettet. Man hat ungefähr 30 Sekunden Zeit, dem geliebten Menschen in der eigenen Sprache alles an den Kopf zu werfen, was man schon immer mal loswerden wollte, ohne dass einen das Herzenswesen versteht. Und diese Situation ist dann schnell so absurd, dass sie nach eben circa 30 Sekunden mit einem wunderbaren Lächeln, einem gemeinsamen Lachen, friedlich enden muss.
EIN FARANG SEIN
Es ist weniger ein Reisetipp als mehr eine Binsenweisheit: Passen Sie sich dem Land an! Sie sind hier zu Besuch und alle um Sie herum führen einfach ihr normales Leben weiter. Auch wenn es manche Touristen zu überraschen scheint, aber beinahe allen Thais ist es schlicht total egal, ob Sie hier sind, wie lange Sie auf den Urlaub gespart haben, was Sie von Urlaub, Land und Leuten erwarten und was Sie glauben, was Ihnen hier zusteht. Denn – Achtung, faustdicke Überraschung! – die Thais leben nämlich hier. „Waaaaaahhhhhttttt?“ Ja! Sie lebten hier, bevor Ihr Flieger landete und werden hier leben, wenn Sie schon wieder daheim im Büro sitzen und Ihre Sonnenbräune unterm Neonlicht verblasst. (Ja, es ist bitter, aber die Neonröhre gewinnt zum Schluss immer!) Das heißt, die Gastgeber müssen gar nichts für Sie ändern. Warum auch? Die Veränderung ist nämlich an uns! Sie sollten sich in den normalen und stetigen Fluss des Lebens in Thailand begeben und nicht dagegen anschwimmen. Sie werden nichts ändern, sich nur den Urlaub verderben, und wenn Sie abreisen, ohnehin keine Spuren hinterlassen. Also noch mal: Warum auch? Denn da kommt kein: „War was?“