Frag den Weltenbummler! Kuba, Jamaika, Costa Rica, Panama und Ausflüge nach Kolumbien, Nicaragua und Venezuela - Carsten Weidling - E-Book

Frag den Weltenbummler! Kuba, Jamaika, Costa Rica, Panama und Ausflüge nach Kolumbien, Nicaragua und Venezuela E-Book

Carsten Weidling

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Beschreibung

Erst waren da zu viel Rum in den Clubs von Havanna, Kiffen in Montego Bay und Poker von San José bis Bogotá. Dann kam die unfassbare Natur von „Costa-Panama-Rica“ dazu. Und schließlich waren es wundervolle Frauen und jetzt endlich DIE Venezolanerin, die Weidlings so spezielles Verhältnis zu Lateinamerika ausmachen. Der Weg war bunt, schrill, bezaubernd, brüllend komisch und so abwechslungsreich. Wie vergleicht man das lebensfrohe Jamaika mit dem eher blutleeren Grand Cayman? Das geschundene Venezuela, das aufstrebende Kolumbien, das irgendwie verwirrte Nicaragua mit Kuba – jener „DDR mit Sonne“? Nur um dann mit den so entspannten Ticos und Ticas in Costa Rica bei Gallo Pinto und Ceviche lachend zu streiten, ob nicht doch Panama die noch schönere Natur hat? Nun, man erkennt, das Leben ist bunt, die Welt ist bunt, das Reisen ist bunt. Oder wie man in Costa Rica so oft sagt: „Pura Vida“!

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1. Auflage

© 2023 mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)

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Alle Rechte vorbehalten.

Gesamtherstellung: Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)

ISBN 978-3-96311-762-6 (ebook)

Printed in the EU

INHALT

Carsten, der Appetithäppchentyp

Kein Khaki sein!

Sie reisen nach Kuba? Glückwunsch, gute Entscheidung!

DDR mit Sonne?

Die Wirkung Havannas

Drei Währungen und ein Happy End?

Kleine Flasche am Mann

Die beste erste Nacht

Auf Hemingways trunk’nen Spuren

La Revolución und der Papp-Che

Dasselbe wie gestern?

Na, da kann man doch mal stolz sein!

Sex mit Eskorte

Na, geht doch

Die beliebten Rundreisen

Kubafreie Zone „Varadero“

Santiago de Cuba

Wenn nur noch du störst

Kuba in drei Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Angetanzt

Mini-Anekdote 2: Fix noch alte Autos gucken

Mini-Anekdote 3: Da ist sie wieder

Festgehangen in Havanna

Lebensfreude geht vor

Ein kleiner Extragedanke

Weltenbummlersterne • Klos & Co.

Sie reisen nach Jamaika? Glückwunsch, gute Entscheidung!

Die Einstiegsfrage

Bumm, bumm, bumm

Futter aus der Tonne

Die Deals am Strand

Typ 1: Der Jerk-Food-Werber

Typ 2: „Mister Respect“

Typ 3: Der Doppelagent

Spring!

Was für ein Schreck

Reggae forever

Die geilste Party der Welt

Nun also doch noch

Jamaika in drei Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Der Anleger ins Nichts

Mini-Anekdote 2: Verwachsene Laternen

Mini-Anekdote 3: Fanterror

Die Helden eines Landes

Sorry, Ines, ich muss das erzählen

Klettern in Ocho Rios

Grüne Eierkisten

Ausflug zum Gegenmodell Grand Cayman

Die Kehrseite

Die Endfrage

Weltenbummlersterne • Geld & Co.

Sie reisen nach Costa Rica? Glückwunsch, wundervolle Entscheidung!

Der Costa-Rica-Fanclub

Angekommen in der Hauptstadt

Arenal! – Wirklich? – Ja!

Grüner geht’s nich’

Küste vs. Küste

Wenn man aufhört, über die Schulter zu schauen

Ticos und Ticas

Heinz, Costa Ricas Spießerimport

Welcome to the happiest country of the world

Zum Beispiel einander herküssen

Mit dem Auto zurück zur Natur

Spielchen gefällig?

Die Angst vor Havanna

„Gallo Pinto“ und Ceviche

Kluge, unheimliche Werbung

Neues zur Lebensform „Männlicher Taxifahrer“

Wenn es einen Reisezweck brauchen sollte

Aussteiger-Quiz

Anders entspannen

Zeit, zu gehen

Weltenbummlersterne • Wichtig & Co.

Sie reisen nach Panama? Glückwunsch, exzellente Entscheidung!

Positiv zerrissen

Modern

Weltenbummlergeheimnisse

Alt

Wirklich alt

Kanal voll

Verreist?

Panama in drei Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Alles bekommen?

Mini-Anekdote 2: Ich wollte nicht stören!

Mini-Anekdote 3: Hut oder nicht?

Die Gentlemen bitten zur Kasse

Der andere Geld-Tipp

Schön, grün und sandig

Bananen-PS

Kurz mal nach Kolumbien, Nicaragua und Venezuela

Kurzes Drei-Länder-Vorspiel

Appetithäppchen Kolumbien

Patricia

Wieso Downtown?

Schönes sehen

Piu bei Oma

Wilde Spiele

Als Treuebonus, der Piu-Fortgang

Appetithäppchen Nicaragua

Erwartungen

Soll ich wirklich?

Wo sind die Fans?

Mein Auftrag!

Appetithäppchen Venezuela

Eijeijei Venezuela

Ein sehr persönlicher Venezuela-Nachtrag

Also wohin?

Und nun vergessen Sie alles wieder …

„Weniger sorgen, mehr reisen!“ – Mein ewiger Appell

Weltenbummlersterne • Weltwertung

Und ganz zum Schluss: Meine gänzlich persönliche Weltwertung

Reisen und Gutes tun

CARSTEN, DER APPETITHÄPPCHENTYP

Hallo, wenn Sie mögen, bin ich Ihre Reisevorhut. Ihr Ein-Mann-Spähtrupp.

Ich bin seit vielen Jahren unterwegs, weil ich ganz entspannt lächelnd unseren wundervoll bunten Planeten kennenlernen und ein bisschen an der Weltoberfläche kratzen will. Mehr nicht! Ganz ehrlich, ich habe noch nie ein Land verlassen und gesagt: „Jetzt kenne ich das Land, nun weiß ich Bescheid und kann andere aufklären.“ Wer Ihnen so etwas verspricht, träumt. Ich versuche nicht, Ihr Reiseführer zu sein, sondern eher der, der Sie mit einem neuen Land verkuppelt. „Hey Land, neue Reisende. Hey Reisende, ein neues Land. Umarmt euch, lernt euch kennen!“ Ja, alles was ich Ihnen nach gut 12 Jahren Reisen in aktuell fast 120 Ländern und nach meinen Leben in einigen davon

bieten kann, ist meine humorvolle, gelassene und überaus glückliche Sicht auf die von mir bereisten Länder. Sehr nah, sehr persönlich, sehr ehrlich. Ich bin Ihr Appetithäppchentyp, der Ihnen Lust auf den eigenen Reisehauptgang machen möchte, Sie für neue Reisen ohne unangemessene Sorgen motivieren will. Und kann.

Es ist paradox. Die Deutschen, Schweizer und Österreicher reisen extrem viel, und haben dennoch ständig wachsende Reisesorgen und Reisezweifel. Schon lange vor Corona und jetzt noch mehr. Mir ist auf der ganzen Welt nicht das kleinste Unheil geschehen. Selbst in Gegenden nicht, die Sie wahrscheinlich eher aus den Nachrichten als aus Reisekatalogen kennen. Und ich werde Ihnen sagen, wieso. In hunderten kleinen, wahren Geschichten meiner Buchreihe. Also Lust machen und Sorgen nehmen aus erster Weltenbummlerhand! Sich nicht zu wichtig und ernst zu nehmen, offen zu bleiben, ist der Schlüssel.

Was man als konsequenter Weltenbummler halt so für Tattoos hat

Reisen heißt eben nicht Sorgen, Sehenswürdigkeiten und Reiserücktrittsversicherungen. Reisen bedeutet hinzuschauen, hinzufassen, hinzuriechen, hinzuschmecken und das Neue und Spannende einzuatmen. Zu entdecken, wie wundervoll diese Länder und ihre Menschen sind. Und wie nah. Der Reiz des neuen Landes ist diese Mischung aus atemberaubend Schönem, kurios Fremdem, spannendem Erleben und kopfschüttelndem Gelächter, das Sie überall auf dieser so verrückten und großartigen Welt ernten können, wenn Sie nur Herz, Augen und Geist offenhalten. Und mit den Menschen sprechen.

Carsten Weidling on tour

Wir sollten nicht daran zweifeln, dass andere Länder und deren Menschen gastfreundlich, offen und herzlich sind. Angst blockiert das Hirn. Humorlosigkeit lähmt uns. Reisen, selbst sehen, selbst hören, selbst erleben, öffnet uns. Klug, informiert und vor allem mit Humor und Gelassenheit.

Also:

„Weniger sorgen,

mehr reisen!“

Ich bin für Sie schon mal vorgereist.

KEIN KHAKI SEIN!

Bevor Sie ins Flugzeug steigen und alles falsch machen, was deutsche Touristen falsch machen können, nehmen Sie bitte Ihre albernen Khaki-Cargo-Shorts wieder aus dem Koffer! Sie wollen doch keiner von „denen“ sein! Ich nenne diese Leute „Khakis“. Khakis sind das, was bei Harry Potter die Muggel sind. Leute, die in unserem Fall die Magie des Reisens nicht kennen oder nicht verstehen. Diese Khakis tragen nicht nur gern Khaki-Cargo-Hosen, sondern gar passende Hüte und sogar Hemden und Blusen, die so viele Taschen haben, dass sie ihr eigenes Handgepäck sind. „Reise-Muggel“ sind weder Abenteurer noch Entdecker, auch wenn sie sich anziehen, als würden sie als Erst-expedition durch den Dschungel robben, um vermeintlichen Waldbewohnern das Recht auf Brückentage näher bringen zu wollen. Khakis haben die ganze Reise über Sorgen. Vor fremden Klos, unbekanntem Essen, jeder noch so absurden Gefahr eines anderen Landes und jeder möglichen Art von Betrug. Denen rufe ich tröstend zu: „Die Welt ist nicht böse!“

Doch die Khakis sind überall. Khakis haben Seifen und Kulis im Handgepäck, nur weil ihnen irgendwer erzählt hat, dass man sich gerade in abgelegenen Gebieten über kleine Gastgeschenke freut. Die geschlechtliche Differenzierung unter den Khakis ist schleichend. Doch besonders Khaki-Männchen denken, sie werden auf Reisen zu Alexander von Humboldt, Livingstone oder Columbus, obwohl sie daheim um Hilfe rufen, um eine Spinne in der Wanne tot zu duschen. Die Frauen der Art Khaki glauben, in ihnen steckt ein Hippiemädchen, aber ihre bleichen Füße sagen, dass sie ihr Leben doch nur dröge unter Neonröhren und nicht hüftschwingend am Strand verbringen.

Khakis halten fremde Länder für „Urlaubsländer“ und latschen selbst durch Millionenmetropolen mit Klamotten, als wäre alles in ihrem Urlaub automatisch Strandgebiet. Bewaffnet mit Multifunktionsrucksäcken, als würde die Wasserversorgung außerhalb des eigenen Heimatorts nie sicher sein. Khakis lassen am Flughafen ihre ranzigen Koffer in Schutzfolie einpacken, nur um sie dann am Kofferband noch schwerer von den anderen unterscheiden zu können. Khakis rechnen jede Restaurantquittung nach. Khakis wissen nichts über das Reiseland, aber alles über Reiserücktrittsversicherungen. Khakis fotografieren als Erstes bestehende Schäden im Hotelzimmer, um „sicherzugehen“. Khakis glauben, alle Fremden wollen sie nur betrügen und seien „nur hinter unserem Geld her“. Khakis halten alles außerhalb ihres Ortes für Wildnis und würden gern das Brotmesser als Notmachete mit ins Handgepäck nehmen. Kurz, Khakis haben von nichts eine Ahnung, wollen aber die Welt missionieren. Ach, und Khakis: Marco Polo hatte auch keine hellblaue Nackenrolle dabei. Also bitte!

Alle, die jetzt das Buch noch nicht mit den Worten „Was glaubt der Vogel denn, wer er ist?“ weggelegt haben, sind herzlich willkommen, mit mir oder mir nach zu reisen. SIE SIND QUALIFIZIERT! Glückwunsch! Denn Sie wissen bereits, Reisen ist besser als auf Ihrem Balkon wegzudämmern und sich einzureden, dass das ja auch ganz interessant sei. – Ist es nämlich nicht! Selbst wenn er dieses Jahr so rebellisch blau statt wie sonst gelb bepflanzt sein mag. Ja, Sie wissen, dass wir alle über die Jahre zu empfänglich für Ängste und Sorgen geworden sind. Besonders dem Fremden, Ungewohnten gegenüber. Sie sorgen sich schlicht etwas weniger und wissen auch, dass fehlende Sprachkenntnisse nur selten Reisezweifel wert sind. Auch ich spreche die allerallerwenigsten Sprachen der Welt und komme durch. Ja, ich habe sogar erkannt, oft steigt die Lebensqualität, wenn man die Sprache um sich herum nicht versteht. Denken Sie mal im nächsten deutschen Bus darüber nach. Alles Unverständliche auf Reisen kann auch exotische Urlaubsuntermalung sein. Der gesprochene Soundtrack zur Tour.

Der Erholungsfaktor der Unverständlichkeit. Das ist der Punkt: Khakis haben Angst, wir Reisenden genießen den Unterschied. Wissen Sie, was noch hinzukommt? Man liebt uns Deutsche in der Welt. Für all die Klischees. Pünktlichkeit, Qualität, Zuverlässigkeit, Spießigkeit, manchmal für unsere Blässe, immer für unseren Fußball, unser Bier und unsere Autos. Aber nicht für unseren Geiz, Khaki-Cargo-Shorts und den ewigen Missionarsmodus.

In diesem Zusammenhang: Hallo Reisende aus Österreich und der Schweiz! Sie dürfen sich dem gern anschließen, denn in der Welt werden Sie ohnehin als „eine Art Deutsche“ wahrgenommen, sorry. Und mal ehrlich, ist es nicht viel leichter, immer zu nicken, wenn man Sie im Ausland für einen Deutschen hält, als ständig zu erklären, dass Austria nicht Australien ist, und Switzerland nicht Schweden oder Swasiland?

Wem in meinen Büchern Beschreibungen von „unverzichtbaren Sehenswürdigkeiten“ und „total geheimen Geheimtipps“ fehlen, sollte sich von einem cleveren Freund oder einer schlauen Freundin in die Kunst des Googelns einweihen lassen. Denn alle Sehenswürdigkeiten wurden schon beschrieben und echte „Geheimtipps“ kennt naturgemäß ja eh keiner. Es sind die kleinen Geschichten, die einem ein ganzes Land erklären. Waren Sie schon immer! Dazu gibt es dann noch meine Sterne, die Ihnen zeigen, was Ihr persönlicher Weltenbummler unter anderem über Toleranz, Preise, Sicherheit und Klos in allen Ländern denkt. Stand heute habe ich in 12 Jahren 114 Länder nahezu ohne Probleme bereist, weil ich meine eigenen „5 Weltreiseregeln“, immer befolgt habe:

Habe Respekt und keine Angst!Sprich mit den Menschen!Entdecke für dich Neues, doch tue nichts Dummes!In Kunstmuseen, Kneipen, privaten Küchen, Rotlichtvierteln und Casinos lernt man am meisten über das Selbstverständnis eines Landes. Also geh da hin, aber nur, wenn du damit nicht gegen Regel 3 verstößt.Belehre niemanden, höre zu, lerne und staune!

Plus Bonusregel: Habe Spaß, genieße das Fremde und lache viel, besonders zusammen mit den Einheimischen. Denn keine Sehenswürdigkeit auf all meinen Reisen war wunderbarer als das gemeinsame Lachen überall auf dieser Welt.

IN JEDEM LAND!

SIE REISEN NACHKUBA?

GLÜCKWUNSCH, GUTE ENTSCHEIDUNG!

DDR MIT SONNE?

Im Osten Deutschlands hatten wir für Kuba immer die Bezeichnung „DDR mit Sonne“. Das schien uns nach allem, was wir wussten, die richtige Bezeichnung zu sein. Es herrschten Mangel und Propaganda in beiden Ländern, nur dass eines von beiden zumindest noch von der Sonne verwöhnt wurde. Es musste auch deswegen so eine Art „DDR mit Sonne“ sein, weil wir manchmal unseren Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker dort in Kuba Männer küssen sahen und staunten, dass es Anzüge mit kurzen Ärmeln gibt. Nachdem die Weltgeschichte die DDR nun zum Glück hinter sich gelassen hatte, ich endlich extrem ausgiebig die Welt bereisen konnte, und bei Kuba immer noch nicht klar war, wie lange es seinen sozialistischen Weg alleine weitergehen würde, wollte ich mal sehen, was in Kuba noch von Sonne und DDR übrig war. Kurz zusammengefasst: Sonne reichlich, DDR in Maßen.

So streunte und staunte ich mich bei meinem x-ten Besuch mal wieder durch Havanna, auf der Suche nach dem „Sozialismus 2019“. Und siehe da, „DDR im Schaufenster“. Ich stand vor einer Schaufensterauslage, wie ich sie seit DDR-Zeiten nicht mehr gesehen hatte. Bei der Hemden, Wasserkocher, Ventilatoren und Büchsensuppen im selben Fernster angeboten wurden, als müssten sie zusammengehören. In Erinnerung an meine sozialistische Kindheit wartete ich jetzt nur noch auf eine Spruchband-Marke: „Hemden, Kocher, Ventilatoren – noch ist der Sozialismus nicht verloren!“ Gab es aber nicht. Wahrscheinlich waren auch gerade Spruchbänder knapp.

Das Angebot bleibt ein Rätsel

Hoffen in der Apotheke

Leider tauchte der Mangel ebenso weiter an vielen Stellen auf. Ein eindrucksvolles Bild bot sich auch in einer Apotheke, die zwar eifrig mit Kuba-Flaggen geschmückt war, aber die alten und recht schönen Holzregale entschieden überdimensioniert waren für die gefühlt vier Schachteln Medizin. Was mich gerade beim Thema Apotheke überraschte, da Kubas ärztliche Versorgung als hervorragend gilt und die Ärzte weltweit einen ausgezeichneten Ruf genießen, und irgendwie zu den Exportschlagern Kubas gehören.

All das erlebte ich schon, bevor Ex-US-Präsident Obama einen neuen Weg mit Kuba ankündigte. Doch ich weiß auch, wie lange es nach der deutschen Wiedervereinigung gedauert hat, bis solche Städte wie Dresden und Leipzig wieder schöne Städte wurden. Also wird es auch in Kuba noch dauern, bis es nach Westen aussieht. Mal ganz davon abgesehen, dass sowohl die USA nun schon zwei Präsidenten weiter sind und auch in Kuba nun seit 2018 kein Castro mehr an der Macht ist.

Und eben da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Ich gönne allen Kubanern und Kubanerinnen eine schnelle Öffnung, mehr Freiheit in jeder Hinsicht, und einen schnellen Wohlstandsanstieg, schönere und komfortablere Wohnungen, eine bessere Versorgung und höhere Löhne. Doch aktuell ist Kuba noch ein einzigartiges Land, weil es das eben alles nach westlichen Standards nicht hat. Es ist halt die „DDR mit Sonne“.

Wenn Sie also an meiner Meinung interessiert sind: Reisen Sie jetzt nach Kuba und dann noch mal in zehn Jahren! Das kann dann immer noch das Kuba sein, oder das Gegenteil, oder etwas, worauf wir jetzt alle noch gar nicht kommen. Lassen Sie es mich so sagen: Für mich ist Kuba nicht nur „DDR mit Sonne“, Kuba ist irgendwie ganz anders.

DIE WIRKUNG HAVANNAS

Ich war schon vor meinen Weltreisen und dann auch während meiner Weltreisen einige Male in Kuba und immer gespannt, wie sehr sich dieses Land, und besonders Havanna, jeweils in der Zwischenzeit verändert haben würden. Meist war das Ergebnis, dass die Stadt mehr und mehr zerfiel und die Verbesserungen eher in homöopathischen Dosen verabreicht wurden. Die Stadt kam mir immer seltsam abwartend vor. Nicht nur die Menschen, die Stadt selbst schien zu denken: „Das wird ja wohl nicht ewig so weitergehen. Wir halten noch ein bisschen aus, und nach der Öffnung und nach den – eigentlich geliebten – Castro-Brüdern legen wir dann wirklich los und holen endlich alles nach.“ Nun sind die Castros als Präsidenten weg und Raúl Castro seit Mitte 2021 auch noch als Parteichef. Und irgendwie wartet man als Mensch, als Stadt, als Land weiter. „Hmmm, so richtig hat der neue Präsident nicht gebracht, was wir uns erhofft hatten. Oder worauf wir gewartet hatten. Na ja, gut, dann warten wir halt noch ein bisschen weiter. Das kann ja nicht ewig so weitergehen.“ Als würde man versuchen, ein einsturzgefährdetes Haus so lange aufrecht zu erhalten, bis endlich der Bautrupp mit Dollars in der Tasche anrücken würde. Und auch beim Blick in mir schon bekannte Straßen, Häuser, Restaurants, Cafés und Hotels war es, als würde ich einen Bekannten besuchen, den ich Jahre nicht gesehen hatte, und nun feststellen, dass in seiner Wohnung kaum etwas umgestaltet wurde.

Was nun, Havanna?

Nur bei einem genaueren Blick konnte ich sehen, dass sich doch ein bisschen etwas änderte. Es war, als würde langsam, also in karibischer Ruhe, Bewegung in die Sache kommen. Denn, bei einem nur flüchtigen Blick kaum merklich, veränderte sich manche Bausubstanz auch positiv. Zum einen verfielen zwar die einst prächtigen Häuser nun wohl schneller, zum anderen wurden sie gerade mit UNESCO-Millionen und privaten Geldern wieder aufgebaut. Es war, als liefe alles auf einen Showdown hinaus. Zwischen „Schrottplatz der Geschichte“ und „Schönste Metropole der Welt“. Welches Modell würde wohl gewinnen?

Ich gebe es zu, ich bin verwirrt. Ich weiß noch, dass ich nach dem Rücktritt von „El lider maximo“ Fidel und der späteren Neuausrichtung durch Obamas USA meinte sehen zu können, dass sich ganz Kuba auf das Ende einer Ära und einen Neustart vorbereitet. Man konnte es noch nicht sehen, aber fast schon riechen, wie vor den imaginären Stadtmauern Havannas Hundertschaften von Geldgebern warteten, die mit US-Dollars bewaffnet in die Stadt einfallen würden, sobald endlich der Wind richtig wehte. Nun schien die Stadt erneut, wie an der Ampel, bei Gelb-Grün zu stehen. Natürlich bringen sich Finanzspekulanten, Immobilienmenschen, Banken und private Geldgeber in Stellung. Schon ewig wird über die „Zeit danach“ verhandelt, und nun schien man sich verwirrt zu fragen, ob die „Zeit nach den Castros“ jene ominöse „Zeit danach“ sei. Längst hat die Aufteilung des Kuchens begonnen, aber – um in diesem kuriosen Bild zu bleiben – noch stehen die meisten mit ihren Kuchentellern vor dem Land und warten auf den Anschnitt. Oder passiert das schon? Oder doch nie? Oder erst bei der nächsten Regierung, der übernächsten? Und haben die Castros nicht Enkel und Urenkel? Was haben die USA aktuell vor? Und Russland und China? Und überhaupt? Kuba ist und bleibt somit eines der spannendsten Länder überhaupt. Daraus folgt ein klarer Tipp: Jetzt! Ich denke, in 20 Jahren ist Havanna die schönste Stadt der Welt.

Hmmm, oder doch die größte Bauschutthalde der Welt?

DREI WÄHRUNGEN UND EIN HAPPY END?

Auf eine Art war Kuba ein bisschen das Gegenmodell zur EU. Während wir hier händeringend versuchen, mit dem Euro möglichst allen Ländern Europas eine Währung zu verpassen und uns dann wundern, dass dies nicht ganz so leicht ist, schuf sich Kuba einfach mehr Währungen. Eine für sie, eine für uns und eine fürs wirkliche Geschäft.

Wenn Sie schon einmal Kuba besucht haben, kennen Sie ja das Problem, dass wir als Reisende und Touristen mit dem „CUC“ zu zahlen haben, während die Kubaner und Kubanerinnen die tatsächliche kubanische Währung nutzen. 1994 hatte Kuba eine zweite Währung auf den Geldmarkt geworfen. Den „Peso convertible“, den CUC. Er war an den US-Dollar gebunden und sollte hautsächlich dafür da sein, importierte Waren einzukaufen. Und war auch jene Währung, mit der unsereins durchs schöne Kuba zog. Doch auch zahlreiche staatliche Dienstleistungen, Konsumgüter und sogar Waren des täglichen Bedarfs wurden ausschließlich in dieser Währung angeboten und der CUC macht so den Menschen hier das Leben leider nicht so billig, wie sie es mit ihren Einkommen haben sollten. Mal ganz davon abgesehen, was dieser Wahnsinn für In- und Export bedeutet hat und dass er eine total unübersichtliche Wirtschaft hinterließ.

Für unsereins hieß es immer, aufzupassen, dass man mit dem richtigen Peso unterwegs war. Man konnte die beiden unterschiedlichen Peso-Vertreter zwar in den Wechselstuben miteinander tauschen, doch lag der Kurs gern bei 1: 25, auch wenn er innenpolitisch mit 1: 1 verrechnet wurde. Das war also ein automatisiertes Verlustgeschäft, wie in kubanischen Fels gemeißelt. Seit einigen Jahren versuchte man nun, die selbst in Kuba ungeliebte Zweiwährungslösung wieder Schritt für Schritt vom Hals zu bekommen, und so weichte man das alles ein bisschen auf, indem man nun auch in verschiedenen Restaurants mit beiden kubanischen Währungen zahlen durfte. Aber so richtig gar war diese Lösung freilich nicht. Dazu kam, dass so wenig wie „Pizza Hut“ etwas mit Hüten zu tun hat, so wenig der „Peso convertible“ mit „frei konvertierbar“ zu tun hatte. Sie konnten ihn nur innerhalb Kubas tauschen und nahmen Sie ihn mit nach Hause, taugte er nur als eine farbenfrohe Variante für Ihr Monopoly-Spiel. Und um das Wirrwarr komplett zu machen, konnte man am Ende einer Kubareise sehen, dass alles, was man mit der Kreditkarte auf Kuba bezahlt hatte, dann doch als US-Dollar im Kurs 1: 1 zum Touristen-Peso abgerechnet wurde, eben weil der „Peso convertible“ nicht frei konvertierbar ist. Alles klar? Nein?

Und die dritte Währung? Der US-Dollar. Natürlich wird in der Wirtschaft mit dem US-Dollar gearbeitet. Und auch ansonsten werden intern viele US-Dollar-Geschäfte abgewickelt, weil selbst im treuesten kommunistischen Land so manch einer nicht an das Überleben des Pesos glaubt.

Doch auch das war keine echte Lösung für Reisende, denn man selbst konnte mit dem US-Dollar eigentlich nicht immer etwas anfangen. Vielleicht liegt es an den Gehirnwäschen über die Jahre, vielleicht ist es aber auch einfach der Stolz der Kubaner und Kubanerinnen, die den Einsatz einer Drittwährung nicht als nötig empfanden, doch ich persönlich habe den Dollar im normalen kubanischen Leben kaum losbekommen. Warum auch? In Europa können wir ja beim Bäcker auch nicht mit Dollar bezahlen. Und nicht mit kubanischen Pesos. Ja, nicht einmal mehr mit der Deutschen Mark.

Und nun: ABER …!

Seit dem 1. Januar 2021 gilt die Zweitwährung, jener „CUC“, als abgeschafft. Es gab eine große Währungsreform, alle Preise und Löhne haben sich massiv geändert und nun haben wir die gleiche Währung wie die Kubaner und Kubanerinnen selbst.

Plus den US-Dollar als Notversion. Wegen Corona konnte ich 2021 Kuba nicht besuchen. Das heißt, ich weiß nicht genau, wie das aktuell im Alltag wirklich funktioniert. Freunde in Havanna schrieben mir, es sei auf dem richtigen Weg, auch wenn es für die Kubaner und Kubanerinnen aktuell besonders hart ist, weil die Löhne nicht wie die Preise steigen und zu allem Überfluss dank Corona der Wirtschaftsfaktor Tourismus zum Erliegen gekommen ist. Und nun ist Kuba eben immer noch Kuba und es gibt bereits wieder unterschiedliche Wechselkurse und auf dem Schwarzmarkt bekommen Sie fast das Doppelte an kubanischen Pesos ausgezahlt als an offiziellen Stellen.

Und hier der Tipp: Bitte prüfen Sie vor einer Reise den aktuellen Stand dieser Währungsreform und ihre Auswirkungen, auch auf Hotel-, Flug- und Versorgungskosten, während Ihrer Reise.

Kuba ist im Umbruch. Solche kuriosen Einschränkungen im eigenen Text und in den eigenen Formulierungen muss ich aktuell für fast gar kein anderes Land tätigen. Überall gehen Kurse hoch und runter, aber man weiß, wo man steht. Kuba ist anders. Und ganz ehrlich, ich bin hoffnungsvoll, dass diese Währungsreform auch für Reisende Vorteile bringen wird. Doch zunächst ist erst einmal mit mehr kubanischer Verwirrung zu rechnen. Oder sagen wir, mit einer neuen Form des Entdeckergeistes eines Reisenden. Denn niemand kann Ihnen ganz genau sagen, wie Kuba morgen sein wird. Na ja, doch. Spannend.

KLEINE FLASCHE AM MANN

Der Malecón ist die berühmte Uferstraße – obwohl eigentlich nur die „steinerne Ufermauer“ – von Havanna und ein Muss für alle Kubareisenden. Dort sieht man das Meer und vor allem das Leben.

Wenn Sie in Havanna ankommen, sollten Sie sich mindestens zwei Spaziergänge am Malecón gönnen. Einen bei Tag und einen bei Nacht. Sie werden teilweise nicht glauben, dass es der gleiche Spaziergang ist. Am Tag sehen Sie das pulsierende Leben, das rauschende Meer und Menschen, die flanieren. Und schauen Sie auf die Landseite, sehen Sie, wie zerfallen Havanna ist. Sie sehen so viele Ruinen und kaputte, einst traumhaft schöne Häuser, dass Ihnen das Herz blutet. Sie sehen aber auch immer mehr Häuser, die renoviert werden. Mit viel Geld und teilweise mit UNESCO-Unterstützung. Doch Sie sehen bei Tag – und ich sage es mit Schmerzen im Herzen – eine zerstörte Stadt. Laufen Sie nachts den gleichen Weg entlang, wirkt alles wie eine andere Stadt. Die Menschen sind noch mehr entschleunigt, als sie es eigentlich schon bei Tage sind. Überall sitzen hauptsächlich junge Männer in kleinen Gruppen auf den Ufermauern am Malecón, reden und trinken Rum. Und die andere Seite, die Stadt? Sie sieht traumhaft aus. So viel anders als am Tag. Romantisch beinahe, nicht hell, aber in ein sanftes und glättendes Licht getaucht. Wie mit einem Weichzeichner fotografiert.

Ja, da war die Welle einfach mal schneller!

Erklärt ist das schnell. Die kaputten Häuser sind halt nicht beleuchtet und so verschwinden sie im Dunkel der kubanischen Nacht. Auch der Rest der Häuser am Malecón ist nicht besonders hell erleuchtet und so hat das Ganze einen anheimelnden, wohligen Charakter. Eine Täuschung freilich, aber eine sehr angenehme. Die ganze, so geschundene Stadt scheint sich bei Nacht zu erholen.

Ich stand eine Weile an der Ufermauer und schaute auf die Stadt, als mich eine Gruppe von vier jungen Männern ansprach und fragte, woher ich sei. „Soy alemán“ – das Outing als Deutscher – löst weltweit, außer vielleicht bei unseren direkten Nachbarn, Freude aus. Sehr schnell wird man unverdient zum Mithelden der Fußball-Nationalmannschaft, von Mercedes, BMW und dem deutschen Bier ganz allgemein. Wie schon auch am Tag, so noch mehr bei Nacht, hatten alle jungen Männer eine kleine Rumflasche dabei, spendierten mir einen tiefen Schluck und tranken mit mir gemütlich aufs Meer, die Stadt, das Leben, und mehr noch auf die Zukunft. Der Rum gehört einfach dazu. Wenn ich auch tagsüber Jugendliche sah, die auf der Uferumrandung saßen und sich meist küssend und schmusend durch den Tag halfen, dann sah ich auch immer eine beigefügte Rumflasche. Überhaupt schien es mir, als würden kleine Flaschen in den Hosentaschen zur Grundausstattung gehören. Natürlich ließ ich mich nicht darum bitten und ging fix eine wirklich gute Flasche kubanischen Rums kaufen, mit dem wir so lange anstießen, bis ich noch mal eine holen durfte. Ich tat es sehr gern, denn es brachte mir einen der vergnüglichsten Abende in der Karibik ein. Voller interessanter und auch lustiger Gespräche mit hoffnungsvollen, träumenden und liebenden jungen Kubanern und Kubanerinnen. Ich sah und spürte mal wieder diese Gefühlsmischung, die ich nur aus Kuba kenne. Die Liebe zum eigenen Land und sogar zu den revolutionären Ideen von Castro, Che & Co. Aber auch die hoffnungsvolle Vorfreude auf das Ende von alledem. Wiederum gepaart mit einer Mischung aus Angst vor der Veränderung und Aufregung vor dem Startschuss. Plus Malecón, plus Meer, plus Weichzeichner, plus Wärme, plus viel Lachen und plus noch mehr Rum.

Reiseherz, was willst du mehr?!

DIE BESTE ERSTE NACHT

Gern bilde ich mir ein, so wie der erste Abend und die erste Nacht, in einer fremden Stadt sind, so werde ich mich dort auch die ganze Zeit fühlen. Und nun war ich mal wieder da: Havanna bei Nacht. Kuba bei Nacht.

Der erste Abend in Havanna war in jeder Hinsicht warm und irgendwie schon komplett. Es war eine ruhige und sanfte Nacht. Ich hatte ganz vergessen, wie dunkel eine Großstadt nach Sonnenuntergang sein kann. All die immer hell erleuchteten Großstädte dieser Welt und selbst die kleineren Städte in Deutschland hatten meine Wahrnehmung verschoben. Und ja, es darf ruhig dunkel sein in der Nacht. Die Dunkelheit von Havanna ist eine spannungsgeladene Dunkelheit. Denn entfernt man sich etwas vom Malecón und läuft die finsteren Straßen entlang, die von zerfallenen Häusern gesäumt sind und in denen man immer wieder streunenden, aber ganz ruhigen Hunden ausweicht, so hört man die Stadt im Dunkeln pulsieren. Man hört, wie sich Menschen unterhalten, man hört Musik aus dunklen Hauseingängen, sieht, wie Männer zusammensitzen, um Domino zu spielen, sieht, wie sie miteinander Rum trinken, Zigarren rauchen, sieht und hört, wie Frauen reden. Wenn man die Straßen weiter reinläuft und einen Blick in kleine Wohnungen erhaschen kann, sieht man auch, wie beengt man hier lebt, wie spartanisch die meisten Wohnungen sind, wie abgewohnt alles aussieht und wie dennoch scheinbar (oder tatsächlich) glücklich die Kubaner und Kubanerinnen sind. Ich habe schon in der ersten Nacht mit einigen Leuten gesprochen. Auch das ist ein gutes Zeichen für ein Land, denn nicht in jedem war es so leicht, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. In Venezuela und Nicaragua wurde mir das durchaus schwerer gemacht, auch wenn ich dann zum Beispiel die Menschen in Venezuela als sehr freundliches und positives, offenes Volk wahrgenommen habe, dessen Schicksal aktuell so viel härter ist, als wir das im wohligen Westen wahrnehmen wollen. In anderen Weltregionen ist der Kontakt zu den Einheimischen grundsätzlich noch schwieriger, weil ein öffentliches und offenes Leben nicht das Modell des Landes ist.

Die dunkelte Großstadt, die ich je sah ...

... aber auch eine der geheimnisvollsten

Auch hatte ich den Eindruck, Kuba wäre ein sehr politisches Land. Spricht man in vielen Ländern fast nie über Politik, kommt man hier sehr schnell zum Eingemachten. Interessant war zu hören, dass man gerade – es war 2019, knapp drei Jahre nach Fidels Tod und mit Bruder Raúl als Präsident – so gar nicht zufrieden mit Raúl Castro ist und sich Fidel zurückwünscht. „Er hat sich wenigstens immer gezeigt, hat bestimmt dreimal die Woche eine Rede gehalten und man wusste, der Mann war immer noch da! Er hat den verhassten Batista gestürzt und ist noch da! Raúl sieht man nicht! Fidel sagte uns immer, dass alles gut werden wird. Also ER WAR DA! Raúl ist nicht zu sehen. Keiner mehr da.“

Wow! In meiner ersten Nacht auf Kuba! In nächtlichen Gesprächen mit völlig Fremden!

Ich lief weiter und kam an einen der schönsten und zentralsten Plätze von Havanna. Rund um das altehrwürdige Hotel Inglaterra, ganz in der Nähe der Promenade Paseo del Prado, des Parque Central und des Gran Teatro.

Ich setzte mich in ein Restaurant und bestellte mir einen Mojito. Ich liebe es, Mojito in Havanna zu trinken, genauso wie ich es liebe, Singapore Sling in Singapur zu trinken und Pekingente in Peking zu essen. Ich hörte einer kleinen Band zu, die sich wahrlich mühte, ein paar so wichtige Extra-Pesos zu verdienen.

So ging meine erste neue Nacht in Havanna zu Ende. Und ich wusste, ich würde eine gute, spannende und interessante Zeit in Kuba haben.

AUF HEMINGWAYS TRUNK’NEN SPUREN

Es hat wohl kaum einer geschafft, so das trunkene Schriftstellergenie zu geben und sich darüber zu kultivieren, wie Hemingway. Na gut, Bukowski vielleicht. Doch Hemingway hat gleich eine ganze Stadt mit in seine Geschichte reingezogen.

Ich ging in zwei Bars, die ich schon bei meinem allerersten Besuch, acht Jahre vor dem Start meiner ewigen Weltreise, großartig gefunden hatte. Und nicht nur ich, sondern eben auch der feine Herr Hemingway. Ernesto besuchte damals zwei besonders liebgewonnene Bars in Havanna und hinterließ uns seine Spuren. Geht man heute in die „La Bodeguita del Medio“ kann man dort immer noch in einer gerahmten Handschrift von Hemingway lesen: „My mojito in La Bodeguita. My daquiri in El Floridita.“ Ich besuchte beide und trank beides. „Auf Ernesto, den großen Mann, Geist und Trinker!“

Ich hatte mich dieses Mal schon auf den Reisestationen Panama und Costa Rica auf diese Bar gefreut, und nun endlich sah ich sie wieder. Sie ist eine meiner absoluten Lieblingsbars der Welt, die „La Bodeguita del Medio“. Selbstverständlich ist die Bar längst eine Touristenattraktion und überhaupt GAR KEIN Geheimtipp. Ein solch einladender Ort ist immer auch der perfekte Platz, um interessante Menschen zu treffen, die einem ihre Sicht auf Land und Leute erklären. Wenn Sie schon etwas von mir gelesen haben sollten, kennen Sie ja meinen weltweiten Reisetipp Nummer 2: Sprechen Sie mit den Menschen! Ich tat es mal wieder mit großem Vergnügen.