Frag den Weltenbummler! Südafrika, Botswana, Namibia, Kenia und Ausflüge nach Sambia, Mosambik und Eswatini - Carsten Weidling - E-Book

Frag den Weltenbummler! Südafrika, Botswana, Namibia, Kenia und Ausflüge nach Sambia, Mosambik und Eswatini E-Book

Carsten Weidling

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Beschreibung

„T-I-A“? Na ja: Er spazierte mit weißen Löwen durch den Busch, fütterte wilde Tiere und strandete mit sechs Dollar in Sambia. Er aß deutsche Schweinshachse bei den Victoriafällen, schipperte mit dem Einbaum durchs Okavango-Delta, war auf den Spuren Mandelas unterwegs, verknallte sich in eine Frau aus dem Kongo, besuchte das Volk der San und war überrascht von den kulinarischen Genüssen in Kapstadt. Er schmierte Polizisten in Mosambik und verliebte sich in Swasiland (heute Eswatini). Die „irre Brenda“, das kurioseste Klo seiner weltweiten Klo-Wertung, eigenartige Safari-Mitreisende, viiiieeelll Sand in Namibia, ein unfassbarer Sternenhimmel über Botswana, ein unheimlich gehauchtes „Hi, stranger“ aus der Dunkelheit von Mombasa, viel Pinotage an Lager­feuern und ein Mosambikaner, der sagt: „Meine besten Jahre waren die in Bitterfeld!“, lassen uns immer wieder schmunzelnd sagen: „T-I-A – This is Africa!“

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Ganz besonders möchten wir Ihnen die buchbaren ONLINE-LESUNGEN und Video-Ratgeber von „Deutschlands witzigstem Weltenbummler“, Carsten Weidling, ans Herz legen. Ganz persönlich, live, von überall auf der Welt. Für Sie oder als Geschenk. Für Ihre Reisegesellschaft, Ihre Firma oder Ihr Reisebüro. Zur Reisevorbereitung und/ oder während Ihrer Reise.

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1. Auflage

© 2023 mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)

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Alle Rechte vorbehalten.

Gesamtherstellung: Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)

ISBN 978-3-96311-851-7 (Broschur) / 978-3-96311-760-2 (ebook)

Printed in the EU

INHALT

Carsten, der Appetithäppchentyp

Kein Khaki sein!

Sie reisen nach Südafrika? Glückwunsch, exzellente Entscheidung!

Warum Safaris cool sind

Meinungen und Vorurteile

Die Lösung aller Reisefragen

Ein irgendwie befreiender Witz

Kapstadt und der kleine Rassismus

Die kulinarische Überraschung Kapstadt

Wenn Frankreich neidisch wird

Wenn Holland mal gewinnt

Dann halt nicht!

Frau Gaga auf neuen Wegen

Die unfassbare Vivian

Nur keine Angst!

Der Charme eines Guest House

Der ewige Nelson

Kapstadt vs. Johannesburg

Townships – Tourismus meets Rassismus

Spazieren mit den Löwen

Viel zu nah an wilden Tieren

Was ist es?

T – I – A

Ausflug Swasiland – Na gut, Eswatini

Weltenbummlersterne • Klos & Co.

Sie reisen nach Botswana? Glückwunsch, sehr gute Entscheidung!

Übersetzen und Ankommen

Reisen Sie nicht mit Nervsäcken!

Geil anders

Echt??? Im Bus???

Chobe

Maun, ein bisschen afrikanische Langweile

Endlich nichts sein

Sich einfach mal verschiffen lassen

Mein erstes Mal

Neue Erkenntnisse zum Zebra

Klobalisierung

Ein echtes Problem!

Botswana in drei Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Jesuselefanten

Mini-Anekdote 2: Veränderte Blickwinkel

Mini-Anekdote 3: Wie aus dem Nichts

Tiere bei Tag – Tiere bei Nacht

Kurztipp Kalahari

Mein Lehrer, der Waran

Apropos Lagerfeuer

Zugegeben, etwas rührselig

Weltenbummlersterne • Geld & Co.

Sie reisen nach Namibia? Glückwunsch, sehr gute Entscheidung!

Willkommen mit Pannen

Disney meets Busch

Auswandern in die Hauptstadt

Etosha!

BWL

Große und kleine Fünfer

Namibia in drei Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Wenn ein Kanadier kotzt

Mini-Anekdote 2: Deutsch sein in Swakopmund

Mini-Anekdote 3: Durchdrehen in Afrika

Unfassbar viel Sand!

Essen in Namibia

Was raschelt denn da?

Der Zweitgrößte weltweit

Einzigartiger Apfelstrudel

Die Ausgewanderte spricht

Was sagst du?

Wieder in die falsche Richtung!

Weltenbummlersterne • Wichtig & Co.

Sie reisen nach Sambia? Glückwunsch, interessante Entscheidung!

6 Dollar in Livingstone

Staub und Schweinshaxe

Wenn’s Wasser raucht

Blick über die Grenze

Die irre Brenda

Faktenwissen Sambia

Sie reisen nach Mosambik? Na ja, warum nicht?

Mir Bange machen?

Autofahren

Hoteldurcheinander

Wo wollen Sie denn hin?

Der Mankell, ach nee

Mein Held!

Der Fan

Sie reisen nach Kenia? Glückwunsch, gute Entscheidung!

Keine Panik, Kenia-Reisende

Mal Hauptstadt gucken

Verlaufen nach Nanyuki

Mombasa – endlich Strand

Dunkelstes Afrika

Kenia in drei Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Was für ein Angebot

Mini-Anekdote 2: Wohin mit all dem Krimskrams?

Mini-Anekdote 3: Gaffa und Giraffe

Afrika hören

I love Africa

Und nun vergessen Sie alles wieder …

„Weniger sorgen, mehr reisen!“ – Mein ewiger Appell

Weltenbummlersterne • Weltwertung

Und ganz zum Schluss: Meine gänzlich persönliche Weltwertung

Reisen und Gutes tun

CARSTEN, DER APPETITHÄPPCHENTYP

Hallo, wenn Sie mögen, bin ich Ihre Reisevorhut. Ihr Ein-Mann-Spähtrupp.

Ich bin seit vielen Jahren unterwegs, weil ich ganz entspannt lächelnd unseren wundervoll bunten Planeten kennenlernen und ein bisschen an der Weltoberfläche kratzen will. Mehr nicht! Ganz ehrlich, ich habe noch nie ein Land verlassen und gesagt: „Jetzt kenne ich das Land, nun weiß ich Bescheid und kann andere aufklären.“ Wer Ihnen so etwas verspricht, träumt. Ich versuche nicht, Ihr Reiseführer zu sein, sondern eher der, der Sie mit einem neuen Land verkup-pelt. „Hey Land, neue Reisende. Hey Reisende, ein neues Land. Umarmt euch, lernt euch kennen!“ Ja, alles was ich Ihnen nach gut 12 Jahren Reisen in aktuell fast 120 Ländern und nach meinen Leben in einigen davon bieten kann, ist meine humor-volle, gelassene und überaus glückliche Sicht auf die von mir bereisten Länder. Sehr nah, sehr persönlich, sehr ehrlich. Ich bin Ihr Appetithäppchentyp, der Ihnen Lust auf den eigenen Reisehauptgang machen möchte, Sie für neue Reisen ohne unangemessene Sorgen motivieren will. Und kann.

Es ist paradox. Die Deutschen, Schweizer und Österreicher reisen extrem viel, und haben dennoch ständig wachsende Reisesorgen und Reisezweifel. Schon lange vor Corona und jetzt noch mehr. Mir ist auf der ganzen Welt nicht das kleinste Unheil geschehen. Selbst in Gegenden nicht, die Sie wahrscheinlich eher aus den Nachrichten als aus Reisekatalogen kennen. Und ich werde Ihnen sagen, wieso. In hunderten kleinen, wahren Geschichten meiner Buchreihe. Also Lust machen und Sorgen nehmen aus erster Weltenbummlerhand! Sich nicht zu wichtig und ernst zu nehmen, offen zu bleiben, ist der Schlüssel.

Was man als konsequenter Weltenbummler halt so für Tattoos hat

Reisen heißt eben nicht Sorgen, Sehenswürdigkeiten und Reiserücktrittsversicherungen. Reisen bedeutet hinzuschauen, hinzufassen, hinzuriechen, hinzuschmecken und das Neue und Spannende einzuatmen. Zu entdecken, wie wundervoll diese Länder und ihre Menschen sind. Und wie nah. Der Reiz des neuen Landes ist diese Mischung aus atemberaubend Schönem, kurios Fremdem, spannendem Erleben und kopfschüttelndem Gelächter, das Sie überall auf dieser so verrückten und großartigen Welt ernten können, wenn Sie nur Herz, Augen und Geist offenhalten. Und mit den Menschen sprechen.

Carsten Weidling on tour

Wir sollten nicht daran zweifeln, dass andere Länder und deren Menschen gastfreundlich, offen und herzlich sind. Angst blockiert das Hirn. Humorlosigkeit lähmt uns. Reisen, selbst sehen, selbst hören, selbst erleben, öffnet uns. Klug, informiert und vor allem mit Humor und Gelassenheit.

Also:

„Weniger sorgen,

mehr reisen!“

Ich bin für Sie schon mal vorgereist.

KEIN KHAKI SEIN!

Bevor Sie ins Flugzeug steigen und alles falsch machen, was deutsche Touristen falsch ma-chen können, nehmen Sie bitte Ihre albernen Khaki-Cargo-Shorts wieder aus dem Koffer! Sie wollen doch keiner von „denen“ sein! Ich nenne diese Leute „Khakis“. Khakis sind das, was bei Harry Potter die Muggel sind. Leute, die in unserem Fall die Magie des Reisens nicht kennen oder nicht verstehen. Diese Khakis tragen nicht nur gern Khaki-Cargo-Hosen, sondern gar passende Hüte und sogar Hemden und Blusen, die so viele Taschen haben, dass sie ihr eigenes Handgepäck sind. „Reise-Muggel“ sind weder Abenteurer noch Entdecker, auch wenn sie sich anziehen, als würden sie als Erst-expedition durch den Dschungel robben, um vermeintlichen Waldbewohnern das Recht auf Brückentage näher bringen zu wollen. Khakis haben die ganze Reise über Sorgen. Vor fremden Klos, unbekanntem Essen, jeder noch so absurden Gefahr eines anderen Landes und jeder möglichen Art von Betrug. Denen rufe ich tröstend zu: „Die Welt ist nicht böse!“

Doch die Khakis sind überall. Khakis haben Seifen und Kulis im Handgepäck, nur weil ihnen irgendwer erzählt hat, dass man sich gerade in abgelegenen Gebieten über kleine Gastgeschenke freut. Die geschlechtliche Differenzierung unter den Khakis ist schleichend. Doch besonders Khaki-Männchen denken, sie werden auf Reisen zu Alexander von Humboldt, Livingstone oder Columbus, obwohl sie daheim um Hilfe rufen, um eine Spinne in der Wanne tot zu duschen. Die Frauen der Art Khaki glauben, in ihnen steckt ein Hippiemädchen, aber ihre bleichen Füße sagen, dass sie ihr Leben doch nur dröge unter Neonröhren und nicht hüftschwingend am Strand verbringen.

Khakis halten fremde Länder für „Urlaubsländer“ und latschen selbst durch Millionenmetropolen mit Klamotten, als wäre alles in ihrem Urlaub automatisch Strandgebiet. Bewaffnet mit Multifunktionsrucksäcken, als würde die Wasserversorgung außerhalb des eigenen Heimatorts nie sicher sein. Khakis lassen am Flughafen ihre ranzigen Koffer in Schutzfolie einpacken, nur um sie dann am Kofferband noch schwerer von den anderen unterscheiden zu können. Khakis rechnen jede Restaurantquittung nach. Khakis wissen nichts über das Reiseland, aber alles über Reiserücktrittsversicherungen. Khakis fotografieren als Erstes bestehende Schäden im Hotelzimmer, um „sicherzugehen“. Khakis glauben, alle Fremden wollen sie nur betrügen und seien „nur hinter unserem Geld her“. Khakis halten alles außerhalb ihres Ortes für Wildnis und würden gern das Brotmesser als Notmachete mit ins Handgepäck nehmen. Kurz, Khakis haben von nichts eine Ahnung, wollen aber die Welt missionieren. Ach, und Khakis: Marco Polo hatte auch keine hellblaue Nackenrolle dabei. Also bitte!

Alle, die jetzt das Buch noch nicht mit den Worten „Was glaubt der Vogel denn, wer er ist?“ weggelegt haben, sind herzlich will-kommen, mit mir oder mir nach zu reisen. SIE SIND QUALIFIZIERT! Glückwunsch! Denn Sie wissen bereits, Reisen ist besser als auf Ihrem Balkon wegzudämmern und sich einzureden, dass das ja auch ganz interessant sei. – Ist es nämlich nicht! Selbst wenn er dieses Jahr so rebellisch blau statt wie sonst gelb bepflanzt sein mag. Ja, Sie wissen, dass wir alle über die Jahre zu empfänglich für Ängste und Sorgen geworden sind. Besonders dem Fremden, Ungewohnten gegenüber. Sie sorgen sich schlicht etwas weniger und wissen auch, dass fehlende Sprachkenntnisse nur selten Reisezweifel wert sind. Auch ich spreche die allerallerwenigsten Sprachen der Welt und komme durch. Ja, ich habe sogar erkannt, oft steigt die Lebensqualität, wenn man die Sprache um sich herum nicht versteht. Denken Sie mal im nächsten deutschen Bus darüber nach. Alles Unverständliche auf Reisen kann auch exotische Urlaubsuntermalung sein. Der gesprochene Soundtrack zur Tour.

Der Erholungsfaktor der Unverständlichkeit. Das ist der Punkt: Khakis haben Angst, wir Reisenden genießen den Unterschied. Wissen Sie, was noch hinzukommt? Man liebt uns Deutsche in der Welt. Für all die Klischees. Pünktlichkeit, Qualität, Zuverlässigkeit, Spießigkeit, manchmal für unsere Blässe, immer für unseren Fußball, unser Bier und unsere Autos. Aber nicht für unseren Geiz, Khaki-Cargo-Shorts und den ewigen Missionarsmodus.

In diesem Zusammenhang: Hallo Reisende aus Österreich und der Schweiz! Sie dürfen sich dem gern anschließen, denn in der Welt werden Sie ohnehin als „eine Art Deutsche“ wahrgenommen, sorry. Und mal ehrlich, ist es nicht viel leichter, immer zu nicken, wenn man Sie im Aus-land für einen Deutschen hält, als ständig zu erklären, dass Austria nicht Australien ist, und Switzerland nicht Schweden oder Swasiland?

Wem in meinen Büchern Beschreibungen von „unverzichtbaren Sehenswürdigkeiten“ und „total geheimen Geheimtipps“ fehlen, sollte sich von einem cleveren Freund oder einer schlauen Freundin in die Kunst des Googelns einweihen lassen. Denn alle Sehenswürdigkeiten wurden schon beschrieben und echte „Geheimtipps“ kennt naturgemäß ja eh keiner. Es sind die kleinen Geschichten, die einem ein ganzes Land erklären. Waren Sie schon immer! Dazu gibt es dann noch meine Sterne, die Ihnen zeigen, was Ihr persönlicher Weltenbummler unter anderem über Toleranz, Preise, Sicherheit und Klos in allen Ländern denkt.

Stand heute habe ich in 12 Jahren 114 Länder nahezu ohne Probleme bereist, weil ich meine eigenen „5 Weltreiseregeln“, immer befolgt habe:

1. Habe Respekt und keine Angst!

2. Sprich mit den Menschen!

3. Entdecke für dich Neues, doch tue nichts Dummes!

4. In Kunstmuseen, Kneipen, privaten Küchen, Rotlichtvierteln und Casinos lernt man am meisten über das Selbstverständnis eines Landes. Also geh da hin, aber nur, wenn du damit nicht gegen Regel 3 verstößt.

5. Belehre niemanden, höre zu, lerne und staune!

Plus Bonusregel: Habe Spaß, genieße das Fremde und lache viel, besonders zusammen mit den Einheimischen. Denn keine Sehenswürdigkeit auf all meinen Reisen war wunderbarer als das gemeinsame Lachen überall auf dieser Welt.

IN JEDEM LAND!

SIE REISEN NACH SÜDAFRIKA?

GLÜCKWUNSCH, EXZELLENTE ENTSCHEIDUNG!

WARUM SAFARIS COOL SIND

Wenn man sich unter jungen Menschen umhört, kommt das Wort „Safari“ gern wie auch „Kreuzfahrt“ und „Golf“ neben „Kukident“, „Erwachsenenwindeln“ und „Gehhilfe“ vor. Um es auf den Punkt zu bringen, die haben nun wirklich keine Ahnung. Nur weil man Safaris sehr oft geführt und in Gruppen mit bis dahin fremden Menschen unternimmt, hat es noch lange nichts von einer Kaffeefahrt. Wie übrigens auch die Kreuzfahrt nicht. Dass Safaris spannend und lehr-reich sind, leuchtet sicherlich auch jenen ein, die einen Safari-Bus unter rollende Altersheime subsumieren. Dass einem die Tiere, die man gerade besonders in Südafrika erleben kann, unvergessliche Erlebnisse bescheren, können sich diese ach so hippen und kürzlich der Pubertät entkommenen Zeitgenossen eventuell noch vorstellen, werden es aber noch lange Zeit nicht erleben. Doch dass Safaris cool sind, wird ihnen nicht beizubringen sein. Das ist gut, denn so bleiben sie zuhause und lassen uns eine wundervolle Zeit erleben.

Mehrstöckig in den Busch

Es ist schlicht beeindruckend, wenn man mit einem Jeep oder eben auch mit einem Kleinbus eine sehr sandige, staubige Stra-ße durch den Busch entlangfährt und immer mal stoppen muss, weil gerade Giraffen in ihrem unvergleichlichen Gang die Straße queren. Oder wenn man ehrfurchtsvoll stoppt, weil ein ausgewachsener Elefant in unserem kleinen Vehikel keinen adäquaten Grund sieht, sich irgendwie schneller zu bewegen. Wenn Zebraherden einen so nah an sich herankommen lassen, dass man sie fühlen, rie-chen und atmen kann; und, so erlaubt, auch füttern. Es ist mehr als cool, wenn man am Weges-rand und möglichst im Winter – also bei nicht ganz so üppiger Vegetation – sieht, wie eben ein Leopard einen Springbock erlegt hat, um ihn nun in den Büschen zu fressen, und uns so ganz nah an das wilde Leben herankommen lässt. Es ist – um bei diesem Wort zu bleiben – in Coolness-graden kaum noch zu beschreiben, wenn man nachts an einem beleuchteten Wasserloch beobachten darf, wie sich ein Nashorn einer kleinen Löwenmeute nähert und die beiden Männchen bedrohlich umeinander herschlei-chen und mit der Körpersprache zweier Schwergewichtsboxer ihr Revier behaupten wollen.

Keiner weiß, was wirklich cool ist, der nicht in Südafrika auf der Suche nach den sogenannten „Big Five“ war, die da Löwe, Elefant, Spitzmaulnashorn, Büffel und Leopard heißen. Er weiß nicht, wie unglaublich berührend es ist, wenn man sieht – nein, nicht sieht – wenn man erlebt, wie riesige Herden von Gnus, Zebras, Kudus, Geparden, Giraffen, Antilopen und immer wieder Springböcke dahinziehen. Wie sie sich auf der Suche nach Wasser und Futter stets begegnen. Mal in friedlicher Harmonie, mal in kämpferischer Absicht. Wer also will uns denn bitte sagen, was hier nicht „cool“ ist? Wirklich cool ist es, sich als Teil dieser Natur zu verstehen, zu begreifen, wo wir hier draußen plötzlich in der Nahrungskette stehen und dass wir die meiste Zeit nur geduldet sind. Und es wird umso cooler, wenn man weit weg von Gehegen ist, oder diese zumindest nicht mehr spürt. Wenn man die Drahtzäune und die Futterplätze entweder nicht mehr erahnt, oder vielleicht sogar in einer Region ist, in der es so etwas gar nicht gibt.

Und am coolsten ist es, sich selbst in dieser Umgebung zu erleben. Wenn man auf einmal seinem Reiseleiter erstaunt und begeistert zuhört, wenn er erzählt, dass es hier nicht nur circa 300 Säugetierarten und 100 Reptilienarten gibt, sondern auch über 500 Vogelarten. Und man so gefesselt versucht, mehr über den Nashornvogel und den Gelbschnabeltoko zu lernen, obwohl man daheim den Sperling nicht vom Sperber unterscheiden kann.

Es kann auch nicht zu kitschig sein, um cool zu sein, allabendlich an einem Lagerfeuer zu sitzen und frisches Fleisch von Tieren vom Grill zu essen, die man vor Tagen noch nicht mal buchstabieren konnte, und dabei in einen Sternenhimmel zu schauen, wie man ihn sich in Mitteleuropa kaum vorstellen kann.

Und ja, es ist cool, wenn man auch ein paar Nächte in Zelten auf – selbstverständlich (!) – geführten Touren irgendwo in der Wildnis verbringt, und die Nach-barn einen am nächsten Morgen ganz erstaunt fragen, ob man Elefanten und Leoparden heute

Nacht beim Lager gehört hätte. Und ja, das ist auch dann cool, wenn Sie zuhause bei jedem Pudel die Straßenseite wechseln. Denn das macht eine Safari mit uns, wenn man sich auf sie einlässt. Sie zeigt die Natur in Afrika und uns selbst.

Ich werde Ihnen viel über einige Länder Afrikas erzählen und auch, wie ich zu nah an wilden Tieren gewesen bin, besonders an weißen Löwen.

Also sind Safaris cool? Oh ja. Und wir genießen sie noch mehr, wenn all die „Khakis“ – jene Reise-Muggel, nicht mit auf Tour sind, unter denen in diesem Fall eben besonders viele der Generation Z und bald auch die dann sicher folgenden Generationen ß bis Umlaute sind.

Also psssst, wir wollen es doch nicht allen verraten, wie cool eine Safari wirklich ist! Und wie wundervoll das südliche Afrika!

MEINUNGEN UND VORURTEILE

Südafrika gehört zu meinen Top-Ländern auf dieser Welt. Wenn Sie es nicht weitersagen, verrate ich Ihnen gleich zu Beginn unseres Ausflugs ins südliche Afrika meine weltweiten Top-5-Länder: Japan, Thailand, Costa-Panama-Rica (ja, zusammen wären die beiden ideal), Argentinien und eben Südafrika! Und ich finde, es spricht schon mal sehr für Südafrika, mit den anderen Ländern in meinem bescheidenen Weltenbummler-Ranking ganz oben zu stehen. Und es spricht für Sie und mich, dass wir Südafrika bereisen, was ich bereits mehrfach tun durfte.

Und recht untypisch für meine Weltreisen, hatte ich mich einmal für ein paar Wochen aufgrund einer Safari einer Reisegruppe angeschlossen und ging nun als Reiseindividuum ein bisschen in einem internationalen Reise-pool auf. Sagen wir es so, Safari war für mich auch Urlaub vom Reisen. Denn es hat manchmal etwas sehr Beruhigendes, sich nicht jederzeit selbst um alles kümmern zu müssen. So war ich also nun seit Wochen, mehr oder weniger gut in die eher klassische touristische Welt assimiliert, unterwegs. Nach Sambia, Botswana und Namibia sollte Kapstadt das Ziel dieses multi-lingualen Haufens in C&A-Khaki-Hosen und Wanderausrüstungen für Mount-Everest-Südwand-Erklimmungen sein. Bevor ich mit meiner temporären Gruppe in Südafrika einritt, kramte ich noch mal in meinem durch Reiseerfahrungen immer mehr anschwellenden Hirn, was ich schon so alles über Südafrika wusste. Natürlich viel über die Apartheid und ihr tatsächliches (oder vermeintliches?) Ende, über Nelson Mandela und die Townships. Aber mehr noch habe ich in meinem grübelnden Hirn Fangesänge aus den heimischen Kurven gehört. Südafrika, und da besonders Kapstadt, haben in meinem Freundeskreis besonders viele Fans. Ich habe daheim Freunde, die regelmäßig herkommen, hier in Südafrika wiederum Freunde gefunden haben und nun sogar mit dem Gedanken spielen, hier zu bleiben. Das muss noch nichts heißen, hatte ich ja auch unter meinen Freunden ausgemachte Fans von Jordanien und Brunei, sowie Hasser von Japan, und bin dann aus diesen Ländern mit einer gänzlich anderen Meinung wieder abgereist. Und auch wenn meine Südafrikaerfahrung nicht zu einem demo-kratischen Reisevolksentscheid werden sollte, fand ich es schon spannend, dass ausgerechnet Südafrika so viele Fans in Deutschland hat.

Da ich nun schon seit gut drei Wochen zwischen anderen Reisenden meiner Urlaub-vom-Reisen-Safari klemmte, wollte ich diesen Umstand nutzen und habe im wackligen Bus auf den staubigen Straßen von Namibia nach Südafrika eine kleine Umfrage unter den Mitwippenden gestartet.

Ja, da ging mir echt das Herz auf

Die Frage war: „Was ist wohl großartig und was schlecht an Südafrika?“ Unseren Tour-Guide mit dem absolut afrikanisch klingenden Namen Rudolf Brandenhorst und unseren Fahrer Sam brauchte ich gar nicht zu fragen, da sie beide gebürtige Südafrikaner sind und uns nun schon seit fast drei Wochen etwas über die Heimat vorschwärmten, während wir andere großartige afrikanische Länder besuchten, welche die beiden irgendwie nur als Vorspiel auf das wirklich wahre Südafrika gelten ließen.

Ein Engländer um die 55 sagte: „Ich finde es gut, dass die Apartheid überwunden ist, und schlecht, dass es ein armes Land ist.“

Na gut, er wollte wohl nicht auf-fallen mit seiner Meinung und rezitierte daher Zeitungsallgemeinwissen. Die junge Amerikanerin mit koreanischen Wurzeln meinte: „Ich finde die Menschen schön, das Land aber ist zu gefährlich.“

Mag sein, war jetzt aber von der Recherchetiefe noch ausbaubar. Das frisch vermählte französische Paar, das zum Honeymoon hier war, antwortete sowieso immer das Gleiche, und so lautete ihre Antwort im Duett: „Die Landschaft ist ein Traum – Revêr –, aber es ist für Weiße gefährlich – dangereux.“

Mir wurde bewusst, dass ich so wohl nicht weiterkommen würde. Denn so drehten sich auch die positiven Antworten der kleinen Fokusgruppe um Landschaft, Nationalparks, Safari, Tafelberg, Essen, Musik, Gastfreundschaft, Tiere, Strände, Wetter, Wein, nur eine Stunde Zeitunterschied zu Deutschland und preiswerte Lebenshaltungskosten. Und die negativen Antworten meiner „Forschungsgruppe Reisebus“ um Gefahr, Gefahr, Gefahr, möglichen Durchfall, Townships, Apartheid, Gefahr und … ähhh … Gefahr.

Das hat mir nur insoweit geholfen, als dass ich nun noch mal genau umreißen konnte, was in den Köpfen vorgeht und worauf ich zu achten hätte, sobald wir nun Südafrika erreichen würden. Doch ich gebe zu, ich war etwas enttäuscht von meiner kleinen Umfrage, da die positiven Antworten wohl alle aus der gleichen quietschbunten Reiseverkaufsbroschüre stammten, und so wahr wie belanglos waren. Auch im klaren Bewusstsein darüber, dass ich eben keine 20-jährige, allein reisende Frau bin, darf ich freudig vermelden, dass ich trotz der negativen Meinungen zur Sicherheitslage in Südafrika nach all meinen Besuchen in Südafrika insofern widersprechen darf, als dass mir nie auch nur das Geringste geschehen ist. Doch es gab auch keine Sekunde, an der ich Regel 3 – Entdecke für dich Neues, doch tue nichts Dummes! – vergessen hätte!

Als ich zwei Wochen später Südafrika mal wieder verlassen sollte, wusste ich zwei Dinge:

1. Ich verstand die positiven Erwartungen und auch die Sorgen meiner kleinen Fokusgruppe. Wobei ich Erstere ständig erlebte, und Zweitere nur als mulmiges Gefühl ohne Konsequenzen vorkamen.

2. Sie haben alle einen sehr, sehr wichtigen südafrikanischen Punkt vergessen: GENUSS!

DIE LÖSUNG ALLER REISEFRAGEN

Als hätte diese Welt nicht genügend Religionen, die sich gern mal über den einzig wahren Gott streiten wollen, müssen Reisende nun auch noch ihre eigenen Reiseweltanschauungen miteinander vergleichen und werden teils zu wahren Eiferern.

Allen voran natürlich, der ewige Streit zwischen Pauschaltourismus und Individualtourismus. Ein Kampf, der nicht zu gewinnen ist, und spätestens dann, wenn der stolz blickende Individualtourist besagten vermeintlich lemming-gleichen Pauschaltouristen auf der total individuellen Tour zum dritten Mal über den Weg läuft, auch Geschichte sein sollte. Dann hätten wir da noch die semireligiösen Auseinandersetzungen zwischen Alleinreisenden und Familienreisen.

Ausnahmsweise mal brav eingereiht

Achten Sie mal lieber auf den Elefanten da hinten!

Wenn Sie meine Meinung hören wollen: Nur alleine reisen ist wahres Reisen, da man so immer gezwungen ist, Menschen kennenzulernen und nicht den halben Tag mit „Schatz, was ma-chen wir morgen?“-Gesprächen verbringt.

Eine ernsthaftere Prüfung ist da schon der Kampf zwischen denen, die jedes Jahr einen anderen Ort entdecken wollen und jenen, denen es gefällt, im Urlaub jedes Mal das Gleiche zu tun, wie im Urlaub zuvor. Und zuvor! Und vor 17 Jahren! „Ja, da weiß ich, wo ich die besten Brötchen bekomme.“

Das Schöne an dieser Auseinandersetzung ist, dass sich die Kämpfer immer nur kurz begegnen. Nämlich dann, wenn die gefühlten Weltreisenden die quasi „Dauercampenden“ in deren geliebtem Urlaubsumfeld treffen, um sich von den Kennern der Region wichtige Tipps abzuholen.

Wie eben zum Beispiel, wo man hier die besten Brötchen bekommt. Wenn sie sich dann wieder trennen, lächeln alle nett und denken voneinander: „Diese armen Tölpel!“ Die einen verstehen nicht, warum es sich die Reisenden auf ewiger Entdeckungstour nicht einfach mal gemütlich machen können, anstatt durch die Gegend zu hetzen, wie ja schon im Arbeitsleben. Und die anderen verstehen nicht, wie und warum die Leutchen, die „eh nur rumhocken“, eine Spießerbude gegen eine andere austauschen konnten und wollten. Doch dann verlieren sie sich naturbedingt aus den Augen und der Kampf ist vorbei.

Beinahe ähnlich fanatische Züge können die Kämpfe zwischen den „Meer-Guckern“ und den „Hügel-Kraxlern“ annehmen. Die einen wollen im Urlaub unbedingt an Meer und Strand. Die anderen müssen möglichst hohe Steine im Blick haben. Quasi flach gegen hochkant! Diese Urlaubsevangelisten sind nicht ganz so unverständig zueinander wie eben die „Stubenhocker“ und die „Getriebenen“, respektieren sie doch, dass auch der andere die Natur erleben will.

Und jetzt eben kommt Kapstadt ins Spiel. Hier können Sie beides haben. Meer und Berge. Und nicht nur das, dazwischen liegt auch noch eine aufregende Stadt. Und das ist wirklich selten. Für meinen Geschmack – und ja, ich provoziere den Widerspruch – schafft das außer Kapstadt nur noch Sydney in Australien.

Kapstadt scheint also so etwas wie ein ökumenischer Urlaubsort zu sein. Für die Meeresund Strandfans, für die Liebhaber spannender und dann auch noch zu bewältigender Berge, und überdies auch noch für die Freunde einer aufregenden Stadt, in der es viel zu entdecken gibt.

Oder anders: Ausgerechnet das so gebeutelte Kapstadt kann Reisestreitfragen lösen. Glückwunsch!

EIN IRGENDWIE BEFREIENDER WITZ

Regel Nummer eins bei Scherzen und Witzchen über Hautfarben ist: Klappe halten! Ich denke, das ist uns allen klar. Um so überraschender, ja, irgendwie wohltuend und beruhigend ist es, zu sehen, wenn sie BIPoC („Black, Indigenous, People Of Colour”) selbst reißen. Rassismus ist in Afrika keine theoretische oder auch nur geschichtliche Floskel, es ist ein noch immer gelebter Bestandteil dieses Kontinents. Man selbst sollte sich, wie sonst auch, mit jeder Art auch nur im Ansatz problematisch klingenden Bemerkung zurückhalten, auch wenn einem der vermeintlich „lockere“ Umgang der Anwohner etwas anderes suggeriert. Andererseits reist man als Deutscher ohnehin nicht ohne geschichtlichen Ballast durch die Welt, und wirkt oft politisch überkorrekt und humor-frei. Ja, wir Deutschen verbreiten schon mit Freude unsere eigenen Klischees über uns in die Welt. Mitten in Johannesburg, in einer der dunkelsten Gegenden der Stadt, saß ich in einem Café mit einem südafrikanischen Freund zusammen und wir sprachen unter anderem auch über dieses so heikle Thema. Er schmunzelte und sagte auf Englisch sehr entspannt zu mir: „Erstens, halte dich zurück, weißer Mann. Zwei-tens, verkrampfe aber nicht. Und drittens, hör zu, was Schwarze und Farbige selbst dazu sagen.“

Und dann erzählte er mir einen Witz, den ich Ihnen zu gern weitergebe. Denn er erzählte ihn lachend, selbstironisch, stolz und sehr entspannt. Was nicht heißt, dass ich oder Sie diesen Witz erzählen sollten.

Und da Sie ja ohnehin nach Afrika reisen und zuvor noch ein bisschen Englisch üben wollen, gibt es den Gag erst auf Englisch und dann auf Deutsch.

Sagt ein farbiger Mann zu einem weißen Mann:

„Dear white Fella. Firstly, when I’m born, I’m black! When I grow up, I’m black. When I get sick, I’m black. When I go out into the sun, I’m black. When I’m cold, I’m black. When I get scared, I’m black. And when I die, I’m still black.

But you white fella, When you born, you are pink. When you grow up, you are white. When you get sick, you are green. When you go out into the sun, you are red. When you get scared, you are yellow. And when you die, you are purple. And you got the cheek to call me coloured!!!”

Ganz ehrlich, gelernt vorsichtig fragte ich mich zunächst, ob ich den Witz komisch finden durfte. Entschied mich für ja und lachte laut auf. Ich meine, ER hatte ihn mir erzählt. Denn er darf das. Und er fand ihn komisch und lachte noch viel lauter als ich.

Und auf Deutsch?

Sagt der farbige Mann: „Mein lieber weißer Freund. Zunächst einmal, als ich geboren wurde, war ich schwarz. Als ich aufwuchs, war ich schwarz. Wenn ich krank werde, bin ich schwarz. Wenn ich in die Sonne gehe, bin ich schwarz. Wenn mir kalt ist, bin ich schwarz. Wenn ich Angst habe, bin ich schwarz. Und wenn ich strebe, bin ich immer noch schwarz.

Aber du, mein lieber weißer Freund. Als du geboren wurdest, warst du rosa. Als du aufwuchst, wurdest du weiß. Wenn du krank wirst, wirst du grün. Wenn du in die Sonne gehst, wirst du rot. Wenn du frierst, wirst du blau. Wenn du Angst hast, wirst du gelb. Und wenn du stirbst, wirst du lila. Und du hast die Frechheit mich ‚farbig‘ zu nennen?“

Mir hat diese kleine Episode mein Reisen in Afrika erleichtert. Aber sie hat mich dennoch nie Regel Nummer eins zu diesem Thema vergessen lassen. Die da lautet: Im Zweifel Klappe halten!

KAPSTADT UND DER KLEINE RASSISMUS

Kapstadt selbst wirkte die ganze Zeit wie eine nette, kleine, und in mancher Hinsicht weiße Stadt. Wenn man durch Kapstadt läuft, hat man nicht eine Sekunde das Gefühl, es könnte gefährlich werden. Kapstadt sieht nicht nach den teils bedrohlichen wirkenden Favelas von Rio de Janeiro aus. Es hat auch nichts von der gefährlichen Anmutung von Caracas oder Bogota. Man hat nicht den Eindruck – wie leider in anderen Teilen Afrikas – immer auf eventuelle Verfolger und Bedrohungen achten zu müssen.

Kapstadt wirkt trotz seiner Grö-ße und seinen gut 430.000 Einwohnern kleinstädtisch, sauber und weiß. Und nicht nur weiß, weil tatsächlich alles wie mit Persil gewaschen aussieht, sondern weil Kapstadt auch eine weiße Stadt ist, was die Menschen betrifft.

Und das ist mehr als nur kurios. Denn obwohl BIPoC 80 Prozent der Einwohnerzahl stellen, sind sie an den Touristenplätzen äu-ßerst unterrepräsentiert. Noch heute leben kaum mehr als sieben Prozent der Bevölkerung im „falschen Stadtteil“. Also in einem Stadtteil, der bis zum offiziellen Ende der Apartheid nicht für sie vorgesehen war.

Oder anders, die meisten bleiben in ihren angestammten Gebieten. Und so hat Kapstadt für mich immer auch etwas Trügerisches. Noch nicht Ausgegorenes. Nicht Fertiges. Nicht Durchwachsenes. Kapstadt wirkt schlicht clean und irgendwie niedlich, aber die Gefühle täuschen teils. Denn natürlich ist einem die ganze Zeit über klar, dass es sich um eine sehr gefährliche Stadt handelt, und dass selbst die größten Fans in Kapstadt schon mal eine negative Erfahrung hatten.

Also was nun? Ist es sicher oder nicht?

Verglichen mit Deutschland? Oder mit meinem Kiez, Problem-gebieten, Afrika?

Ich war oft hier, mir ist nicht das Geringste passiert, ich – als kräf-tiger Mann – hatte immer ein sicheres Gefühl. Und immer ein mulmiges Gefühl mit stetigem Schulterblick. Bitte was? Nun ja, unausgegoren halt. Letztlich war mein Problem mit Kapstadt bis zum Schluss, dass jeder und jede zu wissen scheint, wohin man zu gehen hat und wohin man gehört. Und so sitzt man abends in Camps Bay und Clifton, genießt den Sonnenuntergang, das Meer, die Drinks und das ausschließlich weiße Umfeld. Oder man verbringt die Nächte auf der Long Street und genießt die Musik und das Essen und die Weißen überall. Schwarze trifft man hier als Servicekraft, Prostituierte und als anderes Personal. Ist die Apartheid vorbei oder nicht? Offiziell schon, aber sie steckt so tief in den Köpfen, dass sie da schwer herauszubekommen ist. So habe ich alte weiße Damen gesehen, die immer noch nicht mit Schwarzen sprechen. Und oft hat das „Sir“, mit dem man üblicherweise angesprochen wird, noch einen unangenehmen Unterton.