Frag den Weltenbummler! Türkei, Bulgarien, Rumänien, Serbien, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro plus Albanien - Carsten Weidling - E-Book

Frag den Weltenbummler! Türkei, Bulgarien, Rumänien, Serbien, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro plus Albanien E-Book

Carsten Weidling

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Beschreibung

Sie kennen die Region? Nun, wer anders hinschaut, erlebt auch anders. Wie in Montenegro die Yacht „Bin baden“, den Denkmalwahn von Skopje, DEN Blickwinkel für gleich alle Sehenswürdigkeiten von Tirana, und Bruce Lee in Mostar. Den kroatischen Drang mehr Italiener als Ex-Jugoslawe zu sein, die Bulgarinnen als charmanteste Europäerinnen, die tolle Vielfalt der Türkei, stetige Wunden eines sinnlosen Krieges, die Langeweile von Ljubljana, die Strandungerechtigkeit von Serbien, das Sommersardinengefühl von Dubrovnik und „Ohr-Urlaub“ in Constanta. Zudem besuchte der Weltenbummler endlich auch mal jene „Khakis“, die sich so langsam ins All-inclusive-Bändchen futtern. Und guck, er hatte Spaß dabei! Spätestens als es in der Sauna einer Touristenburg unter Reisenden aus ganz Osteuropa ein Wettsingen ihrer Nationalhymnen gab, das freilich eine nackte Russin gewann und bei dem er Letzter wurde. Brüller!

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Bei jeder Online-Lesung gibt es für Sie ein E-Book Ihrer Wahl gratis dazu. Und ein Teil des Honorars geht als Spende an:

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1. Auflage

© 2023 mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)

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Alle Rechte vorbehalten.

Gesamtherstellung: Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)

ISBN 978-3-96311-801-2 (ebook)

Printed in the EU

INHALT

Carsten, der Appetithäppchentyp

Kein Khaki sein!

Bitte keine Haue!

Sie reisen in die Türkei? Glückwunsch, gute Entscheidung!

Beinahe fast

Zu viel

Mittel gegen das Prager Modell

Hotelversionen

Umschwirrt in Istanbul

Dilek

Nachts in Istanbul

Kleiner Hin-und-her-Führer

Urlaub in Urlaubshausen

Trauen Sie sich Sprachen!

Trimm dich

Los, gucken gehen!

Strände? – Na ja

Wetter überschätzt

Auf einem Auge blind?

Die Türkei in vier Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Weckruf

Mini-Anekdote 2: Schiffsromantik

Mini-Anekdote 3: Auf ein Pfeifchen

Mini-Anekdote 4: Türkisches Bad

Mein leckeres Side

Persönliches Türkei-Fazit

Weltenbummlersterne • Klos & Co.

Sie reisen nach Bulgarien? Glückwunsch, gute Entscheidung!

Der Balkan als Einstiegsdroge

Warum ich Sofia mag

Wintergrund

Sprachstafette

Schauen und Lernen in drei Akten

Schauen und Lernen 1: Klassiker

Schauen und Lernen 2: Weltkultur

Schauen und Lernen 3: Monströses

Wie tief darf’s denn sein?

Welcher Strand darf’s denn sein?

Plötzlich Vegas

Bulgarien in drei Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Der kleine Bulgare

Mini-Anekdote 2: Überraschungsrisiko

Mini-Anekdote 3: Ich als UNO

Nun kocht sie auch noch

Träume überdenken

Das „Das-geht-Sie-gar-nichts-an“-PS

Weltenbummlersterne • Geld & Co.

Sie reisen nach Rumänien? Glückwunsch, gute Entscheidung!

Bustour

Weltweite Duftbäume

Octav, Bukarest und ich

Bitte Wetter!

Ja, in Rumänien isst man auch

Abend

Was wissen Verwandte schon?!

Wie geht’s nach Constanta?

Ohr-Urlaub

Ich versuche mal Constanta-Tipps

Sprachfragen

Rumänien in fünf Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Wuw!

Mini-Anekdote 2: Image

Mini-Anekdote 3: Kindheitsziele

Mini-Anekdote 4: Softeistraum

Mini-Anekdote 5: Mehr Alkohol, bitte

Jetzt muss es nur noch spuken

Sie bereisen den Balkan? Glückwunsch, gute Entscheidung!

Was alles einst Jugoslawien war

Der Bus als Segen

Neues, altes Land #Nordmazedonien

Stolz sein in Nordmazedonien

Also nun Skopje #Nordmazedonien

Brust raus, Albanien!

Ein Foto reicht #Albanien

Alles falsch gemacht in Albanien?

Geheimtipp Montenegro?

Montenegro in vier Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Cooler Name

Mini-Anekdote 2: Raus hier!

Mini-Anekdote 3: Keine 40 mehr

Mini-Anekdote 4: Land ohne Geld

Für’n Kaffee in den Kosovo

Schlafen im Kitsch #Kosovo

Eine bemühte Stadtbesichtigung #Kosovo

Niš’ Schönheiten #Serbien

Belgrad oder auch nicht #Serbien

UN-Beschwerde! #Bosnien-Herzegowina

Mostar gucken #Bosnien-Herzegowina

Weltenbummlersterne • Wichtig & Co.

Serpentinen voraus #Kroatien

Überlebenskampf #Kroatien

Fehler machen #Kroatien

Tourist sein #Kroatien

Ausschlafen in Kroatien

8 Wochen #Kroatien

Die verschlafene Hauptstadt #Kroatien

Ausflug nach Ljubljana #Slowenien

Strandversionen #Kroatien

Charmant, charmant, Kroatien

Kroatien in drei Mini-Anekdoten

Mini-Anekdote 1: Rot-weiße Schachbretter

Mini-Anekdote 2: Diese Vergleiche!

Mini-Anekdote 3: Sprachen raten

Inselhopping #Kroatien

Balkanfazit: Weil Lamia recht hat

Und nun vergessen Sie alles wieder …

„Weniger sorgen, mehr reisen!“ – Mein ewiger Appell

Weltenbummlersterne • Weltwertung

Und ganz zum Schluss: Meine gänzlich persönliche Weltwertung

Reisen und Gutes tun

CARSTEN, DER APPETITHÄPPCHENTYP

Hallo, wenn Sie mögen, bin ich Ihre Reisevorhut. Ihr Ein-Mann-Spähtrupp.

Ich bin seit vielen Jahren unterwegs, weil ich ganz entspannt lächelnd unseren wundervoll bunten Planeten kennenlernen und ein bisschen an der Weltoberfläche kratzen will. Mehr nicht! Ganz ehrlich, ich habe noch nie ein Land verlassen und gesagt: „Jetzt kenne ich das Land, nun weiß ich Bescheid und kann andere aufklären.“ Wer Ihnen so etwas verspricht, träumt. Ich versuche nicht, Ihr Reiseführer zu sein, sondern eher der, der Sie mit einem neuen Land verkuppelt. „Hey, Land, neue Reisende. Hey, Reisende, ein neues Land. Umarmt euch, lernt euch kennen!“ Ja, alles was ich Ihnen nach gut 12 Jahren Reisen in aktuell fast 120 Ländern und nach meinen Leben in einigen davon bieten kann, ist meine humorvolle, gelassene und überaus glückliche Sicht auf die von mir bereisten Länder. Sehr nah, sehr persönlich, sehr ehrlich. Ich bin Ihr Appetithäppchentyp, der Ihnen Lust auf den eigenen Reisehauptgang machen möchte, Sie für neue Reisen ohne unangemessene Sorgen motivieren will. Und kann.

Es ist paradox. Die Deutschen, Schweizer und Österreicher reisen extrem viel, und haben dennoch ständig wachsende Reisesorgen und Reisezweifel. Schon lange vor Corona und jetzt noch mehr. Mir ist auf der ganzen Welt nicht das kleinste Unheil geschehen. Selbst in Gegenden nicht, die Sie wahrscheinlich eher aus den Nachrichten als aus Reisekatalogen kennen. Und ich werde Ihnen sagen, wieso. In hunderten kleinen, wahren Geschichten meiner Buchreihe. Also Lust machen und Sorgen nehmen aus erster Weltenbummlerhand! Sich nicht zu wichtig und ernst zu nehmen, offen zu bleiben, ist der Schlüssel.

Was man als konsequenter Weltenbummler halt so für Tattoos hat

Reisen heißt eben nicht Sorgen, Sehenswürdigkeiten und Reiserücktrittsversicherungen. Reisen bedeutet hinzuschauen, hinzufassen, hinzuriechen, hinzuschmecken und das Neue und Spannende einzuatmen. Zu entdecken, wie wundervoll diese Länder und ihre Menschen sind. Und wie nah. Der Reiz des neuen Landes ist diese Mischung aus atemberaubend Schönem, kurios Fremdem, spannendem Erleben und kopfschüttelndem Gelächter, das Sie überall auf dieser so verrückten und großartigen Welt ernten können, wenn Sie nur Herz, Augen und Geist offenhalten. Und mit den Menschen sprechen.

Carsten Weidling on tour

Wir sollten nicht daran zweifeln, dass andere Länder und deren Menschen gastfreundlich, offen und herzlich sind. Angst blockiert das Hirn. Humorlosigkeit lähmt uns. Reisen, selbst sehen, selbst hören, selbst erleben, öffnet uns. Klug, informiert und vor allem mit Humor und Gelassenheit.

Also:

„Weniger sorgen, mehr reisen!“

Ich bin für Sie schon mal vorgereist.

KEIN KHAKI SEIN!

Bevor Sie ins Flugzeug steigen und alles falsch machen, was deutsche Touristen falsch machen können, nehmen Sie bitte Ihre albernen Khaki-Cargo-Shorts wieder aus dem Koffer! Sie wollen doch keiner von „denen“ sein! Ich nenne diese Leute „Khakis“. Khakis sind das, was bei Harry Potter die Muggel sind. Leute, die in unserem Fall die Magie des Reisens nicht kennen oder nicht verstehen. Diese Khakis tragen nicht nur gern Khaki-Cargo-Hosen, sondern gar passende Hüte und sogar Hemden und Blusen, die so viele Taschen haben, dass sie ihr eigenes Handgepäck sind. „Reise-Muggel“ sind weder Abenteurer noch Entdecker, auch wenn sie sich anziehen, als würden sie als Erst-expedition durch den Dschungel robben, um vermeintlichen Waldbewohnern das Recht auf Brückentage näher bringen zu wollen. Khakis haben die ganze Reise über Sorgen. Vor fremden Klos, unbekanntem Essen, jeder noch so absurden Gefahr eines anderen Landes und jeder möglichen Art von Betrug. Denen rufe ich tröstend zu: „Die Welt ist nicht böse!“

Doch die Khakis sind überall. Khakis haben Seifen und Kulis im Handgepäck, nur weil ihnen irgendwer erzählt hat, dass man sich gerade in abgelegenen Gebieten über kleine Gastgeschenke freut. Die geschlechtliche Differenzierung unter den Khakis ist schleichend. Doch besonders Khaki-Männchen denken, sie werden auf Reisen zu Alexander von Humboldt, Livingstone oder Columbus, obwohl sie daheim um Hilfe rufen, um eine Spinne in der Wanne tot zu duschen. Die Frauen der Art Khaki glauben, in ihnen steckt ein Hippiemädchen, aber ihre bleichen Füße sagen, dass sie ihr Leben doch nur dröge unter Neonröhren und nicht hüftschwingend am Strand verbringen.

Khakis halten fremde Länder für „Urlaubsländer“ und latschen selbst durch Millionenmetropolen mit Klamotten, als wäre alles in ihrem Urlaub automatisch Strandgebiet. Bewaffnet mit Multifunktionsrucksäcken, als würde die Wasserversorgung außerhalb des eigenen Heimatorts nie sicher sein. Khakis lassen am Flughafen ihre ranzigen Koffer in Schutzfolie einpacken, nur um sie dann am Kofferband noch schwerer von den anderen unterscheiden zu können. Khakis rechnen jede Restaurantquittung nach. Khakis wissen nichts über das Reiseland, aber alles über Reiserücktrittsversicherungen. Khakis fotografieren als Erstes bestehende Schäden im Hotelzimmer, um „sicherzugehen“. Khakis glauben, alle Fremden wollen sie nur betrügen und seien „nur hinter unserem Geld her“. Khakis halten alles außerhalb ihres Ortes für Wildnis und würden gern das Brotmesser als Notmachete mit ins Handgepäck nehmen. Kurz, Khakis haben von nichts eine Ahnung, wollen aber die Welt missionieren. Ach, und Khakis: Marco Polo hatte auch keine hellblaue Nackenrolle dabei. Also bitte!

Alle, die jetzt das Buch noch nicht mit den Worten „Was glaubt der Vogel denn, wer er ist?“ weggelegt haben, sind herzlich willkommen, mit mir oder mir nach zu reisen. SIE SIND QUALIFIZIERT! Glückwunsch! Denn Sie wissen bereits, Reisen ist besser als auf Ihrem Balkon wegzudämmern und sich einzureden, dass das ja auch ganz interessant sei. – Ist es nämlich nicht! Selbst wenn er dieses Jahr so rebellisch blau statt wie sonst gelb bepflanzt sein mag. Ja, Sie wissen, dass wir alle über die Jahre zu empfänglich für Ängste und Sorgen geworden sind. Besonders dem Fremden, Ungewohnten gegenüber. Sie sorgen sich schlicht etwas weniger und wissen auch, dass fehlende Sprachkenntnisse nur selten Reisezweifel wert sind. Auch ich spreche die allerallerwenigsten Sprachen der Welt und komme durch. Ja, ich habe sogar erkannt, oft steigt die Lebensqualität, wenn man die Sprache um sich herum nicht versteht. Denken Sie mal im nächsten deutschen Bus darüber nach. Alles Unverständliche auf Reisen kann auch exotische Urlaubsuntermalung sein. Der gesprochene Soundtrack zur Tour. Der Erholungsfaktor der Unverständlichkeit. Das ist der Punkt: Khakis haben Angst, wir Reisenden genießen den Unterschied. Wissen Sie, was noch hinzukommt? Man liebt uns Deutsche in der Welt. Für all die Klischees. Pünktlichkeit, Qualität, Zuverlässigkeit, Spießigkeit, manchmal für unsere Blässe, immer für unseren Fußball, unser Bier und unsere Autos. Aber nicht für unseren Geiz, Khaki-Cargo-Shorts und den ewigen Missionarsmodus.

In diesem Zusammenhang: Hallo, Reisende aus Österreich und der Schweiz! Sie dürfen sich dem gern anschließen, denn in der Welt werden Sie ohnehin als „eine Art Deutsche“ wahrgenommen, sorry. Und mal ehrlich, ist es nicht viel leichter, immer zu nicken, wenn man Sie im Ausland für einen Deutschen hält, als ständig zu erklären, dass Austria nicht Australien ist, und Switzerland nicht Schweden oder Swasiland?

Wem in meinen Büchern Beschreibungen von „unverzichtbaren Sehenswürdigkeiten“ und „total geheimen Geheimtipps“ fehlen, sollte sich von einem cleveren Freund oder einer schlauen Freundin in die Kunst des Googelns einweihen lassen. Denn alle Sehenswürdigkeiten wurden schon beschrieben und echte „Geheimtipps“ kennt naturgemäß ja eh keiner. Es sind die kleinen Geschichten, die einem ein ganzes Land erklären. Waren Sie schon immer! Dazu gibt es dann noch meine Sterne, die Ihnen zeigen, was Ihr persönlicher Weltenbummler unter anderem über Toleranz, Preise, Sicherheit und Klos in allen Ländern denkt. Stand heute habe ich in 12 Jahren 114 Länder nahezu ohne Probleme bereist, weil ich meine eigenen „5 Weltreiseregeln“, immer befolgt habe:

Habe Respekt und keine Angst!Sprich mit den Menschen!Entdecke für dich Neues, doch tue nichts Dummes!In Kunstmuseen, Kneipen, privaten Küchen, Rotlichtvierteln und Casinos lernt man am meisten über das Selbstverständnis eines Landes. Also geh da hin, aber nur, wenn du damit nicht gegen Regel 3 verstößt.Belehre niemanden, höre zu, lerne und staune!

Plus Bonusregel: Habe Spaß, genieße das Fremde und lache viel, besonders zusammen mit den Einheimischen. Denn keine Sehenswürdigkeit auf all meinen Reisen war wunderbarer als das gemeinsame Lachen überall auf dieser Welt.

IN JEDEM LAND!

BITTE KEINE HAUE!

Ein wilder Ländermix, ich weiß. Ich weiß auch, beinahe jedes der hier vorkommenden Länder hat so große Fans, dass es geradezu eine Frechheit von mir ist, die alle in nur einem Büchlein zu verwurschteln. Andererseits haben manche Reisende und Reisezweifler Sorgen, in eines dieser Länder zu kommen. Wenn Sie mich fragen, sind diese Sorgen beinahe – na fast immer-eigentlich-grundsätzlich – unnötig. So habe ich meine liebsten Reiseerlebnisse und durchaus auch ein paar wichtige Hinweise und Tipps auch zu diesen Ländern zusammengetragen, so wie ich in anderen Büchern Afrika, Südamerika, Asien und weitere wundervolle Ecken unserer Welt beschreibe. Ich hatte sehr witzige und sehr berührende Momente in allen diesen Ländern und ich kann Reisen in alle diese Länder sehr empfehlen. Wenn es die Nachrichtenlage einem sagt, sollte man zwar noch mal möglichst nah am Abreisedatum beim Auswärtigen Amt vorbeischauen, aber grundsätzlich bin ich in diese Länder immer sorgenfrei gereist.

Und ich habe diese Länder auch deswegen so zusammengefasst, weil sie füreinander gute Alternativen sind. Wenn es wirklich zu brenzlig in der Türkei werden sollte – warum nicht nach Rumänien oder Bulgarien fahren? Wenn Sie glauben, Kroatien könnte in Ihrer Urlaubsplanung noch mal ein paar Jahre aussetzen – Montenegro ist auch interessant. Es ist auch ein spannender und sehr schöner Mix mit der traumhaften Türkei, dem immer wieder überraschenden Bulgarien und Rumänien, den beiden Top-Urlaubsländern Kroatien und Montenegro und den anderen so unterschiedlichen, und doch so gleichen Ländern auf dem Balkan.

So bitte ich Sie, mit mir unvoreingenommen und locker durch diese tatsächlich etwas unorthodoxe Reihung von Ländern zu reisen. Ich bin auch sehr sicher, vieles was ich in einem dieser Länder erlebt habe, kann Ihnen in einem anderen Land dieses Buches geschehen.

Auf!

SIE REISEN IN DIE TÜRKEI?

GLÜCKWUNSCH, GUTE ENTSCHEIDUNG!

BEINAHE FAST

Auf meine Frage an eine junge Türkin, wie sie sich denn fühlte, europäisch, asiatisch oder gar arabisch, antwortete mir Aisha wie aus der türkischen Pistole geschossen: „Europäisch!“

Und tatsächlich, auch wenn das Land auf der Grenze zwischen Asien und Europa liegt, 99 Prozent der Bevölkerung muslimisch sind und kulturell unter anderem auch arabisch geprägt ist, wirkt das Land oft sehr europäisch. Es ist nun die Binsenweisheit überhaupt, dass jeder Vergleich hinkt, doch versuchen wir es mal. Vergleiche ich die Türkei mit allen asiatischen, auch vorderasiatischen Ländern, die ich besuchte und in denen ich auch teils länger lebte, schließt sich alles Asiatische besonders in Städten wie Istanbul, Antalya, Alanya und vielen anderen ziemlich aus. Ich habe auch von Kuwait bis Bahrain viele arabische Länder besucht, und kann wenig feststellen, was mich in der Türkei an das tatsächliche Leben in diesen Ländern erinnert. Von muslimischen Ländern Nordafrikas wie Ägypten, Marokko oder Tunesien mal ganz zu schweigen. Die Türkei ist das muslimischste Land Europas. EU hin oder her und unabhängig von der Frage, ob die politische Türkei in die EU irgendwann gehören wird oder nicht. Doch was heißt das für Reisende?

Zunächst einmal, dass wir alle die Türkei sehr leicht und bequem bereisen können. Wir benötigen für bis zu 90 Tage Aufenthalt kein Visum und können sogar ohne Reisepass, also auch nur mit dem Personalausweis einreisen. Es gehen gefühlt ununterbrochen meist sehr günstige Flüge in die Türkei und es gibt beinahe überall für jede Reisekasse passende und oft sehr günstige Hotels. Und das Wichtigste: Man erwartet uns, ist an unsere Schrullen und Macken gewöhnt und bereit, uns ein tolles Reisevergnügen zu bereiten. Selbstverständlich wird von uns erwartet, dass wir uns an die hiesigen Gebräuche halten und das hier angemessene Benehmen an den Tag legen. Was im besonderen Maße für Moscheen gilt. Für mich ist das genauso selbstverständlich wie für meine weltweiten Besuche von buddhistischen Tempeln, Hindu-Schreinen, jüdischen Synagogen und natürlich Kirchen aller christlichen Glaubensrichtungen. Und wem das schon schwerfällt, ist ohnehin auf seinem eigenen Balkon besser aufgehoben.

Süßer Tee geht immer!

Die Infrastruktur ist super, die medizinische Versorgung ist sehr gut, das Essen vielfältig und die Unterhaltungs- und Erholungsmöglichkeiten sind es auch. So gesehen, kann ich nur jedem empfehlen, die Türkei zu besuchen.

Bleibt die Frage, ob man das auch wirklich tun sollte. Ich verstehe jeden, der die Türkei nicht unterstützen möchte, weil ihm die Politik nicht gefällt, weil ihm nicht gefällt, wie mit Andersdenkenden umgegangen wird, mit Homosexuellen, teilweise mit Frauenrechten und einigem anderen. Das können Sie aber nur für sich alleine entscheiden und dann sollten Sie Ihre verständlichen strengen Regeln auch an jedes andere mögliche Reiseland anlegen.

Willkommen in Istanbul

Wenn Sie mich fragen – und irgendwie haben Sie das mit dem Kauf des Buches schon getan –, helfen nur Reisen und Gespräche zu verstehen. Deswegen möchte ich Ihnen gern von meinen Erlebnissen in der Türkei erzählen und Sie ermuntern, die Türkei zu besuchen. Wenn Sie allerdings eine Reise in die Türkei nicht mit sich vereinbaren können, dann reisen Sie doch ruhig mal nach Bulgarien oder Rumänien. Das liegt gleich um die Ecke und ist sicher noch spannender zu entdecken als die für Reisende so fein zurechtgemachte Türkei. Gucken Sie sich mal Montenegro an. Von Kroatien ganz zu schweigen.

Für mich – und vielleicht auch für die Türkei-Reisezweifler unter Ihnen – ist die Türkei noch aus einem anderen Grund sehr interessant und empfehlenswert. Denn schaut man sich die Landkarte an, so ist die Türkei tatsächlich ein interessanter Übergang in eine andere Welt. Alle Länder dieses Büchleins sind europäisch. In der Türkei hatte ich zudem immer das durchaus spannende und angenehme Gefühl, in Europa zu stehen, aber die Nase schon schnuppernd in die arabische Welt zu stecken. Dieser Mix aus Europa, Asien und arabischer Welt macht die Türkei für mich so reisens- und liebenswert. Die Türkei ist für Reiseneulinge eine Art Zwischenlevel, bevor es in wirklich unbekannte Welten geht. Inklusive solcher großartigen Reiseländer wie Israel, Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und dem Oman. Und genau deswegen empfehle ich dieses Land auf dem Sprung, dieses Land mit einem derart interessanten Mix.

Kurz nachdem mir Aisha so spontan „Europäisch!“ geantwortet hatte, fügte sie etwas leiser und nachdenklich an: „Na ja, beinahe fast!“

ZU VIEL

Wer in Istanbul! alles sehen möchte, was irgendwie interessant und geschichtlich relevant ist, hat entweder sehr, sehr, seeeeehr viel Zeit oder leidet an Selbstüberschätzung. Irgendwie erinnerte mich diese „Viel zu viel zu sehen“-Problematik an Jerusalem. Auch da schafft man es schwerlich, alles zu sehen, was den Stadtvätern und hoffentlich auch Stadtmüttern eine Erinnerungstafel an den Gebäuden wert war.

Einen solchen wahnsinnigen Allesseher traf ich AUF dem Cabrio-Deck eines sogenannten „Hop-on/Hop-off“-Stadtrundfahrtbusses, bei dem man an allen spannenden Haltepunkten aussteigen und sich Interessantes ansehen kann, um dann den nächsten, übernächsten oder sonst einen nachfolgenden Bus in den nächsten 24 Stunden für die Weiterfahrt zu nehmen. Ich traf einen Österreicher. Was eigentlich ja erst einmal kein Grund ist, Wahnsinn zu vermuten, sondern eher Gelassenheit. Vom typisch österreichischen „Schau ma mal“ war er dank der Istanbul-Erlebnisfülle in schwer hektisches „Ich muss, ich muss, ich muss!“ übergegangen. Ein anstrengender Typ und klassischer „Herzinfarkt im Urlaub“-Kandidat. Er war für einen Wochenendtrip nach Istanbul gekommen und hatte eine To-do-Liste, die den Weihnachtsmann am Heiligen Abend ins Schleudern brächte.

Hagia Sophia, Sultan-Ahmed-Moschee, Bosporus, Topkapı-Palast, Großer Basar, Cisterna Basilica, Taksim-Platz, Dolmabahçe-Palast, Galataturm, Hippodrom, Mısır Çarşısı, Goldenes Horn, İstiklal Caddesi, Süleymaniye-Moschee, Galatabrücke und dann käme wohl ein kurzes Frühstück, bevor es weiterging. Nehme ich an.

Pflichtanlaufstelle Hagia Sophia

Ich kann alle diese Sehenswürdigkeiten in Istanbul sehr empfehlen und alle sind auch von Istanbul-Reisenden im Internet die am höchsten bewerteten. Aber mit so einer Liste lernt man am Abend noch die Herzrhythmusmaschine und den einen oder anderen Tropf im nächstgelegenen Krankenhaus kennen. Ich verstand das auch gar nicht, weil der Mann ja nicht aus irgendeinem Kleckerdorf kam, bei dem der neue Kreisverkehr die Hauptsehenswürdigkeit nach dem Dreschflegel aus dem 17. Jahrhundert in Bauer Kalluschkes Scheune ist. Der Mann war (und hoffentlich ist er noch) Wiener. Wien ist fast so vollgepackt mit Sehenswürdigkeiten und großartigen Plätzen wie Istanbul. Ganz davon abgesehen, dass jene Wiener, die alles Türkische lieben, bei Österreichs Historikern bestimmt seit mindestens 1526 schräg angesehen werden.

Na, Anlass zum Googeln?

Doch er wollte es wissen, hakte Sehenswürdigkeiten mit einem Kuli ab, schoss eine bestimmt vorher genau festgelegte Anzahl von Fotos und war auf einer Art hektischer Sehenswürdigkeitenjagd. Doch alleine für Hagia Sophia und die Sultan-Ahmed-Moschee sollte man sich mindestens je eine Stunde Zeit nehmen, um zumindest ein bisschen was zu verstehen. Den Taksim-Platz empfehle ich auch eher abends und nachts. Und wer nicht über den großen Basar und den Markt „Mısır Çarşısı“ schlendert statt rennt, hat dort gar nichts zu suchen.

Ich habe ihn in ein Gespräch verwickelt, ihn ein bisschen runtergefahren und hatte ihn für einen Moment wieder im „Schau ma mal“-Modus. Bis er merkte, dass er durch mich und meine besänftigende Art des Urlaubssprechs eine Hop-off-Station mit einem sicherlich irgendwie total wichtigen Steinhaufen verpasst hatte. Danach war der Wiener Schlaganfall auf Reisen emotional so zerknittert, dass er bestimmt nicht mehr in seinen hektischen Reiserhythmus finden würde, ohne im Zeit-Raum-Kontinuum verloren zu gehen. Ich wette, er ist am nächsten Tag nach Wien geflogen, hat eine neue Istanbulreise gebucht und musste noch mal von vorn anfangen. Möglichst ohne sich von Reisenden mit buddhistischer Ruhe aus der Sehenswürdigkeitenpanik reißen zu lassen. Der arme Schlucker.

MITTEL GEGEN DAS PRAGER MODELL

Ich mag Istanbul und sehe mir hier gern Sehenswertes an. Doch noch viel lieber lasse ich mich ins Leben von Istanbul fallen und versuche, anzukommen. Als Reisende vergessen wir ja allzu oft, dass es eine besuchte Stadt auch ohne uns Touristen geben würde. – Außer Bielefeld vielleicht. – So setze ich mich am liebsten in touristenfreie Cafés, esse in einheimischen Restaurants für Einheimische, schaue in die Gassen, die in keinem Reiseführer stehen und versuche natürlich auch möglichst viel und so intensiv es einem Durchreisenden möglich ist, mit den Menschen hier zu sprechen.

Doch das ist in sehr großen Teilen Istanbuls fast nicht mehr möglich. Ich nenne es das „Prager Modell“. Als ich ein Kind der DDR war und Prag von meiner Heimatstadt Dresden aus ein sehr schönes und vor allem ein uns Mauerossis mögliches Reiseziel war, habe ich mich bei jedem Pragbesuch neu in diese wunderschöne Stadt verliebt. In der Jugend kam dann immer mehr auch die Wehmut hinzu, dass Prag immer noch so aussah, wie Dresden noch hätte aussehen sollen, wäre es im Krieg nicht total zerstört worden. Und was die DDR-Planwirtschaft mit Dresden tat, hatte meiner Heimatstadt auch nicht eben geholfen. Nun gehört Dresden ganz sicher wieder zu den schönsten Städten Deutschlands und kann sich in zumindest mancher Hinsicht wieder mit Prag messen. Doch als ich die letzten Male in Prag war, ist mir auch aufgefallen, was da schiefläuft. Kurz gesagt: Der Tourismus hat gewonnen. Ganze Straßenzüge und Plätze sind jetzt reines Touristengebiet ohne erkennbares urbanes Leben, gepflastert mit Souvenirshops, Touristengaststädten mit Touristenessen zu Touristenpreisen und eigenartigerweise Thai-Massage-Läden an jeder fünften Ecke. Und dieses „Prager Modell“ droht nun auch Istanbul. Zwar mit Köfte statt Knödeln und Efes statt Urquell, aber dennoch. Die Stadt ist völlig überlaufen, sodass ich fast ein schlechtes Gewissen bekomme, Sie da nun auch noch hinzuschicken. Immerhin kommen monatlich weit über eine Million Touristen in die Stadt, und da die meisten davon auch noch aus Deutschland kommen, droht Istanbul für Städtetouristen zu werden, was Mallorca für Badetouristen ist. Man muss schon das Anstehen mögen, will man auch nur die wichtigsten Museen und Sehenswürdigkeiten sehen. Und billig ist das alles auch nicht. Es empfiehlt sich, einen Dreitagespass für eine Sammlung der wichtigsten Museen zu kaufen. Diese kleine Plastikkarte hat mir mehr Reisezeit erspart als ich bei Köfte und Efes verbringen konnte.

Leider kein Einzelfall

Touristenkuscheln mit Einheimischen

Also soll ich Ihnen raten, Istanbul zu besuchen? Ja! Doch vielleicht haben Sie ja Lust auf meine weltweit erprobte „Sehen und Überleben“-Liste für überlaufene Touristenstädte, die man gesehen haben will, aber dem „Prager Modell“ ausweichen möchte.

Picken Sie sich höchstens zehn Sehenswürdigkeiten aus dem riesigen Angebot aus.

Unternehmen Sie eine Stadtrundfahrt und im Falle Istanbuls alternativ eine Rundfahrt mit dem Schiff.

Essen Sie maximal dreimal in Restaurants mit mehrsprachigen Speisekarten.

Googeln Sie „Hobbys“ und „Lieblingssport“ der Stadt oder des Landes und besuchen Sie diesbezügliche Veranstaltungen.

Nachdem Sie alles offiziell Sehenswerte gesehen haben, bewegen Sie sich mehrheitlich in Nebenstadtbezirken.

Manchmal reicht es, drei Seitenstraßen weiterzugehen als die Masse vor Ihnen.

Sprechen Sie vor allem dort mit den Einheimischen.

Fragen Sie Hotelpersonal Ihres Alters, wie und vor allem wo sie ihre Freizeit verbringen, und nutzen Sie das als Inspiration.

Benutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel und steigen Sie ein bis zwei Stationen vor oder nach einer Sehenswürdigkeit aus, zu der Sie eigentlich wollen.

Und aus meiner ganz privaten Weltenbummler-Kiste: Stellen Sie sich an einen belebten Platz und folgen Sie der einheimischen Masse. Das hat mich schon zu einem Baseball-Spiel in Toronto gebracht, zum Kricket in Singapur, weltweit zu anderen sportlichen und musikalischen Veranstaltungen, zu Straßenfesten in Tokio und New York, aber auch zu politischen Erfahrungen wie eine „Gegen-irgendwas-Demo“ in Manama in Bahrain und eine „Für-irgendwas-Demo“ in San José von Costa Rica.

Ja, manchmal möchte man sich mit Vaseline einschmieren, um gut durchzukommen

Winziges Hotelzimmerchen …

HOTELVERSIONEN

Eine Stadt wie Istanbul, die früher mal Konstantinopel hieß, mit mehr als 15 Millionen Einwohnern, mit mehr als einer Million Touristen monatlich, hat natürlich alles, was man zum Schlafen nutzen kann. Ich bin nun nicht mit einer Strichliste durch die Stadt gezogen, aber ich denke, alle Top-Hotelmarken haben hier eines oder mehrere Häuser stehen. Als ich das letzte Mal bei einer dieser Hotelsuchmaschinen geschaut habe, standen 6.787 Hotels zu Ihrer Verfügung und die teuerste Nacht kostete 1.080 Euro. Zwar mit Frühstück, aber ohne eilfertigen persönlichen Butler, zärtlich säuselnd sprechender Kaffeemaschine und einem Roboter, der einen sanft aus dem Bett, gelassen unter die Dusche und dann kuschelig in den Bademantel heben würde. Pffff! Allerdings habe ich auch Fünfsternezimmer ab 33 Euro und Dreisternezimmer schon ab 18 Euro je Nacht gefunden.

Einige der Fünfsterneprachthotels sind für mich immer noch Konstantinopel anstatt Istanbul. Ich erkläre es Ihnen. Konstantinopel klingt für mich viel mehr nach morgenländischem Luxus und traumhaftem Orient als Istanbul. Istanbul hat für mich einen viel bodenständigeren Klang als Konstantinopel. Konstantinopel sind für mich Sultane, Harems und goldene Wasserhähne aus den Märchen meiner Kindheit. Beim Wort Istanbul schwingt unwillkürlich auch immer die aktuelle Nachrichtenlage mit. Beim Wort Konstantinopel aber Märchen und Sagen. Die Stadt, die einst der Römische Kaiser Konstantin der Große als „Nova Roma“ zu seinem eigen machte, wurde erst nach seinem Tod im Jahr 337 in „Constantinopolis“ umbenannt. Und erst ab 1930 setzte sich dann auch international der Name Istanbul durch. Was übrig blieb, ist eben mein Empfinden, dass die teuren Fünfsternepaläste noch Konstantinopel sind. Wohingegen man die bequemen, aber weltweit austauschbaren Weltstadtnächte in den üblichen Hotelbunkern mit den Ketten-Namen verbringen kann. Mein Gefühl ist, dass man das urige und echte Istanbul am besten in kleinen, schönen und viel heimeligeren Hotels spürt.

… aber bei diesem Ausblick!

Besonders im Stadtteil Fatih (Sultanahmet) unweit der blauen Moschee findet man viele kleine und winzige Hotels, die nach meinem Gefühl so sehr echtes Istanbul sind, wie es in einer derartigen Weltstadt eben gerade noch möglich ist.

Obwohl genau dieser Stadtteil das alte Konstantinopel ist.

Kaum hatte ich eingecheckt und das kleine, süße Zimmer zu meinem gemacht, ging ich raus auf die Frühstücksterrasse und schaute über die anderen Häuserdächer hin zur Blauen Moschee. Unter mir waren viele kleine Restaurants, unweit ein sehr lebendiger Basar, die Menschen trafen sich, aßen, lachten, und Möwen komplettierten mit ihrem Geschrei die Atmosphäre. Ich hatte durch die vielen modernen und großen Hotels meiner Reisen schon fast vergessen, dass es auch Hotels ohne Fahrstuhl gibt. Hotels mit Bädern ohne Mischbatterien, also quasi mit Wasser zum selber mixen. Hotels, die „Schallschutz“ für eine verrückte Spinnerei aus Star-Trek halten. Hotels ohne Schlüsselkarten, sondern mit Schlüsseln, die derart schwere Messinganhänger haben, dass sie einem die Hosen in die Knie ziehen. Also Hotels, die nach „guter alter Zeit“ und nicht nach Neubaublock mit ausgeklügeltem Duftkonzept an durchkonzipiertem Klangteppich riechen. Mein Zimmerchen war so klein, dass es mir mit je einem leichten Hockstrecksprung möglich gewesen wäre, von der Zimmermitte jede Wand zu erreichen. In meinem Bett wurden sicher schon Reisekinder gezeugt, die nun längst Omas und Opas sind. Die Wände schmückten raumeinnehmende Malereien klassischer türkischer Motive. Der Fernseher war zwar sehr klein, wirkte aber im winzigen Zimmer wie eine Kinoleinwand mit Röhrenantrieb. Ich hatte ein Zimmer unter dem Dach, sodass ich direkt in den Frühstücksraum trat und von da auf die Terrasse mit Blick und Möwengeschrei gehen konnte. Tagsüber war hier oben niemand außer mir und so verstand ich mein Zimmer nach 10 Uhr am Morgen nur als das Schlafzimmer meiner Unterkunft, den Frühstücksraum als mein Wohnzimmer und die Terrasse als meine Terrasse, die ich nur sehr selten mit anderen Gästen teilen musste, die mal eben den (meinen!) Blick genießen wollten. Ich gebe es zu, wenn man wie ich mehr als 300 Nächte im Jahr in Hotels oder fremden Wohnungen verbringt, achtet man zum einen zwar sehr auf den Preis, aber man benötigt ein Mindestmaß an Komfort. So hätte ich das kleine Zimmer im kleinen Hotel bestimmt nach drei Tagen gegen ein größeres Zimmer in einem größeren Hotel eingetauscht. Doch durch meine friedliche Übernahme von Frühstücksraum und Terrasse blieb ich viel länger hier. Wann immer ich nicht durch die Stadt „striff“, saß ich auf der Terrasse, schrieb am Buch, las viel, aß und trank Kleinigkeiten, wich hin und wieder den Möwen aus, genoss den Blick auf Moschee, Dächer, Cafés, Menschen, Basar und horchte kurz auf, wenn zum Gebet gerufen wurde.

Eine zugegeben sinnlose Impression

Und jetzt Sie!

Konstantinopel-Luxus, welteinheitlicher Komfort oder süßes Istanbul-Kabuff?

UMSCHWIRRT IN ISTANBUL

Es ist für mich ein typisch deutscher Beschwerdewiderspruch, daheim über die „Servicewüste“ zu meckern und sich im Ausland zu beklagen: „Die wollen einem ständig irgendwas verkaufen!“ Ja, was denn nun? Ich habe damit kein Problem und eher das Gefühl, dass man hier mehr Verkäufer ist als bei uns daheim im Fachgeschäft – und was ist bei uns schon kein selbsternanntes Fachgeschäft? –, wo sich Verkäufer wohl eher als Berater verstehen und warten, dass man auf sie zukommt.

Ich finde, man hat in der Türkei drei Möglichkeiten, mit den Verkäufern überall umzugehen: Kaufen, Ignorieren, Spielen.

Süß, süßer, Türkei

Wenn Sie zu Version eins neigen und kaufen möchten, werden Sie von mir ja keine Gebrauchsanweisung benötigen. Zumal es großartige Produkte in der Türkei gibt, die man sich durchaus auch mit nach Hause nehmen kann. Der einzige Tipp ist, dass Sie durchaus handeln dürfen und sich möglichst auch kein schlechtes Gewissen einreden lassen, wenn sich der Verkäufer bei einem weiteren Preisnachlass von 50 Cent angeblich veranlasst sieht, Ihretwegen nun seine Großmutter von der Dialyse abkoppeln zu müssen. Der flunkert! Allerdings sollten Sie auch keine Preise aufrufen, die weit unter dem Wert sind und sowohl Verkäufer als auch Produkt beleidigen.

Wenn Sie Version zwei bevorzugen und zum Ignorieren neigen, müssen Sie schon stark sein. Denn so viel ist sicher, mit dieser Ignoranz begegnen Sie dem Verkäufer nicht als Erster und er weiß damit umzugehen. Also wird es mit einem einmaligen Ignorieren wohl nicht getan sein. Was Sie dann brauchen, ist eher eine Art Ignoranz-Marathon. Das kann je nach Verkäufertyp schon eine so sportliche Aufgabe sein, wie es klingt.

Oder aber Sie gehen zum Spiel über.

Die Spielidee besteht darin, herauszufinden, für welche Nationalität Ihr Gegenüber Sie hält und jeder Vermutung des Verkäufers auszuweichen. Mal schauen, wer länger durchhält. In den allermeisten Fällen wird er, weil er auch die Tourismusstatistiken kennt, es auf Deutsch oder Englisch versuchen. Ignorieren Sie den deutschen Versuch und gucken Sie beim englischen ein bisschen