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Die Welt ist nicht in Ordnung, und ich weiß es nicht, ob es Ordnung wieder geben wird und das Leben den Sinn zurückerhält, wenn im Schutt und Durcheinander die Dinge der Wesentlichkeit nicht auffindbar sind. So hört im lauten Schrei die harten Schläge, sie kommen in der höchsten Grausamkeit. Fühlt tiefer in die röhrende Zerstörungskraft, die solch Schreie größter Ängste schafft. Wer will die Antwort wagen, ich fürchte schon den Blick, wie Kostbarkeiten zwischen Trümmerstücken liegen, die der Raketeneinschlag aus dem Haus geschleudert und das Erbstück der Alten verkohlt und verzerrt hat. Welt auf, nein, ich seh sie zertrümmert untergehn, zerschlagen sind die Asymptoten der letzten Stunden; es drängt sich auf, was weggebrochen und stumm und sinnlos ins Bild der Trümmerstraße ragt. Da wird Brüderlichkeit verworfen und zerschossen, weil es Mächte weit oben so wollen; zerflossen rinnt das Blut der Unschuld weit unten, poltern könnt man mit Worten den bunten. Was denkt ihr, ist im Krieg das Leben noch wert, wenn Hunger und Erschöpfung im Menschen schwelt? Wenn es mit den Herzen nicht mehr stimmt, sagt, was ist's, was den Verstand verdreht, verglimmt! Ein Geigenspieler tritt in Erscheinung, der auf der Trümmerstraße der alten Frau mit dem kleinen Mädchen an der Hand entgegengeht und auf der Violine spielt. Als sich die drei Menschen auf einer Höhe treffen, unterbricht der Geiger sein Spiel, dreht sich der alten Frau zu, verneigt sich mit der Geige in der linken und dem Geigenbogen in der rechten Hand und sagt auf russisch: Der Geiger: Als Slawen sind wir Brüder und Schwestern, die einander achten und helfen und füreinander zusammenstehn. Schweigend sieht die alte Frau den nicht mehr jungen Mann an, der die Geige zwischen Kinn und Schulter klemmt und die Bachsche Chaconne spielt. Der alten Frau kommen die Tränen, dass sie …
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Seitenzahl: 44
Helmut Lauschke
Fühlt aus den Höhen und Tiefen heraus
Meditation und Reflexion
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Meditation und Reflexion
Meditation aus den Trümmern
Antworten und ihre Zweifelhaftigkeit
Der besondere Augenblick
Rubin und der Priester
Rubin kommt vom ärztlichen Einsatz zurück
Vor dem Trümmerfeld des Hauses
Rubin auf dem Weg zum Lazarett
Meditation und Reflexion
Erlebnisse und Gedankenpfeiler
Angst und Schrecken
Vision und Erkenntnis
Rubin und der Schulleiter Nazar
Zwischen Menschsein und Menschlichkeit
Impressum neobooks
Fühlt aus den Höhen und Tiefen heraus, dass wir Teile vom Ganzen sind, auch wenn Brände zur Unkenntlichkeit uns entstellten, was wir nicht verhindern konnten.
So hört die Stimmen wie einst die Rufe aus den Schreckensschreien der Angst, als Krater durch Dach und Wände rissen, dass es mit dem Leben so nicht weiterging.
Es schlug und lärmte, es brannte in hohen Stürzen, doch keiner stand im edlen Gewand der Hilfe. Der Einschlag brachte die Frage nach dem Sinn entgegen allen Gründen der Menschlichkeit.
Wir sind gegangen, weil man uns nicht leben ließ, es war Heimat, aus der man uns stieß; man tat es mit höllischer Gewalt, vor uns steht noch die schreckliche Monstergestalt.
Es kann doch nicht das Wesen des Menschen sein, das sich in Höllenängsten zerschreit und verbrennt. Helft zum Verstehen, was den Unverstand erschlägt, was vor den Augen blendet, auseinanderbricht und zerreißt.
Wieder kommt die Frage, die Dinge zu erklären, die ich sehe und doch nicht glauben will, wenn es sprachlich schon schmerzt, dass die Fackel brennt, die aus dem Fenster stürzt.
Das macht selbst den Tod gespenstig, gibt ihm das hässliche Monstergesicht; es ist die schreckhaft klaffende Furcht zum nächsten Atemzug im rasenden Sekundensprung.
Steigern wird sich die Härte von Tag zu Tag, sie macht vor dem guten Glauben dann nicht halt; es ist der Wahnsinn der totalen Verirrung, der rücksichtslos den Sinn des Lebens verkehrt.
Die Schmerzen schneiden in die Herzen tief, wie furchtbar zittert sich das Leben hin zu Boden, als ob sich der Atemzug zu Tode erschrickt, der bei so vielen noch jung und unerfahren ist.
So hört im lauten Schrei die harten Schläge, sie kommen in der höchsten Grausamkeit. Fühlt tiefer in die röhrende Zerstörungskraft, die solch Schreie größter Ängste schafft.
Die Welt ist nicht in Ordnung, und ich weiß es nicht, ob es Ordnung wieder geben wird und das Leben den Sinn zurückerhält, wenn im Schutt und Durcheinander die Dinge der Wesentlichkeit nicht auffindbar sind.
Wer will die Antwort wagen, ich fürchte schon den Blick, wie Kostbarkeiten zwischen Trümmerstücken liegen, die der Raketeneinschlag aus dem Haus geschleudert und das Erbstück der Alten verkohlt und verzerrt hat.
Welt auf, nein, ich seh sie zertrümmert untergehn, zerschlagen sind die Asymptoten der letzten Stunden; es kommt und drängt sich auf, was weggebrochen ist und stumm und sinnlos ins Bild der Trümmerstraße ragt.
Es ist weit mehr als die Quadratur des Kreises, wenn es um die Lösung der Probleme des Daseins geht, denn außer den verbogenen Eisenträgern seh ich nichts, was das Prinzip von Recht und Ordnung noch erwähnt.
So sitz ich abseits der Straße auf dem Trümmerstein, sehe das Elend und die Not im ganzen Sein. Wen könnt ich fragen, der die Antwort mir verständlich gibt und nicht die Dinge des Lebens auf morgen verschiebt?
In der Welt geht vieles upside down und ist verkehrt; wer meldet sich und prangert an die Falschheit? Es kann doch so nicht weitergehn, wenn Menschheit überleben will mit jung und alt der Weisheit wegen.
Zur rechten Zeit sollt man der Macht an ihre Hälse fassen, bevor’s die Unschuldigen wieder trifft, den Unsinn zu lassen. Denn für jeden hat das Leben seinen Sinn und Wert, da sollte keiner kommen, dass es nur die Mächtigen ehrt.
So ist’s der Krieg, den keiner wollte doch nicht mied, es ist jener Krieg ganz ohne Sinn und ohne Sieg, weil es die vielen Toten sind mit ihren Lehren, den unerhörten und verstummten, sich zu wehren.
Da wird Brüderlichkeit verworfen und zerschossen, weil es Mächte weit oben so wollen; zerflossen rinnt das Blut der Unschuld weit unten, poltern könnt man mit Worten den bunten.
Was denkt ihr, ist im Krieg das Leben noch wert, wenn Hunger und Erschöpfung im Menschen schwelt? Wenn es mit den Herzen nicht mehr stimmt, sagt, was ist’s, was den Verstand verdreht, verglimmt
Menschen sind’s, die hier leben schon seit Jahren; was sonst wollt ihr nehmen statt bewahren, wenn ihr seht, wie’s trümmert und in Flammen steht und keine Nacht ohne Granaten und Bomben vergeht.
Nun laufen die Mütter, es weinen die Kinder, es ruft aus dem Fenster schon ein Blinder: Es ist die Not, sie schneidet tief und tiefer ins Herz, die Häuser brennen, es schreit der Schmerz.
Wie kann die Politik der Macht zerreißen, was über Generationen gewachsen ist, als Fleiß und Frieden stetig Dinge schafften, die Völker und Kulturen in die Höhe brachten?
Das ist’s, was so traurig stimmt, weil es schaffende Menschen sind, die sich Brüder und Schwestern nennen und sich zum Frieden nicht bekennen.
Ein Geigenspieler tritt in Erscheinung, der auf der Trümmerstraße der alten Frau mit dem kleinen Mädchen an der Hand entgegengeht und auf der Violine spielt.