Gefährliches Glück - Christine Feehan - E-Book

Gefährliches Glück E-Book

Christine Feehan

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Beschreibung

Als der charismatische Schattengänger Dr. Draden Freeman bei einem Einsatz im indonesischen Dschungel einem gefährlichen Virus ausgesetzt wird, bittet er seine Kameraden, ihn zum Sterben zurückzulassen. Er ahnt nicht, dass sein Schattengänger-Team nicht das einzige ist, das dem Virus auf der Spur ist: Die atemberaubend schöne Shylah Cosmos ist ebenfalls auf geheimer Mission im Dschungel unterwegs – und sie ist fest entschlossen, Dradens Leben zu retten, auch wenn sie sich dadurch selbst in Gefahr bringt. Für Shylah und Draden beginnt ein tödlicher Kampf um ihr Leben und ihre zarte Liebe ...

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Seitenzahl: 683

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DAS BUCH

Eigentlich sollte es ein normaler Einsatz für Dr. Draden Freemans Schattengängerteam werden, als sie im indonesischen Dschungel eine Zelle der Terrororganisation Milisi Separatis Sumatra unschädlich machen sollen, doch dann passiert die Katastrophe: Draden wird einem bisher unbekannten, hoch gefährlichen Virus ausgesetzt. Um sein Team zu schützen, bittet er seine Gefährten, ihn zurückzulassen. Mutterseelenalleine und möglicherweise dem Tode geweiht, schlägt Draden sich alleine durch die grüne Hölle Indonesiens, als wie aus dem Nichts die Schattengängerin Shylah Cosmos auftaucht, die ebenfalls hinter dem Virus her ist. Shylah ist nicht nur atemberaubend schön und unglaublich klug, sie ist auch eine perfekt ausgebildete Kämpferin und geschmeidig wie eine Raubkatze. Schon bald entfacht der attraktive Draden ein schier unstillbares Feuer in Shylah, und so tut sie alles, um sein Leben zu retten – auch wenn sie ihr eigenes dabei aufs Spiel setzt …

DIE AUTORIN

Christine Feehan wurde in Kalifornien geboren, wo sie heute noch mit ihrem Mann und ihren elf Kindern lebt. Sie begann bereits als Kind zu schreiben und hat seit 1999 mehr als siebzig erfolgreiche Romane veröffentlicht, die in den USA mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurden und regelmäßig auf den Bestsellerlisten stehen. Auch in Deutschland ist sie mit ihrer Schattengänger-Serie, der Leopardenmenschen-Saga, den Drake-Schwestern, der Sea-Haven-Sagaund der Shadows-Reiheäußerst erfolgreich.

Mehr über Christine Feehan und ihre Romane finden Sie auf: www.christinefeehan.com

CHRISTINE FEEHAN

GEFÄHRLICHES GLÜCK

Ein Schattengänger-Roman

WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN

Titel der amerikanischen Originalausgabe

TOXIC GAME

Deutsche Übersetzung von Ruth Sander

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte dieses E-Book Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung dieses E-Books verweisen.

Deutsche Erstausgabe 11/2019

Redaktion: Sabine Kranzow

Copyright © 2019 by Christine Feehan

Copyright © 2019 der deutschsprachigen Ausgabe und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-641-25015-7V001

www.heyne.de

Für meine Shylah, eine mutige, aber gutherzige Kämpferin. Das hier ist für Dich.

DAS BEKENNTNIS DER SCHATTENGÄNGER

Wir sind die Schattengänger, wir leben in den Schatten.

Das Meer, die Erde und die Luft sind unsere Heimat.

Nie lassen wir einen gefallenen Kameraden zurück.

Wir sind einander in Ehre und Loyalität verbunden.

Für unsere Feinde sind wir unsichtbar, und wir vernichten sie, wo wir sie finden.

Wir glauben an Gerechtigkeit und beschützen unser Land und jene, die sich selbst nicht schützen können.

Ungesehen, ungehört und unbekannt bleiben wir Schattengänger.

Ehre liegt in den Schatten, und die Schatten sind wir.

Wir bewegen uns absolut lautlos, im Dschungel ebenso wie in der Wüste.

Unhörbar und unsichtbar bewegen wir uns mitten unter unseren Feinden.

Wir kämpfen ohne den geringsten Laut, noch bevor sie unsere Existenz überhaupt erahnen.

Wir sammeln Informationen und warten mit unendlicher Geduld auf den passenden Augenblick, um Gerechtigkeit walten zu lassen.

Wir sind gnädig und gnadenlos zugleich.

Wir sind unnachgiebig und unerbittlich in unserem Tun.

Wir sind Schattengänger, und die Nacht gehört uns.

DIE EINZELNEN BESTANDTEILE DES SCHATTENGÄNGERSYMBOLS

STEHT FÜR

Schatten

STEHT FÜR

Schutz vor den Mächten des Bösen

STEHT FÜR

Psi, den griechischen Buchstaben, der in der Parapsychologie für außersinnliche Wahrnehmungen oder andere übersinnliche Fähigkeiten benutzt wird

STEHT FÜR

Eigenschaften eines Ritters – Loyalität, Großzügigkeit, Mut und Ehre

STEHT FÜR

Ritter der Schatten schützen vor den Mächten des Bösen unter Einsatz von übersinnlichen Kräften, Mut und Ehre

1

»VERDAMMT HEISSES PFLASTER!«, brüllte Barry Font, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und schaute sich zu der Einheit um, die er gerade mitten ins Krisengebiet brachte. Damit meinte er nicht das Stück Land, auf dem sie die Helikopter aufsetzen würden, sondern die Gefahr, in die sie sich alle begaben. Beim letzten Rettungsversuch waren sie in einen Hinterhalt geraten. Drei Männer waren getötet, zwei verwundet worden, und der Hubschrauber hatte es kaum aus der Falle herausgeschafft.

Es war über dreißig Grad warm bei einer Luftfeuchtigkeit von neunundneunzig Prozent, und böige Winde rammten ihnen die Hitze förmlich in den Schlund – dabei war es Nacht. Seine Haut fühlte sich feucht und klebrig an. Am liebsten hätte er sich nackt ausgezogen und unter die Rotorblätter des Helikopters gelegt, nur um sich etwas Erleichterung zu verschaffen.

Nachdem sie aus den Bergen heraus waren, sanken die Helikopter so weit herab, dass sein Magen sich zusammenzog, als sie im Tiefflug über die Niederungen auf den Wald zubrausten. In einer Gegend, die für häufigen Beschuss vom Boden aus berüchtigt war, waren sie bei diesem Einsatz ein leichtes Ziel. Da die Kämpfer der Terrorzelle Milisi Separatis Sumatra auf alles und jeden feuerten, war jeder Mann in den Helis in Gefahr. Obwohl auf beiden Seiten grimmige Schützen aus den Türen lugten, kam Barry sich vor, als hätte er eine Zielscheibe auf dem Rücken. Doch seltsamerweise war es nicht die geplante Aktion, die ihm solche Angst einjagte, sondern die Tatsache, dass er sich momentan fühlte, als wäre er in einem Raubtierkäfig gefangen.

Die Rettungsspringer-Einheit der Air Force schien sich von etwas so Banalem wie Hitze und Terroristen nicht beeindrucken zu lassen. Das Verrückte war, dass es sich dabei hauptsächlich um Offiziere handelte. Ärzte. Was sollte das? Meist machte Barry sich über Offiziere lustig. Aber diese Männer wirkten kampferprobt und beinhart. Er flog sie zum ersten Mal, daher hatte er nicht gewusst, was ihn erwartete.

Seine Crew hatte Soldaten in alle möglichen Kampfgebiete gebracht, aber ein Team wie dieses hatte er noch nie gesehen. Dabei konnte er nicht einmal erklären, was diese Männer anders machte. Er hätte nicht die geringste Kleinigkeit als Anlass benennen können, weshalb er sie für so außergewöhnlich halten sollte. Sie umgab einfach nur eine gefährliche Aura. In ihrer Gegenwart kam er sich tatsächlich vor, als stecke er in einem Käfig, umgeben von großen Raubkatzen. So still und bedrohlich waren die Männer, und doch hatten sie nichts gesagt oder getan, um sein Misstrauen zu erregen oder den Schauer der Angst auszulösen, der ihm über den Rücken rieselte, wann immer er sie anschaute.

Stoisch saßen sie da, während der Hubschrauber heftig schwankte und bockte, und bewegten sich mit der Maschine, als hätten sie Erfahrung mit solchen Helikopterflügen. Immerhin rann Schweiß über ihre Gesichter – nun ja, außer bei einem. Barry musterte den Mann, der am äußeren Ende des Notsitzes saß. Dr. Draden Freeman, ein geschickter Chirurg, sah verdammt noch mal aus wie ein Model, nicht wie ein Soldat, der bald in der gefährlichsten Gegend Indonesiens abgesetzt werden würde.

Er hatte dichtes, welliges dunkelbraunes Haar und war fast eins neunzig, ein Muskelpaket ohne ein Gramm Fett. Seine Augen waren dunkelblau und ihr Blick so durchdringend, dass Barry sich fühlte, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen, als Freeman aufgrund seiner Bemerkung kurz zu ihm hinsah. Sein markantes Äußeres hatte den Mann in der Modewelt schlagartig berühmt gemacht. Normalerweise hätten Barry und seine Crew sich hinter seinem Rücken über ihn amüsiert, doch niemand wagte es – schon gar nicht nach einem dieser harten, Furcht einflößenden Blicke. Nicht ein Schweißtropfen trübte sein gutes Aussehen.

»Noch fünf Minuten.« Die Ankündigung kam aus dem Funkgerät vor Barry.

Er hielt fünf Finger in die Höhe, doch die fünf Männer im Hubschrauber beachteten es kaum. Schussbereit näherte sich der Helikopter dem Ziel, alle wussten, dass sie nicht viel Zeit haben würden, die US-Ranger, Kopassus-Soldaten und den einen Zivilisten zu retten. Die Schützen waren in Position, und die Spannung stieg.

Auf Bitten der Regierung waren Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation WHO ins Land gekommen, um die Überreste der Toten in einem kleinen Dorf namens Lupa Suku, in einem abgelegenen Teil Sumatras, zu untersuchen. Alle Männer, Frauen und Kinder dort waren anscheinend an einem rasend schnell wirkenden tödlichen Virus gestorben, das wahrscheinlich eins der gefürchteten hämorrhagischen Fieber ausgelöst hatte. Doch die Mitarbeiter der WHO waren, noch bevor sie sich einrichten konnten, von einer kleinen Terrorzelle angegriffen worden, die der Regierung bekannt war.

Die Milisi Separatis Sumatra oder MSS, wie sie von der Regierung genannt wurde, hatte sich in den letzten Jahren gebildet. Sie wuchs rasch und wurde gut finanziert. Ihr Ziel schien das gleiche zu sein wie das der meisten anderen Terrorzellen – der Sturz der Regierung. Nun wurde sie verdächtigt, sich das kleine Dorf Lupa Suku ausgesucht zu haben, um ein tödliches Virus zu testen. Wo das Virus herkam und wie es in die Hände der Terroristen gelangt war, wusste niemand, doch das musste schnell geklärt werden.

Sumatras Regenwald bot eine reiche Pflanzen- und Tierwelt, obwohl selbst dort die Artenvielfalt im Lauf der Jahre signifikant gesunken war. Zwischen dicken Bäumen schossen höher wachsende Flügelfruchtbäume in den Himmel und sorgten für Schatten, während Ranken an ihnen emporkletterten und Blumen sie bekränzten. Mangrovenwurzeln, die Sedimente aus dem Fluss aufgestaut hatten, hatten große Torfsümpfe mit nährstoffreichen Rändern geschaffen, die das Pflanzenwachstum förderten. Das Dorf Lupa Suku war von diesem Wald umgeben und gerade weit genug vom Fluss entfernt, um ein perfektes Ziel abzugeben.

Die Regierung hatte ihre Spezialeinheit, die Kopassus-Soldaten, geschickt, um den einzigen WHO-Repräsentanten zu retten, der den Angriff überlebt hatte. Die Kopassus waren auf der ganzen Welt als harte Kerle bekannt, die es mit jeder Armee aufnehmen konnten. Sie waren allesamt gut trainiert und hochqualifiziert. Trotzdem waren sie in einen Hinterhalt geraten, als sie dem Verletzten zur Hilfe kommen wollten. Daraufhin war eine kleine Truppe von US-Rangern gerufen worden, die die umzingelten Kopassus befreien sollten, von denen einige den Berichten zufolge schwer verletzt worden waren. Doch auch die Ranger waren angegriffen und festgesetzt worden.

Es fing an, so auszusehen, als ob Lupa Suku geopfert worden wäre, um die indonesischen Soldaten auf dem Gebiet der Terroristen in eine Art Guerilla-Krieg zu verwickeln. Aber wie auch immer: Da unten gab es Verletzte, die Hilfe brauchten, und sechs davon waren Soldaten der Vereinigten Staaten. Nun würde dieses Team versuchen, die Ranger aus dem Krisengebiet herauszuholen – zusammen mit den verbliebenen Kopassus-Soldaten und dem letzten noch lebenden Repräsentanten der WHO.

»Zwei Minuten.«

Barry hielt zwei Finger hoch, und das Team machte sich zum schnellen Ausstieg bereit.

»Ihr habt nur zehn Minuten, dann müssen wir wieder abheben«, sagte Barry mahnend. »Sollten wir unsere Position nicht halten können, kommen wir zurück, um euch zu holen.«

Freeman warf ihm einen kurzen Blick zu. Einen von denen, die einem ein Loch in den Bauch zu brennen schienen. Barry schauderte, es gefiel ihm nicht, diese Augen auf sich zu spüren. Sie waren intelligent und sehr fokussiert, geradezu unheimlich, ohne jedes Blinzeln. Es fühlte sich an, als hätte einen der Tod ins Visier genommen.

Der Teamführer, Dr. Joe Spagnola, warf ihm ebenfalls einen kurzen Blick zu, der ihm wohl sagen sollte: »Du Angsthase, wenn du einen meiner Männer zurücklässt, wirst du nie wieder Ruhe finden, denn dann komme ich, um dich zu holen.« Zumindest interpretierte Barry ihn so.

Joe Spagnola ignorierte die Art und Weise, auf die die Hubschrauber-Besatzung sein Team beäugte. Ohne die fremden oder die eigenen Männer anzuschauen, wandte er sich telepathisch an seine Schattengänger-Einheit.

Diese Männer waren alle psychisch und physisch weiterentwickelt. Ersterem hatten sie zugestimmt, Letzterem eigentlich nicht. Aber sie waren immer noch Soldaten, die in einer geheimen Einsatztruppe ihre Arbeit mit einer geradezu tödlichen Präzision erledigten, ganz egal wie verfahren die Lage auch sein mochte.

Jede Waffengattung der Streitkräfte hatte eine eigene Schattengänger-Einheit, die aus zehn Männern bestand. Die erste Einheit, mit der experimentiert worden war, hatte einige größere Probleme gehabt. Manche Männer hatten »Anker« gebraucht, die sie vor der psychischen Energie schützen mussten, die sie anzogen wie Magneten. Andere hatten Gehirnblutungen bekommen. Bei jedem weiteren Team waren die Mängel weniger geworden, bis Whitney, der für die Experimente verantwortliche Arzt, sein bestes Team präsentiert hatte, die Rettungsspringer-Einheit. Doch auch wenn diese Männer nach Whitneys Meinung weniger Fehler aufwiesen, war das nur mit tiefgreifenderen genetischen Verbesserungen erreicht worden, als ihnen lieb war.

Wenn der uns hier im Stich lässt, finden wir ihn und seine Weichei-Crew, sobald wir hier fertig sind, teilte Joe seinen Leuten telepathisch mit.

Draden schaute noch mal kurz zu Barry Font hinüber und dann zu seinem Kameraden Malichai Fortunes.

In Indonesien gibt es hundertfünfzig Vulkane, informierte dieser, der Mann für die Fakten, die anderen stumm. Wir könnten den Kerl aus dem Hubschrauber heraus direkt in einen reinwerfen, falls er versucht, einen von uns zurückzulassen.

Draden ließ seine Augen einen Moment belustigt funkeln, verzog aber keine Miene. Malichai hatte schon die ganze Zeit über alles Mögliche referiert, meist über den Regenwald und die wilden Tiere, die dort in Gefahr schwebten. Das war seine Art, mit einer gefährlichen Situation umzugehen, und die Teammitglieder ließen ihn einfach gewähren.

Ihre erweiterten Fähigkeiten hatten Raubtiere aus ihnen gemacht. Jäger. In jeder Hinsicht. Sie leisteten exzellente Arbeit. Zwar sahen sie aus wie gewöhnliche Soldaten. Ärzte. Offiziere. Doch sie waren viel mehr als das, und jeder in ihrer Nähe spürte das früher oder später. Alle Schattengänger konnten die Angst der Hubschrauber-Crew riechen, und diese Angst hatte nichts damit zu tun, dass sie in ein Krisengebiet flogen. Nein, an diese Art von Gefahr waren Barry und seine Leute gewöhnt – sie mochten einfach ihre Passagiere nicht.

Draden scherte es einen Dreck, ob man ihn mochte oder nicht. Er hatte einen Auftrag zu erledigen. Sie würden in Feindesland vordringen, um Verwundete zu bergen und dafür sorgen, dass diese Menschen am Leben blieben, bis sie sie in ein Krankenhaus gebracht hatten.

Mit einem gelenkerschütternden Stoß setzte der Helikopter auf. Sofort sprang Draden heraus und lief mit seinen Kameraden im Dunkeln zur südlichen Spitze der Baumgrenze. Sie hatten sich absichtlich für eine Landung um drei Uhr morgens entschieden, weil der Feind dann vermutlich am unachtsamsten war. Das Geräusch der Rotoren hallte laut durch die Nacht, doch das war nicht zu ändern. Draden wusste, dass der Krach den Feind anziehen würde. Auch daran war nichts zu ändern. Sie brauchten nur ein paar Minuten.

Die MSS hatte ihre Falle mit lebenden Ködern bestückt. Die Terroristen kannten das Gelände und hatten es sorgfältig ausgewählt. Sie waren im Vorteil, besonders da es verwundete Soldaten gab, die Hilfe benötigten. Die MSS wusste, dass die indonesische Regierung Elitesoldaten schicken würde und sie so die Gelegenheit bekamen, sie niederzumähen.

Draden lief nach links, Gino Massa nach rechts, so flankierten sie die anderen, während Joe auf ein Knie herunterging und mit einem kleinen blauen Licht dreimal kurz in jede Richtung leuchtete. Aus dem Westen kam eine Antwort. Schnell rannten sie auf das Signal zu.

Etwa zehn Meter vor dem dichtesten Gebüsch fächerten sie sich noch weiter auf und drangen so lautlos vor, wie es nur Schattengänger konnten. Joe, Malichai und Diego Campo warfen sich auf den Boden und richteten ihre Gewehre aus, während Draden und Gino weitersprinteten. Draden suchte Deckung im Unterholz, wo er sich zu Hause fühlte.

Ein paar Meter weiter, versteckt in den dicken Wurzeln eines Flügelfruchtbaumes, fand er den Kontaktmann. »Wie viele Verletzte?«, flüsterte Draden kaum hörbar.

»Fünfzehn.«

Im Geiste schüttelte Draden den Kopf. Fünfzehn Verletzte waren eine Menge. In den drei Helikoptern hatten sie zwar genug Platz, aber vielleicht nicht die Zeit, um sie alle hineinzuschaffen. »Gibt es außer dir noch jemanden, der uns helfen kann, sie zu den Hubschraubern zu bringen?«

»Ja, zwei Mann.«

Auch das klang nicht gut.

»Die Feinde?«

»Keine Ahnung, wie viele es sind. Sie scheinen nicht immer da zu sein. Zumindest denken wir manchmal, sie wären weg, aber sobald wir uns rühren, eröffnen sie dann das Feuer.«

Draden nickte. »Sind auch Kranke dabei?«

Der Ranger schüttelte den Kopf. »Der Einzige, der in die Nähe des Dorfes gekommen ist, ist Dr. Henderson, und er hat dabei die volle Schutzausrüstung getragen. Wir sind da nicht reingegangen. Henderson will, dass das Dorf abgebrannt wird.«

Draden wandte sich um und signalisierte den anderen, näher zu rücken. Lautlos wie Geister traten sie aus dem Dunkeln. Telepathisch übermittelte Draden die Anzahl der Verwundeten, während Joe auf seine Uhr klopfte.

Los, Männer, wir haben keine Zeit zu verlieren. Bringt sie in die Helis.

Obwohl Joe ruhig wirkte, spürte Draden seine Anspannung. Ihnen blieben ungefähr acht Minuten, und sie brauchten schon eine oder zwei, um zu den Verwundeten zu gelangen.

Schnell sprang Draden auf und folgte ihrem Kontaktmann zusammen mit den anderen durch den dichten Wald zu einer kleinen Senke, die von Sträuchern und großen Baumwurzeln verborgen wurde. Die Kopassus wirkten zu allem entschlossen, zwei waren tot, drei schwer verwundet, aber die Waffen in ihren Händen zitterten nicht. Einer war noch auf den Beinen und bereit, seinen Kameraden, die bereits ihre Waffen zusammensuchten, unter die Arme zu greifen. Bei den Rangern war es ähnlich, ein Toter, die anderen in unterschiedlicher Verfassung, von schwer verletzt bis einfach nur mit einem Bruch oder einer Wunde. Die mit den leichteren Verletzungen halfen ihren Kameraden auf, um sie wegzubringen. Der WHO-Arzt, der offensichtlich in sehr schlechtem Zustand war, torkelte, als er aufstand. Keiner von den Männern sah aus, als könnte er mehr als ein paar Schritte gehen.

Die Schattengänger machten sich ans Werk. Gino schnappte sich den Ranger, dem es am schlechtesten ging, und klatschte Notverbände auf seine Wunden, damit er nicht verblutete, während er mit ihm zum Helikopter lief. Ein Kopassus folgte ihm mit einem Kameraden. Joe trug einen Ranger, Diego einen Kopassus. Malichai schulterte den Zivilisten. Ein Ranger rappelte sich auf.

»Ich kann selber gehen.«

Draden nickte und winkte ihn durch. Dann ging er von einem Verletzten zum anderen, flößte den Männern Wasser ein und versorgte die schlimmsten Wunden, wobei er ständig darauf achtete, ob die Geräusche der Nacht sich veränderten, denn das hätte angezeigt, dass die Terroristen wegen des Hubschrauberlärms zurückgekehrt waren.

Gino war wieder da und lud sich einen weiteren Ranger auf den Rücken. Der Kopassus-Soldat war bei ihm und nahm einen anderen Verletzten mit. Der Indonesier sah nicht gut aus, aber er wollte niemanden zurücklassen. Das galt auch für die Toten, aber die mussten warten. Joe, Diego und Malichai kamen zurück, um die nächsten Verletzten abzuholen und verschwanden in der Dunkelheit, als Draden das erste warnende Prickeln verspürte.

Er duckte sich und signalisierte den verbliebenen Soldaten, absolut still zu sein. Die Männer zeigten, warum sie als Elitekämpfer galten. Trotz ihrer Wunden gingen sie sofort in den Überlebensmodus, zückten ihre Waffen und zogen sich tiefer in die Senke zurück. Draden schlich von ihnen weg nach Norden. Es waren keine Geräusche der Insekten mehr zu hören. Selbst die Zikaden hatten ihr unaufhörliches Zirpen eingestellt und die Frösche ihr lautes Quaken. Einen Augenblick lang war es im Wald unnatürlich ruhig, das hieß, dass sich etwas darin bewegte, was dort nicht hingehörte.

Draden verschmolz mit der Umgebung und ließ sich von den Zeichen des Waldes leiten. Schnell, aber lautlos lief er durchs Unterholz. Dann versteckte er sich im dichten Gebüsch und wartete. Aus einer kleinen Baumgruppe trat ein Mann und näherte sich vorsichtig dem Lager der Verwundeten. Etwa fünf Meter weiter sah Draden einen zweiten Terroristen, und dahinter einen dritten, in gleicher Entfernung, die gemeinsam auf die kleine Gruppe von Soldaten vorrückten.

Draden rührte sich erst, als der Terrorist, der ihm am nächsten war, an ihm vorübergegangen war. Blitzschnell sprang er auf, packte ihn so am Kopf, dass er nicht schreien konnte, stieß ihm ein Messer in den Nacken und ließ ihn fallen. Der Waldboden war so dicht bewachsen, dass er den Aufprall des Gewehrs dämpfte, das der Mann dabei gehabt hatte. Draden war schon wieder im Dunkeln verschwunden und auf dem Weg zum nächsten in der Reihe.

Als der sich nach seinem Hintermann umschaute, war Draden schon bei ihm, tötete ihn auf die gleiche Weise und verschwand wieder. Hinter ihm tauchten immer mehr Terroristen auf. Leise pirschten sie sich durch die Bäume und Büsche an das Lager heran, in dem die letzten Verwundeten auf ihren Abtransport warteten.

Draden erledigte den dritten Mann in der ersten Reihe und blickte auf seine Uhr. Er musste Joe und den anderen unbedingt noch ein paar Minuten Zeit verschaffen, damit sie die letzten Männer wegbringen konnten. Und dann hieß es für ihn so schnell wie möglich zu den Helis zurück, damit sie fortkamen, ehe die MSS es schaffte, schwerere Geschütze aufzufahren.

Er sprang hoch, zog sich an den Ästen eines Zibetbaums empor und wartete, bis die nächste Reihe von Terroristen an ihm vorbeigegangen war. Obwohl ihm bewusst war, dass dabei eine kostbare Sekunde nach der anderen verstrich, harrte er geduldig aus. Sobald die fünf Männer von der Dunkelheit verschluckt worden waren, stieg er wieder vom Baum herab. Nun war er umgeben von den Terroristen, die im Wald herumschlichen. Offenbar versuchten sie, unbemerkt zwischen die Helikopter und das Krankenlager zu kommen.

Die Terroristen kommen, warnte Draden sein Team. Ich verschaffe euch etwas Zeit.

Schnell lief er los und riskierte es, von einem Terroristen weiter hinten gesehen zu werden, als er erst einen und dann einen zweiten Mann in der nächsten Reihe tötete. Mit einem Blick auf die Uhr steuerte er auf den dritten zu, rammte ihm im Vorbeilaufen ein Messer tief in den Nacken und drehte sein Opfer damit herum, ehe er es wieder aus ihm herauszog. Dann schleuderte er einem anderen Terroristen ein Wurfmesser seitwärts in den Hals und verließ die Deckung der Bäume.

Wir haben sie. Heben ab, berichtete Joe. Warten auf dich.

Bin gleich da.

Der letzte Helikopter schwebte noch über dem Boden, die Schützen gaben ihm Feuerschutz und schossen in den Wald, um die Terroristen daran zu hindern, ihn ins Visier zu nehmen. Diego und Malichai unterstützten sie mit ihren automatischen Waffen, während Joe und Gino sich um die Verletzten kümmerten. Der Hubschrauber näherte sich und ließ ein Seil herunter. Draden rannte unbeirrt weiter, während Kugeln an ihm vorbeizischten, die die im Wald verschanzten Terroristen auf ihn abfeuerten.

Doch als der Helikopter herabsank und im Tiefflug, das Seil wie einen Katzenschwanz hinter sich herziehend, auf ihn zukam, wurde es im Wald hinter ihm seltsam still. Die Waffen waren verstummt. Trotzdem lief er weiter, sprang nach dem Seil und packte es mit seinen behandschuhten Händen, obwohl der Ruck ihm fast die Arme aus der Schulter gerissen hätte. Doch dank seiner außergewöhnlichen Kraft gelang es ihm, daran hängen zu bleiben, als der Hubschrauber mit dem Aufstieg begann.

Draden war fast sechs Meter in der Luft, als er den Stich im Oberschenkel spürte und sein Herz einen Schlag aussetzte, weil er sofort Bescheid wusste. Als er an sich herunterschaute und den Pfeil sah, der aus seinem Bein ragte, wusste er, warum die Terroristen das Feuer eingestellt hatten. Sie hatten einen Scharfschützen, aber dessen Munition waren keine gewöhnlichen Kugeln – sondern ein Virus. Wenn er in den Helikopter kletterte, verdammte er alle, die darin waren, dazu, genauso zu sterben wie die Leute im Dorf. Ohne nachzudenken ließ er das Seil wieder los und stürzte aus dem Himmel zur Erde zurück.

Wurde von dem Virus getroffen. Das war das Beste, was er sagen konnte, damit die anderen ihn zurückließen.

Malichai schaute zu ihm herunter, und ihre Blicke trafen sich, als Draden fiel. Er sah, wie Malichai ihm automatisch nachspringen wollte, doch Diego packte ihn und hielt ihn zurück. Geduckt landete Draden, seine verbesserte DNA sorgte dafür, dass seine Beine den Aufprall abfederten. Er machte einen Salto vorwärts und richtete sich mit dem Gesicht zum Wald mit weit ausgestreckten Armen auf. Sollten sie ihn doch erschießen, wenn sie wollten, aber wenn sie es nicht taten, würde er diese Bastarde anstecken. Er begann, auf die Bäume und Büsche zuzugehen.

Verdammt Draden? Was ist passiert?, fragte Joe in seinem Kopf. Seine Stimme klang verwaschen, so als wäre er schon weit weg. Draden hörte, dass der Hubschrauber zurückkehrte, damit Joe ihn erreichen konnte. Wahrscheinlich musste Joe einem aus der Crew eine Waffe an den Kopf halten, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. Er konnte schon sehr deutlich werden.

Als Draden den Wald erreichte, waren die Terroristen verschwunden und hatten ihn demselben Tod überlassen, den auch die Dorfbewohner gestorben waren. Er hatte die Berichte gelesen, die die indonesische Regierung der Weltgesundheitsorganisation geschickt hatte. Auch aus diesem Grund war sein Team in Marsch gesetzt worden. Zwei Mitglieder der WHO-Mission waren führende Wissenschaftler auf dem Gebiet der Erforschung und Behandlung von Viruskrankheiten gewesen.

Bin mit dem Virus infiziert.

Draden hatte sich die Zeit genommen, zwei Doktortitel zu erwerben, um seinem Team von besonders großem Nutzen zu sein. Dabei hatte er sich auch mit Biochemie beschäftigt, seinen Bachelor aber in Genetik gemacht. Das duale Studium, das in Stanford angeboten wurde, hatte sich jedenfalls ausgezahlt. Er kannte sich nicht nur mit ansteckenden Krankheiten aus, sondern auch in der Mikrobiologie und der Immunologie. Was für ein Witz, dass er nach all der Arbeit, die er sich gemacht hatte, um diese Abschlüsse zu bekommen, nun an einem Virus sterben würde, der als Waffe eingesetzt wurde. Er wollte unbedingt noch etwas Sinnvolles beitragen und beschloss, so viel wie möglich über seine Symptome und etwaige Erklärungen dafür festzuhalten, ehe er sich eine Kugel in den Kopf jagte. So konnten die anderen ihre Schlüsse daraus ziehen.

Sag Trap und Wyatt, dass ich die Krankheit dokumentiere. Keine Ahnung, ob sie das, was ich vielleicht herausfinde, gebrauchen können, aber sie müssen es irgendwie schaffen, mein Aufnahmegerät abzuhören, ohne es anzufassen.

Tut mir leid, Mann. Vielleicht können Trap und Wyatt dir helfen.

Doch Draden wusste aus den früheren Berichten, dass jede Hilfe zu spät kommen würde. Das Virus wirkte zu schnell. Bis Joe wieder in den Staaten war, würde er schon tot sein.

Ich fackel das Dorf ab. Er hoffte, dass das schnell ging, damit er die Terroristen jagen konnte, die Menschen infizierten und dann als Köder benutzten, um noch mehr Menschen zu töten. Er wollte möglichst viele von den Bastarden umbringen, ehe das Virus sich einnistete und ihn zu krank machte, um sie zu verfolgen.

Er hörte, wie der Hubschrauber ein zweites Mal über ihn hinwegflog. Hoffentlich hältst du dem Piloten keine Pistole an den Kopf, sagte er belustigt, obwohl ihm nicht zum Lachen war.

Wenn wir dich mitnehmen, finden wir vielleicht eine Lösung, ehe es zu spät ist, sagte Malichai.

Nein, es geht zu schnell. Ich kann es nicht riskieren, euch alle anzustecken. Wir haben doch gewusst, dass wir uns auf ein Himmelfahrtskommando einlassen, als wir uns den Schattengängern angeschlossen haben. Jetzt bin einfach ich dran.

Verdammt!, zischte Gino.

Ich erledige so viele Terroristen, wie ich kann, bevor ich mich geschlagen gebe. Ganz bestimmt würde er dafür sorgen, dass möglichst viele von ihnen ins Gras bissen. Nicht, weil sie ihn infiziert hatten, sondern weil sie ein ganzes Dorf ausgelöscht hatten, um es als Falle zu benutzen. Joe, irgendjemand muss herausfinden, woher dieses Virus kommt.

Mach ich, versprach Joe.

Bringt die Verwundeten hier raus, für mich könnt ihr nicht mehr viel tun.

Mein Gott, Draden. Das war Gino.

Draden fühlte sich längst nicht so schlecht wie seine Kameraden. Er hatte sowieso keine große Zukunft gehabt. Ich ärgere mich bloß, dass ich so viel Zeit mit Lernen vergeudet habe, anstatt Party zu machen.

Stimmt, du bist ein richtiger Partylöwe, sagte Malichai gepresst und bemüht sarkastisch, denn er war todtraurig.

Sag Nonny, sie ist die Beste. Das hätte er der alten Frau selber sagen sollen. Wyatt Fontenots Großmutter hatte das ganze Team bei sich aufgenommen und für die Männer gesorgt, als gehörten sie zur Familie. Diese Art von Zuneigung hatte Draden nicht mehr erlebt, seit seine Pflegemutter gestorben war, als er noch sehr jung gewesen war. Bis er Nonny begegnet war, hatte er nicht gewusst, dass auch andere Menschen imstande waren, so zu lieben wie die Frau, die er Mutter genannt hatte. Das hätte er Nonny sagen sollen, aber er hatte es nicht getan, nicht ein einziges Mal. Er war überrascht, was für Gefühle in ihm aufkamen. Ja, er hätte mit ihr reden sollen. Sie würde um ihn trauern, und anscheinend würden ihn seine Kameraden ebenfalls vermissen, was ihn etwas überraschte.

Wir können dich aufsammeln, nach Hause bringen und es mit einer Therapie versuchen. Ich weiß, dass die meisten noch nicht zugelassen sind, aber einige haben funktioniert, wenn das Virus früh genug entdeckt wurde, sagte Gino.

Aber über dieses wissen wir noch nichts, deshalb können wir das Risiko nicht eingehen, und das ist euch auch klar, widersprach Draden. Nicht nur alle im Hubschrauber würde er möglicherweise anstecken, sondern nach der Landung auch die Ärzte und Schwestern, die darauf warteten, den Verwundeten zu helfen. Das wollte er nicht auf dem Gewissen haben.

Vielleicht hast du nur noch ein paar Tage, vielleicht aber auch zwanzig.

Joe, mach es mir nicht so schwer. Bringt euch verdammt noch mal in Sicherheit und sorgt dafür, dass alle Kranken überleben. Draden wusste, dass dieses Virus schnell war und ihm höchstens zwei Tage blieben.

Joe zögerte kurz, aber er war nicht ohne Grund der befehlshabende Offizier. Manchmal musste er harte Entscheidungen fällen. Du hast mein Wort. Es war mir eine Ehre, mit dir zu dienen, Draden.

Die anderen murmelten Ähnliches. Draden erwiderte nichts. Was sollte er sagen? Er hatte sich nie für sentimental gehalten, sondern eher versucht, nicht viel zu empfinden, doch als er mit seinem Team in Louisiana gelebt hatte, war er wider Willen weich geworden, obwohl er schon sehr früh gelernt hatte, dass es besser war, seine Gefühle zu verdrängen und bei jeder Entscheidung den Verstand zu benutzen. Gefühle brachten einen nur durcheinander, und das konnte sehr, sehr schlecht enden.

Aber da gab es noch Trap. Den Mann mit dem Asperger-Syndrom. Ein echtes verrücktes Genie. Mit superhohem IQ und stinkreich. Nur dass er mit Menschen nicht umgehen konnte. Dabei war ihm meistens von Draden geholfen worden. Obwohl sie beide Einzelgänger waren, waren sie immer füreinander da gewesen.

Sag Trap, er ist der Beste. Er schafft das schon. Sag ihm … Schockiert stellte Draden fest, dass ihm die Stimme versagte. Verdammt, er liebte diesen Mann wie einen Bruder.

Verstanden, sagte Joe.

Als das Knattern des Helikopters sich entfernte, ließ Draden sich vom Wald verschlucken. Es machte ihm nichts aus, allein zu sein. Daran war er gewöhnt. Er war fast sein ganzes Leben lang allein gewesen, sogar mitten in einer Menschenmenge. Damit hatte er kein Problem. Eilig steuerte er auf das Dorf der Toten zu. Es war sehr klein, nur ein paar Familien, die fast alle miteinander verwandt gewesen waren. Er konnte sehr schnell laufen, doch dann würde sich das Virus noch schneller in seinem Blutkreislauf verteilen. Andererseits war es vielleicht gar keine schlechte Idee, das alles einfach hinter sich zu bringen. Er spielte damit, während er weiterjoggte und seine animalischen Sinne einsetzte, um herauszufinden, wo diejenigen steckten, die zurückgelassen worden waren, damit sie ihn im Auge behalten konnten.

Dann vergegenwärtigte er sich die Informationen, die man ihnen über das Dorf und die Region gegeben hatte. Der Name Lupa Suku bedeutete »Vergessener Stamm«, und nach allem, was er erfahren hatte, fand er ihn sehr passend. Der Ort lag so abgeschieden, dass er oft nicht einmal für einen Teil von Rambutan gehalten wurde. Schließlich wurden die Dörfer an der Straße, die südöstlich von Palembang etwa 34 Meilen nach Rambutan führte, immer seltener, bis die Straße am Ende nicht mehr war als ein matschiger, von Bäumen und Sträuchern gesäumter breiter Weg. Nur wenige Autos und Busse teilten sich die Straße mit Fahrrädern und Tieren, bis sie aufhörte.

Wegen dieser Abgeschiedenheit konnte Lupa Suku nur mit dem Rad, dem Boot oder Lasttieren erreicht werden. In der Regenzeit war es sogar unmöglich, mit einem motorisierten Fahrzeug dorthin zu gelangen. Schwere Lasten blieben meist im Matsch stecken, also musste alles über den Fluss transportiert werden. Die meisten Besucher benutzten kleine Boote, um über den Banyuasin zum Dorf zu kommen.

Bei der Einsatzbesprechung hatte ein Abgesandter der indonesischen Regierung ihnen erklärt, dass in dieser Gegend hauptsächlich mit Fisch und Reis gehandelt wurde. Außerdem gab es eine kleine Kupfermine, deren Existenz von den Einheimischen aber geheim gehalten wurde. Da es keine modernen Maschinen gab, wurde das Kupfer in kleinen Mengen per Hand abgebaut. Die Regierung schaute weg und tat so, als wüsste sie nichts von dieser kleinen Mine und davon, dass die Dorfbewohner ihre Ausbeute zum Handel mit den Wilderern benutzten, die auf der Suche nach exotischen Vögeln bei ihnen vorbeikamen. Geld bedeutete den Dörflern nicht viel, sie tauschten das Kupfer lieber für Dinge ein, die sie brauchten.

Draden vermutete, dass die Terroristen das Virus durch diese Tauschgeschäfte ins Dorf gebracht hatten. Es war zwar auch möglich, dass die Ansteckung auf irgendeinem anderen Weg erfolgt war, zum Beispiel über Insekten oder Tiere, aber er bezweifelte es. Die Weltgesundheitsorganisation hatte versucht, die Quelle zu finden, doch da die in der Nähe aktive Terrorzelle die toten Dorfbewohner dazu benutzt hatte, die WHO-Ärzte und deren Mitarbeiter anzulocken und fast alle zu töten, neigte er zu der Ansicht, dass die Terroristen für den Ausbruch des tödlichen Fiebers verantwortlich waren.

Dafür, dass es die Zelle noch nicht sehr lange gab, war sie gut organisiert. Ihr Ziel war es, die Regierung zu stürzen, doch im Gegensatz zu anderen Zellen, die auf Anschläge und Gewalt gegen die Polizei setzten, hatte diese sich vorgenommen, das Vertrauen der Menschen in die Regierung zu untergraben, indem sie ein hoch ansteckendes Virus freisetzte. Draden und sein Team glaubten, dass das Dorf ihr erster großer Test gewesen war. Auch wenn es andere kleinere Experimente gegeben haben musste. Lupa Suku war der perfekte Ort für einen solchen Versuch. Die Bewohner wickelten ihre Geschäfte hauptsächlich per Boot ab und erlaubten es Fremden nicht, ohne einen guten Grund oder eine Einladung zu ihnen zu kommen. Sie waren recht verschlossen, wahrscheinlich, so die Vermutung der Regierung, weil sie diese Kupfermine hatten und nicht wollten, dass Außenstehende davon erfuhren. Ansonsten waren sie sehr genügsam und lebten im Einklang mit den Tieren im Wald. Dazu sehr friedlich, denn ihre Waffen hatten sie nur zum Schutz eingesetzt.

Wenn die Regenzeit das Reisen schwierig machte, lebte der Stamm manchmal wochenlang ohne Kontakt zur Außenwelt. Lupa Suku lag eine Viertelmeile landeinwärts und konnte von Menschen, die auf dem Fluss unterwegs waren, nicht entdeckt werden, was es ebenfalls zu einem perfekten Versuchsobjekt machte. Die Dörfler hatten zwar Boote am Ufer und einen Wachposten, der Alarm schlagen sollte, falls Gefahr drohte, aber ein Virus war nun mal unsichtbar.

Entschlossen ging Draden durch den Wald. Ihm war klar, dass mindestens ein oder zwei Terroristen zurückgelassen worden waren, um ihn zu beobachten und den anderen mitzuteilen, was er unternahm. Er wollte zuerst das Dorf niederbrennen und dann Jagd auf sie machen. Er würde nur einen am Leben lassen, damit der ihn zum Hauptstützpunkt der MSS führte.

Trap und Wyatt kannten sich mit hämorrhagischen Fiebern genauso gut aus wie er. Sie hatten zusammengearbeitet, um einen Impfstoff gegen bestimmte Formen von Ebola zu finden. Wenn die Antikörper innerhalb von vierundzwanzig Stunden verabreicht worden waren, hatten sie Affen retten können, doch je länger sie damit warteten, desto geringer war die Erfolgsrate gewesen. Sie hatten stundenlang diskutiert, bis tief in die Nacht hinein, wie die Chancen für diejenigen, die sich im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit befanden, erhöht werden konnten.

Wegen seiner intensiven Forschungsarbeit zu Viren dieser Art wusste Draden, dass ihm nicht viel Zeit blieb, bis er die Wirkung zu spüren bekam. Er würde einen furchtbaren Tod sterben. Aber er hatte eine Waffe, und die würde er ganz sicher vorher einsetzen. Er musste nur aufpassen, dass er nicht so lang wartete, bis er zu geschwächt war, um die Entscheidung zu fällen, sich selbst eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, was eine solche Seuche Menschen antun konnte, und mochte sich seine eigene grausige Zukunft lieber nicht vorstellen.

Er beschleunigte das Tempo, mit dem er über den schmalen, nach Lupa Suku führenden Wildwechsel lief, den er im Wald gefunden hatte, obwohl er wusste, dass er vorsichtig sein musste, wenn er so eilig unterwegs war. Im Dschungel lauerten noch andere Gefahren als die MSS.

Es gab nur noch ungefähr fünfhundert Sumatra-Tiger, und einer von ihnen hatte sich das Gebiet rund um das Dorf als Revier ausgesucht. Die Dorfbewohner hatten das als Ehre empfunden und harmonisch mit der Raubkatze zusammengelebt. Nach den Berichten, die Draden gelesen hatte, war der Tiger aufgetaucht, als in seinem Habitat eine Palmölmühle errichtet worden war und der Sumpf in der Nähe von Lupa Suku das bedrohte Tier dazu verlockt hatte, ein neues Territorium zu besetzen. Die Dorfbewohner hatten mit den örtlichen Wilderern abgemacht, dass der Tiger in Ruhe gelassen wurde, solange die Dörfler ihr Kupfer nur mit ihnen tauschten. Doch trotz dieser Abmachung hatten die Wilderer Fallen für Raubkatzen und andere seltene Tiere aufgestellt. Draden konnte es sich nicht leisten, in eine davon hineinzutappen.

Lupa Suku war umgeben von dichter Vegetation. Hohe Flügelfruchtbäume steckten die Köpfe zusammen und bildeten ein Schatten spendendes Dach. An ihren Stämmen wuchsen knorrige, dicke Lianen und unzählige Epiphyten. Dazu Orchideen und Farne, die sich von Luft ernährten.

Überall gab es Blumen, die exotischen Pflanzen und Ranken waren unglaublich farbenfroh. Manche Bäume und Büsche boten den bunten Blumen sogar eine Plattform, damit sie die Strahlen der Sonne einfangen konnten. Zikadenbäume säumten den Pfad, der vom Fluss landeinwärts führte, andere bildeten eine Grenze zum Sumpf, und die Blumen daran standen kurz vor der Blüte.

Voller Trauer und Bewunderung nahm Draden das Bild in sich auf. Dieser wunderschöne Weg führte zu einem Dorf, dem es gut gehen sollte. Stattdessen war er nun ein Weg ins sichere Verderben. Der Gestank war unglaublich. Das WHO-Camp war ein Stück weit entfernt, aber in Sichtweite aufgebaut. Offenbar war es geplündert worden, nachdem die Ärzte und ihre Mitarbeiter tot waren. Manche steckten noch in ihren Schutzanzügen. Grimmig ging Draden an ihnen vorbei ins Dorf.

Es war seltsam still dort. Die WHO-Leute hatten eine Grube ausgehoben und die Toten schon hineingelegt, um sie zu verbrennen. Selbst die Benzinkanister standen schon bereit. Sie enthielten einen Brennstoff, der sehr heiß und effektiv war. Draden machte eine schnelle Runde durch den Ort, um sicherzustellen, dass niemand vergessen worden war, dann schüttete er den Brandbeschleuniger über die Häuser und die Toten in der Grube. Schließlich steckte er alles an und wich vor der schrecklichen Hitze zurück. Zum Glück regnete es gerade nicht.

Daraufhin zog er sich tiefer in den Wald zurück, weg von den Flammen, die in den Himmel schossen, ins Innere des Landes, damit die Wachen, die von der MSS zurückgelassen worden waren, nach ihm suchen mussten.

Statt durch den feuchten Sumpf zu gehen, wählte er den Weg über die Bäume. Schließlich fand er einen guten Platz, um abzuwarten – in einem Hartholzbaum. Ringsherum standen duftende Gewürzbäume, doch seiner hatte eine hübsche Gabelung, an der mehrere Äste vom Stamm abzweigten und ihm einen recht komfortablen Rastplatz boten.

Draden verharrte so reglos, dass die Insekten und Nagetiere wieder aktiv wurden. Sie waren gute Wächter. Er trank Wasser aus der Flasche eines gefallenen Rangers und musterte den Wald. Es gab sehr viele Feigenbäume, die zweimal im Jahr genug Früchte produzierten, um viele der Waldbewohner zu ernähren, einschließlich des vom Aussterben bedrohten Schildhornvogels. Außerdem sah er viele wertvolle Hartholzbäume. Der, den er sich ausgesucht hatte, befand sich mitten in einem Hain mit exotischen Obstbäumen, die eine große Menge Tiere anzogen.

Überall waren farbenprächtige Vögel. Er entdeckte Rotbürzel- und Rotnackentrogonen. Und schließlich auch einen Hainparadiesschnäpper und einen Malaienspint. In der Nähe des Flusses hatte er bereits einen Menintingeisvogel erspäht. Nun hielt er Ausschau nach der seltensten Spezies, dem Schildhornvogel, der ihm Glück bringen sollte, konnte aber keinen sichten. Hier gab es so viele seltene Vogelarten, dass oft Wilderer herkamen, um sie zu fangen und ins Ausland zu verkaufen. Und das wiederum konnte bedeuten, dass die Dorfbewohner Fallen aufgestellt hatten.

In einiger Entfernung vom Obsthain wuchs eine kleine Gruppe Zimtrindenbäume. Dieses Dorf hatte alles gehabt, was es brauchte, nicht nur um zu überleben, sondern um zu gedeihen. Der Zimt in der Rinde konnte geerntet und verkauft oder von den Dörflern selbst verbraucht werden.

Sorgfältig studierte Draden den Wald unter sich. Wenn die Terroristen kamen, musste er schnell sein, möglichst viele töten und dann einem zu ihrem Nest folgen. Deshalb wollte er herausfinden, wo die Fallen sein könnten, damit er nicht in einer gefangen wurde. Nachdem er den Waldboden in jeder Richtung so weit, wie er sehen konnte, abgesucht hatte, merkte er sich die Stellen, an denen sich seiner Meinung nach wahrscheinlich eine Falle befand.

Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich auf seinen Körper und darauf, was das Virus vielleicht schon darin anrichtete, stellte aber noch nichts fest. Wenn er die Inkubationszeit von Ebola und dem Marburg-Fieber zugrunde legte, hatte er zwei bis einundzwanzig Tage, um das Basislager der MSS zu finden und es auszuräuchern. Was ihn anging, bedeutete das mehr als genug Zeit, um den Job zu erledigen.

Vermutlich war er kurz eingenickt, doch als die Insekten ihr ständiges Summen einstellten, suchte er den Wald sofort nach seiner Beute ab. Zwei Männer kamen aus der Richtung, in der das brennende Dorf lag. Der Rauch war noch zu riechen, doch das Feuer war heruntergebrannt. Selbst wenn die Flammen an der umgebenden Vegetation geleckt hatten, hatte es sich nicht verbreitet, zumindest sah es nicht danach aus. Das war den vom andauernden Regen vollgesogenen Bäumen und Sträuchern zu verdanken, denn Draden hätte nichts tun können, falls der Brand um sich gegriffen hätte. Lupa Suku hatte in jedem Fall zum Wohle des Landes vernichtet werden müssen.

Die zwei Männer suchten auf dem Boden nach Spuren. Offenbar handelte es sich um geübte einheimische Fährtenleser, denn sie schienen im dichten Dschungel zu Hause zu sein und folgten, ohne ein Wort zu wechseln, den Hinweisen der Tiere und Insekten. Keiner von den beiden entdeckte Draden oben in seinem Baum. Er beobachtete die beiden ein paar Minuten, um sie besser einschätzen zu können. Nun unterhielten sie sich leise, während sie auf ein zerrissenes Blatt und einen geknickten Farnwedel zeigten, die sie als Spur von ihm deuteten. Doch da er nicht aus jener Richtung gekommen war, konnte er sie nicht hinterlassen haben. Einen Augenblick lang überlegte er, wer das wohl gewesen war.

Er ließ die zwei Männer direkt unter dem Baum, in dem er saß, herumschnüffeln. Keiner schaute auf. Nicht ein einziges Mal. Die Augen fest auf den Boden geheftet suchten sie weiter nach einer Fährte. Plötzlich ging einer von ihnen vor der Stelle, wo Draden eine Falle für die Wilderer vermutete, in die Hocke und bewies, dass er recht gehabt hatte.

Es war heiß, und es fing an zu regnen. Unaufhörlich prasselten Tropfen auf das Blätterdach und suchten sich einen Weg nach unten. Licht fiel durch die Wolken und ließ das Wasser silbern erstrahlen. Das war definitiv eine ganz andere Welt als die auf dem Laufsteg. Draden wartete, bis die beiden Guerillakämpfer vom Dorf weg zeigten und in dieselbe Richtung aufbrachen.

Dann schoss er dem einen ganz ruhig in den Kopf und dem anderen in die Schulter. Schnell und gezielt, eins, zwei, hatte er abgedrückt und getroffen. Einer stürzte zu Boden, während der andere seitwärts taumelte und beinahe umfiel, es aber noch schaffte, bis hinter die dicken Wurzeln eines Flügelfruchtbaums zu stolpern.

Draden rührte sich nicht. Er hatte zweimal kurz hintereinander gefeuert. Die Schüsse waren so laut gewesen, dass sie im ganzen Wald zu hören gewesen waren und die Insekten zum Schweigen gebracht hatten. Doch es dauerte nicht lange, bis das Gesumme von vorne anfing. Bald darauf fielen auch die Frösche wieder ein. Mäuse raschelten durch Blätter. Käfer und Ameisen fanden den Toten und die Blutlache auf dem Boden. Der Wald kehrte so schnell zur Normalität zurück, als wäre nichts geschehen.

Der Verletzte brauchte sofort Hilfe, wenn er überleben wollte. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit und den vielen verschiedenen Insekten im Regenwald war eine Infektion fast unvermeidlich. Als Einheimischer wusste der Mann das natürlich. Er musste zurück zum Basislager, dem Nest der Milisi Separatis Sumatra.

Reglos wie ein Raubtier verharrte Draden, die Augen fest auf seine Beute gerichtet. Er rührte keinen Muskel, ließ den Mann aber nicht aus den Augen. Er konnte nur den unteren Teil seines Beins sehen. Stoisch ertrug der Terrorist seine Schmerzen, aber sie mussten fürchterlich sein. Draden hatte ihm absichtlich die Schulter zertrümmert, damit sie möglichst schlimm waren. Außerdem hatte er so die rechte Hand des Mannes außer Gefecht gesetzt.

Der Terrorist hielt über eine Stunde durch. Langsam musste er sich doch Sorgen um den Blutverlust machen. Draden jedenfalls tat es. Schließlich wollte er nicht, dass der Kerl verblutete und ihm wegstarb. Es war viel einfacher, ihn zu beschatten, als seine Spuren zum Nest zurückzuverfolgen.

2

DAS BASISLAGER DER Milisi Separatis Sumatra, das Draden eine Stunde nach Sonnenaufgang entdeckte, war ein gutes Stück vom Fluss entfernt, aber noch nah genug, um ihn zur Flucht oder zum Reisen nutzen zu können. Die Terroristen hatten sich in einem Dorf einquartiert, das ungefähr so groß war wie Lupa Suku. Was für eine Ironie des Schicksals, dachte Draden. Das eine Dorf hatten sie besetzt, hielten die Bewohner gefangen und behandelten sie fast wie Sklaven, während sie ein anderes durch ein hämorrhagisches Fieber ausgelöscht hatten.

In beiden Dörfern lebten Indonesier, Landsleute der Terroristen. Um die Regierung zu stürzen, schadeten sie ihrem eigenen Volk. Draden hatte nie begriffen, wie man so etwas vor sich rechtfertigen konnte, nur weil man an ein Endziel glaubte. Seiner Meinung nach waren diese Terroristen nichts weiter als eine Bande von skrupellosen Mördern.

Den größten Teil des Tages verbrachte er damit, die Terroristen genau zu beobachten. Er wollte jeden einzelnen kennen, wenn möglich samt dessen Gewohnheiten. Er war ein guter Beobachter. Also beobachtete er die Gruppe aus jeder Richtung und umkreiste die kleine Ansammlung von Häusern, bis ihm der Tagesablauf klar war. Der Mann, den er verwundet hatte, war in eine kleine Krankenstation am westlichen Rand des Dorfes gebracht worden. Draden sah, wie ein Mann aus einem Haus gezerrt und zu dem kleinen provisorischen Krankenhaus gejagt wurde.

Draden wartete, bis es Nacht wurde, ehe er ins Dorf ging. Vorsichtshalber trug er Handschuhe und eine Maske über Mund und Nase, um die Bewohner nicht anzustecken. Von den Terroristen dagegen wollte er in dieser Nacht möglichst viele töten. Das Dorf wurde schwer bewacht, und alle waren nervös, seit der Mann, den er angeschossen hatte, ins Camp gewankt war. Dabei konnte man leicht erkennen, wer zur MSS gehörte, denn die Terroristen waren gleich aufgeregt herumgelaufen, hatten die Dorfeinwohner mit Waffen bedroht und Befehle gebrüllt. Dann hatten sie die Wachen rund ums Dorf verdoppelt, daher kannte Draden jede Stelle, die sie nutzten, um ihre Basis zu schützen.

Er hatte sich jeden einzelnen Terroristen gemerkt, besonders die Gesichter und die unveränderlichen Kennzeichen. Keiner von ihnen versuchte, sich zu tarnen. Es sah eher so aus, als wollten sie erkannt werden, damit die Dörfler ihnen gehorchten. Einige von ihnen waren aggressiv und angriffslustig, andere ignorierten die Dorfbewohner oder behandelten sie rücksichtsvoller. Aber Draden war es gleich, wie sie sich benahmen. Sie hatten einen Massenmord begangen und offenbar noch viel mehr Menschen töten wollen, indem sie ihn als Seuchenüberträger benutzten.

Er musste herausfinden, wo das Virus ursprünglich herkam. Wie sie es sich beschafft hatten. Als es dunkel geworden war, war er kampfbereit und hatte einen Plan. Ohne auf den Regen zu achten, schlich er an einem Wachtposten vorbei und ging zuerst zur Krankenstation. Um den Mann umzubringen, der versucht hatte, seine Teamkameraden zu töten, redete er sich ein, aber er wusste, dass er in Wahrheit nach dem Dörfler schauen wollte, der aus seinem Haus gezerrt worden war. Höchstwahrscheinlich war das derjenige, der in diesem Ort so etwas wie der Arzt war.

Die meisten Häuser waren sehr klein und aus allen möglichen Materialien zusammengebaut, meist aus Holz, Lehm und rostigem Wellblech. Manche standen auf Stelzen und hatten Schilfdächer. Der Strom wurde vom Wasser aus dem Wald geliefert statt von Leitungen der Regierung, und die Menschen lebten vom Ackerbau. Sie bauten Pflanzen an und verkauften sie nach der Ernte, wobei sie in der Regel den Fluss als Marktplatz benutzten. Wie Lupa Suku war dieses Dorf gerade abgelegen genug, um sich wunderbar dafür zu eignen, von der MSS infiltriert und schließlich übernommen zu werden.

Draden spähte durch ein schmutziges Fenster. Der Mann, den er angeschossen hatte, lag auf einer Pritsche und warf sich stöhnend vor Schmerzen hin und her. Zwei andere, anscheinend Freunde von ihm, versuchten, ihn dazu zu überreden, Wasser zu trinken und sie sehen zu lassen, was der »Arzt« mit ihm gemacht hatte. Der lag in einer Blutlache auf dem Boden. Offenbar hatte der Dorfheiler keine Erfahrung mit zerschossenen Schultern gehabt.

Die drei Männer waren eng beisammen. Ruhig öffnete Draden die Tür zur Krankenstation, und als sie aufschauten, warf er dem, der sein Gewehr auf dem Rücken hängen hatte, ein Messer in den Hals. Das zweite Messer tötete den Terroristen, der seine Waffe am Fußende des Bettes abgelegt hatte. Beide Klingen trafen punktgenau die jeweils gut sichtbare Halsschlagader.

Draden schloss die Tür hinter sich, durchquerte den Raum und schob die beiden Toten mit dem Fuß beiseite. Erst als er sich wie ein rachsüchtiger Todesengel über den Kranken auf dem Bett beugte, begriff der Terrorist, dass irgendetwas nicht stimmte. Er öffnete den Mund, um zu schreien, doch Draden rammte ihm ein Messer in den Rachen und wischte die blutige Klinge am T-Shirt des Mannes ab. Dann sammelte er seine Wurfmesser wieder ein und ging zur Tür.

Dank seiner Weiterentwicklungen war sein Gehör außergewöhnlich gut, und er vernahm keinerlei Gerenne oder Geschrei. Doch er war längst nicht außer Gefahr. Er knipste das gelbe Licht aus, das so schwach war, dass es kaum half. Trotzdem verrieten sich die Terroristen damit: Anders als die Dorfbewohner benutzten sie nach Einbruch der Dunkelheit künstliches Licht.

Vorsichtig öffnete Draden die Tür und schlüpfte aus dem Haus. Schattengänger waren vor allem dazu erschaffen worden, in der Nacht zu verschwinden, mit der Dunkelheit zu verschmelzen und nicht vom Feind entdeckt zu werden, ganz egal, wie nah er – oder sie – ihm war. Nun nutzte Draden diese Fähigkeiten, um wie ein Geist durchs Dorf zu gehen und das Haus aufzusuchen, in dem der Mann wohnte, den er als Kommandeur ausgemacht hatte.

Anders als die meisten anderen Häuser, die aus einem Mischmasch von Materialien gebaut worden waren, sogar aus Maschinenteilen, die ihre Besitzer gefunden oder eingetauscht hatten, war dieses moderner, aber ebenfalls sehr klein. Es bestand aus Hartholz und hatte ein schiefes Schilfdach. Es schien überhaupt ein wenig schief zu sein, aber es war stabil und in sehr viel besserem Zustand als alle anderen Hütten. Vermutlich gehörte es dem Dorfvorsteher.

Die Häuser, zwischen denen Draden hindurchlief, standen auf Holzstützen, die so dünn waren, dass man befürchten musste, sie würden zusammenbrechen, wenn jemand Schweres die Veranda betrat. Vor dem Haus, zu dem er wollte, stand ein kleiner Holzzaun, der einfach abrupt endete. Auf den Pfählen, die ihn hielten, streckten drei abgeschlagene Köpfe, und das offenbar schon länger. Sie sahen grotesk aus, selbst im Dunkeln, und Draden war sicher, dass es sich dabei um den Dorfältesten, seine Frau und höchstwahrscheinlich den erwachsenen Sohn handelte. Nun wohnte der Kommandeur der MSS in dem Haus, und die Köpfe dienten als Warnung, damit die Dorfbewohner wussten, dass er hier das Sagen hatte und jeder Widerstand im Keim erstickt werden würde.

Draden ging um den seltsamen kleinen Halbzaun herum und betrat die Veranda. Dann schlich er von Fenster zu Fenster und spähte in die Räume. Es gab nur vier. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und Küche. Sie gingen alle ineinander über, wurden aber von reich verzierten Vorhängen in den Durchgängen getrennt. Er sah, wie der Kommandeur etwas Schweres zur Tür zog.

Draden stieg nicht aufs Dach, sondern presste sich eng an die Hauswand und wartete still ab, bis der Führer der MSS die Tür öffnete und seine Last nach draußen gezerrt hatte. Es handelte sich um eine junge Frau. Sie war nackt. Und tot. Draden konnte erkennen, dass sie erwürgt worden war. Wahrscheinlich war sie die Frau des jungen Mannes gewesen, dessen Kopf auf dem Zaun steckte.

Mit einer Hand rollte der Kommandeur die tote Frau von der Tür weg zum Rand der Holzveranda, als wäre sie Müll. Dann holte er mit dem langen Schwert, das er in der Hand hielt, weit aus und schlug ihr den Kopf ab. Die Klinge war so scharf, dass sie den Hals glatt durchtrennte. Der Mann spuckte aus und trat mit dem Fuß nach dem Leichnam, um ihn von der Veranda zu stoßen.

Als ihm das nicht gelang, grunzte er, stellte das Schwert neben der Tür ab, öffnete seine Hose und urinierte auf die Leiche. Dann drehte er sich um, schaute in Dradens Richtung, ohne ihn zu sehen, kehrte ins Haus zurück und schloss die Tür. Draden konnte hören, dass er ins Schlafzimmer ging.

Der Schattengänger folgte ihm an der Außenwand entlang. Da die Veranda neben dem Haus für einen großen Mann zu schmal war, klebte Draden wie eine riesige Spinne an der Seite.

Im Schlafzimmer angekommen, zog der Kommandeur sich aus und legte sich auf eine dünne, geflochtene Matratze. Dann fluchte er mehrmals, weil er es offenbar nicht gewohnt war, auf einer so harten Unterlage zu schlafen, wie der Dorfälteste sie gehabt hatte. Schließlich rollte er sich auf den Rücken, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte an die Decke.

Noch einmal schaute Draden sich das Zimmer genau an. Dank der genetischen Veränderungen, die der Doktor vorgenommen hatte, als er seine Körperkräfte stärkte, hatte er Katzen-DNA in den Genen, die sich manchmal als äußerst nützlich erwies, weil er nachts sehr gut sehen konnte. Er prägte sich jedes Detail genau ein und hangelte sich dann an der Wand entlang zurück zur vorderen Veranda.

Er wunderte sich, wie sehr es ihn schockierte, dass der Kommandeur den Dorfältesten und seine Familie umgebracht hatte, einschließlich der Frau, die er offenbar nach der Ermordung ihres Mannes zum Beischlaf gezwungen hatte. Schließlich hatte dieser Verbrecher ein ganzes Dorf ausgelöscht, also warum sollte er Hemmungen haben, irgendjemanden in dieser kleinen, selbstgenügsamen Gemeinschaft zu töten?

Draden nahm das Schwert neben der Tür, ging aber nicht ins Haus hinein, sondern kroch darunter. Schob sich Zentimeter um Zentimeter mit dem Schwert in der Hand auf Ellbogen und Zehen voran, bis er genau die Stelle erreicht hatte, über der die Matratze lag. Die Holzdielen waren sehr dünn. Die Bretter auf der Veranda waren vorhin unter seinem Gewicht fast zusammengebrochen.

Er verfügte über enorme Kraft, und mindestens genauso gewaltig war sein Bedürfnis, diesen Kerl umzubringen. Das war ihm schon öfter passiert. In solchen Momenten wurde der Wunsch zu töten so stark und übermächtig wie der Drang zu atmen, sodass ihm praktisch keine andere Wahl mehr blieb. Ruhig atmete er ein und aus und wurde zu einer perfekten Tötungsmaschine. Nur noch auf sein Ziel konzentriert.

In diesem Augenblick existierte für ihn nichts anderes mehr als dieser Mörder auf einem Ruhebett, das eine Frau eigenhändig für ihren Mann gefertigt hatte. Draden konnte sich ihn so deutlich vorstellen, als würde er durch den Holzboden und die geflochtene Matratze hindurch direkt auf den Rücken des Kommandeurs schauen.

Er holte tief Luft und ließ die Wut, die in ihm brodelte, heraus. Mit voller Wucht stieß er das Schwert durch das Holz und die dünne Unterlage in den Hals des Mannes und durchtrennte ihm das Rückgrat. Mit dem Heft in der Hand wartete Draden, um sicherzugehen, dass er tot war, dann ließ das Schwert stecken und rollte sich zur Veranda zurück.

Vorsichtig schlich er sich aus dem Dorf, um die umliegenden Wachen auszuschalten. Sie standen rund um den kleinen Ort verteilt auf ihren Posten. An jeder der vier Ecken gleich zwei, die miteinander Kontakt hielten. Obwohl der Kommandeur ein Schwert gehabt hatte – das wahrscheinlich dem Dorfältesten gehörte –, verrieten ihm die moderne Ausrüstung und Bewaffnung der Terroristen, dass die MSS keinen Geldmangel hatte. Wer auch immer diese Terrorzelle ins Leben gerufen hatte, er hatte Leute rekrutiert, die sich in der Gegend und im Umgang mit Waffen auskannten.

Einen nach dem anderen erledigte Draden die Wachtposten auf der Waldseite. Aber er wollte mehr als nur einen Fluchtweg haben. Die Terroristen hatten ihre eigene Flucht und Verteidigung über den Fluss vorbereitet. Deshalb hatten sie dort Boote am Ufer. Das Dorf lag zwar landeinwärts, aber nur eine Meile entfernt. Und da Draden jeden Abend laufen ging, in einem atemberaubenden Tempo, konnte er diese Meile in weit unter drei Minuten hinter sich bringen, selbst in bewaldetem Gelände.

Er tötete die beiden Wachen an der nördlichen Ecke und ließ sie einfach fallen. Dann durchsuchte er sie nach Waffen und Funkgeräten und zerstörte alles, was er nicht mitnehmen wollte. Plötzlich hatte er das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Eigentlich war es unmöglich, ihn zu entdecken, doch er vertraute seinem Bauchgefühl, warf sich hin, rollte sich von den Leichen weg und lief geduckt weiter.

Sobald er nah genug am nächsten Wachtposten war, legte er sich flach auf den Boden und robbte sich an ihn heran. Der Mann behielt den Wald vor sich im Auge, genauso wie man es ihm befohlen hatte. Er war wachsam, aber das Dorf lag in seinem Rücken, und er dachte, die Gefahr käme vom Fluss und durch die Bäume, die er ständig absuchte. Er kam gar nicht darauf, dass der Feind, den er fürchtete, hinter ihm sein könnte und bereits so nah, dass er auf ihn getreten wäre, wenn er einen Schritt zurück gemacht hätte. Wie ein Geist erhob sich Draden direkt hinter ihm, hielt ihm den Mund zu und rammte ihm ein Messer in den Nacken, das sein Rückenmark durchtrennte.

Zwischen den zwei Wachtposten an den vier Ecken des Dorfes standen jeweils fünf weitere Wachmänner. Draden war es gelungen, zwei Ecken von den Wachen zu befreien und alle fünf Männer dazwischen zu beseitigen. Blieben also noch mindestens vierzehn. Wie eine Maschine kroch er unermüdlich von einem Mann zum nächsten, doch je mehr er erledigte, desto stärker empfand er, dass ihn jemand dabei beobachtete.

Misstrauisch hielt er kurz vor der dritten Ecke inne, die ebenfalls dem Fluss gegenüber lag. Es hatte angefangen zu regnen, feine Tropfen, kaum mehr als ein Sprühregen, der den Wald mit einem grauen Schleier überzog. Den konnte er sich zunutze machen, um sich zu verstecken und seinen Verfolger zu stellen. Seine Energie zu »fühlen«. Es gelang ihm eigentlich immer, seinen Gegner aufzuspüren, doch dieser schien nie nah genug zu sein, um einen Eindruck von ihm zu bekommen.

Im Schutz der Dunkelheit kam Draden gut voran und näherte sich zwei weiteren Soldaten an einer Ecke, die sichtlich nervös waren. Sie versuchten ununterbrochen, die anderen Wachen zu erreichen, und ihrem Tonfall war ihre wachsende Angst anzumerken. Anders als die anderen Wächter standen diese beiden schussbereit Rücken an Rücken, während sie aufgeregt in ihre Funkgeräte sprachen und Alarm schlugen, weil zu viele Wachen nicht antworteten.

Shylah Cosmos lag in einer kleinen Mulde, die etwas Schutz bot, und fragte sich, wer dieser einsame Mann war, der so gnadenlos die Wachen der Milisi Separatis Sumatra niedermähte. Er war nicht nur gut; er war eine verfluchte Tötungsmaschine. Wie ein Roboter, der auf Töten programmiert war. Er machte nicht eine unnötige Bewegung und schien keine Pause zu brauchen. Er metzelte einfach alles nieder wie ein finsterer Engel, ein Geist in der Nacht …

Plötzlich begriff sie und biss sich hastig auf die Fingerknöchel, um nicht vor Überraschung aufzustöhnen. Das musste ein Schattengänger sein. Ein echter. Einer von den richtigen. Der Mann war so gut, so schnell und leise, dass er kein gewöhnlicher Mensch sein konnte. Er wirkte eher wie ein Raubtier, eine geschmeidige, große Katze. Shylah zwinkerte mehrmals, um sich zu konzentrieren. Sie war ihm gefolgt, seit sie gesehen hatte, wie ein Schatten ins Lager gehuscht und zur Krankenstation geschlichen war.

Ohne zu zögern hatte er sich in die Festung des Feindes gewagt. So unbemerkt, wie er sich zwischen den Terroristen bewegt hatte, hätte er tatsächlich ein Geist sein können. Doch sie hätte ihn nie übersehen können. Er war zu auffällig. Zu herausragend. Aber vielleicht kam es ihr auch nur so vor, weil sie gesehen hatte, wie er das Unmögliche schaffte. In dieser Nacht hatte er im Alleingang mindestens 25 Männer getötet. Das war beeindruckend. Vier im Dorf, sechs an drei Ecken und die fünf Wachtposten vor und hinter dem Dorf und an einer Seite. Es hätten sogar noch mehr werden können, wenn die Männer nicht miteinander in Kontakt gewesen wären.