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Wenn Sie die fesselnde Geschichte Germaniens entdecken wollen, lesen Sie weiter. Deutschland ist ein relativ junger Nationalstaat. Mit seiner Gründung im Jahr 1871 ist er sogar jünger als die Vereinigten Staaten. Die von Deutschen besiedelten Territorien verfügen jedoch über eine vielfältige Geschichte, die weit zurück in die Antike und Vorgeschichte reicht. Im Zentrum Europas gelegen, war Deutschland Zeuge jahrhundertelanger Konflikte, Einwanderung und Verhandlungen. Infolgedessen wandelte sich seine Gestalt, Größe und seine Ethnie über seine gesamte Geschichte hinweg. Die Territorien, die das heutige Deutschland bilden, waren häufig Kriegsschauplätze und zu manchen Zeiten verbanden sie sich gegen einen gemeinsamen Feind oder brachen aufgrund innerer Konflikte auseinander. Aufgrund dieser Konflikte veränderten sich Deutschlands Grenzen durch seine Geschichte hindurch ebenso wie die Vorstellung von deutscher Identität, die sich in gewisser Weise immer noch entwickelt. Die lange und von Konflikten geprägte Geschichte der Region beeinflusst seine Gegenwart, seine Politik und seine Nationalität. In Germanien: Ein fesselnder Führer zur Geschichte einer Region in Europa, in der germanische Stämme herrschten und wie sie sich in Deutschland verwandelte, werden Sie u.a. folgende Themen finden: - Die frühe Geschichte Germaniens - Die Anführer der Barbaren - Die Merowinger und Karolinger - Das Heilige Römische Reich - Die Reformation - Der Dreißigjährige Krieg - Das Zeitalter der Aufklärung - Napoleon und die Revolution in Deutschland - Viele Kriege und die Einigung - Der Erste Weltkrieg - Der Zweite Weltkrieg - Das moderne Deutschland - Und vieles mehr! Wenn Sie also mehr über die Geschichte Germaniens erfahren wollen, scrollen Sie nach oben und klicken Sie auf die Schaltfläche "In den Einkaufswagen"!
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Seitenzahl: 257
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Germanien
Ein fesselnder Führer zur Geschichte einer Region, in der germanische Stämme herrschten und wie sie sich zu Deutschland entwickelte.
Titelseite
Germanien: Ein fesselnder Führer zur Geschichte einer Region, in der germanische Stämme herrschten und wie sie sich zu Deutschland entwickelte
Einführung
Kapitel 1 – Die Frühgeschichte Germaniens
Kapitel 2 – Die Anführer der Barbaren
Kapitel 3 – Die Merowinger und Karolinger
Kapitel 4 – Das Heilige Römische Reich
Die Pest im Heiligen Römischen Reich
Kapitel 5 – Die Reformation
Kapitel 6 – Der Dreißigjährige Krieg
Kapitel 7 – Das Zeitalter der Aufklärung
Kapitel 8 – Napoleon und die Revolution in Deutschland
Kapitel 9 – Viele Kriege und die Einheit
Kapitel 10 – Der Erste Weltkrieg
Kapitel 11 – Der Zweite Weltkrieg
Kapitel 12 – Das moderne Deutschland
Schlussbemerkung
Literatur
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Deutschland ist ein relativ junger Nationalstaat. Mit seiner Gründung im Jahr 1871 ist er sogar jünger als die Vereinigten Staaten. Die von Deutschen besiedelten Territorien verfügen allerdings über eine vielfältige Geschichte, die weit zurück in die Antike und die Vorgeschichte reicht. Im Zentrum Europas gelegen war Deutschland Zeuge jahrhundertelanger Konflikte, Einwanderung und Verhandlungen. Infolgedessen wandelte sich seine Gestalt, Größe und seine Ethnie über seine gesamte Geschichte hinweg. Die Territorien, die das heutige Deutschland bilden, waren häufig Kriegsschauplätze und zu manchen Zeiten verbündeten sie sich gegen einen gemeinsamen Feind oder brachen aufgrund innerer Konflikte auseinander. Aufgrund dieser Konflikte veränderten sich Deutschlands Grenzen durch seine Geschichte hindurch ebenso wie die Vorstellung von deutscher Identität, die sich in gewisser Weise immer noch entwickelt. Die lange und von Konflikten geprägte Geschichte der Region beeinflusst seine Gegenwart, seine Politik und seine Nationalität.
Das heutige Deutschland liegt auf einem historischen Wanderungsgebiet. Die ersten Hinweise auf Menschen sind fünfzig Millionen Jahre alt. Zunächst wanderten entfernte Verwandte des modernen Menschen in dieses Gebiet ein. Ihnen folgten bald die Neandertaler, deren Name sich von dem gleichnamigen Tal in Deutschland ableitet, in dem erstmals ihre Überreste entdeckt wurden. In den letzten Jahren wurden einige der bedeutendsten prähistorischen Funde im heutigen Deutschland gemacht. Wissenschaftler vermuten, dass Süddeutschland vor 35.000 Jahren die Geburtsstätte der Musik (und der Kunst allgemein) war. Aber die Einwanderung endete nicht mit den Cro-Magnon-Menschen, den Frühmenschen. Sie erstreckte sich über Jahrhunderte und Jahrtausende. In der Bronzezeit kamen die Kelten, deren Kultur Jahrhunderte in Zentraleuropa überdauerte. Etwa zur gleichen Zeit begannen die ersten griechischen und römischen Autoren, die Völker Mitteleuropas zu beschreiben und mit diesen Autoren beginnt die schriftliche Überlieferung über die Region.
Zwischen etwa 500 und 300 vor unserer Zeitrechnung kamen die ersten germanisch-sprechenden Völkergruppen in die Region. Sie kamen aus dem Osten und trafen auf die Kelten, die bereits im Territorium des heutigen Deutschlands lebten. Obwohl es einige Ähnlichkeiten zwischen den beiden Völkergruppen gab, drängten die germanischen Stämme die Kelten langsam zurück und begannen die Gebiete entlang des Rheins und der Donau zu besiedeln, die zuvor vom Römischen Reich kontrolliert worden waren. Laut den Römern waren die Germanen kriegerische Stämme, die entschlossen waren, Furcht und Zerstörung über die zivilisierte Welt zu bringen. Die verschiedenen Völker Germaniens, diesem dunklen Land jenseits der Grenzen des zivilisierten Römischen Reiches, wurden einfach mit einem Namen als Barbaren bezeichnet.
Nachdem der Konflikt mit den Römern vorbei war, ergriffen die germanischen Stämme die Gelegenheit, zu einer neuen europäischen Zivilisation aufzusteigen. Die Franken waren die ersten, die den Versuch einer Einigung unternahmen, und es gelang ihnen, einige germanische Stämme unter ihre direkte und indirekte Kontrolle zu bringen. Zur gleichen Zeit begann die Christianisierung der heidnischen Germanen. In dem Glauben, sie seien die Erben des Römischen Reiches, legten die fränkischen Herrscher die Grundlagen des Heiligen Römischen Reiches. Vom neunten Jahrhundert an begann dieses politische Gebilde, das verschiedene germanische Stämme in einer losen Konföderation umfasste, die Politik Europas bis in die Neuzeit zu gestalten. Mit dem Zerfall des Karolingerreiches kam ein neuer Herrscher, Ludwig der Deutsche, im Osten an die Macht und gründete den ersten deutschen Staat in Mitteleuropa. Seine Nachfolger wurde Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und führten die germanischen Stämme in eine moderne Zukunft.
Aber die Einheit des Heiligen Römischen Reiches wurde im 16. Jahrhundert erschüttert, als Martin Luther gegen die katholische Kirche aufbegehrte. Dieser Konflikt spaltete nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa in zwei rivalisierende Lager: Protestanten und Katholiken. Der Dreißigjährige Krieg war der Höhepunkt dieses Konflikts. Die deutschen Territorien erlitten Verwüstung und Entvölkerung und am Ende des Krieges war die Macht des Heiligen Römischen Reiches geschwunden. Der Kaiser war nicht mehr in der Lage, dem territorialen Unabhängigkeitsstreben der verschiedenen Regionen Einhalt zu gebieten, und so wurde das Reich zu einer Arena, in der verschiedene Prinzen um die Vorherrschaft kämpften. In der Folge dieser Konflikte stieg Preußen als Militärstaat im Norden und Österreich als das mächtige Kernland der Habsburger im Süden auf. Zugleich erwachte auch ein deutsches Nationalbewusstsein. Der Aufstieg des deutschen Nationalismus sollte das zukünftige Schicksal Europas besiegeln.
Die moderne Geschichte Deutschlands beginnt mit den Napoleonischen Kriegen und der Revolutionsarmee, die das Heilige Römische Reich an sein Ende brachte. An seiner Statt wurde von den ehrgeizigen preußischen Herrschern ein deutscher Nationalstaat gegründet. Das Land durchlief eine rasche Industrialisierung und stieg schnell zur zweiten Industriemacht Europas nach Großbritannien auf. Das 19. Jahrhundert wurde von einem militanten deutschen Nationalismus geprägt, der neue Konflikte brachte und zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führte. Nach dem Ersten Weltkrieg war Deutschland geschlagen und der neue Nationalstaat gezwungen, mit dem Vertrag von Versailles einen demütigenden Frieden zu akzeptieren. Das Trauma des Krieges und die Demütigung, die er mit sich brachte, bereitete den Weg für den Aufstieg des Faschismus, da die Unzufriedenheit mit den regierenden Parteien aufgrund von Armut und einer allgemeinen Wirtschaftskrise wuchs. Als Adolf Hitler Reichskanzler Deutschlands wurde, begann die totalitäre Diktatur des Nationalsozialismus und die rassistische Unterdrückung von Juden und anderen sozialen Gruppen.
Hitlers Vision eines „Tausendjährigen Reichs“ endete schon nach 12 Jahren, aber sie hinterließ Narben in Europa, die heute noch sichtbar sind. Der Zweite Weltkrieg und der Wahnsinn des Völkermords eines Diktators brachten Deutschland zu Fall. Nach dem Krieg teilten die Siegermächte Deutschland auf und bereitetem dem Kalten Krieg den Weg. Während es Westdeutschland mit Hilfe der Alliierten USA, Frankreich und Großbritannien gelang, die Nachkriegskrise zu überwinden, litt Ostdeutschland unter der Sowjetunion und der stählernen Knute ihres Führers Stalin. Westdeutschland kehrte zur Demokratie zurück, trat der NATO bei und legte das Fundament für die zukünftige Europäische Union. Ostdeutschland hingegen wurde Teil des Warschauer Pakts und stand unter der strengen Kontrolle der Sowjetunion, die es vom Westen durch die Errichtung der berüchtigten Berliner Mauer abtrennte. Aber der Kommunismus des Ostens war zum Niedergang bestimmt und 1989 begannen die Menschen, Veränderungen zu fordern.
Während der friedlichen Revolution stürzte die ostdeutsche Regierung und eröffnete den Weg zur Wiedervereinigung. Mit dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1991 begann symbolisch die Vereinigung der beiden deutschen Staaten. Das Land war jetzt in der Lage, ohne die Bürde der während des Zweiten Weltkriegs begangenen Gräuel in die Zukunft zu schauen. Durch harte Arbeit und Zusammenarbeit erwarb sich Deutschland die Vergebung der Welt und wurde zu einer Bastion der Freiheit und Demokratie an der Spitze der Europäischen Union.
Die archäologische Ausgrabungsstätte, die die früheste Geschichte der Region belegt, ist der Hohler Fels, eine Karsthöhle in der Nähe von Ulm in Süddeutschland. Dort wurden zwei bedeutsame Tatsachen entdeckt. Die erste war, dass sich der erste Homo Sapiens, der aus Afrika in diesen Teil Europas wanderte, in der Nähe seiner genetischen Verwandten, den Neandertalern, niederließ. Die zweite war, dass Menschen genau in diesen Höhlen die ersten Musikinstrumente herstellten. Man fand zwei Flöten, die sich mit der Radiokarbonmethode auf ein Alter von 40.000 Jahren datieren ließen. Die eine wurde aus Vogelknochen hergestellt, die andere aus dem Elfenbein eines Mammuts. Was für eine erstaunliche Entdeckung! Sobald der Homo Sapiens in die Region des heutigen Süddeutschlands kam, begann er, Kunst herzustellen. Und die Musik war nicht der einzige künstlerische Ausdruck, den unsere Vorfahren im Hohlen Fels hinterließen. Archäologen fanden hier einige der frühesten Beispiele für Schnitzereien menschlicher und tierischer Artefakte und Malereien. Es ist faszinierend sich vorzustellen, dass die ersten Anzeichen von Kultur, Musik und Kunst ein Stück des europäischen Erbes sind. Die ersten Menschen lösten die Neandertaler ab und wurden in aller Stille zu Herrschern über die umliegenden Regionen. Sie sollten jedoch nicht lange die einzigen Bewohner bleiben. Weitere Gruppen wanderten in die Region ein und wurden Bewohner des Gebiets, das wir Deutschland nennen.
Die Region des heutigen Deutschlands ist geographisch einzigartig. Sie wird von drei mächtigen europäischen Flüssen durchquert, der Elbe, dem Rhein und der Donau. Sie verfügt jedoch nicht über natürliche Barrieren, die Menschen vom Zuzug oder der Invasion abhalten. Aus diesem Grund siedelte eine Vielzahl von Menschen in Germanien (dem historischen Namen der Region) und machte es zu ihrer Heimat. Germanien und seine Entwicklung erzählen eine Geschichte durchlässiger Grenzen und ständiger Wanderung von Menschen. Es war nur natürlich, dass diese Wanderungen und Bewegungen politische Instabilität und häufige Konflikte verursachten. Dementsprechend war die Region von verschiedenen kulturellen und sprachlichen Grenzen gekennzeichnet, die sich häufig veränderten. Die erste Fragmentierung, die wir aufspüren können, ist die zwischen dem Homo sapiens und seinen Nachbarn, den Neandertalern. Wir wissen nicht, ob sie sich jemals im offenen Konflikt befanden, aber ihre Kulturen und wahrscheinlich auch ihre Sprachen unterschieden sich beträchtlich. Während die Neandertaler einfache Werkzeuge und Kunst herstellten, waren die des Homo sapiens weitaus fortgeschrittener. Die Trennung der beiden Völker war nicht nur kulturell, sondern auch physisch. Die beiden Völker gehörten zu unterschiedlichen Spezies. Allerdings zeigen moderne Tests, dass die Neandertaler und der Homo sapiens 99% ihrer DNA gemeinsam hatten, was zur großen Frage der Wissenschaftler führt: vermischten sich die beiden Spezies? Verschwanden die Neandertaler auf diese Art? Wurden sie einfach in das Genom und die Kultur des Homo sapiens absorbiert? Diese Fragen müssen noch beantwortet werden und wenn es soweit ist, werden sie viele weitere Fragen aufwerfen. Das ist der Reiz der Geschichte – sie endet niemals.
Die Neandertaler waren längst verschwunden (vor etwa 40.000 Jahren), als der moderne Mensch ins Mesolithikum (Mittelsteinzeit) eintrat und allein in Mitteleuropa umherzog. Diese Periode begann vor etwa 10.000 Jahren und zu dieser Zeit bildeten Menschen eine Gesellschaft von Jägern und Sammlern. Das blieben sie für einige Jahrtausende, aber vor 5.000 bis 3.500 Jahren ereignete sich ein erstaunlicher Wandel. Der moderne europäische Mensch entwickelte nach und nach die Fähigkeit, Getreide anzubauen und Nahrungsmittel zu produzieren. Er lernte auch, Tiere zu domestizieren, sie für die Arbeit abzurichten und als Lieferanten von Kleidung und Nahrung zu nutzen. Da es keine Notwendigkeit mehr gab, auf der Suche nach Nahrung durch Mitteleuropa zu ziehen, wurden die Menschen sesshaft und bildeten die ersten Gesellschaften Germaniens. Die frühen Menschen erkannten den Wert fruchtbaren Landes und bauten ihre ersten Siedlungen in den feuchten Niederungen der nördlichen Regionen und entlang der Elbe, des Rheins und der Donau. Die Menschen siedelten auch an anderen Flüssen und Seen, aber es scheint, als wären diese Siedlungen vorübergehender Natur gewesen. An wärmeren Tagen führten die Menschen ihre Herden zum Grasen auf die Felder. Die Gesellschaft muss sich aufgeteilt haben, einige blieben in den Siedlungen, um das umliegende Land zu bearbeiten. Die ersten Stämme Mitteleuropas, die ihre Siedlungen während der Mittel- und Jungsteinzeit bauten, werden heute von der Forschung nach der besonderen Verzierung ihrer Töpfereien als Linearbandkeramische Kultur bezeichnet. Aber sie waren nicht die Einzigen. Spätere Ausgrabungen am Dümmer in Niedersachsen förderten eine Reihe von Siedlungen zutage, die zwischen 4.900 und 3.600 vor unserer Zeitrechnung bewohnt waren. Diese Gruppen sind als Trichterbecherkultur bekannt und vollzogen den Übergang vom Jagen und Sammeln zu Landwirtschaft und Viehhaltung. Diese besondere Kultur bestand die gesamte Bronzezeit hindurch (3.200 bis 600 vor unserer Zeitrechnung) bis zu ihrem Ende. Die Bronzezeit sah den Aufstieg und Fall vieler Kulturen in Germanien, die Metall bearbeiteten, Felder bestellten und Viehwirtschaft betrieben. Sie verfügten über verschiedene Begräbnisriten und gaben ihren Toten verschiedene Dinge des täglichen Lebens mit ins Grab, was darauf hinweist, dass sie eine Vorstellung von einem Leben im Jenseits hatten.
Die Kelten kamen irgendwann in der Bronzezeit in die Region Germaniens und blieben für lange Zeit dort. Ihre DNS kann noch bei verschiedenen europäischen Völkern nachgewiesen werden von Irland bis zum Mittelmeerraum und von Spanien bis Ungarn und sogar Rumänien. Die Kelten waren in der Bronzezeit die einflussreichsten Menschen in Europa. Ihre Ursprünge liegen im Dunkeln, aber wissenschaftliche Erkenntnisse auf Basis ihrer Begräbnisriten scheinen auf ihre Herkunft aus der Urnenfeldkultur hinzudeuten.
Wie die Kelten wurden in der Urnenfeldkultur die Toten verbrannt und in Urnen bestattet. Die Urnenfeldkultur verschwand irgendwann zwischen 700 und 500 vor unserer Zeitrechnung und wurde von verschiedenen Kulturen abgelöst, die meisten von ihnen proto-keltisch. Die früheste eisenzeitliche Kultur, die der Urnenfeldkultur folgte, war die Hallstattkultur, die ihre Blüte zwischen 800 und 450 vor unserer Zeitrechnung hatte. Sie ist nach der Stadt in Österreich benannt, in der sie zuerst entdeckt wurde. Nach dem Ende der Hallstattkultur erlebte Europa den Aufschwung einer weiteren proto-keltischen Kultur, der Latènekultur. Diese war so weit verbreitet, dass sie sowohl Anatolien und Irland als auch das mitteleuropäische Germanien erreichte.
Die Kelten
Die Verbreitung der Kelten in Europa
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/aa/Celtic_expansion_in_Europe.png
Auf der Grundlage dieser Kulturen entwickelten die Kelten ihre eigene Zivilisation, die aus Stammesgruppen bestand, deren Gesellschaft auf Kriegführung basierte. Ihre Aristokratie entstammte der Kriegerschaft, aber die ganze Gruppe hatte den Ruf, wild und kriegerisch zu sein. Geschichten über die Raubzüge der Kelten waren in der gesamten klassischen Welt verbreitet. Die Römer haben wahrscheinlich am meisten über die Kelten geschrieben, da sie im Jahr 390 die Plünderung ihrer Stadt durch die Gallier erlebten, die ebenfalls eine keltische Gruppierung waren.
Die keltische Gesellschaft wies eine strikte Klassentrennung auf: Kriegereliten, Druiden, die die Religion praktizierten, und die übrige Bevölkerung, die aus Bauern bestand und mit ihren Herden zog. Interessanterweise erhielten die Frauen der keltischen Stämme mehr Freiheiten als ihre griechischen und römischen Geschlechtsgenossinnen, die sich selbst für zivilisierter hielten. Die Frauen in Germanien konnten ihre Berufung wählen und konnten – wie die Männer auch – Kriegerinnen werden. Sie konnten auch herrschen, wenn ihr Vorgänger keine männlichen Erben hatte.
Unglücklicherweise haben die Kelten nicht viele Schriftquellen hinterlassen und ein großer Teil unseres Wissens über sie stammt von ihren Zeitgenossen, den Römern und Griechen. Diese schrieben allerdings meist negativ über die Kelten, da sie Opfer ihrer Überfälle waren und daher kaum objektiv sein konnten. Das detailreichste literarische Werk über die Kelten stammt von dem berühmten römischen Feldherrn Gaius Julius Cäsar. Es wurde zwischen 58 und 50 vor unserer Zeitrechnung geschrieben und trägt den Titel Commentarii de Bello Gallico (Aufzeichnungen über den gallischen Krieg). Die Kelten, die die Regionen des heutigen Frankreichs, Luxemburgs und Belgiens bewohnten, wurden von den Römern, die ihr Gebiete eroberten, Gallier genannt. Aber Cäsar führte seine Armee auch durch das Gebiet des heute deutschsprachigen Teils Europas und beschrieb die dortigen Völker. Cäsar unterschied die Gallier und die germanischen Völker, aber seine griechischen Zeitgenossen hielten sie für ein Volk. Kulturell standen sie sich nahe, aber ihre Sprache war unterschiedlich. Die Römer trafen die Unterscheidung aufgrund der Sprache und so waren die germanischen Stämme geboren.
Einige der gallischen Stämme waren Verbündete Roms und litten unter den Angriffen germanischer Stämme. In einem solchen Zwischenfall wurde der mit Rom verbündete Stamm der Haeduer von den neuangekommenen Sueben angegriffen und besiegt. Rom wurde von den Haeduern zu Hilfe gerufen, so dass Cäsar der Erste war, der den neuen Stamm beschrieb. Laut Cäsar waren die Sueben ein eigener Stamm und wahrscheinlich der das aggressivste aller germanischen Völker. Ein späterer römischer Historiker jedoch, Plinius der Ältere (1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung), hielt sie für eine größere Einheit, die aus kleineren Stämmen wie den Langobarden, Senonen und Markomannen bestand. Eine andere Gruppe der Kelten, die Helvetier, wurde aus dem Norden durch wandernde germanische Stämme bedrängt und auch sie kämpften gegen die Römer für ihr Recht, in Mitteleuropa zu siedeln. Die römischen Grenzen wurden durch alle diese wandernden germanischen und gallischen Stämme gefährdet. Cäsar entschied sich, die Grenzen zu sichern, und stellte im Jahr 58 eine militärische Expedition auf die Beine, um die Helvetier und Sueben zu stoppen.
Eine Reihe von Konflikten über die Jahre führte zur Expansion der römischen Herrschaft. Die Römer erreichten sogar die Nord- und Ostseeküste des heutigen Norddeutschlands. In seinen Aufzeichnungen über den gallischen Krieg beschrieb Cäsar nicht nur die militärischen Auseinandersetzungen während seines Feldzugs, um die keltischen und germanischen Stämme zu besiegen, sondern lieferte auch detaillierte Beschreibungen des Erscheinens, der Sprache und der Kultur der Völker, auf die er traf. Er bemerkte Ähnlichkeiten in der Gesellschaft und Kultur der keltischen und germanischen Stämme, die weit von der römischen Einflusssphäre entfernt lebten. Diese Ähnlichkeiten schienen mit größerer Nähe zu den römischen Territorien zu verschwinden. Cäsar beschreibt die keltischen und germanischen Stämme Nordeuropas als aggressiv, wild, schnell bereit zu kriegerischen Auseinandersetzungen und schwer zu bekämpfen. Er behauptete auch, dass die gallischen Stämme, gegen die Rom kämpfte, ihren Mut und ihre Tapferkeit den germanischen Stämmen nördlich des Rheins verdankten, mit denen sie in ständigem Kampf lagen.
Die Aufzeichnungen über den Gallischen Krieg könnte man als eine der ersten ethnografischen Studien der keltischen Völker betrachten, besonders jener, die in Mitteleuropa lebten. Die Kelten waren für die Römer ein Rätsel und die römischen Berichte über diese wilden Kämpfer waren voreingenommen und voller negativer Kommentare. Schließlich waren sie Feinde und Cäsars Werk stellt nur einen Bruchteil der römischen Haltung gegenüber den Galliern dar. So war Cäsar zum Beispiel abgestoßen von der clan-orientierten Struktur der gallischen Gesellschaft, an deren Spitze ein Kriegerhäuptling stand, der sich die Loyalität seiner Kriegsbande durch Geschenke und freigiebige Feste erkaufte.
Für die Römer stellte die druidische Religion der Gallier das größte Rätsel dar. Cäsar beschreibt die Druiden als religiöse Führer und als eine soziale Klasse, die sich zahlreicher Privilegien erfreute. Er erkannte, dass die Druiden enorme Bedeutung hatten, da eine ihrer Aufgaben darin bestand, die gallischen Krieger zur Schlacht zu ermuntern und ihnen Mut zuzusprechen. Die Druiden zogen selbst nie in den Krieg und es scheint, als wären sie von Tributzahlungen ausgenommen gewesen. Die druidische Religion wurde mündlich überliefert, eine der Hauptaufgaben der Druiden bestand also darin, die Geschichten und Verse zu lernen, die sie bewahren und an die nächste Generation weitergeben wollten. Cäsar bemerkte, dass die Gallier griechische Buchstaben für den allgemeinen Schriftgebrauch, für Transaktionen und für öffentliche und private Nachrichten verwendeten. Es war jedoch ein Sakrileg, die druidischen Lehren niederzuschreiben. Das lag möglicherweise daran, dass die Gallier glaubten, dass Schreiben eine minderwertige Kunst war, die die Menschen faul machte. Cäsar notierte auch, dass die Gallier an Reinkarnation glaubten und sie deshalb nie den Tod fürchteten. Stattdessen wurde ihnen versprochen, dass sie, wenn sie vor ihrem Tod Tapferkeit bewiesen hatten, reich und in hoher gesellschaftlicher Stellung wiedergeboren werden würden.
Plinius der Ältere beschreibt in seinen Beobachtungen über die Religion ebenfalls die Druiden. Laut Plinius beteten die Druiden die Natur an und konnten wichtige Momente in der Zukunft aus verschiedenen Naturerscheinungen wie Felsformationen oder dem Vogelflug ablesen. Sie hatten keine Tempel, sondern praktizierten heilige Rituale in Hainen unter freiem Himmel. Die Druiden opferten Tiere und in besonderen Fällen auch Menschen. Es gibt jedoch keine archäologischen Hinweise, die Menschenopfer in der keltischen Gesellschaft bestätigen. Nichtsdestotrotz war es genau das, was die Römer nach eigener Aussagen dazu brachte, druidische Praktiken innerhalb der Grenzen der römischen Territorien im zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zu verbieten. Diese alte keltische Religion starb ein Jahrhundert später aus, ohne eine schriftliche Überlieferung ihrer Existenz.
Cäsars Feldzug gegen die Gallier in Mittel- und Westeuropa beeinflusste zahlreiche Gruppierungen. Die Kelten mussten sich Rom unterwerfen und wurden befriedet, ihre Territorien standen offen für neue Zuwanderungen von Menschen. Die germanischen Stämme waren die ersten, die auf dem Gebiet Germaniens siedelten. Sie waren Neuankömmlinge hier und spielten eine beherrschende Rolle in der Geschichte der Region. Sie gaben Germanien nicht nur seinen Namen, sondern auch seine Kultur und Sprache. Allerdings nannten sie sich selbst gar nicht Germanen. Das war ein römisches Wort, wahrscheinlich eine latinisierte Form eines alten keltischen Wortes, das Menschen beschrieb, die ihnen ähnlich waren, aber eine andere Sprache sprachen.
Die germanischen Stämme
Zur Zeit Cäsars lagen die Nordgrenzen des Römischen Reiches am Rhein und an der Donau. Jenseits dieser Flüsse lebten neue Stämme, die eine noch größere Bedrohung als die Gallier darstellten. Dabei handelte es sich um germanische Stämme, die aus dem Osten einwanderten – wilde, kriegerische Menschen, die das römische Joch nicht akzeptierten. Ihre Gesellschaft war egalitär, was die Römer nicht verstanden. Da sie die neu angekommenen germanischen Stämme fürchteten, entschieden sie sich, zukünftigen Konflikten durch eine Invasion zuvorzukommen. Dieses Unternehmen begann im Jahr 12 vor unserer Zeitrechnung zunächst mit einer kleinen Streitmacht. Die Römer erkannten jedoch schon bald, dass sie mehr Männer und Mittel benötigen würden, um die Gebiete jenseits des Rheins zu erobern, also entsandten sie in den folgenden Jahren tausende von Legionären. Es kostete sie über ein Jahrzehnt, um die Oberhand in dem Konflikt zu gewinnen, und drei Jahrzehnte nach der ursprünglichen Invasion, fand im Jahr 9 unserer Zeitrechnung eine entscheidende Schlacht im Teutoburger Wald statt. Aber die germanischen Stämme waren darauf vorbereitet und vereinigten sich gegen den gemeinsamen Feind, die Römer. Es war die schlimmste Niederlage, die Rom seit seinen ersten Versuchen, die Stämme Mitteleuropas zu besiegen, erlitt. Der germanische Häuptling, der die Stämme gegen die Römer einte, war Arminius (18 v.u.Z. – 19 u.Z.). Zuvor hatte er als Söldner in der römischen Armee gekämpft. Dadurch gewann er Kenntnisse über deren Taktik, die es ihm ermöglichten, einen Hinterhalt und Angriff zu planen, bei dem die Römer in den Wäldern des heutigen Niedersachsens hingemetzelt wurden. Kaiser Augustus (63 v.u.Z. – 14 u.Z.) entschied sich, den Feldzug in Germanien aufgrund der schweren Verluste abzubrechen.
Aber wer waren diese Neuankömmlinge genau? Die Römer nannten sie weiterhin Germani, aber die germanischen Stämme, die während des ersten Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung in das Gebiet des heutigen Deutschlands eingewandert waren, hatten nie einen gemeinsamen Namen, unter dem sie sich vereinten. Sie verfügten über eine gemeinsame Sprache und das war das Hauptmerkmal, durch das die Römer sie definierten. Linguisten teilen heute die Auffassung, dass die germanischen Stämme aus Nordeuropa kamen, aber durch einen Klimawandel, der ihr angestammtes Gebiet lebensfeindlich gestaltete, nach Süden gedrängt wurden. Die Stämme bildeten nie eine zusammenhängende Gruppe. Stattdessen führten sie Krieg gegeneinander und eroberten ihre jeweiligen Territorien, Nahrung, Frauen und Reichtümer. In Mitteleuropa angekommen stießen sie zuerst auf die Kelten, die bereits in dem Gebiet siedelten. Sie entdeckten schnell die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden kriegerischen Völkern, aber das hielt sie nicht davon ab, um das Siedlungsrecht zu kämpfen. Schon bald waren die Grenzen des Römischen Reiches von Menschen besiedelt, die germanische Sprachen sprachen – von Osteuropa (dem Baltikum) bis Mitteleuropa, dem heutigen Deutschland, Österreich und den Niederlanden bis zu den Britischen Inseln im Nordwesten.
Germanen siedelten ebenfalls in den westlichen Provinzen des Römischen Reiches, im heutigen Belgien und Frankreich. Sie wurden dort stark von der römischen Kultur beeinflusst und passten sich schnell an und vermischten sich mit der örtlichen Bevölkerung. Diese ausgedehnte Verteilung der germanischen Stämme über ganz Europa verwirrte die Römer und erschwerte es ihnen, sie zu unterscheiden. Es gab zu viele Stämme, um sie zu zählen und so nannte die Römer sie einfach Germani. Zunächst benutzten die Römer den Begriff nur, um die Menschen zu bezeichnen, die jenseits des Rheins lebten, aber durch ihr Unvermögen, andere Völker zu beschreiben, die ähnliche Sprachen sprachen, bezeichneten die Römer bald alle als Germanen. Es ist unklar, wo der Begriff genau seinen Ursprung hat. Es wird allgemein angenommen, dass er keltischen Ursprungs ist. Einige Linguisten halten ihn jedoch für illyrisch oder sogar rein lateinisch. Ein weiterer Begriff, mit dem die Römer alle Stämme beschrieben, die außerhalb ihrer Grenzen lebten und sie häufig angriffen, lautete „Barbaren“. Die Germani waren Barbaren, aber nicht alle Barbaren waren Germani. Sie konnten auch Kelten, Gallier, Illyrer, später auch Slawen sein. Die Römer hinterließen Schriften, worin sie versuchten, verschiedene ethnische Gruppen zu identifizieren und zu beschreiben, aber sie widersprachen sich auch häufig. Wissenschaftler finden es schwierig, die Wahrheit aus diesen alten römischen Texten zu destillieren. Auch heute noch sind wir unsicher, welche von diesen unterschiedlichen Völkern eindeutige ethnische Gruppen oder wenigstens eine zusammenhängende Kultur darstellten. Römische Quellen erwähnen verschiedene Stämme mit unterschiedlichen Namen wie Alemannen, Kimbern, Friesen, Franken, Sueben und Sachsen.
Wir haben schon gesehen, dass Cäsar während seiner Eroberung Galliens auf die Sueben traf und über sie schrieb, wobei er sie ausführlich mit den Kelten verglich. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Gruppen war – laut Cäsars Beobachtungen –, dass die germanischen Stämme dem Krieg Priorität vor Religion und häuslichem Leben einräumten. Wie die Kelten verehrten auch die Germanen in ihrer Religion die Natur. Sie verfügten aber nicht über eine organisierte Priesterschaft oder Druiden, um verschiedene religiöse Rituale zu zelebrieren. Cäsar beschreibt auch die seelsorgerische Sparsamkeit der verschiedenen Stämme, die das Gebiet jenseits der Donau bewohnten. Laut Caesar waren die Germanen lediglich an Krieg und Überfällen interessiert, da sie auf diesem Weg ihren Lebensunterhalt verdienten. Das machte sie zu einem, im Gegensatz zu den zivilisierteren keltischen Stämmen, respekteinflößenden Gegner. Er beklagte weiter, dass die Kelten vom Luxus der römischen Zivilisation verführt und schwach geworden seien.
Julius Cäsar war nicht der einzige Römer, der versuchte, die germanischen Völker zu beschreiben. Ein weiterer römischer Aristokrat, der fast 150 Jahre nach Cäsar geboren wurde, schrieb ein komplettes Werk mit dem Titel Germania im Jahr 98 unserer Zeitrechnung. Er hieß Gaius Cornelius Tacitus und wurde im Jahr 55 unserer Zeitrechnung im römisch regierten Gallien geboren. Er lebte bis 120 u.Z., wurde Politiker, Konsul, Senator und sogar Statthalter römischer Provinzen in Asien. In seiner ausgefüllten Laufbahn fand er noch Zeit zum Schreiben, um die Menschen zu beschreiben, die ihn am meisten faszinierten. Unter ihnen befanden sich die germanischen Völker, denen er eine ganze Sammlung von Schriften widmete. Auch er verband damit bestimmte Absichten, aber im Gegensatz zu Cäsar wollte Tacitus beweisen, dass die Römer, anders als die mutigen und tugendhaften Germanen, eine dekadente Gesellschaft geworden waren. Heutige Wissenschaftler sind sich nicht einmal sicher, ob Tacitus überhaupt jemals Zeit an der römischen Nordgrenze verbracht und ob er die Germani jemals getroffen hat, aber er verwendete Quellen wie die Schriften Cäsars und Plinius‘. Er befragte wahrscheinlich römische Kaufleute und Soldaten, die auf die Barbarenstämme Mitteleuropas getroffen waren und benutzte ihre Geschichten, um einen ethnografischen Bericht namens Germania zu schreiben.
Dieses Werk wurde im 19. Jahrhundert von deutschen Nationalisten entdeckt, die sich von Tacitus‘ Beschreibungen der germanischen Tapferkeit und des Muts inspiriert zeigten. Tacitus war der Erste, der die germanische Überlegenheit mit einer rassischen Reinheit erklärte. Er beschrieb, dass die germanischen Völker unbefleckt von Heiraten mit Angehörigen anderen Rassen und damit die reinsten aller den Römern bekannten Völker seien. Es ist heute jedoch bekannt, dass germanische Völker sich sehr wohl mit anderen Völker vermischten – zum Beispiel mit den Kelten und den Slawen, ihren unmittelbaren Nachbarn. Sie vermischten sich auch untereinander und oftmals hatten die Stämme außer ihrer gemeinsamen Sprache keine Gemeinsamkeiten. Nichtsdestotrotz entwickelte sich bei den Deutschen im 19. Jahrhundert nach der Lektüre des Werks des römischen Historikers und Politikers Tacitus eine nationalistische Bewegung.
Tacitus‘ Beschreibung der germanischen Kampfgewohnheiten scheint verlässlicher. Er schrieb, dass verschiedene germanische Stämme, die oft gegeneinander kämpften, sich auf dem Schlachtfeld vereinten, wenn sie gegen den gemeinsamen Feind, die Römer, zu Felde zogen. Die Römer waren verblüfft über diesen plötzlichen Zusammenhalt der Germani und wahrscheinlich war das der Grund, warum sie so viele Schlachten gegen die Barbaren verloren. Die Germani wählten ihren gemeinsamen Häuptling aufgrund seiner Erfahrung und seiner Tapferkeit auf dem Schlachtfeld. Der Häuptling hatte die Autorität über seine Männer nur so lange, wie er sie zum Sieg führte. Nach einer Niederlage wurde er oft abgesetzt und durch einen geeigneteren Nachfolger ersetzt. Die Aristokratie der germanischen Stämme bestand aus den besten Kriegern und ihren engsten Familien. Aber Titel waren nicht erblich und jeder Einzelne musste seinen Wert in der Schlacht unter Beweis stellen. Tacitus stellte auch fest, dass die germanischen Häuptlinge im Gegensatz zu den römischen Anführern an der Spitze der Schlachtlinien standen und nicht einfach nur Kommandos gaben. Sie waren die Anführer und sie mussten für ihre Anhänger ein Zeichen setzen. Tacitus erklärte den militärischen Erfolg der Germanen auch mit der Struktur ihrer Gesellschaft. Er betonte, dass die germanischen Kriegshorden aus Familienmitgliedern und Clan-Mitgliedern bestanden. Im Gegensatz zu den Römern kämpften die germanischen Völker neben ihren Verwandten, was sie nicht nur dazu brachte, etwas anzugeben, sondern auch, ihre Verwandten zu schützen. Da es so tief in ihrer Gesellschaft verwurzelt war, Tapferkeit zu zeigen, wollten sich junge Krieger vor ihren Verwandten und Gleichen beweisen, was sie zu besonders gefährlichen Gegnern machte. Die mutigsten Krieger wurden von den Häuptlingen mit einer beträchtlichen Beute belohnt. Tacitus führte aus, dass sie üblicherweise ihre Frauen und Kinder zum Schlachtfeld mitbrachten und besonders hart kämpften, weil sie wussten, dass ihre Familien im Falle einer Niederlage abgeschlachtet oder versklavt werden würden. Tacitus war der Ansicht, dass die Schreie der Frauen und Kinder die germanischen Männer anstachelten, mit Vehemenz und Wildheit zu kämpfen.