Geschichte der Freimaurerloge Zur edlen Aussicht 1784-1874 - Hugo Ficke - E-Book

Geschichte der Freimaurerloge Zur edlen Aussicht 1784-1874 E-Book

Hugo Ficke

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Beschreibung

Die Freimaurerloge "zur edlen Aussicht" wurde im 18. Jahrhundert in Freiburg im Breisgau durch zahlreiche, damals prominente Bürger, wie J.G. Schlosser, dem Schwager Goethes, und weiteren Illuminatenmitgliedern gegründet. Dieses Buch der Geschichte der Freimaurerloge "zur edlen Aussicht" in Freiburg/Brsg. beschreibt, von ihrem Stuhlmeister geschrieben, den Zeitraum von 1784 bis 1874 und beinhaltet die Zeit der Gründung der Loge, mehrere Verbote und Wiedergründungen bis zum Bau des Logenhauses in der Sedanstraße. Durch die Schenkung des Liquidators der Loge an die Universitätsbibliothek 1935 hat ein Exemplar die Bücherverbrennung überlebt und ist dort noch heute im Original vorhanden. In dieser Neuausgabe wird der alte, in gotischer Fraktur geschriebene Text in lateinischer Schrift durch zahlreiche Bilder ergänzt, die aus jener Zeit noch vorhanden sind.

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Seitenzahl: 337

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte der Freimaurerloge

Zur edlen Aussicht

Geschichte der Freimaurerloge „zur edlen Aussicht“ in Freiburg im Breisgau

Vorwort(des Originals)

Die Josephinische Periode

II Die Napoleonische Periode

III. Die Revolutionsperiode

1847 bis 1853

IV Die Reformperiode

Handschrift vor der „Reformperiode“  im Original eingelegt

Liste der Beamten

Quellen und Abbildungen

Danke

Verzeichnis der Abbildungen

Verzeichnis der Fußnoten

Die Geschichte der Freimaurerloge

Zur edlen Aussicht

1784 - 1874

im Orient Freiburg in Baden

von Bruder Hugo Ficke 1874

gedruckt bei Brr:. Poppen und Sohn 1874

Dies ist die Originalabschrift des o.g. Buches von Hugo Ficke. Hugo war der Sohn von August Ficke, dem großen Reformator unserer Loge und Großmeister der “Großloge zur Sonne” Bayreuth, der die Loge “Zur edlen Aussicht” bis 1923 angehörte. Der damals entbrannte Streit um die Großlogenzugehörigkeit ist im Band drei der Logengeschichte 1914-2014 beschrieben.

Die Bücher zur Geschichte 1784-1874 und 1875-1914 sind geschrieben und liegen als frei zugänglicher Scan und ausleihbar in der Universitätsbibliothek Freiburg. Mit den Brüdern habe ich 2017 den dritten Band 1914-2014, der am Beginn meiner Stuhlmeisterschaft endet,  geschrieben. Da die existierenden Bücher in Fraktur und als Bild-Scan vorliegen sind sie nicht durchsuchbar und vor allem die jüngeren Brüder haben Schwierigkeiten, sie zu lesen.

So ist der Plan entstanden einer Neuauflage unter Ergänzung historischer Bilder, um insbesondere die ersten beiden Bände freier zugänglich zu machen. Es wurde die Sprache des Originales beibehalten, dennoch kann auch ein Holpern an der schlechten Transkription liegen, ich bitte um Nachsicht. Der dritte Band handelt noch von lebenden Brüdern und ist daher nur Brüdern zugänglich.

Abbildung 1: Der Autor in einem Ölbild der Loge mit Abzeichen des Stuhlmeisters und Bijou

Geschichte der Freimaurerloge

„zur edlen Aussicht“

im Orient Freiburg in Baden

geschrieben von Bruder Hugo Ficke 1874

damals gedruckt bei BBr:. Poppen und Sohn 1874

überarbeitet, durch Bilder ergänzt von Martin Schwarz 2023

Veröffentlicht im epubli Verlag

Texte: © Copyright by Hugo Ficke und Martin Schwarz

Geschichte der Freimaurerloge „zur edlen Aussicht“ in Freiburg im Breisgau

Der gerechten und vollkommenen Johannisloge „Zur edlen Aussicht“ und ihrem langjährigen Meister vom Stuhle

Br. August Ficke(1)

zur

Einweihung des Logenhauses am 27. September 1874

in

brüderlicher Liebe und Verehrung gewidmet

Vorwort(2)

Von den Brüdern der Loge “zur edlen Aussicht” aufgefordert, die Geschichte dieser Loge zusammenzustellen, unterzog ich mich gern dieser Aufgabe, da ich damit einerseits eine bis jetzt empfindlich gefühlte Lücke in unserem Archiv wenigstens teilweise auszufüllen hoffte, andererseits eine möglichst objektiv gestaltete Darstellung der Reformbestrebungen dieser Loge in den Jahren 1860 bis heute auch für die Zukunft von Interesse sein möchte.

Eine von Bruder Wentzel verfertigte Abschrift des Originals wird in den Gedenkstein gelegt werden, der unserem neuen Logenhaus in der Sedanstraße eingefügt werden soll.

Im Winter 1873 auf 1874 hielt ich über die Resultate meiner Arbeiten in der Loge vier Vorträge, die ein so reges Interesse fanden, dass ich mich dem mehrseitig geäußerten Wunsche folgend, entschloss, einen Auszug des Originals dem Druck zu übergeben, um ihn auch einem größeren Bruderkreis zugänglich zu machen. Vor allem muss ich, da mir solche Tätigkeit ungewohnt und das Werk eines Dilettanten ist, um brüderliche Nachsicht bitten, wenn vielleicht die systematische Anordnung und anderes zu wünschen übrig lassen. Ich schrieb nach bestem Wissen und mit Benutzung des mir zu Gebote stehenden ziemlich mangelhaften Materials, würde also für gütige Berichtigung etwaiger Ungenauigkeiten sehr dankbar sein.

Die eigentümlichen Verhältnisse staatlicher und lokaler Natur mit welchen unsere Bauhütte mit Ausnahme der letzten Jahre fast immer zu kämpfen hatte, machten es allerdings unmöglich über die Zeit von 1784 bis 1853 ein vollständiges Bild zu geben. So manches was dafür notwendig wäre ist vollständig verschwunden und anderes dessen Existenz fast mit Sicherheit anzunehmen ist, war trotz aller Mühe nicht aufzufinden. Vielleicht ist es noch der Zukunft vorbehalten manche Lücken auszufüllen .

Die Tendenz, endlich, die ich bei Darstellung der Logentätigkeit in den letzten 14 Jahren verfolgte, machte es notwendig, manchmal über den, einem Geschichtswerk vorgesteckten Rahmen hinauszugehen.

Es ist eine Pflicht der Dankbarkeit, dass ich hier derjenigen Erwähnung tue, die mir bei meiner Arbeit helfend zur Seite standen. Dahin gehört in erster Linie unser geliebter Bruder E. Reichert zurzeit erster Aufseher, der mir durch seine im Logenarchiv befindliche verdienstvolle Arbeit: "Geschichtlicher Abriss der Loge zur edlen Aussicht vorgetragen in der Festloge am 10. November 1867" wesentliche Anhaltspunkte gab. Sodann danke ich Bruder L. Kappus, Großarchivar des eklektischen Bundes in Frankfurt am Main, mehrfach Auszüge aus den im dortigen Archiv befindlichen Akten und Protokollen weiterzureichen, welche bedeutend zur Klarstellung der Geschichte von 1785 bis 1813 beitrugen. Ferner muss ich dankend die Bereitwilligkeit erwähnen mit der Herr Gajetan Jäger, Archivar der Stadt Freiburg, mir mit personellen und lokalen Notizen zur Hand ging. Mehrere liebe Brüder unterstützten mich nach besten Kräften. Ihnen allen meinen herzlichen Dank!

Die 90-jährige Geschichte der Loge zerfällt in vier Perioden ihrer Tätigkeit:

erstens von 1784 bis 1794 diese könnte man die - Josephinische Periode nennen

zweitens von 1808 bis 1813 die - Napoleonische Periode

drittens von 1847 bis 1853 die - Revolutionsperiode

viertens die neueste Geschichte von 1857 bis heute die - Reformperiode.

Letztere umfasst jetzt schon eine fast ebenso große Zahl von Jahren ununterbrochener Arbeit, als die drei Vorhergehenden zusammen. Der große Baumeister aller Welten wolle uns auch ferner seinen Schutz angedeihen lassen, damit es nie nötig werde, auch diese Periode zu schließen. Er möge uns die segensvolle Tätigkeit in die fernste Zukunft erhalten, welche unsere Loge während derselben für uns, sowie für die ganze Maurerwelt entfaltet hat.

Mit diesem Wunsche grüße ich Sie, meine Brüder, mit dem uns heiligen Gruß

Hugo Ficke   zur Zeit deputierter Meister der Loge

Freiburg im September 1874 

Die Josephinische Periode

Die „Große Landesloge von Deutschland“ in Berlin, welche im Jahre 1770 gestiftet wurde, errichtete in Wien um das Jahr 1780 unter der Regierung Kaiser Joseph II eine Provinzialloge von Österreich, welche sich aber schon 1783 selbständig konstituierte unter dem Namen “Große Landesloge in Wien.” Dieser gehörten sämtliche Logen in den königlich kaiserlich österreichischen Ländern an und die Versammlung der Repräsentanten aller dieser Logen tagte in Wien für den obigen Namen. In den gedruckten Gesetzen "gegeben in der Provinzialloge des Orients von Wien um die Tage des Johannes des Täufers im Jahre 1784 im Namen der Provinzialloge von Österreich ", die sich in unserem Logenarchiv befinden, ist dies erwähnt und heißt es darin weiter: „da aber die Geschäfte der großen Landesloge sich zu sehr häufen, die Entscheidungen sich zu sehr verzögern und wegen der Anzahl der Logen es jedoch nicht möglich sein würde, dass von jeder Loge mehr als ein Repräsentant daselbst zugegen wäre, so ist die große Landesloge in mehreren Logen nach Provinzen unterteilt worden, welche in ihren Provinzen die Gesetz vollstreckende Gewalt mit Vorbehalt der Appellation an die große Landesloge ausüben.“ Aus demselben Grunde bestanden dann wieder Distriktlogen bis endlich die Johannisloge als Einheit erschien.

Abbildung 2: Kaiser Joseph II in Graz mit den drei Punkten

Aus obigen Gesetzen der „Provinzialloge von Österreich“, zu welcher die 17 Logen in den deutsch-österreichischen Ländern gehörten, möge hier noch Erwähnung finden:

Grundsätze

I die Maurerei in ihrer Verfassung und dem Verhältnisse der Logen zueinander ist eine demokratische Vereinigung und jede Loge eine Demokratie.

II die gemeinschaftliche Beschäftigung derselben ist Wohltätigkeit im ausgebreitesten Verstande.

V Die demokratische Vereinigung im Ganzen mengt sich nicht in die innere Verfassung der einzelnen Teile, insoweit solche mit den Grundgesetzen des Ganzen nicht streitet.

VI Die gesetzgebende und gesetzvollstreckende Macht des Ordens muss auch aus der Natur der demokratischen Vereinigung bei den Logen sein.

Provinzialgesetze II

Vollkommene Gleichheit, wechselseitige Unterstützung, Gehorsam gegen die Gesetze mit Wirkung zum erkannten Guten und Verschwiegenheit sollen die allgemeinen Rechte und Verbindlichkeiten eines Bruders gegen den Orden und gegen jeder seiner Brüder sein.

Bei einem unserer älteren Brüder fand sich noch ein revidiertes Exemplar dieser Gesetze der „Provinzialloge von Österreich“, ausgegeben am Tage Johannes des Täufers im Jahre 5786 im Orient von Wien. Die darin enthaltenen Neuerungen, die sich hauptsächlich auf das Verhältnis der Logen zum Staat beziehen, waren bedingt und notwendig geworden durch den kaiserlichen Erlass vom 14. Dezember 1785. In diesem Erlasse wird der Freimaurerei der Schutz und die Obhut des Staates zugesichert dabei, jedoch bestimmt:

1. dass nur in denjenigen Hauptstädten, wo die Landesregierung ihren Sitz habe, eine Loge bestehen dürfe und dass nur in größeren Hauptstädten, wo eine Loge für die Zahl der Verbrüderten nicht ausreiche, eine zweite oder auch eine dritte Loge gestattet sei, welche als dann von dem Chef der Hauptloge abhingen.

2. dass nirgends sonst maurerische Zusammenkünfte gehalten werden dürften, widrigenfalls solche wie die Hazardspiele bestraft werden müssten.

3. dass bei dem Chef der betreffenden Regierungen oder bei dem der Polizei ein Mitgliederverzeichnis einzureichen und vierteljährlich die Personalveränderungen insbesondere in der Leitung der Loge anzuzeigen seien, dass dagegen die Logen

4. von allem weiteren Untersuchungen Ausfragung, oder was immer vorwitzige Auskunftsbegehrung auf beständig befreit seien,  alle Winkellogen und Nebenversammlungen aber als gänzlich und auf das Strengste beseitigt betrachtet werden sollten.

Von der Provinzialloge von Deutsch Österreich zu welchem damals auch Freiburg gehörte, wurde unsere Loge nach dem in unserem Archiv befindlichen Diplom konstituiert. Letzteres ist auf Pergament geschrieben mit Wachssiegel in Holzkapsel versehen und lautet:

“Wir Großmeister, deputierter Meister, Aufseher, Beamte und Mitglieder der Provinzial Loge von Österreich erkennen Kraft dieses die Vereinigung echter Brüder unter dem Namen zur edlen Aussicht als eine gerechte und vollkommene in unserer Provinz mitverbundene St. Johannis Loge an und geben ihr hiermit diejenige Kraft und Gewalt, welche einer solchen sowohl nach den allgemeinen Gesetzen unseres Landes, als den besonderen unserer Provinz zusteht. Gegeben im Orient von Wien am 22. des VI. Monats 5784 “

Folgen die Unterschriften.

Lennings Enzyklopädie-Artikel “Freiburg” und nach ihr wahrscheinlich van Dalen‘s Kalender meint, dass unter dem 22. des VI. Monat der 22. August verstanden sei - in einem Brief den unsere Loge unter dem 10. Januar 1785 an die Provinzialloge in Frankfurt schrieb, ist aber ausdrücklich der 22. Juni als der Tag der Konstituierung angegeben und auch Klos gibt in den Annalen der Loge „zur Einigkeit" wiederholt diesen Tag an.

Abbildung 3: Siegel in der Freymaurerzeitung Wien

Es ist wahrscheinlich, dass eine Anzahl Brüder sich hier schon vor dieser Zeit versammelt hatten und arbeiteten, doch fehlt hierüber jeder sichere Anhaltspunkt; nur ein im hiesigen städtischen Archiv befindliches Heftchen betitelt: ”Freimaurerische Regeln 1782 (4),” ohne Angabe des Ortes der Herausgabe, doch allen Anzeichen nach hier bei Satron (5) gedruckt, lässt dies vermuten. Wir empfehlen dem Forscher nach der damaligen Richtung unserer Kunst die Lektüre dieses Heftchen, welches manche beherzigenswerte Sätze und Lehren aufstellt (6).

Der Tag der ersten Arbeit nach der Konstituierung ist nach den in unserem Archiv noch vorhandenen, sehr sorgfältig geführten Cassa Büchern, auf den 20. Dezember 1784 anzunehmen, da um diese Zeit „6 Wachskerzen bei Haltung der ersten Loge“ bezahlt wurden. Dass der 20. Dezember der Tag der Eröffnung ist, wird bestätigt durch eine im „Journal für Freimaurer“ herausgegebene, von den Brüdern der Loge „zur wahren Eintracht“ im Orient von Wien zweiten Jahrgangs erstes Vierteljahr 1785 Seite 218 abgedruckte Notiz: "am 20. Dezember 5784 ward die von der hochwürdigen Provinzialloge von Österreich konstituierte Loge genannt zur edlen Aussicht im Orient von Freiburg in Vorderösterreich zum ersten Mal eröffnet ", in demselben Buche (hier in der Universitätsbibliothek) findet sich als Titelkupfer von demselben Jahrgang (1785) II Vierteljahr das Siegel unserer Loge abgedruckt und endlich ebenso Seite 108 und ff eine Rede: “etwas von dem Gesetz der maurischen Verschwiegenheit” vorgelesen bei Eröffnung der Loge „zur edlen Aussicht“ im Orient von Freiburg von Bruder Schlosser, Meister vom Stuhl.

Abbildung 4: Erstausgabe in der Unibibliothek

Abbildung 5: Torbogen des Jahres 1784

In dem gleichen Werke Jahrgang 5786 II Vierteljahr Seite 107 ist eine Rede enthalten „über die maurerische Schönheit“ von Bruder Sch. Meister vom Stuhl, die wahrscheinlich von Bruder Schwarzl ist. In den Mitglieder Verzeichnissen von 1811 und 1812 ist hingegen der :

also der 1. Oktober oder 1. Dezember angegeben - es wird sich das wohl so erklären lassen, dass am letztgenannten Tage die erste Konferenz stattfand, in welcher die Aufnahme der Arbeiten beschlossen wurde, die erste offene Loge hingegen am 20. Dezember. Aus den erwähnten Kassa Büchern ist ersichtlich dass für das erste Quartal 1785 schon 15 Brüder Beiträge geleistet haben, während in einer am 27. Dezember 1810 gehaltenen Rede von Bruder Johann Alexander Ecker erwähnt wird, dass vor einem Vierteljahrhundert 6 Brüder hier zusammentraten, um dem königlichen Orden einen Tempel zu weihen.

Von den obigen 15 Brüdern wurden 7 im ersten Quartal 1785 aufgenommen, unter den übrigen 8 Brüdern haben wir also die erwähnten sechs Stifter der Loge zu suchen. Mit Bestimmtheit lassen sich Letztere nicht nachweisen aus der Zusammensetzung des Beamtenkollegiums zu Johanni 1785:

Schlosser J. G.,  Meister vom Stuhl

Suardi Graf v.  deputierter Meister

Schwarzl C.  erster Aufseher

Dannenmayr M.zweiter Aufseher

Bob F. J.    Sekretär

Gaeß D.  Schatzmeister

es geht doch mit Wahrscheinlichkeit hervor, dass diese sechs die Stifter der Loge „zur edlen Aussicht“ gewesen seien. Von dem ersten Meister vom Stuhl Bruder Schlosser heißt es in der erwähnten Rede des Bruder Ecker, dieselbe ist abgedruckt im “maurischen Blütenkranz”, gesammelt von Franz-Josef Razen im Verlage des Herausgebers in Mannheim im Jahre 1822 erschienen:

Abbildung 6: Grab des Dominik Gäß auf dem alten Friedhof

"Ein Weiser dessen Name Deutschlands Gelehrte und Edle noch nach Jahrhunderten mit Verehrung nennen werden Schlosser der nun mit seinem Platze das ewige Licht die Ur-Schönheit ohne mystische Hülle schaut leitet mit friedlichem Hammer die kleine gewählte Schar der tätigen Arbeiter. Er, der durchdrungen von dem Geiste der Weisesten der Vorwelt vertraut mit den Entdeckungen der neuen Forscher, Trug und Täuschungen von Echtheit und Wahrheit leicht unterscheiden konnte, der zu ernst war um mit dem Heiligsten zu spielen, war ein eifriger, ein wahrer Maurer! " In welchem Ansehen er bei den Brüdern stand und welchen Wert sie darauf legten ihn als Meister vom Stuhl zu haben, ergibt sich aus aus einer eingeholten Genehmigung von der Provinzialloge von Österreich datiert Wien am 1. des XI. 5784 in welcher die Erlaubnis erteilt wurde, diesen Bruder, der dem eklektischen System von Frankfurt angehörte, sowohl zum ordentlichen Mitglied annehmen als auch ihn zu ihrem Meister vom Stuhl erwählen zu dürfen unter Dispension und Genehmigung der hochwürdigen Landesloge vom LXXXXII Gesetz. Dieses Dokument befindet sich in unserem Archiv. Nach Ladrecat’s historischem Handwörterbuch 9. Teil, im hiesigen städtischen Archiv ist Johann Georg Schlosser im Jahre 1739 in Frankfurt am Main geboren, war in den 80 er Jahren Amtmann in Emmendingen, von wo er aber schon 1786 oder 1787 als geheimer Archivar nach Rastatt und da als wirklicher Geheimrat nach Karlsruhe versetzt ward. Er war. als Philosoph und genauer Kenner des Alten, ein geschätzter Schriftsteller und behauptete eine Stelle unter den vorzüglichen Denkern. Er starb am 17. Oktober 1799 als Syndikus in Frankfurt am Main. Er war ein Schwager Goethes und seine Frau, geborene Goethe liegt auf dem Friedhof in Emmendingen begraben.

Abbildung 7: Antrittsrede von J. G. Schlosser, wie sie im Journal d. Freimaurer abgedruckt ist

Abbildung 8: Grab der Cornelia Schlosser auf altem Friedhof in Emmendingen noch immer geschmückt

Von seinen Schriften seien als echt human erwähnt: „Katechismus der Sittenlehre fürs Landvolk“ und „Katechismus der Religion fürs Landvolk“. Nach dem Stil und der Schreibart zu erteilen sind die Seite drei erwähnten freimaurerischen Regeln und die gleichfalls bei Satron gedruckten Instruktionen „zum Gebrauche der Loge zur edlen Aussicht im Orient Freiburg“ von ihm verfasst. Es sei mir gestattet diesen Instruktionen als bezeichnend für die damalige Auffassung der Maurerei folgendes zu entnehmen:

Abbildung 9: Bildnis Schlossers

Für den ersten Grad:

“Wir verkündigen ihnen dass das Geheimnis der Maurerei enthält die Summe aller menschlichen Glückseligkeit und die Mittel dazu zu gelangen. Dieses Geheimnis kann niemand brauchen wer sich selbst nicht kennt: darum ist die Arbeit ihres Grades Selbsterkenntnis und Menschenkenntnis. Unsere Weisen haben gesagt, dass die Empfindung der Fülle und Richtigkeit unserer Begriffe, der Harmonie, der Ordnung, der Schönheit und der Liebe, dem Menschen die größte und dauerhafteste Glückseligkeit geben und dass er sie selbständig erwerben kann. Denken sie nach mit Freiheit des Geistes ob sie es ebenso finden, denn wir dringen niemanden etwas auf, sondern alles Denken ist frei unter uns. Aber lieben müssen Sie und wahr müssen Sie sein und ein Mann von Ehre sonst können sie kein Freimaurer, können unser Bruder nicht sein!“

Im zweiten Grade wird anbefohlen den Gang des Universums mit dem Demut auszuforschen: “ein Jeder der glücklich sein will muss seinem Platz kennenlernen: dadurch wird ihm das Leiden erträglich, im Glücke wird er die Demut nicht verlieren. Selbsterkenntnis und Menschenkenntnis lehrt Wahrheit und Liebe; die maurerische Geometrie lehrt Geduld und bescheidene Demut.”

In der Meister Instruktion wird der Glaube an den persönlichen Gott aufrechterhalten: “Selbstvervollkommnung, größte Geduld, Demut, Wahrheitsliebe und ein weites Herz befähigen zum Genuss der reinsten Liebe, zum Anschauen der Harmonie und höchsten Schönheit. Daran arbeitet der Meister der königlichen Kunst.”

Schon im Jahre 1785 tritt unsere Loge, wohl auf Veranlassung Schlossers, dem neu errichteten eklektischen Bunde in Frankfurt am Main bei. Mit Brief vom 10. Januar 1785 zeigte man - wie schon erwähnt - in Frankfurt die Konstituierung durch die „Große Landesloge“ an und bittet: „dass man unsere Loge in die eklektische Vereinigung (9) aufnehmen möge damit sie zur Erhaltung unserer königlichen Kunst mit Freiheit des Geistes dem großen Kleinod unseres Ordens beizutreten in den Stand gesetzt werden möge“. Die definitive Aufnahme wurde (nach Kloß’s Annalen der „Loge zur Einigkeit“ S.222) am 6. August 1785 ausgefertigt.

Abbildung 10: Siegel des eklektischen Bundes

Trotzdem blieb die Loge, wie mehrere andere österreichischen Bauhütten, gleichzeitig bei der „Großen Landesloge“ in Wien und behielt sogar deren Ritualien und Gesetze bis zu ihrer Auflösung bei, zahlte auch noch im Jahre 1789 den jährlichen Beitrag an die Großloge in Wien mit 120 Florint (11).

Abbildung 11: Bijou der Loge zur Einigkeit

Diese eigentümliche Doppelstellung erklärt sich vielleicht aus einem Briefe unserer Loge an Frankfurt vom 4. Dezember 1812, der durch ein Vorhalten der  eklektischen Direktorialloge, als sei die Freiburger Loge vom Ritual abgewichen, und habe dieses eigenmächtig geändert, veranlasst wurde und in dem es heißt: “Wir haben unsere Konstitution und unsere Ritualen von der „Großen Landesloge“ in Wien erhalten, da nun bei dieser Landesloge das Zinnendorf’sche System bei den Ritualen der drei symbolischen Grade zugrunde gelegt und in diesem System die alten englischen Rituale und Tapis beibehalten wurden so haben wir immer im Geiste der eklektischen Maurerei gearbeitet.”

Die Versammlungen fanden im Lokale des Bruders Cafetier Voit jetzt Haus des Herrn Blechnermeister Rohrwasser, Gauchstraße 9 damals Haus zum Gauch genannt, statt, für welches anfangs 60 Florint später 125 Florint Jahresmiete gezahlt wurde. Die Brüder versammelten sich gemeiniglich nachmittags 5 Uhr und gingen um 8 Uhr wieder auseinander. Die Arbeiten waren ziemlich zahlreich. Im Jahre 1786 sind deren in der noch vorhandenen Präsenzliste: 28, 1787 23, 1788 29, 1789 18 verzeichnet; dieses Präsenz Buch numero 60 unserer Logen Bibliothek beginnt mit der Arbeit am 14. November 1785 und schließt mit der am 28. Dezember 1789. Mit Ausnahme weniger waren fast alle Brüder bei den Arbeiten anwesend die ohne Entschuldigung Fehlenden wurden vom Sekretär notiert und ihre Namen dem Schatzmeister zur Erhebung einer Steuer an die Armen Kasse überschickt. Eigentümlich ist der häufige Wechsel in der Besetzung der Beamtenstellen: z.B. war Meister vom Stuhl:

Abbildung 12: Torbogen in der Gauchstraße

1785: J. G. Schlosser Amtmann in Emmendingen ,

1786 und wahrscheinlich 1787: Carl Schwarzl, Professor der Moraltheologie und später Stadtpfarrer am Münster hier.

1788: Mederer von Wuthwehr (10), Professor der Chirurgie später Oberstfeldarzt sämtlicher österreichischer Armeen,

1789 und 1790: Ignaz Englberger, Dr. jur. Syndikus der Breisgauischen Stände später badischer Hofrath

Abbildung 13: Mederer von Wuhtwehr vereinte das Handwerk der Chirurgen mit dem Studium der Medizin

1791: J. B. Stirkler, Untertanen Advokat (Armenanwalt)

1792: Franz Gebhardt, Professor der Medizin an der Universität

Ebenso häufig wechseln auch die anderen Stellen und mehrere Namen, die in den ersten Jahren als Beamte verzeichnet sind, kommen später in den Verzeichnissen gar nicht mehr vor. Diese Erscheinung erklärt sich aus den Statuten für die Loge „zur edlen Aussicht“ im Orient Freiburg. Diese Statuten zerfallen in 13 Abschnitte und tragen am Schluss die Bemerkung: „verordnet in der Johannis Loge „zur edlen Aussicht im Orient Freiburg am 22. XII. 5788 und promulgiert am 06.01.5789“.  Jedoch nur der 13. Abschnitt rührt teilweise aus dieser Zeit her, die zwölf ersten von Ende 1784. In der Einleitung zu den gleichzeitig und am gleichen Ort gefundenen, revidierten Statuten aus der zweiten Periode (siehe diese) heißt es: „es war der sechs Stifter dieser St. Johannis Loge erstes Bestreben dem begründeten Bau durch angemessene Statuten einen unerschöpflichen Grundstein zu geben. Mit rastlosem Eifer brachten sie dieses schwierige Werk den 22. des XII. 5784 zu seiner Vollendung und  der 6. des ersten 5785 war der feierliche Tag, an welchen die Statuten der sehr ehrwürdigen Loge zur edlen Aussicht promulgiert und beschworen worden“. Diese revidierten Statuten schließen auch mit dem Inhalt des 12. Abschnitts. Der 13., der genau vier Jahre später zum Vollzug kam, ist für die Geschichte der ersten Periode in höchstem Grade interessant. Es heißt: Dreizehnter Abschnitt über die Epoche des königlich kaiserlichen Befehls in Ansehung der Maurerei (siehe auch vorab).

“§1. Da viele Brüder bei dieser kritischen Epoche ausgetreten sind, so ist in der Meisterloge den 13. des dritten Monats 5786 durch einhellige Stimmen festgesetzt und in der Lehrlingsloge den 17. des dritten 5786 öffentlich kund gemacht worden, dass die Brüder, welche sich bei dieser Gelegenheit zurückgezogen haben, ohne Ballotage nicht mehr in die Loge können aufgenommen oder zugelassen werden, wie dieses von Ihnen selbst laut den Statuten Abschnitt IX Nr. 2 festgesetzt und angelobt worden.”

Aus den Cassa Büchern geht hervor, dass bei dieser Gelegenheit zehn Brüder die junge Loge verlassen haben. Die erwähnte königlich kaiserliche Verordnung mochte in diesen Brüdern die meistens Staatsdiener und als solche abhängig waren die Befürchtung aufsteigen lassen, dass eine dem Bunde nicht gewogene Stimmung in den maßgebenden Kreisen zu herrschen beginne. In der Tat sehen wir auch im übrigen Österreich ähnliche Erscheinungen (Lennings Enzyklopädie Artikel Österreich)

Abbildung 14: Statuten von Br.:. M. Fay gezeichnet

In einem an die Provinzialloge in Frankfurt gerichteten, dort am 27. März 1786 zur Verlesung gekommenen Briefe, heißt es über diese Angelegenheit: “viele Mitglieder unserer Loge sind durch das Handbillet unseres Monarchen von den maurischen Arbeiten abgeschreckt und verscheucht und unser ganzer Tempelbau wäre beinahe über die erste Grundfeste zusammengestürzt, selbst unser würdigster Großmeister Bruder Schlosser als die Hauptstütze des Gebäudes ist von uns gewichen und da er besagte königlich kaiserliche Verordnung der Ehre und dem Geiste der Maurerei zuwider zu sein glaube, hat er uns gleichfalls zum Austritt bewegen wollen…….. …..Es bleiben uns nur noch fünf Brüder Meister und mit Hinzurechnung der Lehrlinge und Gesellen 16 Brüder übrig, die den Mut hatten öffentlich vor dem Monarchen zu erscheinen u.s.w.  -   die fünf treugebliebenen Meister zeichnete man besonders aus, denn in dem genannten 13. Abschnitt heißt es weiter:

“§2. Hingegen wurden in Ansehung diejenigen fünf Meister welche in dieser Lage der Sache diese gegenwärtige Loge durch ihre Standhaftigkeit aufrechterhalten haben, in der nämlichen Loge den 13. des dritten Monats 5786 festgesetzt und in der darauffolgenden Lehrlings Loge den 17. des dritten Monats verkündigt, dass diese fünf Meister nämlich Bob, Mederer,Schwarzl, und Ulm als Veteranen dieser Loge und als beständiges Direktorial Kollegium angesehen werden sollen, ohne deren Einwilligung in der Loge kein Statuta gemacht oder abgeändert werden kann.”

Abbildung 15: Academisches Gymnasium, Schmiedeeisen über dem Nebeneingang zur alten Universität

In den §§ 3, 4, 5 sie hatten die früheren Bestimmungen über die Bedingungen zur Aufnahme nach welchen der Kandidat bei mehr als zwei schwarzen Kugeln ein Jahr zurückgewiesen wurde dahin abgeändert dass künftig die einfache Majorität entscheidet. Diese Bestimmung, die offenbar erst später Ende 1788 getroffen wurde, und die dem sonstigen maurischen Gebrauch vollkommen entgegen war, gab dem Bruder Mederer Veranlassung zu decken und rief eine lebhafte Korrespondenz mit Frankfurt hervor, aus welcher jedoch nicht ersichtlich ist, welchen Ausgang die Sache genommen hat.

Die erwähnten von Bruder Joh. Mich. Fay (12) sehr schön kalligraphisch ausgeführte Statuten tragen das Motto: “Illa sola est justa multitudo, enjus universitas in legum consentit obsequium.” Aus ihnen geht hervor dass die Beamtenwahl alljährlich vor dem Stiftungstage als welcher in der zweiten Periode der 27. Dezember, in dieser Loge aber wohl der 20. Dezember angesehen wurde,  zu geschehen hat.  Jährlich wurde in der ersten Loge nach der Beamtenwahl das Statutenbuch verlesen und von jedem Gliede auf des Meisters Degen darauf angelobet (XII. Abschnitt, §10)

Abbildung 16: Tafel in der Herrenstrasse

Von den eben erwähnten starken Deckungen kommt es denn auch, dass die Loge die, wie erwähnt, zu Johanni 1785 schon 15 und im Februar 1786 26 Mitglieder hatte, sich bis zum Jahr 1789 dem einzigen von dem uns ein Mitgliederverzeichnis erhalten geblieben ist, nicht über 28 erhob. Dieses Mitgliederverzeichnis ist gedruckt und wurde zum fünften Stiftungstag im Dezember 1789 ausgegeben. Wir finden in demselben dass die Loge außer 28 aktiven Mitgliedern noch drei Ehrenmitglieder und zwei dienende Brüder hatte. Von dieser Zeit an scheint unsere Bauhütte wohl infolge der ausbrechenden französischen Revolutionen und der damit verbundenen anderweitigen Inanspruchnahme der Interessen, in Verfall geraten zu sein. Die Mitgliederzahl nimmt ab, das Rechnungswesen wird nicht mehr mit der gleichen Sorgfalt geführt und bei jedem Abschluss stellt sich ein größeres Defizit heraus. Die letzte Kassenrevision ward am 31. Januar 1791 vorgenommen. Es geht aus derselben hervor dass im Jahr 1786 nun nur noch sieben Brüder ihren Beitrag gezahlt haben. Von 1794 an scheinen die Arbeiten geruht zu haben.

Über die hervorragenden Mitglieder dieser alten Loge gebe ich, soweit mir erhältlich war, folgende Notizen:

Carl Schwarzl, Doktor der Theologie Gründer der Loge, 1. Aufseher im Jahre 1785, Meister vom Stuhl im Jahre 1786 und wahrscheinlich 1787. Derselbe scheint sehr tätig in der Loge gewesen zu sein und besonders auch zur Hebung des Gesanges beigetragen zu haben. Wir besitzen im Archiv noch verschiedene Lieder die mit Sch….. unterzeichnet sind und offenbar von ihm kommen. Er war am 19. Februar 1746 in Eggenbach zu Niederösterreich geboren. Am 2. Dezember 1773 kam er an die Universität in Freiburg und lehrte dort 20 Jahre lang Pastoraltheologie, aushilfsweise Moraltheologie (also ein Vorgänger von Alban Stolz tempora mutantur et nos mutamur in illis) (13) nachher wurde er Stadtpfarrer am Münster, als welcher er am 4. März 1809 starb. Er verfasste viel Schriften meist theologischen Inhalts, die zu seiner Zeit als tüchtig anerkannt waren. Er war der erste, der den Eid auf die unbefleckte Empfängnis der Mutter Gottes zu leisten verweigerte. (Schreibers Geschichte der Universität Freiburg 3. Teil) (14)

Matthias Dannenmayr, Doktor der Theologie, Gründer der Loge, 2. Aufseher im Jahre 1785 geboren 1744 in Opfingen bei Ehingen, im Jahre 1774 als Professor der Kirchengeschichte hier angestellt, war er in seinem Fache berühmt. Am 23. September 1786 in gleicher Eigenschaft nach Wien berufen, starb er dort am 8. Juni 1805 .

Franz Josef Bob, Dr. jur und phil., Gründer der Loge, Sekretär 1785, deputierter Meister 1788 war ein eifriger Maurer, wovon seine Schrift zeugt: „Sendschreiben an Erich Servati (Heinrich Sautier) als Antwort auf diesen Frage: warum soll ich ein Freimaurer werden im Orient 1786“

Die Schrift von Heinrich Sautier (Ex Jesuit und wohltätiger Stifter hiesiger Stadt) ist ganz im Stile von Alban Stolz geschrieben, ja sogar dieselben Schimpfnamen auf uns sind gebraucht. Bob war am 31. October 1733 in Dauchingen bei Villingen geboren und kam 1768 als Professor der Kameral- und Polizeiwissenschaften und der weltlichen Beredsamkeit an die hiesige Universität. Im Jahre 1775 und 1776 war er Rektor der Universität. Am 14. September 1786 wurde er zum Oberaufseher sämtlicher vorderösterreichischen deutschen Schulen und Direktor der Freiburger Normalschule (15) ernannt. (Schreibers Geschichte der Universität Freiburg). Sein Portrait (16) in Öl wurde der Loge von seiner Enkelin Fräulein Mathilde geschenkt.

Mederer von Wuthwehr, seiner Verdienste wegen in den Adelsstand erhoben. Bedeutender Chirurg,  Professor dieser Wissenschaft später “Oberfeldarzt sämtliche Armeen”, er starb 1805 und war M.v. Stuhl 1788.

Franz Carl Anton Gebhard, von Mainz gebürtig, Professor der Anatomie und Philosophie kam 1768 an die Universität war 1792 Meister vom Stuhl und starb in Wien am 11. April 1811.

Josef Albrecht Dr., von Brixen in Tirol gebürtig, war Professor der Naturgeschichte Technologie und Physik, er starb am 7. Mai 1813.

Franz-Xaver Jellenz Dr., Professor des Criminalrechts von 1797, starb in Innsbruck den 19. April 1806, an ihm verlor die wissenschaftliche Welt einen gründlichen Gelehrten, der Staat einen seiner verdienstvollsten Beamten (Schreibers Geschichte der Universität dritter Teil) (17).

Johann Bernhard Fölsch Dr., geboren in Wien, 1757 Professor des Staats und Leben Rechts, er ging am 27. Juli 1786 nach Wien.

Johann Ignaz Schmiderer, am 22. Mai 1755 zu Freiburg geboren war der erste Professor der Tierarzneikunde hier, der später auch noch verwandte Fächer vortrug. Machte sich sehr verdient um Errichtung von Spitälern während der Kriegszeit, sorgte mit gleicher Humanität für Freund und Feind. Er feierte am 30. Juli 1829 das 50-jährige Jubiläum als Staatsdiener und starb am 15. Februar 1830. In der Loge bekleidete er verschiedene Ämter und wir finden ihn auch in der zweiten Periode als tätigen Bruder wieder. Seine ausführliche Biografie ist von Buß, Freiburg beim Verlag Herder 1829 erschienen und in unserer Bibliothek (18).

Abbildung 17: Grab des I. Schmiderer auf dem alten Friedhof

Freiherr von Sumerau (Josef Thaddäus von Sumerau * 1749 in Wien; † 25. März 1817), Regierungspräsident von Vorderösterreich und seines humanen Wesens allgemein beliebt.

Franz Karl Caluri, (19) Stadtrat und Major, befehligte am 7. Juli 1796 die Freiwilligen von Freiburg. Sein Andenken bewahrt die Inschrift auf der inneren Seite des Martinstores hier.

Alois Wagner, Buchhändler und Zunftmeister hier, ein sehr tätiges Mitglied sowohl dieser Loge als auch der der zweiten Periode starb im 80. Lebensjahr.

Abbildung 18: Tafel auf der Nordseite des Martinstor

Ludwig Anton Haßler, Doktor der Theologie, Professor der hebräischen Sprache und des Alten Testaments von 1755 bis 1788 zu welcher Zeit er Stadtpfarrer in Rottenburg wurde.

Johann Baptist Malfatti, der k.k. Wasser Diligence nach Galacz Generaldirektor (20) hielt sich ständig hier auf und ist mütterlicherseits Ahne der Familie von Gleichenstein. Später wurde er Ehrenmitglied der Loge.

Freiherr Ferdinand von Ulm, k.k. nieder und vorderöstreichischer Appelationsrath, später in Wien wohnhaft und nach seinem Wegzug Ehrenmitglied unserer Loge. Er war ein eifriger Maurer und begleitete, solange er hier wohnte, verschiedene Logenämter. Vicepräsident der obersten Justizstelle in Wien, geb. 1756, gest. in Wien 12. Februar 1829.

Johann Michael Fay, der Weltweisheit Magister und von 1780 an fast ein halbes Jahrhundert lang Hauptlehrer an der dritten Klasse der hiesigen Normalschule. Ein sehr eifriges Mitglied sowohl dieser als der Loge der zweiten Periode, versah mehrere Logenämter und war auch der Verfertiger der sehr schön ausgeführten Mitglieder und Ehrendiplome, die die Loge erteilte. Er starb 1829 am 25. September im Alter von 87 Jahren.

Josef Maria von Weißegger, Dr. phil, geboren zu Riegersburg in Untersteiermark am 12.07.1755, wurde 1785 als Professor der Weltgeschichte hier angestellt. Er war dreimal Dekan der philosophischen Fakultät und im Jahre 1795 / 1796 Rektor der Universität. In der Kriegszeit hielt er als solcher mit Schwarzl, Jellenz und wenig anderen treu aus und ihnen gelang es, die Universität bei Anwesenheit der Franzosen vor Schaden zu bewahren. Dafür und für mehrere verdienstvolle Schriften wurde er in den Adelsstand erhoben, er starb am 14. März 1817.

Abbildung 19: Die Burg Riegersburg über der Stadt heute noch malerisch

Raimund Pelz, zum Cisterzienser Orden gehörig, Professor der Moraltheologie, wurde 1787 irrsinnig.

Graf Ferdinand von Bissing, k.k. Landvogt der vorderösterreichischen Grafschaft Nieder- und Ober- Hachenberg.

Nicolaus Voit, Kaffewirt “zum Gauch”

Joseph Schwerer, Kaffewirt zum Kopf, Mitglied dieser und der zweiten Loge, er scheint ein eifriger Maurer gewesen zu sein. Unterzeichnete sich später Schwörer.

Johann Xaver Rehmann, fürstlich fürstenbergischer Geheimrath und Leibmedicus, Mitglied dieser und der zweiten Periode.

F. D. Gaeß, Gründer der Loge und Schatzmeister im Jahre 1784 und 1785. Es war dies entweder der damalige “Seckelmeister”  der Stadt oder der Großvater der jetzigen Herren Gaeß hier.

Alois Wannenmacher, Waldmeister der Stadt Freiburg, später badischer Hofrath, am 6. März 1789 aufgenommen. Ein eifriges Mitglied dieser und der zweiten Loge. Bei letzterer bekleidete er die Stelle des Archivars und später des Schatzmeisters. Starb 29.9.1817 im Alter von 59.

Ignaz Engelberger, Dr. jur., später badischer geheimer Hofrat und Kreisrat da hier. Eins der hervorragendsten Mitglieder dieser und auch der zweiten Loge. Er wurde aufgenommen im April 1786. Vertrat schon zu Johanni desselben Jahres, nachdem er im Juni den zweiten und dritten Grad erhalten, den Sekretär, welche Stelle er 1787 und 1788 definitiv bekleidete. 1789 und 1790 war er Meister vom Stuhl, 1791 wieder Sekretär. 1809 finden wir ihn als Wiederhersteller der Loge und deputierten Meister wieder, 1810, 1811 und 1812 als Meister vom Stuhl. Er wurde im Jahre 1730 in Rheinfelden geboren und starb am 15. November 1812. Über die ihm gehaltene Trauerloge und den Eindruck, den sein Tod bei den Brüdern machte, berichte ich in der zweiten Periode. Sein profanes Leben, sein hochherziges und patriotisches Wirken als letzter breisgauischer Syndikus hat Dr. Josef Bader in seinem Werke: “ Die ehemaligen breisgauischen Stände”, bei C. Macklor in Karlsruhe erschienen,  so schön geschildert, dass ich den Leser nur darauf verweisen kann. Er war ein wahrer Priester und Apostel der Humanität! Ehre seinem Andenken! (Es gelang mir sein Bild durch Herrn Medizinalrat Schneider in Oberkirch für die Loge zu erhalten. (21))

Abbildung 20: Grab von Engelberger auf dem alten Friedhof

Michael Guering, Musiker, später Musikdirektor an der Akademie in Bern, Mitglied dieser und der zweiten Loge.

Johann Baptiste Strickler, Dr. jur., im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts erster Fiscalamtsadjunct und Untertanen Advokat (Armenanwalt) 1803 Regierungsrat, 1807 geheimer Hofrat, 1810 zum Kreisrat ernannt, starb er am 4. Dezember 1819 im Alter von 64 Jahren. Im Jahr 1791 war derselbe Meister vom Stuhl.

Fidel Wieland trat auch der zweiten Loge wieder bei und war damals Oberamtmann in Säckingen (22) .

Ignaz Duttli, in den 80er Jahren Syndikus bei dem Magistrat der Stadt Waldkirch, zu Anfang des Jahrhunderts Sekretär bei den breisgauischen Ständen, 1801 Mitgründer des 1848 eingegangenen “Intelligenzblattes für den Kreis Breisgau.” (23) 1810 Finanzrat in Karlsruhe ließ er sich 1815 als Kreisrat wieder zurückversetzen und wurde 1826 pensioniert. Er starb am 20. April 1842 im Alter von 85 Jahren. Er stiftete je 1000 Florint ins hiesige Waisenhaus und für das nun wieder abgebrochene Leichenhaus.

Über das innere Leben der Loge ist es mir nicht möglich, ein auch nur annähernd vollständiges Bild zu geben, da die dafür noch vorhandenen Anhaltspunkte äußerst gering sind. Soweit man aus ihnen Schlüsse ziehen kann, muss, hauptsächlich von der Gründung bis 1790, ein äußerst reges, geistig frisches Leben geherrscht haben. Aus dem vorstehenden Personalregister geht schon hervor, dass die vorzüglichsten Männer der Stadt und Hochschule Mitglieder waren und die oben erwähnte Biografie Engelberger bestätigt dies. Die heutigen Arbeiten, die für die damalige Zeit großen pekuniären, gerne getragenen Anforderungen (Jahresbeitrag 11 Florint, Aufnahmegebühr 33 Florint, Beförderung 11 Florint, Erhebung 22 Florint, später 33 Florint) zeigen, dass diese Männer ihre Befriedigung in der Werkstätte fanden. Die kurz vor der Gründung nach harten Kämpfen  ermöglichte Ausweisung der Jesuiten gab der liberalen Richtung einen frischen Impuls, der an Kraft und Macht gewann, als der edle Kaiser Joseph II den Thron 1780 bestieg. Die noch vorhandenen bereits angeführten Schriften zeigen, dass ein humaner freiheitlicher Geist die Loge durchlebte und strenge Anforderungen in Bezug auf Moral und Sittlichkeit an die Mitglieder gemacht wurden. Aus den noch in unserem Logenarchiv befindlichen „Ritualen und Katechismen aller drei Grade, dem Originale gemäß ausgefertigt und der sehr ehrwürdigen St. Johannis Loge im Orient von Freiburg zur genauen Befolgung mitgeteilt: Wien den ersten des 10. Monats 1784. Im Namen der Provinzial Loge von Österreich Otto von Gemmingen Provinz Sekretär“ ergibt sich in Übereinstimmung mit eben genannten Schriften, dass man strenge auf dem Boden des ursprünglichen, reinen Christentums stand und Andersgläubige nicht aufnahm.

Auf die Rituale gehe ich hier nicht weiter ein, es sind fast dieselben die jetzt noch in der „Großen Landesloge“ in Berlin üblich sind. Wer keine Gelegenheit hatte, sie dort kennenzulernen, den verweise ich auf unser Archiv. Das, manchmal die Nervenstärke des Aufzunehmenden erprobende Zeremoniell derselben wurde strenge ausgeführt, denn wir finden z.B. unter den Ausgaben: ….. für tote Gebeine bezahlt 4 Florint …...für 203 Ellen schwarze Leinwand …...dem Maler für die Totenköpfe und Tränen zu malen bezahlt und so weiter … andererseits finden wir aber auch zahlreiche Posten für Tafellogen, Champagner und das Kuvert kostete 2 Florint 24 Franken. Es scheint also dass unsere Vorfahren auch für die materiellen Freuden nicht unempfänglich waren. Nun erübrigt sich, noch eine Übersicht dessen zu geben, was außer dem bereits erwähnten aus der damaligen Zeit uns geblieben ist:

- Zwei Kassenbücher betitelt „Einnahmen“ und „Ausgaben“ vom 10. September 1784 anfangend. Sie sind bis 1790 mit großer Sorgfalt geführt und es war auch bis dahin immer ein Kassenvorrat von einigen hundert Gulden vorhanden. Es geht z.B. daraus hervor, dass die deckenden Brüder eine Strafe von 11 Florint 57 Kreuzer zu bezahlen hatten. Diesen Büchern verdanke ich einen großen Teil der gegebenen Notizen sowohl aus dieser wie aus der zweiten und dritten Periode in denen sie auch benutzt wurden.

- Aufnahme Diplome - Blanquette und ausgefüllte. Es zeigt ein solches Diplom unten die Sündflut als den Ursprung jeder Symbolik rechts davon eine Hermessäule mit den Buchstaben M. B. einen Totenkopf, Totenbein und Schwert und weiter rechts, ein wenig erhaben. sitzt in einer Felsgruppe Johannes der Täufer in der Wüste als Gelehrter, ein Buch - die Bibel vor sich und zu seinen Füßen ein Löwen als Attribut. Hinter der oberhalb der Grotte sich erhebenden Felswand ragt die Kuppel eines harmonischen Tempels hervor welche von Blitz Strahlen umgeben ist. Diese Blanquette wurden im Oktober 1780 von Wien bezogen, sie scheinen allen österreichischen Logen gemeinschaftlich gewesen zu sein. Sie wurden bei uns auch im Jahre 1809 verwendet.

Abbildung 21: Dieses Diplom wird heute noch verwendet

Das Siegel der Loge ist sehr schön in Stahl graviert, aber nun durch Rost beschädigt. Es zeigt uns gleichfalls die Hermessäule zu ihrem Fuße die maurischen Attribute: Zirkel, Winkelmaß, Kompass, Totenkopf und so weiter, oben die Psyche die sich zum strahlenden Auge Gottes erhebt. Die Umschrift ist unsere jetzt noch bestehende „Conversario cum Diis“ (24).

Abbildung 22: Nachbildung zur 200 Jahrfeier

-Ein Brief von einem Bruder v. G. (wahrscheinlich der Groß-Sekretär der Wiener Landesloge, von Gemmingen) vom „Haus wie bekannt den 30. März 5790”, verschiedene recht interessante Instruktionen für die hiesige Loge enthalten. Komisch erscheint uns jetzt ein Satz in diesem Brief in dem von Lessings (25) Ernst und Falk die Rede ist und wo es von Lessing heißt: “dies Buch sei von einem Freimaurer geschrieben der sich Geltung habe verdienen gemacht und das Wahre nicht zu entdecken gewusst hat. Es seien Stellen darinnen die das Wahre enthalten, so dunkel aber, dass keiner (sie) fassen kann, noch wird. Und das ist eben das Wahre, saget man es jedem bei seiner ersten Aufnahme, so wäre das Geheimnisse verraten, welches man an als ein Rätsel auf behalten muss.”

II Die Napoleonische Periode

1808 bis 1813

Abbildung 23: Dezember 1808, nicht 1809 begannen die Arbeiten wieder, die erste Tempelarbeit war aber 1809

Von Anfang 1794 ruhte die Loge bis am 27. Dezember 1808 dreizehn hiesige Brüder (auf deren Namen ich später zurückkomme) zusammentraten und am 19. Januar 1809 wieder die erste Loge hielten. Die Reaktivierung wurde am 17. Februar der Großloge des eklektischen Bundes in Frankfurt am Main angezeigt und von dort auch die Gesetze und die Rituale aller drei Grade, die sich noch in unserem Besitz befinden, im Frühjahr 1809 bezogen. Doch schon im Mai vereinigten sich die Logen „Karl zur Einigkeit“ in Karlsruhe, „zur edlen Aussicht“ in Freiburg und „zur guten Hoffnung“ in Heidelberg und gründeten den großen Landeslogen-Verein von Baden mit allen drei Jahre wechselnden Vorsitz in Karlsruhe, Freiburg, und Heidelberg. Später schloss sich diesen Bund auch die neu errichtete Loge „zur deutschen Biederkeit“ in Heidelberg an. Eine weitere, deren Bildung in Amorbach projektiert war, scheint nicht ins Leben getreten zu sein. Die Brüder von Kageneck und Hartleben wurden von hier am 17. Mai als Deputierte nach Karlsruhe gesandt, wo sie vom 21. bis 23. Mai zur allgemeinen Zufriedenheit bei Konstituierung des genannten Vereins mitwirkten. Vom gleichen Tag datiert auch die Bundesakte, die sich aber nicht vorfindet. In Karlsruhe wird auch unter dem Vorsitz des Großmeisters Bruder Carl Friedrich Schilling