Gott - Craig Fielder - E-Book

Gott E-Book

Craig Fielder

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Beschreibung

Du bist auf der Suche nach Gott oder zweifelst gar an SEINER Existenz? Ich, Craig Fielder, bin Gott begegnet. ER hat mich besucht, aus einer Lebenskrise geführt und mir gezeigt, wie einfach und wundervoll es ist, IHM nahe zu sein. Komm! Ich führe dich zu IHM. Aber Vorsicht, diese Reise kann dich und dein Leben für immer verändern.

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Zum Schutz von Beteiligten wurden Orts- und Personennamen sowie Zeitangaben geändert. Alles andere ist wahr.

Ausschnitte aus Psalm 23 auf S. 134 zitiert in Anlehnung an die Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Ich widme dieses Buch allen, die nach GOTT suchen. Und all denjenigen, die an SEINER Existenz zweifeln. GOTT ist näher als ihr denkt.

Diese Erzählung beruht auf wahren Gegebenheiten.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Mittwoch, 09. März 2011

Rückblick

Donnerstag, 10. März 2011

Freitag, 11. März 2011

Samstag, 12. März 2011

Sonntag, 13. März 2011

Montag, 14. März 2011

Dienstag, 15. März 2011

Mittwoch 16. März 2011

Donnerstag, 17. März 2011

Freitag, 18. März 2011

Samstag, 19. März 2011

Sonntag, 20. März 2011

Montag, 21. März 2011

Dienstag, 22. März 2011

Mittwoch, 23. März 2011

Donnerstag, 24. März 2011

Freitag, 25. März 2011

Samstag, 26. März 2011

Sonntag, 27. März 2011

Montag, 28. März 2011

Dienstag, 29. März 2011

Mittwoch, 30. März 2011

Donnerstag, 31. März 2011

Freitag, 01. April 2011

Samstag, 02. April 2011

Sonntag, 03. April 2011

Montag, 04. April 2011

Dienstag, 05. April 2011

Mittwoch, 06. April 2011

Donnerstag, 07. April 2011

Freitag, 08. April 2011

Samstag, 09. April 2011

Sonntag, 10. April 2011

Montag, 11. April 2011

Dienstag, 12. April 2011

Mittwoch, 13. April 2011

Donnerstag, 14. April 2011

Freitag, 15. April 2011

Samstag, 16. April 2011

Sonntag, 17. April 2011

Montag, 18. April 2011

Dienstag, 19. April 2011

Mittwoch, 20. April 2011

Donnerstag, 21. April 2011

Freitag, 22. April 2011

Samstag, 23. April 2011

Ostersonntag, 24. April 2011

Ostermontag, 25. April 2011

Dienstag, 26. April 2011

Mittwoch, 27. April 2011

Donnerstag, 28. April 2011

Freitag, 29. April 2011

Samstag, 30. April 2011

Sonntag, 01. Mai 2011

Montag, 02. Mai 2011

Dienstag, 03., und Mittwoch, 04. Mai 2011

Donnerstag, 05. Mai 2011

Samstag, 06. Mai 2011

Einleitung

Hallo, mein Name ist Craig Fielder. Ich bin Australier und lebe seit meiner Geburt in Caloundra. Einer kleinen Stadt an der Ostküste Australiens, nahe Brisbane.

Ich war stets sehr kopfgesteuert, habe fortwährend rational und logisch gedacht. Die Existenz von GOTT oder irgendetwas Übermenschlichem, bezeichnete ich folglich als Humbug.

Doch dann geschah etwas Wundervolles, das mein Leben für immer veränderte. …

Mittwoch, 09. März 2011

Seit vier Tagen bin ich nun mit meiner Frau in den Bergen im Urlaub. Erholen wollte ich mich. Nach den anstrengenden letzten Monaten einfach mal nichts tun. Bloß im Bett liegen, fernsehen und mich entspannen.

Stattdessen: zunächst die anstrengende, mehrstündige Anreise am vergangenen Samstag. Wer ist gefahren? Ich.

Dann, die von meiner Frau bestimmten Tage Sonntag, Montag und Dienstag, die von kleinen und größeren Unternehmungen gespickt waren. Unternehmungen, zu denen ich keine Lust hatte und mich regelrecht zwingen musste, sie zu begleiten. Erholung? Bisher nicht.

Am späten Nachmittag des heutigen Tages kann ich nicht anders, als mir meine Laufkleidung anzuziehen und schlichtweg davonzurennen. Zu rennen, so schnell mich meine Füße tragen. Wohin? Irgendwohin. Hauptsache weg von … Ja, vor wem oder was laufe ich eigentlich davon? Vor meiner Frau? Meinem Alltag? Der Arbeit? Den zu erledigenden Dingen am Haus? Meinen Ängsten? Den Gedanken mich umzubringen? Fliehe ich gar vor mir selbst?

Wahrscheinlich weg vor allem, lautet die erdrückend ehrliche Antwort meiner inneren Stimme.

Rückblick

Im Juli 2010 war die Welt noch in Ordnung. Ich stand auf der Sonnenseite des Lebens, hatte Erfolg im Beruf und war seit zwei Jahren glücklich verheiratet. Auch im Kreis meiner zahlreichen Freunde und Vereinskameraden beim Cricket, in den zwei Musikvereinen (den ›Blasmusikanten‹ und der Big Band) und bei den Rettungsschwimmern fühlte ich mich sehr wohl und war beliebt.

Was ich auch anfasste, schien mir zu gelingen. Das Abitur, mein Studium, der Hausbau, die steile berufliche Karriere vom einfachen Sachbearbeiter zum Manager, die Musik, mein Aufstieg vom einfachem zu einem leitenden Rettungsschwimmer, meine Beziehung … . Alles.

Warum hätte ich all dies hinterfragen sollen? Weil ich kaum noch Zeit für mich hatte? Nur noch unterwegs war? Kaum noch zur Ruhe kam? Kann sein, aber ich tat es nicht. Schließlich funktionierte alles irgendwie.

Es kam mir daher auch nicht in den Sinn, weitere Terminanfragen und Angebote auszuschlagen. So auch nach einer Übungsstunde der ›Blasmusikanten‹, als mich unser Dirigent fragte, ob ich nicht Lust hätte, Einzelunterricht bei ihm zu nehmen. Zwar war ich zunächst unentschlossen, hatte schon das Gefühl, mir zu viel aufzubürden, brachte es aber letztlich einfach nicht übers Herz, ihn durch eine abschlägige Antwort zu enttäuschen. Das Wörtchen ›Nein‹ kannte ich zudem nicht.

Als wir uns kurz darauf an einem der folgenden Probenabende darauf verständigten, montags von 16 bis 17 Uhr gemeinsam bei ihm zu Hause zu üben, bemerkte ich nur beiläufig, dass sich mein ganzer Körper krampfhaft zusammenzog, als wir uns anschließend die Hände schüttelten und er mich freudestrahlend anblickte. Doch obwohl ich diese Reaktion meines Körpers zu ignorieren versuchte, fiel es mir schwer, seine freundliche Geste zu erwidern. Schließlich hatte ich gerade besiegelt, auch meinen letzten freien Nachmittag aufzugeben.

Sollte ich nicht doch auf meine innere Stimme hören und diese Sache sein lassen?, fragte ich mich.

Doch ich konnte oder wollte es nicht und so nahmen die Dinge ihren Lauf.

Im August war die Zeit der Volksfeste gekommen, was in unserer Region Hochsaison für die wenigen Blaskapellen bedeutete. Fast jedes Wochenende waren wir unterwegs, wobei nicht nur ein Auftritt, sondern oftmals zwei oder drei auf dem Programm standen. Ich saß daher fast jeden Samstag und Sonntag stundenlang in meiner nachgeahmten bayerischen Tracht auf der Bühne und machte Musik.

Ich tat mich zwar immer noch schwer, musikalisch in dieser anspruchsvollen Kapelle Fuß zu fassen, obwohl ich inzwischen ein gutes Jahr dabei war, dennoch war ich jedes Mal stolz, bei den Auftritten die Tracht zu tragen, die in der gesamten Region als Markenzeichen hoher Musikqualität bekannt war. Stolz, weil ich denen, die es mir im Vorfeld nicht zugetraut hatten, das geforderte Niveau der ›Blasmusikanten‹ zu erreichen, optisch vorführen konnte, dass sie sich geirrt hatten. Doch dieser Stolz machte mich blind. Hatten sie sich wirklich geirrt?

Während unserer vielen Auftritte saß ich auf der Bühne meistens in unmittelbarer Nähe unseres Schlagzeugs. So auch am letzten Sonntag im August.

Wir hatten schon einige Stunden gespielt, als mich die hellen, durchdringenden Töne der Becken unseres Schlagzeugs, die auf Höhe meiner Ohren etwa einen Meter hinter mir aufgestellt waren, zu nerven begann. Eigentlich nervten sie mich ab einem bestimmten Zeitpunkt immer, doch an diesem Tag störten sie mich schon besonders früh.

Doch nicht nur die Becken des Schlagzeugs, sondern unsere ganze Musik kam mir an diesem Tag besonders laut vor und ich empfand sie irgendwann sogar als regelrechten Krach. Ich freute mich daher an jenem Tag über jede Pause, da meinen Ohren in dieser Zeit etwas Ruhe vergönnt war und dachte immer wieder darüber nach, meine Sachen zusammenzupacken und nach Hause zu fahren.

Aber was sollten die anderen von mir denken? Ich konnte sie doch unmöglich im Stich lassen, zumal wir an diesem Tag eh nur sehr spärlich besetzt waren und am Nachmitttag auch noch eine anstrengende Parade durch den Ort auf dem Programm stand. Also blieb ich, spielte weiter und zu allem Übel verschlug es mich dann bei der Aufstellung des Festumzuges wieder genau neben die Becken unserer Kapelle. Zufall?

Als ich am frühen Abend nach Hause kam, war ich kaputt. Mir dröhnte der Schädel und ich fühlte mich nicht besonders gut. Hoffte aber, dass es mir am nächsten Morgen wieder besser gehen würde. Und zum Glück tat es das auch.

Unser Hausbau war zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich weit vorangeschritten. Alles ging so schnell. Die Vertragsunterzeichnung beim Bauunternehmen im August 2009 (ziemlich genau ein Jahr zuvor), der Baubeginn im September, die eigentliche Bauphase und unser Einzug im Mai 2010. Zu schnell? Hatte ich mich von meiner Frau, dem Bauunternehmer und den Bankvertretern überrollen lassen, den ursprünglich für das Frühjahr 2010 geplanten Baubeginn nach vorne zu ziehen?

Eindeutig ja.

Nun wohnten wir schon seit gut drei Monaten in dem äußerlich fertigen Neubau. Doch der Berg an noch zu erledigenden ›Kleinigkeiten‹ schien einfach nicht kleiner zu werden. Es fehlte nach wie vor ein Garagentor und im gesamten Haus mussten noch Fußleisten Bilder, Gardinen und Lampen angebracht werden. Die größte Baustelle war jedoch der Außenbereich, den wir komplett in Eigenleistung herrichten wollten. Eine törichte und kraftraubende Idee, denn seit einiger Zeit arbeiteten mein Vater und ich inzwischen daran, Kies auf der Auffahrt zu verteilen und das Gelände in Hanglage etwas zu begradigen. Immer wieder fiel mir dabei auf, wie zermürbend langsam wir in den vergangenen Wochen vorangekommen waren, obwohl ich fast jede meiner wenigen freien Stunden auf der Baustelle verbrachte.

Anfang September stellte ich eher beiläufig fest, dass meine Tage nun seit einigen Wochen – oder waren es gar Monate? – immer nach demselben Schema abliefen: 05:40 Uhr aufstehen, bis ca. 16 Uhr arbeiten, anschließend am oder um das Haus herum fleißig sein und an fast jedem Abend einem der Hobbys nachgehen.

Doch nicht nur unter der Woche, sondern auch am Wochenende war ich ausgebucht, mein Zeitplan voller Verpflichtungen. Zeit für mich und Zeit zur Erholung? Fehlanzeige.

Nach dem Auftritt auf dem Volksfest Ende August legte ich mir Gehörschutz für Musiker zu. Meine Hoffnung, nach dem Lärmempfinden für unsere Musik in den vergangenen Wochen wieder zur alten Freude und Leichtigkeit zurückzufinden, zerplatzte jedoch schon beim ersten Übungsabend im September.

Erst die Hälfte der Probenstunden war vorüber, als mir plötzlich schwindelig wurde. Derart heftig, dass der Notenständer vor mir sowie die anderen Musiker um mich herum plötzlich in weite Ferne zu rücken schienen und sich gefühlt alles in Zeitlupe abspielte. Ich war von meinem Zustand geschockt, verkrampfte stumm auf meinem Stuhl und hoffte darauf, dass mein sich drehender Kopf schnellstmöglich wieder zum Stehen kommen würde. Doch es dauerte eine ganze Weile.

Als ich irgendwann aus meiner Lethargie zurückkehrte, versuchte ich weiterzuspielen. Aber es gelang mir nicht mehr, die Noten mit meinem Instrument in Einklang bringen. So, als hätte ich es schlagartig verlernt. Es funktionierte plötzlich nicht mehr. Ich funktionierte nicht mehr.

Mir war sofort klar: Irgendetwas stimmte mit mir nicht, aber was und vor allem warum? Ich verstand es nicht und versuchte daher wieder und wieder, mit meinem Mund noch ein paar halbwegs geordnete Töne aus dem Instrument zu quetschen. Aber es wollte oder sollte mir nicht gelingen. Irgendetwas oder irgendjemand schien das mit aller Kraft zu verhindern.

Ich war konsterniert und verwirrt. So etwas hatte ich bisher noch nicht erlebt und ich hatte keine Ahnung, wie ich jetzt mit mir klarkommen sollte.

Verunsichert legte ich meine Trompete an jenem Abend zur Seite und mein Leben begannen, sich zu verändern.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, sah indes zunächst alles wieder deutlich besser aus. Fast, als ob nichts gewesen wäre.

Entsprechend erleichtert fuhr ich zur Arbeit und wollte weitermachen wie bisher. Meine Erleichterung verflog jedoch, als mich der Schwindel des Vorabends mit einem Mal auch auf der Arbeit überfiel. Wieder war ich wie gelähmt und es vergingen einige Minuten, bis ich aus meiner Schockstarre zurückkehren konnte.

Ich wurde nachdenklich.

Hat der Schwindel vielleicht doch nichts mit der Musik zu tun?

Diese Frage verunsicherte mich an den Folgetagen zunehmend, zumal der Schwindel mein ständiger, ungewollter und unliebsamer Begleiter blieb.

Letztlich konnte ich nicht mehr anders und suchte ich einen Arzt auf, um mich untersuchen zu lassen. Das Ergebnis: Ich war kerngesund – obwohl ich mich nicht so fühlte.

Als wenige Tage später auch ein zweiter Arztbesuch dasselbe Ergebnis brachte, begann ich ernsthaft daran zu zweifeln, ob die anhaltenden Schwindelattacken tatsächlich der Realität entsprachen. Bildete ich mir das alles bloß ein? Nein, es gab eigentlich keinen Grund zu zweifeln, denn immer wieder und immer häufiger begann ich zu taumeln, wobei es mir jedes Mal so vorkam, als hätte ich einen kräftigen Schluck aus der Pulle genommen, doch ich hatte nichts getrunken.

So blieb es bei meiner Suche nach einer Antwort auf die einfache Frage: Warum? (Warum passiert das gerade mit mir?)

Immer öfter und immer länger drehten sich fortan meine Gedanken darum, mindestens eine plausible Antwort auf diese Frage zu finden. Doch ich fand keine und obwohl ich mir meines ständigen Nachdenkens bewusst war, fand ich kein Mittel, aus dieser Gedankenspirale auszubrechen. Im Gegenteil. Es wurde schlimmer.

Abermals ging ich zu einem Arzt und wiederum wurde mir versichert, dass körperlich mit mir alles in bester Ordnung sei.

Ich war enttäuscht über dieses Ergebnis. Zum ersten Mal in meinem Leben wünschte ich mir, dass ein Arzt eine Krankheit bei mir diagnostizieren würde, welche auch immer.

Aber war ich überhaupt krank?

Am Abend des 14. September, es war ein Donnerstag, holte ich meinen Koffer aus seiner einsamen Ecke unserer Abstellkammer und begann, ihn mit meinen Utensilien für den bevorstehenden Wochenendausflug mit den ›Blasmusikanten‹ zu füllen. Aber plötzlich zögerte ich.

Sollte ich nicht lieber zu Hause bleiben und mich einfach mal ausruhen?

Ich spürte, dass mich diese Frage innerlich entzweite. Doch wie so oft in meinem bisherigen Leben hielt ich es für wichtiger, die Erwartungen der anderen zu bedienen, die fest mit meinem Erscheinen rechneten. Also packte ich weiter, auch wenn meine stechenden Zweifel blieben:

Kann ich ihre Erwartungen überhaupt noch erfüllen? Bin ich noch der, der andere zum Lachen bringt? Noch die Stimmungskanone, die immer mitten im Geschehen ist und dafür sorgt, dass die Party ihren Namen auch wirklich verdient?

Die Gänsehaut auf meinen Armen war Antwort genug. Jedoch nicht die Antwort, die ich gerne bekommen hätte.

Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker etwas später als gewohnt. Bereits beim Aufwachen registrierte ich eine gewisse Unruhe in mir, die ich nicht so recht deuten konnte. Ich wollte mich davon aber nicht irritieren lassen, weshalb ich mir einredete, dass es Vorfreude sein musste, die diese Unruhe in mir auslöste.

Bewusst schwungvoll stieg ich aus dem Bett, um die Lebensgeister in mir zu wecken, und ging ins Bad. Doch leider bemerkte ich dort ziemlich schnell, dass mir die Energie und die gewollte Leichtigkeit für das bevorstehende Wochenende fehlten. Stattdessen fühlte ich mich müde.

Ich stand daher recht lange in meinen Gedanken versunken vor dem Spiegel und haderte erneut, ob es nicht besser wäre, in letzter Sekunde abzusagen und zu Hause zu bleiben.

Erst als ich bemerkte, dass mir die Zahnpasta von der zu lange von mir schräg gehaltenen Zahnbürste ins Waschbecken zu rutschen drohte, kehrte ich mit einer Antwort aus meinen Gedanken zurück. Ich ziehe es durch, wie immer.

Nach einem kurzen Frühstück machte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle, wo sich zu meinen Bedenken zu allem Übel auch noch der Schwindel gesellte.

Entsprechend unwohl fühlte ich mich, als ich am vorderen Eingang des Reisebusses die kleine Treppe hinaufstieg, im Vorübergehen dem Busfahrer einen guten Morgen wünschte, die Fahrgastebene erreichte und den langen Gang der Sitzreihen hinuntersah. Für mich war klar: Es gab jetzt kein Zurück mehr.

Ich atmete tief durch und schaute mich um. Der Bus war schon ziemlich gut gefüllt. Vor allem die vorderen Plätze, wo es nicht so stark wippt und schaukelt und auf denen ich am liebsten gesessen hätte, waren schon besetzt. Mist. Notgedrungen bahnte ich mir meinen Weg, den schmalen, beängstigend engen Gang zwischen den Sitzreihen entlang, in den hinteren Teil des Busses. Dabei lächelte ich und begrüßte alle freundlich, an denen ich vorüberging, und versuchte, mir nichts von meinen Gedanken, dem Schwindel und den Ereignissen der letzten Wochen anmerken zu lassen.

Zu meinem Unbehagen fand ich erst kurz vor der letzten Reihe einen freien Platz. Als sich bei der Abfahrt des Busses herausstellte, dass der Sitz neben mir frei bleiben würde, war ich erleichtert und beschloss innerlich, diesen kleinen Ausbruch aus meinem veränderten Alltag so gut es ging zu genießen und das Beste aus der Situation zu machen.

Müde und ausgelaugt kehrte ich am späten Sonntagnachmittag nach Hause zurück, holte nach einer kurzen Begrüßung meiner Frau nur noch meinen Kulturbeutel aus dem Koffer, putzte mir die Zähne und fiel hundemüde ins Bett.

Ich habe den Ausflug mitgemacht. Aber zu welchem Preis? War es das wert?

Keine Ahnung.

Trotzdem glaubte ich, einen Funken Hoffnung in mir zurückgewonnen zu haben.

Zwei Tage später war von diesem Hoffnungsschimmer nicht mehr allzu viel übrig. Meine Verzweiflung darüber, dass ich mir immer noch nicht erklären konnte, was mit mir nicht stimmte, überlagerte die schönen Erlebnisse des vergangenen Wochenendes. Besonders mein wiedergewonnenes inneres Lächeln war dahin und ich fragte mich: Wie sollte es weitergehen? Ich wusste es nicht und das machte mir Angst.

Ich erinnere mich sehr gut daran, dass mich an jenem Tag erstmals das Gefühl überkam, an einem Halm langsam, aber sicher abwärts zu rutschen. Dem Halm meines Lebens.

Immer wieder blieb ich dabei an kleinen Fortsätzen hängen, auf denen ich für einen Moment ausharren konnte, etwas Halt fand. Doch diese Fortsätze schienen sich nach und nach in Luft aufzulösen, sodass ich tiefer und tiefer rutschte, ohne zu wissen, wann mir der Halm ausgehen würde.

Der Dienstag nach dem besagten Wochenendausflug war so ein Tag, an dem einer dieser Fortsätze unter meinen Füßen einfach verschwand und es war bitter zu erkennen, dass offensichtlich nichts mehr so war, wie ich es gekannt hatte.

Auch im Laufe des Oktobers ging es weiter am Halm abwärts. Zwanghaft klammerte ich mich an meine gewohnten Tagesstrukturen und Regeln und hoffte, dadurch wieder Halt zu finden. Vergeblich.

Der Halm glitt durch meine Hände wie ein von der Decke herabhängendes Seil, das ich aus dem Schulsport kannte. Noch hatte ich die mentale Kraft, mein Abrutschen zu bremsen. Dumm nur, dass ich immer schwächer wurde, je länger ich auf einen dieser haltbietenden Fortsätze warten musste. Und von einem Fortsatz war im Moment weit und breit nichts zu spüren.

Ende Oktober fiel mir dann schweren Herzens auf, dass ich mich immer mehr aus meinem sozialen Umfeld und somit meinem gewohnten Lebensrhythmus zurückzog und fast ausschließlich mit mir selbst beschäftigt war.

Bei den Rettungsschwimmern hatte ich mich nun schon seit Wochen nicht mehr blicken lassen weshalb mich Gewissensbisse plagten mich, da es bisher nie meine Art gewesen war, mich einfach ohne ein Wort zu verdrücken. Doch was sollte ich meinen Kameraden sagen? Wie sollte ich mein Fernbleiben rechtfertigen, ohne mehr Fragen zu provozieren? Fragen, die ich ihnen nicht beantworten konnte. Ich wusste ich ja selbst nicht, was mit mir los war.

Doch nicht nur für die Rettungsschwimmer fehlte mir die Kraft. Auch bei den beiden Musikvereinen war ich nun schon seit Wochen nicht mehr.

Stattdessen quälte ich mich mit meinen Gedanken herum, die sich noch nie über einen solch langen Zeitraum nur um mich gedreht hatten.

Klar, es gab auch früher schon Momente, in denen es mir nicht gutgegangen war und ich mir kurz mal Gedanken über mich gemacht hatte. Doch bisher hatten sich die Dinge immer wieder schnell von allein zum Guten gewendet. Dieses Mal dauerte es jedoch erstaunlich lange. Bereits über drei Monate.

Anfang November war von meinem ehemals großen Selbstvertrauen kaum noch etwas vorhanden. Es ging mir nicht besser, sondern immer schlechter. Unsicherheit, machte sich in mir breit, die mich mehr und mehr lähmte.

Aus purer Verzweiflung gab ich daher in einer Internetsuchmaschine das Wort ›Schwindel‹ ein und gelangte auf eine Seite, die eine Art Schnelltest über Anzeichen eines Burnouts beinhaltete. Nach kurzem Zögern beantwortete ich die dortigen zwanzig Fragen.

Was hatte ich schon zu verlieren?

Auf den vorhandenen Button ›Auswerten‹ klickte ich jedoch nicht. Meine Gedanken fanden ihre eigene Antwort:

Lass dich nicht in die Irre leiten. So etwas kann dir gar nicht passieren. Du warst doch immer so lebensfroh und stets guter Dinge …

Was ist, wenn doch?

Bei diesem letzten Gedanken, der wieder einmal eine offene Frage in mir zurück- und einen weiteren Fortsatz am Halm verschwinden ließ, zog sich mein ganzer Körper krampfhaft zusammen. Ich rang nach Luft. In jenem Moment glaubte ich, schneller abwärts zu rutschen als je zuvor.

Dies war der Tag, an dem ich mehr denn je im Gefängnis meiner Gedanken versank. Gedanken, die ein immer bedrohliches Ausmaß annahmen.

Ist doch alles bloß Einbildung!

Ich fühle mich so kraftlos, schlapp und kaputt. Die letzten Wochen haben deutlich an mir gezehrt.

Ich bin so müde. Was soll ich verändern, damit es mir endlich besser geht? Verdammt, warum hilft mir niemand? Alles, was ich bisher getan habe, hat nichts gebracht. Und jetzt?

Dieser Zustand macht mich fertig. Ich mache kaum noch etwas, aus Angst, etwas zu tun, wodurch es mir hinterher noch schlechter gehen könnte.

Was ist richtig?

Was ist falsch?

Ich möchte mein unbeschwertes Leben zurückhaben, so schnell, wie es geht! Aber wie?

Ich brauche eine Pause. Ich kann nicht mehr.

Nein, mach so weiter wie bisher. Du bist stark.

Bin ich das wirklich?

Ich muss etwas ändern, so kann es nicht weitergehen!

Aber wie stehst du dann da? Als Versager?

Habe ich versagt?

Nein, oder doch? Verdammt, ich weiß es nicht …

Am ersten Montag im Dezember rief ich schweren Herzens unseren Dirigenten an und meldete mich für die nächsten Wochen auch bei ihm für den Einzelunterricht ab. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich nicht, dass es für immer sein sollte.

Mitte Dezember nahm ich all meinen verbliebenen Mut zusammen, schleppte mich ins ›Haus der Rettungsschwimmer‹ und legte auch dort im Rahmen einer Vorstandssitzung alle meine Ämter nieder.