Gute Nacht, Liebster - Katrin Hummel - E-Book
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Gute Nacht, Liebster E-Book

Katrin Hummel

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Beschreibung

Hilda und Hans sind seit dreißig Jahren verheiratet. Doch langsam beginnt Hans sich zu verändern. Zuerst wundert sich Hilda über ihn, findet sein Verhalten manchmal unverschämt. Als ein Neurologe ihn dann fragt: "Wie heißen ihre Töchter?", weiß Hans die Antwort nicht. Die erschreckende Diagnose: Demenz. Schon bald kann er seiner Frau Hilda kein Partner mehr sein und wird zum Schwerstpflegefall. Obwohl die Belastung fast unmenschlich erscheint, entscheidet Hilda, dass sie sich zu Hause um ihren Mann kümmern wird. In diesem sehr persönlichen Buch spricht sie über ihren Alltag, ihre Ängste und ihre intimsten Gedanken. Ihr Bericht ist ein bewegendes Plädoyer für die Liebe.

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Seitenzahl: 437

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Über die Autorin

Katrin Hummel, geboren 1968 in Ulm, studierte in Straßburg und Freiburg Französisch, Geografie und Englisch. Sie ist Redakteurin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Autorin mehrerer Romane. Katrin Hummel hat mit Hilda Dohmen, die in GUTE NACHT, LIEBSTER ihre Geschichte erzählt, viele intensive Gespräche geführt und gibt ihr in diesem Buch eine Stimme.

Katrin Hummel

GUTE NACHT,LIEBSTER

Demenz.Ein berührender Bericht überLiebe und Vergessen

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Das vorliegende Buch beruht auf Tatsachen. Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte wurden Namen und Details verändert.

Originalausgabe

© 2009 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat: Ann-Kathrin Schwarz

Textredaktion: Monika Hofko, Scripta Literatur-Studio München

Umschlaggestaltung: Kirstin Osenau

Der Auszug aus dem Gedicht: »Funeral Blues« ist zitiert nach W. H. Auden: »Tell Me the Truth About Love«,

Faber and Faber, London 1978.

Titelbild: © Larry Williams/zefa/Corbis

E-Book-Produktion: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-0087-1

Sie finden uns im Internet unter

www.luebbe.de

Bitte beachten Sie auch: www.lesejury.de

GELEITWORT

Wir sprechen von mehr als einer Million Demenzkranken in Deutschland; wir wissen, dass das Alter der größte Risikofaktor ist, an einer Demenz zu erkranken. Das vor Ihnen liegende Buch zeigt in eindrücklicher Weise, dass statistische Aussagen keine oder nur wenig Gültigkeit für Einzelschicksale besitzen.

Aus Sicht der Ehefrau, der Ich-Erzählerin, wird die Leidensgeschichte ihres Mannes Hans beschrieben. Der Mann zeigt im besten Alter von Anfang fünfzig erste Symptome einer nicht benennbaren psychischen Erkrankung. Der Leser wird durch das einleitende Kapitel in ihr gemeinsames Leben eingeführt. Die beiden kennen sich seit ihrer Jugend, heiraten später. Während des Heiratsantrags sagt er zu ihr: »Aber ich kann mir nicht vorstellen, mit einer anderen Frau alt zu werden als mit dir, Hilda. Du bist der Mensch, mit dem ich leben will …«.

Sie werden Eltern von zwei Töchtern, erleben viel gemeinsam. Sie beschreibt ihre Gemeinsamkeit so: »Hans und ich hatten eine so breite gemeinsame Basis, dass uns nichts wirklich auseinander bringen konnte – wie zwei Magneten, die es sehr stark zueinander hinzieht«.

Als Hans erkrankt, ist sie als Lehrerin berufstätig, er selbstständig. Die Töchter leben bei ihnen im Haus. Ihre Mutter zieht zu ihnen und wird in der Familie betreut.

Wie später diagnostiziert wird, ist Hans an einer Frontotemporalen Demenz erkrankt, einer Form der Demenz, an der schätzungsweise drei bis neun Prozent aller Demenzkranken leiden, beim Typ Alzheimer sind es etwa siebzig Prozent. Im Unterschied zu den meisten Fällen der Alzheimerschen Erkrankung erkranken die Patienten an Frontotemporaler Demenz durchschnittlich im Alter von fünfzig bis sechzig Jahren. Viele Patienten erscheinen zu Beginn der Erkrankung oberflächlich und sorglos, unkonzentriert und unbedacht, sie fallen im Beruf wegen Fehlleistungen auf und vernachlässigen ihre Pflichten. Sie verlieren das Interesse an Familie und Hobbys, werden teilnahmslos, antriebslos und apathisch. Die Krankheitseinsicht ist bei den meisten Patienten beeinträchtigt, das heißt, sie halten sich selbst für völlig gesund. Das Zusammenleben mit einem Patienten, der an einer Frontotemporalen Demenz leidet, bedeutet für die Angehörigen eine enorme Belastung. Vor allem sind es die Verhaltensauffälligkeiten, besonders Teilnahmslosigkeit, Aggressionen und Unberechenbarkeit der Patienten, die den anderen Familienmitgliedern zu schaffen machen.

Die Geschichte von Hans und Hilda wird als eine Reihe von scheinbar alltäglichen Ereignissen geschildert. Hilda sagt einmal: »Die Veränderung kam so langsam, dass ich Zeit hatte, mich daran zu gewöhnen.« Sie hätte sich eine frühere Diagnose gewünscht, denn: »Wir haben uns nicht gegenseitig trösten, nicht halten, nicht zusammen weinen und nicht besprechen können, was werden soll.« Sie ist immer wieder erschrocken und maßlos traurig, wie hilflos sie dem voranschreitenden Verfall der Krankheit ausgeliefert ist. Sie drückt es so aus: »Der Strudel, der uns erfasst, dreht sich immer schneller, denke ich. Und mir wird klar: Noch befinden wir uns am Rand dieses Strudels. Wir wissen nicht, was innen drin sein wird.« Sie versucht ihn zu beschützen, seine Würde zu bewahren. Hilda scheint eine starke Frau zu sein, sie versucht, ihr Möglichstes für ihren geliebten Hans zu tun. Ihre Töchter, die Familie und Freunde sehen die Situation mit mehr Distanz und stützen sie. Auch die in Anspruch genommenen Hilfsangebote entlasten sie, machen aber auch ihre besondere Situation als Ehepartnerin eines relativ jungen Demenzpatienten sichtbar. Sie hat das große Glück, von einem engagierten und einfühlsamen Arzt begleitet zu werden. In eindringlichen Szenen werden die Nöte und Schwierigkeiten einer häuslichen Begleitung bis zum Lebensende geschildert.

Ich wünsche diesem einfühlsam und facettenreich geschriebenen Buch viele Leser.

Heike von Lützau-Hohlbein1. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V., Selbsthilfe Demenz

Berlin, September 2008

PROLOG

Augenblick, verweile doch, du bist so schön.

Johann Wolfgang von Goethe

1955

Hans hatte einen schwarzen Parallelo an einen Pullover mit Fledermausärmeln und U-Boot-Ausschnitt, der von rechts nach links gestrickt war man fing an einem Ärmel an und hörte am Bündchen des anderen auf. Parallelos waren Mitte der Fünfziger gerade modern und sehr teuer. Das wusste ich deshalb so genau, weil ich selbst nicht viel Taschengeld bekam und mir nie viel kaufen konnte. Im Vergleich zu heute besaß ich nur wenig zum Anziehen. Meine besten Stücke waren ein dunkelblauer Faltenrock aus Schurwolle und ein roter, kurzärmeliger Angorapulli. Beides trug ich, als ich Hans zum ersten Mal begegnete. Ich lernte ihn durch seinen Cousin Peter kennen, der mit meiner Schwester Franziska angebandelt hatte. Peter war neunzehn, und Franziska schwärmte für ihn; er war zwei Jahre älter als sie und hatte schon einen Führerschein.

»Das ist mein Vetter Hans, und das ist die Hilda«, sagte Peter und legte den Arm um Franziska. Es war offensichtlich, dass er Hans mitgebracht hatte, weil er mit ihr allein sein wollte.

Ich musterte Hans verstohlen, obwohl ich mich damals für Jungen noch nicht interessierte. Ich war vierzehn und noch nicht richtig in der Pubertät. Trotzdem fiel mir auf, dass er sehr gut aussah groß, schlank und sportlich, mit dichten dunkelbraunen Haaren. Als sich unsere Blicke trafen, schaute ich schnell weg.

Während Franziska und Peter spazieren gingen, stiegen Hans und ich in den offenen Heuschober und rutschten die Heuhaufen hinunter, etwa fünf Meter tief. Wieder und wieder, es machte einen wahnsinnigen Spaß. Doch auf einmal hatte Hans in seinem schicken schwarzen Pullover ein Loch.

»Oh«, sagte er nur, »da wird meine alte Dame sauer sein. Da krieg ich Prügel.«

»Was? Die schlägt dich?«, fragte ich ungläubig. Solche Erziehungsmethoden gab es bei uns zu Hause nicht.

Er nickte, und ich spürte ein Ziehen in der Magengegend. Ich wollte ihm anbieten, den Pullover zu stopfen. Doch dann biss ich mir auf die Zunge. Ich ahnte, dass mir die Arbeit nicht gut von der Hand gehen und seine Mutter meine stümperhaften Versuche bemerken würde. Also schwieg ich.

Peter erlaubte Hans, mit seinem Mercedes die Feldwege entlangzufahren, auch wenn das Wahnsinn war, weil Hans erst fünfzehn war und noch keinen Führerschein hatte. Hans fuhr schnell; wenn ich dabei die Augen schloss, fühlte es sich an, als würde ich fliegen oder als stünde mir die Welt offen -so beschwingt und berauscht war ich.

Hans Mutter wusste nichts von seiner heimlichen Leidenschaft für schnelle Autos, das erzählte er mir. Für sie war es in Ordnung, wenn ihr Sohn stundenlang unterwegs war sie war mit der Arbeit in der Firma beschäftigt.

Hans war schon damals ein guter Autofahrer. Er rangierte im Unternehmen seines Vaters immer heimlich die Lastwagen rückwärts in die Hallen. Die Firma stellte Erntemaschinen her, sein Vater war einer der Inhaber. Es war ein großer Betrieb mit etwa fünfhundert Mitarbeitern.

An dem Abend, nachdem Hans und Peter bei uns gewesen waren, lag ich länger wach als sonst. Ich roch noch den Duft des Heus, spürte den Rausch der Geschwindigkeit in meinem Kopf. Und auch an Hans dachte ich. Ich wünschte mir, er möge bald wiederkommen. Er gefiel mir, ohne dass ich schon hätte sagen können, warum. Das heißt, vielleicht hätte ich es sogar sagen können. Aber dazu hätte ich über ihn nachdenken müssen, und so weit war ich noch nicht.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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