Heilendes Herz - Sara Saintsberg - E-Book

Heilendes Herz E-Book

Sara Saintsberg

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Beschreibung

Er wurde A.M. genannt, wenn sie, ihn wie einen Aussätzigen behandelnd, von ihm sprachen. Wo war die Liebe derer, die predigten, für die Hilfe suchenden da zu sein, jemanden zu unterstützen, der wirklich in Bedrängnis war. Und zwar auf der Ebene des Geistes. Diese große Seele suchte Heilung und Schutz in Liebe und Freundschaft. Ich wusste nicht, wie sehr ich in Bedrängnis gewesen war. Ich war tief in Schuldgefühle getaucht und es war mir von Beginn an jedes eigenständige Empfinden, Fragen, Sprechen und Handeln untersagt, wenn es sich um unorthodoxe Gedanken und Ideen handelte. Ich hatte einen Ehemann, der anscheinend die unsichtbare Tafel: “Ich bin der Gute!“ um hatte. Und etwas ganz Wirksames als Untermauerung: “Ich fühle mich ständig ohne Grund schuldig, ich bin so arm!“ Diese Umstände, denen ich absolut kein Selbstbewusstsein entgegensetzen konnte, zwangen mich nieder. Das Buch beschreibt die Heilung des Herzens.

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Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Ein frischer Frühlingsmorgen, Morgentau, Vögel zwitschern, im Wienerwald im Westen Wiens.

Erwartung einer schönen Zeit,

Am Weg zu einer Haltestelle: zufälliges Treffen von meiner Mutter und mir.

„Grüß dich Mutter!“

„Ja Grüß dich Sara, gut, dass ich dich treffe, wie geht s dir denn?

Scheu und vorsichtig sage ich: „Danke gut, und dir? Es geht schon, alles in Ordnung“ ist die Antwort meiner Mutter. Nach einer kleinen Pause:“ Ich kann die nächste Vorstellung meines Abonnements in der Kammeroper nicht besuchen, da ich auf Reise bin.

Möchtest du statt mir gehen? Es ist eine so tolle Aufführung einer Mozartoper!“

Zögerlich sage ich zu, ich weiß, wenn ich einmal zugesagt habe, kann ich das nicht mehr ändern. Ich muss mir also ganz sicher sein, ob ich diese Karte in Anspruch nehmen will und kann.

Da es sich um eine Mozartoper handelt, merke ich, dass ich es unbedingt möglich machen will. Sonst unorganisiert, mache ich mich auf die Suche nach jemandem, der inzwischen bei meinem acht jährigen Sohn bleiben kann, und am Nachmittag vor der Vorstellung schaue ich, dass alles wirklich gut erledigt ist. Es ist aufgeräumt, die Hausaufgaben erledigt, die Jause ist gemacht, ich bedanke mich bei meiner Tochter, dass sie einspringt, und ziehe mich schön an. Sie ist es, die es mir in den außergewöhnlichen Abenden zu Hilfe kommt. Sonst habe ich niemanden, bei dem er bleiben würde.

Ich bin ihr sehr dankbar. Sie ist schon erwachsen und bewohnt eine eigene Wohnung.

Szene. Ich erreiche zu Fuß und alleine die Kammeroper

Ganz alleine bin ich da, in der Kammeroper, ohne Begleitung, ich schau die an, die in Begleitung gekommen sind, und in meinen Augen ein vollständiges Leben führen.

Ich setze mich in die letzte Reihe, und die Oper Titus beginnt.

Szene: ich sitze in der Musik : Titus von Mozart, der Zuschauer lernt durch erste Schlüsselszenen den Charakter von Titus kennen.

ERSTER AUFZUG

ERSTER AUFTRITT

Das Theater stellt ein prächtiges Zimmer der

Vitellia vor. Wie der Vorhang aufgeht, sitzt sie auf

einem Ruhebett. Während dem Ritornell tritt sie

in Nachdenken versunken hervor. Dann kommt

Sesto.

VITELLIA

Der Rache Stunde schlägt

Ein Wink, von mir, und Titus

Stürzt vom Thron herab.

Sesto kommt ganz niedergeschlagen.

VITELLIA

Sesto! warum so traurig?

Verlischt dein Mut so schnell?

SESTO

für sich

O Götter! -

laut

Nein,

was du willst, geschehe

Schon harret Lentulus des Winkes -

VITELLIA

Und dennoch zauderst du so lange?

Soll den Thron, der mir gebührt,

Mit Titus eine Fremde teilen?

Wird Berenice seine Gattin,

Dann, freier Römer - bist du Sklave

Du schweigst? - Wo ist der Stolz der Römer,

Der ehmals Nationen beugte?

SESTO

Du hast mein Herz, dir schwur ich Rache,

Nur zeige einen Flecken mir,

In Titus grosser Heldenseele:

Nur einen Makel, und ich opfre

Ihr heute noch dem schwarzen Orkus.

Rom nennt ihn seinen Vater,

Die Edlen ihren Freund,

Die Unschuld ihren Schützer;

O leugne diese Wahrheit,

Und lächelnd mord' ich ihn.

VITELLIA

Des Vaterlandes Wohl

Verlangt ein solches Opfer.

SESTO

Ach; Titus ist mein Freund.

VITELLIA

Ein Brutus stürzte den Tarquin

Ein Cäsar fiel durch Brutus Dolche,

Willst du kein dritter Brutus sein?

feierlich

So krieche in den Sklavenkittel,

Und beuge dich vor seiner Grösse,

Ich trete weinend auf die Seite

Denn Rom hat keinen Römer mehr.

Will ab.

SESTO

sie aufhaltend

Bleib - du folterst meine Seele,

Deine Liebe ist mein Alles,

Und dein Wort sei mir Befehl.

VITELLIA

Teurer! - so bin ich dein Lohn.

Feurige Umarmung

Duett

SESTO

Fordre nach Gefallen

Lenke meine Schritte,

Jeden meiner Tritte,

Weih ich Teurer dir.

VITELLIA

Eh noch die Sonne schwindet,

Will ich, dass Titus blute,

Wisse, mit frechem Mute,

Raubt' er den Szepter mir.

SESTO

Deine Wut bringt mich von Sinnen

VITELLIA

Wann wird die Rach' beginnen?

SESTO

Ach, einen Blick der Liebe,

Für meine Treue mir.

BEIDE

Feindselige Begierden

Zerreissen unsre Herzen,

Von dieser Wunden Schmerzen

Befreit uns nur der Tod.

Sie wollen abgehen.

ZWEITER AUFTRITT

Annius kommt ihnen entgegen; die Vorigen.

ANNIUS

Endlich find' ich meinen Freund;

Sesto! folge mir zum Kaiser,

Denn er wünschet dich zu sehn.

VITELLIA

Eile jetzt zu seinem Throne,

Sieh, wie er der Stolzen huldigt -

ANNIUS

Du irrest dich an Titus Seele,

Er, der die Feinde stets besiegt,

Weiss auch sich selber zu besiegen.

Ich war des schönen Abschieds Zeuge;

Indem ich dieses euch erzähle

Ist Berenice schon von hier.

VITELLIA

für sich

Ach! meiner Rache Hoffnung schwindet

laut

Hätt' ich sie doch gesehn,

Wie sie mit stolzem Blicke

Dem liebekranken Titus

Das Lebewohl versagt.

ANNIUS

Noch nie war sie so zärtlich

Sie wusste sich geliebt,

Doch sah sie auch das Opfer,

Das Titus seinem Volk

Und seinem Herzen brachte.

Gebeugt, und weinend standen sie,

Der Held ermannte sich zuerst,

Besiegte seine Leidenschaft,

Und Berenice reis't aus Roms Gebiete.

VITELLIA

zu Sesto

Noch fesselt Staunen meine Zunge

Verzögre noch des Aufruhrs Ausbruch.

SESTO

der während Annius spricht in grosse Bewegung

gerät, leise zur Vitellia.

Vitellia! bin ich der Ball

Mit dem der lose Knabe spielet?

Ist dies die so gepriesne Liebe

Die mich -

VITELLIA

ihn unterbrechend

Schweig, Unbesonnener!

Willst du des Weibes Herz ergründen?

Ich liebe dich, das schwur ich dir,

Und nun hinweg mit allen Zweifeln.

Arie

VITELLIA

Wenn du mich liebst, so rede

Nicht mehr in diesem Ton,

Lass diese läst'ge Fehde

Schon hab ich sie genug.

Wer ohne Misstraun wandelt,

Wird redlich auch behandelt

Wer stets Betrug nur fürchtet,

Lockt selbst uns zum Betrug.

Ab.

Immer mehr lerne ich durch seinen Charakter, wie sehr er vergibt, und habe das Gefühl, Mozart selbst spricht durch diese Rolle zu mir. (Darstellung der Innenschau meiner Gedanken)

Nach 18 Jahren selbstauferlegtes und doch durch meine Mitwelt nötig gewordenes Schweigegelübde komme ich zu Tito. Seine gnadenlose Milde bringt nicht nur mich zum Sprechen, sondern erlaubt es, endlich, dem aufgestauten Strom an Geheimnissen an die Oberfläche zu kommen. Du bist Ursache und Wirkung zugleich.

Hier gibt es ein flash back:

Sara hört Angelo zu. Er erzählt gerade, dass er nicht weiß wer er jetzt ist, aber einige seiner Vorleben kennt. Eines war Mozart. Er hat es ihr erzählt, nachdem er sie eine Romanze von Mozart vorspielen gehört hatte. Sie fühlten sich unsagbar wohl in desanderen Gegenwart.

Dieser Dialog wird von finsteren Gedanken unterbrochen. Finster deshalb, weil sie schweigen, musste, wie mir schien, denn alles wurde sofort gegen sie verwendet.

DRITTER AUFTRITT

Sesto und Annius.

ANNIUS

Nun Freund, noch eine Bitte

Schon lang' lieb' ich Servilien;

Nur aus der Hand des Bruders,

Will sie die Hand des Gatten.

Du selbst versprachst sie mir,

Du eilest jetzt zu Titus.

Wirst du dein Wort erfüllen,

Und dich für mich verwenden?

SESTO

Stets war mir Freundschaft heilig,

Ich schätze, liebe dich;

Dies Bündnis ist mein Wunsch

Ich gehe jetzt zu Titus,

Freund, bald bring ich dein Glück.

Duett

BEIDE

Nimm diesen Kuss zum Pfande

Der treusten Liebe, Freund!

Wie sehnt mich's nach dem Bande,

Dass enger uns vereint.

Beide ab.

In Tito höre ich Mozart selber sprechen, und irgendwie spricht nun auch Angelo zu mir. Tränen schießen mir in die Augen! Wie gebannt höre ich jedem Wort, das er spricht, zu.

Meine Gedanken wandern in die Vergangenheit, wo ich diesen Menschen sehr lieben gelernt hatte.

Ich komme an sehr finsteren Zeiten vorbei, (ich war allein, traurig verlassen, ohne Hoffnung)

Flash back : Traum von Angelo: es ist ein sich bewegendes Bild. Er liegt in seiner für ihn üblichen Pose (ausgestreckt auf seinem Rücken und die Hände hinter seinem Kopf als Stütze). Er lächelt Sara an schräg in Richtung seiner Füße. Es ist ein feines echtes Lächeln, das doch 20 sec. vielleicht anhält, und doch wie gewollt, extra für sie.

Das ist alles. Das Schweigen, das sie eigentlich aus Furcht tat, um von den Menschen nicht verurteilt zu werden, wollte ich nun, da Tito mir so großmütig vergeben hatte, und er war doch der höchste in seinem Land, Angelo zu Liebe, und aus Verantwortung ihm gegenüber auf die eine oder andere Art brechen.

Die Rührung über diesen großartigen Charakter ist so tiefgreifend, dass es endlich geschehen soll. Es fällt mir ein, dass Liebe immer Recht hat. Die Erinnerung schwimmt in die Oper herein und passt ganz genau auf den Charakter von Angelo. Er hatte sehr viel Respekt vor all den Freunden und Bekannten und konnte gut vergeben.

Seine Worte waren sachte und bedacht und kamen aus seiner inneren Überzeugung und Erfahrung.

Flash back: Die Zeit, wo sie einander kennengelernt hatten: der zweite Traum von Angelo: er kommt als eine Art Hercules, oder Superheld vom Himmel in sehr großer Geschwindigkeit auf Sara zu. Sie ist eine Fußgängerin an einem milden Tag auf einem Gehsteig. Sie sieht ihn aus der Luft auf sich herabstürzen, und sehr große Angst überfällt sie. Sie drückt sich in höchster Not in die Stufe, die auf die Ebene der Straße hinabführt.

Wie ein Raubvogel stürzt er genau auf sie zu, sie verfolgt noch, wie aus seinem linken Knie ein Löwenkopf wächst, und ansetzt, zuzubeißen. Aus Angst wacht sie auf, …

Voller Erstaunen wandern meine Gedanken zurück in die Zeit, als wir uns zum ersten Mal getroffen hatten.

SZENE: Altwohnbau: vielleicht 1993 oder früher.

Ich bin seit wenigen Jahren verheiratet und habe eine kleine Tochter. Unsere Familie ist in einer Meditationsgemeinschaft von „guten Menschen“. Ein junger Mann bietet an, uns auf eine Meditationsreise nach Prag mit dem Auto mitzunehmen. Mein Mann, der Gute, und Ich mit Baby oder Kleinkind werden von zuhause von diesem jungen Mann mit dessen weißem VW Oldtimer abgeholt. Ich spreche nicht. Mein Mann führt gekonnten smalltalk. Ich komme hinter dem Fahrer zu sitzen und bin von Beginn an mit Liebe zu jenem fremden Mann erfüllt. Ich habe das Gefühl, noch nie etwas Stärkeres gespürt zu haben. Die ganze Fahrt spreche ich nur das Nötigste und bin erfüllt von der Liebe, die zwischen dem Fahrer und mir fließt.

Nach den Tagen in Prag, werden wir wieder vor unserer Haustüre abgesetzt, das gleiche Gefühl – die ganze Fahrt lang! Schüchtern bedanke ich mich fürs Mitnehmen, und wir sind wieder zuhause.

Der Alltag mit Baby ist ausgefüllt, und so bemerke ich erst allmählich, dass wir diesen Mann nicht mehr sehen.

Szene mit kleinen Alltagsaktivitäten einer Mutter mit Kleinkind. (Stress des Alltages, Einkaufen, putzen kochen, Gäste und immer das Kleinkind dabei!)

Überall wo ich zu einer der Meditationsveranstaltungen hinkomme, bemerke ich, dass ich Ihn suchevergeblich. Schüchtern beginne ich mich zu erkundigen, bei Freunden, ganz vorsichtig,- ich geniere mich, und spreche ungern über die Dinge, die mich bewegen.

Ich erinnere mich, dass mir niemand wirklich Auskunft gibt, oder geben will.

Auch weiß ich nicht einmal seinen Namen, durch Zufall habe ich aufgeschnappt, dass er ein Tennisspieler ist. Als ich mich nach dem Tennisspieler erkundige, wird geheimnisvoll abgewinkt. Es vergehen zwei Jahre. (ca.)

In einer Meditationsveranstaltung sehe ich ihn plötzlich als stillen Teilnehmer sitzen. Nach dem offiziellen Teil gehe ich voller Freude zu ihm, und bemerke schon aus dem Augenwinkel, wie die „Freunde und Bekannten“ mir mit ihren Blicken abraten. Ich sehe es und muss dennoch zu ihm. Zu sehr hatte ich ihn vermisst. Es wird mir bewusst, wie heftig und verzweifelt ich zwei Jahre lang nach ihm gesucht habe. Jetzt stehe ich ihm gegenüber und niemand kann etwas dagegen tun.

„Hallo“, sage ich zögerlich und vorsichtig und schüchtern und im siebenten Himmel zugleich.

„Wo warst du so lange, ich habe dich nie gesehen“, ……

Seine Blicke gebieten mir ebenfalls vorsichtig zu sein.

Angelo sagt :„ Ich war zwei Jahre lang in einer geschlossenen Anstalt.:“ Ich kann mich sehr schlecht orientieren, ich vergesse schnell. Es ging mir sehr schlecht. Nur ein Freund hat mich besucht, ich hätte mich über Besuch gefreut.“ Langsam und knapp, sehr leise, und anscheinend darauf bedacht möglichst unauffällig zu sein, kommen die Worte aus ihm.

Ich bin erschüttert, und bemerke jetzt, dass er ganz blass und dünn ist.

Während nun das allgemeine Plaudern, Freunde und Verwandte einander begrüßen und sich freuen, dass sie sich wiedersehen, ist er offensichtlich fest entschlossen, die Veranstaltung sofort zu verlassen, er strebt dem Ausgang entgegen, und ist schon dabei sich die Schuhe anzuziehen. Ich bin jetzt noch nicht bereit ihn gehen zu lassen, und beeile mich auch meine Schuhe anzuziehen. Wir verlassen die Veranstaltung. Er ist damit beschäftigt sich auf seinen Weg zu konzentrieren, und erklärt mir: „ Ich habe Mühe mein Auto wiederzufinden, bin nicht recht zurechnungsfähig, und habe meinen weißen VW Oldtimer zu Schrott gefahren, als es mir so schlecht ging.“

In der Liniengasse finden wir sein winziges gelbes Auto. Er sagt: „

Ich bringe dich gerne heim, denn es liegt ohnehin auf meinem Weg nachhause.“

Natürlich bin ich sehr schockiert, von seinem schwierigen Leben, da ich ja voll von Liebe zu ihm bin, vertraue ich ihm, ich kann nicht anders. Ich zwänge mich hinten hinein, und er fährt mich schweigend nachhause. Alles ist gut gegangen.

(Das erfahren wir als gedankliches Selbstgespräch) Ich fühle extreme Dankbarkeit ihn wiedergefunden zu haben. Ich möchte ab jetzt wenigstens für ihn da sein. Ich möchte, dass er das alles, was ich als Vermissen in den letzten Jahren empfunden habe, ihm an Zuneigung entgegenbringe.

Szene zurück in der Kammeroper. (meine Gedanken spielen in die Oper hinein):

VIERTER AUFTRITT

Die Bühne stellt einen öffentlichen Platz in der

Gegend des Capitols vor. Im Hintergrund stehen

die Gesandten der zinsbaren Provinzen, im

Begriff dem Senat den jährlichen Tribut zu

überbringen. Titus kommt vom Capitol herab. Vor

ihm gehen die Liktoren, um ihn herum die

Senatoren, dann folgt Publius mit der

prätorianischen Leibwache, Metellus mit den

Soldaten, endlich das Volk. Marsch. Wenn der

Kaiser im Vorgrund des Theaters ist, beginnt der

Chor.

CHOR

O schützt, o schützet lange.

Gerechte gute Götter

In Titus unsern Retter,

Den Stolz der Nation.

Zu Ende des Chors kommen Annius und Sesto

zu verschiedenen Seiten.

PUBLIUS

Vater des Vaterlands! sei uns gegrüsst!

Diesen Nahmen erteilt dir in Zukunft

Der Senat, das Heer und das Volk.

METELLUS

Der Senat hat beschlossen, o Herr!

Dir einen eignen Tempel zu bauen;

Von den Ufern der gelben Tiber

Soll unsers Titus geheiligter Name

Aus seinem Heiligtume erschallen.

Das ganze Heer schlägt mit den Schilden

zusammen.

ALLE.

Heil sei unserm Schutzgott Titus.

Arie

TITUS

Mehr als Triumphe beglückt mich die Liebe

Die mein treues Volk mir schenkt,

Dieses Zeichen edler Seelen

Lohnt kein Thron der Welt.

Welche Wonne fühlt die Seele

Sich vom Volk geliebt zu sehn,

Freude gibt mir der Gedanke,

Vater meines Volks zu sein.

PUBLIUS

Sieh hier der besiegten Völker Gesandte,

Sie bringen der Unterwürfigkeit Opfer;

Es werde zum Bau deines Tempels verwendet.

TITUS

Zu viel der Liebe, edle Römer!

Wie kann ich soviel Treue euch lohnen.

Zu weit steht hinter dem Willen die Tat.

Doch nehm ich den Antrag mit Dankbarkeit an,

Erlaubt mir nur die eigne Verwendung,

Vernehmt in Kurzem meine Wünsche;

Capuas Bürger sind in Verzweiflung,

Des Vesuves schrecklicher Ausbruch

Bedeckte die schönen Gefilde mit Lava;