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Tagebuchähnliche Aufzeichnungen geben einen Einblick in die Gefühlswelt und die schmerzhaften Erinnerungen zweier Mädchen in unterschiedlichenEpochen, die sie durch das Verlassen ihrer geliebten Heimat erleiden mussten. Ansatzweise lässt sich hier der Verlust ihrer Heimat und beider Leid als Vertriebene und Flüchtlinge erahnen. Nicht nur die Heimat, auch die Würde wurde ihnen sehr schmerzhaft genommen.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Danksagung:
Herzlichen Dank sage ich Herrn Dipl.-Ing. (FH) Peter Köllner. Ohne ihn hätte das Buch nicht verwirklicht werden können. Für seine vertiefende und anregende Lektorats-Arbeit, seinen Rat und kompetente Unterstützung möchte ich mich ausdrücklich bedanken.
Juni, im Jahre 2018
im fernen Hörnum auf Sylt
Herzblut: Heimat ? warum musste ich dich verlassen?
Vorwort
Kapitel 1*
Suttom
Tag 1 ? Unser Dorf
Tag 2 ? Erdbeerfeld
Tag 3 ? Wolken ?ber Suttom
Tag 4 ? Geheimes Treffen
Tag 5 ? Aufbruch in der Nacht
Tag 6 ? Vertreibung aus unserem Dorf
Tag 7 ? Abf?hren meines Vaters
Tag 8 ? Angst trieb uns vorw?rts
Tag 9 ? Reise ins Ungewisse
Tag 10 ? Ankunft in Mecklenburg?Vorpommern
Tag 11 ? Schulalltag nach der Vertreibung
Tag 12 ? Krank
Tag 13 ? Gro?es Ungl?ck f?r meinen Bruder
Tag 14 ? Hier bleiben wir nicht
Tag 15 ? 1. Fluchtversuch
Tag 16 ? Erwischt
Tag 17 ? 2. Fluchtversuch
Tag 18 ? Ist das der Westen?
Tag 19 ? Weiterreise nach Hessen
Tag 20 ? Endlich Schule
Tag 21 ? Abgebrannt
Tag 22 ? Und wieder ?Hier bleiben wir nicht?
Tag 23 ? Arbeitsanfang
Tag 24 ? Erneuter Umzug
Tag 25 ? Traumgedanken Heimat
Tag 26 ? Stadtleben
Tag 27 ? Heimat mit allen Sinnen
Tag 28 ? Ich vermisse Dich
Tag 29 ? Wiedersehen mit Oma und Opa
Tag 30 ? Heimat im Herzen
Suttom ? meine Heimat
Tschischkowitz ? wo meine Wiege stand
B?hmen und das B?hmische Mittelgebirge
Kapitel 2*
Aleppo
Tag 1 ? Ein Leben im Keller
Tag 2 ? Auf dem Weg zur Schule
Tag 3 ? Eine zerst?rte Stadt
Tag 4 ? Das Leben im Keller
Tag 5 ? Hoffnungslosigkeit
Tag 6 ? Eine schlimme Vermutung
Tag 7 ? Tiefe Verletzung und doch Hoffnung
Tag 8 ? Mein Bruder, meine Rettung
Tag 9 ? Flucht aus Aleppo
Tag 10 ? Reise ins Ungewisse
Tag 11 ? Mutter?s Bewusstlosigkeit
Tag 12 ? Ankunft in der T?rkei
Tag 13 ? Mutter darf zu uns
Tag 14 ? Leben im Lager
Tag 15 ? Der Plan zur Flucht
Tag 16 ? 1. Fluchtversuch
Tag 17 ? Gescheitert
Tag 18 ? Zur?ck im Camp
Tag 19 ? Ein neuer Plan
Tag 20 ? 2. Fluchtversuch
Tag 21 ? In Seenot
Tag 22 ? Krank in Griechenland
Tag 23 ? Ziel Deutschland
Tag 24 ? Unsicherheit
Tag 25 ? Endlich ein Bett
Tag 26 ? Fremdenfeindlichkeit
Tag 27 ? Familienzusammenkunft
Tag 28 ? Der Blick nach vorne
Tag 29 ? Gedanken ?ber Gefl?chtete
Tag 30 ? Heimat, ich werde dich wiedersehen
Aleppo ? geschundene Stadt ? geliebte Heimat
Betrachtungen
Das 20. Jahrhundert ? ?Jahrhundert der Vertreibungen? in Europa
Gedanken zum Thema Vornamen
Sag mir wie du hei?t und ich sage dir, wo du stehst
Edeltraut
Aida ?
Was bedeutet Heimat f?r mich?
Literaturhinweise
Bildnachweis
Jeweils 30 Tage Aufzeichnungen aus dem Leben zweier Mädchen über Flucht und Vertreibung – gestern als auch heute.
Tagebuchähnliche Aufzeichnungen geben einen Einblick in ihre Gefühlswelt und die schmerzhaften Erinnerungen, die sie durch das Verlassen ihrer geliebten Heimat erleiden mussten. Ansatzweise lässt sich hier der Verlust ihrer Heimat und beider Leid als Vertriebene und Flüchtlinge erahnen. Nicht nur die Heimat, auch die Würde des Menschen wurde ihnen sehr schmerzhaft und ohne Rücksicht genommen.
Nur allzu gern wird dieses brisante Thema immer noch als Tabuthema behandelt. Von 1944 bis 1948 wurden etwa 15 Millionen Menschen aus ihrer angestammten Heimat vertrieben. Das betraf unter anderem mehrheitlich die deutschen Bewohner, die in der Kriegsfolge in den von den Alliierten begünstigten, nationalistisch orientierten Nachbarstaaten ihr Zuhause hatten. Mehr als 2 Millionen überlebten dies nicht. Das sind offizielle Zahlen, denen man heute glauben muss.
Die Heimat der damaligen ca. 2,5 Millionen Sudetendeutschen erstreckte sich über Böhmen, Mähren, Schlesien, vom Iser- über das Riesengebirge, dem Adlergebirge, dem Glatzer Bergland, dem Altvaterland bis hin zur Mährischen Senke.
Mit der Massenvertreibung nahm man diesen Menschen ihre Heimat. Bis heute gibt es dafür keine Versöhnung, kein Verzeihen und keine Wiedergutmachung. Kaum angekommen in der sowjetischen Besatzungszone und in den Grenzdurchgangslagern in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen hatten die Vertriebenen durch Tragen ihrer Kopftücher schnell den Namen „Zigeuner“ weg. Selbst die Nachkommen, die lange nach der Vertreibung in den 60er und 70er Jahren geboren wurden, hatten darunter noch zu leiden.
Dass der Krieg für alle ein traumatisches Erlebnis war, ist keine Frage, doch wie fühlten sich die damals ungefähr 15 Millionen, die zusätzlich zu den schlimmen Kriegsfolgen ihre Heimat verlieren mussten? … und das nach dem Ende des 2. Weltkrieges am 8/9. Mai 1945.
Auch heute ab dem Jahre 2015 stehen wir aktuell, wieder verstärkt diesem Thema gegenüber. Zurzeit gibt es täglich bis zu 1000 neue Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien, Somalia, Sudan, Kongo, Irak und anderen Ländern. Sie fliehen vor Not, Angst, politischer Verfolgung und Perspektivlosigkeit. Auch hier wiederholt sich das Fluchtdrama wie bei allen Vertreibungen und bei Flüchtlingen – bei vielen endet die Flucht mit dem Tod. Erinnerungen werden wach zu dem, was sich bei uns nach dem 2. Weltkrieg abspielte.
Teils tragische und kaum auszudenkende Szenen spielten sich ab, die wir nur in Bruchteilen von Nachrichten her kennen. Viele Minderjähre sind dabei. Familien werden auseinandergerissen und großes Elend wird mit der Aussicht auf ein besseres Leben in Kauf genommen. Auch hier stellt sich immer wieder die Frage: Wie fühlen sich die einzelnen Menschen, wenn sie aus ihrer Heimat fliehen müssen? Egal, ob sie ihre Heimat freiwillig oder unfreiwillig verlassen.
Die folgenden Zeilen dieses Buches zeigen 30 Tage zweier Mädchen, die ihre Heimat verlassen mussten. Je 30 Tage, die aus dem Leben gegriffen sind, um so einen Einblick in die Gefühlswelt dieser Menschen zu bekommen. Ein Mädchen berichtet über das Leben und die Vertreibung im Sudetenland 1946. Das andere über die Flucht aus Syrien. Etwas über 5000 Kilometer der Heimat fern ist Aida geflüchtet. Beide beschrieben, was sie fühlen, was sie denken und wie sie trotzdem im Herzen ihre Heimat mittragen.
Die Zeilen laden dazu ein, einen Einblick zu bekommen, was es heißt, die Heimat unfreiwillig zu verlieren und sich in einem fremden Land neu zu finden, teils angenommen, aber teils auch ungerne im neuen Heimatland von den Mitmenschen aufgenommen zu werden. In diesem Buch stehen keine politischen Gegebenheiten, sondern Emotionen, Gefühle und Gedanken im Vordergrund.
Diese Aufzeichnungen geben einen Einblick in das Gefühlsleben Vertriebener/Flüchtlinge und lassen deren Leid erahnen.
„Oh, welch´ Vielfalt und Zauber liegen in dem Wort Heimat.“
Martina Giese-Rothe
Aufzeichnungen einer Frau, die mit 6 Jahren in Folge des 2. Weltkriegs ihre Heimat verlassen musste
* Erläuterungen im Anhang
Die Sonne strahlt und lacht vom Himmel. Heute ist ein herrlicher Tag. Als ich heute Morgen aufstand, sagte meine Mutter zu mir: „Komm, mach dich fertig, ich bringe dich heute rüber nach Suttom zu deiner Oma, du darfst wieder ein paar Tage drüben bei ihr bleiben“. Die Freude war riesig darüber, denn es ist so schön bei Oma. Immer abwechselnd durfte ich, oder einer meiner Brüder, zu ihr. Wir sind zu der damaligen Zeit 1946 drei Geschwister, ein älterer Bruder, dann komme ich und danach mein jüngerer Bruder. Langsam machten wir uns auf den Weg. Mir kam es immer ewig lange vor, bis wir durch den Wald zu Oma gelaufen waren. Die Wiesen blühten und standen voll mit Blumen. Es duftete so herrlich nach Honig. Ich trödelte und kam nicht mit, da ich begann Blumen während des Laufens zu pflücken. Da rief auch schon Mutter in strengem Ton: „Draudel, los lauf zu, ich muss heute auch noch zurück.“
Es dauerte nicht mehr lange und wir liefen den Weg vom Wald herab am Kohlenberg vorbei. Ich sah schon, wie die großen Jungs am Dorfteich spielten. Dort angekommen blieb ich stehen und schaute zu. Der kräftige Junge drehte sich zu mir um und streckte mir die Zunge raus. „Dicker Blödmann“, rief ich und lief schnell das kurze Stück zum Haus meiner Oma. Es war so schön, hier zu sein. Am Hof liefen die Gänse auf und ab und schnatterten so laut, als wollten sie mich begrüßen. Wie immer klatschte ich in die Hände, um sie aufzuscheuchen. Im Haus begrüßte ich Oma. Obwohl sie es nicht aussprach, wusste ich was für mich galt und hörte ihre Worte: „Finger weg vom Puppenhaus.“ Bei diesem Gedanken musste ich schon lachen.