Herzklopfen im Galopp - Chantal Schreiber - E-Book

Herzklopfen im Galopp E-Book

Chantal Schreiber

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Beschreibung

Liebeskummer? Das geht gar nicht! Maxi und Carolin planen ein Silvester-Reitfest auf dem Hof, mit allen neuen Pferden und Einstellern. Und Rocket, das mit Abstand süßeste Fohlen aller Zeiten, ist der Superstar! Der kleine wilde Hengst lenkt auch Lara, die sich eben von ihrem Freund getrennt hat, erfolgreich von ihrem Liebeskummer ab. Maxi selbst schwebt ja zum Glück mit Vic auf Wolke 7, aber gerade deshalb will sie auch ihre Freundinnen glücklich sehen. Sie beginnt daher, bei Carolin und Lara ein wenig nachzuhelfen, was prompt nach hinten losgeht ...

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Veröffentlichungsjahr: 2017

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Buchinfo

Liebeskummer? Das geht gar nicht!

Maxi und Carolin planen ein Silvester-Reitfest auf dem Hof, mit allen neuen Pferden und Einstellern. Und Rocket, das mit Abstand süßeste Fohlen aller Zeiten, ist der Superstar! Der kleine wilde Hengst lenkt auch Lara, die sich eben von ihrem Freund getrennt hat, erfolgreich von ihrem Liebeskummer ab. Maxi selbst schwebt ja zum Glück mit Vic auf Wolke 7, aber gerade deshalb will sie auch ihre Freundinnen glücklich sehen. Sie beginnt daher, bei Carolin und Lara ein wenig nachzuhelfen, was prompt nach hinten losgeht ...

Autorenvita

© www.bettinagreslehner.at

Chantal Schreiber wurde in Wien geboren und ging dort zwölf lange Jahre zur Schule. Danach begann sie ein Sprachenstudium, das sie bald wieder abbrach um stattdessen möglichst viel in der Welt herumzukommen. Sie arbeitete als Flugbegleiterin, Model, Verkäuferin, Übersetzerin und Kellnerin und zwar in Athen, Barcelona, Hamburg, Zürich, Tokyo, Sydney und Perth – unter anderem.

Mit der Geburt ihrer Tochter wurde sie ein wenig sesshafter und begann für das Österreichische Kinderfernsehen Drehbücher zu schreiben. Vom Drehbuch zum Buch war es nur noch ein kleiner Schritt und Chantal Schreiber hatte endlich ihren Traumjob gefunden: Der erste Jugendroman und das erste Kinderbuch erschienen 2007. Sie kommt jetzt wieder mehr zum Reisen, und entsprechend reiselustig sind auch die Figuren in ihren Büchern.

Chantal Schreiber lebt in der Nähe von Wien und hat eine Tochter, einen Mann, einen Hund und ein Pferd.

www.chantalschreiber.com

Facebook: @chantalschreiberauthor

Instagram: @ch.schreiber

Für Hannah #favouritedaughter

»Ja, ich vermiss dich auch. Ich weiß, mir kommt es auch ewig vor. Ich freu mich auf übermorgen. Tscha-hauuu.«

Maxi steckte ihr Handy in die Tasche ihres Anoraks und tat, als hätte sie Carolins Gesichtsausdruck nicht gesehen. Vics Schwester sah immer so drein, wenn sie Telefonate zwischen ihrem Bruder und Maxi mit anhörte.

Gerade tobte Rocket, Katinkas kohlrabenschwarzes Hengstfohlen, durch den frisch gefallenen Pulverschnee hinter Rambo her, dass es nur so staubte. Bevor der kleine Hengst den Ziegenbock erreichte, bremste er ab und wendete, aber so plötzlich, dass er mit seinen langen, dünnen Beinen durcheinanderkam, stolperte und im Schnee ausrutschte. Verdutzt sah er sich um und sein Blick blieb an Carolin und Maxi hängen, die dick eingepackt am Gatter standen und ihn beobachteten. Als wollte er ihnen vormachen, dass er sich mit voller Absicht in den Schnee gelegt hätte, begann er nun, sich in dem herrlichen weißen Teppich zu wälzen. Maxi lachte laut auf. »Er ist ja so süß!«, rief sie hingerissen.

»Nur damit ich Bescheid weiß«, erwiderte Carolin trocken. »Bezog sich das eben auf Rocket oder auf meinen Bruder?«

»Das kannst du halten, wie du willst«, meinte Maxi fröhlich. »Es passt auf beide.«

»Ich werde dir mal diese Fotos von Vic zeigen, als er vier war und Mama das Geld für den Friseur sparen wollte …«

»Da hat er bestimmt auch süß ausgesehen.«

»Er hat ausgesehen wie die Kindergartenversion von Prinz Eisenherz. Nach einem Griff in die Steckdose.«

»Er hatte Locken?«

»Hat er doch immer noch.«

»Nein, jetzt hat er Wellen. Die Fotos musst du mir echt mal zeigen. Er muss ja so niedlich gewesen sein.«

Carolin verdrehte die Augen. »Oh Mann. Es wird echt Zeit, dass ihr zwei mal ordentlich Krach habt. Von eurem zuckersüßen Getue krieg ich noch Fußpilz.«

Maxi lachte. Erstens trübte kein Wölkchen ihren und Vics Beziehungshimmel und zweitens wusste sie, dass ihre Freundin es nicht so meinte. Als die Vic-Maxi-Lovestory nach jeder Menge missglückter Anläufe und Eifersuchtsdramen endlich ihren »Happy Anfang« genommen hatte, war niemand glücklicher gewesen als Carolin. Maxi konnte selbst kaum glauben, wie schnell die Zeit verflogen war. Nun waren Vic und sie schon fast sechs Monate zusammen. Eigentlich waren es nach Maxis Rechnung – also ab dem ersten Kuss – erst etwa fünf Monate. Vic zählte anders – ab dem Tag, an dem er wusste, dass er mit ihr zusammen sein wollte, an dem für ihn alles klar war – als die ganze Nachbarschaft hier auf dem Hof gewesen war, um beim Stallumbau zu helfen, natürlich auch die Meisingers.

Maxi rechnete lieber ab dem ersten Kuss, weil es ab da keine Zweifel und keine Szenen mehr gegeben hatte. Gleichzeitig fand sie es unwiderstehlich romantisch, dass Vic sie beide schon vor dem ersten Kuss als Paar empfunden hatte. Für ihren Sechs-Monats-Tag hatten sie sich also auf ein fiktives Datum irgendwo zwischen Vics und ihrem Termin geeinigt. Aber ganz egal, wie man nun zählte, sie und Vic waren glücklich.

Vielleicht lief es auch deshalb so gut, weil sie sich nicht so oft sahen wie andere Paare. Vic war Kapitän der Schul-Fußballmannschaft, die von Saison zu Saison besser spielte – und seit Herbst kickte er auch für die Jugendauswahl des Zweitligavereins SV Altenburg. Dazu kam die Arbeit im Café seiner Eltern und dann waren da noch die Nachhilfestunden in Mathe und Physik, mit denen er sein Taschengeld zusätzlich aufbesserte. Na ja, und für die Schule hatte er natürlich auch zu tun, immerhin war das sein vorletztes Jahr. Maxi hatte die Arbeit mit den Pferden und ihr Cheerleadertraining mit den Tigerettes, die bei Spielen der Fußballmannschaft des Gymnasiums Thiergartenstraße für Stimmung sorgten – und das reichte schon, um sie manchmal so sehr von der Schule abzulenken, dass es mit ihren Noten bergab ging. Zum Glück waren sowohl Carolin als auch Vic Genies in Mathe – Maxis schwächstem Fach.

Die gemeinsame Zeit war also beschränkt, aber wenn sich Vic und Maxi trafen, genossen sie jede Minute. Oft saßen sie mit Freunden im Dorfcafé oder gingen zum Billardspielen oder Bowling. Manchmal fuhren sie nach Altenburg ins Kino, nur sie beide. Ab und zu gelang es Maxi sogar, Vic zum Ausreiten zu überreden. Dann überließ sie ihm Ringo, der immer noch das friedlichste Pferd der Herde war – ja, es war inzwischen eine richtige Herde geworden! Im Sommer hatten sie und Carolin noch Angst gehabt, dass aus ihren Plänen nichts würde, den Ausbau des Stalls mit neuen Einstellpferden zu finanzieren. Dann war Katinka gekommen, die schwarz-weiße Tinkerstute, die, wie sich herausstellte, trächtig war und eigentlich nur für zwei Monate bleiben und wieder verkauft werden sollte. Das wurde sie auch, und zwar an Carolins Vater, der damit nicht nur seiner Tochter ihren allersehnlichsten Wunsch nach einem eigenen Pferd erfüllt, sondern auch Maxi und Ringo glücklich gemacht hatte. Denn Ringo und Katinka waren vom ersten Moment an ein Herz und eine Seele gewesen, und als Fohlen Rocket geboren wurde, hielt Ringo sich selbstverständlich für seinen Vater. Er, Katinka und Rocket – und natürlich Rambo, der Ziegenbock – waren eine perfekt funktionierende Patchworkfamilie. Vater, Mutter, Kind und der alberne Onkel, der Rocket ständig zu allem möglichen Unsinn anstiftete. Eigentlich sollten Fohlen ja nach Möglichkeit ab einem gewissen Alter mit anderen Fohlen zusammenstehen, damit sie so etwas wie einen Pferdekindergarten hatten – aber wo hätte man so schnell ein zweites Fohlen herkriegen sollen? Rocket kam schließlich für alle überraschend. Und selbst Carolin, die es mit pferdegerechter Haltung sehr genau nahm, meinte, dass der verspielte Ziegenbock zumindest vorläufig ein wunderbarer Kindergartenersatz war. Nach den Feiertagen würde man sich allerdings trotzdem nach einem Platz in einer Fohlenherde umsehen müssen – Rocket musste von Katinkas Muttermilch entwöhnt werden und brauchte gleichaltrige Halbwüchsige, damit sein Sozialverhalten geschult wurde und er sich gut entwickelte. Maxi mochte gar nicht daran denken, dass sie sich schon so bald von Rocket trennen mussten. Die Zeit seit dem Sommer war einfach zu schnell verflogen.

Eigentlich war das Timing perfekt gewesen, denn Katinka hatte noch Zeit gehabt, sich von der Geburt zu erholen, und Rocket stand und lief schon ziemlich sicher auf seinen langen Beinen, als nach und nach die anderen Pferde dazukamen: Wallach Janaro, ein eigenwilliger, aber wunderschöner Haflo-Araber, und Haflingerstute Marylin, die befreundeten Studentinnen gehörten, Ulrike und Anita. Lipizzanerwallach Fabrizio, etwas neurotisch wie seine Besitzerin, eine Psychotherapeutin. Und, was Maxi und Carolin besonders gefreut hatte, zwei weitere Islandpferde, eine Stute und ein junger Wallach namens Freyja und Odinn. Die beiden Pferde waren Mutter und Sohn, die Besitzerinnen Linda und Mia waren Mutter und Tochter aus Altenburg – Mia war etwas jünger als Maxi und Carolin.

Es folgten ein paar unruhige Wochen, die Maxi und Carolin vor allem beobachtend am Zaun verbrachten, vormittags während der Schulzeit abgelöst von Maxis Eltern oder Alois, dem pensionierten Tierarzt, der ihnen vor acht Monaten den Hof verkauft hatte. Man musste die Pferde ständig im Auge behalten, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls es bei den Rangkämpfen zu wild herging. Bald hatte sich eine Rangordnung herauskristallisiert: Janaro hatte Ringo einmal herausgefordert, indem er Katinka zu nahe gekommen war – und bei diesem einen Mal war es auch geblieben. Wenn es um seine Tinkerfreundin ging, verstand Ringo keinen Spaß und seine geringere Körpergröße hatte ihn kein bisschen daran gehindert, sich durchzusetzen. Odinn war deutlich jünger als Ringo und akzeptierte den Hausherren daher auch anstandslos als seinen Boss. Er erkannte auch Rambo als ranghöher an – dafür durfte er mit ihm und Rocket fangen spielen. Fabrizio war eine Diva, aber ohne Führungsanspruch. Zwischen Katinka und Ringo gab es sowieso keine Rangkämpfe – er war ihr Beschützer und sie wurde nur zur Löwin, wenn einer der anderen Rocket auf die Pelle rückte.

Blieb noch Freyja, die einen starken Charakter hatte und allen anderen Respekt einflößte. Die Sympathie zwischen Ringo und ihr schien nicht besonders groß zu sein, aber sie akzeptierten einander. Es ergab sich also eine Art geteilte Regentschaft der beiden Islandpferde, des Mausfalben und der Fuchsstute. Odinn, Freyjas Sohn, war ein braun-weißer Schecke und somit hatten sie eine nach Geschlecht, Rassen und Farben bunt gemischte Herde, in der es im Großen und Ganzen kaum Probleme gab.

Da zum Hof keine Reithalle gehörte, sondern nur ein Viereck mit Sandboden, das bei anhaltend nassem Wetter, zu viel Schnee oder Glatteis nicht zu benützen war, hatten sich – mit Ausnahme der Psychotherapeutin – nur Besitzer robuster Pferde als Einsteller gemeldet. Es waren alles Freizeitreiter, die in erster Linie die endlosen Reitwege der Gegend ausnutzen und keine Dressurturniere gewinnen wollten, womit sie mit den beiden jungen Reitstallbetreiberinnen voll auf einer Wellenlänge waren.

»Wann ist nun euer supertolles Sechs-Monats-Date?«, fragte Carolin.

»Übermorgen.«

»Und was habt ihr vor?«

»Keine Ahnung. Vic wollte mich überraschen. Er denkt sich immer so süße Sachen aus. Ich kenne sonst echt keinen Jungen, der das tut. Tino vielleicht noch, aber Lara sagt, das ist in letzter Zeit auch nicht mehr so.« Maxi seufzte. »Sie war echt voll frustriert, als wir zuletzt telefoniert haben.«

»Ich sag ja immer, man soll sich all diese Probleme mit einem Freund besser ersparen. Vorschriften, Kontrollanrufe, Freizeitbeschränkungen. Nein, danke.«

Maxi lachte. »So wie du das beschreibst, klingt das nicht nach einem Freund, sondern nach einem Bewährungshelfer.«

»Ich will mich eben nicht einengen lassen. Und darauf läuft es unweigerlich hinaus.«

»Wenn man gern mit jemandem zusammen ist, ist das doch keine Einengung.«

»Ach was! Alleine, dass man ständig erreichbar sein muss! Ansonsten gibt es immer gleich …«

In diesem Augenblick ertönte erneut Vics Ringtone, Taylor Swift mit Style – und Maxi hob mit einem entschuldigenden Blick in Richtung Carolin ab. »Hey«, sagte sie liebevoll und wusste genau, dass Carolin allein wegen des Tonfalls die Augen verdrehte. »]a, du hast tatsächlich vergessen, mir einen Kuss zu schicken. Ja, grade wollt ich mich nach einem neuen Freund umsehen.« Sie lachte. »Wenn du Carolins Gesicht sehen könntest. Ich glaube, wir bereiten ihr körperliche Schmerzen.«

»Da hast du’s«, fuhr Carolin fort, kaum dass Maxi aufgelegt hatte. »Ununterbrochen erreichbar! Du bist keine Einzelperson mehr, du bist die Hälfte dieser imaginären Vic-Maxi-Doppelperson und …«

In diesem Augenblick läutete Carolins Handy, sie griff ungeduldig in ihre Jackentasche und prompt rutschte das Telefon ihr aus den behandschuhten Fingern und Maxi vor die Füße.

»Sieh mal an«, sagte Maxi mit einem Grinsen, als sie es aufhob und dabei einen Blick auf das Display warf. »Das ist die andere Hälfte dieser seltsamen Max-Carolin-Doppelperson.« Ungeduldig schnappte Carolin ihr Handy. »Hey«, sagte auch sie zur Begrüßung, aber ihr »Hey« klang eher so, als wollte sie ein störrisches Pferd zur Räson bringen. »Nein, bin ich nicht. Nein, kann ich nicht. Weiß ich noch nicht. O. k. Tschüs dann.«

Carolin beendete das Gespräch und steckte das Handy wieder ein, als wäre nichts gewesen.

»Mann«, sagte Maxi ehrlich erschüttert. »Was wollte er denn von dir? Dein Sparschwein? Dein erstgeborenes Kind? Oder gar dein Pferd?«

»Sehr witzig. Nein, er wollte sich verabreden.«

»Wow«, meinte Maxi. »Na, der Wunsch ist ihm jetzt bestimmt vergangen. Was ist denn bloß los mit dir? Du magst ihn doch, das weiß ich. Und ich dachte seit dem Nikolausfest in der Schule …«

Max war Vics bester Freund, spielte auch im Fußballteam der Schule und war vor längerer Zeit schon mal ein paar Monate mit Carolin zusammen gewesen. Sie hatte sich damals noch nicht bereit für »so ein Beziehungsding« gefühlt, aber Maxi war ganz sicher gewesen, dass die beiden sich in letzter Zeit wieder nähergekommen waren. Max musste man in Carolins Gegenwart nur ansehen, um zu wissen, was er empfand, und Maxi bekam einfach nicht in ihren Kopf, wie Carolin lieber riskierte, ihn früher oder später an ein anderes Mädchen zu verlieren, als sich endlich für ihn zu entscheiden. Max war intelligent, witzig und supersüß mit seinen mittelblonden Haaren und braunen Augen – natürlich nicht so süß wie Vic, aber trotzdem. Auf einer Skala von 1 bis Vic bekam er eine Vic minus, sozusagen.

»Nur weil man mal ein bisschen rumschmust, muss man ja nicht gleich Romeo und Julia spielen«, unterbrach Carolin Maxis Gedankengang. »Und bevor er noch auf die Idee kommt, dass er irgendein Anrecht auf mich hat, schalte ich lieber einen Gang zurück.«

»Also nach dem Gespräch vorhin würde ich sagen, das war mehr eine Vollbremsung. Du hast ihm doch eindeutig und ganz ohne Airbag zu verstehen gegeben, dass du kein Interesse hast, dich mit ihm zu treffen.«

Carolin zuckte mit den Schultern. »Wenn du das sagst.«

»Darf ich dich daran erinnern, dass du im Herbst eine höchst launische Phase hattest? Die rein zufällig an dem Tag endete, als Max mit Jenny Schluss gemacht hat?«

Jenny war eines der Mädchen aus der Cheerleadertruppe und hatte Max nach dem gewonnenen Finale des Fußballturniers ewig angehimmelt, letztendlich mit Erfolg. Die Sache hatte nur ein paar Wochen gedauert, aber Carolin war in der Zeit ungenießbar gewesen.

»Ach was. Das hast du dir bloß so zusammengereimt. Es geht nicht bei allen ständig nur um irgendwelchen romantischen Kram.«

»Hör mal, Max ist zwar geduldig, aber er ist auch nur ein Mensch, und ein männlicher noch dazu. Also, wenn du ihn magst, solltest du seine Geduld lieber nicht überstrapazieren und …«

»Vielleicht mag ich ihn ja nicht so wie er mich«, schnitt Carolin ihr das Wort ab. »Vielleicht sind mir die Pferde wichtiger. Vielleicht will ich nicht jede Sekunde drüber nachdenken, ob irgendwas, was ich tu oder sage, irgendeine schreckliche Wirkung auf Max hat.«

»Vielleicht bist du auch einfach bloß zu feig, dich auf ihn einzulassen«, gab Maxi zurück. »Du könntest dich richtig in ihn verlieben und huuuuh – dann wärst du nicht mehr so cool und hättest nicht mehr alles unter Kontrolle.«

»Jetzt mach aber mal einen Punkt, Frau Diplompsychologin!«

Klar, jetzt hatte sie Carolin wütend gemacht. Sie ließ sich nicht gerne reinreden und in so was Persönliches schon gar nicht. »Vielleicht musst du dich ja einfach damit abfinden, dass nicht die ganze Welt mit rosa Zuckerguss überzogen ist! Du könntest das ganz einfach feststellen, indem du mal deine rosa Brille abnimmst!«

»Ja ja, schon klar«, versuchte Maxi, ihre Freundin zu besänftigen. »Ich will eben einfach, dass alle glücklich sind.«

»Ich bin glücklich, verdammt! Solange du nicht ständig nervst! Und um Max solltest du dir auch keine Sorgen machen, er ist schließlich alt genug, oder? Er muss wissen, was er tut.« Ärgerlich zog Carolin sich die Mütze fester ins Gesicht, wandte sich von Maxi ab und stapfte zurück zum Haus.

»Ja«, sagte Maxi zu sich selbst. »Er ist alt genug.«

Sie kam nicht dazu, weiter den Gedanken über Max und ihre trotzige Freundin nachzuhängen, denn in diesem Moment läutete erneut ihr Handy. Diesmal war es der Titelsong von GilmoreGirls, der angespielt wurde, Laras Ringtone. Gleichzeitig erschien ein Foto von Lara auf ihrem Display, das Maxi auf einer Shoppingtour vor einem Monat oder so gemacht hatte, als sie ein Wochenende bei ihrer Freundin in der Stadt verbracht hatte: Lara mit einem Riesen-Karamell-Moccachino in der Hand und einem Schnurrbart aus Milchschaum, von einem Ohr zum anderen lachend.

»Lara!«, begrüßte Maxi sie fröhlich. »Endlich eine Freundin, mit der man normal über Jungs reden kann! Carolin tut, als wären sie sechsbeinige Alienmonster aus dem All, nur darauf aus, uns unglücklich zu machen!«

Es kam keine Antwort und Maxi warf einen verblüfften Blick auf ihr Handy, in der Annahme, die Verbindung sei unterbrochen worden. Aber sie hatte vollen Empfang und die Leitung war laut Anzeige intakt. »Lara?«, fragte sie. »Bist du noch da?«

»Carolin hat vollkommen recht«, schluchzte es am anderen Ende der Leitung. »Man sollte sie alle auf den Mond schießen, es trifft bestimmt keinen Falschen!«

»Hey, langsam«, sagte Maxi erschrocken. »Was ist denn los? Ist was mit Tino? Du hast zwar gesagt, ihr habt momentan ein kleines Tief, aber ich dachte …«

»Wir haben Schluss gemacht!«

Maxi war einen Augenblick wie gelähmt, so verletzt, so tieftraurig klang die Stimme ihrer Freundin bei diesen vier Worten. Dann kam nur noch Schluchzen.

»Lara, Süße … Was war denn? Vielleicht ist es ja nicht endgültig …«

Schluchzen.

»Vielleicht renkt sich ja alles wieder ein …«

Noch mehr Schluchzen.

»Er wär doch total blöd, dich sausen zu lassen, und Tino ist doch nicht blöd …«

Hysterisches, enthemmtes Schluchzen.

»Auf der Kreuzfahrt kommst du sicher auf andere Gedanken, das wird bestimmt total cool, und danach kommst du doch ohnehin her und da können wir alles in Ruhe …«

»Kann ich früher kommen?«, unterbrach Lara sie schluchzend. »Bittebitte, sag, dass ich schon Weihnachten kommen kann! Ich wollte sowieso noch nie richtig auf die alberne Kreuzfahrt mit und dann noch meine Eltern im Honeymoon-Modus …«

Maxi dachte keine Sekunde nach. »Sicher kannst du zu uns kommen. Ich freu mich total, wenn du früher kommst! Wir alle freuen uns!«

Lara vergaß einen Moment weiterzuschluchzen. »Musst du nicht erst Stella und Nick fragen?«

»Das hol ich dann nach«, sagte Maxi. »Aber ich weiß, dass sie Ja sagen.« Im Haus war genug Platz; Nick und Stella kannten Lara fast so gut wie ihre eigene Tochter und waren mit Margit und Alexander, Laras Eltern, seit Jahren befreundet. Früher hatte Maxi oft mehrmals pro Woche bei Lara übernachtet und Lara ebenso oft bei ihr.

»Bist du sicher?«, fragte Lara und einen Augenblick klang ihre Stimme beinahe normal. »Ganz sicher«, sagte Maxi. »So sind wir Landmenschen. Unsere Tür steht immer offen. Wann kannst du kommen?«

»Na ja, heute war der letzte Schultag …«

»Also morgen?«

»Morgen wär der Hammer.«

»Sims mir, welchen Zug du nimmst, und wir holen dich vom Bahnhof ab.«

»O. k. Du bist echt die Beste.« Jetzt, wo sich Rührung mit Liebeskummer mischte, begann Lara schon wieder zu schluchzen. »Ich erzähl dir dann morgen alles«, schniefte sie, »ich glaube, jetzt muss ich erstmal noch ein bisschen heulen.«

Wie erwartet war Laras Neuigkeit Wasser auf Carolins Mühlen. Noch wusste zwar keiner so genau, was zwischen Lara und Tino vorgefallen war, aber in jedem Fall fühlte Carolin sich darin bestätigt, dass man ohne Freund besser dran war.

Ebenfalls wie erwartet hatten Stella und Nick, Maxis Eltern, nicht das Geringste dagegen einzuwenden, dass Lara früher kam. Sie hatten sich nach jahrelanger Arbeit für eine Werbeagentur nun hier auf dem Land als Kreativteam Projektfabrik Klauser selbstständig gemacht, was den enormen Vorteil hatte, dass sie sich ihre Zeit viel freier einteilen konnten. Ihre ersten Weihnachten auf dem Land wollten sie richtig genießen und hatten den Großteil der bis Januar fälligen Arbeit schon erledigt. Was sie anging konnte Lara kommen, wann sie wollte. Maxi fand wieder einmal, dass ihre Eltern definitiv zu den coolsten Leuten zählten, die sie kannte. Dieses Urteil änderte sich zwischendurch, wenn Stella meckerte, weil Maxi überall alles herumliegen ließ, oder Nick ironische Kommentare abgab, wenn Maxis Freundinnen da waren. Aber im Großen und Ganzen fand sie, dass sie sehr zufrieden sein konnte.

Was die ironischen Kommentare anging, schien Stella mit ihrer Tochter einer Meinung zu sein, denn nach der ersten Absegnung von Laras morgiger Ankunft war Nick von seiner Frau mit einem »Das-besprechen-wir-lieber-unter-uns-Frauen«-Blick vertrieben worden. Stella fing aus Mitgefühl mit Lara beinahe zu weinen an, als sie hörte, wie schlecht es der Armen ging.

»Ich weiß genau, wie sie sich fühlt«, schniefte Stella. »Ich kann mich noch haargenau erinnern, als mein erster Freund mit mir Schluss gemacht hat, das war auch knapp vor Weihnachten …«

»Ich dachte immer, du hast mit ihm Schluss gemacht!«, unterbrach Maxi.

»Hab ich ja auch. Auf eine Art.«

»Auf eine Art? Was soll das denn heißen?«

»Auf die nachträgliche Art. Nachdem er mit mir Schluss gemacht hatte, war klar, dass er ein Vollidiot ist und mich nicht verdient. Also hab ich ihn angerufen und auch mit ihm Schluss gemacht, damit klare Verhältnisse herrschen.«

»Verstehe«, meinte Maxi grinsend. »Und, hat das irgendwie geholfen?«

»Nein, ich hab die ganzen Weihnachtsferien geheult.«

»Also, das wird Lara nicht passieren. Ich werde ihr keine Zeit zum Heulen lassen.«

»Sie kann uns beim Silvesterreitfest helfen!«, meinte Carolin, die zum Glück nie lange sauer war, schon gar nicht mit Nicks Schokoladenkeksen (nach dem Rezept seiner Großmutter) und Stellas heißem Kakao mit Chili in Reichweite.

»Genau.« Maxi nickte. »Und bei der Stallarbeit.«

»Und mit den Weihnachtsvorbereitungen«, meinte Stella. »Lara dekoriert doch so gern. Sie kann das Haus bis unters Dach zuschmücken, wenn sie das aufheitert. Und den Baum sowieso.«

»Viel frische Luft, Pferde, Weihnachtskram und keine Liebesfilm-DVDs, so wie sonst immer«, schloss Maxi.

»Hm«, meinte Carolin mit einem kleinen ironischen Grinsen. »Dann beamst du Vic wohl am besten solange auf einen anderen Planeten. Denn was ihr beide aufführt, ist schlimmer als jeder Romantikschinken.«

»Wenn du nur ätzen kannst«, knurrte Maxi. Aber irgendetwas sagte ihr, dass Carolin wenigstens ein bisschen recht hatte.

Maxi hatte schon ihr Zimmer aufgeräumt, Bettzeug für Lara aus dem Schrank geholt und alles mit ihrer von Herzen übersäten Gute-Laune-Bettwäsche frisch bezogen. Sie hatte ihren Pyjama angezogen, ihr Gesicht gewaschen und ihre Zähne geputzt. Dann fiel ihr nichts mehr ein, womit sie das Telefonat noch weiter hinauszögern konnte.

»Hey, Vic«, sagte sie. »Hast du schon Schluss?«

»Ja, bin nur noch beim Saubermachen. Aber war einiges los heute, die letzten Weihnachtsfeiern und so.«

»Kann ich mir vorstellen.« Sie seufzte.

»Oje«, meinte Vic. »Was hat dir denn den Weihnachtshimmel verdüstert?«

Maxi liebte Weihnachten und eigentlich war es fast unmöglich, ihr so knapp vor dem Heiligen Abend die Stimmung zu verderben, das wusste Vic.

»Ich hab da … ein Problem mit unserem Fünf-bis-sechs-Monats-Date …«, begann sie zögernd und schilderte ihm dann schnell die Situation mit Lara. »Weißt du, ich kann sie nicht am zweiten Abend gleich allein lassen. Schon gar nicht wegen etwas, das … na ja …«

»Schon gar nicht aus romantischen Gründen?«, half Vic ihr aus. Maxi nickte heftig, obwohl Vic sie gar nicht sehen konnte. »Wo sie doch solchen Liebeskummer hat! Du hättest sie hören sollen, sie ist wirklich am Boden zerstört, und ich wollte sie erst mal ein bisschen aus ihrem Tief holen, verstehst du?«

Maxi hatte sich heißgeredet und hoffte inständig, dass Vic Verständnis haben würde. »Gib mir nur ein paar Tage, o. k.? Ich muss sie bloß auf andere Gedanken bringen und ein bisschen Beste-Freundin-Magie auf sie wirken lassen, dann verkraftet sie das ganz schnell, bestimmt, und ich verspreche dir …«

»Schon gut«, unterbrach Vic sie. »Ich versteh das schon. Sie ist schließlich deine beste Freundin …«

»Jedenfalls eine von zwei besten …«, warf Maxi ein. Mittlerweile hätte sie nicht mehr sagen können, ob Lara oder Carolin ihr näherstand – aber zum Glück musste sie sich ja auch nicht entscheiden. In ihrem Leben war Platz genug für zwei beste Freundinnen.

»Auf jeden Fall braucht sie dich jetzt. Ist schon in Ordnung. Wir können unser Date nachholen.«

»Ehrlich?«

»Ganz ehrlich.«

Maxi fiel ein Stein vom Herzen. »Unter allen Freunden auf der ganzen Welt bist du der einfühlsamste, liebste, verständnisvollste und natürlich der bestaussehende …«

»Schon gut, hör lieber auf«, unterbrach Vic sie lachend. »Ich bin nämlich anfällig für Größenwahn. Aber morgen sehen wir uns doch trotzdem?«

»Bei der Christmas-Party? Aber sicher. Da schleif ich Lara mit, ob sie will oder nicht.« Vics und Carolins Eltern führten das Dorfcafé auf dem Wieselberger Hauptplatz und jedes Jahr veranstalteten sie ein paar Tage vor Weihnachten eine richtig coole Weihnachtsfete für ihre Freunde und die ihrer Kinder.

»Und es besteht auch keine Gefahr, dass wir beide ein unerträglich romantischer Anblick werden, weil ich ja schließlich mithelfen muss.«

Maxi seufzte. »Ich bin nicht sicher, ob das ein Versprechen ist oder eine Drohung. Es tut mir echt total leid, Vic.«

»Schon o. k., wirklich. Wir holen es nach Weihnachten nach. Vorher wird’s wohl nicht gehen, so wie unsere Terminpläne wieder mal aussehen.«

»Nach Weihnachten ist perfekt. Da ist sie bestimmt schon über das Schlimmste hinweg.«

»Also, dann ist das abgemacht. Ich muss jetzt Schluss machen, Maxi, sonst werd ich hier nie fertig.«

»Alles klar. Einen dicken Kuss. Und bis morgen.«

»Bis morgen. Ich schick dir auch einen Kuss.«

»Du meinst, du hast gesehen, wie er diese Schlampe umarmt hat?«

»Ich hab direkt danebengestanden.«

»Und er hat’s nicht erklärt? Sich nicht entschuldigt?«

»Er hat gesagt, ich soll mich nicht aufführen wie eine eifersüchtige Furie und er muss sich schließlich um seine Fans kümmern.«

»Und du? Was hast du gesagt?«

»Dass ich ja gehen kann, wenn ich seiner Karriere als Musiker hinderlich bin. Da hat er gesagt, ich soll tun, was ich nicht lassen kann. Und ich hab gesagt, wenn ich jetzt gehe, ist es aus und er braucht gar nicht mehr angekrochen zu kommen. Da hat er gesagt, so blöd wär er bestimmt nicht. Und dann bin ich zur Tür raus.«

»Wahnsinn«, sagte Maxi beeindruckt. »Heftig.«

Sie und Lara hatten sich in der Nähe des Altenburger Bahnhofs in ein Café gesetzt, um erstmal die allerbrennendsten Neuigkeiten auszutauschen.

»Das war schon vor einer Woche«, gestand Lara und starrte auf ihre Teetasse.

»Vor einer Woche?« Maxi war fassungslos. »Und du hast mich nicht angerufen?«

»Ich war ganz sicher, dass er sich mit mir versöhnen wird, bevor ich auf die Kreuzfahrt gehe. Aber keine Spur. Er ist mir in der Schule aus dem Weg gegangen. Und Nini und Cordula haben ihn mit der blöden Groupieschlampe gesehen, bei Starbucks.«

»Das kann doch alles nicht sein.« Maxi schüttelte ungläubig den Kopf. »Er war doch so verliebt in dich … ich meine, richtig blind vor Liebe …«

»Du meinst, blind, weil er auch dich

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