Himmel, Herz und Kuss - Susan Andersen - E-Book

Himmel, Herz und Kuss E-Book

Susan Andersen

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Beschreibung

Sexy, zärtlich, witzig: Der zweite Band von Susan Andersens Trilogie um drei aufregende Brüder aus Razor Bay.

Sie ist nicht die Richtige für ihn! Nur wieso fühlt sich ihre Nähe so unverschämt gut an? Schockiert muss Sheriff Max Bradshaw sich eingestehen, dass er sein Herz ausgerechnet an die schöne Harper verloren hat. Dabei ist er doch auf der Suche nach der Frau fürs Leben. Er will heiraten und eine Familie gründen. Keine Affäre mit einer unkonventionellen, sexy Weltenbummlerin haben, die Razor Bay am Ende des Sommers wieder verlassen wird. Aber wenn er Harper nur ansieht, fühlt Max etwas, das er so noch nie erlebt hat - und das ihn alle Vorsätze vergessen lässt. Zumindest bis er hinter Harpers Geheimnis kommt …

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Seitenzahl: 385

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Susan Andersen

Himmel, Herz und Kuss!

Roman

Aus dem Amerikanischen von Tess Martin

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2014 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Deutsche Erstveröffentlichung

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Some Like It Hot

Copyright © 2013 by Susan Andersen

erschienen bei: HQN Books, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Covergestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Mareike Müller

Titelabbildung: Thinkstock/Getty Images, München/ pecher und soiron, Köln

Autorenfoto: © Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

ISBN eBook 978-3-95649-332-4

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden.

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich freue mich unheimlich über dieses zweite Buch meiner neuen Razor-Bay-Serie. Max Bradshaw haben Sie schon in „Verküsst & zugenäht!“ kennengelernt, als er seinem Ruf als „Mann weniger Worte“ immer gerade dann gerecht wurde, wenn Harper Summerville in der Nähe war. Doch auch wenn es Max bei ihrem Anblick jedes Mal die Sprache verschlägt, kann er ihr in einer kleinen Stadt wie Razor Bay natürlich nicht aus dem Weg gehen.

Viele von Ihnen wissen, dass Razor Bay eine ganz spezielle Bedeutung für mich hat. Ich habe den Handlungsort an den Hood Canal verlegt – einen hundertfünf Kilometer langen Salzwasserfjord im Westen Washingtons –, genau dorthin, wo meine Eltern, als ich neun Jahre alt war, ein kleines Haus bauten. Aber auch vorher waren wir jeden Sommer dort, ich tollte mit meinen Brüdern, Cousins und Cousinen so lange im Wasser herum, bis meine Finger und Zehen schrumpelig waren, spielte, bis die Sonne hinter den majestätischen Olympic Mountains unterging, und röstete Marshmallows und Hotdogs über prasselndem Lagerfeuer. Für mich ist es der herrlichste Ort der Welt.

Max habe ich mit einer tiefen Liebe zu diesem unglaublichen Fleckchen Erde ausgestattet. Nach zu vielen Jahren in Kriegsgebieten hat er nicht vor, Razor Bay jemals wieder zu verlassen. Nun muss er nur noch Harper davon überzeugen, hier mit ihm ihr Leben zu verbringen.

Susan

Jen und Margo in Liebe gewidmet. Weil sie mich durch ihre unvergleichliche Mitarbeit immer richtig gut dastehen lassen.

Und der Mazama-Crew: Ken, Sue, Ron, Steve, Doug, Mimi, Martha & Gary – für fabelhaftes Essen, Musik, Skifahren, Schneeschuhwandern und Shoppingtouren.

Oh, und Mama – für dein Lachen, das durch alles hindurchfunkelt.

Ich liebe euch alle.

Susie

1. KAPITEL

Oh mein Gott. Kommt er etwa hierher?

Harper Summerville hatte ihren freien Tag bisher sehr genossen. Also bis zu dem Moment, als sie Max Bradshaw durchs Fenster erspähte und bemerkte, dass er über den sonnengesprenkelten, von Bäumen gesäumten Weg des Hotelgeländes direkt in ihre Richtung marschierte. Sie war gerade dabei, sich in dem kleinen Cottage einzurichten, das sie als neue Eventmanagerin von The Brothers’ Inn mietfrei zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Sie liebte, liebte, liebte die Aussicht auf den Hood Canal und die dahinter aufragenden Olympic Mountains. Diese spektakuläre Landschaft lockte Jahr für Jahr viele Besucher in den kleinen Ferienort Razor Bay in Washington.

Dass dieser große, ernsthafte Mann jetzt auf sie zusteuerte, trübte ihre gute Laune zwar deutlich – zugleich aber beschleunigte sich unerklärlicherweise ihr Herzschlag.

Er sah anders aus als bei ihren bisherigen kurzen Zusammentreffen, denn normalerweise trug er seine Polizeiuniform. Trotzdem erkannte sie ihn sofort an seiner Statur und an seinem strengen Blick – er wirkte wie immer fest entschlossen und reserviert.

Sie blinzelte überrascht, da er plötzlich den Weg verließ und aus ihrem Sichtfeld verschwand, dann schüttelte sie den Kopf. Oh, ganz großes Kino, Harper. Bisschen eitel, wie? Denn obwohl ihr Haus am Ende des Weges stand, der sich anschließend im Wald verlor, hatte Bradshaw offenbar ein ganz anderes Ziel. Sie stieß erleichtert den Atem aus – erleichtert, richtig? –, steckte sich die Kopfhörer zurück in die Ohren und fuhr fort, ihre Kartons auszuräumen.

Sofort war sie wieder bester Laune. Sie zog gern um, lernte gern neue Menschen kennen und stürzte sich gern in neue Jobs, die immer ein wenig anders waren als der davor. Seit sie sich ihr Leben entsprechend eingerichtet hatte, war sie insgesamt betrachtet eine glückliche Frau.

Harper sang laut zu Maroon 5 mit, während sie die Kiste mit dem Krimskrams auspackte, die ihr ihre Mutter geschickt hatte. Sie ließ die Hüften kreisen und hüpfte im Takt der Musik.

Doch beim Gedanken an ihre Mutter, an deren Vorstellungen und Erwartungen, musste sie selbst beim Singen leise aufseufzen. Gina Summerville-Hardin wollte einfach nicht glauben, dass ihre Tochter ohne festen Wohnsitz und persönliche Habe wirklich glücklich sein konnte. Kein Wunder – sich ein Heim zu schaffen war ihre Art gewesen, mit den ständigen Umzügen zurechtzukommen, die durch den Beruf ihres Mannes notwendig gewesen waren. Weder sie noch Harpers Bruder Kai hatten es besonders genossen, immer wieder neue Länder und Menschen kennenzulernen. Im Gegensatz zu Harper und ihrem Dad.

Aber insgeheim freute Harper sich über die Kissen und Kerzen, die ihr ihre Mutter geschenkt hatte. Sie verpassten dem winzigen Häuschen eine heimelige Atmosphäre – und es war ja nicht so, dass sie damit etwa die Ideale ihres Dads verriet, die sie so in Ehren hielt.

Als der Song zu Ende war, durchsuchte sie ihre Playlist nach dem Lieblingslied ihres Vaters.

„Papa was a rolling stone“, trällerte sie dann zusammen mit den Temptations, während sie überlegte, wohin sie die Sachen ihrer Mutter packen sollte – Stauraum war hier kostbar. „Wherever he …“

Etwas Warmes streifte ihren Ellbogen. Ihr Puls schoss in die Höhe wie ein Affe auf einer Rakete, und eine große männliche Hand legte sich auf ihren Arm. Einen Moment erstarrte Harper, dann schrie sie sich die Seele aus dem Leib.

„Shit!“, hörte sie Max Bradshaw rufen, nachdem sie die Kopfhörer herausgerissen hatte und zu ihm herumgewirbelt war.

Die Hände hocherhoben wich er einen riesengroßen Schritt von ihr zurück, als würde sie mit einem Degen auf sein Herz zielen.

„Ms Summerville … Harper … tut mir leid“, entschuldigte er sich mit dunkler rauer Stimme. „Ich habe ein paar Mal geklopft und hörte Sie singen, deswegen wusste ich, dass Sie da sind. Aber ich hätte natürlich nicht einfach so hereinkommen dürfen.“ Langsam nahm er die Hände runter und vergrub sie in den Hosentaschen, wobei sich seine breiten Schultern nach oben wölbten. „Ich wollte Sie nicht erschrecken.“

Er hatte sie singen gehört – falsch und laut und powackelnd! Was ihr jedoch viel interessanter erschien, war die Tatsache, dass er in ihrer Gegenwart noch nie so viele Worte gesprochen hatte. Sie ließ die Hände sinken, die sie an ihr Herz gedrückt hatte wie eine panische Stummfilmheldin im Angesicht des Schnurrbart zwirbelnden Bösewichts. „Ja, also, Absicht oder nicht, Deputy Bradshaw …“

„Max“, warf er ein.

„Max.“ Hätte sie auch selbst draufkommen können. Schließlich war sie ihm nicht nur bei ihrem Vorstellungsgespräch hier im Hotel über den Weg gelaufen, sondern vor ein paar Wochen auch auf einem Grillfest. „Wie ich sagte …“

Die sowieso schon offene Haustür krachte plötzlich laut gegen die Wand. Sie wirbelten herum und starrten sprachlos den Mann an, der gerade hereingeschneit kam. Aus dem Augenwinkel bemerkte Harper, dass Max die Hand an seine rechte Hüfte legte, wo sich normalerweise zweifellos seine Pistole befand.

Der Schwung schleuderte den Typ mitten in den kleinen Raum, und als die Fliegengittertür hinter ihm zuschlug, richtete er sich zu einem großen, schlaksigen Mann Mitte dreißig auf.

Da Max, der beschützend vor sie getreten war, ihr die Sicht versperrte, beugte sie sich zur Seite, um an ihm vorbeispähen zu können.

„Sind Sie in Ordnung, Miss?“, fragte der Mann und schaute sich dabei hektisch um. Sie vermutete, dass er sich erst langsam an das dunklere Licht in dem Raum gewöhnen musste, denn sowie er Max schließlich erblickte, wurden seine Augen ziemlich groß. Sein auffälliger Adamsapfel hüpfte auf und ab, als er hörbar schluckte.

Aus gutem Grund. Max war locker über einsneunzig groß und wog sicher um die hundert Kilo.

Jedes einzelne Gramm davon feste Muskelmasse.

Eines musste man dem Hotelgast lassen. Er war Max zwar eindeutig körperlich unterlegen und wirkte auch, als ob er sich am liebsten genauso schnell wieder aus dem Staub gemacht hätte, wie er hier aufgekreuzt war, dennoch machte er einen Schritt auf sie zu und befahl mit fester Stimme: „Treten Sie von der Dame weg, Sir.“

„Ach, Himmel!“, hörte sie Max murmeln und musste ein hysterisches Gekicher hinunterschlucken. Max tat, worum er gebeten worden war.

Dann schaute sie den Hotelgast an. „Mir geht es gut“, meinte sie besänftigend. „Es ist wirklich nicht so, wie Sie denken.“ Sie durchforstete ihr Gedächtnis nach seinem Namen. „Sie sind Mr Wells, richtig? Ich glaube, Ihre Frau besucht meine Yogaklasse.“

„Sean Wells“, bestätigte er, und endlich löste sich seine Anspannung, die ihn förmlich vibrieren ließ, ein wenig.

„Das hier ist Deputy Bradshaw“, fuhr sie fort. „Ich habe nur so laut geschrien, weil ich ihn wegen der Kopfhörer nicht gehört habe.“

Sean entspannte sich noch etwas mehr, musterte Max aber weiterhin skeptisch – die beigefarbenen Cargoshorts, das schwarze Muskelshirt und die Tribal-Tätowierung, die sich von seiner muskulösen Schulter bis zu seinem harten Bizeps um den rechten Oberarm schlängelte. „Sie sehen nicht wie ein Deputy aus.“

Der düstere Blick, mit dem Max ihn fixierte, ließ ihn erstarren. „Heute ist mein freier Tag“, entgegnete Max vollkommen nüchtern.

Harper konnte sich selbst nicht erklären, was sie daran so dermaßen erregend fand.

„Ich bin nur gekommen, um Ms Summerville zum Abendessen einzuladen“, fügte er hinzu – was sie überrascht zusammenzucken ließ.

Sie drehte den Kopf und sah ihn an. „Wirklich?“ Mist. Hatte sich gerade ihre Stimme überschlagen? Normalerweise verlor sie nämlich so gut wie nie die Fassung. Aber ein bisschen wundern durfte man sich schon. Sie hätte Stein und Bein geschworen, dass sie auf Max’ Attraktionsbarometer bisher für keinerlei Ausschlag gesorgt hatte.

„Ja.“ Sein Gesicht färbte sich etwas dunkler. „Das heißt, Jake hat mich geschickt. Jenny macht heute Abend ein Grillfest und möchte, dass Sie auch kommen.“ Jetzt warf er Sean Wells einen Sie-sind-ja-immer-noch-da-Blick zu.

Woraufhin sich der Mann eine Entschuldigung murmelnd umgehend nach draußen verzog.

„Danke“, rief Harper ihm nach, bevor sie sich wieder zum Deputy umdrehte und ihn mit hochgezogener Augenbraue musterte. „Sie wissen jedenfalls, wie man jemanden in die Flucht schlägt.“

„Yeah.“ Er hob die Schulter mit der Tätowierung und ließ sie wieder sinken. „Eines meiner Talente.“ Er sah sie direkt an. „Also, was soll ich Jenny sagen? Sind Sie heute Abend dabei oder nicht?“

„Ich bin dabei. Was soll ich mitbringen?“

„Das fragen Sie mich? Ich gehöre zu den Typen, die einfach mit einem Sixpack Bier auftauchen.“

Sie lächelte. „Ich rufe Jenny an.“

Er erwiderte ihr Lächeln zwar nicht, doch immerhin hellte sich sein Gesicht ein wenig auf, was vielleicht seine Version eines Lächelns war. Schwer zu sagen, da seine Stimme nach wie vor kühl klang, als er entgegnete: „Gute Idee. Dann können Sie selbst zusagen. Also.“ Er bedachte sie mit diesem knappen Nicken, das sie schon von früheren Begegnungen kannte. „Noch mal Entschuldigung, dass ich Sie erschreckt habe. Ich schätze, dann bis heute Abend.“ Er wandte sich zur Tür.

„Das schätze ich auch“, murmelte sie seinem Rücken zu. Sie folgte ihm und schaute ihm hinterher, wie er davonschlenderte. Und drehte sich erst wieder um, nachdem er hinter einer Kurve verschwunden war.

Wow. Nichts, nicht einmal das Foto, das sie von ihm im Sunday’s Childs Investigator gesehen hatte, konnte einen auf diese umwerfende Wirkung vorbereiten, die von dem Mann in Fleisch und Blut ausging.

Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, schließlich schüttelte sie den Kopf. „Zumindest hat er diesmal nicht Ma’am zu mir gesagt.“

Max riss die Tür des Zimmers im oberen Stockwerk auf, das sein Halbbruder Jake als Büro benutzte. Er hielt direkt auf den langen Tisch zu, hinter dem Jake saß, knallte die Hände auf die Tischplatte und stützte sein Gewicht darauf. „Sie hat Ja gesagt. Sie kommt.“ Wild entschlossen ignorierte er sein Herz, das seit seinem Zusammentreffen mit Harper etwas ungleichmäßig schlug. „Ich kapiere immer noch nicht, warum du sie nicht einfach selbst einladen konntest. Immerhin geht es um die Grillparty deiner Verlobten.“

Jake löste den Blick vom Bildschirm seines Computers und schaute Max an. „Wie ich dir schon erklärt habe, Bro, bin ich erst seit lausigen vier Tagen wieder in der Stadt und habe einen total knappen Abgabetermin.“

„Warum haben die es denn so eilig?“, erwiderte er, noch immer ganz schön durch den Wind und mehr als bereit, seine schlechte Laune an seinem jüngeren Halbbruder auszulassen. „Du hast doch sowieso nur zehn Tage von den drei Wochen in Afrika ausgehalten und bist früher wieder nach Hause gekommen. Da müsste dir doch noch jede Menge Zeit bleiben?“ Er drückte sich von der Tischplatte ab, verschränkte die Arme vor der Brust und taxierte Jake. „Für einen Typen, der es mal kaum erwarten konnte, hier rauszukommen, scheint es dir in Razor Bay ziemlich gut zu gefallen.“

„Ja.“ Jake lächelte. „Dafür kannst du dich bei Jenny und Austin bedanken.“

„Was du nicht sagst!“ Max’ Halbbruder war im Frühjahr nach Razor Bay zurückgekehrt, um sich um seinen damals dreizehn Jahre alten Sohn Austin zu kümmern, den er zurückgelassen hatte, als er selbst noch ein Teenager gewesen war. Sein ursprünglicher Plan, den Jungen mit nach New York zu nehmen, hatte sich schnell zerschlagen, weil er sich Hals über Kopf in die Hotelmanagerin Jenny Salazar verliebt hatte, die für seinen Sohn so etwas wie eine große Schwester war.

Sein Instinkt sagte ihm, dass hier irgendwas nicht stimmte, und auf seinen Instinkt konnte er sich verlassen. „Warum will Jenny ausgerechnet dann grillen, wenn du einen Abgabetermin hast?“

„Ich habe keinen blassen Schimmer!“

Was schwer zu glauben war. Er starrte Jake mit seinem besten Polizistenblick in Grund und Boden und bemerkte amüsiert, wie sich sein Halbbruder zu winden begann.

„Okay.“ Die Aufmerksamkeit, mit der Jake seinen Bildschirm fixierte, war sehr verdächtig. Vor allem wenn man bedachte, mit welcher Geschwindigkeit er dabei in Wahrheit die Miniaturbilder seiner Fotos anklickte. „Womöglich habe ich ihr nicht so direkt von dem Abgabetermin erzählt.“

„Im Ernst? Nicht direkt erzählt oder keinen Ton erwähnt?“

„Womöglich habe ich es vergessen.“ Jake hob die Schultern und gab es endlich auf, Arbeit vorzuschützen. „Hey, wenn Jenny grillen will, dann soll sie grillen.“ Sein Lächeln war so albern, dass Max sich an seiner Stelle schämen würde.

„Okay. Aber um wieder auf deinen verkürzten Trip zu sprechen zu kommen, warum hat es der National Explorer so eilig?“

„Sie haben von Anfang an nicht damit gerechnet, dass ich drei Wochen für den Job brauche. Und es war vereinbart, dass ich eine Woche nach meiner Rückkehr eine erste Fotoauswahl schicke.“

„Mit anderen Worten ist es also kein knapper Abgabetermin.“

Jake sah ihn unter gerunzelten Brauen an. „Zum Teufel, Max – willst du jetzt vielleicht noch eine Verhörlampe anknipsen?“

„Hey, ich will doch nur verstehen, was los ist. Warum bist du noch nicht weiter, wenn du von der siebentätigen Deadline wusstest?“

„Ähm, ich war die meiste Zeit mit Jenny zugange.“

„Himmel, erzähl mir solchen Kram nicht!“ Max erschauerte unwillkürlich. „Jetzt würde ich am liebsten mein Hirn mit Industriereiniger sauber schrubben, damit ich die Bilder wieder aus meinem Kopf kriege.“ Bis sein Bruder in der Stadt aufgetaucht war, hatte er Jenny nämlich nicht in seinen wildesten Träumen als sexuelles Wesen betrachtet.

Jake schnaubte. „Bitte. Du bist doch bloß neidisch, weil du keine Frau hast.“

Unwillkürlich musste Max an jemanden in einem kleinen Cottage auf dem hinteren Teil des Hotelgrundstücks denken. Harper. An ihre schöne Haut. An ihre großen olivgrünen Augen und die dunklen Korkenzieherlocken. Ihre rauchige Stimme. Er würde seinen linken Hoden dafür geben, wenn er mit ihr …

Ungeduldig schüttelte er den Kopf. „Hey. Ich kann jederzeit eine Frau haben, und zwar einfach so!“ Er schnippte direkt vor Jakes Nase mit den Fingern. Leider interessierte er sich nicht für die Frauen, die er haben könnte, sondern für Harper Summerville, und zwar seit sie mit Jenny vor ein paar Wochen beim Fotoshooting des örtlichen Baseballteams hereingeschneit war.

Mürrisch starrte er seinen Halbbruder an. „Nächstes Mal schickst du einen anderen los. Du bist schließlich Vater, Himmel Herrgott. Warum hast du nicht einfach deinen Sohn damit beauftragt?“

„Hätte ich ja, aber es ist Sommer, er ist vierzehn und mit Nolan und Bailey segeln. Er wird den ganzen Tag unterwegs sein. Davon abgesehen …“ Jake warf ihm einen Seitenblick zu. „War ich nicht immerhin nett genug, dir vorher Kaffee zu kochen?“

„Na und?“

„Hey, und ich habe dir meine Arbeit gezeigt. Dich an der Genialität meiner in zehn Tagen äußerst effektiv entstandenen Fotos teilhaben lassen. Das würde ich nicht mit jedem tun, weißt du.“

„Und das war toll.“ Er ließ seine Stimme absichtlich ironisch klingen, allerdings hatte er es in Wahrheit genossen, mal einen Blick hinter die Kulissen werfen zu dürfen. Schließlich bekam man nicht jeden Tag die Fotos eines bekannten National-Explorer-Fotografen zu Gesicht.

Er schlenderte hinüber zu dem großen Fenster, wo er reges Interesse an einem Adler vortäuschte, der gerade dicht gefolgt von Krähen und einer Möwe über das Gelände flog. Eine Sommerbrise ließ die schweren Äste der Bäume schaukeln.

Dann schob er die Hände tief in die Taschen und schaute seinen Halbbruder über die Schulter an.

Selbst unter Termindruck sah Jake mit seinem teuren Haarschnitt und dem blassgrünen Hundertdollarseidenhemd, das perfekt zu seinen Augen passte, wie ein reicher Schnösel aus.

Max fand es nach wie vor erstaunlich, dass sie inzwischen richtig gut miteinander auskamen, und das, nachdem sie sich ein Leben lang spinnefeind gewesen waren. Wer hätte jemals damit rechnen können? Er jedenfalls nicht, das stand fest. Aber da es nun mal so gekommen war, drehte er sich um. „Es war wirklich ziemlich beeindruckend, wie du diese Unmengen von Fotos gesichtet hast.“ Er zog die Augenbrauen zusammen. „Trotzdem schuldest du mir was.“

„Klar“, entgegnete Jake staubtrocken. „Es war sicher entsetzlich, mit einer hübschen Frau reden zu müssen.“

„Sie ist nicht hübsch, du Idiot, sie ist schön. Aber du hast schließlich selbst schon zweimal miterlebt, wie ich versucht habe, mich mit ihr zu unterhalten.“ Und wie es ihm jeweils die Sprache verschlagen hatte – das war mehr als armselig gewesen. Er war immerhin Deputy – und ehemaliger Marine, Himmelherrgott! Normalerweise konnte er mit jedem reden.

Außer eben mit Frauen, die mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden waren.

„Oh“, murmelte Jake. „Stimmt, das war ziemlich peinlich.“

„Verdammt richtig“, stimmte Max ihm brummend zu. „Wobei ich mich heute ausnahmsweise gar nicht mal so blöd angestellt habe. Was ’ne gute Sache ist. Noch einmal hätte ich es nicht ertragen, mich zu blamieren. Und vergiss mal nicht, dass ich Zugang zu einem kompletten Waffenarsenal habe. Das heißt, ich könnte mich jederzeit von meinen Qualen erlösen.“

Jake zog die Augenbrauen hoch. „Nun komm mal wieder runter. Wir wissen doch beide, dass du ein viel zu hartgesottener Pragmatiker bist, um eine derart endgültige Lösung für ein vorübergehendes Problem zu wählen.“ Er lächelte Max fröhlich an. „Und betrachte es mal von der positiven Seite, Bro – es kann nur noch besser werden.“

„Schön, danke für deine aufbauenden Worte.“ Max schlenderte zur Tür. „Los, zurück an die Arbeit. Ich hab auch noch zu tun – ich kann hier nicht den ganzen Tag vertrödeln. Wir sehen uns dann um sieben bei Jenny.“

Während er die Treppe hinuntertrottete, dachte er: Dein Wort in Gottes Ohr. Wenn es nach ihm ginge, konnte es gar nicht schnell genug besser werden. Er ließ die Fliegengittertür hinter sich zuknallen. Nicht mal annähernd schnell genug.

Denn er hatte es wirklich satt, in Harper Summervilles Nähe loszustottern wie ein Dreizehnjähriger beim Anblick seiner ersten großen Liebe.

2. KAPITEL

Max knallte die Autotür zu, überquerte den kleinen Parkplatz und hielt schnurstracks auf Jennys Cottage zu. Mit zwei großen Schritten eilte er die Treppe zum Windfang hinauf.

Er kam nicht absichtlich zu spät. Nach seinem Besuch bei Jake war er zum Cedar Village gefahren, einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche ein paar Meilen außerhalb der Stadt.

Er war selbst früher ein zorniger Teenager gewesen, er kannte diese unkontrollierbare Wut nur zu gut und wusste, wie schnell man abrutschen konnte. Und weil er diese Kids so gut verstand, war es ihm so wichtig, ihnen in seiner Freizeit ein bisschen unter die Arme zu greifen.

Jedenfalls hatte er mal wieder vollkommen die Zeit vergessen, wie eigentlich jedes Mal. Die Jungen hatten ihn in ein ziemlich spannendes Basketballspiel verwickelt – dass sie ihn überhaupt gebeten hatten, mitzuspielen, war ein gutes Zeichen. Hätte er abgelehnt, hätten sie ihn vielleicht nie wieder gefragt. Und das hatte er nicht riskieren können.

Danach war er schnell nach Hause gefahren, um zu duschen und sich umzuziehen. So zwanglos Jennys Einladungen auch sein mochten, sie konnte wohl erwarten, dass er frisch rasiert und geduscht bei ihr auftauchte. Zumal sein Halbbruder Jake, die Liebe ihres Lebens, immer aussah wie der aktuellen GQ-Ausgabe entsprungen. Nicht auszumalen, was sie zu einem Kerl sagen würde, der stank, wie nur ein Mann stinken konnte, der sich gerade auf dem Basketballplatz verausgabt hatte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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