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Bei den Aufzeichnungen, die 1997 in Wien beginnen und 2003 in Berlin enden, handelt es sich um ein authentisches Tagebuch. Die Autorin verlässt eine langjährige Beziehung, um zu einem Ost-Berliner Dichter in den im Umbruch begriffenen Prenzlauer Berg zu ziehen. Die dortige Kunst- und Kulturszene unterscheidet sich sehr von der ihr vertrauten in Wien und mit dem Gefühl der Fremdheit tauchen auch ihre lang verdrängten inneren Gespenster wieder auf. Der künstlerische Ausdruck, den sie in Berlin erstmals findet, bildet dabei oft den einzigen Halt. Auch die neue Liebe wird, trotz innigster Momente, immer wieder von Eifersucht und zerstörerischen Gedanken überschattet. In dieser schwierigen Zeit wird sie durch besondere Umstände plötzlich Mutter und gerät dadurch in neue Abhängigkeiten. Aufgrund einer Psychose kommt sie zum ersten Mal in die Psychiatrie. Ein zweiter Psychiatrieaufenthalt verstärkt ihre Unsicherheit und die Depression. Nach der endgültigen Trennung vom Partner und einem weiteren Psychiatrieaufenthalt ist sie gezwungen, sich der Situation einer verlassenen und gekränkten Frau zu stellen und soweit es möglich ist, den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Die Autorin schont weder sich noch andere. Die Leser nehmen an Gedanken teil, die teilweise so intim sind, dass man ihnen ausweichen möchte.
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Seitenzahl: 479
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Bei den Aufzeichnungen, die 1997 in Wien beginnen und 2003 in Berlin enden, handelt es sich um ein authentisches Tagebuch. Die Autorin, selbst Künstlerin, verlässt eine langjährige Beziehung, um zu einem Ost-Berliner Dichter in den im Umbruch begriffenen Prenzlauer Berg zu ziehen. Die dortige Kunst- und Kulturszene unterscheidet sich sehr von der ihr vertrauten in Wien und mit dem Gefühl der Fremdheit tauchen auch ihre lang verdrängten inneren Gespenster wieder auf. Der künstlerische Ausdruck, den sie in Berlin erstmals findet, bildet dabei oft den einzigen Halt. Auch die neue Liebe wird, trotz innigster Momente, immer wieder von Eifersucht und zerstörerischen Gedanken überschattet. In dieser schwierigen Zeit wird sie durch besondere Umstände plötzlich Mutter und gerät dadurch in neue Abhängigkeiten.
Aufgrund einer Psychose kommt sie zum ersten Mal in die Psychiatrie und verliert dadurch alles, worauf sie einmal gesetzt hat. Ein zweiter Psychiatrieaufenthalt verstärkt ihre Unsicherheit und die Depression. Nach der endgültigen Trennung vom Partner und einem weiteren Psychiatrieaufenthalt ist sie gezwungen sich der Situation einer verlassenen und gekränkten Frau zu stellen und so weit es möglich ist den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Zudem muss sie die Diagnose „manisch-depressiv“ verarbeiten.
Die Autorin schont weder sich noch andere. Die Leser nehmen an Gedanken teil, die teilweise so intim sind, dass man ihnen ausweichen möchte.
Verena Kammerer, 1965 in Bozen geboren, studierte Grafik-Design in Wien und Psychologie in Berlin.
Sie lebt in Berlin und arbeitet als Therapeutin und Künstlerin.
Bei fast allen Hauptbeteiligten habe ich den Namen geändert, trotzdem könnten einige sich gekränkt oder missverstanden fühlen, dafür möchte ich mich entschuldigen. Es erklärt sich von selbst, dass ich nicht den Anspruch auf Objektivität habe. Es ist der Blick eines Ichs auf sich und die Welt in einer Form wie ich ihn heute nicht mehr habe. Gerade die Psychosen haben mir letztendlich geholfen, die Einseitigkeit des damaligen Blicks zu verändern.
Ich möchte allen danken, die in diesem Buch in Erscheinung treten und ich möchte denen danken, die weiterhin Teil meines Lebens sind, und besonders möchte ich Stefan danken, der mir erlaubt hat, so offen mit seinem Namen umzugehen.
„Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an“
Marc Aurel
So, ein neues Jahr. Silvester gut verbracht. Überraschend der Besuch von Johanna, auch Nelly, Enrico und Simone sind gekommen. Zuerst sah es nämlich so aus, als würden nur Diego, ich und Jessica zusammen feiern. Alle zusammen ins Anzengruber und später noch auf ein georgisches Fest.
Die Zeit vorher in Südtirol. Dort der Besuch bei Giorgia, die irgendwie gut aussieht und die ich ein Jahr nicht mehr gesehen habe. 2 Tage in Bruneck, die Ausstellung „Meine Sammlung“ von Diego, und all diese Tage, wo ich nicht viel gemacht habe. Vor Weihnachten kurz Oskar gesehen. Lesung von Schestak und Nellys Balzac-Text. Manuela war auch dort, nur gegrüßt, kein Wort miteinander gesprochen. Ich kann mit ihr nicht sprechen, ich glaube, ich traue ihr einfach nicht mehr. Sie hat mit Diego auch nicht gesprochen und er war darüber ein wenig traurig. Es beschäftigt mich. Auch Nelly ist mir fremder geworden. Einmal habe ich sie gefragt, ob sie mich noch möge, und sie war ganz verwundert, dass ich so was frage. Aber auch sie weiß, dass sich etwas verändert hat. Sie trifft sich mit Manuela und die fragt auch nach uns. Manuela wird sicher nach Amerika gehen, sie hat einen Freund und ich glaube, sie will weg von allem und das wird auch das Beste für alle sein. Mir fällt immer wieder dieses Gespräch im Holler ein, da hat sie angedeutet, dass sie irgendwann weg sein würde und sich da nicht mehr bei Diego melden würde und er solle ihr dann eine Karte schreiben, damit sie wieder weiß, was sie verbindet. Und ich war froh, als Diego meinte, das wäre nur richtig so, und sie muss dann gehen und um ihn brauche sie sich keine Sorgen zu machen.
Auch Sigi und Katarina waren bei uns und auch sie werden nach Amerika gehen.
Gestern Abend bei Linda W. Sie hat uns ihr Buch gezeigt, wo sie zu Kinderreimen von h.c. artmann gezeichnet hat. Es war wirklich sehr, sehr stark. Mit Dieter gestern eine Lampe gekauft und ein wenig gezeichnet. Noch nicht sehr viel, aber ich versuche weiterzumachen. Ich habe gestern gehört, wie schwer es ist. Auch für Linda, die jetzt den 3. Preis für das schönste Kinderbuch bekommt. Im Grunde wird gar nichts bezahlt. SW-Zeichnungen gehen überhaupt nicht.
Auch Manuela hat gestern Diego angerufen.
Habe jetzt ein paar Tage wieder bei Andress gearbeitet.
Letztes Wochenende 2 Tage bei Johanna. War sehr schön. Es ist gut jemand zu kennen, der zu Diego und zu mir seine eigene Beziehung hat und auch mit uns zwei zusammen was anfangen kann.
Einen Abend war Nelly und Enrico da. Wir haben viel getrunken und getanzt und es war lange her, dass wir vier zusammen waren.
Vorgestern einen Besuch gemacht und heute muss ich absagen.
Gestern mit Diego „Die Abenteuer des Herrn Picasso“ gesehen. War ganz nett. Manchmal etwas überstrapaziert. Diego war gestern bei h.c. artmann, der sich trotz seines Alters und der Müdigkeit gefreut hat.
Ich habe Besuch gemacht.
So, gerade war Anton bei mir. Vorher waren wir essen mit seiner Familie usw. und zusammen heimgefahren. Und dann sein aggressiver Ausbruch bezgl. der Familienproblematik. War gut, wieder einmal mit ihm zu reden. Diego ist nicht da. Ich denke, er ist mit Manuela unterwegs. Das lässt mich nicht kalt. Am Sonntag bei der TEAM gearbeitet, am Samstag Besuch gemacht, lange über Karin und diese Dreiecksgeschichte gesprochen. War sehr verbindend. Es war überhaupt sehr wunderbar, sehr zärtlich. Schwimmen gewesen. Dann mich mit Johanna getroffen. Überhaupt, der Samstag war seit langem ein sehr schöner, intensiver, sehr intensiver Tag.
Ich treibe mich durch dies alles. Viele Auf und Abs. Oft sehr intensiv, das Leben. Was immer das auch sein soll.
Diese Geschichte wird eine Osterhasengeschichte, d.h. es geht um einen Osterhasen. Sie werden sich vielleicht denken, was interessiert uns der Osterhase, der hat doch nichts mit meinem Leben zu tun. Ich gebe Ihnen Recht, er hat auch nicht viel mit meinem Leben zu tun. Nur habe ich von einer Osterhasengeschichte gehört, die ich nicht so uninteressant finde, auch wenn die Geschichte nur insofern wahr sein kann, wie halt Geschichten wahr sein können. Ich hoffe, hiermit in kurzen Sätzen genügend zu meiner Entschuldigung und zu Ihrer Aufmerksamkeit beigetragen zu haben.
Also, ein Osterhase stand in der Früh auf und begab sich ins Bad, wie er es so jeden Morgen machte. (Ich bin der Überzeugung, gerade das haben Sie nicht gewusst, ich meine, dass ein Osterhase überhaupt ein Bad hat, und da Sie wahrscheinlich auch ein Bad haben, gibt es immerhin schon eine Gemeinsamkeit zwischen Ihnen und dem Osterhasen.) Nun, er schaute in den Spiegel und erschrak. Er sah einen Osterhasen, der genauso aussah wie er, er war es selbst. Es war auch nicht dieser gewohnte Anblick, der ihn erschrecken ließ, es war dieser Gedanke: das ist mein Leben, jeden Tag aufstehen und jeden Tag in denselben Spiegel schauen und mit jedem Tag ein wenig mehr von dem Gefühl, das Leben geht an mir vorbei. Natürlich, man kannteihn. Natürlich, mit seinem Namen verband man unteranderem seine Aufgabe, aber im Grunde lebte er mehr von diesem Ruf, der ein wenig anfing zu verblassen. Er spürte doch, dass sogar die Kinder, an sich seine sicherste Fangruppe, ihn nicht mehr ganz so ernst nahmen. Gut, es gab immer noch diesen einen Tag.
So, nun ist der erste Moment, wo ich wirklich einmal hier in Berlin alleine bin. Bis jetzt, zwischen Anreise mit Johanna, Diego, Nelly und Enrico, Museumsbesuche (Dahlem, Menzel und heute Kienholz), Lesungen und Cafébesuche. Sehr nervös, da ich diese ganze Reise unter einen Hut bringen wollte. Jessica, die bis Sonntag hier bleiben will und die mir dadurch lästig ist. Ich schreibe das so locker, aber ich weiß, das hängt mit meiner speziellen Situation zusammen. Ich war überhaupt häufig nervös. Diese Reise beschäftigt mich so sehr. Hin- und hergerissen zwischen einerseits dem Drang nach Prag zu fahren und andererseits Diego keine Sorgen zu bereiten. Sogar als ich heute Artur getroffen habe, was mich wirklich freute, war ich zerstreut. Gerade habe ich einen Anruf bekommen und nun nimmt diese Reise ihren Lauf. Im Grunde habe ich ganz was anderes zu tun. Ich flüchte in diese Geschichte wie auf eine Insel. Ich weiß, dass ich weiter schwimmen muss (ein alter Gedanke), aber sobald ich Inseln sehe, stürze ich mich darauf, bis ich wieder weiter schwimmen muss, nur entdecke ich sehr viele Inseln, besser gesagt, es sind immer die gleichen, ich schwimme zwischen diesen paar hin und her und wage mich nicht ins offene Meer. Und bei jedem Ausruhen auf der Insel wird der Genuss des Ausruhens gemindert, weil ich eigentlich nicht erschöpft bin, und mit jedem Mal weiß ich das genauer und so verliert das Schwimmen und die Insel ihren eigentlichen Wert.
So klar sehe ich mich in meinen sinnlosem Tun. Die einzige Hoffnung ist, dass in diesem bewegten Stillstand doch ein kleiner Schritt der Veränderung entsteht, doch neue Gewässer und größere Distanzen entstehen.
Über Karin nachgedacht. Ich muss Distanz halten. Sie wird mir zu nahe und es stimmt so nicht. Ich habe das Gefühl, sie gibt mir sehr wenig, ich muss mehr geben und im Grunde bin ich ihr nicht so wichtig, und ihr Verhältnis zu Tomek ist sehr eigenartig, zumindest wie sie es erklärt.
Johanna ging es nicht so gut gestern Nachmittag. Ich denke, dass ich es ein wenig verstehe, obwohl ich schweigen muss, sie ist so mutig und so konsequent und ich bin ein bequemer Hund. Und sie hat wirklich etwas Besonderes.
Am schönsten von allem Beisammensitzen, war im Pasternak mit Luise, Johanna und Diego, wirklich harmonisch. Auch danach im Café Clara, als Nelly, Enrico und Jessica kamen, war es schon unruhig. Ich kann einfach mit den wenigsten Menschen und mit Nelly wird es nie mehr so sein, wie es war. Kein Vorwurf an sie, vielleicht habe ich die meiste Schuld, aber sie braucht mich nicht, es reichen auch Maria, Jessica u.a. und natürlich auch ich, aber ich glaube, sie macht nicht die Unterscheidungen in Bezug auf Nähe, wie ich sie mache.
Wieder zurück von Berlin, eigentlich von Prag. Wie konnte es anders sein, ich bin krank. Die letzten zwei Tage, vor allem gestern während dem Essen und später die Zugfahrt, fühlte ich mich total schwach. Prag ist wunderschön, zumindest der innere Kern. Wir haben bei Manuela gewohnt, die außerhalb von Prag ihr Haus hat, wo die Umgebung ziemlich trist ist. Samstag Abend früh ins Bett gegangen, da ich schon die ersten Anzeichen einer Grippe gespürt habe. Es war aber doch noch sehr schön. Obwohl ich immer schlecht geschlafen habe, viele unruhige Träume.
Mein Lieber,
noch nie hatte ich das Gefühl, dass ich Dich vielleicht nicht mehr genug liebe. Jetzt denke ich häufig darüber nach. Es ist auf jeden Fall eine andere Form von Liebe. Du bist in mir, wie noch kein Mann in mir war, was immer das auch konkret für Dich bedeuten soll.
Meine Zärtlichkeit ist vorhanden, meine Liebkosungen und Küsse sind wirklich, aber es ist kein starkes Begehren, keine Gier nach Dir.
Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass es nie um starke Erotik ging. Ich meine, ich hatte mit Diego wunderbare, für mich absolut neue Offenheiten und Erfahrungen erlebt, er ist der erste Mann, dem ich mich geöffnet habe. Ich frage mich, darf ich ihm das antun. Sollte ich ihm alles sagen. Sicherlich wäre das der Bruch, außer man will sich weiter belügen. Soll ich die Dinge so belassen, wie sie sind. Mich verstecken hinter dem allen, wie ich es in letzter Zeit getan habe. Das Gefühl, ohne die alle sein zu wollen. Nur Diego gefällt mir wirklich. Auch wenn ich mir wünschen würde, wir könnten offener miteinander reden. Aber vielleicht wäre das auch tödlich (für unsere Liebe, die es trotz allem gibt). Ich hatte die ganze Fahrt von Berlin nach Prag so viele Ängste, blockierende Gedanken, dass ich vieles nicht genießen konnte, und dann wurde ich krank (psychosomatisch). Natürlich, so geht das nicht, ich weiß das schon lange, frage mich auch, welche Rolle hat Tomek. Ich müsste für mich weiterkommen, dann könnte ich eher objektiv sehen. Ich bin so häufig überzeugt, jetzt ist genug, ich höre auf, hätte auch genug Gründe und dann ist mir jede Ausrede recht, um gewohnt weiterzumachen.
Nun sitze ich wieder einmal hier in der Wohnung. Ich habe mit Tomek ausgemacht einen Ausflug zu machen. Ich weiß nicht, was los ist. Einfaches Verschlafen oder doch irgendetwas anderes.
Nun gut, ich habe meinen Geburtstag doch gefeiert. Obwohl ich keine Lust hatte und mir auch nichts erwartet habe. Johanna ist überraschenderweise am Nachmittag gekommen und am Abend hatte ich ein Gespräch mit Diego. Meine Unzufriedenheit, unsere Entfremdung usw., aber irgendwann löste sich das alles und wir haben wunderbar Liebe gemacht. Später sind wir noch mit Sigi ins Pontoni und das war dann wirklich noch sehr schön.
Diego ist total in seiner Arbeit, er sagt, er kommt sich vor wie mit 17, die gleichen Gefühle. Ich glaube, er ist jetzt wirklich auf einem sehr guten Punkt, es geht ihm nicht mehr um Kunst, auch nicht um die Reaktionen der anderen, er macht einfach so wie er empfindet und er vergleicht sich mit einem mittelalterlichen Buchmaler.
Letzte Woche drei Tage im Bett. Fieber und alle möglichen Grippeerscheinungen. Am Samstag Besuch von Nelly.
Am Sonntag einen Besuch gemacht. Kurz Maria getroffen, mit Diego zu h.c. artmann ans Krankenbett. Sehr schmal, sehr blass, aber er hat sich über Diegos Besuch gefreut. Jandl und Mayröcker waren auch kurz dort. Dann im Messepalast „Literatur im März“. Ganz schöne Puppenvorstellungen von der Wiener Gruppe. Renate hat von D. Steiger erzählt und dem zu erwartenden Kind. Beide sehr verliebt, sehr schön zart.
Gundi gesehen, habe mich sehr darüber gefreut. Dieses Energiebündel von Frau. Sie hat sehr gut gelesen. Maria ist auch verliebt in Harald, den Cutter. Zum Schluss blieben nur mehr Diego, Gundi und Christian (Linzverlag) übrig. Ich war total überdreht und redete viel. Diego ging nach Hause und wir ins Beograd. Obwohl schon zu, ließ man uns rein, dort mit dem Oberkellner getanzt und zum Schluss stellte sich heraus, irgendwie ist er ein Arsch. Auch wenn Gundi immer schnell streitet, irgendwo hatte sie absolut recht. Christian sehr nett, ein Junge, aber sehr nett.
Um 5 Uhr heim und heute nicht arbeiten gegangen, zu Franz, Besuch gemacht, total überdreht, schlechtes Gewissen, weil ich nicht gearbeitet habe, und ganz toll massiert, ich.
Auf jeden Fall meine Auferstehung gebührend gefeiert und alles noch da.
Vorgestern von Südtirol zurück und gestern Abend in der Kunsthalle die Präsentation von Marias Film über Diego. Es war ein sehr guter Abend, Luise war auch da und a. glück, Sigi und Katarina und viele andere.
Heute mit Diego in die Turner-Ausstellung. Er ist jetzt nach Südtirol und ich fahre am Sonntag nach Berlin.
Kleine, aber feine Massage.
Ich bin in Berlin. Sitze in Luises Küche und habe eine neue Geschichte angefangen: „Der Fisch in meiner Tasche“. Die Idee dazu kam mir gestern auf der Reise nach Berlin in Jörgs Auto.
Die letzten Tage in Wien: Ich erinnere mich an drei Besuche, einer war besonders intensiv, dann wieder weniger. Eine Nacht fast nichts geschlafen. Diego hat mich nicht angerufen. Er saß in Innsbruck fest wegen italienischen Zugstreik.
Gestern mit Luise noch ins KüKi (Küchenkino) einen Film von Aaron (?) gesehen. Mit Luise viel geredet und jetzt hier alleine.
Habe das Gefühl, dass bis jetzt alles sehr gut läuft. Das Glück mit der Mitfahrgelegenheit, zudem abgeholt und bis Luises Haustür gebracht zu werden. Die Wohnung von Artur. Und heute schon die Geschichte angefangen. Ich bin sehr froh, dass ich alleine bin, ohne Diego, ohne Tomek. Ich musste einfach alleine und für mich wieder sein. Die Ablenkungen sind so einfach, so trügerisch und eben wirkliche Ablenkungen.
Gestern mit Luise Konzert von John Rose und drei deutschen Musikern. Es hat mir gut gefallen. Alte Bekannte wie Jason und Margarete getroffen. Am Abend aber so müde, dass ich gerne ins Bett ging.
Wir waren gestern Lesung von Sabine Gruber und R. Schindl. Nina Schröder kam später auch noch. Luise ging aber bald, da sie zu einem Konzert wollte. Später mit Kurt L. und Sabine in den Torpedokäfer. Es gibt keine wirklichen Männer, die mich interessieren. Diego ist schon in Paris, er hat mich spät angerufen und war schon ganz fertig, da er mich nie erreicht hat und sein Pariser Telefon irgendwie nicht richtig funktioniert. Auf jeden Fall, jetzt ist alles geklärt. Ein Schriftsteller, A. H., war sehr an Sabine interessiert, bin aber sicher, dem noch zu begegnen, obwohl er mich nicht besonders interessiert, aber das sind die Typen, denen kann man viel erzählen, aber ich denke mir jetzt schon, dass alles, was er mir erzählen würde, mich nicht berühren würde. Kurt ist nett, aber sonst auch nicht mehr. Mit Schindl ist es wirklich komisch, ich glaube, wir können uns beide nicht besonders leiden, und seine Gedichte haben mir auch nicht sehr gefallen.
Meine Geschichte ist an einem Punkt, wo nicht viel weitergeht, dafür einen Linolschnitt gemacht. Ich treffe mich später noch mit Sabine und dann ist die Lesung von F. Schuh. Diego hat erzählt, Anita Pichler ist gestorben, aber ich war darauf, wie alle irgendwie, vorbereitet und so nahe stand sie mir natürlich auch nicht.
Diego hat heute den Thomas Eller im Picasso Museum getroffen. Dies sind immer eigenartige Zufälle.
Ich bin so froh mit Luise, sie hat so eine Unternehmungs- und Betätigungslust. Sie war lange nicht mehr so gut drauf. Sie will immer 1000 Dinge machen, aber Gott sei Dank, zum Schluss lässt sie sich doch nicht stressen.
Gestern mit Sabine zur Schuh-Lesung. Kein Schuh, da das Flugzeug sich verspätet hatte. Im Brechthaus zusammen mit Walter Famler (Wespennest) und Ludger Bült (Brechthaus) in den Keller. Später noch in ein Lokal. Doch irgendwann war etwas an Ludger unangenehm. Wahrscheinlich das Schimpfen auf die ostdeutschen Literaten usw., vor allem die Art des Schimpfens. Heute war Tomek auf dem Anrufbeantworter. Und Diego hat endlich die richtige Pariser Telefonnummer herausgefunden.
Es ist 20.00. Ich bin seit 8 Stunden in meiner Wohnung, wann gab es das in Wien? Teilweise viel gearbeitet, vor allem die Geschichte „Huhn und Wolf“ angefangen. Luise ist von der Arbeit gekommen und schläft im Nebenzimmer. Mir ist es immer nur recht, wenn sie verschläft, im Grunde habe ich Angst zu cyan, dem Grafikatelier, zu gehen. Und aus Angst gehe ich auch nicht aus dem Haus. Es ist nicht eine wirklich negative Angst, da ich ja gearbeitet habe, aber trotzdem, ich merke, wie eng ich mir immer meine Grenzen setze. Wenn dann Luise kommt und müde ist, werde ich ein wenig aggressiv, da ich reden möchte, sie aber nur was essen und ihre Ruhe. Ich ärgere mich dann über alles, das Chaos, das sie hinterlässt, ihr Desinteresse gegenüber meinem Tag usw. Ich weiß, dass ich lächerlich bin und so halte ich mich zurück. Mit ihr so lange alleine sein ist nicht gut für mich, ich bräuchte dann jemand, wo ich das herauslassen kann.
Zum 100x, was wird aus mir, oder ist diese dauernd auftauchende Frage, mein Leben. Ein kleiner Schritt nach vorne, ein langes Absitzen der Situation usw. Manchmal könnte ich verzweifeln, nicht wirklich, jetzt habe ich sozusagen eine gute Position. Berlin + mein Geld + meine Hoffnung.
Gestern mit Luise noch in den Torpedokäfer. Da ich den ganzen Tag alleine gewesen war, hatte ich Lust zu reden, und als Nino sagte, ob er uns noch einladen kann, bin ich geblieben. Heiß diskutiert über Berlin und Schindl usw., dann ins Bukowski und dann noch mit einer Flasche zu ihm heim. Sogar getanzt und meine wilde Entschlossenheit ihm zu erklären, dass ich nicht mit ihm schlafen werde. Er hat gemeint, dass ich mit ihm schlafen möchte, da wäre er sich ganz sicher. Heute sehr verkatert.
Gestern wollten wir in ein Konzert gehen, aber die Sängerin war krank. Einen eigenartigen Südtiroler auf der Straße getroffen, der unbedingt Geld für die Jugendherberge brauchte, das ich ihm dann gab. Ich wäre neugierig, ob er es mir, wie versprochen, zurückschickt. Dann nach Hause. Teorema von Pasolini gesehen. Danach drei verzweifelte Briefe geschrieben, diese eigenartige Stimmung musste ich loswerden. In der Nacht einen sehr eigenartigen Traum: Wir waren zu viert und dann gab es einen Toten und ich weiß nicht mehr den genauen Grund, aber ich glaubte, einen decken zu müssen, da er nicht schuld war an dem Tod. Aber irgendwann merkte ich, dass das alles ein Komplott war und man mich als eine Verrückte, die jemanden umgebracht hat, hinstellen wollte. Der eigentlich Mörder war ein Psychiater und ich merkte, dass mein Entsetzen, meine Wut über diese Täuschung, für alle nur die Bestätigung war, dass ich wirklich verrückt war. Dann war ich in der Anstalt bei diesem Psychiater und ich wusste nicht, ob inzwischen jemand versucht, den eigentlichen Schuldigen aufzudecken, z.B. indem man Wanzen in dem Büro des Psychiaters versteckt hat, da er mit mir immer offen über seine Tat redete. Er war aber sehr gerissen und schaute überall nach, er fühlte sich sehr sicher. Dann zeigte er mir einen Käfig voller Katzen, mit denen er sich im Notfall, bei Aufdeckung des Mordes, umbringen könnte (?). Ich merkte, wie machtlos ich war, und als Luise kam, die mir glaubte, sagte ich zu ihm, weil ich etwas sagen wollte, das ihn in seiner Sicherheit aufregen sollte: „Sie werden dir den Schwanz abhacken“ und er ärgerte sich sehr. Luise und ich rannten hinaus und dann fasste er sich und wollte auf Luise losgehen, da er mich sozusagen schon besaß, und irgendwie konnte ich sie wegreißen.
Gestern „Die Verachtung“ von Godart gesehen. Besonders gefallen hat er mir nicht. Ich meine, er war schon in Ordnung, aber er war so typisch französisch, endlose Diskurse zwischen Mann und Frau.
Heute Nacht habe ich geträumt: ich habe ein Kind, einen Jungen. Nicht wie in anderen Träumen, wo ich Beziehungen zu Kindern habe, diesmal war es wirklich mein Kind. Und ich traf auf der Straße Rosi (?) und sie sprach mich wegen dem Kind an und ich sagte ihr: „Ja, ich habe ein Kind, ich zeige es dir“. Und mir fiel ein, dass ich ohne Kind unterwegs war, und ich hatte ein wenig ein schlechtes Gewissen, ich wusste, Giorgia war bei ihm. Ich fand den Jungen neben Giorgia liegen und war ganz verrückt vor Stolz und Freude. Ich hob ihn auf, er ließ sich das auch gefallen, aber ich merkte, eigentlich wollte er das nicht. Er hatte keinen Bezug zu mir, das wurde immer spürbarer und dann legte ich ihn zurück und er weinte und wollte seine Maus und ich sah, er hatte ganz wenig Spielsachen, es wirkte wirklich erbärmlich und ich dachte mir, das ist gut, dass mein Sohn nicht so verwöhnt ist. Es gab das Grundgefühl: ich voll Freude über das Kind und das Gefühl, ich bin ihm unangenehm.
Vielleicht handelt dieser Traum von Diego. Er ist das einzige „Kind“ das jemals mein war (?) und ich bin ja wirklich sehr stolz und glücklich über ihn, aber ich vernachlässige ihn auch.
Manchmal gerate ich hier in Abgründe. Ich kenne diese Abgründe sehr gut, aber hier tauchen sie häufig auf und dann, weil es nicht anders geht, verschwinden sie auch bald wieder. Ich habe hier keine Ablenkungen, Bekannte, Arbeit usw., deshalb alles direkter. Es ist schlussendlich immer der gleiche Gedanke wie schon vor 14 Jahren, ich bin nichts. Nichts Wirkliches mit allem in mir und allem, was ich daraus mache. Ich bin nicht unschuldig und ich sehe immer „Gott“, im Grunde die Auflösung. Das Nichts wäre mir nur recht. Also bin ich doch nicht ein religiöser Mensch. Ich hinterfrage mich, denn mein Leben bedeutet mir nicht viel, aber ich weiß, ich bin nicht frustriert, oder ist es möglich mit siebzehn, achtzehn, mit so wenig Leben hinter sich, schon frustriert zu sein. Ich glaube wirklich, der große Schock in meinem Leben war die Entdeckung der inneren Einsamkeit. Die Diskrepanz ist einerseits in dieser Einsamkeit nicht Gott finden zu können (sondern nur die eigene Unzulänglichkeit), andererseits die Unendlichkeit in der Einsamkeit zu fühlen, und Unendlichkeit ist für mich nur durch Gott erklärbar. Vielleicht ist das das Wunder des Menschen, aber es ist auch ein Fluch. Ich empfinde mich wirklich so häufig als Fluch. Ich frage mich, ich provoziere mich, wie viel halte ich aus. Ich bin ein Feigling, aber ich kann an mir nicht ein falsches Leben akzeptieren. Vielleicht muss ich diesem Fluch auch dankbar sein, er ist eine andauernde Quelle der Reizung und ein Prinzip ist ja für das Leben wach zu sein, offen wie eine Wunde. Aber dann habe ich wieder nichts, mit dem ich mich schützen kann. Außer manchmal meinen Witz oder meine Nettigkeit, aber die ist häufig eine Plage, die zu meinem Ich gehört.
Es ist mühsam, so viele Stunden mit mir alleine. Ich weiß nicht, ob ich das jemals in den Griff bekomme. Es sind nicht einmal 2 Wochen vergangen und schon habe ich das Gefühl an die Grenze gekommen zu sein. Ich bin direkt froh nach Paris fahren zu können. Es ist teilweise eine Flucht, weil ich das alles doch nicht so gut aushalte, wie ich es mir vorgenommen habe. Meine anfängliche Begeisterung ist beim Austrocknen.
Kotze ins Klo
nicht auf den Tisch
der Gestank bringt mich
um
Meine Überheblichkeit am Anfang, gegenüber Schindl (dessen Buch „Gebürtig“ mir sehr gut gefällt), meine Kritik an alle, was soll das. Hier sitze ich, untätig und armselig an allem. Erbärmlicher Stolz, der vor mir zerfällt in Dreck und klebrigen Schlamm, notdürftig gesäubert versuche ich Haltung zu wahren. Vor wem. Wenn ich es doch selbst genau weiß, dass alles faul und schmutzig ist. Kein wirklicher, gelebter Schmutz, nur Feigheit und blockierter Stolz.
Immer noch der 19. Aber in total anderer Stimmung. Ich habe gerade einen Brief von Diego bekommen und bin ganz glücklich. Mein geliebter Mann, ich habe wirklich Sehnsucht nach ihm. Vorher war ich mit Luise bei Angela und da war ich am Anfang noch blockiert von meiner Einsamkeit, aber dann wurde es immer entspannter und sie möchte sich meine Linolschnitte anschauen. Später kam noch Jens, ihr Freund, und jetzt sitze ich alleine in Arturs Wohnung, trinke einen Schluck Wein, werde später ein Video anschauen und alleine schlafen. Luise ist mit Maik im Kino.
Der Brief von Diego ist genau zum richtigen Zeitpunkt angekommen. Er ist sehr froh in Paris zu sein und ich muss wirklich sagen, sein Glück macht auch mich immer glücklich.
Wo soll ich anfangen, es ist wieder einmal viel passiert und ich hatte keine Zeit irgendetwas aufzuzeichnen. Sonntag hat mich Nelly und dann noch Johanna angerufen und ich war sogar alleine schwimmen. Also ich fing an, diese viele Zeit in den Griff zu bekommen. Am Abend mit Luise Konzert. Obwohl sie absolut k.o. war, gingen wir noch in den Torpedokäfer und da war Maik und Stefan und noch ein paar, aber auf jeden Fall Platz frei und wir sind dann länger geblieben. Und Luise ging nach Hause, aber mir war das egal, da ich anfing mit Stefan zu reden, und das wollte ich immer schon. Wir waren zum Schluss die Letzten am Tisch und ich redete und fragte ihn irgendwann, weil ich gemerkt habe, er konnte genauso wenig weg wie ich, und wir wollten dieses Beisammensein hinausziehen, also sagte ich ihm, dass ich ihn am liebsten küssen würde, und er meinte, ich solle das machen oder er würde das auch gerne haben, auf jeden Fall haben wir uns im Lokal geküsst, aber sehr zart. Nino war auch noch im Lokal und der küsste an der Theke ein Mädchen. Ziemlich eigenartig, aber ich war wirklich so locker und glücklich und ich ging noch zu ihm und wir haben uns immer nur umarmt und zart geküsst. Ich wusste auch, da ist keine Gefahr, da es nicht viel mit Erotik zu tun hat, mehr mit meiner Einsamkeit, und er zu den wenigen gehört, dessen Nähe ich vertrage und den ich auch wirklich mag. Wir haben viel geredet und fast nichts geschlafen. Ich wollte nicht mehr aufstehen, da ich wusste, bei Tag ist alles anders. Gegen 18.00 noch ins italienische Lokal. Mir war schon ganz schlecht vor Nervosität. Die „Nachtigall“ kam und sang und redete dauernd mit uns und ich redete und dachte mir, mein Gott, er hat sich vielleicht verliebt und ich Kuh spiele hier aus Liebesbedürftigkeit die Zaghafte und habe alles unter Kontrolle, und es ging immer um Grenzen. Und ich zeigte ihm alle meine Grenzen, damit er weiß, ich bin nicht verliebt und er muss jetzt die Grenzen setzen, ich helfe ihm dabei nicht usw.
KÜKI am Abend, zwei Filme von Jean Rouch gesehen und dann etwas trinken und dann fuhr ich heim. Gestern habe ich ihn angerufen, wegen dem Text, den ich um 19 Uhr bei ihm tippen will. Und ich denke mir, was soll das alles, und ich esse dort, und später mit ihm und Luise zu einem Konzert, das dann nicht war und deshalb in ein Lokal und er dann zu mir. Und wir haben schon geredet, dass wir dann vielleicht miteinander schlafen würden, aber ich machte mir nicht so viele Sorgen, weil ich ja weiß, wie das bei mir ist. Und wir haben nichts gemacht und wenig geschlafen und immer wieder Anrufe. 2 mal Diego, Luise, Artur und Rosa. Und dann doch miteinander geschlafen. Und ich habe mir gedacht, das ist so eigenartig, was soll das, so habe ich noch nie, und was soll dass und dann bin ich doch mit ihm gekommen und das ist mir noch nie passiert. Ich war ganz durcheinander. Das hatte ich mir nie, nie gedacht, bis zum letzten Moment nicht und er wusste es, dass es besonders ist, davor schon. Er meinte, er weiß, er wird nie mehr so eine Frau wie mich treffen und er wäre kein Quatscher. Aber ich glaube, trotzdem alles im Griff zu haben, und das sage ich ihm andauernd. Jetzt fahre ich nach Paris und dann werden wir sehen. Und er fährt dann nach Mexiko. Und heute Nacht hatte ich das Gefühl, auf einem Schiff zu sitzen, das sich durch ein Meer bewegt, das war schon eigenartig. Und mir fällt ein, wieso ich eigentlich in Berlin bin, und das darf ich nicht vergessen. Ich muss etwas mitnehmen, wenn ich von hier abreise, etwas, das man auch zeigen kann. Es muss hier etwas passieren, denn wie geht es in Wien weiter.
Maiks Geburtstag!
Heute Früh wieder zurück von Paris. Im Großen und Ganzen war es schön. Obwohl ich mit Diego einige Auseinandersetzungen hatte. Ein Streit war z.B., dass mir der Schauspieler in der Rolle als Rimbaud nicht gefallen hat, ein anderer, seine Art nicht reden zu können, wenn es problematische Stimmungen gibt usw. Aber es war auch vieles gut. Ich habe viele Picassos gesehen, ins Museum für arabisch-orientalische Kunst und gestern im Museum für moderne Kunst eine Ausstellung: „Europa der 30er Jahre“. Besondere Entdeckung: Constant Permeke. Auch im Rodin-Museum.
Wir haben gezeichnet und ich habe meine Geschichten vorgelesen. Eine neue ist mir eingefallen. Wir haben viel Liebe gemacht und ich hatte auch viel Sehnsucht.
An einem Abend (Simone rief am Nachmittag an, da sie nach Paris kommt und evtl. bei Diego schlafen möchte) habe ich ihm gesagt, ich will nicht alles wissen, sollte etwas zwischen ihm und Johanna gewesen sein, so wäre das o.k., ich möchte nichts darüber erfahren, aber er soll sich nicht auf Geschichten einlassen, die nichts bringen und die nur seiner Eitelkeit dienen, z.B. mit Simone. Und scheinbar habe ich da was getroffen, er schien mir fast erleichtert. Es ist auch egal. Er muss wissen, was ihm guttut. Diego ist mir sehr wichtig, aber jetzt bin ich mir auch wichtig und ich darf nicht vergessen, dass ich arbeiten muss.
Gestern gezeichnet und dann ist Stefan zu Besuch gekommen. Wir sind noch indisch essen gegangen. Luise ist auch gekommen. Viel über Dichtung, Schriftstellern geredet und so viel Lust, hat dann aber beim 2.Mal doch nicht so geklappt und dann in der Früh musste er weg und das war schlimm, aber ich bin auch aufgestanden. Mit Diego telefoniert, der ganz glücklich ist. Nelly und Simone kommen morgen zu ihm und zu uns kommt Toni, Walter, Brigitte E. und Lissi.
Toni, Walter und Brigitte E. sind da. Wir sind jetzt mit ihnen frühstücken und ins Museum. Ich habe mir aus der Hand lesen lassen: Große Träume für das Leben und für die Liebe, Persönlichkeit muss noch gefestigt werden, anderen Menschen helfen ist wichtig für mich, es gibt 2 Beziehungen, die nebeneinander laufen und es kommt dadurch zu einem Konflikt. Mit einer kann eine lange Beziehung entstehen, Kreativität ist da und muss sich noch entwickeln, es kann sich zwischen 2 Kreativitäten eine dritte bilden. Vielseitigkeit.
Gestern Konzert. Stangl, Michael Moser und Malfatti getroffen. Auch Viola war dort.
Vorgestern unser legendärer Familienabend. Zuerst essen mit Stefan, Giorgio und Katrin, dann uns mit Maik getroffen. Viel Gin-Tonic getrunken. Maik meinte, ich wäre eine Bereicherung für Berlin. Sehr viel geredet. Ich habe Luise und Maik verschickt und dann noch weiter mit Stefan getrunken. Sehr spät geworden und sehr viel geredet von der Offenheit, die sein kann, da es auch diese Begrenzung zwischen uns gibt.
Am nächsten Tag geredet und Fotos angeschaut. Manchmal denke ich mir, nein, er gefällt mir nicht, und dann wieder ist es wie ein Ozean.
Gestern waren wir im Museum Dahlem. War wirklich sehr schön. Am Abend Lesung von den Sklaven: „Franz Jung und die Frauen“. Bin mit Stefan noch etwas trinken, dann nach Hause und noch Cuba Libre trinken im Torpedokäfer. Sehr eigenartige Stimmung. Maik war hinter dem Tresen. Als wir in die Wohnung hochgingen, haben wir die Tür verfehlt und hinter uns die Schritte von Uwe gehört. Sehr eigenartig. Gestern Abend noch zu Stefan und dort geschlafen, er hat mir vorgelesen, und später mit Maik zu Luise etwas trinken. Maik war sehr eigenartig und Stefan sehr still. Es wurde wieder sehr früh. Wenig geschlafen. Viel Verwirrung. Stefan musste in der Früh weg und später haben wir noch geredet. Und ich rede und rede und es wird immer enger und die Konsequenzen immer extremer und ich weiß nicht, ob dies ein Weg für mich ist. Obwohl es etwas gibt zwischen uns, das schwierig ist zu beschreiben.
Heute hätten Luise und ich uns mit Toni, Walter und Brigitte E. treffen sollen. Wir haben eine Stunde gewartet und dann sind wir alleine thailändisch essen gegangen. Mit Luise viel über Sexualität geredet.
Lieber Gott, mir ist nicht ganz bewusst, was ich da mache. Mit einem Schlag zerstöre ich alles, was mir bis dahin wichtig war. Kann ich ohne Diego leben? Wenn nicht, dann muss ich es erst recht machen. Ich mache vieles falsch und ich bin sicher sehr faul, aber ich will keine bequeme Sicherheit, wo es dahinter schon anfängt zu faulen. Ich hoffe nur, ich mache keinen absoluten Blödsinn, sei es mit Stefan, sei es mit Diego.
Dieses Bild vom Meer und dem Felsen habe ich verwendet, um Stefan und mich zu erklären. Der Felsen gibt dem Meer eine Kontur, und umgekehrt.
Mit Mama telefoniert. War sehr schön. Schon lange nicht mehr so locker miteinander gesprochen. Ich glaube, sie hat Angst, und wenn ich ruhig bin, ist sie ganz froh.
Mir fällt ein, im Mai werden es genau 5 Jahre, dass ich mit Diego zusammen bin, und wir haben ja dieses 5-Jahres-Abkommen: Jedem steht es dann frei zu entscheiden, ob er weitermachen will oder nicht, ohne dass der andere ihm das übel nehmen darf. Blablabla.
Heute fahren Stefan und ich nach Teufelshof.
Teufelshof. Sehr schönes Wetter. Dame gespielt und über meine Unfähigkeit komplizierte Strategien zu entwickeln, nur scharfe Auffassung, geredet. Ich habe ihm die Hand gelesen. Ich viele, er wenige, dafür intensivere Linien. Spargel mit Boznersauce gekocht. Es war warm und wir haben draußen gegessen. Am Abend beim Feuer: Ich habe kurz mein Leben nacherzählt und er dann seines. Viel geredet und dann viel Liebe gemacht. Gefrühstückt mit Eiern, viel Regen, im Teehaus Weißwein getrunken, er hat mir einen Text von Kafka vorgelesen und auf meine Frage, warum er glaube, dass ich ihm etwas besonderes geben könnte, gemeint, dass ich ihn zum Sprechen bringen würde. Am Abend davor war ich wieder einmal vollkommen überzeugt, nie Diego verlassen zu können usw. Wieder in Berlin, chinesisch essen gegangen, die Nähe und die Möglichkeit des Gesprächs gespürt.
Am Abend KÜKI, einen Film von Werdow (1929) angeschaut, dann mit Konrad und Stefan im Torpedokäfer lange noch geredet. Luise schlief inzwischen oben in der Wohnung und als Maik mit Doro kam, musste er sie wecken. Ich war müde und wollte ins Bett, aber wegen Doro musste man warten und dann war Stefan weg und nach einer halben Stunde wurde ich nervös. Ich ging in die Wohnung, er war nicht dort, Maik versuchte mich zu beruhigen, aber ich war wirklich verzweifelt, weil ich keine Erklärung für dieses Verschwinden hatte. Ich lag über eine Stunde in seinem Bett und weinte. Um 5.30 kam er und er hatte die ganze Zeit im Auto gewartet, weil er meinte, ich hätte verstanden, dass er vorgeht und ich nachkommen sollte. Ich musste dann noch einmal weinen und er sagte mir, er würde mich lieben. Es war schon sehr dramatisch und ich habe gemerkt, da ist einfach etwas zwischen uns. Obwohl ich mir und ihm nicht ganz traue.
Er hat mir in Teufelshof gesagt, er hätte manchmal eine richtige Achtung (Respekt?) vor mir. Das habe ich noch nie gehört. Was mich so fasziniert, ist, dass ich hier sehr viel reden kann. Ich meine, nach KÜKI diskutiere ich immer mit und das habe ich noch nie so gemacht, ich meine, mit mehreren Leuten, die eine wirkliche Intelligenz zu haben scheinen. Heute kommen er und Maik zu mir und Luise und ich kochen!
Stefan ist gegangen. Gestern hatten wir das Familienessen, das eigentlich niemand mehr wollte. Komische Geschichte. Maik hat um 20.00 angerufen, dass Stefan noch nicht da sei und er komme ohne ihn. Später rief Luise im Torpedokäfer an und Maik meinte, sie kommen jetzt, und da sie nach einer Weile immer noch nicht da waren, fingen wir ganz verärgert an zu kochen. Sie kamen dann und ich konnte gar nichts mehr sagen und Maik sagte noch, er habe keine Schuld und ich glaubte ihm auch und als Stefan Witze machte und sich beklagen wollte, platzte mir der Kragen und ich fuhr ihn ziemlich hart an. Bis sich herausstellte, dass Stefan immer gewartet hat, und Maik hat einfach alles auf ihn geschoben. Maik ist wirklich sehr eigenartig. Aber ich konnte ihm nicht böse sein, er entzieht sich jeder Beurteilung. Dann gingen Luise und Maik, und Stefan meinte zu mir, er hätte den ganzen Tag eine Kraft gespürt und er will, dass ich bei ihm bleibe, und ich wäre ein Feigling, wenn ich nicht nach Berlin kommen würde. Später war er mir wieder ganz fremd. Ich dachte mir, was soll ich in dieser Welt, ich komme mit diesem Chaos, den ungeputzten Zähnen und dieser Weichheit nicht klar. Konnte ihm das so nicht sagen und in der Früh war ich nur mehr ganz still, bis er mich fragte, und ich ihm von der Fremdheit und dem Nichtnahefühlen erzählte. Er schwieg dann, und ich auch, bis ich wieder sagte, er gäbe sich schnell geschlagen. Irgendwie schafft er es immer wieder, dass ich mich ihm sehr nahe fühle, oder bin ich das, die das inszeniert? Ich kann vieles aufgeben. Wien und die Menschen, einige werden mir hoffentlich bleiben, die größte Sorge ist Diego. Er allein. Ich lasse ihn allein, ich lasse mich alleine und setze mich dieser Unsicherheit aus. Hier gibt es nicht viel, wohinter ich mich verstecken kann. Und was ist, wenn Stefan mir wirklich nicht genügt.
Gestern hat auch Tomek angerufen. Er hat jetzt ein Zimmer in einer Wohnung, die einer Gräfin gehört. Er freut sich, wenn ich wieder in Wien bin, und gehört zu den wenigen, die sich melden. Franz, dieser Idiot, hat nicht einmal angerufen, geschweige geschrieben. Das verletzt mich wirklich und es würde mir eine Genugtuung geben, ihn zu verlassen, indem ich nach Berlin zöge. Obwohl ich weiß, auch damit kann er schlussendlich leben. So wie mit allem, wenn es nicht seine Passivität anrührt.
Nino hat zu Dario gesagt, sein Freund Stefan würde mit einer Südtirolerin Urlaub machen. Im Lokal ist das das große Thema.
Stefan ist gerade gegangen. Ich bin gestern schwimmen gegangen und nachher zu ihm den Text abtippen und korrigieren. Dann sind wir wieder chinesisch essen gegangen und nach Hause. Zwei Stunden geraucht und getrunken und er war mir sehr nahe. Wir haben Liebe gemacht und ich wollte, dass nur er kommt, und in der Früh wollte ich eigentlich zum Yoga und bin schon eine Stunde zu früh aufgewacht und dann klingelte das Telefon und ich meinte, es ist der Wecker im anderen Raum, und bin ganz schnell aufgestanden. Es war Luise, die nicht mehr zum Yoga gehen wollte, und ich sagte noch, ich glaube, ich kippe um, und dann nichts mehr. Ich bin dann aufgewacht, weil Stefan mich schüttelte, und dann sah ich noch den baumelnden Telefonhörer. Ich ging aufs Klo und wieder ins Bett. Und wieder Liebe gemacht und er war mir so nahe. Er gibt mir so viel Zeit und Geduld, das rührt mich extrem. Wir haben gefrühstückt und dann der Anruf von Diego. Ich hätte nicht abheben sollen, ich war so durcheinander und konnte nichts sagen und er spürte das natürlich und er hat Angst allein gelassen zu werden. Ich wollte ihm etwas Tröstendes sagen, war aber zu nichts mehr fähig. Wenn ich an Diego denke, tut mir alles weh. Ihn zu verletzen, ihn alleine zu lassen. Wenn er nicht wäre, ich würde das Risiko voll eingehen.
Lieber Gott, steh mir bitte bei all dem bei. Ich kann nicht wissen, was gut ist. Ich will kein Schwein sein und ich will nicht feige sein.
Ich habe mir gestern überlegt, das Beste wäre, wenn Johanna und Diego zusammenkommen würden. Da wäre vielleicht sogar eine Freundschaft zwischen uns möglich.
Ich habe jetzt Franz in Wien angerufen und ihn zusammengeschissen. Der Arme ist erst aufgestanden und hat mich dann zurückgerufen. Ich musste ihm dann doch einiges erzählen. Heute ins Bode-Museum, am Abend zu Jan, philosophischer Vortrag.
Einen Brief von Johanna und einen von Diego bekommen. Auch mit Diego telefoniert, er fährt heute zurück nach Wien. Das alles wird nicht einfach. Ich merke immer, wie nahe er mir auch ist, eben ganz anders als Stefan. Ich habe gestern nach dem Vortrag, der aufschlussreich war, durch die Art, wie sich die Wenigen beteiligt haben, mit Stefan viel geredet, in einer Art, als wäre es eine Gewissheit nach Berlin zu kommen. Er glaubt nicht daran, darf es wohl auch nicht und das ist gut so. Wir waren mit Jan, seiner Tochter Laura, Luise und Henriette etwas trinken. Henriette war sehr nett, Stefan hat ihr einiges erzählt und da sie doch oft sehr schweigsam sein soll, hat es mich gefreut, dass sie doch auch was sagte.
Gestern war ich auch bei Stefan und vorher im Bode-Museum, wo fast keine Bilder waren, da eine Sonderausstellung war.
Am Abend zu Hause noch gekocht und dann schlafen. Wir beide hatten keine Lust auf Liebemachen und in der Früh der Anruf von Maik, dass sie losmüssten, um den Flieger nach Mexiko nicht zu verpassen. Der Wecker hat nicht geklingelt und Stefan musste ganz schnell mit dem Taxi weg und deshalb ging alles sehr schnell. Und jetzt wäre ich neugierig, was passiert. Eines ist sicher, ich komme im Juni noch einmal, das bin ich uns schuldig.
Es ist immer noch der gleiche Tag, nur abends und ich habe versucht, ein Video zu sehen. Nur war alles entweder nicht komplett oder irgendetwas war kaputt. Ich habe deshalb keinen Film gesehen.
Jetzt vermisse ich Stefan sehr. Ich darf das nicht ernst nehmen. Ich bin jetzt alleine und es ist Abend und die Sehnsucht am stärksten.
Ich habe einen Brief an Diego und einen an Stefan geschrieben und wenn ich sie durchlese, habe ich das Gefühl, ich habe mich schon ein wenig für Berlin und Stefan entschieden. Aber ich spüre doch überall die Angst davor und da Stefan erst heute weg ist, darf ich das alles noch nicht ernst nehmen.
Muttertag!
Ich habe gestern mit Luise in Jans Wohnung geschlafen. Vorher für Laura und Henriette gekocht und dann eine Weile zusammengesessen.
Mit Luise war ich auch auf dem Flohmarkt und dort zwei Bücher gekauft.
Gestern mit Luise im Anorak. Ein sehr schönes Konzert von Rik Rue und Toni Buck gehört. Davor waren wir auch im Torpedokäfer und nach dem Konzert auch noch einmal kurz. In mir wächst die Gewissheit (?), dass ich nach Berlin kommen will. Ich konnte diese Nacht auch nicht viel schlafen, Luise meinte, ich hätte viel mit den Zähnen geknirscht. Das hat mir schon Stefan gesagt, nur wundert mich das, denn in all den Jahren mit Diego hat er noch nie so was bemerkt und er war häufig wach, als ich schon schlief. Vielleicht ist es auch meine Verwirrung und überhaupt die Situation.
Gestern habe ich hier gezeichnet, die Kinderporträts aus meinem Buch, und Evi einen Brief geschrieben.
Gestern haben wir eine Bootsfahrt gemacht. Das war sehr schön. Mit Ruth und ihren irischen Freunden. Ich war ein wenig verkatert, da ich am Abend vorher, nachdem wir ein wunderbares thailändisches Essen gekocht haben, mit Luise und Henriette trinken war. Ich habe dann alles rausgekotzt. Versuchte in meinem betrunkenen Zustand Henriette zu erklären, was ich alles aufgeben würde. Am nächsten Tag schämte ich mich dafür, auch Luise war das peinlich. Ich habe mich dann bei Henriette entschuldigt. Sie hat an diesem Abend viel über ihre Beziehung zu Jan erzählt. Ich war ein wenig geschockt, dass ein Mann über 40, Künstler usw. sich so verhalten kann. Aber wenn ich seine Figuren anschaue, habe ich das Gefühl, es sind idealisierte und junge Frauen, nicht dass sie mir nicht gefallen, aber sie zeigen vor allem Schönheit und das wäre mir zu wenig.
Zwischendurch kriege ich die Panik, denn vieles, was hier so abläuft, kann ich nicht wirklich schätzen, und wenn ich an Diego denke, den ich wirklich schätze, der alle seine Schwächen hat, aber doch er ist und er macht es sich nicht einfach. Er steht alleine da und die Arbeit ist sehr wichtig für ihn und doch kann er so gut feiern und lustig sein. Mir wird immer klarer, wie gut er mir gefällt und ich werde nie mehr einen Menschen wie ihn treffen, ist auch nicht wichtig, es reicht, dass ich ihn kennen gelernt habe. Aber ich muss auch sagen, ich habe eine Wahnsinnssehnsucht nach Stefan.
Henriette meinte, Theresa würde sehr leiden, wenn sie Stefan verlieren muss, und er wird das durchziehen, denn es ist seine Art, Dinge, die er meint, auch durchzuziehen.
Ich sitze hier auf dem Balkon von Jan und es ist warm und der Friedhof gegenüber wunderbar ruhig, nur wird auf der Straße gebaut. Luise fährt morgen nach Bologna und ich bin nur mehr eineinhalb Wochen hier. Und dann Diego und dann Innsbruck und und.
Ich denke mir, vielleicht will ich nur ernst genommen werden. Irgendjemand, dem das, was ich in mir habe, wichtig ist und der es eben ernst nimmt. Ich kann das alles einfach ignorieren, als Lächerlichkeit abtun, aber dann dringt es wieder an die Oberfläche und verlangt seine Berechtigung. Andererseits auch klar, ich habe doch nur das. Und vielleicht glaube ich, in Stefan jemanden gefunden zu haben, dem dies alles etwas gibt. So wie ich glaube, er kann mir etwas geben, das ich nicht habe.
Gestern mit Luise bei Petra, der Wahrsagerin. Ich kann nächste Woche anrufen. Durch ein Missverständnis fing sie an, sich zu konzentrieren und sagte, Luise und ich hätten nicht immer so eine intensive Beziehung gehabt und wir werden noch in einigen Leben miteinander zu tun haben, und dabei lachte sie. Wir wären beide sehr verschieden.
Gestern Abend für Laura, Max und Henriette gekocht, dann auf dem Balkon gesessen und Wein getrunken. Wir haben Fotos angeschaut, wieder einige Ungeheuerlichkeiten über Jan gehört. Später kam Dirk und auch mit ihm ein wenig geplaudert.
Ich habe ein wenig gezeichnet und sitze auf dem Balkon. Heute Abend kommt Jason zum Essen und dann gehen wir zu einer Lesung.
Es ist jetzt schon ganz normal, dass wir zusammen am Abend kochen und ich frage mich, kann man so angenehm das Leben leben. Nun, ich weiß, ich bin irgendwie auf Urlaub.
Luise ist nach Bologna. Ich war gestern mit Jason und Henriette auf einer Lesung (Annegrete Golin) und dann in den Torpedokäfer. Henriette hat sich verstanden gefühlt, als ich ihr sagte, dass ich Lauras Unordnung, ihre Art alles liegen zu lassen und ihre Forderung nach Rücksichtnahme auf ihre Bedürfnisse usw. nicht akzeptieren könnte, und wenn ich mit ihr leben müsste, würde ich sie zurechtweisen. Aber für Henriette muss es schwer gewesen sein, denn immerhin stand Jan total hinter Laura.
Gestern erzählte ich auch Jason von mir und Stefan und er war nicht so geschockt. Er meinte, er hätte sich schon gedacht, dass ich immer hinter Diego stand, und da er berühmt ist, bin ich die Frau neben ihm und nicht mehr. Er sagte, es ist traurig, aber auch sehr schön. Wir haben auch über Luise gesprochen, die er immer noch gerne hat, und er wäre auch gerne wieder mit ihr zusammen. In dieser Hinsicht konnte ich ihn nicht unterstützen, mir hätte es zwar gefallen, wenn sie wieder zusammen wären, aber ich glaube, das ist unmöglich. Luise kann man viel vorwerfen, aber es ging ihr einfach nicht mehr gut mit ihm.
Immer noch der 16. Ich war mit Henriette auf einer Ostbildhauer-Ausstellung in einer sehr schönen Ruine. Dann mit ihr und Dirk italienisch essen ins Pane e Rose, dann noch ins Lido und ich musste zwei Gin Tonics trinken und dann zu Hause ein paar Zeilen voll Sehnsucht an Stefan geschrieben. Diego hat mich heute angerufen und er ist immer noch mein wunderbarer Mann und ich habe Linolschnitte gedruckt.
Ich war schwimmen. Und eigentlich bin ich heute nicht so gut drauf. Vielleicht zu lange alleine, aber das ist lächerlich. Ich habe „Sklaven“ gelesen und merke, wie ich mich von Stefan abhängig mache. Wenn ich mich auf einen Mann einlasse, dann brauche ich auch die Nähe, die Zeichen usw. Jason kommt und wir gehen zu einem Konzert von Margarete und Andrea.
Gestern war Jason hier. Wir haben lange über Stefan, Diego, Berlin und die Wohnung (wir haben sie uns angeschaut, 145 m2 für 25.000 DM) gesprochen. Er meinte, dass Diego zu groß und zu berühmt ist und ich immer in seinem Hintergrund gestanden hätte. Mir ist aber klar, dass ich doch ein wenig in einem Rauschzustand war. Ich habe diese ersten drei Nächte nicht viel geschlafen, da ich immer an Diego und alles, was mich mit ihm verbindet, und alles, was ich von ihm bekomme, und dann wieder an Stefan und alles, was ich mit ihm erlebt habe und alles was ich daraus machen kann, gedacht. Jetzt bin ich etwas nüchterner und ich sehe zwar, dass ich nicht mehr in Wien leben möchte, dass ich Diego (jetzt) nicht begehre, und wenn ich mich trotzdem für ihn entscheide, ist es, als würde ich von vorneherein schon wissen, dieses Leben ist eingeschränkt. Teile von mir werden nie einen Platz haben und mir wird klar, auch bei Stefan wird einiges nicht Platz haben. Der Unterschied ist, das eine Übel ist mir vertraut und bekannt und das andere wird irgendwann auch da sein, und ich hoffe, da fange ich nicht an zu vergleichen und zu bereuen. Nur natürlich, jetzt habe ich Sehnsucht nach Stefan.
Gestern hat Diego angerufen. Da Jason alleine auf dem Balkon saß, habe ich ihm das gesagt, obwohl ich damit meinte, schau, da ist Besuch und deshalb kann ich nicht so wirklich ein Gespräch führen. Er war eingeschnappt und hat später noch einmal angerufen und ich hatte das Gefühl, er versteht alles falsch. Und ich bin dann böse geworden und habe ihm fast gedroht. Natürlich, ich verstehe ihn, er ist verunsichert und sobald irgendein Missverständnis auftaucht, zuckt er aus und kann nicht mehr klar denken.
Es ist ungerecht, ich bin die, die sich reich fühlen darf und er muss Angst haben.
Ich war für zwei Tage mit Henriette und Dirk in Teufelshof. Wir haben im Garten gearbeitet, dann gekocht und gegrillt und noch lange am Feuer gesessen. Wir haben ein paar Spiele gespielt, weil uns wahrscheinlich bewusst wurde, wie eigenartig diese Situation ist. Ich, mit meiner Geschichte mit Stefan und somit auch mit Theresa, sie beide zusammen im Haus von Jan und dann alle so ausgesetzt, ohne die Möglichkeit nach Hause zu gehen.
Wir haben dann doch viel geredet. Immer wieder über Jan, über Max und seinen Vater und dann auch über die Wahrsagerin. Wir haben also doch lange ausgehalten.
In der Früh stand ich irgendwann auf und ging spazieren und ich hatte ein total beklemmendes Gefühl für diese Situation. Ich weiß, dass ich manchmal Menschen animieren kann, gerade verschlossene Typen wie Dirk und auch Henriette, aber es ist auch anstrengend, vor allem da sie mich umgekehrt nie was fragt. Ich mag sie wirklich, nur glaube ich, spiele ich hier eine Rolle, die auch etwas mit ihrer Beziehung zu Dirk zu tun hat. Diese Beklemmung hielt bis zu der Abreise an und ich glaube, ich war auffallend still. Ich habe Stefan dort einen Brief geschrieben. Zu Hause sagte Laura, dass Stefan angerufen hat, da war ich schon sehr glücklich. Ich habe bei Henriette gekocht und bin dann mit Laura einen Film schauen und dann hat wirklich Stefan angerufen! Aus Mexiko! Ich war so erfreut und dann auch ein wenig blockiert, da Laura daneben saß. Stefan sagte: „Verena“ und er sagte das so sehnsüchtig und so überzeugt, dass ich ganz glücklich war. Er hat Theresa alles erzählt und anfangs war es schon schlimm für sie, aber dann ging es und sie ist jetzt mit ihnen unterwegs.
Später rief Henriette an, ob ich noch in den Torpedokäfer gehe, und da ich so selig war, war ich einverstanden. Wir haben dann ein wenig offener gesprochen, auch über Dirk und ihre Beziehung zu ihm. Neben uns saß Uwe und nachdem er alleine dasaß, lud ich ihn ein, sich zu uns zu setzen. Ich habe dann alleine mit ihm weiter getrunken, da ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollte. Er hat mich nach diesen Philosophenabend befragt und ich habe geredet und geredet. Und er sagte, er fände mich ganz niedlich (?). Ich muss schon sagen, es kotzt mich an. Dieses Lachen und diese Art sich alles vom Leibe zu halten. Ich weiß, im Grunde habe ich mich umsonst hineingesteigert und umsonst so viel geredet, für ihn bin ich einfach niedlich. Aber trotzdem wird er nicht mehr so einfach über mich hinweg fahren wie er es bisher sicher getan hat oder wie er vielleicht alle Dinge, die ihn nicht berühren sollen, behandelt. Er sagte mir auch, seine 19 jährige (!) Freundin hätte ihn gefragt, ob er sie überhaupt ernst nimmt und als ich ihn fragte, ob er das tue, sagte er: „na, klar“. Ich könnte wirklich mit den meisten Männern nichts anfangen.
Heute haben mich Franz und Johanna angerufen. Ich habe sehr lange mit Johanna geredet. Ihr vertraue ich sehr. Ich meine, sie gehört zu den wenigen Menschen, die mir das Gefühl geben, an mich zu glauben und meinen Worten zu glauben.
Ich habe gezeichnet und bin froher Dinge. Gerade mit Laura und auch mit Franca geredet, die sehr unglücklich war und viel geweint hat.
Es hat mich sicher sehr berührt, dass ich so unerwartet einen Menschen treffe, der mir auf Anhieb glaubt. Und das in dieser eingefleischten Männerszene. Wenn ich es schaffe in meinem Leben eine Art künstlerischen (kreativen) Ausdruck zu finden, wäre ich sehr glücklich. Und ich werde das auch schaffen. Irgendwie, mit all meinen Umwegen, ich werde dafür auf meine Art kämpfen. Und sollte Stefan an meiner Seite bleiben, ist es gut, wenn nicht, wird es auch seine Berechtigung haben. Ich glaube, ich bin bereit, ihn sehr zu lieben.
Gestern Abend zu Hause geblieben. Heute zeichnen gegangen und ein wenig gelesen.
Diego ist nicht erreichbar.
Mir ist aufgefallen, mein größtes Glücksjahr war 1992 (Diego, Aufnahmeprüfung geschafft), 1997, das Jahr der großen Umbrüche (?) und ich denke, 1999 wird auch was kommen (Bruch mit Stefan?). Meine Zahl ist ja 27/9. Das will ich hier nur geschrieben haben.
Gerade ein wenig in einem Buch über M. Beckmann (Tagebücher, Briefe usw.) gelesen. Er sagt für mich ein paar gute Dinge. Bei einigen ist mir vorgekommen, als würde er von mir auch sprechen, dieses Getriebene, Nichtanderskönnen. Aber dann fällt mir ein, wie wenig ich doch noch bin, und ich sehe Diego, der vieles auch so lebt, wie M. B. schreibt. Und dann lockt es mich auf der Seite dieses Mannes zu bleiben, der so lebt und so arbeitet und mich liebt und mich unterstützt und bestärken würde in der Arbeit. Und während ich das schreibe, habe ich das Gefühl, etwas stimmt doch nicht. Und dieses Etwas ist die fixe Welt, ist Diego und seine Welt. Auch jetzt spüre ich, dass ich diese Welt nicht verlassen möchte, oder besser gesagt, ich möchte nicht, dass ich nicht in Diegos Welt existiere. Aber ich möchte meine Welt, was immer das bedeutet. Und obwohl ich nichts weiß, stelle ich sie mir eher hier in Berlin und mit Stefan vor. Auch wenn Stefan jetzt für mich sehr weit weg ist. Das Einzige, an das ich mich wirklich klammere, ist seine Überzeugung für mich (wenn das stimmt). Jetzt spüre ich diese Angst ohne Diego zu sein. Gerade