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Der Engländer Hudson Taylor (1832-1905) war einer ersten Missionare die bis in das Zentrum Chinas vorgedrungen sind. Nach seiner Bekehrung in jungen Jahren reise er 1853 mit einer englischen Missionsgesellschaft erstmals nach China aus. Kennzeichnend für seine Arbeit war seine große Hingabe Menschen für Jesus zu gewinnen. Das ging soweit, dass er den Chinesen ein Chinese wurde, sich in der landestypischen Tracht kleidete und unter den Chinesen lebte. Zum Autor: Der Calwer Theologe Friedrich Würz (1865-1926) verfügte über viele persönliche Verbindungen zur internationalen Missionsbewegung. Er unterrichtete im Missionshaus der Basler Mission, er hatte das Amt das theologischen Sekretärs inne (ab 1891) und später dann das des Heimatinspektors (1897). Als Autor verfasste er einige Bücher, vor allem mit biographischem Charakter.
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Seitenzahl: 41
Veröffentlichungsjahr: 2016
Friedrich Würz (1865-1926)
Hudson Tailor
Lebensbild eines Missionars
ISBN 978-3-7375-8481-4 Copyright: ©2016 Stefan Schillinger 1. Auflage, Januar 2016 Digitalisierung der gemeinfreien Ausgabe (erschienen um 1900 im Evangelischen Missionsverlag, Stuttgart), Korrekturlesung, Anpassung an die neue deutsche Rechtschreibung, Covergestaltung, Aufbereitung als ebook. Published by: epubli GmbH, Berlin, www.eplubli.de
Im Jahre 1865 war in der schottischen Stadt Perth eine Konferenz zur Vertiefung des Glaubenslebens. Es meldete sich dabei, zur Überraschung der Leiter, ein junger Mann zum Wort, den sie nicht kannten und etwas zögernd zuließen. Es war eine untersetzte Gestalt, klein, mit einem mächtigen Kopf, mit blondem Haar und blauen Augen. Als er auftrat, hatte er erst seine natürliche Schüchternheit zu überwinden. Aber wenn ich von dem Bild, das mir von dem Greis geblieben ist, zurück schließen darf auf das des jungen Mannes, so muss aus seinem Auge ein ruhiges, starkes Feuer geleuchtet haben, oder besser ein ruhiger, starker Wille, ein Ziel zu erreichen, das ihm gesetzt war. Er begann mit einem kurzen Gebet. Dann erzählte er eine Geschichte, die er ohne Zweifel selbst erlebt hatte. In einem chinesischen Fluss kämpfte ein Ertrinkender mit den Wellen. Um Ufer standen einige Fischer und gafften. Er rief ihnen zu: »Steigt doch ins Boot und reitet diesen Mann!« Sie fragten: »Was bezahlst Du uns dafür?« Und über dem Reden und Warten ertrank der Unglückliche. Der Redner machte eine einfache, aber zu Herzen gehende Nutzanwendung: In China, dem Millionenreich, geht in jedem Monat eine Million Menschen ohne Christus in die Ewigkeit hinüber. Ihr könntet sie retten, und ihr steht am Ufer und schaut zu. Viele seiner Zuhörer haben von diesen Worten einen tiefen Eindruck mitgenommen. Einige sind für immer seine Freunde geblieben.
Der junge Mann war Hudson Taylor. Er war damals 33 Jahre alt und stammte aus der Grafschaft Hort, wo ein tüchtiger Menschenschlag wohnen soll. Sein Vater war Apotheker und im Nebenamt Laienprediger bei den Methodisten. In dem Haus wohnte seit langem Gottes Wort und Gebet, schon seit des Urgroßvaters Zeiten, der sich an seinem Hochzeitstag bekehrt hatte unter dem Wort Josuas: »Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen« und seine Frau nachgezogen hatte. Der Vater übte strenge Zucht, die feine Mutter einen sanften, stillen Einfluss. Als er sich dem Jünglingsalter näherte, kam eine Zeit, wo er sich dem Geist des Elternhauses innerlich entfremdete, und so blieb es trotz eines vorübergehenden Anlaufs einige Jahre, bis den Siebzehnjährigen eine höhere Hand erfasste. Er war damals Gehilfe seines Vaters in der Apotheke. In einer müßigen Stunde suchte er seines Vaters Bücher durch, und beim wahllosen Herumblättern stieß er auf eine kleine Schrift, die von dem vollendeten Werk Christi handelte. Da blitzte es in ihm auf, er wusste nicht wie. Das Werk Christi vollendet! Also brauchst du es nur anzunehmen. Und wunderbar, wie jede Bekehrung ist, ging es auch damals. Die göttliche Gnade erfasste ihn, und er warf sich nieder und tat, was ihm die innere Stimme gesagt hatte, er erfasste das für ihn vollbrachte Werk Christi und nahm ihn als seinen Herrn und Heiland an. — Es war ein merkwürdiges Zusammentreffen. Seine Mutter war in jener Zeit verreist, und in der Ferne trieb es sie an jenem Mittag, sich in ihr Zimmer zurückzuziehen und anhaltend für ihren Sohn zu beten. Sie hörte mit Beten auf, als es ihr innerlich klar wurde, dass ihre Bitte erhört sei, und fing an Gott zu danken. Das war in derselben Stunde, wie ihr ferner Sohn das vollendete Werk Christi annahm. Als die Mutter nach einigen Wochen zurückkam, meinte Hudson, ihr eine große Reuigkeit verkünden zu können; aber die Mutter kam ihm zuvor. Junge, ich weiß schon! und sie freuten sich miteinander. Hudson Taylor bemerkt später: Ihr werdet zugeben, dass es sonderbar wäre, wenn ich nicht an die Macht des Gebets glaubte.
Nach einiger Zeit hatte Hudson wieder eine Begegnung mit Gott. Er wurde innerlich dazu getrieben, sich seinem Herrn von neuem ganz hinzugeben, um ihm zu leben. Bisher hatte er unter dem Gefühl gelitten, Gott nicht wirklich nah zu sein; nun erfüllte die Nähe und Herrlichkeit Gottes sein ganzes Wesen. In jenem Augenblick war ihm klar, dass er bestimmt sei, seinem Herrn im fernen China zu dienen, und dass er ihm für diesen Zweck unbegrenzt zur Verfügung zu stehen habe. Es war, als hätte er daraufhin einen unverbrüchlichen Bund mit Gott eingegangen, den er nicht mehr hätte lösen können, auch wenn er gewollt hätte. Das war nicht so ganz verwunderlich; denn schon der Vater hatte sich aus irgendeinem Grund viel mit diesem fernen großen Volk und seiner Gewinnung für Christus beschäftigt. Der Sohn hatte dies längst gewusst; aber nun erst, da er seinen Willen neu in Gottes Willen legte, sprang der lebendige Funke auf ihn über. Der Vorgang erinnert an einen Augenblick in Dr. Hermann Gunderts Leben, wie der Tübinger Student in der Stunde größter Not die Gnade Gottes erfasste und im selben Augenblick Indien vor seiner Seele stand. (J. Hesse, aus Dr. Hermann Gunderts Leben, Calw 1894, S. 42.)