Ich, der Pleitegeier - Andreas Thielhorn - E-Book

Ich, der Pleitegeier E-Book

Andreas Thielhorn

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Beschreibung

Der "Pleitegeier" war mein Rufname auf CB Funk. Die Funkerei nahm einen sehr wichtigen Platz in meinem Leben ein. Gleichzeitig verkörperte der Name meine ständige finanzielle Situation, die es zu bekämpfen galt. Dazu kam noch der ewige Kampf mit den Eltern, dem Schulleiter, Kaufhausdetektiven und anderen Ordnungshütern, die mich einfach nicht machen ließen, was ich wollte. Ich bzw. wir wollten doch nur unseren Spaß. Und den empfanden wir immer dann ganz besonders, wenn wir anderen Streiche spielen konnten. So war das zumindest in den ersten Jahren. Mit fortschreitendem Alter spielte dann aber auch das Geld eine immer wichtigere Rolle. Als ich mit 15 den Reiz der Geldspielautomaten entdeckte, war sowieso alles zu spät. Jetzt ging es nur noch um Geld. In der Lehre verdiente ich zwar schon etwas davon, aber das genügte nun nicht mehr und ich begann, mir hier und da etwas zu "organisieren". Vor Gericht merkte ich, dass es plötzlich keine "Streiche" mehr waren und es jetzt wirklich ernst wird in meinem Leben. Dennoch war er immer noch da, der Wunsch nach dem einen "großen Wurf"...

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 218

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Ich, der Pleitegeier

...und mein Kampf um Glück und Geld

von Andreas Thielhorn

Impressum:

© 2020 Andreas Thielhorn

1 .Auflage

Umschlaggestaltung, Illustration: Andreas Thielhorn

Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

ISBN Taschenbuch: 978-3-347-17217-3

ISBN e-Book: 978-3-347-19618-6

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Vorwort

Während ich in meiner Kindheit nur darauf aus war, Spaß zu haben und anderen Streiche zu spielen, wurden diese in meiner Jugend langsam immer böser und derber.

Dann spielte plötzlich auch das Geld eine immer größere Rolle in meinem Leben und ich verfiel den Spielautomaten, was meine finanzielle Situation ganz schnell verschärfte. Wenn das eigene Geld nicht mehr reicht, muss man sich eben etwas „organisieren“. Es wurde geklaut, was nicht Niet- und Nagelfest war. Die Summen wurden immer größer und die Taten immer krimineller. Die Uhr stand auf 5 vor Knast, als ich erkannte, dass mein Leben so keine große Zukunft haben wird. Ich musste mich neu orientieren und fand einen anderen Weg in Richtung Glück und Geld.

Im Nachhinein ist es sehr schwierig den genauen zeitlichen Ablauf der Dinge zu rekonstruieren. Manche Geschichten spielten sich einmalig an einzelnen Tagen ab, andere über viele Jahre. Daher kann es schon sein, dass nicht alles in der richtigen Reihenfolge erzählt ist. Dennoch habe ich versucht, alle Erlebnisse so genau wie möglich chronologisch zu sortieren und in einzelne Abschnitte zu verpacken.

Noch eine Anmerkung für alle Strafverfolgungsbehörden, Versicherungen und andere vermeintlich Geschädigte: Die folgenden Geschichten sind frei erfunden und eventuelle Namensgleichheiten zufällig und nicht beabsichtigt.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

Grundschule Redder

Sylvester

CB-Funk die Erste

Die Zwille

Das Böllerrohr

CB-Funk die Zweite

Bomben bauen

Die DM12

Das Blasrohr

Die Luftpistole

Die elektrische Türklinke

Polizeifunk im Radio

Meine ersten 100er Serie

Aktivspielplatz AEZ

Grober Unfug

Gefangen in der S-Bahn

Das liebe Geld

Das große Handbuch der organischen Chemie

Gesamtschule PPS

Ralf und das CS-Gas

Feuer auf der Brombeerwiese

Der Schosser-Azubi

Musik

Die Ceag Lampe

Telefontechnik

Der K2 Schlüssel

Einbruch

Mitgefangen, mitgehangen

CB-Funk die Dritte

Polizeifunk im Computerscanner

Endlich ausgelernt

Hauptsache Zocken

Deppert Metallbau

Brötchentüten für Flensburg

Die Nova Triumpf Lösung

Alles oder nichts

Die Beantragung eines Grundrechtes

Der Fallschirm

Haus Till

Das Öffchen

11,5 Minuten bis Billstedt Markt

Bremsen machen, nachts um drei

Das Ding in der Langenhorner Halle

Die Barmbeker Gang

Der Revolver

Autos

Treffpunkte

Sylvester bei Hansi

Afrika – die Idee

Schlüsseldienst die Erste

Mit einem Ohr im Sand

Der 1,7 Promille Blues

Käse klauen bei Rewe

Taxiprüfung leicht gemacht

Der ganz große Wurf

Ich fahr Taxi, Tag und Nacht

Das Aussteige-Spiel am Mini

Taxifahrer haben es immer eilig

Der Kreditkartentrick

Afrika – die Reise

Schlüsseldienst die Zweite

Selbstständigkeit die Erste

Kalle, Jens und Fritz

Schlüsseldienst die Dritte

Schichtdienst bei Stauler

Ein Wiedersehen

Schlüsseldienst die Vierte

Der Friseursalon

Selbständigkeit die Zweite

Second Hand

Gewerblicher Handel oder Privatverkauf?

Schuster bleib bei deinen Leisten

Selbständigkeit die Dritte

Und heute?

Ich, der Pleitegeier

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

Und heute?

Ich, der Pleitegeier

Cover

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Grundschule Redder

An meine ersten Jahre in der Schule Redder habe ich nicht viele Erinnerungen. Mit Hans auf das Turnhallendach geklettert und Bälle gesammelt, mit Arne von der obersten Stange des Klettergerüstes gesprungen, (das waren immerhin 3 Meter!) von Jan-Ullrich eins auf die Klappe gekriegt und das erste Stück Schneidezahn eingebüßt. Das waren dann auch schon die Highlights. Da war auf der Gesamtschule schon deutlich mehr los... Doch letztendlich war alles nur Nervkram. Das echte Leben fand jenseits des Unterrichtes statt...

Sylvester

Einer der wichtigsten Tage im Jahr war für uns immer Silvester. Mit uns meine ich hauptsächlich Jörg und mich. Auch er wohnte im Apfelstieg im selben Reihenhaus wie ich, nur drei Eingänge weiter, und zeitweise waren wir wirklich unzertrennlich.

Weihnachten war nett, aber Sylvester war viel aufregender, denn da durften wir böllern! Bereits im zarten Alter von 7 Jahren fieberten wir diesem Tag entgegen, wie keinem anderen. Was wir an Feuerwerk hatten, hielt sich anfangs noch sehr in Grenzen. Damals war mein Vater noch ganz aufgeregt, als er den Bienenkorb auf den Pfeiler gestellt hat. Jetzt noch anzünden und schnell weg – Bumm! „Man war das ein Knall!“ sagte er, „dann können wir jetzt ja wieder rein gehen.“ Das war aber so gar nicht im Sinne seines Sohnes. Denn ich wollte deutlich mehr, und so lautete die Devise: Tägliches Nerven sichert totalen Erfolg.

Nach Weihnachten kamen die ersten Werbungen für das Silvester-Feuerwerk in die Zeitungen. Diese wurden auch immer systematisch danach abgesucht und gesammelt. Dadurch, dass von den Eltern aber immer nur so kleine Sortimente gekauft wurden, kam schnell der Wunsch nach einem ganzen „Schinken“ auf. Das war sozusagen ein ganzer Karton mit 320 Böllern. „Was willst du denn mit soooo vielen Böllern? Die reichen ja für mehrere Jahre“, hörte ich meinen Vater sagen. Doch tägliches Nerven.... Es hat geklappt.

Jörg und ich waren spätestens ab 18 Uhr, offizieller Beginn der Böllererlaubnis, bei uns in der Gegend unterwegs. Wir mussten uns ganz schön zurückhalten, damit wir um Mitternacht noch etwas von unseren Böllern übrig hatten. Also nächstes Jahr deutlich mehr kaufen... Das steigerte sich von Mal zu Mal. Ich kann mich an Jahre erinnern, in denen ich 4 Schinken hatte. Da aber einer komplett eingelagert werden musste, für die Späße im Jahr, war es am Ende gar nicht so viel. Dann wurden die Dinger auch immer billiger, so dass auch größere gekauft wurden. Während es zu Anfang immer nur die „Cracker“ waren, wurden jetzt auch D-Böller erschwinglich. Ein Schinken D-Böller lag zuletzt bei unter 10 Mark. Es waren zwar „nur“ 80 Stück drin, aber dafür ballerten die Dinger wie ein Kanonenschlag. Zumindest, wenn man die richtige Sorte hatte.

Jedes Jahr gab es andere Marken und jedes Jahr gab es gute, und welche, die nur „fump“ machten. Hatte man die falschen gekauft, konnte man sich also das ganze Jahr darüber ärgern, denn neue gab es ja erst wieder zu Sylvester. Daher musste unbedingt vorher getestet werden, von welcher Sorte man richtig viele kaufen wollte.

Da das Böllern vor Silvester aber verboten war, und das auch von der Polizei kontrolliert wurde, mussten wir immer gut aufpassen und manchmal auch schnell laufen.

An Silvester böllerten wir meistens bis morgens um zwei oder drei, solange einen die Eltern eben ließen. Nächsten Morgen ging es dann in aller Herrgottsfrühe los zum Blindgänger sammeln. Wir hatten oft Regen zu Silvester und so gab es immer einiges zu finden. Das wurde dann fein säuberlich auf der Heizung zum Trocknen aufgereiht. Zumindest in der ersten Zeit. Später, als ich mehrere Schinken eingelagert hatte, war das nicht mehr nötig.

Aus den aufbewahrten Böllern wurden dann tolle Effekte gezaubert. Außerdem brauchten wir viel Munition für unsere Ideen wie den „Runterfaller“ oder die Böllerrohre, die auch immer mehr in Mode kamen. Bei unseren Basteleien stand oft der Wunsch im Mittelpunkt, dass wir viele Böller nacheinander hochgehen lassen wollten, ohne dauernd neu anzünden zu müssen. Dabei entstand aber häufig der Effekt, dass der explodierende Böller die anderen ausgepustet hat. Da kamen wir auf die Idee des Runterfallers. Im Prinzip nur eine Wunderkerze, deren leerer Draht zu einem Haken gebogen wurde, um sie irgendwo anzuhängen. Auf die untere Spitze kam jetzt ein Stopper in Form von einem Stück dicker Pappe oder Ähnlichem. Jetzt wurden die Böller einer nach dem anderen von oben über den Draht geschoben und auf der Wunderkerze aufgehängt. Die Lunten bestanden damals aus einer Schlinge mit Schwarzpulver gefülltem, dünnen Papier. Das wurde jetzt so lange wiederholt, bis dort so 20 bis 30 Böller dranhingen. Jetzt musste das Gebilde nur noch so hoch angehängt werden, dass die Böller am besten im freien Fall explodierten, denn dann waren sie ja am lautesten.

Wir kletterten also auf einen Baukran. Leider kamen wir oben aber nicht weiter, weil der Führerstand abgeschlossen war. So hängten wir unsere Konstruktion eben direkt dort drunter. Jetzt noch die Wunderkerze anzünden und schnell wieder runter, bevor uns die ersten Böller hinterher kamen. Es war ziemlich knapp, hat aber gepasst. Es ging los und jeder Böller, der von der Wunderkerze angezündet wurde, hatte jetzt ja keinen Halt mehr und fiel herunter. Somit konnten sich die Böller nun nicht mehr gegenseitig aussprengen. Es hat funktioniert und war ein wahres Spektakel. Es hörte sich fast ein bisschen wie Sylvester an, so viele Dinger gingen einer nach dem anderen los. Das hatte sich wirklich gelohnt.

CB-Funk die Erste

Jörg hatte sich ein CB Handfunkgerät gekauft. Riesengroß mit megalanger Teleskopantenne und drei Kanälen die einzeln bequarzt wurden. Damit er jetzt auch mal mit jemandem funken konnte, hatte sich sein Vater auch so ein Gerät gekauft. Nach einer Woche Vater-Sohn Gesprächen, kam Jörg zu mir und schlug vor, dass ich doch das Gerät seinem Vater abkaufen könnte, damit wir dann funken könnten. Gute Idee, so machen wir das. Es war toll, so James Bond mäßig zu „telefonieren“. Nur leider fraßen die Dinger ganz schön Batterien, die damals noch recht teuer waren. Die Reichweite hielt sich sehr in Grenzen und die riesige Antenne war auch alles andere als praktisch. Dennoch liefen wir zu zweit nebeneinander durch die Gegend und unterhielten uns über die Funkgeräte.

Plötzlich bekamen wir mit, dass sich andere Funker auf dem Kanal über uns aufregten, weil wir sie angeblich störten. So etwas war für uns natürlich eine Steilvorlage. Ab jetzt hieß es nur noch: „Störsender eins an Störsender zwei: Störsender zwei kannst Du mich hören?“ „Hier Störsender zwei an Störsender eins: Ja, ich kann dich hören. Kannst Du mich auch hören, Störsender eins?“ ... und immer so weiter und ohne Pause.

Es hat natürlich nicht lange gedauert, bis wir den Zorn der anderen Stationen soweit angefacht hatten, dass plötzlich ein roter Golf GTI mit quietschenden Reifen neben uns hielt und Mr. Bodybuilding heraussprang. Schreiend und mit kreisender Faust drohte er uns: Wenn wir nicht sofort damit aufhören, würde er uns die Antennen von unseren Handfunkgeräten abbrechen. Damit hatten wir nicht gerechnet. Eingeschüchtert schalteten wir ab und legten die Funkgeräte erstmal auf Eis. Ab sofort hieß der Typ bei uns nur noch „Peiler“. Er wohnte über Thorsten im Birnenstieg und nannte sich damals „Globus Sasel“, wie wir später herausgefunden haben.

Einige Zeit später habe ich ein altes Funkgerät von Thorsten bekommen. Ich weiß nicht mehr, was ich ihm dafür gegeben habe, aber es war ein großes 40 Kanal AM Gerät und damit zu jener Zeit hochgradig illegal. 12 Kanäle waren erlaubt und auch nur 0,5 Watt Sendeleistung, wovon mein 40 Kanalgerät deutlich mehr hatte. Egal, das war jetzt nicht wichtig. Ich wollte mal ausprobieren mit einem richtigen Funkgerät, statt mit so einer „Handgurke“ zu funken.

Also habe ich das Ding an irgendeinen Eisenbahntrafo angeschlossen, die alte Fernsehantenne in den Antennenanschluss rein gepopelt und schon versucht Thorsten im Birnenstieg zu rufen. Das ging dann hin und wieder auch ganz gut, aber eben nur hin und wieder. Meine Technik, mit locker eingesteckten Kabeln, war halt zu desolat.

Über Thorsten habe ich dann Lars kennengelernt. „Zorro“ war sein Skip. Er wohnte im Buchenweg, ca. 500m Luftlinie von mir entfernt und auch er konnte mich mit meiner Fernsehantenne hören. Er kannte sich mit dem Funk Kram schon deutlich besser aus als Thorsten und ich zusammen. Er hatte auch ein Stehwellenmessgerät und eine alte Mobilantenne, die er mir vermachte. Auch beim Einmessen und Anschließen hat er mir geholfen.

Meinen Eltern war das gar nicht so geheuer. Wer war der Typ? Wen lerne ich da sonst noch so kennen? Mit wem treibe ich mich so herum? Und so weiter... Außerdem hat das Gerät ganz schön Störungen im Fernsehen gemacht, eine Anmeldung, die man damals brauchte, hatte ich auch nicht und immer Angst vor dem „Gilb“, wie man die Funkmesswagen von der Post damals nannte. Zudem war die Reichweite immer noch sehr bescheiden. Außer Lars, Thorsten und noch einer anderen Station habe ich niemanden erreichen können. Insofern hatte sich das dann auch bald wieder erledigt.

Die Zwille

Genauso wie von der Funkerei, ging für mich auch schon immer eine gewisse Faszination vom Schießen aus. Flitzebögen waren langweilig, aber eine Zwille war schon ein ganz anderes Kaliber. Während wir uns die ersten aus einer Astgabel mit einem Einweckgummi noch selbst gebaut hatten, gab es nun richtig professionelle zu Kaufen.

Im Alstertal Einkaufzentrum, auch AEZ genannt, gab es oben einen Laden, der neben Besteck und Küchenmessern, auch Luft- und Gaspistolen hatte und eben auch die besagten Zwillen. Die waren aus Stahl gefertigt, mit Ledergriff und Daumenschutz. Sie hatten dicke, quadratische Gummis und ein Mittelstück aus echtem Leder, um den Stein oder die Kugel aufzunehmen. Kosteten aber auch echtes Geld. Irgendwann hatten Jörg und ich aber jeder so ein Ding. Die waren der Hammer! So zogen wir gemeinsam durch die Gegend und suchten nach Zielen...

Es ist erstaunlich, wie genau man mit den Dingern schießen kann, wenn man erstmal ein bisschen Übung entwickelt hat. Auf irgendwelchen Baustellen wurden dann Bierflaschen damit zerdeppert, später auch gerne mal eine Straßenlaterne, bei denen gleich die halbe Lampe herunterkam, wenn man richtig getroffen hatte. Bei Telefonzellen ging das Geschoss sogar durch beide Scheiben. Auf einer Seite rein und auf der anderen wieder raus. Auch die ein oder andere Fensterscheibe musste dran glauben.

Im AEZ haben wir aus dem Dickicht der gegenüberliegenden Straßenseite auf Fenster im 5. oder 6. Stock geschossen. Das war so die Grenze der Reichweite. Aber wenn dann am nächsten Tag irgendwo da oben plötzlich Pappe hinter den Fenstern klebte, haben wir gefeiert, dass wir doch etwas getroffen hatten.

Wir haben uns mit den Dingern sogar mal selbst beschossen. Es gab einen Spielplatz mit einem Plastikberg bei uns in der Nähe. Dort war auch ein kleiner Holzturm, der die ideale „Gegenfestung“ darstellte. Jetzt kletterte einer von uns auf den Holzturm und der andere in den Plastikberg, und schon ging es los... Wir haben wirklich mit voller Kraft auf uns gegenseitig geschossen. Der vom Plastikberg hat immer auf die Lücken zwischen den Brettern in dem Holzturm gezielt und der auf dem Turm musste immer warten, bis der andere seinen Kopf aus der Luke vom Plastikberg steckte. Es war Wahnsinn. Wir waren etwa 15 Meter auseinander und es ballerte so heftig, wenn die Kugel von dem Holzturm oder dem Plastikberg abprallte, dass man das Gefühl hatte, die nächste geht durch. Wir haben mit allen Tricks versucht, den anderen wirklich zu treffen. Da wurde z.B. ein schlecht gezielter Schuss abgegeben und sofort nachgeladen, damit der andere dachte ihm bliebe genug Zeit aus der Deckung hervorzukommen um zu zielen. Man hatte aber bereits nachgeladen und war schon wieder schussbereit... Wenn ein so ‘n Ding getroffen hätte, wäre der andere wirklich schwer verletzt worden. Aber wir hatten Glück, keiner hat getroffen.

Obwohl, schießen konnten wir inzwischen wirklich gut. Ich habe es mal geschafft, aus ca. 25 Meter Entfernung ein kleines Dreiecksfenster bei einem geparkten Baulaster zu treffen.

Als Munition haben wir meistens Murmeln benutzt. Oft die billigen aus Ton, manchmal auch die „Guten" aus Glas. Zwischendurch auch mal große Stahlkugeln aus alten Kugellagern, aber später auch immer wieder M8 Muttern. Mit dieser Ausrüstung war vor uns eigentlich nichts mehr sicher. Nur auf Tiere haben wir nie geschossen, das fanden wir fies, gemein und niederträchtig. Tierquäler waren sowieso das letzte! Aber so eine schöne große Fensterscheibe...

Es war auf der Baustelle Mühlenweg und sollte eigentlich nur ein Test werden. Hat funktioniert, die Terrassentür Scheibe auf der noch fast unbewohnten Baustelle hatte ein präzises Loch in Murmelgröße. Keiner hatte es bemerkt und alles war gut, bis plötzlich ein Streifenwagen der Polizei neben uns stand. Die Beamten nahmen unsere Personalien auf, weil hier auf der Baustelle so viel geklaut wurde. In meiner Satteltasche entdeckte einer der Polizisten dann die Steinschleuder. Auch das wurde gleich unter unsere Namen geschrieben. Scheiße. Als sie endlich wieder abgehauen waren, hatten wir jetzt das Problem mit dem kugelrunden Loch in der großen Scheibe. Wenn das am nächsten Tag gemeldet werden würde, hätten die ja sofort ihre Täter. Also mussten wir unsere Steinschleuder-Spuren verwischen. Ein großer Mauerstein aus nächster Nähe brachte die Scheibe dann mit ohrenbetäubendem Lärm zum kompletten Zusammenbruch. Jetzt waren plötzlich überall irgendwelche Gesichter hinter den Fenstern, der bereits bewohnten Häusern auf dem Baugebiet zu sehen und wir waren am Laufen wie blöd.

Aber auch in unserer Siedlung machten wir uns „Freunde“. Eines unserer Lieblingsspiele war das „allabendliche Murmel – weg“. Wir schossen dabei aus unseren Dachfenstern immer knapp über den First der gegenüberliegenden Hausreihe. Nach unseren Berechnungen mussten die Kugeln dann irgendwo im Birnenstieg einschlagen. Nächsten Tag gingen wir dann dort lang und sahen uns nach Fenstern um, die mit Pappe zugeklebt waren. Wir fühlten uns absolut sicher. Sogar als wir anfingen, mit Farbe gefüllte Glasampullen auf das gegenüberliegende Hausdach zu schießen. Das gab dann aber mächtig Ärger, denn mit „das waren wir nicht und wir wissen auch nicht, wie das passieren konnte“ kamen wir nicht so richtig weiter.

Bei Markus, der in einem Atrium Bungalow mit Innenhof wohnte, haben wir uns mal einen Turm aus Gartentischen und Stühlen gebaut, um in eine vernünftige Schussposition zu kommen. Als dann plötzlich erboste Nachbarn in den Innenhof stürmten, hatten wir die Gartenmöbel bereits wieder abgebaut. Sie sagten, man hätte bei ihnen die Scheiben zerschossen und wir sollen das gewesen sein. So jedenfalls vom Inhalt her, der Wortlaut war deutlich aggressiver.

Das ganze Programm mit Bullen, Eltern und dem üblichen Nervkram ging wieder los. Schön, dass die Polizei abschließend festgestellt hat, dass wir von dem Innenhof aus die Scheiben überhaupt nicht hätten treffen können. Das sei von dort aus ballistisch überhaupt nicht möglich. Nur gut, dass sie unseren Turm aus Tischen und Stühlen nicht gesehen haben.

Das Böllerrohr

Eine weitere tolle Entdeckung war das Böllerrohr. Es funktionierte mit Crackern. Es war ein einfaches, ca. 50 cm langes Rohr, in das die kleinen Böller genau hineinpassten.

Man nahm jetzt einen Böller, riss die Lunte fast bündig ab, steckte ihn mit der Lunte nach hinten in das Rohr, einen zweiten hinterher, und schon war das Rohr „geladen“. Jetzt anzünden und das Rohr dorthin ausrichten, wohin der Böller fliegen sollte. Durch die Explosion des ersten Böllers flog der zweite nach vorne aus dem Rohr und wurde gleichzeitig angezündet. Es war fast wie eine kleine Granate, die hoch flog und in der Luft explodierte. Ein Riesenspaß. Mit diesen Böllerrohren haben wir uns sogar mal eine richtige Schlacht geliefert.

Es war bei Frank hinten im Garten. Er lebte mit seinen Eltern in einer Kommune gegenüber vom AEZ. Dort konnte jeder machen was er wollte. So interessierte es auch niemanden, als wir mitten im Jahr mal zwei bis drei Stunden wie die Wilden hinten im Garten herum geböllert haben. Es waren mehrere Leute mit dabei. Wir waren zu viert oder zu fünft in einer Holzhütte und die „Feinde“ saßen auch zu viert in einer Erdhöhle. So versuchten wir immer wieder, die Böller in die feindliche Bude zu ballern. Die beschossen uns und wir die. Das war ein Heidenspaß! Zumindest so lange, bis ein Rohr verstopft war und Frank nichts Besseres zu tun hatte, als sofort dort hineinzuschauen. Bumm! Der Böller ging doch noch los und Frank hatte ein schwarzes Auge. Sofort zum Arzt. Aber alles gut gegangen, er hatte nur reichlich Dreck im Auge. Die Böller waren ja auch nicht so stark, aber die Schlacht war erstmal zu Ende. Bemerkenswert war dabei noch, dass das Grundstück fast direkt an die Polizeiwache Poppenbüttel angrenzte und wir die ganze Zeit nicht einen einzigen Polizisten zu Gesicht bekamen.

Einige Zeit später kamen Jörg und ich dann auf die Idee das Böllerrohr nicht mit Böllern, sondern mit Murmeln zu laden. Das ging ja richtig ab! Die Dinger flogen deutlich weiter, als wir mit den Steinschleudern kamen. Einen Tag haben wir uns auf einer Baustelle versteckt und das Gewächshaus einer Gärtnerei unter Beschuss genommen. Komischerweise sind wir unbemerkt geblieben, obwohl eine ganze Menge Murmeln getroffen haben und wir auch ganz schön Krach gemacht haben. Glück gehabt, aber der Knall bei jedem Schuss war natürlich ein Problem. So experimentierten wir auch mit „kleineren Kalibern“.

Es entstand das Piepmanscherrohr. Gegen das normale Böllerrohr wirklich ein Witz, also musste das ja auch absolut ungefährlich sein, oder? Ich hatte ein ca. 20 cm langes Alurohr, in das ganz genau ein Piepmanscher hinein passte. Als Geschoss hatte ich zufälliger Weise eine kleine Stahlkugel aus einem Fahrrad Kugellager, die ebenfalls exakt so groß war wie der Innendurchmesser des Rohres. Jörg und ich liefen durch die Gegend und überlegten worauf man denn mal schießen könnte, als plötzlich Ralf sein Bruder Florian, mit dem Fahrrad daherkam. Jawoll, der sollte es sein.

Anzünden, richten und Piff! Denn mehr machte ein Piepmanscher ja nicht. Florian war noch ca.10 Meter weit entfernt, als er sich plötzlich das Auge hielt und ziemlich ruckartig vom Fahrrad stieg. „Ach du Scheiße! Das darf doch nicht wahr sein“, schoss es mir durch den Kopf. Wir sind natürlich sofort zu ihm hin. Er hatte eine rote Stelle ca. 2 cm unter dem linken Auge und war von unserem „Test“, gelinde gesagt, wenig begeistert. Ich war nur glücklich, nicht das Auge getroffen zu haben und beruhigte ihn mit viel Gerede und einigen Lügen. „Was eine Kugel? Nein, da war gar nichts drin! Ist ja komisch, vielleicht Staubverkrustungen? Aber das wollten wir ja wirklich nicht“, etc. Wieder mal Glück gehabt.

Es war unglaublich, wie viel Kraft so ein bisschen Schwarzpulver hat, und wie unwahrscheinlich war es auf die Entfernung dann auch noch tatsächlich zu treffen? Egal, das zeigt einmal mehr, wie gefährlich so ein Spielkram plötzlich werden kann. Mann, war ich erleichtert das nichts Ernstes passiert war. Noch Tage später dachte ich immer wieder darüber nach, wie knapp das war. Ich glaube, das war auch das letzte Mal, dass ich mit irgendwas auf jemanden geschossen habe, ohne vorher die Erlaubnis von demjenigen dafür zu haben. Ja, das gab es auch. Das ist dann die Geschichte von der Luftpistole.

CB-Funk die Zweite

Die Idee, sich drahtlos zu unterhalten, ließ uns ja alle nicht so richtig los und irgendwann wurden 22 Kanäle FM zugelassen, die dann sogar anmelde und gebührenfrei waren.

Senfor Skyline hieß das Gerät der Begierde. Bei Fellecs in Hamburg gekauft. Gleich eine passende Antenne und Kabel mit dazu, anschließen und los funken. So ging es zumindest bei mir. Jörg hatte große Probleme mit der Inbetriebnahme seiner Technik. Als es dann endlich ging, bekam er Probleme mit seinem Skip. „Koralle 02“ nannte sich auch ein anderer Funker aus Farmsen, der das gar nicht gerne hörte, dass jemand seinen Namen benutzte. Ich hatte mit „Albatros 3“, wie ich mich damals nannte, keinen Ärger.

Das Funken machte Spaß, FM hatte eine tolle Tonqualität, die Reichweite war schon wesentlich besser und ich lernte viele Stationen von Bramfeld bis Bergstedt kennen. Jörg war immer seltener zu hören und hat dann irgendwann ganz aufgehört.

Bomben bauen

Nach jeder Menge Spaß mit dem Schwarzpulver, aus denen, nach Sylvester gesammelten Böllern, kamen uns immer öfter Rezepturen zu Ohren, die deutlich besser funktionieren sollten.