Ich will nicht mehr von dir, als du mir geben magst - Karin Petersen - E-Book

Ich will nicht mehr von dir, als du mir geben magst E-Book

Karin Petersen

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Beschreibung

«Es ist ein Wahnsinnsort, die Luft ist elektrisch aufgeladen mit Liebe, mit einer Kraft, die alles überraschend zum Blühen bringt. Innerhalb von Sekunden werfen die Leute hier ihre Masken ab, und nach den Schmerzen, dem ganzen Rotz und Dreck, öffnen sich die Gesichter, werden unbeschreiblich offen und schön. Ich merke, wie ich ganz am Anfang stehe. Ich habe einen ungeheuren Sprachschatz für das Leiden angehäuft, diese zarte ästhetische Melancholie, die unsere bundesrepublikanische Literatur durchhaucht. Aber für Glück, Ekstase, Liebe, Freude – da fehlt's mir.»

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Seitenzahl: 367

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Karin Petersen (Ma Prem Pantho)

Ich will nicht mehr von dir, als du mir geben magst

Monate in Poona und Oregon

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

«Es ist ein Wahnsinnsort, die Luft ist elektrisch aufgeladen mit Liebe, mit einer Kraft, die alles überraschend zum Blühen bringt. Innerhalb von Sekunden werfen die Leute hier ihre Masken ab, und nach den Schmerzen, dem ganzen Rotz und Dreck, öffnen sich die Gesichter, werden unbeschreiblich offen und schön. Ich merke, wie ich ganz am Anfang stehe. Ich habe einen ungeheuren Sprachschatz für das Leiden angehäuft, diese zarte ästhetische Melancholie, die unsere bundesrepublikanische Literatur durchhaucht. Aber für Glück, Ekstase, Liebe, Freude – da fehlt’s mir.»

Über Karin Petersen (Ma Prem Pantho)

Karin Petersen, 1950 in Bodenwerder geboren, arbeitete nach dem Studium an verschiedenen Projekten der Frauenbewegung mit und war bis 1979 Redakteurin der Zeitschrift «Courage». 1978 erschien ihr Roman «Das fette Jahr». 1980/81 lebte sie im Ashram von Bhagwan Shree Rajneesh in Poona und bekam den neuen Namen Ma Prem Pantho (Weg der Liebe).

Inhaltsübersicht

«The universe is ...Poona [Teil 1]Poona [Teil 2]OregonAnhangDynamische Meditation oder «Chaotische» MeditationKundalini-MeditationNataraj – «Die Tanzmeditation»NadabrahmaGourishankar

«The universe is always loving,

always ready befriend you.

You are a child to it.

It is very gentle,

it takes care very delicately.

It is very careful, it is very caring.

And if sometimes

you feel that existence is hard on you,

remember always –

you must be fighting with it.

Your fighting creates the problem.

Otherwise existence is always graceful,

it is always motherly.»

 

Bhagwan Shree Rajneesh

 

Das Universum liebt dich,

und ist immer bereit, dich anzunehmen.

Du bist ein Kind des Universums.

Es ist sehr sanft,

es gibt sehr zartfühlend acht.

Es ist sehr behutsam und umsorgend.

Und wenn du manchmal

das Gefühl hast, das Leben ist schwer,

dann denke daran –

daß du kämpfst.

Dein Kämpfen erzeugt Probleme.

Denn das Leben selbst ist dir zugeneigt,

es ist immer mütterlich.

 

Bhagwan Shree Rajneesh

Poona

München, 13.10.80 (am Tag vor dem Abflug nach Bombay)

Abschied, Abschied – Heike, meine Schwester, drückt mir zum Abschied einen kleinen hölzernen Elefanten in die Hand, wir umarmen uns weinend. Meine Schwester Ute schluchzt am Telefon, Briefe, Anrufe, den ganzen Tag über, Liebesgeständnisse, frühe, verspätete … Ich habe so noch nie Abschied genommen, und die anderen spiegeln mir mit ihrer Trauer und ihren Liebesbekundungen wider, was ich vor mir selbst nicht wahrhaben will, zumindest manchmal nicht wahrhaben will: daß dieses eine lange, weite Reise wird mit ungewissem Ausgang.

Mein Weinen in der letzten Meditation vor der Abreise im Satdharma, dem Münchner Bhagwan-Zentrum: Alle, die mich lieben, umstehen mich und rücken langsam gleitend von mir ab. Ich gehe fort von ihnen, ich verlasse sie alle für eine ganz ungewisse Sehnsucht, dieses ewige Suchen, das mich nicht zur Ruhe kommen läßt. Ich lasse alles hinter mir und weiß nicht, ob und was ich dafür bekomme.

Angst und Abenteuerlust, Skepsis und große Freude wechseln ständig. Micha als Begleiter – und selbst diese Freundschaft ist nun wieder ganz ungewissen Gefahren ausgesetzt.

Rein äußerlich betrachtet mag alles viel weniger dramatisch sein, aber meine Gefühle laufen oft Sturm. Ruhe finde ich in der manchmal sicheren Gewißheit, mich ziehen zu lassen. Diese Reise geschieht, ist notwendig, ich sträube mich nicht dagegen, folge nur, versuche zu vertrauen.

Tageschmerzen heute nacht, ein Ziehen im Kreuz und im Unterleib, die Gebärmutter krampft sich zusammen, als wollte sie das neue Blut zurückhalten. Träumte vom M., flüchtige Berührungen, wie nebenbei, hocherotisch, ein verbotenes Zusammensein unter Dunstglocken. Gora, die Alte, die mich Atemübungen lehrte, sagt mir etwas zu diesem Mann, aber ich kann sie nicht verstehen und wage nicht, nachzufragen, aus Angst, daß sie dann ganz verstummt, ihre Strafe dafür, daß kein intuitives Verständnis zwischen uns möglich ist. – Dann ein müllübersäter stinkiger Raum, in dem Tante Lieschen, die Tante, die zum Entsetzen meiner Großmutter sich auf Familienfeiern allen Männern auf den Schoß drängte, dünn, lang und nackt hockt und mich mit ihren vorquellenden wäßrigen Augen anglotzt. –

Gora, Gora … Turnte heute morgen mit dem kleinen harten Tennisball, den sie mir zum Abschied schenkte. Viel Trost und Stärke im Gedanken an sie.

Zwischen Micha und mir leise Gereiztheit. Aber später ist es doch ganz einfach. Meine Traurigkeit bricht offen heraus, ein hemmungsloses Weinen, das Gefühl, heimatlos zu sein, und Micha nimmt mich in die Arme. Es ist schön, so (mit-) zu teilen.

Poona, 15.10.80

Es ist alles so … so … schon weiß ich nicht wie, ich bin allein, fühle mich allein. Im Hotelzimmer nach 24 Stunden ununterbrochener Fahrt … was zuerst?

Ich kann nicht schlafen. Wir haben geduscht, uns umgezogen und sind gleich in den Ashram gelaufen. Unsicher, blaß und nervös wie Neue in einer Schulklasse, beschämt, als wir in den hinteren Teil des Gartens laufen und ein Guard, blondhaarig und mit klaren, fast zärtlichen hellen Augen uns aufhält und zurückweist.

Ihr seid gerade angekommen? fragt eine Frau uns im Vrindavan, der Ashram-Cafeteria. Wir nicken, und sie lacht wissend. Slow down, sagt sie.

Meine Blicke zucken umher, als würde ich verfolgt und müßte die Gefahr durch schnelles Hinsehen aufhalten. Ich fühle mich nackt, meine Angst, Verlegenheit, Angespanntheit, Müdigkeit ist allen Blicken preisgegeben. Ich laufe mit gesenktem Kopf zurück zum Hotel, immer den Schatten suchend, rasendes Herzklopfen.

Micha ist gleich im Ashram geblieben. Ich fühle mich so allein und dem nicht gewachsen, wünschte, ich wäre mit einer Frau gefahren. Micha deckt seine Angst wieder mit Cowboy-Allüren zu, Schminke um die Augen und breitbeinige Schritte. Ich kann und kann nicht schlafen, total überdreht, die Gedanken kreisen so schnell wie der Propeller über mir.

Aus dem kühlen deutschen Herbst in tropische Hitze gefallen, gerade jetzt möchte ich nicht allein sein, panische Kinderangstgefühle, nie mehr aus diesem Alptraum aufwachen. Dieses riesige fremde Land draußen drum herum, ich traue mich nicht auf die Straße, möchte mich mit tausend Vorräten im kühlen, fensterlosen Hotelzimmer verbarrikadieren. – Steigere ich mich da hinein? Meine dramatische Ader …

Gut, gut. Nach einem angenehmen Flug im großen ganzen das Horror-Bombay, feucht, heiß, das Slum-Elend läuft wie ein Filmband vor den hochgekurbelten Fenstern des Taxis ab, und doch so wirklich nahe. Ich begreife das nicht … muß ich ja auch nicht.

Wenn ich in der letzten Zeit nicht ein bißchen gelernt hätte anzunehmen, was kommt, wäre ich die letzten Stunden verrückt geworden, oder, oder …?

Die Taxifahrt nach Poona … der Ashram … O Gott … Ich denke auch, mit Micha stehe ich das nicht durch, gleich heute müssen wir uns trennen … Tatütata! Ich Doofe, ich wollte doch hierher und jetzt am liebsten zurück in die Sicherheit. Wirklich, meine Süße? – Jein!

Poona, 16.10.80

Liebe Heike,

jetzt schreibe ich als erstes der letzten, von der ich mich verabschiedet habe. – Dabei brummt’s mir noch im Kopf, und ich weiß nicht, ob ich diesen Brief auf die Reihe(n) kriege.

Also, ca. 21 Uhr in unserem Hotelzimmer. Die Propeller rattern, draußen ist es dunkel, es duftet im Hotelgarten nach feuchten Blüten, dann wieder nach stickigem Rauch, wenn der Wind die Schwaden von den Müllverbrennungstonnen aus der nahen Straße herüberweht. Micha spielt auf einer Flöte, die er sich am Straßenrand erhandelt hat.

Ich finde es schwer, in solchen Extremsituationen, wie wir sie auf der Reise hierher erlebt haben, die Zuneigung aufrechtzuerhalten. Bis jetzt bin ich unsicher, ob wir weiter zusammensein werden. Ich finde Micha häßlich, wenn er über Ängste und Unsicherheiten hinweg den starken Mann markiert.

Die Ankunft in Bombay war schlimm, die Luft wie in einem der großen Gewächshäuser des botanischen Gartens. Eine unglaublich komische Abfertigungszeremonie am Flughafen, über Stunden im dichtesten Menschengewimmel, wo es ständig darum ging, in langen Menschenschlangen um irgendwelche gestempelten Zettel anzustehen, die man gleich darauf irgendwo abgeben und dafür wieder in langen Schlangen anstehen mußte. Und dann rauswollen und Hitze und Berührungsängste, leichte Panik und dann … vor der Tür draußen das gleiche Gewimmel wie drinnen. Menschen, Menschen, Menschen, die Taxifahrer streiken, Gefeilsche um den Preis, dann los. Die Taxifahrt durch Bombay hinter hochgekurbelten Fensterscheiben.

Ich wollte das schon bald nicht mehr sehen und sehnte mich nach etwas Reichtum, wir sind mitten durch die Slums gefahren. Gestank nach Rauch und Abfall und Fäkalien, in Sekundenschnelle die Szenen des Alltags dieser Menschen, schmutzstarrend, sterbend, schlafend, krank, leidend, lachend, tanzend, spielend, zusammen mit den Schweinen zwischen schlammigen, faulig riechenden Erdstücken, und … ich kann das alles jetzt nicht beschreiben, es ging so wahnsinnig schnell. Dann im Taxi nach Poona über Land … ich merke schon, ich kann von dieser Anreise nicht so ordentlich hintereinanderweg berichten, es ist in diesen wenigen Stunden so wahnsinnig schnell vieles passiert, und während ich schreibe, passiert immer noch mehr (zwischen Micha und mir). Es liegt etwas in der Luft hier, ich weiß nicht was, was alles zu beschleunigen scheint, wie wenn du eine 33er Platte mit 45 er Geschwindigkeit spielst.

Ich habe solche Angst zwischendurch, ich wollte seit gestern schon ein paarmal am liebsten sofort zurück. Ich fühle mich sehr abhängig von Micha und wünsche dann zugleich, ich wäre allein gefahren. In gewisser Weise war und ist es sicher einfacher allein. Ich fürchte manchmal, bei meinem gegenwärtigen Wunsch, etwas auch mal zu zweit zu bewältigen, den Punkt zu verpassen, wo es wirklich («wieder», denke ich noch dazu) angemessen ist, sich zu trennen. Ich komme also gleich als erstes durch die extremen äußeren Umstände noch mal in eine «alte» Angstsituation. Gestern haben wir uns unsere Ängste vor diesen Wahnsinnseindrücken in diesem Wahnsinnsland (und es ist ein Wahnsinnsland) mitgeteilt, da fand ich es ganz schön zu zweit. Abends sind wir noch raus im Dunkeln. Die Luft war frisch, der Sichelmond liegt hier auf dem Rücken über den Bäumen wie eine riesige saftige Melonenscheibe. Nahe beim Ashram haben wir einen Tee getrunken und jeder an einem anderen Tisch ein bißchen mit Leuten geredet. Ein Inder fragte mich: You have come to see Bhagwan? Ich sagte: Ja. Und fand auf einmal alles ganz einfach, wußte, warum ich hierhergekommen bin und diese Strapazen auf mich genommen habe. Da war ich ganz glücklich, endlich hier zu sein, und Micha und ich haben sehr schön zusammen «geschnuckelt» im Bett.

Der Ashram ist wie ein Paradiesgärtlein in dieser Umgebung. Es gibt dort auch alles, gutes vegetarisches Essen, Kleider, Kosmetik, Bücher, eine Post. Ich fahre mit der Rikscha zum Ashram und zurück, obwohl die Strecke nicht lang ist. Es ist, als hüpfte ich in einem tiefen Fluß von Stein zu Stein, erleichtert, wenn ich es geschafft habe. Obwohl ich mich auch im Ashram sehr unsicher fühle, so viele lange, tiefe Blicke, die dich immer gleich auf den Grund deines Herzens zu treffen scheinen. Aber wenn ich meine Unsicherheit offenlege und nicht versuche, sie unter Arroganz zu verbergen (was mir eh nicht mehr so gut gelingt), ist alles ganz einfach, ich komme ins Gespräch mit anderen, fühle mich angenommen. – Gute Nacht für heute.

Morgens. 14 Stunden geschlafen, Matschbirne, Durchfall, draußen Hitze und Lärm. Aber immer wieder zwischendurch ein ganz sicheres Gefühl, hier sein zu wollen. Das Gehen im Schatten tut mir gut, aber ich verschließe mich vor diesen Kinderblicken und den geöffneten Händen, den Elendshütten am Straßenrand. Man muß sich wohl einfach auch zumachen am Anfang, sonst wird man verrückt.

Vielleicht gehe ich morgen mal zur lecture (Bhagwans Vortrag) um acht Uhr früh, bis jetzt bin ich nur bedeppert und ziellos herumgelaufen.

Schreib mir, wie lange der Brief gebraucht hat, die Post soll unsicher sein.

Ich vermisse Dich, schade, daß Du nicht hier bist – Deine Karin

Poona, 17.10.80

Es ist wirklich alles so … Horror mit Micha zu alledem, aber ich begreife, daß ich in dieser Situation nichts von ihm fordern kann, er kann sich gerade so eben selbst zusammenhalten. Haßgefühle gegen ihn, wie ich ihn hasse, er ist ein Baby, denke ich, ich bin mit einem Kleinkind hergefahren! Mein Verständnis für ihn hat da eine Grenze, wo es um meine eigene Haut geht. Erleichterung, als er aus der Tür ist, ich sehe seine Angst, bin versöhnt, Haßliebe – ich möchte festhalten, ihn, das Alte, das hier mit ihm durchstehen, aber wieder haben wir uns – wie schon einmal vor Jahren – zusammen an einen Punkt begeben, wo deutlich wird, daß jeder von uns noch viel für sich erledigen muß.

Er ist ausgezogen. Ein Zettel auf meinem Bett: I love you but I have to move on. Wieder ist es, als fiele ich in eine tiefe Dunkelheit, ich weine, höre mit plötzlicher Entschlossenheit auf und setze mich kerzengrade aufs Bett. Es muß gehen, wird gehen. Weinen nützt gar nichts. Ich laufe durch den Verbindungsflur ins Nachbarzimmer, wo zwei Frauen sich auf Deutsch unterhalten. Wißt ihr jemand, der ein Zimmer sucht? Heule wieder los. Eine legt mir zart die Hand auf die Schulter, sieht mich mit großen betroffenen Augen an.

Hin und her, hetzen und weinen und grimmige Entschlossenheit, beedies rauchen. Abends habe ich eine Frau gefunden, die zu mir zieht. Sitze im Hotelgarten in der Dunkelheit. Mein Körper fühlt sich an wie elektrisch aufgeladen, zuckt, pulst, ich schüttele mich. Plötzlich sitzen zwei Frauen neben mir, wir lachen, gackern, reden sprudelnd, alles heraus, wie lang vertraute Freundinnen, die sich nach einem dicken Tag wiedertreffen.

So was, so was! sage ich und werfe lachend die Arme in die Luft. Mein Kopf versteht gar nichts mehr. Da ist aber eine reif für Sannyas, sagt sie. Ich habe ein merkwürdig glucksendes Lachen im Bauch und sehne mich zugleich nach Erschöpfung, endlich schlafen. Nöö, sage ich zu ihr wie ertappt und schäme mich. Ich bin doch gerade erst angekommen. – Ich vergesse Micha.

Spätabends kommt er zur Tür herein. Er hat eine Hütte am Fluß gemietet. Und ich freue mich einfach, freue mich, daß ich mich freue, alle schlechten Gefühle sind vergessen. Wir schnuckeln zusammen. Nebenan im Zimmer der beiden Frauen plötzliches heftiges Atmen und ein hell schreiendes Lachen, das im selben Augenblick auch meines, unseres wird.

Und doch sehne ich mich oft genug zurück, tiefes Erschrecken, wenn mir bewußt wird, wie weit weg ich von zu Hause bin und dieses Wahnsinnsindien ringsherum.

Poona, 20.10.80

Fieber, krank im Bett, als wäre das im Augenblick die einzige Möglichkeit, um auszuruhen. Gestern schien mir das Blut in den Adern zu kochen, ich glaubte, sterben zu müssen. Heute ist das Fieber gesunken, und ich spüre tief in mir eine gewaltige Kraft, die mir wie immer eher angst macht, als daß sie mich freut.

 

Erste lecture. Ich spüre ihn oder es oder wie immer man das nennen will, ein Liebesschauer nach dem anderen durchrieselt meinen Körper. Weiß nicht mehr, was er gesprochen hat. In der Kundalini-Meditation[1] in der Buddha-hall (vor seinem Stuhl, schreibe ich in Klammern, weil’s mir affig vorkommt) wieder dieses tiefe Gefühl von Heimatlosigkeit und eine ziehende Sehnsucht, nachzugeben, mich ihm anzuvertrauen. Dagegen dann der Kopf, hin und her: Warum nicht diesem Gefühl einmal nachgeben, diesem brennenden Wunsch, durch all diese Wirren und den Wahnsinn hindurch mich begleiten zu lassen, mich in seinen Schutz zu begeben, dazuzugehören, wenn er sagt: My sannyasins …

Es gefällt mir nicht in Michas Hütte am Fluß. Es riecht nach Fäulnis, Kloake, ein Friedhof in der Nähe, und riesige Raben mit scharf gebogenem Schnabel krächzen auf den Bäumen. Unter einem großkuppligen Baum mit hängend verflochtenen Luftwurzeln spielt Micha Flöte, vor ihm eine Opferstelle mit gelbem und rotem Farbenstaub gemalt, von Räucherstäbchen gesäumt.

Micha spielt wie ein Wahnsinniger, seine Lippen sind rissig, seine Zunge weiß belegt. Ich glaube zu riechen, wie eine Krankheit in ihm steckt. Ich könnte wohl akzeptieren, wenn er sagte, er käme nicht aus den und den Gründen, aber daß er ausrichten läßt, er käme, und mich dann warten läßt, das macht mich wahnsinnig wütend auf ihn, daß er mich diesen Spannungen überläßt, dieser Ungewißheit, während ich krank zu Bett liege. Liebe und Haß für ihn wechseln in Minutenschnelle, und ich weiß jetzt nicht, was sein wird, wenn er demnächst zur Tür hereinkommen sollte.

Der Mond heute wieder wie eine saftige Melonenscheibe, tiefhängend über den Bäumen.

Bei der Gruppenberatung heute haben sie mir angeboten, mir einen näheren Einblick in den Ashram zu geben (weil ich schreibe), und ich könne sofort mit den Gruppen anfangen (während Vera, mit der ich wohne, warten muß).

Poona, 21.10.80

Liebe Mutti, lieber Vati,

morgen bin ich schon eine Woche hier und weiß noch immer nicht, wo mir der Kopf steht. Indien ist ein Wahnsinnsland, es geht einfach über unsere Begriffe – Menschen, Menschen, Armut, Reichtum, Villen, Elendshütten, Kinder, Kühe, Blütenduft, Gestank, alles auf einmal durch- und nebeneinander. Und hier in Poona, das vom Bhagwan-Ashram geprägt wird, wirbeln die Ereignisse, Dinge und Menschen noch einmal um vieles schneller umeinander.

Schon in den ersten Tagen haben sich die Ereignisse überstürzt. Micha und ich haben es nicht geschafft, den Streß zusammen zu bewältigen, so haben wir uns – räumlich – getrennt. Ich wohne im Hotel mit Vera aus Tübingen zusammen, er hat sich eine Strohhütte gemietet. Wir haben uns gegenseitig verrückt gemacht, und obwohl mir dieses Auseinandergehen erst sehr weh getan hat, bin ich jetzt beruhigt darüber und finde es richtig.

Dann der erste Vortrag von Bhagwan (das heißt: der Gesegnete). Jeden Morgen von 8 bis etwa 10 Uhr spricht er, einen Monat auf englisch, einen in Hindi. Es ist schwer, Euch meine Empfindungen zu beschreiben. Es geht soviel Liebe aus von ihm, ein starkes, warmes Glücksgefühl lief mir durch den Körper, immer wieder, ich hatte das Gefühl, dort angekommen zu sein, wohin ich mich schon lange gezogen fühlte, zu Hause zu sein. Bei der Meditation (der ersten, die ich im Ashram gemacht habe) ging es mir ebenso. Und dann hatte ich den Wunsch, mich ihm anzuvertrauen, das heißt hier, daß man als äußeres Zeichen der Zugehörigkeit in Orange gekleidet geht und eine Holzperlenkette, die Mala, mit seinem Bild trägt. – Dann kam die «vernünftige» Karin dagegen: Wie kann man nur, alles Schnickschnack, Humbug, Affenzauber, laß dich nicht einfangen.

Ja, und dann bin ich erst mal krank geworden, Fieber und Halsweh, das war gut, die Krankheit hat mich gezwungen auszuruhen, ich konnte vorher gar nicht schlafen.

Es ist heiß hier, tagsüber bis zu 30 °C, das ist natürlich für den Körper – der auf Winterschlaf eingestellt war – eine Wahnsinnsumstellung. Heute war ich fieberfrei, aber ich schwitze noch sehr leicht. Jeden Tag gibt es hier tausend Sprünge ins kalte Wasser, es gibt Situationen, da muß ich einfach handeln, es nützt nichts, verzweifelt zu sein, zu weinen, weil niemand da ist, der dir etwas abnimmt. Das ist eine harte Schule, aber ich wußte, daß das auf mich zukommt. Du mußt mit den Indern um jeden Rupie (= 0,25DM) handeln, du mußt auf das Essen achten, du mußt an dem größten Elend vorbeigehen und no zu ausgestreckten Händen von Kindern und Verkrüppelten sagen, weil sie dich sonst nicht mehr in Ruhe lassen und sich wie eine Traube an dich hängen und immer so weiter … Ihr Lieben, das hier ist und wird das größte Abenteuer meines Lebens, und ich frage mich manchmal, ob Euer Vertrauen in mich, das immer sehr groß war, ausreicht, um mir zu folgen.

Das Religiöse, das, was hinter den Dingen, hinter der sichtbaren Welt ist, ist uns im Westen so abhanden gekommen, daß wir es für verrückt erklären, so vernünftig und «aufgeklärt», wie wir zu sein glauben. Ich habe es schon zu Hause gespürt, aber hier lebt es in allen Ecken, in allen Beziehungen zwischen Menschen, und mir wird immer deutlicher, wie winzig und machtlos wir sind mit unserem Wollen und Planen und Tun. Wie wir alles, was nicht greif- und berechenbar ist, wegstopfen (zum Beispiel den Tod, der hier zum Alltag gehört).

In diesem Sinne bin ich bereit zu lernen, und das heißt auch, Verrücktheiten zu begehen.

In fünf Tagen werde ich die erste Therapiegruppe anfangen. Manchmal bin ich sehr verzweifelt, dann wieder überglücklich. Fragt mich, was Ihr nicht versteht, schreibt mir per Luftpost.

Ich umarme Euch ganz lieb, Eure (verrückte) Karin

Poona, 21.10.80

Fieberfrei heute, und zugleich ist mein Haß auf Micha offen ausgebrochen, als wäre diese kribbelnd heiße, unruhige Wut zugleich das Zeichen für meine Gesundung. Er wußte, daß ich krank war, hat zweimal versprochen zu kommen, ist nicht gekommen – jetzt will ich nichts mehr von ihm, wilde Vernichtungsphantasien.

Ein Teil der Wut gilt mir, weil ich in letzter Zeit – das wird mir plötzlich ganz klar – über vieles hinweggesehen habe, was mich an ihm stört. Viel Verlogenes, Verwaschenes, halbherzige Kompromisse aus Angst, er könne mich allein lassen. Ich hab ihm ja sogar den Flug bezahlt, damit er endlich in die Gänge kommt. Ich habe gedacht, ihn mit falschen Zugeständnissen halten zu können. Das war mein Teil, mein Fehler. Jetzt ist er weg, und ich hasse ihn. Er ist ein Baby, er kann nur nehmen, nicht geben, ich will keine Liebe, die in Momenten von extremer Verzweiflung versagt, nur durch Trennung dann aufrechterhalten werden kann. So eine Liebe stinkt, ist faul. Wenn er Leiden und Krankheit nicht ertragen kann, will ich auch sonst nichts von ihm. Wenn er nur mit mir zusammensein kann, wenn ich stark, schön, sicher, lustig – kurz: gebend – bin, dann kann ich gut ganz auf ihn verzichten. –

Also wieder allein. Intensity and loneliness (die Leitmotive, die mein Name und Geburtsdatum in der jüdischen Zahlenmystik ergeben). Traurigkeit. Aber auch neue Kraft. Beginnende Neugier und Abenteuerlust. Es muß gehen, jeden Tag neue Sprünge ins kalte Wasser, und ich spüre eine power, die ich mir nie zugetraut hätte. So long.

Poona, 22.10.80

Liebe Ute,

ach ja, wie anfangen? Jetzt bin ich eine Woche hier und laufe noch immer wie benebelt durch die Gegend. Die ersten Tage ein Schock nach dem anderen, flirrende Bilder, die Fahrt durch die Slums von Bombay, Sterben und Dreck und Lachen und Schweine und Scheiße und Blumen und und … Wahnsinnsgenerve mit Micha. Schreck, Wut, Trauer, Verzweiflung, Angst, mich abfinden, Angst vor Krankheit, was essen? was trinken? Preise aushandeln; die Inder sind gierig nach Geld, irre Preise, um alles mußt du handeln. –

Dann das erste Mal Bhagwan. Große Zeremonie vor der lecture. Waschen mit geruchfreier Seife und Shampoon, Tasche abgeben, lange Schlange vorm Ashram-Tor (Holz, mit Messing verziert, darüber ein großer Kristalleuchter, unter dem sie früher Wiener Walzer getanzt haben mögen) morgens um halb sieben, dann Schnüffeltest, Metalldetektor, abtasten, Schuhe abgeben, einen Platz angewiesen bekommen, den man beileibe nicht verlassen darf, bei jedem Husten, Schniefen, Räuspern die Warnung, gehen zu müssen, Guards – auch Frauen –, an jeder der vielen Säulen der Buddha-hall aufgestellt, überwachen uns, unbequemes Sitzen auf kühlen Steinfliesen ziemlich weit hinten im Besuchereck, ringsherum tropisches Grün, Morgengekiekse, Trällern und Pfeifen der Vögel (die Buddha-hall ist eine große, offene, überdachte Halle, in der auch die Meditationen stattfinden). Dann Einlaßstopp. Alle Guards setzen sich, rutschen gleichzeitig an den Säulen herunter, die Sannyasins, die den Einlaß überwacht haben, laufen in einer Reihe herein und setzen sich ganz vorne hin. Stille. Viele schließen die Augen, sehen ruhig, in sich, geduldig aus. Ich bin aufgeregt, gucke herum, bin neidisch auf die «Meditativen» (ja, wirklich). Ein Japaner in meiner Reihe fängt plötzlich an zu zittern, ein unkontrolliertes Zucken, das wie ein großer Schluckauf durch seinen ganzen Körper läuft. Ein Guard kommt und streicht ihm sacht über den Rücken, er beruhigt sich, später geht das Zucken wieder los. Aber da hat’s mich fast umgehauen. Mir lief ein Liebesschauer nach dem anderen über den Körper, als Bhagwan zu sprechen anfing. Es geht eine unbeschreiblich warme Kraft von ihm aus; es ist unbeschreiblich. Ich hatte das Gefühl, angekommen zu sein, wußte auf einmal, warum ich diese irren Strapazen auf mich genommen habe.

Da ist aber eine reif für Sannyas, hat neulich eine Frau zu mir gesagt … und am nächsten Tag bin ich erst mal krank, hoch Fieber, dicker Hals, ich habe mich auch vom Kopf her sehr gegen diese merkwürdige Ekstase gewehrt, das hat mich einfach so überfallen. Die Krankheit war notwendig, ich habe vorher nicht abschalten können. Heute am zweiten Tag fieberfrei, fühle ich mich allem schon eher gewachsen, war in der Stadt, Klamotten kaufen (hier mußt du ständig frisch gewaschene Kleider tragen). Wahrscheinlich habe ich immer noch zuviel bezahlt, aber ich habe immerhin um die Hälfte runtergehandelt. Natürlich alles in Rot, Orange, es gibt hier kaum schöne Kleider in anderen Farben (ich würde aber auch keine anderen kaufen! puh!). – In fünf Tagen beginnt meine erste Gruppe. Liebe Ute, Du machst Dir keine Vorstellung von diesem Wahnsinnstempo, in dem hier Himmel und Hölle, Verzweiflung (bis zum Sterbenwollen) und Glück wechseln. Ich wollte schon 30000mal zurück. Ich bleibe. Etwas fühle ich mich vorbereitet durch das knappe Jahr Meditation und die Atemtherapie, denn eines brauchst du hier dringend: zumindest ein bißchen Vertrauen, daß die Ereignisse, so schwierig sie immer sein mögen, am Ende richtig für dich sind. Wenn du anfängst, dich zu wehren, zu werten, zu kämpfen, wird es dich umhauen.

Heute habe ich Micha wiedergetroffen, er ist sehr krank, er sieht schlecht aus, vor allem kann er nicht annehmen, daß er, der so körperbewußt gelebt hat, krank wird. In gewisser Weise trifft hier jeden erst mal das, was ihn am meisten umhaut. Ich denke, das war nicht meine letzte Krankheit, viele sind hier oft krank, auch durch die Gruppen, die dich durcheinanderschütteln. –

Liebe Ute, hab keine Angst vor Entfremdung. Es ist so viel Liebe hier, ja, alles zielt darauf hin, dich für Liebe zu öffnen, und wir alle haben solche Wahnsinnssperren gegen Liebe, zugleich solche Sehnsucht danach.

Machst Du ab und zu Meditation im Dharmadeep in Hamburg? Und sonst? – Schreib mir von Dir, aber warte nicht zu sehr auf Antwort, wenn die Gruppen erst mal anfangen, werde ich wenig Zeit zum Schreiben haben.

Liebe(s)grüße von Deiner Schwester Karin

Poona, 22.10.80

Heute ging’s besser, fühle mich allem eher gewachsen, zwischendurch der alte Streß, und die einfachsten Handgriffe mißlingen, oder ich lasse etwas liegen, bringe die Reihenfolge der einfachsten Tätigkeiten durcheinander, tauche beim Wäschewaschen die gerade klargespülten Wäschestücke wieder in die Seifenlauge, obwohl ich sie zum Trocknen aufhängen wollte.

Micha hat’s total umgehauen, Amöben und mehr Viecher im Darm, Verdacht auf Gelbsucht im ersten Stadium. Im Health Center, dem Gesundheitszentrum des Ashrams, haben sie ihm starke Tabletten verschrieben. Vor dem Klo in seinem Hüttendorf ist er in Ohnmacht gefallen. Ich habe ihn kaum wiedererkannt, sein Gesicht ist blaß, fast graue Hautfarbe und die Augen trübe.

Wir sitzen auf dem Rand des Springbrunnens im Ashram-Garten, und er legt stöhnend den Kopf in meinen Schoß. Ich streichele ihn, zurückhaltend, skeptisch, weil er mich, als ich krank war, so hängengelassen hat. Später gebe ich ihm Goras Tennisball mit. Er bereut, das Hotel verlassen zu haben, will nach Hause, jammert, daß ich demnächst einen anderen lieben werde. Die Inder haben gestern eine Wasserbüffelherde durch sein Hüttendorf getrieben und abends in der Dunkelheit mit brennenden Fackeln das Dorf umschlichen. Jürgen, Michas Hüttennachbar, ist von einem Büffel umgestoßen worden, hat eine blutende Wunde am Knie.

Merkwürdiges Geziepe mit dem Jürgen, der Micha die Hütte besorgt hat. Drei Monate ist er hier, und ich habe ihn kaum wiedererkannt. In Berlin hatte ich ihn wenig beachtet, hier staune ich, wie schön er ist, die Stirn so klar, das Gesicht offen, große, strahlende Augen. Bist du schön geworden! sage ich begeistert, und er küßt mich auf den Mund. – Seitdem schleiche ich um ihn herum, Schweißausbruch, als ich an der Garderobenabgabe plötzlich neben ihm stehe. Er bemerkt mich nicht, und ich schleiche mich weg, Herzklopfen, als sei ich einer Gefahr entgangen. Und sehe ihn immer wieder – Huh! Hülfe! Stop!

Abends gehe ich zum erstenmal zur music group, tanzen und singen in der Buddha-hall. Seit ich krank war und jetzt wieder gesund bin, fühle ich mich sicherer und zugleich nüchterner. Sehe ein bißchen spöttisch auf die Ekstase rings um mich, die lächelnden Gesichter mit geschlossenen Augen, die hochgeschleuderten Arme, die wild wiegenden Körper. Ich habe Angst, daß zugleich mit meinem Nachgeben ein neues Tief beginnt, als seien meine anfänglichen Kindergefühle, diese wonnige Geborgenheit in der ersten lecture, identisch mit dem Krank- und Verzweifeltsein danach.

Schöne Augenblicke mit Vera, wo wir lachen über unser Gekrabbele, einfach laut herauslachen über das, was uns kurz vorher noch zur Verzweiflung gebracht hat. Wir sind in ein schöneres Zimmer umgezogen, mit Veranda und Blick auf den Hotelgarten und hellviolette Blütenbüsche hinterm schützenden Drahtgitter.

Träumte wieder von Tante Lieschen, der Glotzäugigen, sie war die Hexe, die fordernde, und ihr Mann, Onkel Josef, der Teufel, der stumm wie ein Schatten mich überwachte. Sie bereiteten mir ein Ritual, damit ich das Böse gebäre. Ich bin hart und zu, Lieschen drückt auf meinen Bauch, stemmt sich darauf, meine Augen werden zu Teufelsschlitzen, ich schreie, blitze, mein Körper gerät in Bewegung, Schmerzen, Flüche. – Letztes Bild: Ich liege erschöpft im Gras, das Kind mit den teufelsschlitzigen Augen neben mir, sanfte Musik, und ich liebe es voller Angst.

Poona 23.10.80

Klaus, mein erster Freund, mit dem ich sieben Jahre zusammen war, hat heute Geburtstag. Gestern, als ich den kranken Micha traf, hat er mich blitzartig sehr an ihn erinnert, kurzer kalter Schreck: Habe ich mit Micha nur wiederholt, was ich schon so weit hinter mir glaubte? Trennungsschmerz, Frauenbewegung, neues Selbstbewußtsein – war all das Illusion, oberflächlich, und ich stehe wieder ganz am Anfang? –

Mittags noch im Bett, kriege heute die Kurve nicht, unbestimmte Angst vor dem Gewimmel draußen. Sexphantasien, großer Wunsch nach Haut an Haut, Liebesgefühle, unbestimmte, Angst, den Jürgen wiederzutreffen. Beim letzten Zusammentreffen ist etwas aufgeflackert zwischen uns, und beide haben wir dann die Kurve gekratzt. Dann haben wir uns noch dreimal wiedergesehen und sind wortlos aneinander vorbei. Er hat dichtgemacht, als ich ihm Goras Tennisball für Micha mitgegeben habe.

Was ist das nur für eine geheime Kette zwischen Micha, Karin, Jürgen, Beate? Beate, die auch mit Micha zusammen war, bis ich ihn ihr «weggeschnappt», der nervigen Dreiergeschichte ein Ende bereitet habe. Micha, der mit Jürgen befreundet ist. Beate, die mit Jürgen befreundet ist, Eifersuchtskämpfe zwischen Micha und Jürgen um sie, zwischen ihr und mir um Micha. Und jetzt Jürgen und ich … O no! Hiilfe! Sie kommt in vier Wochen. Die Alte läßt sich Zeit mit dem Kommen, sagt Jürgen. Dieser Clinch, ich krieg’s noch am Kopf, Tausende von Kilometern entfernt vom Ort des «ersten Geschehens» setzt er sich fort.

Muß heute die Gruppen bezahlen, 500, – DM, Mißtrauen, was passiert, wenn ich wieder krank werde? Bekomme ich das Geld zurück? Möchte mich absichern, zugleich nichts festmachen, mir offenhalten, ob ich zu den Gruppen gehe oder nicht. Blöde Trickserei.

Haß auf die Inder, die wie die Teufel hinter dem Geld her sind, immer habe ich das Gefühl, beschissen zu werden, selbst wenn ich Preise schwitzend um die Hälfte runterhandele. Bin unsicher mit den Farben, habe mir Sachen in einem helleuchtenden Rot gekauft, gleich gedacht, die verkaufe ich wieder oder tausche mit Beate, die todsicher Sannyas nehmen wird.

Dichtes Gewimmel in der Einkaufsstraße. Eine pockenvernarbte Frau, die Augen ganz zugeschwollen, verfolgt uns mit ausgestreckter Hand. Verkrüppelte, die ohne Unterleib auf Rollbrettern herumfahren, unsere Rikscha umlagert von bettelnden Kindern, die uns Säuglinge entgegenhalten, Blinde. Wir können uns nur dagegen wehren, indem wir sie wie Ungeziefer beiseite scheuchen. Einmal hat Micha etwas gegeben, und die Kinder haben uns nicht losgelassen, sich wie eine Traube an uns geklebt, immer mehr und mehr, nach unseren Taschen gegriffen.

Ganz oder gar nicht, mein Trauma, die Geschichte aus 1001 Nacht: Eine Alte bittet einen Jüngling, ihr eine Last abzunehmen, flehend, schwach. Er sagt zu, voller Mitleid. Sie bepackt ihn, immer schwerer, und je tiefer gebeugt er geht, desto mehr richtet sie sich auf, wird stark und keifend, springt selbst noch auf seinen Rücken und peitscht ihn vorwärts, und er ist ganz unten.

Micha roch nach Krankheit gestern. Er saß am Eingang zur Buddha-hall, weil er keine Rikscha bekommt. Ich erschrecke, er hockt dort in der Haltung der Bettler am Straßenrand, spricht mit leiser, jammernder Stimme. Er will zurück, will «nach Hause», verflucht den Ashram-Zirkus. Er ist so tief unten – ich wünsche ihm so, daß er bald wieder hochkommt. Er und ich und alle hier sind nicht erwachsen, aber hier können wir es werden, indem wir erst wie die Kinder werden. Ich habe das bei Micha so oft gespürt hinter all den Cowboy-Allüren, dieses Micha-Baby, darum kann ich bis zu einem gewissen Grad annehmen, was jetzt bei ihm offen ausbricht.

Fürchte meine Stärke, mißtraue ihr, oder möchte ich auch lieber das Baby sein, mich wieder flüchten in Krankheit, Jammern und Verantwortungslosigkeit? Nun, dann wird das geschehen, und ich werde einmal sehen, wie ich es bin, die den Jammer inszeniert.

 

abends

Zu, ich bin zu, halte fest im Bauch, Angst vor Geilheit und neuer Verletzlichkeit. Schönes Schnuckeln mit Micha, dem es heute viel besser geht, aber ich mache zu.

Setzte mich heute mittag im Vrindavan neben Jürgen, ohne mich bemerkbar zu machen, merkwürdige Genugtuung, als er mich wirklich nicht bemerkt. Kurze Zeit später gehe ich weg. War unsicher neben ihm, befangen, das ist neu. Signs of a new love? Huuh! Jesus, was für umständliche Spiele!

Poona, 25.10.80

Ständige Veränderungen, Vera will ausziehen, ich sei zu verschlossen, hochnäsig. Kurze Zeit später: Sie fühle sich so kindisch neben mir, so albern. Zuerst meine Traurigkeit, wieder allein, wieder verlassen, dann plötzliche Wut und endlich auch die Gedanken der Starallüren, so deutlich, wie ich sie mir früher nie eingestanden hätte: Diese Ratte, wer ist sie schon, soll froh sein, mit mir zusammensein zu können, ich bin viel weiter als sie … und immer so fort.

Das ist mein dickes Ding, die falsche Bescheidenheit, das Kokettieren mit meiner Besonderheit, das Herunterspielen meiner Bedeutung, meine Verachtung von Leuten, die prahlen … Oh, das steht mir noch bevor, in diese Abgründe hineinzusehen. Im Grunde finde ich mich ganz besonders toll, vor allem wenn ich meinen inneren und äußeren Reichtum im geheimen funkeln lasse.

Werde wohl jetzt endgültig allein wohnen.

Frust auf allen Ebenen, ich ertappe mich ständig bei falschen Grimassen, will festhalten, gefallen, als sei all mein Tun auf ein imaginäres Publikum ausgerichtet. Denke ständig in andere hinein, was eigentlich nur ich bin, zum Beispiel Jürgen, der «große Einsame», der hat zumindest genausoviel Angst vor love wie ich – dabei sehe ich ihn heute gleich mit drei Frauen turteln. Micha sehe ich nur drei Sekunden, seine Krankheit ist wie weggeblasen, seine Augen strahlen, dann ist er weg für den Rest des Tages. Shit. Ich fühle mich diesem «Fließen» nicht gewachsen, diesem Auf und Ab, Hin und Her, sekundenschnellen Stimmungswechseln, möchte festhalten. Angst, keine Liebe geben, bekommen zu können. Stolziere ständig an Leuten vorbei, die mir gefallen, ohne auf sie zugehen zu können.

Shit Kundalini, shit Musikgruppe – ich sehe die Ekstase rings um mich, ohne daß sie mich erfaßt. Kein Wunder, wenn ich sie will. Wie ich mich in mir getäuscht und geglaubt habe, schon soo weit zu sein, wellenweiche Tiefe in den Meditationen, Liebe atmen, Bhagwans Liebe spüren, mich hierherziehen lassen. All das war, gilt nicht mehr. Nur die beklommen aufgeregte Nüchternheit und ehrgeiziges Wollen, als gälte es, ein Klassenziel zu erreichen, und ich stehe am Punkt o, ganz klein und doof. – Gut, du liebe kleine Doofe, dann fängst du eben noch mal von vorne an. Und «besonders» sein möchte jeder, besonders schön, geliebt, erfolgreich – das ist nix Besonderes.

O ja, ich sehne mich nach einem Zimmer für mich allein. Aber warum, warum geht es nicht mit anderen? Ich werde noch weich gekocht hier mit meinen dreißig Jahren – und alles freiwillig! Ich bin wahnsinnig! verrückt!

Schön, die plötzliche Umarmung mit Jürgen, mein Herz klopft, leise Scham. Das geschah, ich weiß nicht, wer wen umarmt hat. Doch wieder mein Neid auf Michas neuen speed, Angst jetzt, daß er sich verliebt, das liegt hier einfach in der Luft, ogottogott, das kommt ja auch noch. Tatsächlich «hat» man jemanden sicherer, wenn’s ihm schlecht geht, während der freudestrahlende Micha mir immer wieder entschlüpft. O ja, verdammt, ich möchte jemanden «haben», fest in der Hand, jaulend an der Kette wie einen Hund, der mit all seinen Blicken am Herrchen klebt. O Karinchen, du warst schon mal weiter. Nee. Doch. O Puh-na!

Poona, 26.10.80

Meine erste Gruppe, Sarjana[2], Sprung ins kalte Wasser, und ich schwimme heute wie ein Fisch.

You are soft and open, sagt Vasumati, die Gruppenleiterin, zu mir. Komm her!

Sie sitzt vor Mary, einer rothaarigen Amerikanerin mit Intellektuellenbrille, viel Schmuck und weißer zarter Haut. Mary erzählt von ihrem «husband». Er läßt und läßt sie nicht … immer funktionieren … und die Kinder … Vasumati nickt und nimmt ihr mit zärtlichen Bewegungen die Brille ab, die Halsketten, zieht ihr die Ringe von den Fingern, streicht ihr die Haare aus dem Gesicht. You tell him, to piss off, sagt sie leise und lächelnd zu Mary, der Tränen in den Augen stehen. Vasumati zieht mich an den Schultern vor Mary. Piss off, sagt Mary leise und sieht beschämt in ihren Schoß. Mein Herz hämmert. Ich spüre meine Wut auf diesen «husband» irgendwo am anderen Ende der Welt. Lauter, sage ich zu Mary. Piss off, sagt sie und schlägt sich kraftlos die Faust in den Handteller. Jetzt werde ich auch wütend auf sie, dieses kraftlose, tränenfeuchte Leiden. Vasumati grinst. Lauter, lauter, brülle ich und rüttele Mary an den Schultern. Plötzlich beginnt sie zu brüllen, wir brüllen zusammen: Piss off! Hau ab! Ihr Gesicht wird krebsrot, die Augen scheinen ihr aus dem Gesicht zu springen, wir lachen, kreischen, wüten, schlagen die Fäuste in die Matratze: Piss off! Hau endlich ab, du Sau, verpiß dich! Wir fallen uns lachend in die Arme und kugeln uns auf der Matratze. Sie schreit, sie hat sich so nie gekannt, innerhalb von Minuten ist sie eine andere geworden.

Mein Festhalten im Bauch, wenn es um andere geht, wenn andere bittend, fordernd oder – das ist am unerträglichsten für mich – gebend vor mir sitzen. Ich schreie und schreie, weg, weg, ich halte die Spannung nicht aus, diesen Krampf in den Gedärmen, ich will, kann nichts geben, nehmen. Love all around – aber ich spüre, ich bin noch nicht reif für Liebe, Angst, Unsicherheit – warum nicht warten auf diese göttlichen Augenblicke, wo es einfach passiert, ohne mein Zutun und Planen. Reine Liebe ist hier in der Luft, ungepanschter Stoff zwischen allen und mit jedem. Das sind nicht wir – und trotzdem sehne ich mich nach einem, der mich, den ich meine. Ist es Micha? Ich weiß es nicht.

Ich spüre mein Wachsen, ich spüre genau, wie es schmerzt, das Dehnen und sich Öffnen schmerzt beim Atmen an den Festhaltestellen, und doch ist es zugleich reine, flutende Freude.

You are German? fragt Vasumati mich. Don’t take it so heavy. Ins Schwarze getroffen.

Mary, die um meine Hände bittet. Sie sitzt vor mir mit bittend geöffneten Händen, fleht, kriecht, bettelt um meine Hände. Ich winde mich, ich hasse sie, wie kann sie sich so demütigen. Nein, nein! schreie ich. Weg. Ich kann das nicht ertragen.

Wie viele innerhalb dieser ersten Stunden sich öffnen, schön werden. Das sind nicht nur wir, das ist Er.

Als jeweils zwei sich gegenübersitzen, händereichend, bleibe ich über. Setz dich in die Mitte, sagt Vasumati. Ich bin erleichtert. Allein. Ich schließe die Augen. Die Spannung fällt von mir ab. Musik, ein klarer kalter Wintertag. Es ist Weihnachten, ich bekomme ein Geschenk, ich ströme über vor Dankbarkeit.

Where are you going to? I don’t know but I’m moving on … singen wir abends in der Musikgruppe. Keine Worte für Freude, Seligkeit, keine schönen genauen Worte. Was für eine Welt, die nur für das Leiden die schönsten Bilder findet!

Poona, 27.10.80

morgens

Traum: Ute, meine ältere Schwester, wird zwischen zwei graue Schiebetüren gequetscht, ihr Bein wird abgequetscht, ich schreie und wüte, sie ist verletzt, die BVG, die Berliner Verkehrsgesellschaft, ist schuld, sie wird zahlen müssen. (Utes Autounfall, als ich drei Jahre alt war und – so die besorgten und zugleich gedämpft begeisterten Erzählungen meiner Mutter – blaß und «mucksmäuschenstill» dabeigestanden bin.) –

Micha so weit und unerreichbar – will ihn fragen, ob ich für eine Zeit bei ihm in der Hütte wohnen kann, möchte das einfach ausprobieren. Einfach noch mal diesen Sprung ins Zu-zweit-Sein wagen. In den letzten Jahren hatte ich mir geschworen, nie wieder mit einem Mann zusammenzuziehen – und habe vieles nur durch Vermeidung scheinbar «bewältigt».

Poona, 28.10.80

Ich sehe die Augen von Shanti Deva und Mary, halbgeschlossen, ein Flattern, Flackern, Schreien – Look! sagt Vasumati zu mir. That’s breathing.

Shanti Devas Bauch vibriert. She is really out of her mind. Ist verrückt vor Glück, ganz im Körper, lacht, schreit, strampelt, bleibt mit helleuchtenden Augen und tiefen, ruhigen Atemzügen in Vasumatis Schoß liegen.

Ich bin weich gekocht, zitternde Knie. Eine Frau, die vorher schreiend am Boden lag, der Körper hysterisch zuckend, geht mit weitausholenden, geduckten Schritten im Raum herum, schreitet die im Kreis Sitzenden ab, die Augen treten ihr vor, sie zischt wie eine Gans, und ich weiß, sie wird mich meinen, weil ich Angst habe. Dieses Zischen, diese vorquellenden basedowschen, wäßrig blauen Augen, die Adern gerötet – ich habe solche Angst.

I see fear in her eyes, meldet sie Vasumati und glotzt mich dabei unentwegt an. And loneliness and so much desire. – All das, was ich verstecken will, zählt sie laut plappernd den anderen auf. Mein Atem geht schwer, in Wellen, jede Welle schwappt höher. Ich krampfe die Hände im Schoß zusammen. Do what you wanna do with your hands, ruft Vasumati zu mir herüber. Ich schlage zu, ich drücke diese quelläugige, zischende Gans von mir weg. Schreiend springt sie auf mich, ein Mann dazu, als hätte er nur drauf gewartet, mich anzugreifen. Sie drängen mich in die Ecke, die Angst stoppt mein tiefes Wellenatmen, aber plötzlich – ich weiß nicht, woher ich diese Kraft habe – schiebe ich beide von mir, trete sie weg, daß sie vor mir auf den Rücken fallen.

Weiter, weiter – ich muß kämpfen mit ihr, hauen mit Stoffsäcken. Die Knie sind mir weich, der Atem jetzt flach und gepreßt, wir stehen im Kreis der Gruppe wie in der Arena, ich kann nicht, ich kann nicht … Diese starr quellenden Augen … Sie ist wie besessen von etwas Fremdem, mächtiger noch als ihre Person, das ist all around, bis unter die Zimmerdecke. Ich kann nicht, ich … lasse mich fallen, verziehe das Gesicht, wimmere.

Get up! schreit Vasumati mich an. That’s what you have done all your life.

Wieder hoch, der ganze Körper ist mir so weich, als fehlte ihm das Knochengerüst, und überall die schlammig braundunkle Angst … Genug! Ich falle, ich weine, Mary, die mich zart in die Arme nimmt. Die Hysterische kämpft weiter mit einem Mann, sie ist wie eine Furie, Zorngiftundgalle sprühend … Stop! sagt Vasumati. Die beiden stehen sich gegenüber, schwer atmend. Fangen plötzlich an, sich zu streicheln. Vasumati lacht. That’s what you really want.

Ich weine, daß es mir die Augen aus dem Kopf zieht. Ich habe den Punkt verpaßt, ich habe den Kampf nicht bis auf die Höhe getrieben, wo die Wutwelle überschwappt und runterfällt ins Liebestal. Ich fühle mich so allein, so ausgeschlossen.

In der Mittagspause laufe ich durch den Koregaonpark von unserem Gruppenraum zum Ashram rüber. Was ist nur? Plötzlich scheint vor mir ein Schleier zu zerplatzen, und ich sehe die Welt, wie sie wirklich ist, wache auf. Das flirrende Tanzen der Sonnensprenkel in zartgrün gefiederten Blattwedeln, überschäumende Blütenfülle, rot, violett, sonnensahnig, alles weitet sich, mein Herz so zärtlich und offen für das Blattgeranke, die windsprudelnden Bäume, die gelbwarmen Sonnenflecken und die schmutzstarrenden, großäugigen Kinder, die am Wegrand hocken, die hellstimmig plappernden Rikschafahrer und das rostige Fahrrad, das am Brückengeländer lehnt. Ich werfe den Kopf zurück und lache, glucksend, das Lachen steigt mir in leichten Blasen aus dem Bauch hoch in die Kehle zum Mund heraus, es lacht mich, sachter Kitzel innen und außen, unaufhörlich, und ich lasse es, bis es leise verebbt. –

Shanti Deva ist so schön, sie ist frei für diese eine Kraft, die die Bäume im Wind bewegt und die Palmwedel im nachtblauen Himmel tanzen läßt. Ihre Augen sind türkisgrün, hellschimmernd und unendlich tief zugleich. Wenn ich sie ansehe, öffne ich mich, mein Körper vibriert – aber dann stoppt mich die Angst.

Wir atmen zusammen, die Handflächen gegeneinandergepreßt, den Kopf zurückgelehnt. Wieder beginnen ihre Augenlider zu flattern, öffnet sich ihr Mund wie wachgeküßt, fällt sie glücksschreiend vor mir auf den Boden.

Es ist eins, sagt sie. Es ist mir passiert, als ich neben dir war, es ist eine Kraft, don’t mind that it wasn’t you, it came from you. – Sehnsucht und Angst zugleich.