Im Moment - Hansi Flick - E-Book

Im Moment E-Book

Hansi Flick

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Beschreibung

»Ich möchte Sie mitnehmen auf eine Reise, bei der es um weit mehr als Fußball gehen soll. Eine Reise, auf der wir über Freundschaft, Vertrauen, Wertschätzung, Loyalität und den besonderen Halt in der Familie sprechen. Über Teams und Führung, das Scheitern und ständige Aufstehen, das Leben im Hier und Jetzt.« Hansi Flick bekleidet nicht nur das höchste Amt im deutschen Fußball. Der leise Badener, der Journalistenfragen gern lächelnd und mit feiner Ironie kontert, gab bisher nur wenig von sich preis. Nun öffnet der Weltklassetrainer höchstpersönlich die Blackbox Hansi Flick. Am Beispiel zahlreicher Geschichten aus seinem Leben und seiner Karriere zeigt er, was der Fußball ihn gelehrt hat, wie man gestärkt aus Rückschlägen hervorgeht und was das Wichtigste im Leben ist: Familie und Freundschaft. Im Zentrum des Buches steht seine Führungsphilosophie, welche die Basis seiner Arbeit auf dem Platz und die Grundlage seines Erfolgs bildet.

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MIT JONATHAN SIERCK

HANSI FLICK

IM MOMENT

MIT JONATHAN SIERCK

HANSI FLICK

IM MOMENT

Über Erfolg, die Schönheit des Spiels und was im Leben wirklich zählt

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

Originalausgabe

1. Auflage 2022

© 2022 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: Marc-Torben Fischer

Umschlagabbildung: © Hannah Flick

Layout-Design: Kathrin Flick

Satz: Daniel Förster, Belgern; Andreas Linnemann, Oberhaching

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-7423-2126-8

ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-1902-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-1903-3

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Für meine Frau Silke. Du gibst mir Mut und machst mich stark.

Für meine Töchter Kathrin und Hannah. Es ist ein großes Geschenk, euer Papa sein zu dürfen. Ich danke euch für meine wunderbaren Enkelkinder.

Inhalt

Vorwort von Karl-Heinz Rummenigge

Was wirklich zählt

Kapitel 1: Was mich der Fußball gelehrt hat

Kapitel 2: Fußball, Vorbilder und Verantwortung

Kapitel 3: Über den Umgang mit Rückschlägen und Niederlagen

Kapitel 4: Über das Wichtigste im Leben

Kapitel 5: Über die Schönheit des Spiels

Kapitel 6: Führungsphilosophie

Kapitel 7: Das Team ist alles

Kapitel 8: Sich selbst treu bleiben

Nachwort

Danksagung

Über die Autoren

Vorwort

Als Hansi Cheftrainer wurde, hatten wir vom ersten Tag an ein besonderes Verhältnis. Wir hatten davor dieses eigenartige Spiel in Frankfurt gespielt, das wir 5:1 verloren, und ich habe auf der Rückreise schon gespürt: Es braucht eine Veränderung. Die Nacht auf den Sonntag konnte ich kaum schlafen. Ich hatte Sorge, dass wir kurzzeitig ins fußballerische Nirwana abrutschen, und habe mir die große Frage gestellt: Wie geht es weiter?

Am nächsten Tag saß ich länger mit Uli Hoeneß und Hasan Salihamidžić zusammen und wir haben diese Frage gemeinsam diskutiert. Uns war wichtig, dass kein Vakuum entsteht. So etwas ist nur für die Medien von Nutzen, die dann wild spekulieren.

Unser Schluss aus der Diskussion war: »Hansi soll es machen.«

Ich wusste nur nicht, ob er es überhaupt machen wollte. Ein Co-Trainer, der Nein sagt, weil er eine besonders starke Verbundenheit und Loyalität zum Chef hat, wäre mir nichts Neues gewesen. Nach einem klärenden Gespräch mit seinem Vorgänger haben wir Hansi kontaktiert und um ein Treffen an der Säbener Straße gebeten. Das war spätabends. An das Gespräch mit Hansi und sein Auftreten kann ich mich noch gut erinnern. Ich habe ihm die Lage geschildert und ihn ganz direkt gefragt: »Bist du bereit, die Nachfolge anzutreten?« Und was mir sofort gefallen hat, war, dass Hansi mich mit starkem Blick angesehen und mir direkt gesagt hat: »Ja.«

Ich habe ihm dann offen gesagt, dass wir erst mal nur bis auf Weiteres planen, und ihn gefragt, ob er ein Problem damit hat. Das hat er verneint und ich hatte auf Anhieb ein gutes Gefühl.

Gleichzeitig gebe ich zu, dass ich bei seinem ersten Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund auch mit einem Schuss Nervosität in die Allianz Arena gefahren bin. Und mit Neugierde. Nervosität, weil wir zu dem Zeitpunkt nicht gut in der Tabelle dastanden. Neugierig, weil ich sehr gespannt war, was er mit der Mannschaft gemacht hatte, wie er spielen ließ und wie die Mannschaft reagierte. Dann ist das Spiel auf eine Art und Weise gelaufen – das war wirklich unglaublich. Als es 4:0 für uns stand, habe ich das Spiel zwar noch weiter verfolgt, vor allem aber die Zuschauer beobachtet. Ich wusste an dem Tag: Wir haben die Fügung des Schicksals auf unserer Seite und wir haben die richtige Entscheidung gefällt.

Es war hier etwas geschehen, das ich aus der Zeit mit Pep Guardiola kannte. Pep hat mal einen Satz zu mir gesagt, den ich nie vergessen werde: »Fußball muss Spaß machen.« Er meinte: »Wenn die Spieler Spaß haben, habe ich auch Spaß, dann haben die Zuschauer Spaß und dieser Funke springt dann von oben nach unten und von unten wieder nach oben.«

Mit Hansi war der Spaß zurück und mir war klar: Wir kommen wieder nach oben.

Dass dann tatsächlich so eine Saison vor uns stand, damit konnte natürlich niemand rechnen.

Die ersten drei Spiele unter Hansi haben wir souverän gewonnen. Dann kamen zwei Spiele, die ihn irritiert haben. Jeweils eine 1:2-Niederlage gegen Leverkusen und gegen Gladbach – obwohl wir beide Male ein gutes Spiel abgeliefert haben. Ich bin zu meiner aktiven Zeit als Vorstandsvorsitzender immer nach dem Spiel in die Kabine gegangen und habe mich je nach Ergebnis und Stimmungslage unterschiedlich verhalten. Nach dem Spiel gegen Gladbach habe ich mir in der Kabine einen Kaffee geholt, habe mich hingesetzt, keinen Ton gesagt und nur zugesehen. Ich habe gespürt: Hansi ist unzufrieden und etwas unruhig.

Auf dem Rückflug bin ich dann zu ihm gegangen und habe gesagt: »Bleib ruhig.«

Er meinte, wenn man so überflüssig verliere, sei das schwierig. Er hat mit sich gehadert. Daraufhin habe ich ihn gefragt, ob ich ihm eine Geschichte über ein Spiel unter Pep erzählen dürfe.

»Ein paar Monate nach seinem Dienstantritt hatten wir ein Auswärtsspiel in Leverkusen. Unsere Ergebnisse waren bis dahin insgesamt gut, aber es dauerte eine Weile, bis die Spieler intus hatten, was Pep genau von ihnen wollte. Wir hatten Erfolg, aber es war noch nicht die Spielweise, die Pep sich gewünscht hat. Und dann hatten wir dieses Spiel in Leverkusen und haben gespielt wie von einem anderen Stern. Das Spiel endete 1:1, wir hätten aber ohne Übertreibung 7:1 oder 8:1 gewinnen müssen.

Uli Hoeneß und ich sind nach dem Spiel in die Kabine und haben sofort gemerkt: Die Mannschaft ist unsicher und stocksauer auf sich selbst, dass sie das Spiel nicht gewonnen hatte, obwohl sie es – bei so einer Leistung – hätte gewinnen müssen.

Wenige Minuten später kam Pep in die Kabine. Er hat ebenfalls sofort gespürt, es herrscht Unruhe und Unzufriedenheit. Dann hat er gesagt: ›Hinsetzen.‹ Und als alle saßen, meinte er: ›Ruhe.‹

Als es wirklich ruhig war, sagte er: ›Ich möchte euch beglückwünschen. Ich bin jetzt seit vier Monaten hier und es war das seitdem mit Abstand beste Spiel. Ich weiß, dass ihr unzufrieden mit dem Ergebnis seid, aber so ist Fußball manchmal. Nur eins kann ich euch sagen: Das Entscheidende ist nicht das Ergebnis. Das Ergebnis kommt über die Spielqualität von allein zustande. Und unsere Spielqualität war heute top class. Ich sage euch: Wir gewinnen die nächsten zehn Spiele.‹

Und wir haben danach die nächsten 19 Spiele in der Bundesliga gewonnen.«

Diese Geschichte habe ich Hansi erzählt und ihm gesagt: »Hansi, wir haben heute gut gespielt. Wir haben auch gegen Leverkusen gut gespielt. Du wirst sehen, die nächsten Spiele gewinnen wir alle.«

Er hat mich erst etwas ungläubig angeschaut. Ich vermute, er war auch ein wenig dankbar, dass ich ihn so überhaupt nicht hinterfragt habe, sondern fest von einem gemeinsamen Weg und dem Erfolg überzeugt war.

So ist dann auch eine enge, besondere Beziehung entstanden. Er hatte Vertrauen zu mir und ich hatte Vertrauen zu ihm. Wir konnten offen über alles sprechen und wussten: Es bleibt immer beim anderen.

Die Frage, was genau Hansi mit dem Team gemacht hat, dass wir eine so historische Saison spielen konnten, liegt natürlich nahe. Sie kam immer wieder auf.

Hansi hat das klug gemacht: Er hat sofort mit den Protagonisten im Team gesprochen und die Mannschaft hinter sich gebracht. Es gelingt ihm, Ruhe reinzubringen, wo vorher Unruhe herrscht. Das war ihm zuvor auch beim DFB auf Anhieb gelungen. Bevor er Cheftrainer bei den Bayern wurde, hatte ich es noch nie erlebt, dass alle Beteiligten in einem Verein, inklusive der Fans und der Medien, derart geschlossen hinter einer Philosophie und einer Person stehen.

Er hat den Menschen zugehört, sich Zeit für sie genommen. Und er hat Fragen gestellt. Er wollte von den Spielern wissen, was sie selbst ändern würden, und er hat eng mit ihnen kooperiert. Das ist ein wichtiger Faktor im Coaching heute: Die Spieler müssen überzeugt werden und überzeugt sein, denn sie sind viel anspruchsvoller, als das noch zu meiner Zeit der Fall war. Hansi versteht es, die Spieler abzuholen, den Fokus auf das Spiel wiederherzustellen und Freude zu verbreiten. Gleichzeitig führt er die Mannschaft mit einer natürlichen Autorität, die hat Respekt vor ihm und seinen Entscheidungen. Ich würde ihn als eine Mischung zwischen Jupp Heynckes und Pep Guardiola beschreiben. Jupp, der sehr stark von seiner Einfühlsamkeit lebt, in Kombination mit der ein oder anderen taktischen Finesse von Pep. Hansi hat den richtigen Mix gefunden. Die Spieler wollen empathisch und vor allem ehrlich behandelt werden, sie müssen das Gefühl haben: Der Trainer kann mich weiterbringen.

Das war bei Hansi alles gegeben, und dann kann man auch mal so ein Jahr erleben, wie wir es unter ihm hatten. Was ihm da gelungen ist, ist etwas extrem Außergewöhnliches.

Hansis besonderes Händchen habe ich beim Finalturnier der Champions League in Lissabon beobachten dürfen. Da hatte man das Gefühl, man sei im Urlaub, obwohl das Team unglaublich gut, hart und konzentriert gearbeitet hat. Die Stimmung war einfach klasse. Hansi ist jemand, der sehr stark von Stimmungen lebt und diese auch bewusst positiv beeinflusst. Er lässt auch mal los, hat Spaß und lacht gern.

Von den Nationalspielern habe ich gehört, dass er auch 2014 bei der WM für eine vergleichbare Stimmung gesorgt hat. Das ist für ihn eine Grundvoraussetzung für den Erfolg: das gute Gefühl untereinander. Dafür bereitet er sich akribisch vor, denn so etwas muss gut geplant sein. Er kümmert sich zusammen mit seinem Team und der Teammanagerin persönlich um eine gute Unterkunft, um kleine Überraschungen und den besonderen Wohlfühlcharakter. Kein Verein kam so gut vorbereitet zum Turnier nach Lissabon wie wir. Die anderen Teams flogen kurzfristig ein, während sich unsere Mannschaft mit Hansi mehrere Tage lang an der Algarve auf jedes Detail vorbereiten konnte. Wir sind in grandioser Stimmung in Lissabon angetreten, was sich ja auch direkt im ersten Spiel gegen Barcelona widergespiegelt hat.

Es gibt eine Situation mit Hansi, die werde ich nie vergessen und die sagt auch einiges über ihn aus. Als wir in seinem zweiten Jahr – nach einem sensationellen Heimspiel gegen Gladbach – den siebten Titel mit ihm gewannen, habe ich mir zwei Gläser Champagner geschnappt und bin damit runter zu ihm in die Trainerkabine. Das hat ihn so überrascht, da hat er sich zehnmal bedankt. Er war total gerührt von der Aktion. Da habe ich zu ihm gesagt: »Entschuldige bitte mal! Wir haben jetzt den siebten Titel in weniger als 18 Monaten mit dir geholt – soll ich jetzt noch über irgendwas lamentieren?«

Aber so ist Hansi eben. Selbst in Momenten des größten Erfolgs bleibt er bescheiden. Das konnte ich auch nach dem Triumph in Lissabon feststellen. Vor dem Finale gegen Paris habe ich zu einem Mitarbeiter gesagt: »Wenn wir heute gewinnen, dann lassen wir es so richtig krachen. Das haben sich alle im Verein verdient.«

Auf dem Bankett nach dem Spiel habe ich dann – wie immer – eine kurze Rede gehalten, um mich zu bedanken. Die Mannschaft stand direkt hinter mir, aber ich habe mich gefragt: »Wo ist eigentlich Hansi?« Der stand einfach ganz hinten rechts irgendwo in der vierten Reihe in der Ecke. Da habe ich gesagt: »Hansi, du musst jetzt hier oben auf die Bühne kommen. Wegen dir stehen wir hier. Du bist immer so bescheiden, aber jetzt musst du mal kurz ins Rampenlicht.«

Das war ein wichtiger Moment für mich, weil ich da gespürt habe, wie er tickt. Viele drängen sich bei erster Gelegenheit in die Sonne, um ein paar Strahlen abzubekommen, obwohl sie kaum einen Beitrag geleistet haben. Bei Hansi ist es das genaue Gegenteil. Er hatte zusammen mit der Mannschaft den wichtigsten Beitrag geleistet und stand ganz still in der Ecke, um den Erfolg in Ruhe zu genießen. Das ist ein menschlich sehr feiner Zug – anderen den Vortritt zu lassen und mit sich selbst zufrieden zu sein.

Seine Entscheidung, den FC Bayern zu verlassen, konnte ich nachvollziehen. Man muss rückblickend auch fairerweise sagen, dass es die richtige Entscheidung war. Es ist eine hohe Kunst, zum richtigen Zeitpunkt aufhören zu können. Aber ich mache keinen Hehl daraus, dass ich die Tür kategorisch zumachen und ihn nicht gehen lassen wollte. Warum sollte ich auch so einen Trainer gehen lassen?

Die Zeit mit Hansi war außergewöhnlich. Und wenn ich ehrlich bin, ist sie mir fast zu schnell vergangen. Die 18 Monate mit ihm, das war nicht nur die erfolgreichste Phase des Vereins, sondern auch die Zeit, die ich beim FC Bayern am meisten genossen habe. Hansi würde ich mittlerweile als guten Freund bezeichnen. Ich kann mich auf ihn verlassen und weiß, wenn ich ein Problem hätte, ich könnte ihn anrufen und er würde, egal wo er ist, kommen und mir zur Seite stehen. Dafür möchte ich ihm danken und ihm alles Gute für seinen weiteren Weg wünschen.

Karl-Heinz Rummenigge

Was wirklich zählt

23. August 2020, Lissabon. Wir sind seit knapp zwei Wochen im Land und es knistert. Wenn ich in die Augen meiner Spieler blicke, sehe ich große Entschlossenheit und die Sehnsucht, diesen besonderen Pokal in die Höhe zu stemmen. Es geht um die Champions League, die begehrteste Trophäe im Vereinsfußball. Für viele von ihnen wäre es das erste Mal. Noch ist die Zeit nicht gekommen, um innezuhalten und zu reflektieren, was in den letzten 15 Monaten eigentlich passiert ist. Vorher gilt es, einen Auftrag zu erfüllen.

Wir wollen alle Titel holen, die es in einem Jahr zu gewinnen gibt. Für dieses Ziel wollen wir alles geben, jeder von uns. Raum für persönliche Befindlichkeiten gibt es in dieser Phase nicht. Das Team und unser gemeinsames Ziel werden allem übergeordnet. Wir unterstützen uns gegenseitig, sind fest davon überzeugt, dass die Zeit reif ist und wir uns für unsere aufopferungsvolle Arbeit der vergangenen Monate belohnen werden. Wenn ich vor der Mannschaft stehe, gibt es nur einen Gedanken: »Ich werde alles tun, damit diese Spieler sich ihren Traum erfüllen.«

Sie haben einmaligen Zusammenhalt bewiesen, haben während der ersten Corona-Lockdown-Phase mit eisernem Willen an sich, ihren Körpern und den taktischen Feinheiten gearbeitet. Sie haben enorme Professionalität bewiesen, wenn sie weniger Einsatzzeiten bekamen, und vor der mentalen Stärke und dem Umgang mit der hohen physischen und psychischen Belastung des Teams ziehe ich schon vor diesem Finale meinen Hut. Mit so einer Mannschaft arbeiten zu dürfen erfüllt mich mit Stolz und großer Dankbarkeit.

Knapp zwei Jahre zuvor hätte ich mir nicht erträumen können, an diesem Punkt zu stehen. Meine zweite Amtszeit beim größten Verein meiner Heimatregion, der TSG 1899 Hoffenheim, hatte ein jähes Ende gefunden; die anschließenden Monate glichen einer Odyssee der Selbstreflexion. Ich war auf der Suche nach einer neuen, stimmigen Aufgabe. Meine Überlegungen schwankten von einem Engagement in einem innovativen Sportprojekt in Nordamerika über einen kompletten Rückzug aus dem Fußballgeschäft bis hin zum Nichtstun. Vielleicht sollte ich einfach abwarten, bis sich eine passende Herausforderung ergab? Es war keine leichte Phase, dennoch war sie für mich persönlich extrem wichtig. Von den Lehren, die ich aus dieser Zeit gezogen habe, möchte ich in diesem Buch erzählen.

Die Menschen aus meinem Umfeld werden schmunzeln, wenn sie die nächsten Zeilen lesen. Sie alle haben vermutlich schon einmal einen Kalender mit Motivationssprüchen von mir erhalten. Mir gefallen kurze, prägnante Aussagen von großen Persönlichkeiten, die eine starke Botschaft enthalten. Eine davon lautet sinngemäß: Der Vorteil, wenn man am Grund angekommen ist, besteht darin, dass es an diesem Punkt nur noch in eine Richtung gehen kann. Das mag etwas platt klingen, aber dieser Gedanke hat mir in der Zeit nach Hoffenheim viel Kraft gegeben. Es kann befreiend wirken, wenn am Ende einer Zusammenarbeit die Zähler wieder auf null gestellt werden.

Ich fühlte mich an die großartige Rede von Steve Jobs an der Stanford-Universität 2005 erinnert. Er spricht darin unter anderem über die Zeit, nachdem er Apple das erste Mal verlassen musste, und er reflektiert über die Leichtigkeit, die ein Neustart mit sich bringen kann. Er erwähnt, welche Kreativität die Erfahrung in ihm freigesetzt hat. Nachdem Steve Jobs den Schmerz des gefühlten Scheiterns verarbeitet hatte, kam er zu dem Schluss, dass er noch immer liebte, was er tat. Das ging mir auch so. Meine zweite Phase bei Hoffenheim, auf die ich im dritten Kapitel ausführlicher eingehen werde, hat mich auf eigentümliche Art zurück zu mir selbst geführt. Mir wurde klar: Ich gehöre auf den Platz. Meine große Leidenschaft besteht darin, nah an den Spielern zu sein, sie fördern zu dürfen, ein Team aufzubauen und gemeinsam in der täglichen Arbeit große Ziele zu verfolgen. Das erfüllt mich. Dafür schlägt mein Herz.

Den Grundstein dafür, dass wir bei diesem – durch Corona bedingten – etwas außergewöhnlichen Play-off-Turnierformat der Champions League überhaupt dabei waren, hatten wir im Frühjahr gelegt. Im Achtelfinale ging es für uns gegen Chelsea London – was für mich ein wirklich besonderes Spiel war. Durch meine Zeit beim DFB und die vielen Turniere, bei denen ich dabei war, kannte ich den speziellen Nervenkitzel der K.-o.-Spiele zur Genüge. Als Cheftrainer auf Vereinsebene war es für mich jedoch das erste derartige Spiel. Wir hatten einen guten Lauf, waren im Kalenderjahr 2020 bisher ungeschlagen, hatten bis auf ein einziges Unentschieden alle Spiele gewonnen. Dennoch war mir klar: Von diesem Spiel hängt besonders viel ab. Das Abschneiden in der Champions League wird meine Zukunft als Trainer beim FC Bayern maßgeblich beeinflussen.

Der 3:0-Auswärtssieg bei Chelsea London war dann ein toller und wichtiger Erfolg für das gesamte Team. Es war ein Signal, dass in diesem Jahr mit uns zu rechnen war.

In der darauffolgenden Woche qualifizierten wir uns für das Halbfinale des DFB-Pokals, noch einmal fünf Tage später gewannen wir in der Bundesliga gegen Augsburg. Dann holte die Coronapandemie auch den Fußball ein. Der Ball sollte auf unbestimmte Zeit ruhen. Es war für uns – wie für alle Menschen in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen – eine eigenartige und immens herausfordernde Phase. Ich versuchte, im Moment zu leben, meine Spieler und das gesamte Staff-Team zu unterstützen. Gleichzeitig mussten wir stets auf Abruf bleiben, falls sich die Lage kurzfristig änderte und die Politik entschied, es dürfte wieder gespielt werden, zumindest ohne Zuschauer. Auch dazu später mehr.

Den Trip nach Lissabon hatten wir bewusst früh angetreten, um noch ein Kurztrainingslager an der Algarve einzulegen und uns zu akklimatisieren. Maßnahmen wie diese waren mir schon bei der Nationalmannschaft sehr wichtig gewesen – sie schweißen das Team zusammen, schärfen die Sinne, machen den Kopf frei von den Dingen des Alltags. Oliver Kahn, Hasan Salihamidžić und ich sind noch einmal vor die Mannschaft getreten und haben sie auf das erste Spiel gegen Barcelona eingeschworen und darauf, dass wir die maximale Dauer in Lissabon verbringen würden – bis zum Finale. Kathleen Krüger hat einen überragenden Job gemacht, was die Auswahl unserer Hotelanlage anging. Ein sensationeller Rückzugsort, eine echte Wohlfühloase, die uns allen guttat.

Vor dem Spiel gegen Barcelona hatte ich ein gutes Gefühl. Ich wusste: Wir haben gut trainiert, sind super vorbereitet und extrem fokussiert. Wir hatten wirklich alles getan. Jetzt hieß es: Die Leistung auf den Platz bringen. In solchen Momenten ist es mein Job, die Spieler zu unterstützen, sie stark zu machen und das gute Gefühl auf sie zu übertragen. Wobei die Jungs natürlich ohnehin motiviert waren: Alle wollten unbedingt weiterkommen. Niemand wollte nach nur einem Spiel wieder nach Hause fliegen.

Das Spiel gegen Barcelona war dann ein absoluter Traum. Manuel Neuer brachte hinten wie so oft eine Weltklasseleistung und wir spielten uns vorn regelrecht in einen Rausch. Als wir nach dem Spiel ins Hotel kamen, wurden wir vom gesamten Hotelpersonal mit Applaus empfangen. Die besondere Leistung des Teams wurde von allen Seiten honoriert. Und es war wirklich eine besondere Leistung! Was mir nach diesem Sieg jedoch am meisten imponierte, war der unmittelbare Wechsel der Spieler zurück in die Konzentration. Wir konnten an jenem Abend kurz durchatmen, an sich ging es jedoch Schlag auf Schlag.

Ich bin während der gesamten Zeit in Portugal täglich zwischen halb sieben und sieben aufgestanden, habe eine Stunde Sport gemacht und sehr genau auf die Ernährung geachtet. Die Spieler müssen auf dem Platz performen, aber wir im Trainerteam müssen genauso auf unsere Fitness und unsere Energie achten. Ich wollte, dass alle zu 100 Prozent spüren: Ich bin voll da.

Im Halbfinale wartete mit Lyon ein unbequemer Gegner auf uns. Die Franzosen hatten sich überraschend gegen das von Pep Guardiola trainierte Manchester City durchgesetzt – für Lyon gab es nichts zu verlieren. Solche Spiele, wenn alle erwarten, dass du gewinnst, sind häufig am gefährlichsten. Und wieder konnte ich der Mannschaft ein riesiges Kompliment machen, weil sie die Konzentration an keiner Stelle verlor und sich verdient durchsetzte. Die Spieler spürten: Wir haben hier eine große Chance, wir sind in diesem Jahr an der Reihe.

Ich beobachtete, wie sich unmittelbar nach dem Spiel ein Kreis von Spielern rund um Thomas Müller, Leon Goretzka, Joshua Kimmich und Robert Lewandowski detailliert darüber austauschte, was sich womöglich noch verbessern ließ. Diese Gier zu sehen, diesen Willen, an sich zu arbeiten, die komplette Identifikation mit dem Job – das ist ein Geschenk für jeden Trainer. Es ist ganz einfach der Schlüssel zum Topniveau einer Mannschaft.

Die Taktikbesprechung für das Finale gegen Paris fand einen Tag vor dem Spiel statt. Am Finaltag, dem 23. August 2020, folgte ich meinem normalen Rhythmus: Ich stand früh auf, trainierte, frühstückte, setzte mich mit meinem Trainerteam zusammen, um letzte Details zu klären. Die Spieler schwitzten noch einmal an, es gab eine kurze Besprechung, Mittagessen, gefolgt von etwas Zeit für jeden selbst. Ich machte einen kurzen Mittagsschlaf, schwamm ein paar Bahnen im Pool, verzichtete wie immer vor einem Abendspiel auf das Essen und konzentrierte mich auf die Abschlusssitzung. Denn dafür hatten wir etwas ganz Besonderes vorbereitet. Wir sprachen den finalen Matchplan durch, dann zeigten wir ein Video – einen emotionalen Film mit persönlichen Statements von Familienangehörigen, Kindern, Freundinnen und Freunden der Spieler. Wir hatten das vorab geplant: Wenn wir ins Finale kommen, schneiden wir ein Video mit letzten Glückwünschen und Botschaften für die Spieler zusammen. Und das Video war so beeindruckend gelungen, dass alle tief davon berührt waren. Als ich das Video vorab mit Kathleen erstmals angesehen hatte, hatten wir beide Tränen in den Augen.

Bei der Startaufstellung verließ ich mich auf mein Bauchgefühl. Ivan Perišić hatte ein klasse Turnier gespielt, aber mein Bauch sagte mir: Heute beginnt Kingsley Coman. Ivan war natürlich enttäuscht, aber er nahm es professionell. Er stellte sich in den Dienst der Mannschaft. Dass er nach dem Spiel zu mir kam und sagte: »Trainer, alles richtig gemacht«, zeigt für mich wahre Größe.

Die Freude nach dem Schlusspfiff war überwältigend, wobei ich den Trubel um uns herum gar nicht wirklich mitbekam. Ich ging zu meinem Kollegen Thomas Tuchel, den ich sehr schätze, nahm wahr, dass Neymar weinte. Ich fühlte mich wie in einem Traum. Nach der Pressekonferenz ging ich noch einmal zurück auf den Platz und sah, wie David Alaba, Serge Gnabry und Jo Kimmich mit einer Trommel im Mittelkreis saßen. Das war einfach schön, so etwas trägt man sein ganzes Leben mit sich. Momente wie diesen stillschweigend aufzusaugen entspricht meinem Naturell viel mehr, als die Freude lauthals herauszubrüllen.

Als ich mir einige Tage später im Urlaub das Spiel noch einmal ansah, begeisterten mich vor allem die Szenen, in denen die Ersatzspieler gezeigt wurden. Wie sie das Team anfeuerten und beim Schlusspfiff vor Freude schier zu platzen schienen – etwas Schöneres gibt es nicht. Dass sich die Spieler hier ihren großen Traum erfüllen konnten, sich so bewegt und voller Emotionen zeigten, das genoss ich am allermeisten.

Nach der Rückreise aus Lissabon wollte ich auf dem schnellsten Weg zu meiner Familie auf die Balearen. Der Moment des Innehaltens war gekommen. Während der Reise auf die geliebte Insel und in den ersten Tagen des gemeinsamen Urlaubs begann ich zu begreifen, wie glücklich ich mich schätzen durfte. Was für ein außergewöhnliches Abenteuer ich gerade durchlaufen hatte! Immer wieder dachte ich: Kann mich mal jemand zwicken, was passiert hier eigentlich gerade!

Und als wir abends in größerer Runde gemütlich beim Essen zusammensaßen, verspürte ich das Bedürfnis, mit den Menschen, die ich am meisten liebe, einige Gedanken zu teilen. Im Leben kann es schnell in die eine, dann wieder in die andere Richtung gehen – genau deshalb ist es so wichtig, dass man das macht, was einem wirklich Freude bereitet.

Vor allem zu meinen Töchtern und ihren Partnern sagte ich: »Macht euch wirklich Gedanken darüber, was ihr vom Leben möchtet. Das Herz und eure Intuition wissen genau, was ihr wollt. Vertraut auf eure Stärken, auf eure Leidenschaft, auf das, was in euch steckt. Seid offen, bleibt neugierig, um immer dazuzulernen und euren eigenen Weg zu finden.«

Diese Botschaft lag mir sehr am Herzen. Auch meiner Frau gegenüber, die sich häufig zuerst darum kümmert, dass es allen anderen gut geht, betonte ich, wie wichtig es ist, auch auf sich selbst zu schauen, um die eigenen Interessen nicht zu vernachlässigen.

Viel zu oft zerbrechen wir uns den Kopf darüber, was in Zukunft alles passieren könnte oder in der Vergangenheit nicht gut gelaufen ist. Ich ziehe jedoch für mich viel Kraft und Lebensfreude daraus, möglichst jeden Moment intensiv wahrzunehmen und zu genießen. Ich weiß nicht, ob ich nur für mich spreche, aber am glücklichsten und lebendigsten fühle ich mich, wenn ich voll präsent bin – in der Gegenwart.

Deswegen schreibe ich dieses Buch in der jetzigen Phase. Als Jonathan und ich angefangen haben, über ein mögliches Buchprojekt zu sprechen, dachte ich mir zuerst: »Das kommt zu früh.« Doch nachdem die Idee weiter gereift ist, habe ich das Bedürfnis, das ich an dem Abend auf den Balearen verspürte, gewisse Botschaften und Erkenntnisse zu teilen, in größerem Maße empfunden. Meine Karriere als aktiver Profi, als Kleinunternehmer, als Co-Trainer und Cheftrainer bei europäischen Topklubs, als Sportdirektor sowie als Geschäftsführer Sport und nun als Nationaltrainer haben mich einiges gelehrt. Ich durfte den WM-Pokal und die Champions-League-Trophäe in die Höhe stemmen, habe Entlassungen am eigenen Leib miterlebt und sowohl beruflich wie auch privat die größten Glücksmomente und den tiefsten Schmerz erfahren.

Als ich hin und wieder in kleineren und größeren Kreisen über diese Erfahrungen sprach, habe ich zunehmend gespürt: Da entsteht eine Resonanz. Von meiner Frau habe ich gelernt, dass es Türen öffnet, wenn man sich anderen mitteilt. Es schafft Verbindungen, kann Mut machen, im Idealfall beim anderen einen Gedanken auslösen, der für eine neue Haltung, ein bewussteres Handeln und eine neue Perspektive sorgt. Für eine kleine Veränderung im Leben.

Das ist mein Anliegen und mein Wunsch für dieses Buch und vor allem für Sie, liebe Leserinnen und Leser. Ich möchte Sie mitnehmen auf eine Reise, bei der es um weit mehr als Fußball gehen soll. Eine Reise, auf der wir über ewige Werte, über Freundschaft, Vertrauen, Wertschätzung, Loyalität und den besonderen Halt in der Familie sprechen. Über Teams und Führung, das Scheitern und ständige Aufstehen, das Leben im Hier und Jetzt.

Viel Freude beim Lesen!

Ihr Hansi Flick

Kapitel 1

Was mich der Fußball gelehrt hat

Seit ich denken kann, ist Fußball präsent in meinem Leben. Meinem Vater war es als Kind noch verboten, selbst zu spielen, aber im Erwachsenenalter ist er seiner großen Leidenschaft als Spieler und Fan so oft wie möglich nachgegangen. Da meine Oma leider nicht mehr unter uns ist, kann ich verraten: Meinem Vater gelang es auch als Kind immer mal wieder, auszubüxen und trotzdem ein wenig zu kicken.

Er hat bei uns in der Dorfmannschaft von Mückenloch gespielt, und ich erinnere mich noch gut daran, wie sehr ich es geliebt habe, vor den Spielen seine Schuhe zu putzen und ihm dann zuzuschauen. Er spielte auf allen Positionen, vom Stürmer über den Torwart bis hin zum Libero; mein Vater blühte auf dem Platz durch den Fußball so richtig auf. Er wirkte frei und unbeschwert, und es faszinierte mich schon als kleinen Jungen, was dieser Sport aus Menschen machen kann.

Ich war wirklich immer dabei und fühlte mich sofort zu diesem besonderen Spiel hingezogen. Mit fünf Jahren begann ich selbst gegen den Ball zu treten, und bei der Begeisterung, die damals entstand, ist es bis heute geblieben. Ich habe dem Fußball alles gegeben, was in mir steckt: Herz, Einsatz, Wille, Schweiß, Blut, Tränen, Lebenszeit und jede Menge Geduld. Im Gegenzug hat der Fußball mein Leben reicher gemacht und mich so einiges gelehrt, worauf ich wirklich nicht hätte verzichten wollen.

Die positive Feedbackspirale

Für mich geht es im Leben darum, die eigene Leidenschaft zu entdecken und die eigenen Fähigkeiten und Stärken entsprechend zu entwickeln. Wenn man mit der Sache auch noch seinen Unterhalt bestreiten und seine Familie durchbringen kann, hat man hinter einen ganz wesentlichen Baustein im Leben schon mal einen Haken gesetzt. Wie ambitioniert man dann ist, wie weit man kommen möchte und welchen Preis man zu zahlen bereit ist, das muss jeder und jede für sich selbst entscheiden.

Bei mir war früh klar: Ich wollte alles rausholen und war bereit, auf vieles zu verzichten. Wenn meine Schulkameraden abends auf Partys gegangen sind, blieb ich zu Hause, um mich auf den nächsten Tag vorzubereiten. Ich habe damals schon auf ausreichend Schlaf Wert gelegt und mir Trainingspläne für die Woche geschrieben, die ich mir vor dem Zubettgehen noch einmal angesehen habe. Später, als ich Profi bei den Bayern war, hat sich Lothar Matthäus oft darüber amüsiert, wie früh ich schlafen gegangen bin.